Freitag, 4. März 2016

John Franklin 1786-1847


John Franklin 1786-1847

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/vunxiiNzHmE

 

John Franklin (* 15. April 1786 in Spilsby, Lincolnshire; † 11. Juni 1847 vor der King-William-Insel in der kanadischen Arktis) war ein britischer Konteradmiral und Polarforscher.

 

Franklin wurde in Spilsby, Lincolnshire als eines von zwölf Kindern geboren. Eine seiner Schwestern war die Mutter von Emily Tennyson, der Frau des Dichters Alfred Tennyson.

 

Mit 14 Jahren entschied sich Franklin für eine Karriere als Seefahrer und nahm 1801 an der Schlacht von Kopenhagen und 1805 an der Schlacht von Trafalgar teil. Während letzterer diente er an Bord der HMS Bellerophon. Ein Onkel Franklins war Kapitän Matthew Flinders, mit dem er von 1801 bis 1803 Australien umsegelte. 1814 nahm Franklin an der Schlacht von New Orleans teil. Seine erste Polarexpedition, die seine Faszination für diese Region begründete, erlebte er 1818 unter der Leitung von David Buchan. Während einer verheerend verlaufenden Expedition 1819–1822 von der Hudson Bay zur Mündung des Coppermine River und zur Kent-Halbinsel im Nordwesten Kanadas waren Franklin und seine Mannschaft gezwungen, Flechten und Ähnliches zu essen, um zu überleben. Sie versuchten sogar, ihre Lederstiefel zu verzehren, was Franklin den Spitznamen „der Mann, der seine Schuhe aß“ eintrug. Nach Großbritannien zurückgekehrt, heiratete er 1823 die Dichterin Eleanor Anne Porden und verfasste den Expeditionsbericht zu seiner zurückliegenden Reise, was ihm zu einer gewissen Bekanntheit und Popularität verhalf. Seine Frau starb bereits 1825, kurz nachdem sie Franklin überzeugt hatte, trotz ihrer schlechten Gesundheit eine erneute Expedition nach Nordwestkanada und Alaska durchzuführen. Im Verlauf der bis 1827 andauernden Expedition erforschte Franklin zunächst die Küste zwischen den Mündungen von Mackenzie River (die er als zweiter Europäer nach Alexander MacKenzie 1789 erreichte) und Coppermine River, dann nach zwischenzeitlicher Rückkehr zum Großen Bärensee die Küste westlich der Mackenzie-Mündung bis fast zur Mündung des Colville River.

 

1828 heiratete Franklin Jane Griffin, eine Freundin seiner ersten Frau, und wurde 1829 von König Georg IV. in den Adelsstand erhoben.

 

1836 ernannte man ihn zum Gouverneur von Tasmanien. Als ein der Aufklärung und den Wissenschaften verpflichteter Mensch sorgte er auf Tasmanien nach kurzer Zeit für Veränderungen. So gründete er dort eine Messstation zur Messung der Schwankungen des Erdmagnetismus. Auch versuchte er zusammen mit seiner Frau das kulturelle Leben vor Ort durch wissenschaftliche Lesungen und Exkursionen zu bereichern. Sowohl Dumont d’Urville als auch James Clark Ross machten während ihrer Antarktisexpeditionen in Hobart Station und tauschten sich intensiv mit Franklin zu den bisherigen Ergebnissen ihrer Forschungsreisen aus. Franklins weltoffene und humanistische Geisteshaltung führte jedoch auch innerhalb der dortigen Kolonie zu Konflikten, die 1843 in seiner Abberufung mündeten. Vor diesem Hintergrund ist seine Bereitschaft zu sehen, sich im hohen Alter von fast 60 Jahren den Strapazen einer erneuten mehrjährigen Arktisexpedition zur weiteren Erforschung des Erdmagnetismus und der Durchsegelung der Nordwestpassage zu stellen.

Die letzte Expedition

→ Hauptartikel: Franklin-Expedition

Die Schiffe der Franklin-Expedition etwa 1845 auf der Suche nach der Nordwestpassage

Gräber der Franklin-Expedition aus dem Jahr 1846 auf der Beechey-Insel – Blick über die Erebus and Terror Bay auf Devon Island

 

Nachdem er die nötigen Gelder aufgetrieben hatte, brach er am 19. Mai 1845 mit zwei Schiffen, der HMS Terror und der HMS Erebus, und 129 Mann Besatzung zu einer letzten Expedition auf, von der er nicht zurückkehren sollte. In den folgenden elf Jahren wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, den Verbleib der Expeditionsteilnehmer zu klären. 1854 fand ein anderer Entdecker, John Rae, Hinweise auf Franklins Schicksal, und dessen zweite Frau, Lady Jane Griffin, finanzierte weitere Expeditionen, die nach den verschwundenen Männern suchen sollten. 1859 entdeckte eine dieser Gruppen einige Leichen und eine Notiz von Franklins Stellvertreter. Sie gab Auskunft über das Schicksal der Expedition und den Tod Franklins.

 

Auch wenn die von der britischen Regierung, Franklins Witwe und dem US-amerikanischen Reeder Henry Grinnell finanzierten Expeditionen, die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Franklin suchten, ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, trugen sie doch wesentlich zur Erforschung und Kartographierung des kanadischen Nordens und des Kanadisch-Arktischen Archipels bei. An der Suche nach Franklin beteiligt waren unter anderem die Polarforscher Edward Belcher, Robert McClure, Elisha Kent Kane, Isaac Israel Hayes, Edward Inglefield, William Kennedy, Joseph-René Bellot, Francis Leopold McClintock, Charles Francis Hall und Edwin De Haven.

 

Es existieren verschiedene Theorien über das Schicksal der Expedition. Unter anderem wird vermutet, dass die Teilnehmer an einer chronischen Bleivergiftung starben, ausgelöst durch die mitgeführten, mangelhaft verlöteten Konservendosen. Ursache dieser Vermutung waren ein erhöhter Bleigehalt, der in den sterblichen Überresten einiger Teilnehmer nachgewiesen werden konnte. Dem ist entgegenzuhalten, dass seinerzeit ein erhöhter Bleigehalt in Blut und Gewebe nicht so außergewöhnlich war, mitverursacht beispielsweise durch den jahrelangen Gebrauch von Zinnbechern, Trinken von verunreinigtem Wasser usw. schon lange vor der Expedition, da Blei im Körper nur sehr langsam abgebaut wird und sich daher akkumuliert. Eine Bleivergiftung an sich führt darüber hinaus nicht zwangsläufig zum Tode.

 

Wahrscheinlich erkrankten die überlebenden Expeditionsteilnehmer, nachdem sie die beiden im Eis festgefrorenen Schiffe aufgegeben hatten, an Skorbut. Auf der King-William-Insel gefundene Knochenreste legen den Verdacht nahe, dass die letzten Überlebenden am Ende sogar dem Kannibalismus verfielen. An den Knochen einiger Expeditionsteilnehmer ließen sich eine Vielzahl typischer Schnitt- und Stichmuster nachweisen, die aus forensischer Sicht durch Zuschneiden der Leichen zum Verzehr des Fleisches entstanden. Um diesem Vorwurf zu widersprechen, wurde und wird teilweise von britischer Seite behauptet, es handele sich um Verletzungen durch Tierfraß (Eisbären) bzw. es könne zu Auseinandersetzungen mit den Inuit gekommen sein.

 

Anfang September 2014 wurden die Überreste eines der beiden Expeditionsschiffe Franklins in der Victoria Strait geortet, wobei erst Anfang Oktober klar wurde, dass es sich dabei um die Erebus handelt.[1] Gemäß Canadian Hydrographic Service wurde das Wrack im Queen Maud Gulf bei O’Reilly Island entdeckt.[2]

Franklin als literarische Figur

 

Der deutsche Schriftsteller und Historiker Sten Nadolny beschreibt Franklins Leben in seiner Romanbiographie Die Entdeckung der Langsamkeit (1983). Diese ist jedoch bewusst nicht authentisch gehalten, denn der Protagonist des Romans ist im Gegensatz zum realen Vorbild ein der Langsamkeit verpflichteter Mensch mit modernen Idealen.

 

In Dan Simmons’ Roman Terror wird die (teilweise fiktive und darüber hinaus mit Horrorelementen versetzte) Geschichte seiner letzten Expedition und deren Scheitern erzählt.

 

Im Roman Polarsturm von Clive Cussler wird auf die Franklin Expedition Bezug genommen. Nach Franklins Tod fallen dort Mitglieder der Expedition durch Quecksilbervergiftungen dem Wahnsinn anheim und sterben schließlich.

 

Der 1955 (und 1979 in einer Überarbeitung) erschienene Roman ... und das Eis bleibt stumm von Martin Selber zeigt eine mögliche Version der Geschehnisse.

 
Zwischen 2011 und 2013 trat ein kindlicher John Franklin als Nebenfigur in der Comicserie MOSAIK auf, die während der Hefte 430 bis 446 die Australienexpedition von Matthew Flinders zum Handlungsmotiv



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