John Franklin 1786-1847
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/vunxiiNzHmE
John Franklin (* 15. April 1786 in Spilsby, Lincolnshire; †
11. Juni 1847 vor der King-William-Insel in der kanadischen Arktis) war ein
britischer Konteradmiral und Polarforscher.
Franklin wurde in Spilsby, Lincolnshire als eines von zwölf
Kindern geboren. Eine seiner Schwestern war die Mutter von Emily Tennyson, der
Frau des Dichters Alfred Tennyson.
Mit 14 Jahren entschied sich Franklin für eine Karriere als
Seefahrer und nahm 1801 an der Schlacht von Kopenhagen und 1805 an der Schlacht
von Trafalgar teil. Während letzterer diente er an Bord der HMS Bellerophon.
Ein Onkel Franklins war Kapitän Matthew Flinders, mit dem er von 1801 bis 1803
Australien umsegelte. 1814 nahm Franklin an der Schlacht von New Orleans teil.
Seine erste Polarexpedition, die seine Faszination für diese Region begründete,
erlebte er 1818 unter der Leitung von David Buchan. Während einer verheerend
verlaufenden Expedition 1819–1822 von der Hudson Bay zur Mündung des Coppermine
River und zur Kent-Halbinsel im Nordwesten Kanadas waren Franklin und seine
Mannschaft gezwungen, Flechten und Ähnliches zu essen, um zu überleben. Sie
versuchten sogar, ihre Lederstiefel zu verzehren, was Franklin den Spitznamen
„der Mann, der seine Schuhe aß“ eintrug. Nach Großbritannien zurückgekehrt,
heiratete er 1823 die Dichterin Eleanor Anne Porden und verfasste den
Expeditionsbericht zu seiner zurückliegenden Reise, was ihm zu einer gewissen
Bekanntheit und Popularität verhalf. Seine Frau starb bereits 1825, kurz
nachdem sie Franklin überzeugt hatte, trotz ihrer schlechten Gesundheit eine
erneute Expedition nach Nordwestkanada und Alaska durchzuführen. Im Verlauf der
bis 1827 andauernden Expedition erforschte Franklin zunächst die Küste zwischen
den Mündungen von Mackenzie River (die er als zweiter Europäer nach Alexander
MacKenzie 1789 erreichte) und Coppermine River, dann nach zwischenzeitlicher
Rückkehr zum Großen Bärensee die Küste westlich der Mackenzie-Mündung bis fast
zur Mündung des Colville River.
1828 heiratete Franklin Jane Griffin, eine Freundin seiner
ersten Frau, und wurde 1829 von König Georg IV. in den Adelsstand erhoben.
1836 ernannte man ihn zum Gouverneur von Tasmanien. Als ein
der Aufklärung und den Wissenschaften verpflichteter Mensch sorgte er auf
Tasmanien nach kurzer Zeit für Veränderungen. So gründete er dort eine Messstation
zur Messung der Schwankungen des Erdmagnetismus. Auch versuchte er zusammen mit
seiner Frau das kulturelle Leben vor Ort durch wissenschaftliche Lesungen und
Exkursionen zu bereichern. Sowohl Dumont d’Urville als auch James Clark Ross
machten während ihrer Antarktisexpeditionen in Hobart Station und tauschten
sich intensiv mit Franklin zu den bisherigen Ergebnissen ihrer Forschungsreisen
aus. Franklins weltoffene und humanistische Geisteshaltung führte jedoch auch
innerhalb der dortigen Kolonie zu Konflikten, die 1843 in seiner Abberufung
mündeten. Vor diesem Hintergrund ist seine Bereitschaft zu sehen, sich im hohen
Alter von fast 60 Jahren den Strapazen einer erneuten mehrjährigen
Arktisexpedition zur weiteren Erforschung des Erdmagnetismus und der Durchsegelung
der Nordwestpassage zu stellen.
Die letzte Expedition
→ Hauptartikel: Franklin-Expedition
Die Schiffe der Franklin-Expedition etwa 1845 auf der Suche
nach der Nordwestpassage
Gräber der Franklin-Expedition aus dem Jahr 1846 auf der
Beechey-Insel – Blick über die Erebus and Terror Bay auf Devon Island
Nachdem er die nötigen Gelder aufgetrieben hatte, brach er
am 19. Mai 1845 mit zwei Schiffen, der HMS Terror und der HMS Erebus, und 129
Mann Besatzung zu einer letzten Expedition auf, von der er nicht zurückkehren
sollte. In den folgenden elf Jahren wurden zahlreiche Anstrengungen
unternommen, den Verbleib der Expeditionsteilnehmer zu klären. 1854 fand ein
anderer Entdecker, John Rae, Hinweise auf Franklins Schicksal, und dessen
zweite Frau, Lady Jane Griffin, finanzierte weitere Expeditionen, die nach den
verschwundenen Männern suchen sollten. 1859 entdeckte eine dieser Gruppen
einige Leichen und eine Notiz von Franklins Stellvertreter. Sie gab Auskunft
über das Schicksal der Expedition und den Tod Franklins.
Auch wenn die von der britischen Regierung, Franklins Witwe
und dem US-amerikanischen Reeder Henry Grinnell finanzierten Expeditionen, die
Mitte des 19. Jahrhunderts nach Franklin suchten, ihr eigentliches Ziel nicht
erreichten, trugen sie doch wesentlich zur Erforschung und Kartographierung des
kanadischen Nordens und des Kanadisch-Arktischen Archipels bei. An der Suche
nach Franklin beteiligt waren unter anderem die Polarforscher Edward Belcher,
Robert McClure, Elisha Kent Kane, Isaac Israel Hayes, Edward Inglefield,
William Kennedy, Joseph-René Bellot, Francis Leopold McClintock, Charles
Francis Hall und Edwin De Haven.
Es existieren verschiedene Theorien über das Schicksal der
Expedition. Unter anderem wird vermutet, dass die Teilnehmer an einer
chronischen Bleivergiftung starben, ausgelöst durch die mitgeführten,
mangelhaft verlöteten Konservendosen. Ursache dieser Vermutung waren ein
erhöhter Bleigehalt, der in den sterblichen Überresten einiger Teilnehmer
nachgewiesen werden konnte. Dem ist entgegenzuhalten, dass seinerzeit ein
erhöhter Bleigehalt in Blut und Gewebe nicht so außergewöhnlich war,
mitverursacht beispielsweise durch den jahrelangen Gebrauch von Zinnbechern,
Trinken von verunreinigtem Wasser usw. schon lange vor der Expedition, da Blei
im Körper nur sehr langsam abgebaut wird und sich daher akkumuliert. Eine
Bleivergiftung an sich führt darüber hinaus nicht zwangsläufig zum Tode.
Wahrscheinlich erkrankten die überlebenden
Expeditionsteilnehmer, nachdem sie die beiden im Eis festgefrorenen Schiffe
aufgegeben hatten, an Skorbut. Auf der King-William-Insel gefundene
Knochenreste legen den Verdacht nahe, dass die letzten Überlebenden am Ende
sogar dem Kannibalismus verfielen. An den Knochen einiger Expeditionsteilnehmer
ließen sich eine Vielzahl typischer Schnitt- und Stichmuster nachweisen, die
aus forensischer Sicht durch Zuschneiden der Leichen zum Verzehr des Fleisches
entstanden. Um diesem Vorwurf zu widersprechen, wurde und wird teilweise von
britischer Seite behauptet, es handele sich um Verletzungen durch Tierfraß
(Eisbären) bzw. es könne zu Auseinandersetzungen mit den Inuit gekommen sein.
Anfang September 2014 wurden die Überreste eines der beiden
Expeditionsschiffe Franklins in der Victoria Strait geortet, wobei erst Anfang
Oktober klar wurde, dass es sich dabei um die Erebus handelt.[1] Gemäß Canadian
Hydrographic Service wurde das Wrack im Queen Maud Gulf bei O’Reilly Island
entdeckt.[2]
Franklin als literarische Figur
Der deutsche Schriftsteller und Historiker Sten Nadolny
beschreibt Franklins Leben in seiner Romanbiographie Die Entdeckung der
Langsamkeit (1983). Diese ist jedoch bewusst nicht authentisch gehalten, denn
der Protagonist des Romans ist im Gegensatz zum realen Vorbild ein der
Langsamkeit verpflichteter Mensch mit modernen Idealen.
In Dan Simmons’ Roman Terror wird die (teilweise fiktive und
darüber hinaus mit Horrorelementen versetzte) Geschichte seiner letzten
Expedition und deren Scheitern erzählt.
Im Roman Polarsturm von Clive Cussler wird auf die Franklin
Expedition Bezug genommen. Nach Franklins Tod fallen dort Mitglieder der
Expedition durch Quecksilbervergiftungen dem Wahnsinn anheim und sterben
schließlich.
Der 1955 (und 1979 in einer Überarbeitung) erschienene Roman
... und das Eis bleibt stumm von Martin Selber zeigt eine mögliche Version der
Geschehnisse.
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