Donnerstag, 10. März 2016

Musik Synthesizer selbst bauen Anleitung

Musik-Synthesizer selbst bauen
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/y7q7ewTJFwc
Elektroakustik in der Technikausbildung? Warum nicht. Funktionsgeneratoren und Filterschaltungen sind Bestandteil der Elektronik- bzw. Elektrotechnikausbildung. Geht man von diesen Komponenten aus, so hat man bereits die Grundmodule eines Synthesizers, wie er von Robert Moog in den 60er Jahren entwickelt wurde. Aber worin besteht der Unterschied? Nun, beim Synthesizer werden die erzeugten Signalverläufe wie selbstverständlich hörbar gemacht. Und dies ist genau der besondere Reiz. Unser Gehör ist nämlich durchaus in der Lage Signalverläufe der Elektrotechnik zu deuten. Macht man sich diesen Umstand zu Nutze, so erschließen sich jenseits des Einsatzes der üblichen Messgeräte wie Multimeter, Oszilloskop und Frequenzzähler Möglichkeiten zur Bewertung von Signalen. Begriffe wie Amplituden- und Frequenzmodulation sind einfach zu verstehen, wenn man sie hören kann. Der Frequenzgang eines Filters bekommt Anschauung, wenn man ihn hörbar macht.
  Das Thema Elektroakustik im Allgemeinen hat jedoch bisher kaum Ausprägung in der Technikausbildung gefunden. An einen speziell für Ausbildungszwecke konzipierten Synthesizer war kaum zu denken. Die vorliegende Hausarbeit dokumentiert einen Synthesizer, der mit Blick auf die Erfordernisse von Ausbildung vom Autor entwickelt wurde. Diese Hausarbeit versteht sich aber auch als eine Art Handbuch zum Nachbau und zur Anwendung des Systems.
  Das erste Kapitel gibt zunächst einen Überblick über die Technik des Synthesizers, um dann Anforderungen zu formulieren. Es schließt mit der Vorstellung eines Konzeptes für einen Synthesizer, der den Ansprüchen für Ausbildung genügen soll. Im zweiten Kapitel wird dann die technische Realisierung des Synthesizers beschrieben. Mit einem Ausblick soll die vorliegende Arbeit schließlich abgeschlossen werden.
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2 Entwicklung des Synthesizers
Was ist ein Synthesizer, wie ist er aufgebaut und was produziert er eigentlich? Sicherlich muss man nicht jede Frage vollständig beantworten können, um einen Synthesizer zu bauen. Der Autor hat auch erst im Laufe des Entwicklungsprozesses eine umfassendere Sichtweise auf die genannten Fragestellungen gewonnen. Dennoch kommt man nicht umhin, sich diesen Fragen zu widmen. Im Folgenden werden zunächst einige Begriffe der musikalischen Akustik erläutert, der Begriff Synthesizer mit Inhalt gefüllt und die Anforderungen an einen "Synthesizer für Ausbildungszwecke" aufgestellt. Aus diesen drei Abschnitten ergibt sich dann das Konzept für den "Synthesizer für Ausbildungszwecke". Der Grund, zunächst einen Überblick über die musikalische Akustik und den Synthesizer als solchen zu geben, liegt in der Einschätzung, dem Leser so das Verständnis der Anforderungen zu erleichtern.
2.1 Musikalische Akustik
Auch wenn noch nicht feststeht, was ein Synthesizer ist und was er genau zu leisten vermag, so soll er doch zumindest Töne, Klänge und Geräusche erzeugen. Diese drei Begriffe meinen nicht dasselbe, haben jedoch u. U. eine Bedeutungsüberschneidung. [Stö05] S. 305f definiert die physikalische Bedeutung der Begriffe wie folgt:
* Töne sind rein sinusförmiger Schall einer einzigen Frequenz;
* Klänge sind Überlagerungen mehrerer diskreter Töne unterschiedlicher Amplitude und verschiedener Frequenzen in ganzzahligen Verhältnissen zueinander;
* Geräusche sind Überlagerungen von Tönen mit kontinuierlichem Frequenz-spektrum; es existiert keine Periodik.
  Musikinstrumente erzeugen aus physikalischer Sicht keine Töne, sondern Klänge. Denn zum eigentlich angespielten Ton mischen sich immer auch ganzzahlige Frequenzvielfache, die Obertöne. Spricht man von der Tonhöhe, so ist die Frequenz des vorherrschenden Grundtones gemeint. Spricht man von Klangfarbe,
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2 Entwicklung des Synthesizers
so meint man das Verhältnis der Amplituden der verschiedenen Frequenzen eines Klanges, siehe auch Abbildung 2.1 (S. 8).
Abbildung 2.1: Frequenzspektren (schematisch). (a): Ton, (b): Klang, (c): Geräusch (Quelle: [Stö05])
  Aus physikalisch-musikalischer Sicht bleibt nun noch zu klären, was es denn nun eigentlich ein Tonabstand oder eine Tonleiter ist. Das menschliche Gehör oder vielmehr das musikalische Klangempfinden unseres Kulturkreises empfindet die Folge von Tönen nur dann als wohlklingend, wenn die Frequenzen der Töne einem starren Schema entsprechen. Erster Bestandteil dieses Schemas ist ein beliebiger Frequenzbereich, dessen obere Grenze genau die doppelte Frequenz der unteren Grenze hat. Diesen Frequenzbereich nennt man Oktave. Innerhalb einer beliebigen Oktave sind die Töne nach dem Schema der Tonleiter angeordnet. Hält man innerhalb jeder Oktave das Schema der Tonleiter ein, so spielt es keine Rolle, welche absolute Frequenz die Oktave hat, lediglich der Tatbestand der Verdoppelung der Frequenz vom untersten Ton der Oktave zum obersten Ton der Oktave muss eingehalten werden.
  Wie ist jetzt aber das Schema der Tonleiter aufgebaut? Zunächst stellt man fest, dass die Tonleiter 8 Töne hat, siehe [Stö05] S. 306f. Daher hat auch die Oktave ihren Namen. Zu beachten ist lediglich, dass der 8. Ton der Oktave gleichzeitig wieder der erste Ton der nächsten Oktave ist. Die Frequenzen zweier aufeinanderfolgenden Töne einer Tonleiter stehen im Verhältnis eines oder zweier Halbtöne zueinander. Die Oktave ist nämlich in 12 Halbtöne, die im gleichen Verhältnis zueinander stehen geteilt. Da der höchste Ton der Oktave die doppelte Frequenz des tiefsten Tons der Oktave hat, muss die 12-malige Multiplikation des Halbton-Verhältnisses mit 1 gerade 2 ergeben. Das Halbton-verhältnis ist also ??? 12??. Der Begriff Halbtonverhältnis und die Anzahl von 12 lässt es schon erahnen, es ist keineswegs so einfach, dass man von der Frequenz
8
2 Entwicklung des Synthesizers
eines Tones der Tonleiter zur Frequenz des nächsten Tones durch einmalige Multiplikation mit 12??????.?? gelangt, vielmehr haben 6 Töne der Tonleiter einem Abstand von zwei Halbtonverhältnissen und zwei Töne einen Abstand von einem Halbtonverhältnis.
  Geht man jetzt noch der Frage nach, an welchen Stellen der Tonleiter die Halbtonschritte und an welchen Stellen zwei Halbtonschritte sind, ist man in der Noten- bzw. Musiklehre angelangt, denn Musiker unterscheiden 26 verschiedene Tonleitern. Auf die weitere Vertiefung kann jedoch hier verzichtet werden, die Technik des Synthesizers muss bei der musikalischen Funktionalität beachten, dass sich die Frequenz von Oktave zu Oktave verdoppelt, und dass zwischen den Tönen ein festes Frequenzverhältnis besteht, siehe Abbildung 2.2 (S. 9). Dieser Umstand des exponentiellen Verlaufs der Frequenzen der Töne wird noch bei dem Konzept des Synthesizers in einem späteren Abschnitt von Bedeutung sein.
16.000

,,,A ,,A ,A A a a' a"a''' a'''' a''''' a
Oktave
Abbildung 2.2: Frequenzen vs. Oktave
2.2 Der Synthesizer
Es bleibt die Frage: Worum handelt es sich bei einem Synthesizer. Das Fremdwörterbuch des Dudenverlags schreibt:
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2 Entwicklung des Synthesizers
Synthesizer der; -s, - (gr.-lat.-engl.): elektronisches Musikinstrument aus einer Kombination aufeinander abgestimmter elektronischer Bauelemente zur Erzeugung von Klängen u. Geräuschen
Mindestens zwei Aussagen lassen sich aus der Definition ableiten:
* Synthesizer erzeugen Klänge und Geräusche;
* Synthesizer sind elektronische Schaltungen, die auch modularisiert sein können.
  Tatsächlich lässt sich ein Synthesizer modularisieren, selbst wenn er diese Eigenschaft nicht offensichtlich nach außen trägt, so ist er jedoch zumindest intern modular, von einem software- oder computerbasiertem Synthesizer einmal abgesehen. Es gibt Module zum Erzeugen und Verändern von Geräuschen, Klängen und Tönen, die im Synthesizer als tonfrequente Wechselspannungen vorliegen. Im Folgenden werden diese Spannungen auch Audiospannungen genannt. Ferner gibt es Module, die nur indirekt etwas mit den Audiospannungen zu tun haben, sie erzeugen oder verändern Steuerspannungen, mit denen die Module für die Audiospannungen gesteuert werden. Das bedeutet, die Audiospannungs-Module besitzen Eingänge für Steuerspannungen, die die Erzeugung bzw. Veränderung der Audiospannungen steuern.
  Es kommt noch ein wenig komplizierter, auch die Module für die Steuerspannung besitzen teilweise Eingänge für Steuerspannungen, mit deren Hilfe wiederum die Gewinnung der Steuerspannungen beeinflusst wird. Man unterscheidet also zwischen Modulen zur Erzeugung und Veränderung von Audiospannungen und Modulen zur Erzeugung und Veränderung von Steuerspannungen. Für den Begriff Steuerspannung wird im Folgenden auch der englische Ausdruck Control Voltage, abgekürzt CV verwandt.
  Fachliteratur über modulare Synthesizer wie z. B. [Anw06] und [Hoe06] führen zumindest die folgenden Module auf:
* VCO (Voltage Controlled Oscillator): Ein Oszillator zur Erzeugung von Audiospannungen, dessen Frequenz über eine Steuerspannung variiert werden kann. Im Regelfall erzeugt ein VCO einen Klang, also ein Tongemisch, welcher durch nachgeschaltete Module verändert wird.
* VCF (Voltage Controlled Filter): Ein Filter zur Veränderung von Au-diospannungen, dessen Eck- bzw. Mittenfrequenz über eine Steuerspannung variiert werden kann. In der Regel wird dieses Filter vom VCO gespeist. Üblich ist, dass dieses Filter eine einstellbare Filtergüte hat, die so hoch eingestellt werden kann, dass das Filter auf seiner eingestellten Frequenz sogar mitschwingen kann und damit zu einer Signalquelle wird.
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2 Entwicklung des Synthesizers
* VCA (Voltage Controlled Amplifier): Ein Verstärker zur Beeinflussung von Steuer- oder Audiospannungen, dessen Verstärkung über eine Steuerspannung variiert werden kann. Mit dem VCA kann man z.B. zeitliche Lautstärkeverläufe erzeugen.
* LFO (Low Frequency Oscillator): Ein Frequenzgenerator zur Erzeugung von Steuerspannungen, dessen Frequenz über eine Steuerspannung variiert werden kann. Der LFO kann direkt die Frequenz des VCO oder indirekt die Lautstärke mittels des VCA beeinflussen. Man erhält im ersten Fall eine Frequenzmodulation und im Zweiten eine Amplitudenmodulati-on, musikalisch gesehen hätte man einen Vibrato- bzw. Tremolo-Effekt.
* ADSR (Envelope Generator): Ein Steuerspannungsgenerator, der nach einem Eingangsimpuls, dem so genannten Gate, eine sich zeitlich ändernde Spannung erzeugt. Der Verlauf der Spannung lässt sich über die 4 Parameter Attack, Decay, Sustain und Release, welche mittels Einstellknöpfen vorgegeben werden, beeinflussen. Das Modul wird eingesetzt um den Lautstärke- oder Tonverlauf eines Klanges, wie z.B. das Abschwellen der Lautstärke einer Klaviersaite oder den Klangverlauf einer Pauke zu erhalten.
* Noise Generator: Ein Audiospannungsgenerator, der ein in der Lautstärke einstellbares Rauschen erzeugt. Rauschen ist ein Geräusch mit einem kontinuierlichen Spektrum. Durch Filtern erhält man Geräusche, die Schlagzeuginstrumenten, Regen, Sturm, Brandung oder auch Händeklatschen ähneln.
* Keyboard: Ein Steuerspannungsgenerator, der in Abhängigkeit der jeweils gedrückten Klaviaturtaste eine Spannung erzeugt. Dabei ist die Höhe der Steuerspannung genau so gewählt dass ein angeschlossener VCO oder VCA genau die der Klaviaturtaste entsprechende Frequenz hat. Außerdem gibt das Keyboard an seinem Gate-Anschluß eine konstante Spannung ab, solange eine Taste gedrückt ist. Dieses Gate-Signal wird meist in das ADSR-Modul gespeist.
  Einen Überblick über die Hauptanwendungen der benötigten Module verschafft Tabelle 2.1 (S.12). Die genannten Module werden in aller Regel in einem Modulträger eingebaut, und benötigen noch einen Spannungsversorgung, die häufig ebenfalls als Modul ausgeführt wird.
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2 Entwicklung des Synthesizers
Eigenschaft
VCO
VCF
VCA
LFO
ADSR
Noise
Keyboard
Erzeugung von
ja
nein
nein
nein
nein
ja
nein
Audiospannun-gen







Veränderung von Audiospan-nungen
nein
ja
ja
nein
nein
nein
nein
Erzeugung von
nein
nein
nein
ja
ja
nein
ja
Steuerspannungen







Veränderung von Steuerspannungen
nein
nein
ja
nein
ja
nein
nein
Tabelle 2.1: Einteilung der Synthesizer-Module nach ihrer hauptsächlichen Verwendung
2.3 Anforderungen
Bei der Entwicklung des Synthesizers stellt sich das enorme Potenzial der Anwendung heraus, so dass teilweise ganz neue Anforderungen formuliert werden konnten. Drei Kategorien werden im Folgenden unterschieden: Anforderungen an die Didaktik, an die musikalische Funktionalität und an die allgemeine Handhabung.
Didaktische Anforderungen
Eine der wichtigsten Anforderungen, nicht nur aus didaktischer Sicht, ist die Elementarisierung zu funktionalen Modulen, um die Komplexität einer Lerneinheit anpassen zu können. Inhaltlich, soll der Synthesizer Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit den folgenden Aspekten geben:
* Klangunterschied von Sinus-, Dreieck- und Rechteckschwingung
* Wirkungsweisen von Hoch-, Band-, und Tiefpass
* Verlauf von Dreiecks-, und Sägezahnschwingungen
* Amplitudenmodulation
* Frequenzmodulation
* Tonleiter und Tonabstand
Musikalische Anforderungen
Ein Schüler, der nach kurzer Beschäftigung mit dem Synthesizer feststellen müs-
ste, dass dieser nur didaktische Ziele verfolgt und eigentlich "gar kein richtiger
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2 Entwicklung des Synthesizers
Synthesizer" für musikalische Zwecke ist, verliert zu Recht an Motivation. Ein vernünftiges Maß an Authentizität verhilft dem System vielleicht einmal zu einem interdisziplinären Einsatz im Musikunterricht oder einer AG. Vor diesem Hintergrund stehen die folgenden Ansprüche:
* Funktionsumfang muss mit bestehenden Synthesizern konkurrieren können
* eine Klaviatur muss vorhanden sein
* hinreichende Frequenzstabilität und Genauigkeit
* hinreichende auditive Signalqualität
Allgemeine Anforderungen
Der Nachbau des Synthesizers, die Kompatibilität zu vorhandenen didaktischen Modulsystemen, finanzielle Aspekte und andere Voraussetzungen schlagen sich in den nachstehend aufgeführten Anforderungen nieder:
* Schaltungen müssen auf Platinen mit den Maßen 50mm×100mm Platz finden
* jede Platine muss eine in sich geschlossene Funktionseinheit bilden
* einfach zu lötende Leiterbahnführung, keine SMD-Bauteile verwenden
* Signalanschlüsse werden mittels doppelt ausgeführter 1,3mm Lötstifte hergestellt
* Steuerspannungen werden im oberen Teil, Audiosspannungen im unteren Teil der Module angeordnet
* der logische Signalfluss sollte von links nach rechts sein, d. h. Eingänge werden auf der linken Seite und Ausgänge auf der rechten Seite angeordnet
* einheitliche Spannungsversorgung
* Unempfindlichkeit gegen Falschverbindungen
* Unempfindlichkeit gegen Brummeinstrahlung
* Modularität
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2 Entwicklung des Synthesizers
2.4 Konzept
Die Module des Synthesizers werden als Leiterplatten im bewährten Format 50mm?100mm realisiert. Diese Platinen nehmen die Schaltung, elektrischer Anschlüsse und Bedienelemente inklusive einer erforderlichen Beschriftung auf. Die Verwendung eines Rahmens, in den man die Module einschieben kann, erleichtert den Aufbau einer Konfiguration. Außer den Modulen, die im Abschnitt 1.2 aufgeführt sind, wird auch ein Modul zur Spannungsversorgung entwickelt. Die Spannungsversorgung wird mittels zweier, durchgängig gleich angeordneter, Molex-Steckverbindungen von Modul zu Modul durchgeschliffen. Alle übrigen Anschlüsse, vornehmlich für Audio- und Steuerspannungen, werden doppelt mit 1,3mm Lötstiften ausgeführt. Auf diese Weise kann z. B. ein Ausgang auf mehrere Eingänge geschaltet werden. Um die Möglichkeit des Mischens bzw. der Addition von Audio- und Steuerspannungen zu haben, werden alle Spannungseingänge als zweifach Summeneingang ausgelegt. Zudem erhalten die entsprechenden Platinen ein Poti, mit dem eine dritte, variable Steuerspannung zu den beiden anderen addiert werden kann.
 Damit das Zusammenarbeiten der Module untereinander oder auch nach außen gewährleistet ist, werden einige elektrische Parameter spezifiziert. Die Versorgungsspannung wird symmetrisch ausgelegt und beträgt ?12V. Die Au-diospannung wird auf 1VSS und die Steuerspannung auf den Bereich 0..10V festgelegt. ADSR und Keyboard arbeiten mit einem positiven Gate, das heißt die Gate-Spannung der Tastatur geht beim Drücken einer Taste von 0V auf 12V.
 Die Ansteuerung von VCO und VCF benötigt besondere Beachtung. Würde man die Frequenz der beiden Module proportional zur Höhe der Steuerspannung ändern, so müsste man allerhöchste Genauigkeiten in den niedrigen Oktaven haben. Denn wie bereits im Abschnitt Musikalische Akustik behandelt, bedeutet eine Frequenzänderung von beispielsweise 10Hz in der Kontraoktave (32Hz-64Hz) eine Erhöhung um mehr als zwei Halbtöne, in der 6-gestrichenen Oktave (8kHz-16kHz) dagegen nur eine Erhöhung um 1.000tel Halbton. Aus diesem Grund werden VCO und VCF mit Exponential-Verstärkern ausgestattet, die eine 1V/Oktave-Charakteristik haben. Man hat jetzt den Vorteil, dass 0V Steuerspannung der tiefsten Frequenz entspricht und sich die Frequenz bei jeder Erhöhung der Steuerspannung um 1V verdoppelt. Der Aufwand der Exponential-Verstärker wird mit einer einfachen Erzeugung und Verarbeitung der Steuerspannung belohnt: Die Klaviatur besteht im Kern aus einem Spannungsteiler mit 12 gleichen Widerständen, und man kann durch Addieren von konstanten Steuerspannungen eine Erhöhung oder Erniedrigung der Frequenz um einen konstanten Tonabstand erreichen, egal in welcher Oktave man gerade
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2 Entwicklung des Synthesizers
ist.
  Den Zusammenhang zwischen Steuerspannung CV und der Frequenz kann man der Tabelle 2.2 (S. 16) entnehmen. Man sieht, dass die Standardoktave bei Spannungen zwischen 3V und 4V erzeugt wird, welches einer Frequenz von ca. 262Hz bzw. ca. 523Hz entspricht. Das Klaviaturmodul ist genau für diese Oktave ausgelegt. Es unterteilt den Bereich von 3V bis 4V in genau zwölf gleiche Teile und liefert die entsprechenden Spannungen. Durch die exponentielle Verstärkung der Steuerspannung im VCO bzw. VCF enstehen aus der 12er-Teilung des Klaviaturmoduls, die dem Tonleiter-Schema entsprechenden Halbtonverhältnisse.
  Besondere Bedeutung hat das eingestrichene a’. Es wird auch Kammerton a genannt und hat die genormte Frequenz von 440Hz. Dieser Ton wird bei einer Spannung von 3,75V erreicht. Das Ende der Tabelle liegt bei 9V, welches dem 7-gestrichenem C entspricht und eine für ältere Menschen nicht mehr hörbare Frequenz von über 16,7kHz hat. Bei einer Steuerspannung von 0V erhält man eine Frequenz von ca. 32,7Hz, dies ist das ,C der Kontraoktave. Auf die Erzeugung der Töne der Subkontraoktave (16Hz-32Hz) wurde zu Gunsten einfacherer Schaltungen verzichtet.
  Zur Erhöhung der Schaltungsstabilität und des Störspannungsabstandes wurden einige Maßnahmen ergriffen. Die Impedanzen der Audioausgänge sind nie-derohmig ausgelegt, die Impedanzen der Audioeingänge betragen ca. 10k?. Analoge Schaltungsteile werden auf jedem Modul über LC-Filter von der Versorgungsspannung entkoppelt. Schwingneigungen wurde mit Gegenkoppelungs-maßnahmen entgegnet, deren Eckfrequenzen für die Steuerspannungen bei 1,3kHz und für die Audiospannung bei ca. 13kHz liegen.
15
2 Entwicklung des Synthesizers
Ton
Frequenz in Hz
Spannung in V

Ton
Frequenz in Hz
Spannung in V
,C
32,703
0,00

c”’
1046,502
5,00
,C#
34,648
0,08

c”’#
1108,731
5,08
,D
36,708
0,17

d”’
1174,659
5,17
,D#
38,891
0,25

d”’#
1244,508
5,25
,E
41,203
0,33

e”’
1318,510
5,33
,F
43,654
0,42

f”’
1396,913
5,42
,F#
46,249
0,50

f”’#
1479,978
5,50
,G
48,999
0,58

g”’
1567,982
5,58
,G#
51,913
0,67

g”’#
1661,219
5,67
,A
55,000
0,75

a”’
1760,000
5,75
,A#
58,270
0,83

a”’#
1864,655
5,83
,H
61,735
0,92

h”’
1975,533
5,92
C
65,406
1,00

c””
2093,005
6,00
C#
69,296
1,08

c””#
2217,461
6,08
D
73,416
1,17

d””
2349,318
6,17
D#
77,782
1,25

d””#
2489,016
6,25
E
82,407
1,33

e””
2637,020
6,33
F
87,307
1,42

f””
2793,826
6,42
F#
92,499
1,50

f””#
2959,955
6,50
G
97,999
1,58

g””
3135,963
6,58
G#
103,826
1,67

g””#
3322,438
6,67
A
110,000
1,75

a””
3520,000
6,75
A#
116,541
1,83

a””#
3729,310
6,83
H
123,471
1,92

h””
3951,066
6,92
c
130,813
2,00

C””’
4186,009
7,00
c#
138,591
2,08

C””’#
4434,922
7,08
d
146,832
2,17

D””’
4698,636
7,17
d#
155,563
2,25

D””’#
4978,032
7,25
e
164,814
2,33

E””’
5274,041
7,33
f
174,614
2,42

F””’
5587,652
7,42
f#
184,997
2,50

F””’#
5919,911
7,50
g
195,998
2,58

G””’
6271,927
7,58
g#
207,652
2,67

G””’#
6644,875
7,67
a
220,000
2,75

A””’
7040,000
7,75
a#
233,082
2,83

A””’#
7458,620
7,83
h
246,942
2,92

H””’
7902,133
7,92
c’
261,626
3,00

C”””
8372,018
8,00
c’#
277,183
3,08

C”””#
8869,844
8,08
d’
293,665
3,17

D”””
9397,273
8,17
d’#
311,127
3,25

D”””#
9956,063
8,25
e’
329,628
3,33

E”””
10548,082
8,33
f’
349,228
3,42

F”””
11175,303
8,42
f’#
369,994
3,50

F”””#
11839,822
8,50
g’
391,995
3,58

G”””
12543,854
8,58
g’#
415,305
3,67

G”””#
13289,750
8,67
a’
440,000
3,75

A”””
14080,000
8,75
a’#
466,164
3,83

A”””#
14917,240
8,83
h’
493,883
3,92

H”””
15804,266
8,92
c” 
523,251
4,00

C”””’
16744,036
9,00
c”#
554,365
4,08




d” 
587,330
4,17




d”#
622,254
4,25




e” 
659,255
4,33




f” 
698,456
4,42




f”#
739,989
4,50




g” 
783,991
4,58




g”#
830,609
4,67




a”
880,000
4,75




a”#
932,328
4,83




h” 
987,767
4,92
16



Tabelle 2.2: Der Zusammenhang zwischen Steuerspannung CV und Frequenz
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.1: Die 8 Module des Synthesizers
  Das Foto der Abbildung 3.1 zeigt alle 8 Module des Synthesizers, eingeschoben in einen Holzrahmen. Bei dem ganz linken Modul handelt es sich um das Modul "Spannungsversorgung und Auskopplung", in welches ein Steckernetzteil und die Lautsprecher, die im Hintergrund erkennbar sind, eingesteckt werden können. Dieses Modul ist beispielhaft mit dem daneben angeordnetem Modul über eine Litze verbunden. Zu Erkennen sind die Kabelbrücken, die jeweils ein Modul mit dem nächsten zur Spannungsversorgung verbinden. Trimmer mit kleinen Steckachsen wurden als Einstellpotenziometer verwendet. Die fotografischen Einzeldarstellungen der Module wurden ohne Steckachsen aufgenommen. Im Folgenden werden die einzelnen Module des Synthesizers beschrieben. Nach Möglichkeit wurde auf die Verwendung wiederkehrend gleicher Bauteile geachtet. So wird durchgängig der TL084 oder TL082 als Operationsverstärker eingesetzt. Dieser ist rauscharm, hat J-FET Eingänge mit sehr hohem Eingangswiderstand und eine niedrige Ausgangsimpedanz.
Hinweise zum Aufbau der Module
Die Platinen der Module sind doppelseitig, das bedeutet, dass einige Bautei-
le auch von oben angelötet werden müssen. Empfehlenswert ist, vor der Be-
17
3 Der Modul-Synthesizer
stückung entsprechende Markierungen im Bestückungsplan vorzunehmen, da nach der Bestückung einige der betroffenen Lötaugen schwer zu erkennen sind. IC’s sollten gesockelt werden, damit bei dem Verlöten von oben kein Hitzedefekt der IC’s eintreten kann. Die verwendeten Lötnägel haben quadratische Füße mit 1,3mm Kantenlänge. Deshalb müssen sie in die runden 1,3mm Bohrungen eingeschlagen werden. Dies sollte vor jeglicher Bestückung erfolgen, damit die Platinen nicht brechen.
3.1 VCO
VCO ist die Abkürzung des englischen Begriffs Voltage Controlled Oscilla-tor, übersetzt: Spannungsgesteuerter Oszillator. Dieses Modul erzeugt Sinus, Dreieck- und Rechteckschwingungen, deren Frequenz fout von den Steuerspannungen CV1, CV2 und CV3 nach folgender Beziehung abhängt: fout ????Hz ???CV 1+CV 2+CV 3. Der VCO hat also die gewünschte 1V/Oktave Charakteristik. Im Kontext eines Synthesizers wird das Sinus-Signal eines VCO-Moduls eher nicht benötigt. Da dieses Modul auch mit Blick auf eine weitergehende Verwendung in der Informationstechnik entwickelt wurde, sollten die drei Schwingungsgrundformen gleichzeitig abgreifbar sein.
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
VCO
Zweck
Erzeugung von Audiospannungen, steuerbarer Frequenz mit den Kurvenverläufen Dreieck, Rechteck und Sinus
Eingänge
CV1: Steuerspannung Frequenz (summierend)
CV2: Steuerspannung Frequenz (summierend)
Ausgänge
SINE: Sinus-Audiospannung
TRIANGLE: Dreieck-Audiospannung
SQUARE: Rechteck-Audiospannung
Bedienelemente
CV3: Poti für die Frequenz (summie-
rend)
Tabelle 3.1: Kurzbeschreibung des VCO
18
3 Der Modul-Synthesizer
Schaltung
Abbildung 3.2 (S.21) zeigt die Schaltung des VCO. CV1 und CV2 sowie die mittels TR2 auf dem Modul erzeugte CV3 werden von IC2D summiert. Der Vorteil dieses invertierenden Summierers liegt darin, dass ein offener Eingang einer angelegten Spannung von 0V entspricht. Die Eingänge sind mit 100k recht hochohmig, damit für TR2 kein allzu kleiner Wert gewählt werden muss. C5 unterdrückt hochfrequente Signale und sorgt für Stabilität. Diese Eingangsschaltung für Steuerspannungen wird auch bei den anderen Modulen so realisiert.
 Die invertierte Summe der CV wird in den Exponentialverstärker um IC2B, IC1A und T1 gespeist [UT02] S.769 und [Schb]. Dieser Verstärker setzt eine im Bereich von 0-9V liegende Spannung in einen Strom durch R4 von 9,5µA bis 3,1mA um. Der mathematische Zusammenhang zwischen der Steuerspannug CV und dem Strom I durch R4 lautet: I ???, ?µA ???CV . Die Temperaturkompensation des Exponentilaverstärkers übernimmt der NTC R14.
 Die Erzeugung der Tonfrequenzen wird dem integrierten Schaltkreis 8038 überlassen. Dem Datenblatt dieses Funktionsgenerators [Int01] sowie einer Ap-lication Note [Int96] sind zu entnehmen, dass über eine Spannung an Pin 4 die Frequenz geändert wird. Die Spannung an diesem Pin muss im Bereich von einigen Millivolt über der Versorgungsspannung bis herunter auf ?/? der Versorgungsspannung zzgl. 2V liegen, wobei höhere Spannung niedrigere Frequenz bedeutet.
 Damit der 8038 bis herunter zu einer Frequenz von 0Hz arbeitet, muss die Spannung an seinem Pin 4 einige 10mV über der Versorgungsspannung des IC’s liegen. Diese Möglichkeit verschafft der Spannungsabfall über D4. Damit die erzeugten Wechselspannungen symmetrisch um GND liegen, wurde auch D5 in die negative Versorgung eingeschliffen. Damit der 8038 seine Maximalfrequenz erzeugt, muss die Spannung an Pin 4 ca. 6V betragen. Diese eigenartige Ansteuerung übernimmt IC1B: ein Differenzverstärker, dessen Ausgangsmassepunkt auf die Versorgungsspannung von IC3 gelegt wurde, überträgt die Spannung über R4 zwischen dem Pin 4 des 8038 und seinem positiven Versorgungsanschluß Pin 6. Diese Schaltung wird z.B. auch bei [UT02] (S. 797) zum Aufbau einer Stromquelle verwandt. Übrigens auch im Datenblatt [Lin94] zum LT1228 einem OTA von Linear Technology ist die Schaltung zu finden. Beim VCF, wie auch bei dem VCA-Modul wird davon Gebrauch gemacht.
 IC2A, IC2B und IC2C verstärken bzw. schwächen die Audiospannungen auf ?VSS ab. Auch hier sind zur Erhöhung der Stabilität entsprechende Gegenkopplungen mit C2, C3, und C6 realisiert.
19
3 Der Modul-Synthesizer
Aufbau
Auf Grundlage der Hinweise von S. 17, der Stückliste (Tabelle 3.2, S. 22) und des Bestückungsplans (Tabelle 3.5, S. 25) wird die Leiterplatte des VCO bestückt. Der NTC-Widerstand R14 sollte vor dem Transistorpaar LM394 eingelötet und in Richtung des LM394 auf die Platine gebogen werden, so dass er unter den LM394 gelangt. Die fertige Schaltung wird wie folgt abgeglichen:
1. Frequenzzähler an den Rechteck-Ausgang anschließen.
2. Oszilloskop an den Dreieck-Ausgang anschließen.
3. 0V Steuerspannung einstellen, mit TR1 Frequenz auf 32Hz einstellen.
4. 3,75V Steuerspannung einstellen, mit TR3 und TR4 wechselseitig unter Einhaltung eines symmetrischen Dreieckignals auf eine Frequenz von 440Hz einstellen.
5. Schritte 3 und 4 wiederholen, bis keine gegenseitige Beeinflussung mehr feststellbar ist.
20
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.2: Schaltung des VCO
21
3 Der Modul-Synthesizer
Bauteil Wert Bezeichnung Quelle Bestell-Nr
Widerstände
R1, R2, R5, 100k Metallschichtwiderstand 1%
R7, R10, R12,
R17, R18
R3, R20 2M Metallschichtwiderstand 1%
R4 820R Metallschichtwiderstand 1%
R6, R8, R16, 10k Metallschichtwiderstand 1%
R25, R26
R9 33k Metallschichtwiderstand 1%
R11 5,6k Metallschichtwiderstand 1%
R13 12k Metallschichtwiderstand 1%
R14 4,7k NTC NTC Widerstand Reichelt NTC-0,2 4,7K
R15 4,7k Metallschichtwiderstand 1%
R19 270R Metallschichtwiderstand 1%
R21 15k Metallschichtwiderstand 1%
R22 2,2k Metallschichtwiderstand 1%
R23, R24 1k Metallschichtwiderstand 1%
R27 270k Metallschichtwiderstand 1%
R28 82k Metallschichtwiderstand 1%
Trimmer TR1, TR3, TR4
Segor PT6KV-5k
Segor PT10MV-10k

Kondensatoren
C1, C4, C5 1nF Vielschichtkondensator, RM5 Reichelt X7R-5 1n
C2, C3, C6 100pF Vielschichtkondensator, RM5 Reichelt NPO-5 100P
C7, C8 100µF Miniatur Elko Reichelt SM
100/16RAD
C9 100nF Vielschichtkondensator, RM5 Reichelt X7R-5 100n
C10 6,6nF Vielschichtkondensator, RM5 Reichelt
Spulen
L1, L2 10µF Spule SMCC 10µ
Halbleiter
D1 1N4148 Universaldiode Segor 1N 4148
D2, D3 4,7V Zenerdiode 0,5W Reichelt ZF 4,7
IC1 TL082 OP-AMP, Low Noise, JFET, 2 Reichelt TL082 DIL
fach
IC2 TL084 OP-AMP, Low Noise, JFET, 4 Reichelt TL084 DIL
fach
IC3 ICL8038 Funktionsgenerator IC Reichelt XR 8038CP
T1 LM394CH NPN Transistorpaar, super-
matched
Sonstiges
J1, J2 Molex-Stecker, 3pol, 2er Set
mit Kabel
Reichelt LM 394 TO
Conrad 743127
K1, K2, K3,
K4, K5, K6,
K7, K8, K9,
K10
1,3mm Lötnagel Conrad 526274
Tabelle 3.2: Stückliste zum VCO
22
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.3: Layout der Oberseite des VCO
23
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.4: Layout der Unterseite des VCO
24
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.5: Bestückungsplan des VCO
25
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.6: Ansicht des VCO
26
3 Der Modul-Synthesizer
3.2 VCF
VCF ist die Abkürzung des englischen Begriffs Voltage Controlled Filter, übersetzt: Spannungsgesteuertes Filter. Dieses Modul ist ein Hoch-, Band- und Tiefpass, deren Frequenz fout von den Steuerspannungen CV1, CV2 und CV3 nach folgender Beziehung abhängt: fout ????Hz ???CV 1+CV 2+CV 3. Das VCF hat also die gewünschte 1V/Oktave Charakteristik. Dieses Modul implementiert auf Grund didaktischer Überlegungen eine aus musikalischer Sicht eher nicht benötigte Funktion, nämlich den Hochpass.
  Eine Besonderheit des Filters ist die einstellbare Güte, die so hohe Werte erreichen kann, dass das Filter zu Eigenschwingungen mit der entsprechend eingestellten Frequenz angeregt werden kann.
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
VCF
Zweck
Filterung von Audiospannungen, mit steuerbarer Frequenz und einstellbarer Filtergüte mit der Möglichkeit zur Selbstschwingung
Eingänge
CV1: Steuerspannung Frequenz
(summierend)
CV2: Steuerspannung Frequenz
(summierend)
IN: Audiospannung
Ausgänge
HP OUT: Hochpass-gefilterte Audio-
spannung
BP OUT: Bandpass-gefilterte Audio-
spannung
TP OUT: Tiefpass-gefilterte Audiospan-nung
Bedienelemente
CV3: Poti für die Frequenz (summierend)
RESONANCE: Poti für die Güte bzw. Resonanz
Tabelle 3.3: Kurzbeschreibung des VCF
27
3 Der Modul-Synthesizer
Schaltung
Abbildung 3.7 (S. 30) zeigt die Schaltung des VCF. Der Eingangsteil für die Steuerspannungen, und der Exponentialverstärker um IC1a, T1, IC1C ist bereits vom VCO bekannt. Der Ausgangsstrom des Exponentialverstärkers wird jedoch hier mittels IC1D in einen erdfreien Strom [UT02] S. 797f umgesetzt, der aufgeteilt durch R19 und R20, in die Transkonduktanzverstärker (OTA) von IC2 bzw. IC3 gespeist wird. Da der Ausgang von IC1D nur einige Volt an die negative Versorgungsspannung herankommt, IC3 und IC2 jedoch an ihrem Stromeingängen fasst auf negativem Potential liegen, sorgt D1 für den nötigen Spannungsabfall.
  Die Filterung der Audiospannungen geschieht durch Universalfilter, siehe [Wid86a], [Wid86b] und [UT02] S. 860ff. In diesem Fall werden die Integratoren des Universalfilters dadurch steuerbar gemacht, dass sie durch OTA’s mit stromgesteuerter Verstärkung ersetzt werden. Da OTA’s einen Strom am Ausgang erzeugen, jedoch eine Spannung am Eingang benötigen, werden die Ausgangsströme der OTA’s mittels Transimpedanzverstärkern in Spannungen umgewandelt. Der LT1228 enthält eine Kombination aus OTA und Transimpe-danzverstärker und liefert in seinem Datenblatt [Lin94] auch eine Schaltung für einen rudimentären VCF, die hier teilweise übernommen wurde.
  Die Summierung der beiden Audiospannungen wird von dem Schaltungsteil um IC1B übernommen. Zur Störspannungsminimierung wurde die Eingangsimpedanz mit 10k? dimensioniert. Die Ausgangsimpedanzen des LT1228 sind genauso wie die des TL084 niedrig.
Aufbau
Auf Grundlage der Hinweise von S. 17, der Stückliste (Tabelle 3.4, S.29) und des Bestückungsplans (Tabelle 3.10, S.33) wird die Leiterplatte des VCF bestückt. Der NTC-Widerstand R13 sollte vor dem Transistorpaar LM394 eingelötet und in Richtung des LM394 auf die Platine gebogen werden, so dass er unter den LM394 gelangt.
  Die Schaltung wird abgeglichen, indem bei einer CV von 0V die Spannung über R5 mittels TR1 auf 14mV eingestellt wird. Dies entspricht einem Strom durch R4 von 9,5µA.
28
3 Der Modul-Synthesizer
Bauteil Wert Bezeichnung Quelle Bestell-Nr Widerstände
R1, R7 150k Metallschichtwiderstand 1%
R2, R6, R8, 100k Metallschichtwiderstand 1%
R10, R15,
R16
R3, R18 2M Metallschichtwiderstand 1%
R4, R5, R14, 1k Metallschichtwiderstand 1%
R31, R32
R9 33k Metallschichtwiderstand 1%
R11 5,6k Metallschichtwiderstand 1%
R12 12k Metallschichtwiderstand 1%
R13 4,7k NTC NTC Widerstand Reichelt NTC-0,2 4,7K
R17 270R Metallschichtwiderstand 1%
R19, R20, 3,3k Metallschichtwiderstand 1%
R22, R25
R21 2,2k Metallschichtwiderstand 1%
R23, R24,
R28, R33, R34
R26, R27,
R29, R30
10k Metallschichtwiderstand 1%
100R Metallschichtwiderstand 1%
Trimmer
TR1 5k Trimmer, 6mm liegend, f.
Steckachse
TR2 10k Trimmer, 10mm, liegend, f.
Steckachse
TR3 1M Trimmer, 10mm, liegend, f.
Steckachse
Kondensatoren
C1, C3 100µF Miniatur Elko Reichelt SM
100/16RAD
C2, C4, C5 1nF Vielschichtkondensator, RM5 Reichelt X7R-5 1n
C6, C7 3,3nF Vielschichtkondensator, RM6 Reichelt X7R-5 3n3
Spulen
L1, L2 4,7V ZD Zenerdiode 0,5W Reichelt ZF 4,7
Halbleiter
D1 1N4148 Universaldiode Segor 1N 4148
D2 TL084 OP-AMP, Low Noise, JFET, 4 Reichelt TL084 DIL
fach
T1 LM394CH NPN Transistorpaar, matched Reichelt LM 394 TO
IC1 LT1228 OTA. 1-fach Segor LT 1228 CN8
IC2, IC3 Molex-Stecker, 3pol, 2er Set Conrad 743127
mit Kabel
Sonstiges
J1, J2 1,3mm Lötnagel Conrad 526274
K1, K2, K3,
K4, K5, K6,
K7, K8, K9,
K10, K11,
K12, K13,
K14
10µH Spule SMCC 10µ
Tabelle 3.4: Stückliste zum VCF
29
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.7: Schaltung des VCF
30
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.8: Layout der Oberseite des VCF
31
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.9: Layout der Unterseite des VCF
32
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.10: Bestückungsplan des VCF
33
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.11: Ansicht des VCF
34
3 Der Modul-Synthesizer
3.3 VCA
VCA ist die Abkürzung des englischen Begriffs Voltage Controlled Amplifier, übersetzt: Spannungsgesteuerter Verstärker. Der VCA wird z. B. bei der Hüll-kurvenmodulation genutzt, indem er als CV eine Spannung vom ADSR bekommt, und die in der Lautstärke zu modulierende Audiospannung auf die Eingänge IN1 oder IN2 gegeben wird. Tremolo-Efekte erhält man, indem man als CV die Spannung des LFO nimmt.
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
VCA
Zweck
Spannungsgesteuerte Verstärkung von
Steuer- oder Audiospannungen; Summierung von Audio- oder Steuerspannungen
Eingänge
CV1: Steuerspannung Verstärkung (summierend)
CV2: Steuerspannung Verstärkung (summierend)
IN1: die zu verstärkende Audio- oder Steuerspannung (summierend)
IN2: die zu verstärkende Audio- oder Steuerspannung (summierend)
Ausgänge
OUT: Audio- oder Steuerspannung
Bedienelemente
CV3: Poti für die Verstärkung (summierend)
GAIN: Gesamtverstärkung (nicht summie-
rend)
Tabelle 3.5: Kurzbeschreibung des VCA
Schaltung
Abbildung 3.12 (S. 37) zeigt die Schaltung des VCA. Die Steuerspannungen werden mit IC1B summiert und in die erdfreie Stromquelle [UT02] IC1A gespeist. Diese erzeugt einen zur CV proportionalen Bias-Strom, der die Verstärkung des OTA, IC2A, steuert. Der OTA verträgt nur kleinste Eingangsspannungen, deshalb werden die zu verstärkenden Eingangspannungen mit dem Summierer IC1C und dem Spannungsteiler aus R15 und R19/TR4 entsprechend herabgesetzt. Der Ausgangsstrom des OTA wird mit dem Strom-Spannungsumsetzer IC1D in eine Ausgangsspannung umgewandelt. Die aktive Strom-Spannungswandlung
35
3 Der Modul-Synthesizer
hat den Vorteil, dass die Impedanzänderungen des OTA-Ausganges bei Änderung seines Bias-Stromes nicht zu ungewollten Knack-Geräuschen führt. Auch bei dem hier verwendeten OTA, dem LM13700, liegt der Bias-Anschluß auf einem Spannungsniveau knapp über der negativen Versorgungsspannung, so dass dem steuernden Operationsverstärker IC1A durch D1 ermöglicht wird einen Strom bis herab zu Null zu erzeugen, obwohl sein Ausgang noch Spannungen von 2-3V über der negativen Schiene hat.
Aufbau
Auf Grundlage der Hinweise von S. 17, der Stückliste (Tabelle 3.6, S. 38) und des Bestückungsplans (Tabelle 3.15, S. 41) wird die Leiterplatte des VCA bestückt.
  Die Schaltung wird in zwei Schritten abgeglichen: Bei maximaler CV, aufgedrehter Gesamtverstärkung und nichtanliegender Steuer- bzw. Audiospannung wird mit TR4 die Ausgangsspannung OUT auf 0V gestellt. Anschließend wird bei einer CV von 0V die Spannung über R5 mittels TR2 auf 0V eingestellt.
36
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.12: Schaltung des VCA
37
3 Der Modul-Synthesizer
Bauteil Wert Bezeichnung Quelle Bestell-Nr
Widerstände
R1, R3, R4, R6, R9, R10, R11
R2, R13, R15, R16, R18
100k Metallschichtwiderstand 1%
10k Metallschichtwiderstand 1%
R5, R8, R14 1k Metallschichtwiderstand 1%
R7, R17 33k Metallschichtwiderstand 1%
R12 15k Metallschichtwiderstand 1%
R19, R20 100R Metallschichtwiderstand 1%
Trimmer
TR1 10k Trimmer, 10mm, liegend, f.
Steckachse
TR2 1M Trimmer, 6mm liegend, f.
Steckachse
TR3 500k Trimmer, 10mm, liegend, f.
Steckachse
TR4 100R Trimmer, 6mm liegend, f.
Steckachse
Kondensatoren
C1, C4 1nF Vielschichtkondensator, RM5 Reichelt X7R-5 1n
C2, C3 100µF Miniatur Elko Reichelt SM
100/16RAD Spulen
L1, L2 10µH Spule SMCC 10µ
Halbleiter
D1 4,7V Zenerdiode 0,5W Reichelt ZF 3,3
IC1 TL084 OP-AMP, Low Noise, JFET, 4 Reichelt TL084 DIL
fach
IC2 LM13700 OTA, 2-fach Segor LM 13700 N
Sonstiges
J1, J2 Molex-Stecker, 3pol, 2er Set Conrad 743127
mit Kabel
K1, K2, K3,
K4, K5, K6,
K7, K8, K9,
K10
1,3mm Lötnagel Conrad 526274
Tabelle 3.6: Stückliste zum VCA
38
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.13: Layout der Oberseite des VCA
39
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.14: Layout der Unterseite des VCA
40
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.15: Bestückungsplan des VCA
41
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.16: Ansicht des VCA
42
3 Der Modul-Synthesizer
3.4 LFO
LFO ist die Abkürzung des englischen Begriffs Low Frequency Oszillator übersetzt: Niedrig-Frequenz-Oszillator. Der LFO erzeugt Steuerspannungen, die zur Modulation der Lautstärke oder der Frequenz einer Audiospannung geeignet sind. Dies erfolgt im Falle der Lautstärkemodulation mit Hilfe des VCA und im Falle der Frequenzmodulation über Einspeisung in einen der CV-Eingänge des VCO. Dieser VCO erzeugt Frequenzen im Bereich von ca. 0,3Hz -10Hz. Auch mit Blick auf die Didaktik wurde eine Einstellmöglichkeit für den Kurvenverlauf der Steuerspannung vorgesehen. Der Signalverlauf läßt sich stufenlos vom ansteigendem Sägezahn über Dreieck bis abfallendem Sägezahn einstellen, siehe Abbildung 3.17.
Abbildung 3.17: Kurvenformen des LFO
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
LFO
Zweck
Erzeugung von sägezahn- oder dreieckför-miger Steuerspannungen, zur Frequenz- und Amplitudenmodulation
Eingänge
keine
Ausgänge
OUT: Steuerspannung (z. B. für VCO oder
VCA)
Bedienelemente
PITCH: Poti für die Frequenz
SHAPE: Poti für den Kurvenverlauf
LEVEL: Poti für die Amplitude
Tabelle 3.7: Kurzbeschreibung des LFO
Schaltung
Abbildung 3.18 (S. 46) zeigt die Schaltung des LFO. Im Mittelpunkt der Schaltung steht ein Integrator um IC2C, dessen Ausgang die Steuerspannung mit den gewünschten Kurvenformen liefert. Dieser Integrator wird entweder mit einer positiven Spannung, Analogschalter IC4B geschlossen, oder einer negativen
43
3 Der Modul-Synthesizer
Spannung, Analogschalter IC2B geschlossen, gespeist. Die eingespeiste Spannung wird mittels R9 in einen Strom umgewandelt, denn genau genommen wird ein Strom zu einer Spannung integriert. Dabei ist die Ausgangsspannung des Integrators proportional zum Betrag der angelegten Spannung der Zeit und der reziproken Kapazität von C. Dies geht unmittelbar aus der Definition von Ladung: ?Q ? I?t und Kapazität: C ? QU hervor. Die Summe der Beträge der positiven und der negativen Spannung werden mit TR1 eingestellt. Da TR1 die Summe der Beträge aus positiver und negativer Eingangsspannung einstellt, ändert er nur die Frequenz, nicht jedoch den Kurvenverlauf. Möchte man das Verhältnis der Dauer von abfallender zu ansteigender Flanke ändern, so muss man das Verhältnis von positiver zur negativer Intergratorspannung ändern, dies bewerkstelligt TR2 [UT02] S. 895.
  Jetzt müssen nur noch die beiden Analogschalter IC4B und IC4C immer dann entsprechend geschaltet werden, wenn der Intergrator-Ausgang auf 0V abgefallen oder wenn der Integrator-Ausgang einen festen positiven Wert erreicht. Dies erledigt die Präzisionskomparator-Schaltung mit IC1A, IC1B und den, zu einem Flip-Flop konfigurierten, Analogschaltern IC4A und IC4D. Leider ließ sich hierfür nicht direkt der bekannte 555 verwenden, da er die untere Schaltschwelle nicht auf 0V, sondern auf ?/?UB hat. Zu beachten ist, dass das Analogschalter IC ein LV4966 ist. Ein gewöhnlicher 4066 hat nicht den benötigten Versorgungsspannungsbereich von ?12V.
  Damit die Amplitude des LFO zwischen 0V und ca. 10V einstellbar ist, wurde IC2D in die Schaltung aufgenommen. Man hätte auch die obere Schaltschwelle des Komparators einstellbar machen können, dies hätte jedoch bei kleinen Amplituden eine erhebliche Zunahme von Verzerrungen und Ungenauigkeiten zur Folge. Ursache ist das nicht perfekte Flip-Flop aus Analogschaltern und die nicht-linearen Spannungsabfälle an den Analogschaltern IC4C und IC4B. Bei genauer Betrachtung der Signale in Abbildung 3.17 fällt deshalb ein leichtes Durchhängen der Kurven auf.
Aufbau
Auf Grundlage der Hinweise von S.17, der Stückliste (Tabelle 3.8, S.45) und des Bestückungsplans (Tabelle 3.21, S.49) wird die Leiterplatte des LFO bestückt. Die Schaltung erfordert keinen Abgleich.
44
3 Der Modul-Synthesizer
Bauteil
Wert
Bezeichnung
Quelle
Bestell-Nr
Widerstände




R1, R4, R5,
10k
Metallschichtwiderstand 1%


R7, R9, R13,




R14




R2, R8, R11
1k
Metallschichtwiderstand 1%


R3, R10
100k
Metallschichtwiderstand 1%


R12
47R
Metallschichtwiderstand 1%


R15
15k
Metallschichtwiderstand 1%


Trimmer




TR1, TR3
10k
Trimmer, 10mm, liegend, f.
Segor
PT10MV-10k


Steckachse


TR2
1M
Trimmer, 10mm, liegend, f.
Segor
PT10MV-1M


Steckachse


Kondensatoren



C1, C2, C5
100nF
Vielschichtkondensator, RM5
Reichelt
X7R-5 100n
C3
1nF
Vielschichtkondensator, RM5
Reichelt
X7R-5 1n
C4, C6
100µF
Miniatur Elko
Reichelt
SM




100/16RAD
Spulen




L1, L2
10µH
Spule
Reichelt
SMCC 10µ
Halbleiter




ZD1
LM329
6,9V Präzisions Zenerdiode
Segor
LM 329 DZ
IC1
LM393
Komparator, 2-fach
Reichelt
LM 393 DIP
IC2
TL084
OP-AMP, Low Noise, JFET, 4fach
Reichelt
TL084 DIL
IC3
LC4966
Analogumschalter, 4-fach,
±15V
Reichelt
LC 4966
Sonstiges




J1, J2

Molex-Stecker, 3pol, 2er Set mit Kabel
Conrad
743127
K1, K2

1,3mm Lötnagel
Conrad
526274
Tabelle 3.8: Stückliste zum LFO
45
3 Der Modul-Synthesizer
Abbildung 3.18: Schaltung des LFO
46
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.19: Layout der Oberseite des LFO
47
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.20: Layout der Unterseite des LFO
48
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.21: Bestückungsplan des LFO
49
3 Der Modul-Synthesizer

Abbildung 3.22: Ansicht des LFO
50
3 Der Modul-Synthesizer
3.5 ADSR
Der ADSR erzeugt eine sich zeitlich ändernde Steuerspannung CV OUT, die für einen Lautstärkeverlauf nach dem Betätigen einer Klaviaturtaste genutzt werden kann. Eigentlich müßte dieses Modul Envelope Generator (dt. Hüll-kurvengenerator) heißen. man verwendet jedoch die Abkürzuung ADSR, weil diese 4 Buchstaben für die 4 einstellbaren Parameter dieses Moduls stehen: Attack (Anstiegszeit), Decay (Abfallzeit), Sustain (Halte-Niveau) und Release (Loslass-Zeit). Das Diagramm 3.23 beschreibt den Verlauf der Hüllkurve. Das Oszillogramm der Abbildung 3.24 stellt den Verlauf der Steuer- und Gatespan-nungen des ADSR Modul dar.
Abbildung 3.23: Schematische Darstellung einer ADSR-Hüllkurve, Quelle [Hoe06] S.19
Abbildung 3.24: Oszillogramm des ADSR, oben: CV OUT, unten: GATE
51
3 Der Modul-Synthesizer
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
ADSR
Zweck
Erzeugung einer Steuerspannung zur
Frequenz- und Amplitudenmodulation
Eingänge
GATE: Bei Übergang von 0V auf ca. 1V wird
der Hüllkurven-Zyklus gestartet.
Ausgänge
OUT: Steuerspannung (z. B. für VCA, VCF
oder VCO)
Bedienelemente
A: Poti für die Attack-Dauer
D: Poti für die Decay-Dauer
S: Poti für den Sustain-Level
R: Poti für die Release-Dauer
Cave!
Ist der Sustain-Level auf Null, so hat Release keine Wirkung.
Ist der Sustain-Level auf Maximum, so hat Decay keine Wirkung.
Tabelle 3.9: Kurzbeschreibung des ADSR
Schaltung
Abbildung 3.25 (S. 55) zeigt die Schaltung des ADSR. Die Idee der Schaltung wurde einer Internetquelle [Scha] entnommen. Kernstück ist der Präzisionskom-parator oder auch Timer genannte NE555. Hier wird jedoch die CMOS-Variante TLC555 [Ins05] verwendet, da andernfalls die Ströme aus den Eingängen zu Ungenauigkeiten führen. Die Schaltung lädt und entlädt Kondensator C6 über die drei einstellbaren Widerstände TR1, TR2 und TR4. TR3 ist als einstellbarer Spannungsteiler, dessen Massepunkt schaltbar ist, ausgelegt. IC1, T1 und IC2B sorgen nun dafür, dass die Lade- bzw. Entladepotis zu den richtigen Zeitpunkten eingesetzt werden.
  Geht die Spannung am Gate-Eingang über ca. 1V, wird T1 nichtleitend, dadurch wird eine Entladung von C6 über das Release-Poti beendet, gleichzeitig geht der Reset (Pin 4 des 555) auf high, so dass der kurze negative Impuls der zeitgleich durch C3 und D4 am Trigger (Pin 2 des 555) erscheint, den Ausgang Pin 3 high schaltet. Dadurch kann C6 über das Attack-Poti geladen werden. Da der Discharge Pin 7 offen ist liegt das Decay-Poti auf high und kann C6 nicht über D2 entladen. Ebenso ist das Release-Poti nicht in der Lage C6 über D3 zu entladen, da es ebenfalls aufgrund fehlenden Massepotentials voll high ist.
Hat sich C6 auf ?/? der Versorgungsspannung aufgeladen, detektiert dies der
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3 Der Modul-Synthesizer
555 über den Threshold Pin 6 und schaltet seinen Ausgang Pin 3 sowie seinen Discharge Pin 7 gegen Masse. Ersteres verhindert weiteres Aufladen von C6 über das Attack-Poti, zweites zieht den Spannungsteiler TR3 herunter und sorgt für ein Teilentladen von C6 über das Decay-Poti auf den vom Sustain-Poti eingestellten Wert. R1 sorgt übrigens dafür, dass der Sustain-Level auf jeden Fall unter ?/? der Versorgungsspannung liegt, dies ist ja, die gerade angesprochene, vom 555 festgelegte Threshold-Spannung.
  Geht nun die Spannung am Gate-Eingang wieder unter 1V, so sorgt der nun leitende T1 für die Restentladung von C6 über das Release-Poti. Außerdem versetzt er den 555 in den Reset-Zustand, so dass Pin 3 und Pin 7 auf jeden Fall low bleiben und C6 nicht geladen wird.
  Die mittels IC2A gepufferte Spannung von C6 wird schließlich an den Ausgang gegeben.
Aufbau
Auf Grundlage der Hinweise von S. 17, der Stückliste (Tabelle 3.10, S. 54) und des Bestückungsplans (Tabelle 3.28, S. 58) wird die Leiterplatte des ADSR bestückt. Die Schaltung erfordert keinen Abgleich.
3.6 Rauschgenerator
Der Einsatz eines Rauschgenerators mag zunächst überraschen, Rauschen ist allgemein eher als ungewolltes Nebenprodukt der Audiowiedergabe bekannt. Tatsächlich lassen sich viele Geräusche und auch Klänge von einer Rauschspannung ableiten. Dieser Rauschgenerator liefert Weißes Rauschen, welches in der Amplitude über alle Frequenzen konstant ist und Rosa Rauschen, welches über den hörbaren Frequenzbereich einen reziproken Amplitudenabfall hat, so dass in jeder Oktave eine annähernd gleiche Leistung erbracht wird.
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
Noise
Zweck
Erzeugung einer Audiospannung: Rauschen
Eingänge
keine
Ausgänge
WHITE NOISE: Audiospannung: Weißes
Rauschen
PINK NOISE: Audiospannung: Rosa rauschen
Bedienelemente
LEVEL: Poti für die Amplitude
Tabelle 3.11: Kurzbeschreibung des Rauschgenerators
Schaltung
Abbildung 3.30 (S. 62) zeigt die Schaltung des Rauschgenerators. Als Rauschquelle dient die Basis-Emitter Strecke von T1, die in Umkehrrichtung als Z-Diode geschaltet ist [nn79]. Die folgende Transistorstufe mit T2 verstärkt das Signal, so dass es über C4 ausgekoppelt und mit TR1 in der Amplitude eingestellt werden kann. Der Operationsverstärker IC1A verstärkt das Signal nochmals, stellt das Signal niederohmig am Ausgang zur Verfügung und filtert dabei hohe Frequenzanteile aus, da der Rauschgenerator sonst bis in den HF-Bereich hinein arbeiten würde. Der Amplitudenabfall für das Rosa-Rauschen wird mit einem RC-Netzwerk (R6,R8,R9,R19, C5-C8) hinreichend genau nachgebildet [nn99]. Da durch die Filterung der Pegel absinkt, hebt IC1B diesen wieder an und stellt das Signal ebenfalls niederohmig an einem Ausgang zur Verfügung. Eine Bemerkung noch zu C9, er filtert in Zusammenspiel mit R3 mögliche Brummspannung aus, denn diese würde ca. 1000-fach verstärkt.
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3.7 Klaviatur
Die Klaviatur dient dazu, Steuerspannungen für den VCO oder VCF zu erzeugen, die einer Tonleiter entsprechen. Um Nachklingeffekte zu ermöglichen, wird die Steuerspannung auch nach dem Loslassen der Taste weitergeliefert. Außerdem erzeugt das Modul eine positive Steuerspannung während eines Tastendrucks.
Kurzbeschreibung Synthesizer-Modul
Name
Keyboard
Zweck
Erzeugung einer Steuerspannung, die eine Tonleiter erzeugen kann
Eingänge
keine
Ausgänge
CV OUT: Steuerspannung für VCO oder VCF
GATE OUT: Steuerspannung die beim
Drücken einer Taste von 0V auf 10V wechselt
Bedienelemente
13 Tasten, entsprechend einer Klaviatur für eine Oktave
Tabelle 3.13: Kurzbeschreibung der Klaviatur
Schaltung
Abbildung 3.35 (S. 69) zeigt die Schaltung der Klaviatur. Ein Spannungsteiler aus 12 gleichen Widerständen und den beiden Potis TR1 und TR2 wird über eine Präzisions-Zenerdiode mit konstanter Spannung versorgt. Der oberste Punkt des Spannungsteilers wird auf 4V, der untere auf 3V abgeglichen. Nun können die Spannungen, die eine Tonleiter repräsentieren, über Taster auf den Eingang von IC1D gegeben werden. R22 sorgt dafür, dass die Spannung am Eingang von IC1D nach Loslassen einer Taste auch wieder auf Null geht, ohne dabei den Spannungsteiler nennenswert zu belasten. C6 glättet ein Tastenprel-len. IC1B ist ein Komparator, dessen Ausgang High wird, sobald die Spannung an seinem positiven Eingang über ca. 120mV steigt. Dies passiert bei jedem Tastendruck, deshalb wird dieses Signal als Gate-Signal am Ausgang GATE OUT zur Verfügung gestellt. D3 läßt diesen Ausgang nicht negativ werden.
  Das Gate-Signal wird mittels C3 differenziert und als Nadelimpuls am Ausgang von IC1A bereitgestellt. D2 begrenzt die Spannung am Eingang von IC1A,
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3 Der Modul-Synthesizer
da diese sonst Versorgungsspannungsniveau erreicht, welches der Operationsverstärker mit Fehlverhalten quittiert. Damit aber beim schlagartigen Leitendwer-den von D1 der resultierende Nadelimpuls nicht zu schmal wird, velängert R14 diesen Prozess. Dieser Nadelimpuls wird jetzt dazu genutzt, um beim Drücken einer Taste einen Kondensator auf die, der Taste entsprechenden Spannung, zu laden. Greift man diese Spannung sehr hochohmig ab, so kann man sie auch noch nach Loslassen der Taste dem Ausgang zu Verfügung stellen. T1 ist ein N-JFET, welcher leitend ist wenn sein Gate auf Source-Potential liegt (Selbstleitung). Der Ausgang des Komparators IC1A ist negativ und zieht mittels D1 das Gate von T1 auf unter ?7V, so dass er sperrt. Erst im Augenblick des Tastendrucks sorgt der Nadelimpuls für ein kurzzeitiges Leiten von T1. Da T1 Strom in beiden Richtungen leiten kann, wird C2 nun, auf die der Taste entsprechenden Spannung, auf- bzw. entladen. Dem sehr hochohmigen Eingang von IC1C ist zu verdanken, dass die Spannung am Kondensator C2 über einen längeren Zeitraum hinreichend konstant an den Ausgang gegeben wird.
Aufbau
Auf Grundlage der Hinweise von S. 17, der Stückliste (Tabelle 3.12, S. 61) und des Bestückungsplans (Tabelle 3.33, S. 65) wird die Leiterplatte des Rauschgenerators bestückt. Die fertige Schaltung wird wie folgt abgeglichen:
1. Voltmeter an CV OUT anlegen.
2. Tiefes C drücken.
3. Mit TR2 auf 3V Steuerspannung einstellen.
4. Hohes C drücken.
5. Mit TR1 auf 4V Steuerspannung einstellen.
6. Schritte 2 bis 5 wiederholen, bis keine gegenseitige Beeinflussung mehr messbar ist.




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