Sonntag, 14. November 2010

China Marktbericht Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie

China Marktbericht Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video http://www.youtube.com/watch?v=hp5iMJz4y_g

Dass die chinesische Volkswirtschaft an einem entscheidenden Wendepunkt angelangt ist, wird mittlerweile weithin akzeptiert. Wie genau Chinas Führung allerdings den Übergang zu einem zu-kunftsfähigeren Wachstumsmodell bewerkstelligen möchte, ist bislang nur vage zu erkennen. Ange¬sichts dieser strukturellen Unsicherheiten ist es kaum verwunderlich, dass sich auch die chinesi¬schen Aktienmärkte seit einem guten Jahr in einer ausgedehnten Seitwärtsbewegung befinden:
Mit umso mehr Spannung war in den vergangenen Monaten daher die fünfte Plenarsitzung des 17. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei erwar¬tet worden. Mitte Oktober hat sich diese mit den Einzelheiten des neuen Fünfjahresplans für die Jahre 2011-16 beschäftigt, der im März nächsten Jahres endgültig vom Nationalen Volkskongress verabschiedet werden wird. Darüber hinaus wurde Präsident Hu Jintao's designierter Nachfolger, Xi Jinping, zum Vizevorsitzenden der Zentralen Mili¬tärkommission ernannt. Ein geordneter Machtüber¬gang im Rahmen des 18. Parteikongresses in 2012 scheint damit auf gutem Weg.
In den darauf folgenden Jahren wird Xi Jinping die Volksrepublik nicht nur innerhalb des zwölften Fünf-jahresplans auf Kurs halten müssen. Als Staats- und Parteichef wird es vor allem seine Aufgabe sein, das sehr erfolgreiche Wachstumsmodell der zurückliegenden drei Dekaden grundlegend zu reformieren. Denn China ist der Grenze dessen, was sich durch den willkürlichen und vielerorts ver¬schwenderischen Einsatz seiner Ressourcen Arbeit, Kapital und Rohstoffe erreichen lässt, sehr nah. Xi's Aufgabe wird es sein, einen effizienteren Umgang mit diesen Ressourcen zu garantieren und damit Qualität und Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstums insgesamt zu stärken. Auf die neue Führungsriege wartet eine lange Liste konkreter Herausforderungen, die oftmals in Wechselbezie
hung zueinander stehen. Der Übergang von investi tionsgetriebenem Wachstum zu mehr Konsum wird sich ohne eine gerechtere Einkommensverteilung und marktgerechtere Zinssätze zum Beispiel kaum bewerkstelligen lassen. Ebenso stehen industrielle Überkapazitäten, Energieverschwendung und die Spekulation an Chinas Assetmärkten in engem Zusammenhang mit staatlich reguliertem Wettbe¬werb, Wechselkursen und Preisen.
Verglichen mit diesen riesigen Herausforderungen war die Entscheidung der chinesischen Zentral¬bank, die 1-Jahres-Einlage- und Ausleihesätze um jeweils 25 Basispunkte (auf 2,5% und 5,56%) zu erhöhen, zwar nur ein kleiner Schritt. Die Signal¬funktion dieser Maßnahme sollte dennoch nicht unterschätzt werden. Schließlich steigern höhere Einlagenzinsen direkt das verfügbare Einkommen chinesischer Haushalte, während höhere Ausleih¬sätze leichtfertiger Verschuldung und damit indust¬riellen Überkapazitäten und der Blasenbildung am Immobilienmarkt entgegenwirken. Grundsätzlich bewegt sich die People's Bank of China mit diesem Schritt also in die richtige Richtung. Der Umfang der jüngsten Zinserhöhung bleibt aber dennoch ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit einer Inflationsra¬te oberhalb 3,5% ist der reale Einlagensatz noch immer negativ, während Kredite — vergleichen mit den hohen Wachstumsraten der Volksrepublik — nach wie vor zu billig sind.
Nachdem die letzte Zinserhöhung im Dezember 2007 beinahe drei Jahre zurückliegt, bleibt abzu¬warten, ob sich die geldpolitisch konservativen Kreise in der chinesischen Führung nun zunehmend durchsetzen können und bald weitere Zinserhöhun¬gen folgen. Dem entgegen stehen in erster Linie die Interessen staatseigener Betriebe und lokaler Re¬gierungschefs, denen das exzessive Investitions¬klima der vergangenen Jahre viel Geld in die Kas¬sen gespült hat. Weiteren Aufschluss über die künf¬tige geldpolitische Linie Pekings wird schon bald die Bekanntgabe der Kreditvergaberichtlinien für das kommende Jahr bringen. Nachdem chinesische Banken im Krisenjahr 2009 Neukredite im Gesamt¬volumen von RMB 9,6 Billionen vergeben hatten, liegt das Ziel für dieses Jahr offiziell bei RMB 7,5 Billionen. Gerüchten zufolge ist für 2011 eine weite¬re Normalisierung auf RMB 6,0 Billionen geplant (zum Vergleich: in 2008 waren neue Kredite in Höhe von RMB 4,9 Billionen vergeben worden). Längerfristig betrachtet wäre dies ein sehr vernünf¬tiger Schritt und sollte damit auch im Sinne der kommenden Führungsriege um Xi Jinping sein.
Die Mehrzahl der Marktteilnehmer hat sich durch die jüngste Zinserhöhung der chinesischen Zentral¬bank nicht verunsichern lassen und wertet den Schritt in erster Linie als Vertrauensbeweis Pekings in ein anhaltend hohes Wachstum. Historisch be-trachtet waren Phasen ausgedehnter Zinserhöhun¬gen, wie zuletzt 2004-07, oft gute Jahre für chinesi¬sche Aktien, da sie mit stabil hohem Wachstum anstatt kurzfristiger, wirtschaftlicher Überhitzung einhergingen.
Nach den regierungsseitigen Störfeuern am Immo-bilienmarkt ist das Anlegerinteresse dort leicht rück¬läufig und wendet sich zunehmend wieder den chinesischen Aktienmärkten zu. Früher oder später sollte das A-Segment in Shanghai und Shenzhen zusätzlich von Plänen profitieren, wonach die Hongkonger Niederlassungen chinesischer Wertpa¬pierfirmen ihre in der Sonderverwaltungszone ge¬haltenen RMB-Bestände in diese Märkte investieren dürfen. Zuletzt hatte die chinesische Wertpapierauf¬sichtsbehörde CSRC übrigens auch der Hongkon¬ger Zentralbank die Zulassung für diese Märkte erteilt. Für sich betrachtet stehen die Ampeln für chinesische Aktien somit wieder auf grün.
Bleibt die Frage, wie sich das internationale Bör¬senklima und vor allem die anstehenden Großer¬eignisse in den USA auf die chinesischen Aktien¬märkte auswirken werden. Mit Blick auf die Zwi¬schenwahlen ist in diesem Zusammenhang nur wenig Positives zu erwarten. Barack Obamas De¬mokraten werden das Repräsentantenhaus mit an

Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an die gegnerischen Republikaner verlieren, deren protek-tionistische Agenda — vor allem in Richtung China — zusätzlichen Rückenwind erhält. Also umso positi¬ver sollten sich die Effekte der Neuauflage des monetären Konjunkturprogramms der US Noten¬bank (Quantitative Easing II) erweisen. Wenngleich die Frage nach dem konkreten Umfang des Pro¬gramms weiter für Spannung sorgt, steht jetzt schon fest: So wenig es der US Konjunktur aus dem Schlamassel helfen wird, so förderlich wird es für weiter steigende Kurse risikoreicher Anlagen sein. Anlagen, zu denen nicht zuletzt auch die Aktien¬märkte der aufstrebenden Volkswirtschaften gehö-ren.

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