Donnerstag, 11. Juni 2015

Von Leadern profitieren


Von Leadern profitieren

Author D.Selzer-McKenzie

Nachhaltige Gelaählagen gewinnen weiter an Bedeutung Studien zeigen: Unternehmen, die ethischen, ökologischen und sozialen Anforderungen gerecht werden, erzielen eine bessere Performance - auch für ihre Anteilseigner. Mit global ausgerichteten Anlagen und Themenfonds können Anleger hiervon in doppelter Weise profitieren.

Der er Zuwachs bei nachhaltigen

Geldanlagen geht Hand in

Hand mit einer Ausbreitung von einzelnen Anlagestrategien und -kriterien in den Mainstream des Fi¬nanzmarktes", betonte Volker Weber. Dabei verwies der Vorstandsvorsitzen¬de des Fachverbandes Forum Nach¬haltige Geldanlagen (FNG) im Zuge der Vorstellung der Marktzahlen für das zurückliegende Jahr auf einen Be-reich, der im „grünen Sinne" keine Er-messensspielräume zulässt: der Han¬del und die Produktion von Waffen.

 

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind bei Vermögensanlagen von Asset Managern bzw. Kapitaleig¬nern in Höhe von 4,1 Billionen Euro Investitionen in Streumunition und Antipersonenminen tabu. Darüber hinaus gilt das Ausschlusskriterium ABC-Waffen bei diesen sogenannten Asset Overlays bei einem Volumen im dreistelligen Milliardenbereich.

„Dieses Marktsegment, das wir als verantwortliche Investments bezeich¬nen, gewinnt zunehmend an Bedeutung und erfüllt zugleich eine zentrale Funktion", bewertete der FNG-Vorsit-zende die Entwicklung und stellte fest: „Es bereitet den Weg dafür, nach und nach weitere und strengere Kriterien in die Breite des Finanzmarktes zu tragen." In diesem Zusammenhang sei auch die Einbeziehung von ethischen, sozialen und Governance-Kriterien (ESG) in die klassische Finanzanaly¬se der Deutschen Vereinigung für Fi¬nanzanalyse und Asset Management (DVFA) in Frankfurt zu sehen, ergänz¬te Weber auf Nachfrage.

Im Kernsegment der Investmentfonds, Mandate und strukturierten Produkte stellen nachhaltige Anlagen nach wie vor nur einen kleinen Teil des Gesamt-marktes dar. Allerdings hat sich die¬ser weiter erhöht, in Deutschland um 0,7 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent. Begründet liegt dies in dem starken Wachstum, das sich unvermindert fortsetzt. So stieg das Volumen im Vergleich zum Vorjahr länderübergrei-fend um 44 Prozent auf 120,9 Milliar-den Euro. In Deutschland betrug das Wachstum sogar 70 Prozent. Während hier Anleiheninvestments nur noch mit 40 Prozent vorne liegen, domi¬niert die Assetklasse in Österreich mit einem Anteil von 83 Prozent unange¬fochten. „Zwar spielt der nachhaltige Anlagemarkt quantitativ immer noch eine vergleichsweise untergeordnete Rolle", sagte Weber, betonte aber, dass der anhaltende Aufwärtstrend auch hier einen allmählichen Eintritt in den Mainstream erkennen lasse.

Die ertragsseitige und inhaltliche Vor-teilhaftigkeitnachhaltigerinvestments belegen zwei unterschiedliche Studien, die in jüngster Zeit veröffentlicht wur-den. So hat die Deutsche Performance-messungs-Gesellschaft für Wertpapier-portfolios (DPG) über einen Zeitraum von zehn Jahren, konkret von Anfang 2005 bis Ende 2014, die Wertentwick-lung zweier Portfolios verglichen: das „oekom Prime Portfolio Large Caps",

 

das die global nachhaltigsten Großun-ternehmen aus einem Anlageuniver¬sum von 3.500 Gesellschaften nach Marktkapitalisierung gewichtet, und den „MSCI World Total Return Index", also den (Performance-)Weltindex. Das Ergebnis: Das „Prime Portfolio" der auf nachhaltige Investments spe¬zialisierten Rating-Agentur Oekom research erzielte eine jährliche Ren¬dite von acht Prozent, während der konventionelle Weltindex eine Rendi¬te von 7,9 Prozent pro Jahr erreichte. Die nachhaltige Portfolio-Ausrichtung hatte also keine negativen Auswirkun¬gen. Ganz im Gegenteil. „Bei Gleichge¬wichtung der Titel im Prime Portfolio hätte die Rendite sogar bei jährlich 10,9 Prozent gelegen", heißt es von¬seiten der Rating-Agentur und: „In fünf der insgesamt zehn analysierten Jahre war das nachhaltige Portfolio besser als der Weltindex."

Dass sich die Fokussierung und Im-plementierung von Nachhaltigkeits-kriterien positiv auf die langfristige Wertentwicklung von Unternehmen auswirkt, bestätigt die Meta-Studie „From the Stockholder to the Stake-holder" der renommierten Universität Oxford in Kooperation mit Arabesque Asset Management. In einem Zeit¬raum von einem Jahr wurden hierfür mehr als 190 einzelne, voneinander

 

unabhängige universitäre Studien bzw. andere Quellen ausgewertet. Nach Einschätzung des Wiener Bankhau¬ses Schelhammer & Schattera zeigt das Ergebnis, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität nicht unvereinbar sind, sondern einander im Gegenteil hoch-gradig ergänzen. „Unternehmen, die verantwortungsvoller mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen, erwirtschaf¬ten über einen mittel- bis längerfris¬tigen Zeitraum höhere Gewinne und haben dabei durchschnittlich weniger Risiko", so die Bewertung von Ernst Krehan, Geschäftsführer der bankeige¬nen Investmentgesellschaft.

AUSSCHLUSSE UND iNTEGRAUON Für Anleger gibt es damit schlagende Gründe, „grüne Fakten" stärker bei den eigenen Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Als Hemmschwelle erweist sich dabei immer noch, dass dies eine Auseinandersetzung mit den Anlagealternativen voraussetzt. Denn die Erwartungen von Anlegern an eine nachhaltige Unternehmenspolitik sind unterschiedlich hoch ausgeprägt und damit Enttäuschungspotenzial pro¬grammiert. Am besten zeigt sich dies an den Nachhaltigkeitsstrategien der jeweiligen Investmentgesellschaften. Nach FNG-Angaben sind Ausschluss¬kriterien in Deutschland, Österreich und der Schweiz am weitesten verbreitet. Hier wissen Anleger recht schnell, woran sie bei ihren Invest-ments sind, zumindest was das jewei-lige Unternehmen betrifft. Bei dessen Zulieferketten erweist sich dies oft als deutlich schwieriger. Die bedeutends¬ten Ausschlüsse sind hierzulande der Handel und die Produktion von Waf-fen, Arbeitsrechts- und Menschen-rechtsverletzungen, Pornografie und Glücksspiel.

Mit einem Plus von 93 Prozent sticht der Integrationsansatz bei den An-lagestrategien am deutlichsten her¬vor. „Die explizite Einbeziehung von ESG-Kriterien sowie Risiken in die traditionelle Finanzanalyse ist mitt-lerweile auf Platz 2 der beliebtesten Anlagestrategien vorgerückt", betonte die FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober bei der jüngsten Vorstellung der Marktzahlen. Auch alle anderen Strategien legten demnach mit zwei-stelligen Wachstumsraten zu — aus-genommen der Best-in-Class-Ansatz, der auch in der Branche kontrovers diskutiert wird: Während die Befür-worter dieser Strategie betonen, in die nachhaltigsten Gesellschaften jeder Branche zu investieren, formulieren die Gegner genau dies zum Vorwurf. Denn hierzu können z. B. auch Öl-Unternehmen und Kernkraftwerks-betreiber gehören, obwohl beide Tä-tigkeitsfelder per se nicht nachhaltig sein können.

Beispielhaft lassen sich die Unter-schiede an den beiden derzeit per-formancestärksten Investmentfonds im Bereich Ökologie/Ethik darstel¬len, die der Bereich Finance & Ethics Research der Österreichischen soft-

 

ware-systems.at per Ende April dieses Jahres ermittelt hat (siehe Fonds-tabelle). Auf 3-Jahres-Basis hat der „terrAssisi Aktien" von Ampega In-vestment ein Plus von 86,4 Prozent erzielt. Die Titelauswahl dieses „grü-nen" Fonds folgt einem Best-in-Class-Ansatz: Hierfür sucht oekom research aus rund 1000 großen sowie 100 klei-nen Unternehmen die nachhaltigsten heraus. Außerdem wurde ein Ethik-Filter installiert, der den Grundsät¬zen des Franziskanerordens folgt. „Dies führt zum Beispiel dazu, dass viele Pharmaunternehmen aufgrund ihrer Aktivitäten bei der Embryonen-forschung ausgeschlossen sind", sagt Stefan Riefe, der den Fonds seit 2008 managt.

Eine dreistufige Nachhaltigkeits-strategie verfolgt hingegen die Erste Sparinvest mit ihrem „WWF Stock Umwelt", der mit einem Plus von 82 Prozent nur knapp dahinter liegt. Erstens wird ein Mix aus Positiv- und

 

Ausschlusskriterien wie Kinderar¬beit, Waffen, Tabak und Atomkraft angewandt. Zweitens wird ein Best-in-Class-Ansatz umgesetzt und drit¬tens eine aktive Einflussnahme durch Gespräche mit dem Mangement und Aktivitäten bei Hauptversammlungen gesucht. Aufgrund einer Kooperation des Fondsanbieters mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) prüft zudem ein Beirat der Umweltorgani-sation die Titelauswahl. Außerdem fließt ein Teil der Management-Ge-bühren in Klima- und teils heimische Wasserschutzprojekte.

In der Kategorie „Nachhaltiges Inves-tieren" wurde der Fonds im März die¬ses Jahres mit dem „Österreichischen Fondspreis" ausgezeichnet. Mit Blick auf die künftigen Ertragschancen be-tonte Fondsmanager Clemens Klein: „Erneuerbare Energien und Clean Tech sind Wachstumsbranchen und bieten ein immer größer werdendes Investmentpotenzial."

 

 

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