Donnerstag, 11. Juni 2015

Zukunft des Portfolios


Zukunft des Portfolios

Author D.Selzer-McKenzie

Klima, Wasser, Erneuerbare Energien —mit „grünen" Themenfonds holen sich Anleger nachhaltiges Ertragspotenzial ins Portfolio. Manche Anlagen leisten auch einen Beitrag zur Risikodiversifizierung. Dies sollte Anlegerdepots ebenso wie dem gesamten Segment nachhaltige Wachstumschancen eröffnen.

Im November 2015 ist es wieder so-

weit: in Paris steht der nächste Klimagipfel an. Wieder geht es um die notwendige Senkung von Treibhaus-gasen, um die schleichende Erderwär-mung aufzuhalten. Einen wichtigen Beitrag leisten hierbei Erneuerbare Energien. Denn insbesondere durch die Nutzung von Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft soll die Ver-stromung der klimaschädlichen Kohle verringert werden. Stichwort Wasser-versorgung. Nach Angaben der Unesco sterben jedes Jahr über drei Millionen Menschen an verschmutztem Wasser. In jüngster Zeit berichten Medien über Versorgungsmängel und Wasser-rationierungen auch aus Staaten wie der Türkei, Brasilien und Spanien.

Schon dieser kurze Abriss zeigt: Anle-ger profitieren nicht direkt von diesen Problemen, wohl aber von politischen und betrieblichen Lösungsstrategien. Nachhaltige Investmentfonds ganz unterschiedlicher und teils überschnei-dender Fokussierungen investieren in Unternehmen, die bspw. Wasser spa-

 

rende Bewässerungstechniken für die Landwirtschaft entwickeln oder den Wirkungsgrad von Solaranlagen erhö-hen. So nutzen die Fondsmanager im besten Sinne das nachhaltige Ertrags-potenzial - und manche unter ihnen erzielen dabei überzeugende Wertzu-wächse, wie ein Blick auf die aktuellen Performancesieger verschiedener The-menfondsgruppen zeigt (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).

Anleger, die solche Lösungsanbieter zumindest indirekt unterstützen und davon profitieren wollen, stehen dabei vor einer Entscheidung: Sind globale Fonds die bessere Wahl, die von Haus aus auf mehrere Themen setzen und diese je nach Potenzial entsprechend über- bzw. untergewichten oder inhalt-lich enger fokussierte Themenfonds? Die Frage lässt sich nicht pauschal und nur auf zwei Ebenen beantworten. Zu-nächst ist dabei entscheidend, ob man von dem Wachstumspotenzial eines bestimmten Anlagethemas überzeugt ist. „Momentan sehen wir entspre-

 

chend unserer Positionierung größeres Potenzial in den Bereichen Erneuer¬bare Energien, Mobilität, gesunder Lebensstil, Energieeffizienz und Was-ser", sagt Christian Zimmermann, Fondsmanager des „Pioneer Funds -Global Ecology" (siehe Interview Seite 17). Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management, erwartet die größten Wachstumschan-cen bei den Themen Timber, also Holz, sowie saubere Energien, während sich die Anlagestory beim Thema Wasser unverändert fortsetzt. „Lediglich beim Thema Agraraktien sehen wir zwar eine Stabilisierung, aber noch keine eindeutige Tendenz nach oben", er¬gänzt Liebe. Die Schnittmenge umfasst also die Zukunftsthemen Erneuerbare Energien und Wasser.

Bekanntermaßen hat die Solar- und Windenergiebranche eine massive Konsolidierung hinter sich, die eine Reihe von Unternehmen nicht über¬lebt hat. Doch inzwischen schreiben Gesellschaften, die kostengünstig produzieren können, wieder Gewinne. „Für die kommenden Jahre erwarten wir durch die weit fortgeschrittene Branchenkonsolidierung sowie die anziehende globale Konjunktur einen Anstieg der Investitionsbereitschaft”, sagt der Pictet-Experte und verweist auch auf die steigende Bereitschaft asiatischer Länder wie China und Ja¬pan, in die Transformation ihrer Ener-gieerzeugung zu investieren. „Wind-und Sonnenenergie werden auch ohne staatliche Förderungen zunehmend wettbewerbsfähiger", ergänzt der Pioneer-Fondsmanager. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer Institutes für Solare Energiesysteme bestätigt diese Einschätzung. Demnach werden sich die Erzeugungskosten von Solarstrom in Mittel- und Südeuropa bis 2025 auf vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde verringern, bis 2050 sogar auf zwei bis vier Cent. „ Solarenergieanlagen werden in wenigen Jahren in vielen Teilen der

 

Welt den günstigsten Strom liefern", resümieren die Studienverfasser.

Ebenso positiv, aber aufgrund gerin¬ger schwankender Umsätze nicht so zyklisch, bewertet Liebe den Wasser-sektor. Nach seiner Einschätzung liegt die Herausforderung weniger in neuen Innovationen, da die Technologien zur Wasseraufbereitung mehr oder we¬niger erforscht und ausgereift seien. Vielmehr ginge es darum, diese Tech¬nologien weltweit in Versorgungssys¬teme einzubauen. „Somit handelt es sich um ein riesiges, Jahrzehnte um¬fassendes Investitionsthema, bei dem Innovationszyklen wie bei Technolo-giesektoren üblich, praktisch keine Rolle spielen", betont der Pictet-Ex-perte. Deshalb verfügen Unternehmen aus dem Wasserbereich tendenziell über ein defensiveres Performance-verhalten als beispielsweise solche aus

 

„sauberen Energien". Bezogen auf das Portfolio bedeutet dies: Leichtes Zu-rückbleiben der Kurse bei stark stei-genden Aktienmärkten, dafür aber geringere Kursschwankungen.

„Meistens sind es die kleinkapitali-sierten Unternehmen, die die wichtige Diversifikation und eine entsprechen¬de Risikobegrenzung für das Portfolio bringen", sagt Gerhard Wagner, Leiter Nachhaltige Anlagen bei Swisscanto. Da es sich häufig um Aktien von we-niger bekannten Unternehmen han¬delt, sind die Titel noch nicht in den anderen Portfolios der Investoren vor-handen. „Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltige Anlageprodukte ein überdurchschnittliches Kurspotenzial haben, wenn sie sich auf die Entkopp-lung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch konzentrieren", betont Wagner und fügt hinzu: „Daher sehen wir die Themen Wasser und Kli-maschutz sehr positiv. Denn sie zielen explizit auf diese Entwicklung ab."

Einen positiven Effekt zur Portfoliodi-versifizierung wird auch den Mikrofi-nanzfonds zugesprochen, wenngleich die Fokussierung eine völlig andere ist. Sie investieren vorwiegend in Schuldtitel und Eigenkapital von Mi-krofinanzinstitutionen. Darunter sind lokale Banken in Schwellen- und Ent-wicklungsländern zu verstehen, die be-sonders kapitalschwachen Haushalten über die Vergabe von Mikrokrediten eine Job- und Einkommensperspekti-ve eröffnen wollen. Anleger gehen bei einem Einstieg zwar nur ein geringes Verlustrisiko ein. Im Gegenzug sind dafür aber auch die Ertragsperspekti-ven klar gedeckelt.

Niff Ni')EXPONDS D1VERSIFIZTREN Für Exchange Traded Funds, kurz ETF, gilt dies nicht per se. Je nach Gestaltung der börsengehandelten Indexfonds lassen sich mit ihnen kostengünstig und durchaus perfor-mancestark nachhaltige Anlagethe¬men wie z. B. Wasserinvestments abbilden. Oder sie werden gezielt zur Portfoliodiversifizierung eingesetzt. Zwei aktuelle Beispiele: Mit dem „Ly-xor UCITS ETF Finvex Sustainability Low Volatility Europe" hat Lyxor As-set Management einen Indexfonds

 

herausgebracht, der die Stabilität ei¬nes europäischen Aktienportfolios verbessern soll (mehr dazu im Inter¬view auf Seite 22.)

Anfang Mai dieses Jahres ist State Street Global Advisors mit dem „State Street Global Green Bond Indexfonds" an den Start gegangen. Der Indexfonds bildet den „Barclays MSCI Green Bond Index" ab. Nach Angaben des Emitten-ten sind Green Bonds Schuldtitel, die ähnliche Merkmale wie herkömmliche Anleihen aufweisen. Nur unterliegen sie der Bedingung, dass ihr Erlös aus-schließlich für Projekte und Aktivitä¬ten eingesetzt wird, die einem nachhal¬tigen Umweltschutz dienen. Konkret kann hierzu bspw. die Entwicklung von Effizienzprojekten für erneuerbare Energien gehören, die Verhinderung und Kontrolle von Umweltverschmut-zung, eine nachhaltige Wasserver-sorgung oder „green buildings". „Im vergangenen Jahr wurden über 36 Milliarden US-Dollar an Green Bonds ausgegeben, da Investoren weiterhin

nachhaltige Investitionsstrategien

und eine Diversifizierung ihrer Ren-tenallokationen nachfragen", sagt Axel Riedel, Head of Intermediary Business für Deutschland und Österreich bei der Investmentgesellschaft.

Der Blick auf die nachhaltigen In-vestments im vergangenen Jahr zeigt

 

zwar, dass Aktien sowie Staats- und Unternehmensanleihen in Deutsch¬land mit einem Anteil von jeweils 29 Prozent nach wie vor tonangebend sind. Aber die Themenbereiche „grü¬ne Immobilien" und Venture-Capital-bzw. Direktbeteiligungen haben mit Anteilen von 13 bzw. zehn Prozent längst bedeutsame Größen erreicht. Dabei gilt es, zwei unterschiedliche Effekte zu berücksichtigen.

Aufgrund des oftmals fehlenden oder nur mittelbaren Bezugs zu Anlei¬hen- und Aktienmärkten ist der Di-versifikationseffekt wegen geringer Korrelationen vergleichsweise hoch. Entsprechend gut lassen sich Verlust-risiken im Portfolio begrenzen. Dieser Effekt wird jedoch dann konterkariert, wenn mit dem Investment ein erhöh¬tes Emittentenrisiko einhergeht. Die jüngste Vergangenheit hat einmal mehr bewiesen, dass auch „grüne Pro¬jekte" Pleite gehen können.

Gerade in diesen Zeiten anhaltender Niedrigzinsen sollten nachhaltige An-lagen aber von ihren Einsatzmöglich-keiten zur Portfoliooptimierung pro-fitieren. Viele Anleger sind in diesem Bereich noch überhaupt nicht inves¬tiert. Gäben sie ihrem Portfolio nur ei¬nen leichten „grünen Anstrich", wür¬de dies dem Segment sicherlich einen nachhaltig kräftigen Impuls geben.

 

 

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