Dienstag, 14. Mai 2013

Aquäduktbrücke Pont du Gard France von SelMckenzie Selzer-McKenzie


Aquäduktbrücke Pont du Gard France von SelMckenzie Selzer-McKenzie



 

Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie

Manche halten ihn einfach für eine Brücke. Doch der Pont du Gard ist eine große Wasserleitung, die einst die Römer gebaut haben.

Die höchste Aquäduktbrücke der Welt zieht zahlreiche Touristen an.

 

4       Graziella Ponge ist eine Vermieterin mit Herz. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerard betreibt sie eine Pension in Bezouce in der Region Langue-doc-Roussillon. Wie eine Mutter kümmert sie sich: „Was habt Ihr in den nächsten Tagen vor?", fragt sie uns. Eine Antwort wartet Graziella nicht ab, schnell läuft sie zurück ins Haus. Ein paar Minuten später setzt sie sich mit einer Karaffe Wein und frischen Oliven zu uns an den Tisch.

Fahrt auf dem Gardon

Der frische Wein kühlt unseren Gaumen, und während die Luft in der Abenddämmerung lang-sam abkühlt, erzählen wir Madame Ponge unsere Pläne: Wir möchten den historischen Brücken¬bogen Pont du Gard besichtigen und von dort aus nach Nimes und Montpellier fahren. Graziel-

 

la nickt zufrieden und stimmt unserem Plan zu. Sie empfiehlt uns, das alte Bauwerk vom Fluss aus zu erkunden und schiebt einen Prospekt über den Tisch. „Eine Fahrt auf dem Gardon ist ein eindrucksvolles Erlebnis", sagt die Vermieterin.

Görards fröhliches Wesen

Mittlerweile hat auch Gerard Feierabend. Sein Händedruck ist kräftig, sein fröhliches Wesen ansteckend. Wir möchten wissen, woher das Ehepaar seinen Wein bezieht. Die beiden lächeln. Wir erfahren, dass Gerard ein paar Hektar Land besitzt und ihn dort anbaut. Den Ertrag liefert er an eine Genossenschaft, die „Cave de Margue-rittes". „Dort könnt Ihr den Wein kaufen, bitte bestellt schöne Grüße", empfiehlt das Ehepaar. Am nächsten Morgen fahren wir nach Margue-

 

rittes zum Verkaufsraum. Wir richten Grüße von Graziella und G&ard aus, zehn Minuten später stapeln sich die Weinkartons im Kofferraum und wir sind unterwegs zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs. Etwa eine Million Menschen besuchen den Pont du Gard, der 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, jedes Jahr.

Wir parken am Besucherzentrum und betreten das weitläufige Gelände. Das Gedränge im Mu¬seum lassen wir schnell hinter uns und schlen¬dern auf das geschichtsträchtige Aquädukt zu. Das Bauwerk wird oft mit einer einfachen Brücke verwechselt. Es ist aber nur ein kleines Teilstück eines knapp 50 Kilometer langen Aquädukts und deckte über 500 Jahre lang den Wasserbedarf der Stadt Nimes. Der Pont du Gard gilt als höchste Aquäduktbrücke der Welt und wurde von den

Römern binnen fünf Jahren errichtet. Wir setzen uns ans Ufer und beobachten die Ka-jakfahrer. Langsam treiben sie vorbei, betrachten den Pont du Gard vom Wasser aus. Diese Pers¬pektive möchten wir auch ausprobieren. Also brechen wir auf und fahren nach Collias. Bei ei¬nem Supermarkt kaufen wir Wurst, Käse, Ba¬guette und Obst für unser Picknick. Dann errei-:hen wir den Liegeplatz von Canoe Collias am Jfer des Gardon. Auf dem Gelände stapeln sich Leihboote, die knallige Farbe sticht sofort ins Auge. Canoe Collias hat mehrere Liegeplätze ent-

ng des Flusses, je nach Wasserstand können die

Inden bis zu 32 Kilometer Strecke mit Kanu

2r Kajak zurücklegen.

:h einer kurzen Einführung überreicht man s eine weiße Plastiktonne. Darin können wir -isere Wertsachen wasserdicht verstauen — für

 

zwert und beliebt: Etwa eine Million Menschen den Pont du Gard jedes Jahr sehen.

 

den fall, dass wir kentern. Wir haben erste Be¬denken und wollen wissen, ob die Fahrt gefähr¬lich ist. Ein Mitarbeiter beruhigt uns. Dieser Teil des Gardon ist ruhig und flach. Es gibt ein paar Stromschnellen, aber mit gezielten Paddelschlä¬gen können wir sie ohne Probleme meistern. Dann lässt er mit lautem Krachen unser Kanu nach unten in Richtung Wasser rutschen, die groben Kiesel erzeugen ein knirschendes Ge-räusch. Wir ziehen die Schwimmwesten an und verstauen Tonne und Rucksäcke im Boot. Vor¬sichtig steigen wir in das schwankende Gefährt, bedächtig nimmt uns der Fluss auf. Die acht Kilometer lange Fahrt in Richtung des 2000 Jahre alten Bauwerks beginnt.

Das Boot schwankt bei jeder Bewegung

Nur langsam gewöhnen wir uns an diese Fort-bewegungsart. Die Sitze sind hart, das Boot schwankt bei jeder Bewegung, und von gezielten Paddelschlägen kann vorerst keine Rede sein. Aber der Gardon ist geduldig, wir lassen uns trei¬ben, genießen die Aussicht. Die Natur entlang des Flusses ist sehr vielfältig. Eben noch sehen wir schroffe Felswände aus dem Wasser ragen, dann strecken sich die freiliegenden Wurzeln alter Bäume wie große Tentakel vom Ufer aus ins Wasser. Manchmal begleiten uns Fische, am Ufer trällern Vögel ihre Lieder. Immer wieder überho¬len uns andere Paddler, manche von ihnen sind schon den ganzen Tag auf dem Fluss unterwegs. Auf halber Strecke entdecken wir einen flachen Felsen und legen an. Die große Decke wird aus¬gebreitet, und bevor wir ein erfrischendes Bad im

 

Gardon genießen, stellen wir eine Flasche Wei߬wein aus Marguerittes in den Fluss. Dann erho¬len wir uns von dem anstrengenden Leben eines Kanuten. Nach einer Weile treibt uns der Wind den Duft von Rosmarin und Thymian in die Nase, es wird Zeit für das Picknick. Der Fluss hat den Wein von G&-ard mittlerweile gut gekühlt, wir trinken einen Schluck auf unsere Vermieter und schlemmen wie Gott in Frankreich.

Wunderschönes Licht

Frisch gestärkt treten wir den letzten Teil unserer Bootsfahrt an, hinter jeder Biegung könnte der Pont du Gard jetzt zu sehen sein. Zwischen Bäu¬men und Felsen taucht er plötzlich auf, scheint zu wachsen und steht dann in seiner ganzen Pracht vor uns. Wir lassen uns treiben, nähern uns lang¬sam an und genießen das Bauwerk. Die Nach¬mittagssonne zaubert ein wunderschönes Licht auf die alten Quader aus Kalkstein — ein faszinie¬rendes Schauspiel. Wir bemerken, dass wir nicht alleine auf dem Fluss sind. Neben uns liegen zahl¬reiche Boote, am Ende der Pilgerfahrt zum Pont du Gard treffen sich alle Paddler wieder und ge¬nießen den Blick.

Der Fluss treibt unser Boot gemächlich unter ei¬nem Bogen des Weltkulturerbes in Richtung der Anlegestelle. Am Ufer wartet bereits der Bus des Bootsverleihers, er wird uns wieder zum Aus¬gangspunkt der Fahrt zurückbringen. Die Boote werden verladen, und während die Sonne lang¬sam hinter den Bäumen untergeht, werfen wir ei¬nen letzten Blick auf dieses Meisterwerk römi¬scher Ingenieurskunst

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