Inka Mumie 500 Jahre alt gefunden – SelMcKenzie
Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Erstmals kann neue Methode der Eiweißanalyse nach 500 Jahren
zeigen, dass eine Bakterieninfektion zum Todeszeitpunkt aktiv war
New York (USA ) - Als das Mädchen starb, litt es an einer
akuten Lungenkrankheit. Mit dieser Diagnose an einer 500 Jahre alten Inka-Mumie
konnten US-Forscher erstmals zeigen, dass neue Analysemethoden mehr können als
lange zurückliegende Krankheitsherde finden. Sie können die einstige Reaktion
des Immunsystems nachweisen und lassen so auch unterscheiden, ob eine
Bakterieninfektion wie etwa Tuberkulose aktiv ausgebrochen war oder die Erreger
nur im Körper schlummerten. Die Forscher untersuchten dazu statt des Erbguts
der Mumie die Proteine in einer Gewebeprobe. Das Mischungsverhältnis dieser
Eiweiße ergab im Abgleich mit einer großen Datenbank, dass die Lungenkrankheit
zum Zeitpunkt des Todes voll ausgebrochen war, schreiben die Forscher in den
„Proceedings of the Royal Society ONE“. Die neue Methode, „Shotgun Proteomics“
genannt, helfe auch, verschmutzte Proben exakt zu analysieren. Sie lasse sich
so für historische Untersuchungen ebenso wie für die moderne Kriminalistik
einsetzen.
„Das Aufspüren von Krankheitserregern in sehr altem Gewebe
ist nicht neu, doch bisher war es unmöglich zu sagen, ob der Erreger latent
oder aktiv war“, erklärt Angelique Corthals vom John Jay College of Criminal
Justice, Teil der New Yorker City University. „Damit öffnet unsere Methode eine
neue Tür, um einige der größten Rätsel der Geschichte zu lösen - etwa die
Gründe, weshalb die Spanische Grippe von 1918 so verheerend war.“ Corthals’
Team untersuchte Proben von zwei Inka-Mumien aus den peruanischen Anden. Diese
waren vor rund 500 Jahren auf rund 6.700 Metern Höhe beerdigt und erst 1999 als
„Kinder von Llullallaico“ wieder entdeckt worden. Mithilfe von Tupfern nahmen
die Forscher ein wenig Gewebe aus dem Mund der Mumien ab. Obwohl die Eiweiße in
den Mumienproben teilweise zerfallen waren, gewannen die Forscher ausreichend
Informationen über deren Menge und Art. Dies konnten sie dann mit ähnlichen
Profilen in einer großen Datenbank abgleichen, die Informationen über
unterschiedlichste Krankheitsbilder speichert. Für die „Maid“ – die Mumie eines
15-jährigen Mädchens – zeigte sich: Ihr Protein-Profil entsprach dem von
Patienten, die an einer chronischen Atemwegsinfektion verstorben sind. Zum
Abgleich zeigte eine DNA-Analyse, dass im Gewebe Erreger vorlagen, die
Atemwegserkrankungen und Tuberkulose hervorrufen können. Und Röntgenbilder vom
Brustkorb der Mumie zeigten Zeichen einer Lungeninfektion zum Todeszeitpunkt.
Bei der zweiten Mumie, die mit der „Maid“ begraben worden war, lieferten alle
drei Methoden keine Zeichen einer Atemwegserkrankung.
Die neue Analysetechnik namens „Shotgun Proteomics“,
Schrotschuss-Proteomik, betrachtet auf spezielle Weise nicht die Gene – das
Erbgut – eines Menschen, sondern die Proteine – die Eiweiße – in seinen
Körperzellen. So wie das Genom die Gesamtheit der DNA umfasst, ist das Proteom
die Gesamtheit aller Eiweiße zu einem bestimmten Moment. Denn im Unterschied zu
den Genen, die ein Leben lang so gut wie unverändert bleiben, ist die Mischung
der Proteine in einer Zelle oder einem Lebewesen ständig in Veränderung – abhängig
etwa vom Stoffwechsel oder dem Immunsystem. So kann eine Momentaufnahme, etwa
zum Todeszeitpunkt, Rückschlüsse auf Körpervorgänge liefern.
Ihre Methode dürfte für Forensiker wie auch Historiker
interessant sein, weil sie selbst bei verschmutzten Proben gute Ergebnisse
erzielt, schreiben die Forscher. Bei frischen Proben könne sie helfen, im
Vorfeld das Spektrum der Erreger einzugrenzen und somit Kosten zu sparen. Bei
historischen Proben könne man die Technik auch in großem Maßstab anwenden, um
Infektionen zu entdecken – und künftig Fragen nach der historischen Verbreitung
und Entwicklung einzelner Erreger zu beantworten.
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