Löwe Lion Wildniss Wildness Wildlife SelMcKenzie
Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
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Der Löwe (Panthera leo, veraltet/poetisch Leu) ist eine Art
der Katzen. Er lebt im Unterschied zu anderen Katzen in Rudeln, ist durch die
Mähne des Männchens gekennzeichnet und ist heute in Afrika sowie im indischen
Bundesstaat Gujarat beheimatet.
Nach dem Tiger ist der Löwe die zweitgrößte Katze und damit
das größte Landraubtier Afrikas. Ein Löwenmännchen hat eine Kopfrumpflänge von
170 bis 250 Zentimetern, eine Schulterhöhe von bis zu 123 Zentimetern und eine
Schwanzlänge von rund einem Meter. Ausgewachsene männliche Tiere kommen auf ein
durchschnittliches Körpergewicht von 190 Kilogramm. Die Schwankungsbreite reicht
von 150 bis 225 kg, in Ausnahmefällen bis zu 272 kg. Weibchen sind mit 140 bis
175 Zentimetern Kopfrumpflänge, einer Schulterhöhe von 100 Zentimetern und
einem 85 Zentimeter langen Schwanz deutlich zierlicher und haben ein
Körpergewicht von rund 126 Kilogramm. Im Schnitt haben Löwen eine größere
Schulterhöhe als Tiger, sind aber insgesamt etwas kürzer. Die größten Löwen
leben heute im südlichen Afrika, die kleinsten in Asien. In Zoos und Zirkussen
gehaltene Männchen erreichen aufgrund guter Fütterung gelegentlich auch ein
Gewicht von über 300 Kilogramm.
Die häufig zitierten maximalen Kopfrumpflängen von 250 cm
sind allerdings von heutigen Löwen nicht sicher bezeugt und passen allenfalls
auf die größten Löwenformen des Pleistozän, etwa den Amerikanischen Löwen. Nach
Mazák beträgt die durchschnittliche Gesamtlänge, also die Länge einschließlich
des Schwanzes, bei heutigen Löwenmännchen etwa 260 bis 270 cm, selten über 285
cm. Die größten glaubwürdig überlieferten Längenmaße für Löwen liegen bei etwa
305 bis 310 cm Gesamtlänge, gemessen in direkter Linie (between pegs) von der
Nasen- bis zur Schwanzspitze an einem Tier aus dem Gebiet nördlich des
Viktoriasees.[1]
Löwen haben ein kurzes, sandfarben oder gelblich bis
dunkel-ocker gefärbtes Fell. Die Unterseite und die Beininnenseiten sind stets
heller. Männliche Exemplare haben zudem eine lange Mähne, die meist dunkelbraun
ist, aber auch schwarz, hellbraun oder rotbraun sein kann. Diese Mähne breitet
sich von den Wangen bis über die Schultern aus, seltener über Bauch und Brust.
Form und Farbe der Mähne variiert nicht nur zwischen Individuen, sondern auch
beim selben Individuum im Laufe des Lebens in Abhängigkeit von der körperlichen
Verfassung.
Besonders lange und dunkle Mähnen sind ein Zeichen guter
Verfassung und Kampfeskraft, da der Hormonstatus und der Ernährungszustand
Auswirkung auf Dichte und Länge der Mähne haben. Experimentelle Untersuchungen
mit ausgestopften Löwenmännchen haben gezeigt, dass Weibchen positiv auf
Modelle mit längeren und dunklen Mähnen reagieren, während Männchen Modelle mit
ausgeprägten Mähnen eher meiden. Praktischen Nutzen könnte die Mähne als Schutz
gegen Prankenhiebe und Bisse bei Rangkämpfen rivalisierender Männchen haben.
Hierdurch erklärt sich der evolutionäre Vorteil, den Männchen durch eine Mähne
haben, nicht aber Weibchen, da sie eher auf die Jagd spezialisiert sind und
nicht auf Kämpfe und bei der Jagd eine Mähne anders als bei Kämpfen nicht von
Vorteil ist. Allerdings haben neuere Forschungen gezeigt, dass auch die
Temperatur einen wichtigen Einfluss auf die Größe der Mähne hat und
Löwenmännchen in kälteren Gebieten sogar unabhängig von ihrer Unterart stärkere
Mähnen ausbilden als solche die in sehr warmen Gebieten leben. So bilden
Löwenmännchen in Zoos kühler Regionen meist stärkere Mähnen aus als ihre
Artgenossen in wärmeren Gefilden.
Weiße Löwen verdanken ihre Färbung einer Farbmutation
Bei asiatischen Löwen ist die Mähne weniger deutlich
ausgeprägt als bei ihren afrikanischen Artgenossen. Jungen Löwen fehlt sie
ganz. Es dauert über fünf Jahre, bis ein Löwenmännchen eine voll ausgebildete
Mähne hat. In einigen Gebieten Afrikas, etwa im Tsavo-Nationalpark in Kenia
sind zahlreiche Männchen mähnenlos oder besitzen nur schwache Mähnen. Auch im
Pendjari- und W-Nationalpark-Gebiet in Westafrika besitzen nahezu alle Männchen
keine oder nur eine schwache Mähne.[2]
Auffällig ist außerdem die schwarze Schwanzquaste, in der
sich ein zurückgebildeter Wirbel befindet (Hornstachel).
Junge Löwen haben dunkle Flecken auf dem Körper, die schon
während des ersten Lebensjahres verblassen. In sehr seltenen Fällen bleiben
diese Flecken auch beim erwachsenen Löwen sichtbar, aber stets undeutlich und
nur aus der Nähe betrachtet.
Wie bei Tigern gibt es bei Löwen gelegentlichen Leuzismus;
darunter versteht man das Auftreten von Löwen mit weißem Fell. Sie sind jedoch
keine Albinos, da die dafür charakteristischen roten Augen fehlen. Die weiße
Fellfarbe wird über ein rezessives Gen vererbt. Da weiße Löwen für potenzielle
Beutetiere leichter zu sehen sind, haben solche Tiere es schwerer, zu
überleben. Außerdem gibt es Berichte über Melanismus, also schwarze Löwen,
jedoch keinen Beweis für deren tatsächliche Existenz.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Während der letzten Eiszeiten besaßen die Löwen (je nach
Einteilung in verschiedene Arten, heutzutage meist nur als Unterarten einer
Art) ein großes Verbreitungsgebiet. Es reichte in der letzten Kaltzeit von Peru
über Alaska, wo der Amerikanische Löwe vorkam,[3] erstreckte sich über Sibirien
und weite Teile Nordasiens und Europas, wo der Höhlenlöwe vorkam, bis Indien,
Arabien und Afrika im Süden.[4] Einen Großteil dieses Verbreitungsgebietes
büßten die Löwen allerdings schon am Ende des Eiszeitalters ein.
Verbreitungsgebiet des Löwen: historisch (rot) und heute
(blau)
Das geschichtliche Verbreitungsgebiet des Löwen umfasste
nicht nur große Teile Afrikas, sondern auch das südöstliche Europa sowie
Vorderasien und Indien. Im frühesten Holozän war der Löwe noch im Norden
Spaniens verbreitet, um 5500 bis 3000 v. Chr. ist er noch aus Ungarn und der
ukrainischen Schwarzmeerregion durch Knochenfunde nachgewiesen[5]. Dass auf dem
Balkan noch in der Antike Löwen lebten, berichten zahlreiche zeitgenössische
Gelehrte (zum Beispiel Herodot, Aristoteles, Plutarch, Xenophon). Man nimmt an,
dass der Löwe in Europa durch menschliches Zutun im 1. Jahrhundert n. Chr.
ausstarb. Die letzten Fossilfunde stammen aus dem Norden Griechenlands. Ein
eisenzeitlicher Löwen-Fund aus dem Süden Spaniens wird dagegen auf für
Zirkusspiele eingeführte Tiere zurückgeführt.
Heute ist die Verbreitung weitgehend auf das Afrika südlich
der Sahara beschränkt. Nördlich der Sahara starb die Art in den 1940er-Jahren
aus, ebenso wurden die asiatischen Löwenpopulationen während des 20.
Jahrhunderts nahezu vollständig vernichtet. Ein kleiner Restbestand hat sich
jedoch im Gir-Nationalpark in Gujarat (Indien) gehalten.
Löwen sind anpassungsfähig und kommen in einer Vielzahl von
Habitaten vor. Der bevorzugte Lebensraum des Löwen ist die Savanne, doch kommt
er auch in Trockenwäldern und Halbwüsten vor, früher auch in der trocken-kalten
Mammutsteppe. Niemals findet man ihn in dichten, feuchten Wäldern oder
wasserlosen Wüsten. Deshalb fehlt die Art naturgemäß in den
zentralafrikanischen Regenwäldern und den trockensten Wüsten Nordafrikas und
Vorderasiens. Die Bezeichnung „Wüstenkönig“ ist somit nicht zutreffend.
Bestand
Wie bei fast allen Großtieren Afrikas geht die
Hauptgefährdung der Löwen durch den Menschen von Lebensraumzerstörungen und
direkten Nachstellungen aus. Diese wurde jedoch in den letzten Jahren in
beinahe allen Teilen des Verbreitungsgebietes auf ein niedrigeres Maß
zurückgeschraubt.
Zwei Löwenweibchen im Masai-Mara-Wildreservat
Krankheiten stellen ein weiteres Problem dar, vor allem im
südafrikanischen Kruger-Nationalpark. Seit 1995 hier zum ersten Mal ein tödlicher
Fall von Tuberkulose bei den Löwen aufgetaucht ist, wurden im Krüger-Park
umfassende Untersuchungen durchgeführt. Das Ergebnis war, dass im südlichen
Bereich des Parks mehr als 90 Prozent der Tiere mit den tödlichen Bakterien
infiziert waren. Die Infektion stammt von Büffeln, die von Löwen gejagt werden
und durch den Kontakt mit infizierten Hausrindern die Krankheit in den Park
eingeschleppt haben. Die Rinder leiden zu etwa 70 Prozent an einer
Lungentuberkulose, bei den Löwen manifestiert sich die Krankheit vor allem im
Verdauungssystem. Die Tiere werden schwächer, magern extrem ab und sterben
innerhalb weniger Jahre. Neben dieser Tuberkulose gibt es noch eine zweite
Krankheit unter den Löwen. Etwa 60 bis 70 Prozent der Löwen sind mit dem
Felinen Immundefizienz-Virus (FIV) infiziert, einem dem menschlichen HI-Virus
sehr ähnlichen Krankheitserreger, der die Immunabwehr der Tiere lahmlegt und so
der Tuberkulose den Weg ebnet. Gegen beide Erreger gibt es keine Impfstoffe.
Es leben noch 16.000 bis 30.000 Löwen in freier Wildbahn.
Die IUCN ging 2008 davon aus, dass die Löwenbestände weltweit in den letzten
zwanzig Jahren um 30 bis 50 Prozent zurückgegangen sind. Einen maßgeblichen
Einfluss auf die schwindende Population hat die Nutzung des Landes als Viehweide
oder landwirtschaftliche Anbauflächen. Die IUCN stuft den Löwen daher insgesamt
als gefährdet (Vulnerable) ein. Der Asiatische Löwe (Panthera leo persica),
dessen Wildpopulation auf den Gir-Nationalpark in Indien beschränkt ist, gilt
als stark gefährdet (Endangered). Auch die Löwenpopulation in Westafrika, die
jüngst als genetisch von südostafrikanischen Löwen abweichend beschrieben
wurde[6], gilt als stark gefährdet.[7] In einigen großen Schutzgebieten Ost-
und Südafrikas scheint die Zukunft der großen Katze jedoch bislang gesichert.
Lebensweise
Sozialverhalten
Löwin
Im Gegensatz zu den übrigen, eher einzelgängerischen
Großkatzen leben Löwen im Rudel. Ein solches Rudel besteht vor allem aus
untereinander verwandten Weibchen und deren Nachkommen, die von einer
„Koalition“ aus einigen ausgewachsenen Männchen verteidigt werden. Für
gewöhnlich gibt es in einem Rudel drei bis vier ausgewachsene Männchen, die in
der Rangordnung über den Weibchen stehen, ausnahmsweise bis zu sieben, nur in
seltenen Ausnahmefällen nur eines. Die dominanten Männchen sind in der Regel
(aber nicht immer) miteinander verwandt[8]. Die Größe des Reviers und die
Anzahl der Beutetiere korreliert mit der Rudelgröße, die zwischen 3 und 30
Exemplaren liegen kann. Das Revier eines Löwenrudels umfasst 20 bis 400
Quadratkilometer. Seine Grenzen werden mit Kot und Urin markiert, auch das
weithin hörbare Gebrüll demonstriert den Anspruch der Revierinhaber.
Die jungen Männchen bleiben etwa zwei bis drei Jahre im
Rudel, bis sie ihre Geschlechtsreife erreicht haben; danach werden sie
vertrieben. Junge Männchen streifen mitunter über Jahre umher und schließen
sich meist mit anderen nomadisierenden Männchen zusammen. Diese Bindung
zwischen miteinander verwandten oder auch fremden Löwen kann dabei sehr stark
werden. Die Nomaden legen in dieser Zeit sehr große Strecken zurück,
respektieren keine Reviergrenzen, gründen aber auch keine eigenen Reviere. Um
ein eigenes Rudel zu erobern, müssen sie die alten Revierbesitzer vertreiben
oder im Kampf besiegen. Solche Rangordnungskämpfe sind in der Regel blutig, und
nicht selten können sie tödlich enden. Geschlagene Rudelführer werden
vertrieben und führen dann meist ein Leben als Einzelgänger. Oft sterben sie
jedoch an den Folgen der Kampfverletzungen.
Nach der Eroberung eines Rudels durch neue Männchen kommt es
häufig zum Infantizid, das heißt die neuen Rudelführer töten die Jungen ihrer
Vorgänger. Der biologische Nutzen kann darin gesehen werden, dass die Weibchen
nach kurzer Zeit wieder paarungsbereit sind und das neue Männchen eigenen
Nachwuchs zeugen und so seine Gene verbreiten kann. Die führenden Männchen des
Rudels können sich meist nur für wenige Jahre gegen Konkurrenten durchsetzen,
bis sie von jüngeren, stärkeren Artgenossen vertrieben oder getötet werden. Im
Durchschnitt wechseln die dominanten Männchen eines Rudels alle zwei bis drei
Jahre. Im Gegensatz zu den Männchen verbringen die Weibchen in der Regel ihr
gesamtes Leben in dem Rudel, in dem sie geboren wurden.
Löwen sind weniger reinlich als beispielsweise Hauskatzen.
In der Regel wird nur der Nasenrücken gereinigt. Gegenseitige Fellpflege gibt
es nur bei groben Verschmutzungen, wie zum Beispiel durch Blut der Beutetiere.
Fortpflanzung
Ein Löwenpärchen bei der Kopulation
Junge Löwen
Löwen erreichen ihre soziale Geschlechtsreife im Alter von
zwei bis drei Jahren, ihre physiologische in 18 Monaten. Um die
Paarungsbereitschaft eines Weibchens festzustellen, benutzt der männliche Löwe
das Jacobson-Organ, das sich am oberen Gaumen befindet. Dazu zieht der Löwe die
Oberlippe zurück und öffnet leicht das Maul. Dieser Vorgang wird auch als
Flehmen bezeichnet.
Auch wenn ein Männchen die Spitze der Rangordnung einnimmt,
kann es sich mit einem Weibchen nur mit dessen Zustimmung paaren. Hierzu legt
sich die Löwin auf den Bauch und erlaubt dem Männchen, sie zu besteigen.
Während der Kopulation beißt der Kater der Löwin in den Nacken. Dadurch hält
diese instinktiv still. Lässt eine Löwin die Kopulation zu, so paaren sie sich
alle 15 Minuten zirka 40 Mal am Tag, wobei ein Kopulationsakt etwa 30 Sekunden
dauert, bis die Paarungsbereitschaft der Löwin nach etwa fünf Tagen beendet
ist.
Nach einer Tragzeit von etwa vier Monaten bringt die Löwin
abseits vom Rudel und versteckt ein bis vier blinde Junge zur Welt, die jeweils
etwa 1,5 Kilogramm wiegen und 50 Zentimeter groß sind. Sie werden etwa sechs
bis acht Wochen nur von der Mutter gesäugt und bleiben während dieser Zeit auch
im Versteck. Ist dieses weit vom Rudel entfernt, geht die Mutter allein auf Jagd.
Dabei kann es vorkommen, dass die Jungen bis zu 48 Stunden allein im Versteck
bleiben. Dies ist besonders wegen Hyänen und anderer Raubtiere gefährlich. Nach
maximal 8 Wochen führt die Löwin ihre Jungen zum Rudel. Dabei gibt es selten
Probleme mit der Akzeptanz.
Die jungen Löwen saugen ab diesem Zeitpunkt nicht nur bei
der Mutter, sondern auch bei den anderen Weibchen, so dass die Erziehung allen
weiblichen Mitgliedern des Rudels obliegt. Im Alter von sechs Monaten werden
Löwenjunge entwöhnt, sie bleiben dann noch ungefähr zwei Jahre bei der Mutter.
Die Lebensdauer eines Löwen kann vierzehn bis zwanzig Jahre
betragen. In der Regel erreichen jedoch nur Weibchen ein solches Alter.
Männchen werden lange vorher von einem jüngeren Konkurrenten getötet oder vertrieben,
finden kein Rudel mehr und verhungern. Häufig werden sie daher nicht älter als
sieben bis zwölf Jahre. Im Zoo haben manche Löwen jedoch bis zu 34 Jahre
gelebt.
Ernährung
Löwin im Kampf mit einem Kaffernbüffel in der Serengeti
Löwen jagen meist bei Dunkelheit oder in den kühlen
Morgenstunden. Zu den Beutetieren gehören vor allem Antilopen, Gazellen, Gnus,
Büffel und Zebras, aber auch Hasen, Vögel und manchmal Fische. In manchen
Gegenden spezialisieren sich Löwen auch auf eher untypische Beutetiere. So
schlagen Löwen in großen Rudeln mit Gruppenstärken von etwa 30 Tieren am Savuti
bisweilen halbwüchsige Elefanten und am Linyanti Flusspferde (beides im
Chobe-Nationalpark, Botswana). In Teilen dieses Nationalparks und im
benachbarten Hwange-Nationalpark machen Elefanten etwa 20 % der Löwennahrung
aus, wobei vor allem Jungtiere und insbesondere Halbwüchsige im Alter von 4 bis
11 Jahren erlegt werden.[9][10] In Namibia zählen bei den Wüstenlöwen auch
Seebären zu den Beutetieren.[11]
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass männliche Löwen
sich fast nur von der Beute ihrer Weibchen ernähren, scheinen sie in
Wirklichkeit einen großen Teil ihrer Nahrung selbst zu erlegen. Eine Studie im
Krüger-Nationalpark ergab, dass selbst territoriale männliche Löwen, die ein
Rudel besitzen, sehr erfolgreiche und regelmäßige Jäger sind. Besonders in
dicht bewachsenen und unübersichtlichen Lebensräumen scheinen rudelführende
Männchen sich weniger von der Beute ihrer Weibchen zu ernähren als in offenen
Lebensräumen. Nicht-territoriale Löwenmännchen, die noch kein Rudel erobern
konnten, müssen sich ohnehin ihre Beute selbst beschaffen und regelmäßig jagen.
Im Gegensatz zu den weiblichen Tieren, die im untersuchten Gebiet vor allem
Zebras und Gnus bevorzugten, jagten die Löwenmännchen vor allem
Kaffernbüffel.[12] Junglöwen gehen im Alter von drei Monaten zum ersten Mal mit
der Mutter zur Jagd. Erst im Alter von zwei Jahren haben sie die Jagdkunst
erlernt.
Zwei Männchen beim Kampf um die Beute, Etosha-Nationalpark
Männchen und Jungtier beim Fressen eines Kaffernbüffels
Löwen sind keine ausdauernden Läufer und können ihre
Höchstgeschwindigkeit von etwa 60 km/h nicht lange durchhalten.[13] Viele der
wesentlichen Beutetiere haben außerdem eine höhere Höchstgeschwindigkeit als Löwen.
Auf Grund des Körperbaus kann ein Löwe jedoch schnell beschleunigen und ist
daher auf kurzer Distanz in der Lage, beispielsweise ein Zebra einzuholen, das
ihm aufgrund seiner Höchstgeschwindigkeit von 65 Kilometer pro Stunde auf
längeren Strecken entkommen könnte. Löwen müssen sich deshalb im Normalfall bis
auf einige Meter an die Beute heranpirschen. Sie schleichen sich geduckt oft
über mehrere hundert Meter an die Beute heran, wobei jede Deckung ausgenutzt
wird. Je näher sie der Beute kommen, desto mehr wird auf die Deckung geachtet.
Ist eine Distanz von zirka 30 Metern erreicht, so wird die Beute von dem Löwen
mit mehreren Sätzen angesprungen. Jeder Sprung ist dabei etwa 6 Meter lang.
Durch die Wucht des Aufpralls wird selbst ein Beutetier, das wie beispielsweise
ein Zebra doppelt so schwer ist wie der jagende Löwe, aus dem Gleichgewicht
gebracht. Kleinen Beutetieren wie etwa einer Thomsongazelle durchbeißen Löwen
anschließend das Genick. Größere Beutetiere wie ein Gnu oder Zebra werden durch
einen Kehlbiss getötet. Da die Eckzähne des Löwen zu kurz sind, um größere
Blutgefäße zu erreichen, töten sie diese größeren Beutetiere, indem sie die
Luftröhre einklemmen und so die Sauerstoffversorgung der Lungen
unterbrechen.[14] Nach dem Jagderfolg kommt die Rangfolge im Rudel zum Tragen.
Das Männchen darf zuerst fressen, es folgen die ranghöchsten Weibchen, zuletzt
die Jungen. Am Kadaver kommt es nicht selten zu Rangkämpfen, bei denen sich die
Rudelmitglieder blutige Wunden holen.
Der Jagderfolg ist abhängig vom Geschick der jagenden Tiere,
der Tageszeit, den lokalen Gegebenheiten und der bejagten Tierart. In der
Serengeti sind 14 Prozent aller Jagden auf Riedböcke und 32 Prozent aller
Angriffe auf Gnus erfolgreich.[15] Der Jagderfolg von Löwen ist damit deutlich
geringer als der von Afrikanischen Wildhunden oder Geparden. Da Löwen in
offenen Landschaften jagen, erhöht die gemeinsame Jagd die Chance erfolgreich
Beute zu schlagen. Nach einer Untersuchung in der Serengeti verdoppelt sich der
Jagderfolg, wenn zwei Löwinnen gemeinsam jagen. Der Jagderfolg stieg in dieser
Untersuchung jedoch nicht wesentlich an, wenn mehr als zwei Löwinnen an der
Jagd beteiligt waren. Eine Studie in einer halbwüstenähnlichen Region in
Namibia kam dagegen zu dem Ergebnis, dass die Rudel den höchsten Jagderfolg
haben, bei denen mehrere Löwinnen ihre Jagdtechnik eng koordinieren. In dieser
weitgehend deckungslosen Landschaft kreisten einige Löwinnen die Beute ein,
während andere sich in einem Hinterhalt auf die Lauer legten.[15] Ein weiterer
Vorteil der gemeinschaftlichen Jagd liegt darin, dass die Beute im Rudel
leichter gegen andere Räuber wie Wildhunde und Hyänen verteidigt werden kann.
Oft fressen Löwen auch Aas. Dabei vertreiben sie häufig
andere Raubtiere, wie Tüpfelhyänen von ihrer Beute − und nicht umgekehrt, wie
früher angenommen wurde. In einigen Gebieten Ostafrikas geht dies sogar so
weit, dass den Hyänen 70 Prozent ihrer Jagdbeute von Löwen abgejagt wird.
Externe Systematik
Der Löwe zählt zu den Großkatzen und innerhalb derer zur
Gattung Panthera, die durch ein nicht ganz verknöchertes Zungenbein
charakterisiert ist. Früher wurde dieses Merkmal mit der Fähigkeit zu brüllen
in Verbindung gebracht. Neuere Studien zeigen jedoch, dass das laute,
charakteristische Brüllen des Löwen (und anderer Großkatzen der Gattung
Panthera) vor allem durch eine spezielle Morphologie des Kehlkopfes bedingt
ist. Der Löwe schnurrt, wie andere Großkatzen auch, nur beim Ausatmen. Das
Schnurren klingt dabei nicht so wie das einer Kleinkatze, sondern eher wie ein
Knurren oder Brummen.
Stammesgeschichte
Schädel eines rezenten afrikanischen Löwen
Schädel eines Höhlenlöwen
Der älteste Fossilnachweis einer Katze, die stark einem
Löwen ähnelt, stammt aus Laetoli in Tansania und ist etwa 3,5 Millionen Jahre
alt. Von einigen Wissenschaftlern werden diese Funde, die nur aus
Kieferbruchstücken und wenigen postcranialen Knochen bestehen, als Panthera leo
angesehen, andere Forscher bestreiten diese Gleichsetzung. Durch die wenigen
Funde ist eine genaue Bestimmung der Artzugehörigkeit kaum möglich, auch sind
die ältesten sicher bestätigten Funde von Löwen in Afrika rund zwei Millionen
Jahre jünger. [16] Vor etwa 700.000 Jahren taucht Panthera leo mit dem
Mosbacher Löwen (Panthera leo fossilis) am italienischen Fundort von Isernia
zum ersten Mal in Europa auf. Ein 1,75 Millionen Jahre alter Löwen-Unterkiefer
aus der Olduvai-Schlucht in Tansania zeigt eine frappierende Ähnlichkeit mit
den Mosbacher Löwen. Diese gelten als die größten Löwen Europas und jagten
während der Cromer-Warmzeit vor mehr als 500.000 Jahren bei Wiesbaden in Hessen
und bei Heidelberg in Baden-Württemberg. Einige Exemplare waren fast so lang
wie die größten Löwen der Erdgeschichte, die Amerikanischen Löwen (Panthera leo
atrox), aus Kalifornien, die eine Rekordlänge von 3,60 Meter (Kopf-Rumpflänge:
ca. 2,40 Meter, Schwanzlänge: ca. 1,20 Meter) erreichten.
Die meisten Löwenfunde in Europa stammen von eiszeitlichen
Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea), der sich aus dem Mosbacher Löwen entwickelt
hat. In Nordostasien und Beringia lebte mit dem Beringia-Höhlenlöwen (Panthera
leo vereshchagini) eine weitere Unterart. In Mitteleuropa, Nordasien und
Amerika sind Löwen bis zum Ende des Pleistozäns ein häufiges Element der Fauna,
sterben dort aber am Ende der letzten Eiszeit aus.
Unterarten
Verbreitungsgebiet der allgemein akzeptierten Unterarten am
Ende des 20. Jahrhunderts
Es wurden etliche Unterarten des Löwen beschrieben, meist
werden jedoch nur die folgenden allgemein anerkannt:
Asiatischer Löwe im Zoo von Bristol
Der Asiatische
Löwe (Panthera leo persica) ist dem afrikanischen Löwen sehr ähnlich. Sein
nächster Verwandter ist der nordafrikanische Berberlöwe.
Nordafrikanisch-asiatische Löwen spalteten sich nach molekularbiologischen
Untersuchungen vor etwa 70.000 bis 200.000 Jahren von den afrikanischen Löwen
südlich der Sahara ab.[17] Im Gir-Nationalpark konnte die Population nun wieder
auf 300 Tiere anwachsen, die allerdings durch die starke Inzucht bedroht sind,
die zu einem Verlust der genetischen Vielfalt dieser Löwen geführt hat. Die
meisten Löwen, die in westlichen Zoologischen Gärten unter dem Namen P. l.
persica gehalten werden, sind allerdings keine reinerbig asiatischen Löwen. Sie
gehen zum Teil auch auf afrikanische Löwen zurück.[18]
Der Berberlöwe
(Panthera leo leo) lebte in Nordafrika und hatte offenbar eine besonders
mächtige Mähne. Die exzessive Nachstellung führte im Jahre 1922 zum Tod des
letzten Vertreters dieser Unterart in Freiheit, die sich bis dahin im
Atlas-Gebirge gehalten hatten. Ob die europäischen Löwen zu dieser Unterart
gehörten, ist nicht bekannt. Einige Privatleute und Zoos, zum Beispiel in Wien
und Dortmund züchten Löwen, die den Berberlöwen äußerlich weitgehend ähneln und
wohl noch Berberlöwenblut in sich tragen. Ob es sich dabei aber um reine
Berberlöwen, oder um Löwen mit einem gewissen Berberlöwen-Anteil handelt, war
bisher kaum zu ermitteln. Es werden jedoch zurzeit genetische Untersuchungen
durchgeführt, um dies zu klären. Diese Löwen stammen von Tieren ab, die über
mehrere Generationen in Gefangenschaft gehalten wurden und über deren genaue
Herkunft nichts wirklich Stichhaltiges zu ermitteln ist. Da Löwen in
Gefangenschaft relativ leicht zu züchten sind, ist es durchaus möglich, dass es
sich um Berberlöwen handelt.
Der Kaplöwe
(Panthera leo melanochaitus) Südafrikas ist sicher ausgestorben; er fiel im 19.
Jahrhundert den Großwildjägern zum Opfer. Nach neueren Forschungen stellte er
allerdings keine eigene Unterart dar.
Der Transvaal-Löwe
(Panthera leo krugeri) des nordöstlichen Südafrika, einschließlich des
Kalahari-Gebietes ist beispielsweise noch im Krüger-Nationalpark
anzutreffen.[19]
Ein Westafrikanischer Löwe im Pendjari-Nationalpark
Angola-Löwe (Panthera leo bleyenberghi) Matadi im Leipziger
Zoo
Der Massai-Löwe
(Panthera leo massaicus) aus Nordost- und Ostafrika von Äthiopien, Kenia,
Tansania bis nach Mosambik.
Der
Westafrikanische oder Senegal-Löwe (Panthera leo senegalensis) ist im Westen
Afrikas zu finden. Er war ursprünglich durchgehend verbreitet vom Senegal bis
in die Zentralafrikanische Republik.[19] Heute existieren nur noch einige
hundert Tiere in versprengten Restpopulationen, die größte davon befindet sich
im W-Arli-Pendjari-Nationalpark-Komplex. Die IUCN stuft die Löwenpopulationen
Westafrikas als stark gefährdet (Endangered) ein.[7] Jüngste genetische
Analysen ergaben, dass die Löwen des westlichen und zentralen Afrika sich
deutlich von denen im Süden und Osten des Kontinents unterscheiden.[6]
Der Kongo-Löwe
(Panthera leo azandica), der im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo
vorkommt.[19]
Der Angola-Löwe
oder Katanga-Löwe (Panthera leo bleyenberghi) ist im südwestlichen Afrika, in
den Staaten Angola, Sambia und im Süden der Demokratischen Republik Kongo
verbreitet.[19]
Während der Unterartstatus des Asiatischen Löwen (Panthera
leo persica) als gesichert gilt, sind die genauen genetischen Verhältnisse der
afrikanischen Löwen noch nicht restlos geklärt. Teilweise wurden alle Löwen
südlich der Sahara zu einer einzigen Unterart zusammengefasst. Neuere
molekulargenetische Untersuchungen ergaben allerdings, dass die Löwen Afrikas
sich genetisch in zwei deutlich verschiedene Populationen aufspalten lassen,
wobei sich jene im Westen und den Zentralteilen Afrikas deutlich von jenen in
Süd- und Ostafrika unterscheiden. Erstere sind den Analysen zufolge näher mit
Asiatischen Löwen als mit den afrikanischen Formen im Süden und Osten des
Kontinents verwandt. Als mögliche Erklärung hierfür wird angeboten, dass der
Löwe im späten Pleistozän in Westafrika ausstarb und diese Gebiete später von
Asien her kommend neu besiedelte. Für diese Hypothese spricht auch die nahe
genetische Verwandtschaft der Westafrikanischen Löwen untereinander.[6] Vorherige
Studien, die vor allem süd- und ostafrikanische Populationen untersuchten,
kamen zu dem Ergebnis, dass diese relativ eng miteinander verwandt sind.
Demnach wären in Südostafrika allenfalls zwei Grundtypen zu unterscheiden. Eine
Form westlich und eine östlich des Großen Grabens. So unterscheiden sich etwa
Löwen aus Tsavo (Ost-Kenia) genetisch kaum von ihren Artgenossen in Transvaal
(Südafrika), dagegen bestehen deutlichere Unterschiede zu Löwen aus den unweit
entfernt liegenden Aberdare-Bergen im Westen Kenias.[20] [21] Bis vor 37.000
Jahren kam eine Unterart des Löwen (Panthera leo sinhaleyus) auch auf Sri Lanka
vor[22].
spelea-Gruppe
Europäischer Höhlenlöwe (Panthera leo spelaea) in einer
Rekonstruktion um 1920
Die ausgestorbenen, prähistorischen Löwen Amerikas und
Nordeurasiens bilden eine eigene Rassengruppe (spelea-Gruppe), die sich
genetisch von den Löwen Afrikas und Südasiens (leo-Gruppe) unterscheidet. Dazu
zählen:
Mosbacher Löwe
(Panthera leo fossilis)
Höhlenlöwe
(Panthera leo spelaea)
Amerikanischer
Löwe (Panthera leo atrox)
Kryptozoologische Art
Die Kryptozoologie beschäftigt sich mit dem Marozi, einem
angeblich gefleckten Löwen mit kurzer Mähne, der im Hochland von Kenia leben
soll. Das Fell eines derartigen Löwen wird noch heute im Naturhistorischen
Museum in London aufbewahrt. Seit Ende der 1930er-Jahre gab es keine Sichtung
mehr. Behauptungen, solche Löwen seien Hybride aus Löwen und Leoparden, sind
mehr als unwahrscheinlich, da sich diese Tiere in der Natur normalerweise feindlich
gesinnt sind. In Gefangenschaft konnten dagegen schon mehrfach Hybriden aus
Löwen und Leoparden dokumentiert werden, allerdings weist deren Fell ein
anderes Muster als das vermeintliche Marozi-Fell in London auf.
Löwen und Menschen
Löwen gehören zu den bekanntesten Tieren und zählen zu den
„Big Five“, den fünf prominenten Großwildarten Afrikas. Es existieren
gelegentlich noch Jagden auf Löwen, diese sind aber selten geworden. Noch im
20. Jahrhundert war die Löwenjagd ein prestigeträchtiges Ereignis in der
Großwildjagd.
Wortherkunft
Im Deutschen gibt es zwei Varianten desselben Wortes, einmal
das gängige Löwe, das aus dem norddeutschen Raum übernommen wurde, sowie das
altertümlich-poetische Leu. Entlehnt hat das Deutsche die Bezeichnung aus lat.
leo, das seinerseits dem gr. leōn entstammt. Vermutet wird weiterhin, dass das
Wort im semitischen Raum (assyr. labbu, hebr. leva „die Löwen“) seinen Ursprung
hat.[23]
Löwen in Religion und Mythologie
Herakles im Kampf mit dem Nemëischen Löwen (ca. 500 v. Chr.)
Bereits die eiszeitlichen Jäger in der Kulturstufe des
Aurignacien haben vor mehr als 30.000 Jahren den Löwen dargestellt. Zu den
eindrucksvollsten Kunstwerken aus jener Zeit, das zugleich zu den ältesten
überlieferten Skulpturen der Menschheit zählt, gehört die aus Mammutelfenbein
geschnitzte, fast 30 Zentimeter hohe Figur des sogenannten Löwenmenschen mit
dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Höhlenlöwen aus der Höhle
Hohlenstein-Stadel in Baden-Württemberg. Sie verkörperte vielleicht eine Gottheit.
In vielen Kulturen hat der Löwe eine Stellung als „König der
Tiere“ eingenommen, die auf den Einfluss des Physiologus zurückzuführen ist,
eines frühchristlichen Buches über Tiersymbolik von allgemein großem Einfluss
auf die westliche Kultur. Die von ihm ausgehende Faszination wird durch die
Vielzahl von Wappen deutlich, auf denen er abgebildet ist. So findet man den
Löwen beispielsweise auf den Wappen von Hessen, Husum, Luxemburg, Zürich,
Aquitanien und Montenegro, siehe auch Löwe (Wappentier). Dass er den Europäern
überhaupt bekannt wurde, liegt daran, dass Löwen einst rund um das Mittelmeer
verbreitet waren. In der griechischen Mythologie erscheinen Löwen in
verschiedener Funktion: Der Nemeische Löwe wurde als eine menschenfressende
Bestie dargestellt, den zu töten eine der zwölf Aufgaben des Herakles war. In
der Geschichte von Androklus zieht der Held, ein entlaufener Sklave, einem
Löwen einen Dorn aus der Pfote; als er später zur Strafe für seine Flucht den
Löwen zum Fraß vorgeworfen werden soll, erkennt ihn das Tier wieder und weigert
sich, den Mann zu töten.
Auf der Flagge von Sri Lanka wurde der Löwe als Symbol der
Singhalesen verewigt. Der Name des Volkes der Singhalesen entstammt dem Wort siṁha
aus dem Sanskrit, was „Löwe“ bedeutet.
Große Sphinx von Gizeh
In zahlreichen antiken Kulturen spielte der Löwe eine Rolle.
In Ägypten wurden Pharaonen als Sphingen dargestellt, Löwenkörper mit
Menschenkopf. Die berühmteste derartige Darstellung ist der Große Sphinx von
Gizeh. Neben der Löwengestalt des Pharao wurde Sachmet als Göttin mit
weiblichem Löwenkopf verehrt. Weiter kannte die ägyptische Mythologie sowohl
Dedun, den oberägyptischen Gott des Reichtums, der in späterer Zeit ebenfalls
löwenköpfig dargestellt wurde, als auch die Löwengöttinnen Mehit, Menhit,
Mestjet und den Löwengott Mahes. Das Wort M3Ḥs selbst ist außerdem die
Bezeichnung für Löwe.[24]
Der Markuslöwe ist das Symbol für den Evangelisten Markus.
Am nördlichen Sternenhimmel gibt es gleich zwei nach diesem
Tier benannte Sternbilder: den Löwen und den Kleinen Löwen. Bei Ersterem soll
es sich um eine Inkarnation des Nemeischen Löwen handeln, während Letzterer
eine Neuschöpfung des 17. Jahrhunderts war.
Dass der Löwe bis heute ein Image als mächtiges, starkes
Tier hat, zeigt sich daran, dass sich bis in die Gegenwart Menschen nach ihm
benennen. Der afghanische Kriegsherr Ahmad Schah Massoud beispielsweise wurde
von seinen Anhängern „der Löwe von Pandschir“ genannt, der äthiopische Kaiser
Haile Selassie nannte sich „Löwe von Juda“.
In Tierfabeln wurde der Löwe auch als Nobel bezeichnet.
Menschenfressende Löwen
Menschenfressendes löwenähnliches Ungeheuer (12.
Jahrhundert) an der Pfarrkirche Rosheim
Menschenfressendes Löwenduo aus dem Tsavo
In Afrika stehen Flusspferde und Leoparden im Ruf, dem
Menschen weitaus gefährlicher zu sein als Löwen. Trotzdem sind einige Fälle
überliefert, bei denen Löwen gezielt Jagd auf Menschen machten. Im Jahr 1898
töteten zwei Löwen im damaligen Britisch-Ostafrika, dem heutigen Kenia,
zwischen 14 und 135 indische und afrikanische Arbeiter, die mit dem Bau einer
Eisenbahnbrücke über den Tsavo-Fluss beschäftigt waren. Bei der Suche nach den
Ursachen für die Menschenfresserei tun sich Forscher bis heute schwer:[25]
Berichte, denen zufolge bis zu 135 Menschen Opfer der Löwen wurden, sind
wahrscheinlich übertrieben. Untersuchungen an Kohlenstoff-Stickstoffisotopen
zeigen, dass einer der beiden heute im Museum ausgestellten Löwen gelegentlich,
der zweite hauptsächlich Menschenfleisch fraß. Vermutlich war er aufgrund einer
Kieferverletzung auf diese leicht zu erjagende Beute angewiesen. Legt man die
üblicherweise von Löwen verzehrte Fleischmenge zugrunde, dürften ihnen etwa 35
Menschen zum Opfer gefallen sein.[26]
„Warum entwickeln
manche Löwen Appetit auf Zweibeiner? Forscher haben den Fall zweier berühmter
Bestien untersucht: Bei der Umstellung ihres Speiseplans, so das Ergebnis,
haben Menschen kräftig geholfen. […] Nachlässige Begräbnispraktiken während
eines schweren Pockenausbruchs und einer nachfolgenden Hungersnot taten ein
Übriges, um die Raubkatzen an den Geschmack von Menschenfleisch zu
gewöhnen.“[27]
Die Bauarbeiten an der Brücke kamen zum Erliegen, als die
Löwen auch in Camps eindrangen, die mit hohen Dornenwällen umfriedet worden
waren, und dort Menschen töteten und fraßen. Der Leiter des Bauprojektes, der
britische Oberstleutnant John Henry Patterson, benötigte neun Monate, um die
zwei Löwen aufzuspüren und zu erlegen. Beide Löwen erwiesen sich als gesunde
männliche Tiere, die mähnenlos waren und von einer ungewöhnlichen Körpergröße.
Sie waren von der Schwanzspitze an 2,95 beziehungsweise 2,90 Meter lang und
hatten eine Schulterhöhe von 1,20 beziehungsweise 1,15 Meter.
Die Vorkommnisse während des Brückenbaus am Tsavo-Fluss
inspirierten zwei Hollywood-Produktionen: Der erste kommerzielle 3D-Film, der
im Jahre 1952 gedreht und in Deutschland unter dem Titel Bwana, der Teufel
veröffentlichte wurde, und Der Geist und die Dunkelheit von 1996 griffen dieses
Ereignis auf.
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