Freitag, 3. Januar 2014

Wege der Inka Teil 5 von 5 Buch-Author Selzer-McKenzie SelMcKenzie


Inka - und deren SchicksalswegeTeil 5

Author D.SelzerMcKenzie

Videos:

http://youtu.be/XB90A-QLQAw

 
 
 
 
 
 


 

 

Der weinende Gott der Nazca

Von Acari aus verlief die inkaische Küstenstrasse — die noch deutlich erkennbar ist — zunächst entlang des AcariFlusses und dann in nördlicher Richtung an den Cerros de Chocavento vorbei. Das erste Tampu war bei ApolomaPoroma, nach dem die Strasse dann nach Nazca weiterging, das in den Zeiten der Inka ein grosses Verwaltungszentrum war.

«Im Haupttal [also im Tal des Rio Blanco, wo heute die moderne Stadt Nazca liegt] befinden sich die grossen Gebäude von Caxamalca», schrieb Pedro de Cieza, «und auch viele Lagerhäuser, die auf Befehl der Inka erbaut worden waren.» In der Nähe bewachte die Festung von Paredones die Querstrasse, die die Küstenstrasse mit der Strasse durch die Anden verband. Diese Querstrasse, von der noch Teile zu sehen sind, überstieg die Kordillere und hielt sich dann am Nordufer des PachachacaFlusses bis zum Tampu von Cochacajas, wo sie in die Andenstrasse mündete.

Es gab fünf NazcaTäler: Santa Cruz, Palpa, Ingenio, Nazca und Apoloma. Verbunden durch ein ineinander verschlungenes Netz von teils ständigen, teils nur jahreszeitlich bedingten Flüssen, erscheinen sie auf der Landkarte wie die gespreizten Finger einer Hand.

Diese grünen Täler waren der Schauplatz der berühmten NazcaKultur, die wegen ihrer Töpferware bekannt ist, die mit hochstilisierten Darstellungen von Vögeln, Mäusen, Lamas, Fledermäusen und den Gestalten eines regelrechten Pantheons anthropomorpher Ungeheuer (von denen der Katzengott das beherrschende ist) bemalt ist. Diese Art von Töpferware stammt aus der Zeit von etwa 500 n. Chr. Nach r000 n. Chr. kam Nazca in den Einflussbereich der TiahuanacuKultur, deren Zentrum die geheimnisvolle Stadt beim Titicacasee war. Von da an wurde das Motiv des weinenden Gottes ein allgemeines Kennzeichen der NazcaTöpferware und Weberei. Unser hauptsächlichstes Anschauungsmaterial der NazcaKultur stammt von Ausgrabungen der Gräber in diesem Gebiet, denn es gibt wenig an der Oberfläche Erhaltenes und kaum Hinweise auf Gebäude oder Siedlungen. Den Nazca werden jedoch die sogenannten «Scharrbilder» zugeschrieben — ein Labyrinth von Linien, Rechtecken, Kreisen und Darstellungen von Tieren wie Walfischen, Fischen, Vögeln und Spinnen —, die im NazcaGebiet in den Wüstenboden eingeritzt sind. Man nimmt allgemein an, dass sie zur Zeitangabe oder zu astronomischen Zwecken dienten, aber da es keine geschriebenen Berichte — ja, nicht einmal brauchbare Volkserinnerungen an diese weit zurückliegenden Tage — gibt, weiss man nichts Sicheres.

Von Nazca ging die Inkastrasse — die mitten durch die geheimnisvollen «Scharrbilder» verlief — nach El Ingenio, dem nächsten Tampu, weiter. «El Ingenio», der Name, der schon früh den ursprünglichen indianischen Namen dieses Ortes verdrängte, ist das spanische Wort für «Zuckermühle», denn eine solche war hier laut Väsquez de Espinosa in der Frühzeit der Konquista erbaut worden. Das Tampu hier war gross und aus Lehm erbaut, aber es waren in Nachahmung bester inkaischer Steinarbeit trapezförmige Fenster und Nischen angebracht worden. Es hatte den üblichen weiträumigen Hauptplatz mit einem erhöhten Podium, von wo aus Truppenparaden abgenommen und Ansprachen an das Volk gerichtet werden konnten.

Nördlich von El Ingenio ist das Land ein Gewirr von kahlen Berghängen und öden Schluchten, und in einer von diesen — der engen Quebrada de Santa Cruz — befindet sich eine weitläufige Ruine, die sich von einem Ende der Schlucht bis zum anderen erstreckt und wo zahlreiche Häuser auf den verschiedenen Böschungen stehen. Von oben erscheinen die Umrisse der Überreste ganz deutlich, aber am Boden ist alles formlos. Die Königsstrasse kommt hier vorbei und erreicht schliesslich die Pampa von Huayuri.

Huayuri ist eine fruchtbare Oase. Obwohl man keine Wasserver sorgung feststellen kann, war es zweifellos ein Platz von einiger Bedeutung, da Huamän Poma es als «Huayuri, Stadt und königliches Tampu» bezeichnet. Man sieht noch die Überreste dieses Tampu, das aus einem Pferch — wahrscheinlich für Lamas —, zwei grossen Plätzen und vielleicht einem Sonnentempel bestand, wenn auch das fragliche Gebäude durch den Wind schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Alle Wanderer, die hier vorbeikamen und Berichte über ihre Reise hinterlassen haben, stimmen darin überein, dass die Reise von den Flussoasen — 7o Kilometer nordwestlich — hierher höllisch war. «Muchissima arena» — «überwältigender Sand» — schrieb Väsquez; «man muss nachts reisen, weil die Hitze des Tages so gross ist, dass sie die Tiere tötet. Es gibt so viele Sanddünen, und der Wind ist so stark, dass ich im Jahr 1617 beinahe mein Leben verlor, weil meine Führer mich verliessen.» Nur die hohen Holzstangen, die die Indianer als Merkzeichen an der Strasse aufgestellt hatten, retteten ihn.

Nach Ocucaje, das wenig Wasser hat, obwohl es am IcaFluss liegt, «gab es», wie Cieza sagt, «grosse Bestände von Johannisbrotbäumen». Väsquez de Espinosa fügt hinzu, dass «diese so ausgedehnt sind, dass sie stellenweise undurchdringlich sind. An der Strasse von Nazca nach Ica sind diese Wälder fünfundzwanzig Kilometer lang und so dicht, dass die Königsstrasse der einzige Weg ist, um hindurchzugelangen, und man sieht dabei nichts als Bäume und Himmel.»

Der fragliche Baum ist aber in Wirklichkeit nicht der Johannisbrotbaum, sondern eine verwandte Art, die die Küstenindianer «Huarango» nannten. Wälder aus diesen Bäumen, die oft knorrig und krumm werden und auf einem wuchtigen Wurzelwerk stehen, das in grosse Tiefen hinabreicht, um Feuchtigkeit zu finden, waren einst an der heissen, sandigen Küste häufig. Die Leute von der Küste verwendeten das Holz der Bäume zum Feuermachen, um Gräber zuzudecken, Balken für die Häuser zu gewinnen und kunstvolle zeremoniale Grabstöcke zu schnitzen. Ihre hauptsächlichen Götzenbilder schnitzten sie daraus.

Eines der Hauptmerkmale des «kühlen Tales von Ica», wie Cieza es nennt, war der Chirana, ein grosser Kanal, der, wie Garcilaso de la Vega berichtet, «sehr kunstreich Wasser sammelte und nach Ica ableitete, so dass sich die Anbaufläche beträchtlich vergrösserte». Garcilaso behauptet, dass der Kanal «von den Inkaherren» erbaut wurde, aber da die Stämme der Küste Meister der Bewässerung waren, kann er sehr wohl vorinkaisch gewesen sein. Zur Zeit von Cieza war er schon zerstört.

Ica liegt knapp siebzig Kilometer von der Küste entfernt und war zwischen 400 und i000 n. Chr. das Zentrum eines Stammesverbandes der Ica und Nazca. Seine Kultur war durchaus charakteristisch, wie seine Töpferware und die kunstvoll aus Huarangoholz geschnitzten Grabstöcke beweisen, und sie bewahrte sich auch ihre besonderen Merkmale, als die Kultur von Tiahuanacu in das Gebiet eindrang. Es ist indessen sicher, dass die Bewohner von Ica Kontakt mit dem geheimnisvollen Volk der Paraca hatte, von dem wenig mehr bekannt ist, als was man aus seinen Kunstschöpfungen schliessen kann, und dass sie von diesem beeinflusst wurden.

Die ursprüngliche Stadt — von der ausgedehnte Reste vorhanden sind — lag in der jetzt verlassenen Pampa de Tate. Als die Inka 1470 hierher kamen, errichteten sie ihr eigenes Verwaltungszentrum und «ordneten den Bau von Palästen und Lagerhäusern an». Der Häuptling der Ica zu dieser Zeit hiess Aranbilca. Die Berichte sagen auch, dass Ica einer der ersten Orte war, die die Spanier nach dem Tod von Atahualpa in Besitz nahmen. Juan de Barrios erhielt 1534 das ganze IcaGebiet als Lehen, was ihm 1544 durch die Ordenanzas de Tambos bestätigt wurde: «Xapana, der Häuptling der yunga in dem Land namens Ica übergab dem neuen spanischen Herrn 1300 inkaische Vasallen.» Das Gebiet war dicht besiedelt, wurde aber, was Pedro de Cieza mit Recht beklagte, bald «durch die Grausamkeit der Bürgerkriege entvölkert, die über diese armen Indianer hereinbrachen, denen als Folge des Streits zwischen Pizarro und Almagro grosses Leid zugefügt wurde».

Ica war auch ein wichtiger Strassenknotenpunkt. Eine Strasse führte meerwärts nach Huaca China. Eine zweite Strasse, die man jetzt nur noch von der Luft aus sehen kann, führte nach Paracas, das auf einer Halbinsel liegt, von der aus man die Bucht von Pisco von Süden her überblickt. Eine dritte Strasse führte nach Humanio am Oberlauf des IcaFlusses und stieg von dort fünfundsechzig Kilometer nach Huaytara an, wo sie sich mit der wichtigen Querstrasse nach Vilcashuamän — siehe Kapitel VI — vereinigte.

Nach Ica durchquerte die Küstenhauptstrasse siebenunddreissig Kilometer Wüste, in der es nur eine Quelle für Wasser, nämlich den Villacuri, gab, bevor sie «das berühmte Tal von Pisco und seinen Fluss» erreichte. Der Fluss führt ständig Wasser, da er in den hohen Bergen von Cholochaca entspringt, und durch sein Tal verläuft die Querstrasse nach Vilcashuamän. Diese Route wurde seit den ältesten Zeiten benutzt, und man nimmt an, dass das auch die von Tiahuanacu beeinflusste Kolonie ViiiaqueHuari tat, als sie eine frühe präinkaische Invasion der Küste durchführte.

Das Tampu des PiscoTals lag bei Umay. Noch bis 1931 waren sein Grundriss und derjenige der in der Nähe gelegenen Terrassierungsreste — die die Bewässerungsmethoden der Eingeborenen deutlich zeigen — klar zu sehen. Über dem Tampu sieht man die von Mauern gesäumte Strasse auf ihrem Weg über die unteren Steilabfälle der Anden zum nächsten Tal.

Ein paar Kilometer im PiscoTal hinauf liegt die Stätte der Inkafestung, des Kontrollpunktes und Verwaltungszentrums Tambo Colorado. Obwohl es zweifellos einst Bedeutung hatte, wird es von keinem Chronisten erwähnt. Erforschungen aus der Luft und am Boden zeigen, dass es eine Gruppe von Gebäuden war, die um einen trapezförmigen Platz angelegt waren. Diese sind zwar aus Lehm errichtet, aber ihr Stil ist der der klassischen inkaischen Steinbauweise und erinnert in mancher Hinsicht an Bauwerke des Gebiets um Cuzco. Die Mauern waren gelb und rot bemalt — daher der Name «Colorado» —, und am oberen Rand einiger Gebäude befinden sich interessante Zierfriese.

Da es eine grundlegende charakteristische Gewohnheit der Inka war, keine Häuser, Gebäude oder Strassen auf landwirtschaftlich nutzbarem Boden zu errichten, verlief die Strasse über die steilen Abhänge der ins Land hereinragenden Hügelzüge. Sie folgt kompromisslos ihrer Richtung durch jedes Gelände und über alle Hindernisse. Sie verläuft mitten durch die präinkaischen Gräber des Berges Sierpe. Diese kreisförmigen, mit Stein eingefassten, aber nie benutzten Gräber liegen in Reihen zu sieben bis neun und steigen den fünfzig Grad steilen Abhang zum Berg Sierpe hinauf, der seinen Namen «Schlangenberg» nach der gewundenen Reihe der Gräber hat. Es gibt über fünftausend solche Gräber; sie sind leer und nur insoweit Gräber, als sie rund und von Steinen eingefasst und gleich konstruiert sind wie die Gräber, in denen man Mumien, Webereien und Töpferwaren gefunden hat. Jahrelang, seit sie 1931 auf den Luftbildern der ShippeeJohnsonExpedition aufgetaucht waren, nannte man sie die «merkwürdigen und geheimnisvollen Pockennarben», 1953 wurden sie von der VonHagenExpedition erforscht und als unbenutzte Gräber erkannt. Die Ingenieure der Inka müssen das Phänomen ebenfalls bemerkt haben, aber wie im Fall der ebenso geheimnisvollen «Scharrbilder» füllten sie die Gräber, die ihrem Strassenbau im Wege waren, auf und legten die Trasse über sie hinweg.

Die Querstrasse zu den Anden steigt an. Der erste, der sie untersuchte, war Dr. Max Uhle, der 1901 über sie marschierte und ritt. Die Strasse war, wie er in einem Brief berichtete, oft nicht mehr als eineinhalb Meter breit, wo die Felshänge nicht beseitigt werden konnten, aber wo es möglich war, erweiterte sie sich auf knapp fünf Meter, was «breit genug ist für Lamas und Indianer zu Fuss und auch breit genug für Sänftenträger. Einen Indianer mag es wohl weniger davor gegraust haben, auf diese Weise steile Abhänge zu traversieren.» Das ganze Tal zeugt von der Herrschaft der Inka. In Huaytara, achtzig Kilometer vom Tambo Colorado, in beherrschender Lage über dem Tal und den zwei Seitenstrassen — die andere von Ica herauf —, war die 4000 Meter hoch gelegene Festung von Huaytara. «Huaytara», sagt Max Uhle, «enthält schöne Überreste aus der inkaischen Periode von Peru . . . Bäder (die ich gesäubert habe) und eine alte Steinmauer, die nun zum grössten Teil in die christliche Kirche eingebaut ist und zehn hohe Nischen aus wunderbar bearbeitetem Stein hat, die ebenso wunderbar erhalten sind.»

Max Uhles Briefe aus dieser Zeit waren an Frau Phoebe Hearst, die Mutter des Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst, gerichtet, die als eine ihrer vielen Förderungen archäologischer Unternehmungen einen Teil von Dr. Uhles peruanischen Forschungen finanzierte. Dr. Uhle wurde 1856 in Dresden geboren und begann sich 1888 nach der damals üblichen humanistischen Ausbildung und der Erlangung des Doktorgrades für die Archäologie zu interessieren. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Amerika, besonders im Land der Inka, und so kennt man ihn allgemein als «den Vater der peruanischen Archäologie». «Uhle», sagt sein Biograph, «leistete mehr Feldarbeit im westlichen Südamerika als alle, die später lebten.» Er schrieb auch sehr ausgiebig und sandte an die Universität von Kalifornien eine so grosse Menge von Töpferwaren und anderem Studienmaterial, dass sich vier Generationen von Archäologen damit beschäftigen konnten. 1936, an seinem 80. Geburtstag, ehrten ihn zahlreiche Regierungen mit Orden und erklärten ihn zum «bene merito». Als der Zweite Weltkrieg begann, war Dr. Uhle 83 Jahre alt. «Er wurde», schrieb sein Biograph, «in dieser Krise unter den Schutz der peruanischen Regierung gestellt.»

Ohne Pension oder Rente kaufte und unterhielt er in Lima ein kleines Haus, in dem Archäologen wohnten. Im Januar 1942 wurde er auf Anordnung des FBI verhaftet. Nun gab es da einen inzwischen verstorbenen Dr. Harry Tschopik, der über die Archäologie der Chullpa am Titicacasee arbeitete. Isoliert in der Kälte und Monotonie, kam Tschopik oft nach dem tiefer gelegenen Arequipa herunter, wo er zwischen den Jahren 1936 und 1941 bei den zahlreichen deutschen Einwohnern Gast war. Es wurde Bier getrunken, und da Deutschland im Brennpunkt stand, wurden die Deutschen redselig. Als die amerikanischen Einberufungsgesetze in Kraft traten, hatte Harry Tschopik vom Peabody Museum in Harvard die Wahl, entweder einzurücken oder als Spitzel für den FBI zu arbeiten. Tschopik fertigte die Listen an, der Vertrag von Rio de Janeiro aus dem Jahr 1941 tat das übrige. Dr. Uhle, 88 Jahre alt, vergesslich, altersschwach, stand weit oben auf der Liste. Er und alle in Peru lebenden Deutschen, von denen einige dort geboren waren, andere schon sehr lange dort lebten, wurden auf Anordnung des FBI von der peruanischen Polizei verhaftet. Es gab keinen Haftbefehl, keine Verhöre, keine Prozesse, keine Beweise. Aber es gab eine Wahl: mitten im Krieg nach Deutschland zurückzukehren oder in ein Konzentrationslager nach Nordamerika zu gehen. Wer sich für Amerika entschied, blieb dort sechs Jahre lang und verlor sein ganzes Vermögen. Die anderen, wie Dr. Uhle, wählten Deutschland. Es muss berichtet werden, dass Dr. Gordon Willey von der Universität Harvard als einziger dagegen protestierte, dass «Dr. Uhle so behandelt wurde». Uhle starb fünf Monate später. Dr. Hermann Beyer, schon seit über einem halben Jahrhundert in Amerika und Yucatan ansässig und eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiet der Entzifferung der Glyphen der Maya, wurde gleichfalls im Alter von 7o Jahren von seinem archäologischen Kollegen verraten und auf dieselbe Art und unter demselben Vorwand verhaftet. Er starb in einem Konzentrationslager in Texas. Und um auch noch ein Beispiel in der ersten Person Singularis zu bringen: der Autor dieses Buches, Amerikaner in der dritten Generation und geboren 1908 in St. Louis, Missouri, der im Abwehrdienst der amerikanischen Kriegsmarine tätig war und 1936 zuerst die Namen der hohen Funktionäre, die einen Aufstand gegen Hitler planten, enthüllte, wurde auf dieselbe Weise in der Nacht des Bombenangriffs auf Pearl Harbour durch den FBI als «gefährlicher deutscher Ausländer» verhaftet und auch in ein Konzentrationslager gebracht — kein Haftbefehl, kein Prozess, keine Erklärung, keine Entschuldigung. Er wurde freigelassen, um sich seinem Regiment anzuschliessen. Es gibt Tausende solcher Inselchen in Amerikas eigenem Archipel Gulag.

Paracas auf der Halbinsel im Süden der Bucht ist eine grosse Nekropole, die berühmt ist wegen der besonders fein gewobenen und mit Stickerei verzierten Stoffe, die man dort gefunden hat. Die Gräber datieren von 200 n. Chr. an; in ihnen waren Mumien begraben, die in Tücher aus Vialawolle, Alpakawolle oder gesponnener Baumwolle eingehüllt und mit Schärpen und Kopfputz versehen waren. Der Sand und der heisse, trockene Südwestwind haben all das bemerkenswert gut konserviert, aber sie haben damit das Geheimnis, wer das Volk von Paracas war, eher noch verdunkelt, da es in dieser windverwehten, unbewohnbaren Gegend keine Spuren von Siedlungen gibt. Eine Strasse führte von hier nach Ica, und die frühe Töpferware von Ica verrät ParacasEinfluss, aber das sind nur unentzifferbare Spuren.

In der Nähe ist Tres Cruces, ein weiteres geheimnisvolles überbleibsel aus der Vergangenheit. In einen hohen Sandsteinfelsen über dem Meer eingemeisselt, ist es eine riesige 195 Meter lange Darstellung. Die VonHagenExpedition hat sie 1953 genau untersucht und festgestellt, dass sie mindestens einen Meter tief in einem Winkel von fünfzig Grad in den Fels eingemeisselt wurde. Vom Meer aus ist sie deutlich zu sehen.

Was bedeutete sie? Sicher stammt sie aus der Zeit vor den Inka. Kein Spanier erwähnt sie, obwohl Francisco Pizarro 1534 plante, seine Hauptstadt eher in Pisco als in Lima zu errichten. Wurden die Leichen der in Paracas Begrabenen auf dem Meer hierhergebracht und dabei von den Tres Cruces geleitet? Aber das scheidet aus, weil Balsaflösse unterhalb einer südlichen Breite von fünf Grad nicht im Gebrauch sind und Tortoraflösse nur zwei Menschen tragen können. Was auch immer Tres Cruces sein mag, es ist ein ausgesprochen amerikanisches Symbol, ein Lebensbaum. Es erinnert an das «Blattkreuz» der Mayakultur.

Hinter Umay passierte die Küstenstrasse einen Felsenengpass und ging dann weiter über die niedrigen Ausläufer der Anden im Nordosten des Tales von Chincha. Eine Seitenstrasse zweigte von der Hauptstrasse ab und ging durch die Vorberge direkt nach Chincha. Und dort war nun 1546 wieder Pedro de Cieza zur Hand und hinterliess uns seine wertvollen Informationen.

«Das grosse, schöne Tal von Chincha ist in ganz Peru berühmt wegen seiner Krieger, die von allen übrigen Bewohnern gefürchtet werden.» Es muss tatsächlich so gewesen sein. Schon früh bei der Konquista war der Name Chincha bekannt, und er erscheint in dem Vertrag über Francisco Pizarros Eroberung. Während seines Marsches auf der Suche nach den Inka im September 1532 sagte man ihm, dass die Küstenstrasse der Inka «durch alle Täler von Chincha führt» und dass sie «von Chincha aus nach Cuzco weitergeht», was genau stimmt, denn sie liegt auf demselben Breitengrad.

Chincha ist ein enges, rechteckiges Tal und eines der fruchtbarsten und wohlhabendsten an der ganzen Küste. Das Zentrum heisst Tambo de Mora, offensichtlich eine Stufenpyramide, um die herum ein Hof gebaut war. Sie war das Heiligtum des von den InkaEroberern Chinchaycamac genannten Gottes, und diese liessen es ungehindert weiterbestehen, wenn auch ihrem eigenen Sonnenkult untergeordnet. Die frühen Spanier erfuhren, dass der Herr der Chincha Huabarucana genannt wurde, «dessen Haus [1558] noch steht».

Die Hinzufügung des Titels Rucana ist eine Bestätigung der mündlichen Überlieferung der Chincha, die berichtet, dass sie in grosser Zahl ins Hochland vorstiessen und viel Beute heimbrachten. Cieza sagt auch das gleiche, dass nämlich die Chincha «den Sora und Rucana grossen Schaden zufügten und mit viel Beute in ihr Tal zurückkehrten».

Als der Topa Inka 1450 mit seinen bewaffneten Scharen auftauchte, erkannten sie, dass schon allein die Zahl der gegnerischen Truppen überwältigend war, und so einigten sie sich gütlich mit dem Volk der Sonne. Die Häuptlinge, die sich der Politik der Inka anpassten, behielten ihren Rang; nur gab es einen Aufseher der Inka, einen mitakoma, einen ketschuasprechenden Mann, der ihre rasche Absorption in das Reich fördern sollte, wobei festgelegt wurde, dass die Herren der Chincha bestimmte Zeiten in Cuzco verbringen mussten. Cieza kannte einen solchen Häuptling noch 1547, «der noch am Leben und ein Mann von grosser Intelligenz und gutem Verstand war».

Es gab mehr als 25 000 Indianer in dem Tal, als die Spanier kamen, aber in den folgenden zehn Jahren wurde ihre Zahl infolge der Bürgerkriege erheblich dezimiert. Ein paar kurze Monate lang wurde Chincha «Almagro» genannt. Als die «Männer von Chile» diesen Teil der Küste in dem Glauben übernahmen, dass er in Almagros Reich NeuToledo lag, machte ihr Anführer die Stadt Chincha zu seiner Hauptstadt und benannte sie nach sich selbst um. Aber bald nahm die Stadt wieder ihren alten Namen an und wurde — so gross war ihre Bedeutung — keinem Geringeren als dem König von Spanien als encomienda gegeben.

 

 

 

Von Cariete nach Paramonga

Auf ihrem Weg von Chincha nach Norden durchquerte die Königsstrasse einen so Kilometer breiten Streifen aus Wüste, um in das Tal von Huarco oder Cariete, wie die Spanier es nach dem Vizekönig dieses Namens umbenannten, zu gelangen. Zwischen den zwei Tälern gab es nur ein Tampu, das von Toparä, das von einem flachen und nicht ständig fliessenden Fluss bewässert wurde.

Nachdem es ihm so leicht gelungen war, die kämpferischen Chincha zu unterwerfen, nahm Topa Inka an, dass Huarco nichts unternehmen würde, um seinen Siegeszug aufzuhalten: «Der Inka rückte mit seinen Truppen in guter Ordnung durch die heisse Wüste vor, sandte Botschafter an Chuquimancu [den Häuptling der Huarco], teils mit Geschenken, teils mit Drohungen.»

Der Häuptling von Huarco schickte jedoch die Frauen, die sehr alten und sehr jungen Leute fort und bereitete sich auf die Schlacht vor. Das hatte Topa Inka nicht erwartet, und da der Sommer nahte und die Eindringlinge nicht daran gewöhnt waren, in der grossen Hitze des Sommers an der Küste zu kämpfen, kehrte er mit seinem Heer nach Cuzco zurück und plante ungefähr um 1460, Huarco aus einer anderen Richtung anzugreifen. Das führte zu einer der erstaunlichsten Leistungen des Strassenbaus aller Zeiten, nämlich dem Bau der Strasse aus der Gegend von Huancayo, einem grossen Marktflekken in den Anden, zur Küste in Huarco. Die Strasse begann mit breiten Steinstufen — die noch in gutem Zustand sind —, zweigte von der Königsstrasse durch die Anden in Chango Bajo ab und führte dann über Huamachuco, Cupapata und Hatunhuasi — «Grosses Haus», was auf die ungewöhnliche Grösse des dort aus Stein erbauten Tampu schliessen lässt — nach Haqui, wo sie den Oberlauf des CarieteFlusses erreichte. Dieser Fluss hatte eine tiefe Schlucht aus den Anden ausgewaschen, und die Strasse nach Huarco ging durch diese hindurch. Sie war mit Stützmauern, die sechs bis zehn Meter

tief hinunterreichten, um eine feste Basis zu finden, in die steile    

Felswand hineingebaut und hielt sich sieben bis zehn Meter über dem Fluss. Unter der Strasse verlief ein grosser, mit Stein eingefasster Bewässerungsgraben, den die Küstenbewohner erbaut hatten und der später von den Inka verbreitert und verbessert wurde; dieser bewässerte das Tal von Huarco.

Chuquimancu, der Herr der drei Täler — Chilca, Coayllo und Runahuanca, die alle benachbart waren —, «wurde wie ein König geehrt und forderte Huldigung auch von den Stämmen, die nicht seine Vasallen waren», aber auch er konnte — obwohl er es versucht haben musste — den Bau der Strasse nicht verhindern. Jeden Tag rückte sie ein wenig das Tal hinunter vor. Als Handelsweg war sie überflüssig, da es ein paar Kilometer weiter nördlich eine Parallelstrasse gab, die Pachacamac — bei Lima — mit Jauja verband; die neue Strasse war in erster Linie eine strategische Strasse, um die Eroberung zu ermöglichen. Die ungeheure Arbeitskraft, die für ihren Bau aufgewendet wurde — denn sie war über 200 Kilometer lang und führte zum grössten Teil über ein Gebiet von einer Höhe von 4000 Meter und mehr —, lässt erkennen, wie wichtig sie den Inka war.

Wo das Tal ebener wird, stiessen die Inka auf den ersten ernsthaften Widerstand. Ciezas Gewährsleute — diejenigen Inkabeamten, deren Aufgabe es war, die Ereignisse im Gedächtnis zu behalten —sagten, dass der Kampf vier Jahre gedauert hätte — «obwohl der Grossinka im Sommer wegen der Hitze nach Cuzco zurückkehrte, während seine Truppen [vielleicht Hilfstruppen von der heissen Wüstenküste] den Kampf fortsetzten». Schliesslich beschloss Topa Inka, ein Ende zu machen. Er kam mit einem Gefolge von Adligen ins CarieteTal herab und liess eine neue Stadt gründen, die den Namen «NeuCuzco» erhielt — das man aber nicht mit Manco Capacs «NeuCuzco» in Vilcabamba verwechseln darf.

Diese Stadt, die jetzt Incahuasi heisst, liegt fünfundzwanzig Kilometer von der Küste und einen halben Kilometer vom CarieteFluss entfernt in einem breiten, trockenen Tal. Sie ist die grösste Inkastätte an der Küste und bedeckt mit den sie umgebenden Gebäuden mindestens fünf Quadratmeilen. Die Häuser der «auserwählten Frauen» — iiustas — standen wie in 011antaytambo hoch auf einem Hügel über der eigentlichen Stadt, die nach dem üblichen streng geordneten inkaischen Bauplan angelegt war. In ihrem Zentrum befindet sich ein keilsteinartiger, i 8o Meter langer Platz, auf dem ein erhöhter Altar mit Treppen auf beiden Seiten und ein kaiserliches Podium stehen. Die Dächer wurden von grossen runden, aus keilförmigen und mit Lehm zementierten Steinen errichteten Säulen getragen — ein architektonisches Merkmal, das sonst nur beim Tempel von Viracocha in den Anden zu finden ist. Das auffälligste Merkmal sind indessen die Lagerräume, 248 Zellen, die mit der Präzision von Bienenwaben um eine grosse Zahl von Trockenböden herum angelegt sind.

Da die Stätte von den Archäologen vollständig übergangen worden ist, weiss man nicht, wie lange sie bewohnt war — ob sie vor oder nach der spanischen Eroberung verlassen wurde. Ganz sicher ist man lediglich darüber, dass die Herrschaft der Inka über das CarieteTal durch die Erbauung der Stadt gesichert wurde. Chuquimancu zog sich in eine Festung auf einem alleinstehenden Berg im Zentrum des Tales zurück, um dort den letzten Widerstand zu leisten. Aber die Inka stürmten die Festung nicht, da sie das Gebiet schon ausreichend unter Kontrolle hatten. Bald darauf rückten sie auf den Strassen, die Chuquimancu selbst erbaut hatte, nordwärts nach Pachacamac vor.

An der Küste unmittelbar nördlich des CarieteTales wechseln sich Sümpfe mit bebauten Feldern ab; die Königsstrasse hielt sich deshalb auf dem Wüstenstreifen zwischen diesem Gebiet und dem Hochland und verlief 20 Kilometer hinter der Küstenlinie. Der nächste Haltepunkt an der Strasse war Uquira, das am CoaylloFluss und in dem gleichnamigen Tal 48 Kilometer von Cariete entfernt lag. Es besteht noch als besonders schönes Beispiel eines kleinen, dichtgedrängten InkaVerwaltungszentrums und Tampu.

Nachdem die Strasse zwanzig Kilometer weiter Mala erreicht hatte — ein kleines Tampu —, führte sie durch die grünen Hügel von Chilca, über die Pedro de Cieza bemerkte: «Sehr seltsam — kein Regen fällt in Chilca, es gibt keinen Fluss und keinen Bach, und doch ist das Tal von Chilca bedeckt mit Maisfeldern und Kürbis und Obstplantagen, die nur durch den Tau und die Feuchtigkeit bewässert werden. Sie legen das Samenkorn in tiefe Löcher und zu jedem den Kopf einer kleinen Sardine. So geht das Korn auf und gedeiht im Überfluss. Das ist wirklich bemerkenswert. In diesem Teil des Meeres fangen sie so viele Fische, dass sie diese Indianer mit Nahrung und allem, was sie aus ihren Gärten haben, versorgen. Es gab hier Lagerhäuser und Wohnungen für die Inka, wo sie bleiben konnten, wenn sie die Provinzen ihres Reiches besuchten.»

Das kleine flusslose Tal wurde Pedro Alchonel zugewiesen, der wegen seiner Trompete berühmt war. Auf dem Vormarsch auf Cuzco passierte die spanische Vorhut unter Hernando de Soto die berühmte Hängebrücke über den ApurimacFluss und kam zum Vilcacongapass. Dort gerieten sie in einen Hinterhalt. Es war Nacht, ihre Verluste waren bitter, und Müdigkeit und Wunden drückten sie nieder. Da ertönte aus dem Dunkel der Nacht ein Trompetenstoss, der das Nahen der Hauptmacht des Heeres ankündigte. Der Trompeter war der einfache, aber tapfere Bursche Pedro Alchonel, der mit Lungen wie Orgelpfeifen gesegnet war. Nach seinen eigenen Angaben wurde er 1499 in der Stadt Bejar geboren, reiste 1532 mit Pizarro nach Peru, bekam einen Anteil an Atahualpas Lösegeld und blies dann bei dem Zwischenfall von Vilcaconga «seine Trompete viele Male». Er blies sie 1562 noch für seine Enkel.

Vor Chilca lag die grosse Stadt Pachacamac, wo das grösste Orakel an der peruanischen Küste seinen Sitz hatte. In einem hohen, trockenen, gebirgigen, sandigen Gebiet gegen das Meer zu gelegen, war Pachacamac, dem der Fluss und das fruchtbare Tal von Lurin Wasser und Anbaufläche boten, der Endpunkt der wichtigen Querstrasse von Jauja. Die meisten der Konquistadoren, die diese Strasse kannten, hassten sie; die Reise auf ihr vergassen sie nie.

Wie die Strasse von Huarco im CafieteTal war auch diese hoch in die Felswände über der Schlucht gebaut und führte durch Städte, Dörfer und Siedlungen, die jetzt alle vollständig zerfallen sind, denn Gebäude aus Lehm verlieren jedes Merkmal, wenn sie amorph werden. Das Tal ist nur wenig erforscht worden, die Ruinen auf beiden Seiten sind zahlreich, aber ungewöhnlich hinsichtlich der dekorativen Elemente in und auf den Mauern. Die Spanier nannten die Stämme nicht, deren materielle Kultur die gleiche war wie die aller anderen. Sie sind geschichtslos und werden es bleiben, bis ein Archäologe die Ablagerungen der Geschichte ausgräbt.

Die Querstrasse Pachacamac—Huarochiri—Jauja war die hauptsächlichste Verbindungslinie mit Jauja, dem strategisch wichtigen Garnisonszentrum in den Anden. Hinter dem niedrig gelegenen LurinTal ging sie auf dem linken, dem nördlichen Ufer des Flusses Tambo Inga weiter, überschritt den Fluss auf das linke Ufer hinüber, um die feste Felswand auszunützen, ging dann durch Chantay, Sisicaya und folgte dem Fluss, bis sie sich etwas südwestlich nach Huarochiri, dem Haltepunkt auf halbem Wege, wandte.

«Wer mein Buch liest», schrieb Cieza, «und wer je in Peru war, möge sich an die Strasse erinnern, die von Pachacamac nach Jauja über die schroffen Gebirge von Huarochiri und die schneebedeckten Gipfel von Pariacä führt, und möge dann sagen, ob das, was sie von den Inkastrassen sahen, nicht noch grossartiger ist, als ich beschreiben kann. Die schneebedeckte Sierra von Pariacä ist eine Augenweide; wie schön ist die Strasse erbaut mit ihren steinernen Treppen, so dass es noch heute [1547] möglich ist, durch diese Schneegebiete zu reisen.»

Gonzalo Pizarro benutzte Huarochiri 1545 als Heeresdepot, als er nach Huaro kam, «wo eine Schlacht mit den Indianern stattfand . . . in den höheren Gegenden der Berge, wo sie ihre Wohnstätten haben».

Der zweite Teil der Reise in die höheren Regionen bewegt sich immer über 450o Meter — wobei die Schneegrenze in diesen Breiten bei 4500 Meter liegt. Die Inkastrasse verlief durch dieses lautlose, eisige Land, das bedeckt ist mit kleinen Seen, gefrorenen Teichen und von den Konquistadoren immer als «die Schneeberge von Pariacä» bezeichnet wird. Diese Schneewüsten überquerte Jos6 de Acosta, der 1568 nach Peru kam, um dort eine Niederlassung des Jesuitenordens zu gründen. «Ich blieb auf den hohen Bergen hängen, die sie Pariacä nennen, und die Bergkrankheit packte mich. Ein plötzlicher, tödlicher und seltsamer Schmerz überfiel mich. Ich erbrach Schleim und Galle, gelb und grün, und schliesslich Blut. Ich sah einen Mann, der sich auf die Erde warf und schrie vor Raserei und Schmerz, die dieser Marsch durch Pariacä mit sich gebracht hatte.»

Alle Strassen führten nach Pachacamac. Aus dem Norden aus Ecuador, aus dem Süden aus Chile, aus den Anden über die schneebedeckten Höhen von Pariacä kamen die Menschen auf ihren Pilgerfahrten zum grössten Orakel von Peru.

Eine hohe, starke Mauer beschützte Pachacamac. Die Stätte ist so ausgedehnt mit ihren Stufentempeln des Mondes und der Sonne, dem Tempel, der das Orakel von Pachacamac beherbergte, den Häusern, Strassen, dem von den Inka erstellten Tempel der auserwählten Frauen mit seiner Basis aus herrlichem spätinkaischem Mauerwerk und dem eindrucksvoll grossen Platz der «Pilger», die alle grösstenteils unter dem Sand verborgen sind, so dass schon allein ihre Grösse eine vollkommene Erforschung bisher unmöglich gemacht hat. Immer noch bleibt die erste, von Dr. Max Uhle geleistete Arbeit die Grundlage unseres Wissens.

Ihr Ruhm kam den Pizarros zu Ohren, als sie ihre erste Landung machten. Hernando Pizarro war, wie in Kapitel IV berichtet, mit seiner Handvoll Männer und Staffetten von Indianern der erste, der auf der Königsstrasse die ganze Strecke von Cajamarca an die Küste ritt und darüber berichtete. «Am Sonntag, dem 30. Januar 1533, kam Hernando Pizarro nach Pachacamac, wo die Moschee steht.» Ein anderer, der den Ort sah, schrieb: «Er ist grösser als Rom», was sehr wohl stimmen kann, denn Rom hatte 1532 weniger als 30000 Einwohner. Die Häuptlinge empfingen Pizarro und brachten ihn in einem der vielen flach gedeckten Zimmer unter, wo er bekanntgab, was sie schon wussten, dass er gekommen wäre, um «das Gold der Moschee als Lösegeld für Atahualpa» mitzunehmen. Er verlangte, das Götzenbild zu sehen, und wurde zu ihm geführt. «Es war in einem gutgebauten und bemalten Haus», ein sehr dunkler Raum, befleckt und übelriechend. Hier war «ein sehr schmutziges hölzernes Götzenbild» — der Schmutz war dunkles, geronnenes Blut von Opfern —, «und sie sagen, das sei ihr Gott, der sie erschaffen habe und sie am Leben erhalte und ihnen Nahrung schenke». «In allen Strassen dieser Stadt und ihren Haupttoren gibt es viele hölzerne Götzenbilder. Viele Kaziken kommen jedes Jahr sogar von so weit her wie Atacames, das in Ecuador liegt, um in dieser Moschee zu beten und Tribute zu bringen. Anschliessend an die Moschee —den Tempel von Pachacamac, des Schöpfergottes — ist ein Haus der Sonne, das schön erbaut ist und mit fünf Umfassungsmauern auf einem Hügel liegt. Es gibt Häuser mit Terrassendächern wie in Spanien. Die Stadt ist anscheinend sehr alt, wenn man nach den verfallenen Häuser urteilt, und der grössere Teil der Mauer ist eingestürzt.»

Unser Freund Pedro de Cieza, der die Stadt 1546, dreizehn Jahre später, sah, hielt Pachacamac «für einen der prächtigsten Tempel im ganzen Reich. Er ist aus geformten Ziegelsteinen erbaut . . . auf seiner Spitze der Tempel mit vielen Toren, die wie die Mauern mit Figuren wilder Tiere geschmückt sind.» Neben dem Tempel gab es geräumige Wohnungen für die Menschen, die als Pilger hierher kamen.

«Als die Inka Herren dieser Reiche wurden und die Pracht dieses Tempels sahen, wie alt er war und welche Macht er über die Menschen hatte, bestimmten sie, dass Pachacamac die Autorität des Kultes, die es besass, behalten sollte, vorausgesetzt, dass sie auch einen Sonnentempel bauten.» Das wird alles durch die Ruinen bestätigt.

Armatambo, das am Fuss von Molar Solar, eines isolierten Bergmassivs — in Las Palmas, einer Vorstadt des modernen Lima —, liegt, war nahe bei Pachacamac die offizielle Haltestation im RimacTal. Es war eine gewaltige Stätte von Häusern, Komplexen und rechtekkigen Plätzen oberhalb der durch das Tal führenden Königsstrasse. Ein kleiner Bach namens Surco war vom Fluss abgeleitet und an die Haltestation herangeführt worden. «Arma» bedeutet auf Ketschua «Bad», das war also das Tampu der Reinigung, wo die Pilger badeten und sich vor dem Weitergehen reinigten.

Wie im Süden wurden auch im Norden die Täler von einem Fürsten beherrscht. Pachacamac stand vielleicht auf neutralem Boden, denn es war ihr Mekka. Aber die breiten und fruchtbaren Täler des Rimac, von denen man annimmt, dass sie von den Huanchobewohnt waren, waren dicht bevölkert, wie aus den Bewässerungssystemen und den umfangreichen Ruinen hervorgeht.

Die Inka teilten das Tal in drei Verwaltungszentren auf: Carahuayllo im Norden, Maranga im Zentrum und Surco im Süden. Jedes Verwaltungszentrum hatte i0000 Familien, wie Pater Bernabe Cobo schreibt, der 1599 in jungen Jahren nach Lima kam, wo er zum Jesuiten erzogen wurde. «Dieses Tal von Lima war einst dicht besiedelt, wie man aus den Ruinen ihrer Städte ersehen kann. Zahllose kleine Gemeinden, die in ihrem Herrschaftsbereich liegen, gehorchen ihnen.» So zum Beispiel das kleine Zentrum Puruchuco, elf Kilometer vom heutigen Lima entfernt, das liebevoll restauriert wurde und einen Widerschein davon vermittelt, wie es einstmals dort ausgesehen haben muss: «Man kann», schrieb Bernabe Cobo

600, «die Häuser ihrer Kaziken und die mit allerlei Figuren bemalten Mauern noch sehen.»

Als Lima am RimacFluss zur spanischen Kolonialhauptstadt bestimmt wurde, waren vorher drei Spanier ausgesandt worden, um die Eignung dieses Ortes für den vorgesehenen Zweck zu erforschen. Sie berichteten, dass «die Gegend sehr günstig ist, sie hat gutes Wasser, Brennholz und Land für den Ackerbau».

Da dies Küstenindianer und ihre späteren Inkaherren kein Interesse für das Meer, ausser als Lieferant für Fisch, Weichtiere und Seetang, hatten, waren ihnen Seehäfen nicht wichtig. Anders für die Spanier. Sie fanden einen solchen Hafen in Callao, 25 Kilometer von Lima entfernt. An dieser ausgewählten Stätte wurde Lima am 6. Januar t 535 gegründet; die Strassen wurden schachbrettartig angelegt, an den vier Ecken des Hauptplatzes waren die Kirche, das Rathaus, der Gouverneurspalast und ein Gebäude, das später die Münzanstalt wurde.

Nach zehn Jahren fand Pedro de Cieza, dass das Tal «dicht bevölkert war, bis den Indianern das Land weggenommen wurde. Es gibt hier gut gebaute und auch sehr schöne Häuser mit Türmchen und Terrassen.» In Lima lebten' zu dieser Zeit über 38o Spanier, aber nur vierzehn spanische Frauen. Juana Hernändez war die erste; sie kam mit der Expedition des Jahres i 5 3 2. Doria Iries Murioz kann von sich sagen, dass sie die erste weisse Frau in Peru war, die dort heiratete.

In einem dieser «schönen Häuser» wurde Francisco Pizarro in der Nacht des 26. Juli i541 mit einigen Anhängern von den desparaten «Männern von Chile» ermordet, die den Kampf fortsetzten, der Gonzalo Pizarro zur direkten Konfrontation mit seinem König und Herrn gebracht hatte.

Als er über diese Dinge berichtete, sagte Pedro de Cieza: «Ich wäre sehr froh, wenn ich nicht über diese traurigen Ereignisse berichten müsste, aber damit die kommenden Generationen das wahnsinnige Vorgehen all dieser Leute verstehen können, verspreche ich, obwohl sich mein Geist dabei verhärtet, meine Feder gut zu spitzen, um alles zu erzählen.»

Die Königsstrasse nach Norden überschritt den Rimac mit Hilfe einer Furt — es gab auch eine Brücke —, und die ersten Spanier marschierten 1533 «auf der Strasse, die auf beiden Seiten eine hohe Mauer hatte». Bald nachdem die Strasse die Umgebung von RimacLima verlassen und den kleinen Fluss Chillon überquert hatte, wandte sie sich wieder landeinwärts und bergan, um die Wüste bei Ancon — berühmt wegen der Gräber, in denen man so viele vorinkaische Mumienbündel fand — zu umgehen. Sie stieg bis auf 800 Meter hinter dem Cerro Pasamayo hinauf, um die Durchquerung eines Flugsandgebiets, das sich bis zum Meer hinzog, zu vermeiden. Die heutige panamerikanische Strasse, die sich kein Beispiel an der Trassenführung der Inka nahm, führt durch die mächtigen Sandablagerungen von Pasamayo und erfordert eine ständige Überwachung, damit sie offengehalten werden kann.

Die Inkastrasse dagegen stieg nach Pasamayo hinauf, das ungefähr 900 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Dort wohnte eine kleine Gruppe von AucaymaIndianern, die 1690 noch 37o Personen zählte, während es im Jahre 1810 nur noch 170 waren. Heute gibt es dort keine Indianer mehr. Etwas weiter, direkt über dem ChancayTal, kam das erste grosse Tampu nach Rimac.

Dieses Tampu war unter einer Vielzahl von Namen bekannt. Hernando Pizarro bezeichnete es als Suculacumbi — vielleicht war das der Name des Häuptlings — und notierte, dass der «Herr des Dorfes und seine Indianer freundlich waren»; andere Quellen nennen es das Tambo Pintado — bemaltes Tampu —, wahrscheinlich, weil es bunt bemalt war; und heute ist es wegen der natürlichen Schwefelbäder der Gegend als Barios de Boza bekannt. Diese wurden von den Küstenindianern viel besucht, die wegen der Feuchtigkeit an Rheuma litten, da die Küste fünf Monate im Jahr nebelverhangen ist.

Obwohl dieser Ort einst stark bevölkert war—wie die ausgedehnten Ruinen bezeugen —, wurden viele seiner Einwohner in den Bürgerkriegen getötet. 1617 gab es nur noch «22 tributpflichtige Indianer, io Alte, 18 Kinder und 31 Frauen». Die hier gefundenen Gräber erbrachten ungewöhnliche gewobene und bemalte Stoffe und eine merkwürdige Töpferware, die, wenn auch primitiv modelliert und bemalt, recht eindrucksvoll ist. Das Merkwürdigste dabei ist, dass diese Töpferware aus einer Zeit stammt, da alle anderen Orte an der Küste eine vollendetere Ware herstellten. Ein Archäologe schrieb: «Wenn die Primitivität in Wirklichkeit ein künstlerischer Manierismus zur Erzielung des Anscheins von kühner Originalität ist, dann hat sie ohne Zweifel ihren Zweck erreicht.»

Fünfzig Kilometer weiter kam das Dorf Llachu — Huacho —, das Fernando Pizarro in Tambo de los Perdizes umbenannte, das heisst «Ort der Rebhühner, da die Indianer so viele in Käfigen halten». Dieses wiederum war nur eine kurze Strecke von Huara entfernt, einer Stadt mit «grossen Wohnhäusern entlang einer glatt gewalzten Strasse». Hier wandten sich Hernando Pizarro und seine Männer auf ihrem Rückweg von Pachacamac von der Küstenstrasse ab und folgten der Querstrasse durch die OyonSchlucht nach Jauja — siehe Kapitel IV.

Huara spielt auch eine Rolle in der Geschichte des Krieges zwischen Gonzalo Pizarro und dem Bischof Pedro de La Gasca, der nach Peru gekommen war, um die «Neuen Gesetze», die von Pizarro und seinen Anhängern missachtet wurden, durchzusetzen. Auf Grund seiner Politik der verbrannten Erde, zu der er seine Anhänger anhielt, befahl Pizarro, dass die Häuptlinge des Huaragebiets anderswohin verschickt wurden. Anton Sänchez, der am 7. April 1547 aus Huara schrieb, bat Pizarro, diesen Befehl rückgängig zu machen, «denn wenn sie gehen, wird kein Indianer mehr hier bleiben, und dieses Huara ist doch der Schlüssel zum Land und zum Meer».

1819 stellte William Stevenson, Sekretär des britischen Admirals Lord Cochrane und ein Reisender mit scharfer Beobachtungsgabe, fest, «dass Huara eine lange Strasse, z000 Einwohner, eine Zuckermühle, die als erste im Land mit Wasserkraft betrieben wurde, eine von den Jesuiten erbaute Kirche und eine schöne Steinbrücke mit einem Bogen — natürlich nicht inkaisch —, die den HuaraFluss überspannte, hatte».

Dreissig Kilometer weiter führte die Strasse nach ihrem Weg durch die Pampas von Tutumo zum SupeFluss, dessen Bett oft trocken und daher kein Hindernis für den Reisenden ist. Kurz danach erreichte sie den schwierigen Huamänmayu. Hernando Pizarro wurde in einem für diesen Zweck mitgeführten TortoraBalsaBoot hinübergestakt, während die Pferde schwammen. «Sie haben», berichtete der Schreiber, «keine Brücken über die Küstenflüsse, weil diese sehr breit werden, wenn sie angeschwollen sind. Der Herr von Huamänmayu [jetzt La Barranca] liess seine Indianer unser Gepäck hinüberbefördern.»

Der nächste Fluss, der Patavilca, wurde an einem Ort namens Cochas überschritten. William Stevenson berichtete, dass dreissig Kilometer zurück auf der Hauptstrasse bei Cochas eine Hängebrükke aus Seiltrossen gewesen sei. Sie war 35 Meter lang und eineinhalb Meter breit. Auf der einen Seite des Flusses liegt an diesem Ort die Hazienda von Huayto; auf der anderen Seite Vinto. Auf einem trockenen Hügel hatte Huayna Capac hier in fast zweihundert Meter Höhe über dem Meeresspiegel einen riesigen Getreidespeicher bauen lassen. Stevenson fand hier Mais und Bohnen, die trotz ihres Alters von über 450 Jahren noch essbar waren und sich, nachdem man sie gepflanzt hatte, als keimfähig erwiesen.

Den nächsten Orientierungspunkt darf man nicht missverstehen —die «Festung», wofür sie Cieza und viele andere hielten, von Paramonga. Das fragliche Gebäude war in Wirklichkeit ein Tempel, in der Struktur ähnlich dem grossen Tempel von Pachacamac und auf dem höchsten Berg der Gegend nahe dem schmalen, aber reissenden Fluss Fortaleza gelegen. Es wurde beschrieben als «ein mächtiges Gebäude mit sieben Umwallungen, die innen und aussen mit vielen Figuren bemalt waren», und war ein aus Lagen von Ziegeln aufgeschichtetes Bauwerk, das oben eine Anzahl kleiner Räume hatte. Robert Proctor, ein englischer Reisender, der Paramonga 1820 besuchte, sprach von den «bemalten Räumen mit unbeholfenen Zeichnungen von Vögeln und Tieren», wie es auch Cieza fast dreihundert Jahre vorher getan hatte. Auf den umliegenden Hügeln befinden sich Reste von zahlreichen anderen Gebäuden, und durch das obere FortalezaTal verläuft die Querstrasse, der Hernando Pizarro auf seinem Weg von Cajamarca gefolgt war.

Die graubraunen, vegetationslosen Berge von Paramonga markierten den Beginn des Gebietes der Chimü, das sich in der Zeit seiner grössten Ausdehnung von hier bis zum Ende von Peru, «wo die Bäume anfangen», erstreckte. Die Anfänge des Reiches von Chimü reichen weiter zurück als die seines inkaischen Gegenstükkes, von dem es schliesslich absorbiert wurde; und dank der Bündnisse mit verschiedenen Gruppen andiner Stämme reichte sein Einfluss weit über die trockene Küstenregion hinaus, das seine Basis war. Topa Inka soll seine Invasion des Reiches der Chimü «ganz planmässig» durchgeführt haben, aber trotzdem zog sich diese Eroberung lange hin, von etwa 1460 bis 1480.

 

Die Entdeckung der «grossen Mauer von Peru»

Das Land der Chimü war ein eindrucksvolles Reich von über i000 Kilometer Länge, in dem es über achtzehn Taloasen gab. Seine Bewohner waren keineswegs Wilde, bis die Inka den Schauplatz betraten, sondern in mancher Hinsicht so weit fortgeschritten, wenn nicht sogar noch weiter, wie die Invasoren. Das bewahrte sie jedoch nicht davor, unter das Joch der Inka zu geraten. Eine der Hauptschwächen des ChimüReiches war die Vereinzelung der verschiedenen Oasen, aus denen es bestand.

Das wird einem ganz deutlich, wenn man dem Lauf der Inkastrasse von Paramonga nach Norden folgt. Von hier bis Huarmey im nächsten Flusstal sind es fünfundsiebzig Kilometer, und es geht die ganze Strecke durch heisse Sandwüste. Die Strasse ist nicht mehr der unbeirrbar gerade Strich wie weiter südlich, sondern sie windet sich durch vegetationslose Hügel aus rosafarbenen, grünblauen Felsen und durch windverwehte Sanddünen, die wurden einst durch die jetzt verwitterten Mauern der Strasse abgehalten.

Aber auch in dem Gebiet, das heute völlig verödet ist und wo kein Anzeichen für Oberflächenwasser — ausser dem Meer — zu entdecken ist, gibt es Hinweise darauf, dass es einstmals bewohnt wurde. In Pampa Bermejo sind Ruinen eines massiven Inkabauwerks zu sehen; und in Las Zorras — «Die Füchse» — gibt es Reste alter Gebäude, Bewässerungsgräben und Friedhöfe. «Was mich am meisten überraschte, als ich [1547] durch dieses Tal kam», sagte Cieza, «war die grosse Anzahl der Gräber, alle bedeckt mit den Gebeinen der Toten.» Das ganze Gebiet ist in der Tat ein riesiges Gräberfeld, über das die von den huaqueros — Grabräubern — weggeworfenen Knochen verstreut sind.

Huarmey selbst war, wie Stevenson schrieb, «nur ein kleines Dorf, das wegen seiner starken Chicha, eines gegorenen Maisgetränks, bekannt war». Robert Proctor beschrieb das Dorf als eine lange, breite Strasse und fand den Weg dorthin auf einem Maultier lang und mühsam.

Der HuarmeyFluss und die Flüsse, die vier andere Täler dieser Gegend bewässern, haben alle ihre Quelle in dem gewaltigen Gebirgsstock der Cordillera Negra. Diese Quelle gibt aber nicht immer Wasser, und infolgedessen leiden die fünf Täler jedes Jahr unter Wassermangel. Das HuarmeyTal ist eng, und man könnte meinen, es sei zu klein, um bemerkenswerte archäologische Schätze erbracht zu haben. Und doch sind hier eine mit Hunderten von Goldmünzen bedeckte Brustplatte, goldene Spangen und hölzerne Speerschleudern mit Goldverkleidung entdeckt worden.

Das Tal wurde Don Martin, «El Indio», in encomienda gegeben, einem der beiden Indianer aus Tumbes, die Pizarro 1527 mit nach Spanien genommen hatte und die später als Dolmetscher dienten. Martins Name taucht in den hauptsächlichsten frühen Berichten über die Eroberung nicht auf; es ist also nicht sicher, welche Rolle er in dieser Zeit spielte.

Martin war der einzige Indianer, der Spanisch wirklich fliessend in Wort und Schrift beherrschte, und auch der einzige — ausser Paullu Inka —, dem Pizarro Land und Indianer zuteilte. Wie sehr Pizarro ihn mochte, geht daraus hervor, dass er ihm den Namen Martin gab und ihm ein Pferd schenkte. Es wird berichtet, dass der Indianer als Kavallerist kämpfte. Später erhielt er die Ritterwürde und ein Wappen. Er wurde Christ, trug spanische Kleidung und wurde der erste Indianer, der eine spanische Frau, Luisa de Medina, heiratete.

Als treuer Anhänger der Pizarros bewies Martin seine Loyalität für sie auf verschiedene Weise. Bei einem Aufenthalt in Spanien wurde ihm durch ein königliches Dekret untersagt, Sevilla zu verlassen; aber er entging irgendwie der Wachsamkeit der Hafenbehörden und kehrte nach Peru zurück, zu «meinem Tampu», nämlich Huarmey. Nachdem sich im weiteren Verlauf Gonzalos Flotte Präsident La Gasca ergeben hatte und viele Anhänger von Pizarro im Norden auf die royalistische Seite übergelaufen waren, blieb Martin treu. Am 28. April 1547 schrieb er an Pizarro und bat um Instruktionen, wobei er mitteilte, dass er an der ganzen Küstenstrasse indianische Späher aufgestellt habe. Im Juni näherte sich die königliche Armada seinem Tal, aber anstatt überzulaufen, schloss er sich Pizarros treuem Anhänger Jose de Acosta an. Bei der Neuverteilung der encomiendas nach der Niederlage und Hinrichtung von Gonzalo Pizarro wurde Martin das Tampu Huarmey genommen, aber es wurde ihm gestattet, nach Spanien zu gehen und Einspruch zu erheben. Kurze Zeit darauf starb er.

Weitere sechzig Kilometer Wüste trennen Huarmey vom Tal des CasmaFlusses. Auf halbem Weg dieser Strecke kommt der nicht ständig Wasser führende CulebrasFluss, wo der Reisende seinen brennenden Durst stillen kann, wenn er Glück hat und sich Wasser im Flussbett befindet. Ein paar Tampu, die von Leuten unterhalten wurden, die von den Inka zwangsweise hier angesiedelt wurden und keine andere Funktion hatten, als Reisenden Beistand zu gewähren, waren an dieser Strasse eingerichtet worden.

Sobald man sich Casma nähert, kann man eine grosse Zahl von Zeugen der Vergangenheit der Chimü beobachten. Eine Anzahl von Bergen sind von Festungen gekrönt, von denen die bedeutendsten auf dem Gipfel des Chancaillo liegen. Diese beschrieb E. G. Squier als «bestehend aus einem unregelmässigen Oval mit einem Umfang von eineinhalb Kilometer, das den Gipfel eines steilen Felshügels einnimmt, drei Mauern, von denen die äussere sieben Meter dick und fast genauso hoch ist». Nach einer Biegung landeinwärts, weg von der sandigen Küste, verlief die sieben Meter breite und von niedrigen Steinmauern gesäumte Inkastrasse direkt unter der Festung vorbei, überschritt, nachdem sie ein grosses Tampu passiert hatte, auf einer Furt den MoxekeFluss und ging weiter zu dem grossen Stadtzentrum der Chimü, das heute als El Purgatorio bekannt ist. Von hier setzte sie sich über einen mit aus Lehmziegeln erbauten ChimüTempeln übersäten Landstrich hinweg zum CasmaFluss fort, den sie gleich nach seiner Einmündung in den Moxeke überschritt. Dort war wieder ein Tampu.

In der eigenen Geschichtsüberlieferung der Inka, die sich grosse Mühe gaben, das Stammesgedächtnis anderer Kulturen auszulöschen, gibt es keine Erwähnung des CasmaTales. In Casma finden sich jedoch die Überreste einer der ältesten der vielen und vielfältigen Küstenkulturen. Diese, die SechinKultur, ist wegen eines Zeremonialzentrums aus verzierten Steinpfeilern und blöcken bemerkenswert, von denen manche skulptierte Gesichter aufweisen, die eindeutig humoristisch sind. Die SechinKultur ist entfernt verwandt mit der andinen Kultur, die man ChavinKultur nennt und die zwischen 1200 und 40o v. Chr. zu datieren ist.

Von Casma verlief die Strasse in gerader Richtung zum Tampu von Huambacho, von dem Pedro de Cieza berichtet, dass «alles, was man darüber sagen kann, ist, dass es gleich ist wie diejenigen, die wir gesehen haben, und Wohnungen für den Grossinka hat und dass von dem Fluss [Neperia], der hindurchfliesst, Wasser in Gräben abgeleitet wird, mit dem die angepflanzten Felder bewässert werden». Aber Huambacho hat viel mehr aufzuweisen als dies, denn hier trifft man die ersten Anzeichen der MochicaKultur, die der ChimüKultur voraufging. Man trifft häufig auf Reste von hohen Lehmziegelpfeilern, die einst leichte Schilfdächer trugen, und diese weisen überaus phantasievolle Figuren auf — unter anderem Stufenmuster und Darstellungen von Vögeln und Göttern.

Quer durch das Tal des oberen Neperia bauten die vorinkaischen Ingenieure einen Steindamm von 12oo Meter Länge und entsprechend breit und hoch. Das ist eines der wenigen Bauwerke dieser Art, die man kennt, und ein grossartiges Beispiel wasserbaulicher Konstruktion. Das Wasser, das hinter dem Damm gestaut wurde, wurde durch Rohrleitungen verteilt und zur Bewässerung des Landes verwendet. Weiter das Tal hinauf, in Moros, finden sich eine Anzahl weiterer bemerkenswerter, pyramidenförmiger Gebäude. Das grösste ist Pariamarca, dessen Mauern einen polychromen neun Meter langen Fries aufweisen, auf dem Diener dargestellt sind, die kunstvoll gekleideten und bemalten Kriegsherren aufwarten.

Von der Spitze von Panamarca aus kann man die gerade Linie der Inkastrasse von Casma her sehen und direkt hinter Huambacho die tiefe, ovale Bucht von Samancö, das einen der wenigen wirklich geschützten Häfen an der peruanischen Küste hat. Von dort aus fuhren die Indianer in ihren TortoraBalsaBooten, «den kleinen Pferden des Meeres», wie die Spanier sie nannten, auf das Meer hinaus, um zu fischen, Seehunde zu jagen und auf den Inseln in der Nähe Guano zu sammeln.

Nach der spanischen Eroberung entwickelte sich Huambacho vom Tampu zum Dorf. Da es die Bucht von Samancö beherrschte, wurde es 1685 das Ziel eines Angriffes des englischen Piraten Edward Davis; wegen seines heldenhaften Widerstandes wurde es vom König von Spanien zur Stadt erhoben. Als jedoch Stevenson 1820 auf seinem Weg nach Norden durch den Ort kam, fand er «nur einen kleinen Weiler mit dreissig schlecht gebauten Häusern, aber der älteste Teil nahe am Meer war viel grösser». Die Tage des Ruhms waren dahin.

Nördlich von Huambacho schlängelte sich die Königsstrasse durch die Felsmassive, die aus dem Sand hervorwuchsen, und erreichte die erste Verteidigungsmauer der Chimü, einen Teil der äusseren Verteidigungsanlagen der grossen Mauer von Peru. Die Ingenieure der Inka zerstörten einen Abschnitt der Mauer, um für die Strasse, die dann weiter nach Chimbote ging, Platz zu schaffen. Der Weg dorthin war jedoch nicht leicht; sobald die Strasse an den Felsmassiven und dem Schutz, den sie boten, vorbei war, kam sie in überwältigenden Sand, der durch die starken Südostwinde ständig in Bewegung ist. Diese bauen gewaltige halbmondförmige und oft wunderschön symmetrische Sanddünen— mi.danos— auf und tragen sie wieder ab. Die Strasse ist hier jetzt meistens nicht sichtbar; manchmal legt der Wind einen Abschnitt der Mauer frei und bedeckt ihn dann wieder.

Auf halber Höhe eines exponierten Felsabhangs und in der Nähe der Stelle, wo die Strasse den Sand hinter sich lässt, sind die Reste des Tambo Real — «königliches Tampu» —, das direkt über einer Sickerstelle brackigen Wassers liegt. Von hier kann man die Strasse verfolgen, wie sie Höhe gewinnt und in Richtung auf den SantaFluss und sein Tal weitergeht. Bei Cambio puente — «Wechselbrücke» — kann man die Strasse — wie es ein wissenschaftlicher Reisender so getan hat — «neben der Eisenbahnlinie sehen; links ist die Inkastrasse, eingesäumt von hohen Lehmziegelmauern».

Der Santa ist der grösste Fluss an der peruanischen Küste; an seiner Mündung ist er etwas über eineinhalb Kilometer breit. Wenn im Gebirge Regenzeit ist, hat die Strömung dieses Flusses eine Geschwindigkeit von über acht Kilometer in der Stunde. Aber da die Küstenregion hier nicht sehr gross ist, kann nur ein kleiner Teil des Wassers, das die Andenschlucht Callejön de Huaylas passiert, nutzbar gemacht werden. Trotzdem zogen die Küstenstämme den bestmöglichen Nutzen aus dem Fluss, indem sie Wasser ableiteten, um die Anbauterrassen, die sie an den Talflanken anlegten, zu bewässern.

«In vergangenen Tagen», sagte Pedro de Cieza, «war das Tal von Santa [der ursprüngliche Name ist offenbar untergegangen] stark bevölkert. Es gab grosse Krieger und einheimische Herren [Chimü]. Sie wagten es, ihre Kräfte mit den Inka zu messen. Die Inka veranlassten den Bau von grossen Wohnungen [in Tambo Real] und vielen Lagerhäusern [in Cantagallo], denn dieses Tal ist eines der grössten. Es gibt hier einen breiten und reissenden Fluss, den die Indianer auf BalsaFlössen überqueren. Hier lebten viele Tausende von Indianern, aber jetzt [1547] sind nur noch 40o übriggeblieben, ein trauriger Gedanke. Sie pflegten grosse Bewässerungsgräben für Wasser aus dem Fluss zu bauen, mit dem sie den grössten Teil des Tales bewässerten. Die Eingeborenen sind in Decken und eine Art von Hemd gekleidet; die Frauen desgleichen. Auf dem Kopf tragen sie ein Band oder Insignien. Die Schiffe, die die Küste entlangfahren, nehmen hier immer aus dem Fluss Wasser auf.»

Auf dem Nordufer des Santa lag das Tampu von Gallinazo, wie es heute heisst. Es ist gut erhalten und, wie üblich, aus getrockneten Lehmziegeln erbaut; auch die Strasse ist noch in gutem Zustand.

Gallinazo diente als Verwaltungszentrum für die Salzgewinnung, denn in dem flusslosen Tal direkt dahinter gibt es Salzwasserquellen. Schon sehr früh profitierten die Küstenvölker von dieser Gabe der Natur und bauten rechteckige, mit Stein eingefasste Becken, in die das Salzwasser geleitet wurde, wo es dann verdunstete. Dank der erbarmungslos heissen Sonne und dem Mangel an Regen ging das sehr schnell, und es blieb eine Salzablagerung zurück. Das Salz wurde dann zu hohen weissen Pyramiden aufgeschichtet — die immer noch ein Merkmal der Landschaft sind, da die Salzpfannen noch in Gebrauch sind —, bevor es zur Weiterverteilung verladen wurde.

Nach Salinas — wie dieser Ort zutreffend heisst — wandte sich die Königsstrasse zur Küste bei Chao. Da es hier keine geographischen Hindernisse gab, verlief sie gradlinig durch die Pampa.

Dann kam die Mauer! Niemand hat sie vier Jahrhunderte lang erwähnt oder auch nur ihre Existenz geahnt, und erst an einem Augusttag 1931, als Robert Shippee und Leutnant Johnson sie aus der Luft sahen, trat sie wieder in die Blätter der Geschichte ein. «Während wir von der Basis [in Trujillo] aus operierten, machten wir einen Flug, folgten dem Tal des SantaFlusses zur Küste, und da bemerkten wir etwas, was wie eine Mauer aussah, die die Bergketten hinauf und hinunter verlief. Wir machten uns eine Zeitlang Gedanken über den Zweck eines solchen Bauwerks, entschieden, dass es bemerkenswert sei und machten eine Anzahl von Aufnahmen.» Ein paar Tage danach kehrten sie wieder zurück: «Wir wandten uns landeinwärts und stiessen auf die Mauer; wir folgten ihr mindestens siebzig Kilometer weit.» Auf ihrem nächsten Flug bemerkten und filmten sie «in unregelmässigen Abständen auf beiden Seiten der Mauer teils kreisförmige, teils rechteckige Festungen. Schliesslich verloren wir sie bei Corongo aus den Augen.» Corongo! Das ist im Gebirge, 15o Kilometer vom Meer entfernt! Shippee und Johnson hatten die «grosse Mauer von Peru» entdeckt und ihren Verlauf vom einen Ende bis zum anderen verfolgt.

Was war sie, wer hat sie erbaut und zu welchem Zweck? Zweifellos war die Mauer eine Verteidigungsanlage; aber wer die ursprünglichen Verteidiger waren und wer die Feinde, ist eine Frage, die man auf Grund des bisherigen Beweismaterials nicht beantworten kann. Das einzige, was man mit Gewissheit sagen kann, ist, dass die Mauer aus der Zeit vor den Chimü stammt — die aufgefundene Töpferware erlaubt eine ungefähre Datierung —, wenn auch die Chimü sie weiterbenutzten und verbesserten und wohl die aus Lehmziegeln bestehenden Partien erbauten.

Der grössere Teil der Mauer ist aus unregelmässig geschichteten Steinen — pirca — erbaut und über drei Meter hoch. Sie schlängelt sich vom Meer über die niedrigen Vorberge parallel zum Santa hinauf ins Gebirge. In den höher gelegenen Gegenden, wo Regen gelegentlich fällt, wurden in die fast senkrechten Bergflanken Terrassen gebaut und Erde und Dünger aus beträchtlichen Entfernungen herangebracht. Diese Terrassen wurden dann als immer bereitstehende Quelle von Proviant für die Verteidiger der Mauer benutzt, die die vielen Ausguckposten und strategisch angelegten Festungen bemannten, die aus sorgfältig ohne Mörtel aneinandergefügten Steinblöcken erbaut waren.

Etwa von 146o ab empfing der Herr von Chimü Gesandte des Inka, der nach den erfolgreichen Invasionen der Südküste nunmehr seine Aufmerksamkeit auf das Reich der Chimü richtete. Der Herr der Chimü sagte den Gesandten, dass sein Volk den Schöpfergott Pachacamac und die Ozeanmutter Mamacocha, die es mit ihren Fischen ernährte, anbete und nicht den Wunsch hätte, die Sonne anzubeten, die ihm nur erbarmungslose, übermässige Hitze spende. «Der grosse Chimü», sagte Garcilaso de la Vega, «antwortete, dass er sein Reich verteidigen werde, er wünsche weder neue Gesetze noch neue Götter.»

Daraufhin «kämpften die Bewohner von Santa [nämlich die Verteidiger der grossen Mauer und der Festungen] mit solchem Mut, dass der grosse Chimü hoffte, die Inka würden es müde werden» — statt dessen kam der endgültige Zusammenstoss auf eine Weise, die keines der beiden Reiche vorhergesehen hatte.

1461 führte der Inkageneral Capac Yupanqui ein grosses Stosstruppunternehmen, um die Verteidigungskraft der nördlichen Stämme zu erproben. Er hatte vom Inka den Befehl, zum Yanamayu —Schwarzer Fluss — zurückzukehren, der damals ausserhalb des Herrschaftsbereichs der Inka lag; aber als er dort ankam, erlebte er eine Massendesertion der erst kürzlich besiegten Chanca. Um sich vor Inka Pachacutic zu rechtfertigen, stiess der General auf Cajamarca vor, das damals ein unabhängiges Stammeszentrum war und ein Verteidigungsbündnis mit den Chimü hatte, deren Wasserquellen es kontrollierte.

Der Kampf war schwer, aber obwohl die Chimü zu Hilfe kamen, wurden die Bewohner von Cajamarca besiegt. Capac Yupanqui richtete eine Inkagarnison ein und bereitete sich auf eine Rückkehr vor, von der er hoffte, dass sie ein Triumphzug würde. Chasqui in Stafetten brachten die Nachricht nach Cuzco, aber als Pachacutic sie hörte, war er wütend über den Ungehorsam seines Halbbruders —insbesondere, da er erkannte, dass es eines Blitzkrieges bedurfte, um das ganze Land zwischen den letzten Vorposten der Inka und Cajamarca zu unterwerfen — und befahl, dass der General getötet würde. Schon nach einem Jahr brach indessen Topa Inka — Pachacutics Erbe — mit einer grossen Streitmacht auf und besiegte die vielen Stämme zwischen Cuzco und Cajamarca.

Als Folge von Topa Inkas Eroberung wurde die Königsstrasse erweitert und eine direkte Verbindung zwischen Cajamarca und Cuzco hergestellt. Die Inka hatten die Verteidigungsanlagen der Chimü umgangen und sahen nun von den Bergen auf sie hinunter. Sie kontrollierten auch die Wasserquellen der Chimü.

Auf diese Weise sicherten sich die Inka den Sieg über das Reich der Chimü, das ungefähr ums Jahr i000 entstanden war, etwa zur selben Zeit wie das der Inka. Man kann aber die Chimü in mancher Hinsicht als die natürlichen Nachfolger der MochicaKultur ansehen, die von etwa 400 n. Chr. ab an der Küste blühte.

Die Mochica waren, wie alle anderen Stammesgruppen, Ackerbauer. Sie waren auch Meister der Bewässerung, wie wir schon gesehen haben. Die angebauten Nahrungsmittel waren so ziemlich dieselben wie überall sonst in Peru — Mais als Grundnahrungsmittel und zahlreiche Gemüse und Früchte als Ergänzung. Ausserdem lieferte das Meer Fisch, Schalentiere und Seetang, und Gras wurde auf den Inseln vor der Küste gesammelt. Die MochicaGesellschaft war sozial geschichtet wie die der Inka. Jedes Dorf hatte seinen Herrn, der seinerseits wieder einem höheren Herrn verantwortlich war. Das Alltagsgewand «bestand aus einem hemdähnlichen Poncho und einer Decke. Sie trugen auch eine runde Kopfbedeckung aus Wolle, die manchmal mit Gold und Silberperlen, die chaquira hiessen, bestickt war. Beide Geschlechter trugen eine Art von Schurz, der ihre Scham bedeckte.»

Da es selten regnete und an der Küste ständig Saatwetter herrschte, hatten die Mochica reichlich Zeit, um sich mit nichtlandwirtschaftlichen Dingen zu beschäftigen. Sie waren hervorragende Metallarbeiter, gute Weber — von Federn ebenso wie von Baumwolle und Wolle —, und ihre Töpferware ist in Amerika unübertroffen. Bei ihrer Vorliebe für realistische Darstellungen hinterliessen ihre Töpfer lebensnahe Porträts von Kriegern, Priestern, Besitzenden und Besitzlosen, Lahmen und Blinden, wie auch von fast klinisch getreu wiedergegebenen kranken Menschen — fast jede Krankheit, die sie kannten, ist vertreten. Ausserdem wurden alle ihre Lebensmittel, seien sie angebaut oder gesammelt, realistisch abgebildet, ebenso die dürre Landschaft, die für ihr Gebiet charakteristisch ist. In diesen sehr schön ins einzelne gehenden Miniaturen sieht man die Sonne, wie sie auf die Wüste niederbrennt, verschiedene Typen von Wüstenpflanzen, die grünen Anbauflächen der Flusstäler und Maisfelder, die in der Brise von der Küste her wogen. Ein weiterer charakteristischer Zug der MochicaKeramik ist die realistische und sympathisch freimütige Darstellung verschiedener erotischer Positionen —einschliesslich sodomitischer Beziehungen. Diese fanden die puritanischen Inka so anstössig, dass sie die vollständige Vernichtung von Stämmen befahlen, die Sodomie und Fellatio betrieben. Für die Auffassung der Inka waren solche Praktiken eine Vergeudung von menschlichem Samen und enthielten dem Reich Arbeitsbesteuerung vor. Auch Homosexuelle und Junggesellen waren verpönt.

Der Reichtum an Töpferware wurde aus tiefen Gräbern geborgen, wo der Sand die Formen und Farben konserviert hat, und ist so realistisch und bildhaft gestaltet, dass sie fast die geschriebene Sprache ersetzt. Wie alle anderen Stämme dieses Gebietes hatten auch die Mochica keine Schrift. Ihre Geschichte musste im Gedächtnis aufbewahrt werden.

Etwas nach t000 begann bei den Mochica, die nur über vier der nördlichen Küstentäler herrschten, der Niedergang. Alles archäologische Beweismaterial deutet darauf hin, dass ihr Untergang gewaltsam und plötzlich war. Als sie nach i000 wieder auftauchten, war es als das Reich Chimor mit der Hauptstadt Chan Chan.

Die Chimü entfalteten wie die Inka kräftige imperialistische Züge. Sie entwickelten sich vom Stadium des Tempelstadtstaates zum Stadium des Eroberers und schliesslich, wie die Inka, zum Tributstaat, in dem sie sich «von einer statistischen Summe von Personen zu einer organischen Einheit wandelten, deren Glieder einander ergänzende Funktionen ausüben» — kurz, in ein stark zentralisiertes Reich mit einem geregelten Kastensystem. Bis 1400 hatten die Chimü alle Täler vom Santa bis Tumbes erobert. Wie die Inka waren die Chimü Organisatoren: Wasserleitungen, Bodenvermehrung, Mehrer der Bevölkerung auch unter Wüstenbedingungen. Sie erweiterten den Bodenbesitz, terrassierten kahle Berghänge, brachten GuanoDünger und Ackerboden. Vieles geschah in grossem Massstab. Webereien waren Massenprodukte, desgleichen die Töpferware. Metallarbeiter waren Kunsthandwerker; sie arbeiteten in Kupfer, Bronze, Gold und Silber. Der Abfall ihrer Erzeugnisse findet sich noch zu Hügeln aufgehäuft rund um ihre Wohnviertel in Chan Chan.

Die Gesellschaft war hierarchisch gegliedert. Es gab gewöhnliches Volk, Handwerker, Priester und die regierende Klasse. «Die Herren dieser Täler hiessen Cie», erklärte Pedro de Cieza. Bevor die Chimü von den Inka besiegt wurden, «waren diese Herren sehr gefürchtet, und man gehorchte ihnen und diente ihnen mit grossem Pomp; sie umgaben sich mit Narren und Tänzern, die sie unterhielten. Jeder Herr hatte in seinem Tal grosse Wohnhäuser aus Lehmziegelpfeilern, mit grossen Terrassen und Toren.»

Chan Chan war für sie, was Cuzco für die Inka war. Das politische und wirtschaftliche Zentrum des Königreiches Chimor ist grossstädtisch konzipiert. Es war in dem unfruchtbaren Nordwestteil des MocheTals erbaut, ein zehn Kilometer im Quadrat grosser Komplex aus Mauern, Gebäuden, Häusern und Wasserbehältern. Er erstreckte sich bis zum Ufer des Meeres. Alles war gross angelegt; gewaltige, zwölf Meter hohe Mauern aus einer Mischung von kleinen Steinen und Lehmziegeln, die zu Formen gepresst waren— tapia; die Mauern trennten jeden Clan vom anderen. Jede Einheit war ein vollständiges Ganzes: sie hatte regelmässig angelegte Strassen, Häuser, Zellen, Gärten, die von besonderen, spiralförmigen Kanälen bewässert wurden. Das Wasser wurde auf Aquädukten von Quellen hoch oben vom MocheFluss nach Chan Chan herangeführt.

Diese lebenswichtige Wasserquelle «umzuleiten», war das Ziel des Inkaheeres unter ihren Topa Inka. Der Angriff der Inka hatte drei Richtungen, eine davon von Norden her zur Küste, wo die Chimü keine grossen Mauern oder Befestigungslinien hatten. Ein Volk kann kämpfen, auch ohne Hoffnung; aber ohne Wasser dauert kein Widerstand sehr lange. Der oberste Herr der Chimü, Minchancaman kapitulierte und wurde in ehrenvollem Exil in Cuzco gehalten. Einer seiner Söhne wurde als Marionette der Inka zum Herrscher von Chimor ernannt.

Die Strassenbauer der Inka und die Beamten, die ganze Völkerstämme verpflanzten, die oft erwähnten mitakona, kamen bald nach den militärischen Operationen. Nördlich des SantaFlusses führte die Strasse nach Chao an der Küste, in das ViruTal und vorbei an der riesigen MochePyramide, die El Castillo genannt wurde; dann ging sie direkt auf das Hochplateau, von dem aus man das nahegelegene Meer sehen konnte. Sie verlief parallel zur Meeresküste; alle fünf Kilometer finden sich Reste von kreisförmigen Häusern. Sie geht weiter zu einem Hafen, «wo man», sagte Pedro de Cieza, «zum GuariapeTal kommt».

Das Tampu von Guariape liegt beim Cerro Prieto de Guariape 228 Meter über dem Meeresspiegel. Ein leidlich geschützter Hafen ist in der Nähe, und zehn Kilometer entfernt liegen im Meer eine Anzahl guanoreicher Inselchen. Guariapes Bedeutung als Hafen erwies sich 1546 bis 1548, als La Gasca hier seine Flotte zu einer Invasion des von Gonzalo Pizarro gehaltenen Teils von Peru versammelte. Einer von La Gascas Leuten schrieb diesem aus Guariape, dass er «diesen befestigten Hafen erreicht, dort haltgemacht habe, um Holz und Wasser aufzunehmen, und dass er nun zu See weiter vorrücke».

Die Strassenplaner der Inka benutzten die MochicaChimüStrassen, wo immer es möglich war, und trieben die Küstenstrasse von Guariape zum MocheTal vor. Auf dem Weg dorthin kam sie an den gewaltigen Pyramiden der Sonne und des Mondes vorbei und erreichte, nachdem sie den MocheFluss überschritten hatte, ein königliches Tampu, wo, wie Cieza sagte, «die Inka grosse Lagerhallenund Häuser erbaut hatten, die Strasse führte mit ihren Mauern hindurch».

153 5 wurde dieses Tampu von Francisco Pizarro als eine spanische Stadt neu gegründet; er nannte es nach seinem Geburtsort in Spanien

 

Eine polychromen Wandverzierung an einem MochicaGebäude bei Casa Garanda an der pazifischen Küstenstrasse (Contisuyu).

 

 

Ruinen des ritualistischen Bads der Inka bei Tampuma.

 

Die kreisförmigen Anbauterrassen in Moray bei Cuzco, die die Inka zum Schutz vor Witterungseinflüssen tief in die Erde eingruben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Königsstrasse auf der Hochebene von Bolivien auf ihrem Weg nach Chile und zum «Ende der Erde».  «Das InkaReich ist ohne diese Strassen nicht denkbar, wie diese Strassen nicht denkbar sind, ohne die Organisation des InkaReiches», schrieb ein deutscher Archäologe während seiner Reisen 1938 in Peru und Bolivien. Damals war das Strassensystem, wie hier eine der Hauptstrassen am Titicacasee, noch weitgehend unerforscht.

 

Trujillo. Das Tal, in dem die neue Stadt lag, war so gross und fruchtbar und so dicht besiedelt, dass es zusammen mit dem benachbarten Flusstal von Chicama auf sechs Konquistadoren aufgeteilt wurde, von denen der bedeutendste Diego de Mora war.

Als Cieza 1547 auf dem Höhepunkt des Bürgerkriegs durch den Ort kam, stellte er fest, dass die spanischen Einwohner die indianische Technik der Bewässerung der Blumen und Gemüsegärten, die immer grün und blühend waren, übernommen hatten. «Der Ort ist gesund und auf allen Seiten von Bauernhöfen umgeben, angepflanzt mit Granatäpfeln, Feigen und anderen Früchten aus Spanien, Weizen und Orangen, ein herrlicher Anblick. Überall sind viele Weinreben angepflanzt.» Diego de Mora schrieb an Pizarro über «die prachtvollen Mengen von Weintrauben in Mabina».

Diego de Mora war der erste, der Zuckerrohr in diesem Gebiet anbaute — das mit der Zeit zum Zuckerzentrum von ganz Peru wurde — und auch die erste trapiche errichtete, eine von einem Joch Ochsen gedrehte Mühle, die das Zuckerrohr zerkleinerte, damit der Saft, aus dem Zucker und Rum bereitet werden, herausgepresst wurde. Mora hatte einen praktischen Sinn und verstand es, immer wieder auf die Füsse zu kommen. Obwohl er ursprünglich ein Anhänger von Almagro war, verschaffte er sich schliesslich doch den grösseren Anteil an dem Tampu, das zu Trujillo, jetzt einer der grössten Städte von Peru, wurde.

1545 bis 1547 war Trujillo allerdings ein etwas unruhiges Paradies. La Gasca war auf dem Marsch nach Süden, und Gonzalo Pizarros Männer wussten nicht, für wen sie sich entscheiden sollten. Mora prüfte die Stärke des politischen Windes und entschied, dass die Zeit gekommen sei, wieder einmal die Seite zu wechseln. Am 15. April 1547 wurde Gonzalo Pizarro von seinen Männern in Trujillo darüber informiert, dass Diego de Mora sie aufgefordert habe, sich ihm anzuschliessen und der Fahne des Königs zu folgen. Er, Diego de Mora, habe sich gegen Pizarro gewandt. Er nehme sechzig Männer und das Gold des Königs mit.

Es gibt sechs verschiedene Strassen in dem Tal zwischen Huanchaco (Tampu und Hafen von Trujillo) und Chicama. Eine, die sechsundzwanzig Meter breit und von hohen Mauern gesäumt ist, ist ohne Zweifel eine Zeremonialstrasse der Chimü; sie führt repräsentativ nach Chan Chan hinein. Die Küstenstrasse der Inka dagegen, die über den jetzigen Flugplatz von Huanchaco verläuft, diente ausgesprochen praktischen Zwecken, und ein grosser Teil von ihr ist infolge von Sandverwehungen verschwunden.

Auf ihrem Weg über eine Pampa aus groben Kieseln, Bimsstein und Sand kam die Inkastrasse durch Chiquitoy — wo sie noch deutlich neben einer guterhaltenen, abgestumpften Pyramide zu sehen ist — und ging weiter in das Tal von Chicama, wo Diego de Mora seine Zuckermühle hatte. Diese wurde gespeist mit Wasser aus dem grossen Kanal der Chimü, der Chicama über eine Entfernung von siebzig Kilometer mit dem MocheFluss verband. Nach dem Verlassen des ChicamaTals verläuft die Inkastrasse in nördlicher Richtung auf die Pampas von Paijan zu.

Bei seiner Beschreibung der Küstenstrasse klagte der königliche Schatzmeister Augustin de Zärate — der 1544 nach Peru gekommen war, um die königlichen Guthaben zu inspizieren, in den Bürgerkrieg verwickelt wurde und schleunigst wieder abreiste, als Francisco de Carbajal drohte, ihn am höchsten Baum von Peru aufzuhängen, wenn er ihn dabei erwische, dass er irgend etwas schrieb —, dass «die Pflasterung infolge der Kriege zwischen den Indianern und Christen an vielen Stellen zerstört sei». Er bestätigte jedoch, dass «diese Küstenstrasse der Inka [1545] noch zu sehen ist. Die kühlen Täler, durch die die Strasse verläuft, haben Flüsse, und die Strasse ist von Bäumen und Sträuchern gesäumt. Aber durch jedes Tal bauten sie die Strassen mit kräftigen Mauern aus Lehmziegeln von einem Ende bis zum anderen. Wo diese Strassen die Täler verlassen, gehen sie weiter über Sandwüsten. Die Mauern in den Tälern stehen grösstenteils noch unversehrt als Zeugen der Grösse dieser Leistung.»

Allein schon die Tatsache dieser Strasse erzürnte Fernando de Armellones: «Denn wir können das grosse Paradox nicht verheimlichen, dass ein Wilder [Huayna Capac] eine so ausgezeichnete Ordnung aufrechterhielt, während wir heute [ 1 55o] nur zahllose verlassene Dörfer an allen Strassen des Reiches sehen.»

Grösstenteils geschah das auf Befehl von Gonzalo Pizarro, der voll Wut auf die Nachricht reagierte, dass Diego de Mora und viele andere seiner früheren Anhänger zur Fahne des Königs übergelaufen waren. Am 18. April 1547 erging eine briefliche Nachricht von Lima aus an alle Männer Pizarros, die an der Küstenstrasse postiert waren: «Nehmt allen Proviant, alle Lamas, Hühner, Weizen mit. Stiftet alle Indianer an der Küste zur Rebellion an. Und die Häuptlinge nehmt mit, wenn der Feind [La Gasca] kommt. Wenn sie kommen, dürfen keine Lamas, keine Maultiere zurückgelassen werden, und die, die nicht mitgenommen werden können, müssen getötet werden.» Seine Männer gehorchten. Aus San Miguel, weit im Norden von Peru, antwortete der treue Villalobos : «Ich löste sofort Alarm aus. Ich sandte zehn Reiter nach Maycabilica [Poechas], um die Tampu und Weizenfelder zu verbrennen. Ich habe alle Kaziken von Tumbes, meistens junge Männer, zusammengetrieben. Ich liess alle Lamas und Frauen kommen. Ich werde dieses Tampu verbrennen und es verwüstet zurücklassen. Ich habe christliche und indianische Späher entlang der ganzen Küste postiert.»

Auf der ganzen Strecke nach Cerro de Chocofän und darüber hinaus war die Strasse unterbrochen und die Tampu zerstört worden. Wo die Strasse jedoch die Pampa de Falco im Tal von Jequetepeque durchquerte, brauchte sie weder Pflasterung noch Stufen und konnte daher relativ unbeschädigt über die von Natur aus harte Oberfläche der Pampa weiterführen. In Pacasmayu kam sie an den wuchtigen ChimüBauwerken vorbei, die Pacatamü genannt wurden und die der Bürgerkrieg in Ruinen verwandelt hatte. Pedro de Cieza schrieb über dieses Tal, dass «gewobene Baumwollstoffe in grossen Mengen hergestellt werden. Vieh gedeiht hier gut, und Schweine und Ziegen noch besser. Ich kam im September 1547 durch dieses Pacasmayu, um mich den anderen Soldaten anzuschliessen, die des Königs Sache unterstützten. Dieses Tal erschien mir sehr angenehm mit seiner Frische und den vielen Baumbeständen und Dickichten, in denen Tausende von Vögeln nisten.»

Auf ihrem Weg nach Saria kam die Strasse wieder in Wüstengebiet. Auf den ersten Blick erscheint diese Wüste völlig abweisend, äusserst öde und ganz unbewohnbar; aber beim genaueren Hinsehen bemerkt man, dass der Sand die Spuren kleiner grauer Eidechsen aufweist. Nachts kommen Füchse, die sich hier zum Teil von Pflanzen ernähren, heraus, um die Beeren der lipe zu fressen, die in den trockenen Tälern wächst. Auf den Dünen sind oben oft die kurzen Dornen der yuca del monte, einer essbaren Knolle, und die niedrigen krummen und knorrigen Bäume, die armselige Früchte liefern. Auf der geschützten Seite der gewaltigen mManos gedeiht eine einfache Vegetation. Anzeichen menschlicher Technik gibt es auch: bei einem Felsmassiv namens Cerro Colorado verläuft ein einst funktionsfähiger, mit Stein eingefasster Kanal stellenweise nahe und manchmal sogar unmittelbar neben der Königsstrasse.

In Saila, wo die Strasse sich merklich verbreiterte, war ein grosses Tampu. Es existiert noch, und man kann sehen, dass es in zwei rechteckige Abteilungen geteilt war, jede sechzig Meter lang und entsprechend breit. In der einen Abteilung wurden Lamas gehalten; in der anderen, die eine Anzahl voneinander getrennter Zimmer enthielt, war die Herberge. Insoweit war es ein absolut normales Tampu — Cieza sagt denn auch, es «ähnele in jeder Weise den anderen» —, aber seine historische Bedeutung war so gross, dass Karl III. von Spanien 1786 eine der ersten offiziellen archäologischen Erforschungen finanzierte, um mehr darüber zu erfahren. Der Grund dafür war, dass Pizarro und seine Truppe von Konquistadoren am io. November 1532 hier von der Küstenstrasse abbogen und den langen Anstieg nach Cajamarca begannen.

Alle Einzelheiten dieser epischen Reise, die schliesslich mit der Gefangennahme und dem Tod von Atahualpa endete, wurden von Pizarros Sekretär Francisco de Xerez aufgeschrieben. Er erklärte, dass Pizarro nach Hernando de Sotos Erkundungsvorstoss nach Caj as — siehe Kapitel III —, durch den die Spanier erfuhren, dass Atahualpa sich in Cajamarca aufhielt, sich gegen einen direkten Vormarsch ins Gebirge entschied und statt dessen seine Männer eine Strecke weit auf der Küstenstrasse entlang führte. Diese Strasse beschrieb Xerez als «von Mauern gesäumt und so breit, dass zwei Karren nebeneinander auf ihr fahren konnten. An manchen Stellen waren auf beiden Seiten Bäume angepflanzt worden, um Schatten zu spenden.» Nach ein paar Wochen kamen sie nach Saria, wo, wie man ihnen gesagt hatte, eine Strasse von der Hauptstrasse abzweigte und direkt nach Cajamarca führte. Diese beschloss Pizarro einzuschlagen, auch wenn «ein schwieriges Gebirge zu überqueren war und eine Katastrophe eintreten könnte».

Sie marschierten an den Fuss des Gebirges und überquerten den Cerro de la Viria bis zur Schlucht von Examen. Hier «ruhten sie einen Tag, um die Marschordnung für den Anstieg festzulegen, und nachdem das geschehen war, begann der Gouverneur, das heisst Pizarro, mit dem Aufstieg».

Indem sie der Stufenstrasse — von der noch Teile am Cerro de Culpon zu sehen sind — über einen wenig benutzten, aber stark befestigten Pass folgten, stiegen die Spanier die Schlucht von Sintupaya hinauf, dann zu der heutigen Hacienda de San Jose de Nancho und schliesslich fast senkrecht zum Cerro de San Gregorio und nach Paujal, wo es noch Ruinen gibt. Sie gingen weiter nach Trigal, «wo die Strasse schlechter wird», passierten einen Engpass, wo überall Ruinen sind, und kamen an einem Ort heraus, den sie San Miguel nannten. Von dort marschierten sie über die hohe Kordillere — «die Kälte ist so scharf in diesen Bergen, dass die Pferde erfroren» —, bis sie die Königsstrasse über die Anden erreichten, der sie bis Cajamarca folgten.

Wenn man die Strasse, auf der die Spanier zum Tampu von Saila weitergingen, in der Gegenrichtung zurückgeht, kommt man zuerst zum Fluss und dem stark landwirtschaftlich genutzten Tal desselben Namens und dann, nach der üblichen Unterbrechung durch Wüste, zum nächsten Tal und Fluss, wo drei gewaltige Aquädukte ein weites Landgebiet bewässerten. Das Tampu hier hiess Cinto — das moderne Patapo —, von dem Cieza sagt, dass es in einem schönen Tal liege. Cinto war ein grosses städtisches Zentrum, wie die vielen Ruinen von Häusern und Garnisonen und die weitläufigen Mauern beweisen. Reste sowohl von inkaischer als auch von ChimüTöpferware sind hier gefunden worden. Bevor die Chimü hierherkamen, war das Tal wahrscheinlich ein grosses Zentrum der Mochica. «Es war», schrieb Xerz, «ein dicht besiedeltes Tal, durch das ein grosser und reissender Fluss [der Lambeyeque] floss.» Cinto war der Name des «Häuptlings des Dorfes und der Festung, wo Pizarro wohnte. Er stand auf der Seite von Atabilba [Atahualpa].»

Nach 33 Kilometer Wüste erreichte die Strasse Jayanca. Cieza ermahnte seine Leser, «dass sie daran denken müssten, dass zwischen einem schönen Tal und dem nächsten Sandwüsten und dürre Strekken liegen. Und wenn der Reisende sich durch diese hindurchmüht und das nächste Tal erblickt, freut sich sein Herz.»

Zwischen Cinto und Jayanca verlief die Strasse zunächst durch eine mit kleinen Steinen bedeckte Wüste und kam dann durch einen regelrechten Wald aus Johannisbrotbäumen. Zwischen den Bäumen stehen grosse MochicaPyramiden — die später von den Chimü benutzt wurden —, bei denen es viele Gräber gibt, die Grabräubern prächtigen Goldschmuck geliefert haben. In der Mitte des Waldes erhebt sich El Purgatorio, eine mächtige Stufenpyramide und ein riesiger Komplex von Gebäuden, die alle der Verehrung der «Götter im Himmel» dienten. über diese ganze Strecke verlief die Königsstrasse mit ChasquiStationen, Tampu, Tempeln und Lagerhäusern, und sie ist trotz der Zerstörung, die die Zeit und der Mensch ihr zugefügt haben, noch zu sehen.

 

Die goldenen Tempel von Tumbes

Das Tampu von Jayanca war an einem der grossen Bewässerungsgräben erbaut worden, die die Küstenstämme angelegt hatten. Dieser Kanal verlief durch das Gebiet der heutigen La Via Hacienda in ein Tal, das Cieza «das schöne, kühle Tal von Jayanca» nannte. «Durch dieses Tal fliesst der hübsche Fluss [Leche], dem sie das Wasser für die Bewässerung entnahmen. In früherer Zeit war dieses Tal dicht besiedelt, und es gab in ihm grosse Wohnungen [die noch zu sehen sind] und Lagerhäuser der Herrscher.»

Jayanca und vier weitere Tampu jenseits davon wurden Francisco Lobo und Diego Gutierrez in encomienda gegeben, die etwas wirklich Bedeutendes geleistet haben müssen, um alle fünf Tampu zu verdienen; aber nur Lobo taucht in den Berichten auf, und wir wissen nicht mehr von ihm, als dass er ein Anhänger von La Gasca wurde. Die Überreste der ursprünglichen Stadt Jayanca, «die Hauptstadt vieler Täler», sind ausgedehnt und zum Teil in einem Wald aus Johannisbrotbäumen verborgen. Es ist aber leicht zu verstehen, warum der Inka Huayna Capac die Tochter des Curaca des Tales zu einer seiner Frauen machte.

Das nächste Tampu war das von Motu oder Motupe, über das Cieza sagt, dass die dorthin führende Strasse «breit und gut angelegt war. Das Tal ist breit und sehr fruchtbar, obwohl der ansehnliche Fluss verschwindet, bevor er das Meer erreicht. Johannisbrotbäume und andere Bäume bedecken es zu einem grossen Teil.» Der Grund dafür, dass der Fluss das Meer nicht erreicht, ist, dass er in den heissen Sand der SechuraWüste, die an das Tal angrenzt, läuft und dort austrocknet. Das gleiche geschieht mit allen Flüssen, die vom Gebirge herunter in die Wüste fliessen.

Alle Reisenden stimmen darin überein, dass der nächste Abschnitt der Reise nach Norden «lang, ermüdend und heiss» war, oder, wie Cieza kurz und bündig sagte, «alles ist Sand und beschwerlich». Schliesslich erreichte die Strasse aber doch das Tampu von Serran, von wo eine Strasse nach Cajas im Hochland abzweigte. Das war die Querstrasse, die Hernando de Soto und seine vierzig Reiter einschlugen, als sie 1532 zu Beginn der Eroberung von Pizarro ausgesandt.

 

Form und Funktion der Tampu, der inkaischen Wegstationen. Grundriss des an der Küste gelegenen Tampu in Saiia. (Für den Verfasser gezeichnet von Pablo Carrera.)

 

 

wurden, um den Aufenthaltsort von Atahualpa ausfindig zu machen — siehe Kapitel III.

Hinter Serran setzte sich die Strasse nach Tala — Ala — und Morropön fort und betrat ein langes, gekrümmtes Tal, das vom PiuraFluss bewässert wurde. «Hier», sagte Cieza, «pflanzen sie Mais an, der zwei Ernten im Jahr liefert, Yucca, aus der man Brot und Getränk [Chicha] macht. Sie bauen viel Süsskartoffeln an, deren Geschmack an Kastanien erinnert. Auch Kartoffeln bauen sie an und viele Sorten von Bohnen, ebenso die üblichen Früchte. Der GuajaveBaum wächst im Überfluss, auch Kassia, Avocados, Kürbis, caimito, Ananas und seit der Ankunft der Spanier Feigen, Weintrauben, Quitten, Zitronen, Limonen. Das alles macht die Reise durch diese Täler zu einem Vergnügen.»

Die Ureinwohner dieses Gebiets waren die Tallanen. Sie unterwarfen sich zuerst den Chimü, dann den Inka. Aber die Zeit zwischen der Eroberung durch die Inka und der durch die Spanier war so kurz, dass Cieza, als er die Gegend besuchte, feststellte, dass «die meisten die Sprache von Cuzco [das Ketschua] noch nicht erlernt hatten». Sie waren, sagte Cieza, «vergnügungssüchtiger als andere. Die Häuptlinge waren gefürchtet, und man gehorchte ihnen; Tänzer unterhielten sie mit Musik und Gesang. Sie hatten viele Frauen, die aus den schönsten ausgewählt waren. Sie hatten grosse Wohnungen, Terrassen, Tore, Lehmböden, die mit Matten bedeckt waren. Und wenn der Herr speiste, kamen viele zusammen, die von seinem aus Mais gebrauten Getränk tranken. Obwohl es drei oder vier verschiedene Stämme bei ihnen gab, hatten diese yunga [diesen Namen gaben die Inka allen Stämmen, die die yunga, die heissen Länder, bewohnten] alle dieselben Gebräuche. Sie boten früher den bei ihnen vorbeireisenden Spaniern Unterkunft und behandelten sie sehr freundlich — das tun sie nun nicht mehr.»

Der Grund dafür, dass die yunga nicht mehr bereitwillig den Gastgeber spielten, ist einfach der, dass dank der Spanier fast keine mehr von ihnen übriggeblieben waren. Obwohl die unmittelbar von der spanischen Eroberung verursachten Menschenverluste verhältnismässig gering waren, rafften die von den Spaniern mitgebrachten Krankheiten — Pocken, Masern, Mumps — eine Vielzahl von Indianern dahin. Auch die grausame Behandlung ihrer besiegten Untertanen durch die Spanier trug dazu bei: «Diejenigen, die ausgesandt wurden, um sie zu regieren», sagte Cieza, «taten das mit so grosser Schurkerei, so grausam und böse, dass ich betrübt bin über die schlimme Behandlung und den gewaltsamen Tod, den die Spanier über die Indianer gebracht haben.»

Poechos, die nächste Haltestation 3o Kilometer oberhalb am ChiraFluss, war auf Grund von Pizarros Anordnungen so zerstört worden, dass nur drei Fragmente der Mauern übriggeblieben sind, aber als es von Pizarro und seinen Männern auf seinem Marsch zur Suche von «AltCuzco» am 25. Mai 1532 zum erstenmal erblickt wurde, «schlug er sein Lager in einem grossen Dorf namens Poechos auf, wohin alle Häuptlinge kamen, um Frieden zu schliessen». Der Herr des Ortes hiess Maycaibilca, und dieser Name wurde oft für das Tampu selbst gebraucht. In seiner Nähe ist «in einer Entfernung eines Armbrustschusses eine von einer Mauer umgebene Festung mit vielen Räumen, wo die Spanier wohnten. Jeden Tag brachten die Indianer alle notwendigen Lebensmittel.»

Der letzte Abschnitt der Reise nach Tumbes, dem Endpunkt des Inkareichs an der Küste und dem Ausgangspunkt der spanischen Eroberung, ging durch das Gewirr der Vorberge des Cerro de Arnotape. Auf dieser Strasse machte Pizarros Sekretär die ersten historischen Notizen über die Inkastrassen: «Die Strasse ist ganz von Menschenhand gemacht, breit und gut gebaut, und an manchen schlechten Stellen [er meinte überschwemmte] ist sie mit Stein gepflastert.» Sie ging durch einen im hohen Trockenwald begrabenen Ort namens Lacones, wo Dr. Georg Petersen, ein deutscher Ingenieur, der mehrere Jahrzehnte in diesem Gebiet arbeitete, das Tampu — Iglesia de Huacos — auf einem hohen schmalen Berggipfel fand und ein weiteres langes und schmales Tampu, über fünfundneunzig Meter lang und neun Meter breit, dessen viele Räume grösstenteils noch intakt waren. Die Strasse ging im Zickzack über niedrige, begrünte Hügel bis auf 800 Meter hinauf. Dort fand man ein grosses Verwaltungszentrum, das Tampu und die Festung von Guineal. In kurzer Entfernung davon kam Huaquillas. Durch diesen Trockenwald marschierten die Konquistadoren «auf einer viereinhalb Meter breiten und mit übermannshohen Mauern gesäumten Strasse. Der ganze Weg war sehr sauber und von Bäumen beschattet, deren Äste vielerorts schwer von Früchten herunterhingen und voll von Papageien und anderen Vögeln waren. In jedem dieser Täler hatten die Inka stattliche Wohnhäuser für sich selbst und grosse Lagerhäuser.»

Das ist die Strasse, die Pizarro im Frühjahr 1532 einschlug. Am dritten Tag nach dem Verlassen von Tumbes, also am 16. Mai 1532, «erreichte er ein Dorf in den Bergen». Dieses Dorf heisst heute Rica Playa und wurde, wie alle übrigen hier kurz erwähnten Orte, von Dr. Georg Petersen entdeckt.

Dr. Georg Petersen übergab dem Verfasser dieses Buches die Ergebnisse einer lebenslangen Arbeit. Das war, nachdem des Verfassers Buch Jlighway of the Sun> veröffentlicht worden war. Das neue Material wurde mit Karten in einer jener schwer zugänglichen Publikationen von beschränkter Verbreitung veröffentlicht, die zur Folge haben, dass Entdeckungen wie diese der Aufmerksamkeit entgehen, bis sie später einmal gefunden und ohne Quellenangabe verwertet werden. Die VonHagenExpedition fand 1952 bis 1956 Fragmente der Strasse, die Dr. Petersen durch seine sorgfältige Arbeit entdeckt hatte. Nun erst ist die genaue Route der Expedition Pizarros im Jahr 1532 sowie der exakte Verlauf der Küstenstrasse der Inka von Poechos bis zu ihrem Ende in Tumbes bekannt. Dem Autor liegt daran, Dr. Petersens Pionierarbeit Anerkennung zu zollen und ebenso seiner Bereitwilligkeit, ihm alles Material zu überlassen, und seinem Vertrauen darauf, dass es ausgewertet und dankbar anerkannt würde, was hierdurch geschieht. Auf seiner Grundlage konnte die endgültige Landkarte des Verlaufs der Inkastrasse erstellt werden.

Tumbes war das Ende oder, wenn man von dort startete, der Anfang.

Tumbes, oder vielleicht korrekter «Tumpiz», war vom Meer aus zu sehen. Es lag damals nahe an der Küste, wo der TumbesFluss ins Meer mündet. Tumpiz war einst mit der Küste durch eine mit Stein gepflasterte Strasse verbunden. Die Stätte ist nicht das moderne Tumbes, sondern das jetzige «San Pedro de los Incas». Die Küstenlinie hat sich verändert; es wird jetzt dort Reis angebaut, aber auch soist noch ein Teil des Steindammes zu sehen, an dem verkümmerter Reis wächst.William Prescott hat, weil er mit den Originaldokumenten arbeitete, die Geschichte gut erzählt: wie Pizarro und seine Männer nach fünf schlimmen Jahren der Suche — indem sie dem Küstenverkehr von BalsaBooten, die von Tumbes nach Norden fuhren, folgten —an die Küste jener legendären Stadt gelangten. Die Spanier kamen 1527 zuerst nach Tumbes — damals nicht als Eroberer, sondern mit dem Wunsch, Beweise für den fabelhaften Reichtum Perus zu finden. Pizarro war der Kapitän des Schiffes, das sie dorthin brachte.Alonso de Molina und ein Negermatrose namens Gines wurden dazu bestimmt, die erste Erkundung der Stadt durchzuführen. Der Bericht von goldbedeckten Tempeln, den sie zurückbrachten, erschien so übertrieben, dass Pedro de Candia ausgesandt wurde, um ihn zu bestätigen. Obwohl Candia mehr diensteifrig als intelligent war, konnte man sich in diesen Dingen auf ihn verlassen. Er bestätigte nicht nur Molinas Beschreibung, sondern ergänzte sie noch, indem er von den Tempeln der Sonnenjungfrauen, von den bewässerten Tälern bei der Stadt und den vielen Menschen erzählte, die alle gut gekleidet waren und goldene Gegenstände in den Lippen und Ohren hängen hatten. Wie Candia die Stadt im einzelnen beschrieb, weiss man nicht, aber eine Vorstellung davon, wie sie in ihrer Blütezeit ausgesehen hat, vermittelt die Beschreibung, die Alonso Enriquez de Guzmän gegeben hat, der 1536 nach Tumbes kam. Obwohl die Stadt in der Zwischenzeit im Bürgerkrieg zwischen Huascar und Atahualpa schwer beschädigt und dann infolge der Auflösung der zentralen Verwaltung des Inkareiches vernachlässigt worden war, war sie immer noch «die grosse Stadt Tumbes, eine von Indianern bewohnte Stadt nahe der Küste. Es gibt hier ein grosses Haus [einen Tempel, dessen Ruinen noch existieren], das dem Herrn des Landes gehört, mit Mauern aus Lehmziegeln, die vielfarbig bemalt und poliert sind. Ich sah nie etwas Schöneres. Das Dach ist zwar strohgedeckt, aber bemalt, so dass es wie aus Gold und Silber aussieht.»Tumbes gehörte einst zum Gebiet der Tallanen. Dieser Stamm, der den äussersten Norden der peruanischen Küste — also dort, wo  die Wüste auf den Dschungel trifft — bewohnte, war bekannt für seinen Lippen und Ohrenschmuck und seine glänzende schwarze Töpferware. Er wurde von den Chimü besiegt, dann von den Inka —um 1470 — und schliesslich von Francisco Pizarro und seinen Konquistadoren, die 1532 von Tumbes aus zu ihrem Marsch auf den Inkastrassen aufbrachen, die sie zu Ruhm und Sieg führen sollten. Das letzte Wort über diese prachtvollen Strassen wollen wir unserem getreuen Führer Pedro de Cieza überlassen. «Obwohl die Strasse an vielen Stellen beschädigt und zerstört ist, lässt sie immer noch erkennen, was für ein grossartiges Unternehmen sie war und wie gross die Macht jener Inka, die ihren Bau befahlen. Sie ist die schönste Strasse in der ganzen Welt und die längste, denn eine ging von Quito nach Chile und die andere von Chile nach Tumbes. Ich glaube nicht, dass es in der Erinnerung der Menschheit eine Strasse gibt, die mit dieser zu vergleichen wäre: wie sie durch tiefe Täler, über hohe Berge, durch Schneewälle, Sümpfe, gewachsenen Fels und mit Stützmauern entlang der Flussschluchten verläuft. Überall war sie rein gefegt, hatte Tampu, Lagerhäuser, Sonnentempel und Poststationen auf dem ganzen Weg. Die Frage bleibt, ob Ähnliches von Alexander zu sagen wäre, hätte er eine solche Strasse bauen können?

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.