Dienstag, 8. März 2016

Santo Antao Kapverden


Santo Antao Kapverden

Reisebericht von  D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/STevahepONE

Santo Antäo ist das Juwel der 15 Kapverdischen Inseln:

Die vulkanische Insel liegt im Atlantik und ist landschaftlich sehr abwechslungsreich.

Noch haben sie nicht viele Touristen für sich entdeckt - aber das

scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

 

I Bibi ist keine Kostverächterin. Und sie kann auch ihre Leidenschaft, das Kochen, nicht ver¬bergen. Die Frau, deren Lebensfreude förmlich sichtbar ist, zerstößt Maiskörner in einem riesi¬gen Mörser. Dann rüttelt sie das Maiskornge-misch, pustet kräftig darüber hinweg und befreit so das brauchbare Korn von der Schale. Was die Hühner freut. Mais ist Hauptbestandteil der Cachupa, dem Nationalgericht der Kapverdi¬schen Inseln.

Schmackhafter Geheimtipp

Einladend hat Bibi im Innenhof des verwinkel¬ten Hauses ein kleines Buffet aufgebaut. Appetit¬lich sieht das aus. Bibis Privat-Restaurant würde man nicht finden, wenn man als Fremder alleine im wunderschönen Paul-Tal auf der Insel Santo Antäo unterwegs wäre. Doch Bibis Söhne sorgen für Gäste: Sie fahren sie in atemberaubender Ge-schwindigkeit zur Abbruchkante eines fruchtba-

 

ren Vulkankraters hinauf. Auch Wanderführer kennen den Geheimtipp. So hat Bibi inzwischen fast jeden Tag eine Handvoll Gäste.

Vieles an Zutaten ablesbar

Fisch ist auf dem Buffet dabei, Makrele und Thunfisch. Aber auch Bohnen und der Mais, der überall und in Massen auf Santo Antäo angebaut wird. In eine Cachupa, erklärt Bibi, kommt das rein, was der Familie gerade zur Verfügung steht. An den Zutaten könne man erkennen, ob es einer Familie gut oder schlecht geht. Bibis Gästen geht es demnach gut.

Überall sieht es anders aus

Die 15 Kapverdischen Inseln dümpeln abge¬schieden im Atlantik. Der vulkanische Archipel gehört mit den Azoren, Kanaren und Madeira zur Inselgruppe Makaronesien, ist aber tropi-

 

scher, afrikanischer und kontrastreicher als seine nördlichen Schwestern. Santo Antäo ist gebirgig, auf der Südseite praktisch komplett trocken, aber im Norden schlägt die Natur in üppig bewachse¬nen Tälern über die Stränge. Wie ein Band der Wildnis schlängeln sich steile Wege über Berg¬kuppen und durch tiefe Canyons. Unterwegs be¬gegnen einem mit Wasser beladene Maultiere und Dorfbewohner, die hoch oben mühsam ihre Felder bestellen. „Wenn man mit der Fähre von Mindelo auf der Nachbarinsel Säo Vicente hier ankommt, hält man es kaum für möglich, dass bei uns Papayas, Bananen und sogar Kaffee ge¬deihen", erzählt Luis, einer von Bibis Söhnen. Luis trägt auf seine Art zum Auskommen der Fa¬milie bei: Er führt Urlauber über die Insel, vor¬nehmlich im regenreichen Norden. Hier fließen Bäche durch Zuckerrohrterrassen. Ihre lindgrü¬nen Halme und die Zuckerhutberge erinnern an asiatische Landschaften. Die Wanderwege waren hunderte Jahre lang die einzigen Verbindungen

wenn seine Gäste zum Beispiel selbstgemachte Marmelade kaufen oder Rum verkosten wie in der kleinen Brennerei „Pinto e Filius". Die Piste weiter abwärts beispielsweise röstet Isa in ihrem Minihof Kaffee aus Eigenanbau.

In jeder Kneipe gibt es den Rachenputzer

Über ganzen Landstrichen liegt ein charakteris-tischer Duft: Es riecht nach vergorenem Zucker-rohrsaft. Das Zuckerrohr kam mit den ersten Sklaven aus Afrika und schon bald danach fin¬gen die Menschen auf Santo Antäo an, Schnaps zu brennen. Anfangs war das illegal, aber nie¬mand kümmerte sich um das Verbot. Die Behör¬den sind heute schlauer: Inzwischen sind sie am Gewinn der Schnapsbrenner mit einer Steuer beteiligt. Grogue wird das Getränk genannt. Es scheint wie ein Lebenselixier zu sein, andere

 

Bibi zaubert für ihre Gäste ein einladendes Buffet, mit Nationalgerichten.

Stein für Stein wurde der Weg einst im Auftrag der portugiesischen Kolonialherren gepflastert. Ein wunderschönes Fleckchen Erde im Atlantik, mit unzähligen Blicken ins Grün rundum, und ganz weit unten liegt das blaue, im Norden meis¬tens aufgewühlte Meer. Der ganze Hang ist ein riesiges heißes Treibhaus ohne Glas. Zucchini wachsen auf Beeten in der Schräge, Süßkartof¬feln dazwischen, gegenüber ein Feigenbaum oder ein Guavenstrauch.

Am nächsten Tag: Die Piste will nicht enden. Der Jeep (und seine Insassen) werden gefordert. Die Maschine keucht, die Muskeln vibrieren. Nach mehreren Stunden „Tanz auf dem Vulkan" glänzt Tarrafal im Abendlicht. Das Fischerdorf ist wie aus dem Bilderbuch und hat erst seit we¬nigen Monaten Strom. Die Unterkunft ist be¬scheiden, dafür gibt es tiefe Einblicke in das Le¬ben einer Dorfgemeinschaft, die erst so langsam von den Errungenschaften der Zivilisation ge¬küsst wird.

 

Die Fischerboote liegen im malerischen Hafen Punta do Sol.

Jupiter leuchtet, der Atlantik ist hier im Westen spiegelglatt, zwei Segelboote ankern in der Bucht. Jungs aus dem Dorf spielen Fußball. Über allem hört man „Saudade", das Lied der Melancholie. Die Melodie, die heimliche Hymne der Inseln, kommt aus fast jedem Haus. Grogue macht die Runde. Tarrafal sinkt früh in den Schlaf. Noch ist es ein Dornröschenschlaf.

Da ist abends am Hafen von Punta do Sol schon einiges mehr los. Der Wirt hat seine Tische unter freiem Himmel aufgestellt. Zu gegrilltem Seehecht gibt es Platten mit Yams, Maniok, Sü߬kartoffeln und Mangold — all das schmackhafte Grünzeug, das oben an den Hängen wächst. Später dann kommen drei Musiker. Sie kombi¬nieren afrikanische und brasilianische Rhyth¬men miteinander. Die Dorfschönheiten wippen dazu mit den Hüften — und so mancher Gast lässt sich gerne anstecken.

 



















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