Wirtschaftswachstum Schwellenländer
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/N32IY1djCC0
Das vergangene Jahr gestaltete sich für die Schwellenländer
vergleichsweise schwierig. Auch dort dämpfte die weltweit sinkende
konjunkturelle Wachstumsdynamik die wirtschaftliche Akti¬vität. Die SMIT-Länder
Südkorea, Mexiko, Indonesien und Türkei konnten sich dieser Entwicklung
tendenziell nicht entziehen, wenngleich einige beim Expansionstempo eine
Schippe draufgelegt haben dürften. Aber wie sind nun die Perspektiven für 2016?
Zieht das Wachstumstempo insge¬samt wieder an? Ein Ausblick.
Südkorea: Hoffnung Binnen¬konsum
Das flächenmäßig kleine, aber in puncto wirtschaftlicher
Leistungsfähigkeit sehr offene und viertgrößte asiatische Land hinter China,
Japan und Indien hatte es 2015 nicht geschafft, die eige-
nen Wachstumsziele zu erreichen. Die Zentralbank des Landes
musste im Jahresverlauf gleich mehrmals ihre Wachstumsprognose nach unten
korrigieren. Ursprüng¬lich eine Steigerungsrate beim Bruttoinlandsprodukt (BIP)
von 4 Prozent angepeilt, waren es zuletzt 2,7 Pro¬zent. Im Vorjahr lag das Plus
noch bei 3,3 Prozent.
Gleich mehrere Faktoren dämpften 2015 die wirtschaft¬liche
Aktivität. Dazu gehörte der schwache Konsum, der unter anderem von dem Ausbruch
der Krankheit MERS gebremst wurde. Darüber hinaus sanken die Ausfuhren des
stark von Exporten abhängigen Landes. Die abneh¬mende Nachfrage auf wichtigen
Absatzmärkten belas¬teten. Insbesondere die nachlassende Konjunkturdyna¬mik des
großen Nachbarn China - für südkoreanische Waren der wichtigste Abnehmer - war
spürbar. Regie¬rung und Notenbank versuchten daher im Jahresverlauf
konjunkturstimulierende Impulse zu setzen. Es wurden ein Konjunkturpaket
geschnürt und die Leitzinsen ge¬senkt. Im dritten Quartal zog das
Wirtschaftswachstum schließlich etwas deutlicher an. Die Wachstumsrate
er¬reichte sogar den höchsten Wert seit dem zweiten Quartal 2010. Kann das Land
daran anknüpfen? Für 2016 zeigte sich die Notenbank relativ zuversichtlich. Sie
geht von einer auf 3,2 Prozent beschleunigten Wachstumsdynamik aus. Hoffnungen
liegen vor allem auf dem Binnenkonsum. Helfen könnte ein weiteres
Konjunkturpaket. Die Analysten der Commerzbank sind etwas konservativer, aber
auch sie rechnen mit einem von 2,5 auf 2,8 Prozent anziehenden Tempo bei der
BIP-Entwicklung. Sie setzen unter anderem in Erwar¬tung einer anhaltenden
Dollarstärke auf eine robuste Nachfrage aus den USA, dem zweitgrößten Importeur
südkoreanischer Waren.
Mexiko: Robuste US-Konjunktur als treibende Kraft
Ebenfalls einen sehr großen Stellenwert hat die USA für
Mexiko. Etwa 80 Pro¬zent der mexikanischen Exporte gehen in das Nachbar¬land.
Aber nicht nur die Ausfuhraktivität, sondern die gesamte wirtschaftliche
Entfaltung des mittelamerikani¬schen Landes ist stark von der konjunkturellen
Wetterla¬ge in den USA abhängig. Vor allem das mexikanische verarbeitende
Gewerbe ist eng mit dem in den USA verzahnt. Die insgesamt relativ robuste
US-Wirtschaft hatte daher im Jahr 2015 einen stützenden Effekt auf die
mexikanische Konjunktur. Wegen seiner geografi¬schen Nähe gewinnt Mexiko zudem
als Produktions¬standort für den nordamerikanischen, aber auch den
südamerikanischen Markt zunehmend an Bedeutung. Es wird daher fleißig in- und
ausländisches Kapital in¬vestiert. Gerade eine fortgesetzte rege private
Inves¬titionstätigkeit, aber auch die damit einhergehenden
potenziellen positiven Auswirkungen auf den Binnen¬konsum
könnten sich daher 2016 wie schon im Vorjahr als wachstumstreibend erweisen.
Damit könnte wieder¬um eine eventuelle gedämpfte öffentliche Aktivität
aus¬geglichen werden, die zum einen aus der Umsetzung nötiger Strukturreformen
resultiert. Zum anderen wird die Staatskasse durch die niedrigen Ölpreise
belastet, die die Erlöse aus den Ölverkäufen grundsätzlich schmälern könnten.
Allerdings hat sich die Regierung gegen den Ölpreisverfall gehedged. Das Budget
für 2016 wurde beschnitten, jedoch nicht so stark wie im Vorjahr. Zudem ist die
Haushaltslage als nach wie vor solide zu bezeichnen, so dass in Mexiko wieder
stärker über die Stimulierung der Binnenkonjunktur diskutiert werden könnte.
Wie eingangs erwähnt, dürfte der Fokus aber vor allem auf den USA liegen.
Sollte sich dort die positive wirtschaftliche Tendenz fortsetzen, dürfte da¬von
auch der mexikanische Konjunkturmotor profitieren, der seit 2014 zunehmend
Fahrt aufgenommen hat. Die Commerzbank erwartet 2016 einen BIP-Anstieg von 3,1
Prozent, nach prognostizierten 2,5 Prozent im Vorjahr.
Indonesien: Wird der Abwärts-trend beendet?
Eine zunehmende Wachstumsdynamik prognostiziert die
Commerzbank auch
für Indonesien. Nachdem sich die wirtschaftliche Expan¬sion
im vergangenen Jahr abermals abgeschwächt hat und im Vergleich zu 2014 von 5,0
auf 4,8 Prozent gesun¬ken sein dürfte, erwarten die Analysten 2016 ein BIP-Plus
von 5,6 Prozent. Damit würde der Abwärtstrend der vergangenen Jahre beendet.
Seit dem Zwischen¬hoch 2010, als die indonesische Wirtschaft um 6,4 Pro¬zent
expandiert hatte, nahm das Wachstumstempo stetig von Jahr zu Jahr ab, wenn auch
jeweils nur relativ moderat. Damit entfernte sich das Land von seinem von
Volkswirten bezifferten Potenzialwachstum von 7 Pro¬zent. Die seit Ende 2014
amtierende Regierung unter Präsident Joko Widodo versucht jedoch mit aller
Kraft, den negativen Trend zu stoppen. Sie treibt beispielswei-se den nötigen
Ausbau der Infrastruktur voran und nimmt dazu deutlich mehr Mittel in die Hand
als die Vorgängerregierung. Das sollte auch 2016 zu einer an¬haltenden
Sonderkonjunktur führen. Allerdings hatte die Regierung mit restriktiveren
Einwanderungs- und Arbeitsgesetzen auch Maßnahmen ergriffen, die die Aktivität
von ausländischen Firmen in dem Inselreich
dämpften. Sie wurden im Oktober 2015 jedoch wieder
annulliert, sodass der anfänglich nationalistisch-protek¬tionistisch geprägte
wirtschaftspolitische Kurs wieder etwas entschärft wurde. Zudem steht eine
Lockerung der Investitionsgesetze für internationale Kapitalgeber im Raum.
Indonesien bekundete außerdem sein Interes¬se, der Transpazifischen
Partnerschaft (TPP) beitreten zu wollen. Insgesamt scheint Indonesien somit
bestrebt, seine Attraktivität als Investitionsstandort wieder zu erhöhen. Dass
das Land ein vielversprechender Stand¬ort für ausländisches Kapital ist, steht
ohnehin außer Frage. Zu den Stärken gehören der Rohstoffreichtum,
wettbewerbsfähige Arbeitskosten sowie eine große und relativ junge, sich
zunehmend urbanisierende Bevölke¬rung. Das Land bietet damit einen großen
Absatzmarkt. Hervorzuheben ist außerdem der große Stellenwert des privaten
Konsums für die Wirtschaft des Landes, während die Exporte nur einen relativ
geringen Anteil haben. Dadurch ist das Land vergleichsweise weniger abhängig
von dem weltweiten konjunkturellen Umfeld.
Türkei: Stabile Regierung als treibende Kraft?
Ein wachsender Binnenmarkt gehört auch in der Türkei zu den
Stärken. Die Abwertungstendenz der türkischen Lira sowie eine hohe Inflation
dämpften zuletzt jedoch die inländische Kauf¬kraft. Eine kräftige Anhebung des
gesetzlichen Mindest¬lohns, wie von der Regierung für Anfang 2016 angekün¬digt,
könnte dem jedoch durch ein daraus resultierendes insgesamt höheres Lohngefüge
entgegenwirken. Die im November wiedergewählte Regierung dürfte über eine
Stärkung der Kaufkraft der privaten Haushalte seine laufenden Maßnahmen
forcieren bzw. neue ergreifen, um wachstumsfördernde Impulse für die türkische
Wirt¬schaft zu setzen. Beispielsweise dürften große Infra-strukturprojekte
vorangetrieben werden. Darüber hin¬aus sind strukturelle Reformen zur
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie vorstellbar. Es gibt für
die Türkei zwar geopolitische Risiken wegen des Konflikts mit Russland im
Zusammenhang mit der Syrienkrise, mit der Bildung der neuen Regierung im
November verringerten sich jedoch zunächst die inner-politischen
Unsicherheiten. Das könnte 2016 dazu führen, dass der im vergangenen Jahr
gebildete Nachfragestau in den Bereichen Konsum und nlageinvestitionen
auf¬gelöst wird. Die türkische Regierung ist bezüglich der
MARKTE
konjunkturellen Perspektiven zuversichtlich und stellte für
2016 ein Wirtschaftswachstum von 4 Prozent in Aussicht. Die Commerzbank rechnet
mit einem BIP-Plus von 3,6 Prozent. Die Analysten hoben jedoch her¬vor, dass
bezüglich dieser Prognose Aufwärtsrisiken bestehen, mithin also eine durchaus
höhere Wachtums-rate möglich ist.
Der Schwellenländer-ETF
Das wirtschaftliche Umfeld für die Schwellenländer im
Allgemeinen dürfte auch 2016 herausfordernd bleiben. Gleichwohl gibt es in den
SMIT-Ländern Entwicklungen, die zu einer anziehenden konjunkturellen Dynamik
führen könnten. Daraus resultieren wiederum Chancen für Anleger. Kostengünstig
und einfach in die nach Marktkapitalisierung und Börsenhandelsvolumen größten
Aktien der SMIT-Länder investieren, lässt sich mit dem ComStage S&P SMIT 40
Index TRN UCITS ETF (WKN: ETF 129). Er beinhaltet jeweils zehn Werte aus den
vier Ländern. Dividenden und sonstige Erträge fließen in die Wertentwicklung
des dem ETF zugrunde liegenden S&P SMIT 40 Net Total Return Euro Index mit
ein. Ferner ist bei der Anlage in den ETF ein mög¬licher Währungseinfluss zu
berücksichtigen. Eine Auf¬wertung des Euro gegenüber den jeweiligen
SMIT-Länderwährungen stellt dabei für Investoren aus der Eurozone ein
Währungsrisiko dar. Eine Abwertung des Euro gegenüber südkoreanischem Won,
mexikanischem Peso, indonesischer Rupiah und türkischer Lira kann dagegen zu
positiven Währungseffekten führen.
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