Sonntag, 6. März 2016

Wirtschaftswachstum Schwellenländer


Wirtschaftswachstum Schwellenländer

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/N32IY1djCC0

Das vergangene Jahr gestaltete sich für die Schwellenländer vergleichsweise schwierig. Auch dort dämpfte die weltweit sinkende konjunkturelle Wachstumsdynamik die wirtschaftliche Akti¬vität. Die SMIT-Länder Südkorea, Mexiko, Indonesien und Türkei konnten sich dieser Entwicklung tendenziell nicht entziehen, wenngleich einige beim Expansionstempo eine Schippe draufgelegt haben dürften. Aber wie sind nun die Perspektiven für 2016? Zieht das Wachstumstempo insge¬samt wieder an? Ein Ausblick.

 

Südkorea: Hoffnung Binnen¬konsum

Das flächenmäßig kleine, aber in puncto wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit sehr offene und viertgrößte asiatische Land hinter China, Japan und Indien hatte es 2015 nicht geschafft, die eige-

 

nen Wachstumsziele zu erreichen. Die Zentralbank des Landes musste im Jahresverlauf gleich mehrmals ihre Wachstumsprognose nach unten korrigieren. Ursprüng¬lich eine Steigerungsrate beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4 Prozent angepeilt, waren es zuletzt 2,7 Pro¬zent. Im Vorjahr lag das Plus noch bei 3,3 Prozent.

Gleich mehrere Faktoren dämpften 2015 die wirtschaft¬liche Aktivität. Dazu gehörte der schwache Konsum, der unter anderem von dem Ausbruch der Krankheit MERS gebremst wurde. Darüber hinaus sanken die Ausfuhren des stark von Exporten abhängigen Landes. Die abneh¬mende Nachfrage auf wichtigen Absatzmärkten belas¬teten. Insbesondere die nachlassende Konjunkturdyna¬mik des großen Nachbarn China - für südkoreanische Waren der wichtigste Abnehmer - war spürbar. Regie¬rung und Notenbank versuchten daher im Jahresverlauf konjunkturstimulierende Impulse zu setzen. Es wurden ein Konjunkturpaket geschnürt und die Leitzinsen ge¬senkt. Im dritten Quartal zog das Wirtschaftswachstum schließlich etwas deutlicher an. Die Wachstumsrate er¬reichte sogar den höchsten Wert seit dem zweiten Quartal 2010. Kann das Land daran anknüpfen? Für 2016 zeigte sich die Notenbank relativ zuversichtlich. Sie geht von einer auf 3,2 Prozent beschleunigten Wachstumsdynamik aus. Hoffnungen liegen vor allem auf dem Binnenkonsum. Helfen könnte ein weiteres Konjunkturpaket. Die Analysten der Commerzbank sind etwas konservativer, aber auch sie rechnen mit einem von 2,5 auf 2,8 Prozent anziehenden Tempo bei der BIP-Entwicklung. Sie setzen unter anderem in Erwar¬tung einer anhaltenden Dollarstärke auf eine robuste Nachfrage aus den USA, dem zweitgrößten Importeur südkoreanischer Waren.

Mexiko: Robuste US-Konjunktur als treibende Kraft

Ebenfalls einen sehr großen Stellenwert hat die USA für Mexiko. Etwa 80 Pro¬zent der mexikanischen Exporte gehen in das Nachbar¬land. Aber nicht nur die Ausfuhraktivität, sondern die gesamte wirtschaftliche Entfaltung des mittelamerikani¬schen Landes ist stark von der konjunkturellen Wetterla¬ge in den USA abhängig. Vor allem das mexikanische verarbeitende Gewerbe ist eng mit dem in den USA verzahnt. Die insgesamt relativ robuste US-Wirtschaft hatte daher im Jahr 2015 einen stützenden Effekt auf die mexikanische Konjunktur. Wegen seiner geografi¬schen Nähe gewinnt Mexiko zudem als Produktions¬standort für den nordamerikanischen, aber auch den südamerikanischen Markt zunehmend an Bedeutung. Es wird daher fleißig in- und ausländisches Kapital in¬vestiert. Gerade eine fortgesetzte rege private Inves¬titionstätigkeit, aber auch die damit einhergehenden

 

potenziellen positiven Auswirkungen auf den Binnen¬konsum könnten sich daher 2016 wie schon im Vorjahr als wachstumstreibend erweisen. Damit könnte wieder¬um eine eventuelle gedämpfte öffentliche Aktivität aus¬geglichen werden, die zum einen aus der Umsetzung nötiger Strukturreformen resultiert. Zum anderen wird die Staatskasse durch die niedrigen Ölpreise belastet, die die Erlöse aus den Ölverkäufen grundsätzlich schmälern könnten. Allerdings hat sich die Regierung gegen den Ölpreisverfall gehedged. Das Budget für 2016 wurde beschnitten, jedoch nicht so stark wie im Vorjahr. Zudem ist die Haushaltslage als nach wie vor solide zu bezeichnen, so dass in Mexiko wieder stärker über die Stimulierung der Binnenkonjunktur diskutiert werden könnte. Wie eingangs erwähnt, dürfte der Fokus aber vor allem auf den USA liegen. Sollte sich dort die positive wirtschaftliche Tendenz fortsetzen, dürfte da¬von auch der mexikanische Konjunkturmotor profitieren, der seit 2014 zunehmend Fahrt aufgenommen hat. Die Commerzbank erwartet 2016 einen BIP-Anstieg von 3,1 Prozent, nach prognostizierten 2,5 Prozent im Vorjahr.

Indonesien: Wird der Abwärts-trend beendet?

Eine zunehmende Wachstumsdynamik prognostiziert die Commerzbank auch

für Indonesien. Nachdem sich die wirtschaftliche Expan¬sion im vergangenen Jahr abermals abgeschwächt hat und im Vergleich zu 2014 von 5,0 auf 4,8 Prozent gesun¬ken sein dürfte, erwarten die Analysten 2016 ein BIP-Plus von 5,6 Prozent. Damit würde der Abwärtstrend der vergangenen Jahre beendet. Seit dem Zwischen¬hoch 2010, als die indonesische Wirtschaft um 6,4 Pro¬zent expandiert hatte, nahm das Wachstumstempo stetig von Jahr zu Jahr ab, wenn auch jeweils nur relativ moderat. Damit entfernte sich das Land von seinem von Volkswirten bezifferten Potenzialwachstum von 7 Pro¬zent. Die seit Ende 2014 amtierende Regierung unter Präsident Joko Widodo versucht jedoch mit aller Kraft, den negativen Trend zu stoppen. Sie treibt beispielswei-se den nötigen Ausbau der Infrastruktur voran und nimmt dazu deutlich mehr Mittel in die Hand als die Vorgängerregierung. Das sollte auch 2016 zu einer an¬haltenden Sonderkonjunktur führen. Allerdings hatte die Regierung mit restriktiveren Einwanderungs- und Arbeitsgesetzen auch Maßnahmen ergriffen, die die Aktivität von ausländischen Firmen in dem Inselreich

dämpften. Sie wurden im Oktober 2015 jedoch wieder annulliert, sodass der anfänglich nationalistisch-protek¬tionistisch geprägte wirtschaftspolitische Kurs wieder etwas entschärft wurde. Zudem steht eine Lockerung der Investitionsgesetze für internationale Kapitalgeber im Raum. Indonesien bekundete außerdem sein Interes¬se, der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) beitreten zu wollen. Insgesamt scheint Indonesien somit bestrebt, seine Attraktivität als Investitionsstandort wieder zu erhöhen. Dass das Land ein vielversprechender Stand¬ort für ausländisches Kapital ist, steht ohnehin außer Frage. Zu den Stärken gehören der Rohstoffreichtum, wettbewerbsfähige Arbeitskosten sowie eine große und relativ junge, sich zunehmend urbanisierende Bevölke¬rung. Das Land bietet damit einen großen Absatzmarkt. Hervorzuheben ist außerdem der große Stellenwert des privaten Konsums für die Wirtschaft des Landes, während die Exporte nur einen relativ geringen Anteil haben. Dadurch ist das Land vergleichsweise weniger abhängig von dem weltweiten konjunkturellen Umfeld.

Türkei: Stabile Regierung als treibende Kraft?

Ein wachsender Binnenmarkt gehört auch in der Türkei zu den Stärken. Die Abwertungstendenz der türkischen Lira sowie eine hohe Inflation dämpften zuletzt jedoch die inländische Kauf¬kraft. Eine kräftige Anhebung des gesetzlichen Mindest¬lohns, wie von der Regierung für Anfang 2016 angekün¬digt, könnte dem jedoch durch ein daraus resultierendes insgesamt höheres Lohngefüge entgegenwirken. Die im November wiedergewählte Regierung dürfte über eine Stärkung der Kaufkraft der privaten Haushalte seine laufenden Maßnahmen forcieren bzw. neue ergreifen, um wachstumsfördernde Impulse für die türkische Wirt¬schaft zu setzen. Beispielsweise dürften große Infra-strukturprojekte vorangetrieben werden. Darüber hin¬aus sind strukturelle Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie vorstellbar. Es gibt für die Türkei zwar geopolitische Risiken wegen des Konflikts mit Russland im Zusammenhang mit der Syrienkrise, mit der Bildung der neuen Regierung im November verringerten sich jedoch zunächst die inner-politischen Unsicherheiten. Das könnte 2016 dazu führen, dass der im vergangenen Jahr gebildete Nachfragestau in den Bereichen Konsum und nlageinvestitionen auf¬gelöst wird. Die türkische Regierung ist bezüglich der

 

MARKTE

konjunkturellen Perspektiven zuversichtlich und stellte für 2016 ein Wirtschaftswachstum von 4 Prozent in Aussicht. Die Commerzbank rechnet mit einem BIP-Plus von 3,6 Prozent. Die Analysten hoben jedoch her¬vor, dass bezüglich dieser Prognose Aufwärtsrisiken bestehen, mithin also eine durchaus höhere Wachtums-rate möglich ist.

Der Schwellenländer-ETF

Das wirtschaftliche Umfeld für die Schwellenländer im Allgemeinen dürfte auch 2016 herausfordernd bleiben. Gleichwohl gibt es in den SMIT-Ländern Entwicklungen, die zu einer anziehenden konjunkturellen Dynamik führen könnten. Daraus resultieren wiederum Chancen für Anleger. Kostengünstig und einfach in die nach Marktkapitalisierung und Börsenhandelsvolumen größten Aktien der SMIT-Länder investieren, lässt sich mit dem ComStage S&P SMIT 40 Index TRN UCITS ETF (WKN: ETF 129). Er beinhaltet jeweils zehn Werte aus den vier Ländern. Dividenden und sonstige Erträge fließen in die Wertentwicklung des dem ETF zugrunde liegenden S&P SMIT 40 Net Total Return Euro Index mit ein. Ferner ist bei der Anlage in den ETF ein mög¬licher Währungseinfluss zu berücksichtigen. Eine Auf¬wertung des Euro gegenüber den jeweiligen SMIT-Länderwährungen stellt dabei für Investoren aus der Eurozone ein Währungsrisiko dar. Eine Abwertung des Euro gegenüber südkoreanischem Won, mexikanischem Peso, indonesischer Rupiah und türkischer Lira kann dagegen zu positiven Währungseffekten führen.

 

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