Sonntag, 6. März 2016

Gold glänzt wieder


Gold glänzt wieder

Author D.Selzer-McKenzie

https://youtu.be/Zy66SHmi60Y

Unverhofft kommt oft: Nach Monaten, gar Jahren der Frustration meldete sich das edelste aller Metalle in den ersten Wochen des Jahres fulminant zurück. X-press geht den Ursachen des Preisanstiegs auf den Grund und beleuchtet Chancen und Risiken auf den Goldmärkten in den kommenden Monaten.

 

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Trotz eines verhaltenen Starts ins neue Jahr in den ersten beiden Wochen schlich sich Gold in der zweiten Januarhälfte etwas nach oben, bevor es in der zweiten Februarwoche regelrecht explosiv in die Höhe ging. Der größte wöchentliche Kursanstieg seit vier Jahren ließ das Edelmetall, das zu Jahresbeginn noch bei 1060 Dollar je Unze gehandelt wurde, bis auf 1263 Dollar ansteigen.

Dieser Kursanstieg lässt sich an drei Faktoren festmachen: Einer der Hauptgründe für die enttäu-schende Entwicklung des Goldpreises im vergan-genen Jahr war die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Nachdem die Fed die Märkte in den Jahren nach der großen Finanzkrise 2008 noch mit Niedrigstzinsen und dem Ankauf von An¬leihen in Billionenhöhe verwöhnt hatte, begann sie im Dezember 2015 mit der ersten Zinserhöhung seit fast einer Dekade sehr behutsam damit, den Geld¬hahn allmählich wieder zuzudrehen. Ein Investment in Gold wirft keinerlei Zinsen ab. Somit steht Gold in Konkurrenz zu zinsbringenden Anlagen. Steigen nun die Zinsen in den USA, wird es für Investo¬ren vorteilhafter, Gelder in als sicher geltende US-Staatsanleihen anzulegen oder vorübergehend auf Festgeldkonten zu parken. Da gibt es Zinszahlungen — für Gold nicht.

Nun hatten die Finanzmärkte noch am 31. De-zember angenommen, dass die Fed im März einen weiteren Zinsschritt folgen lässt und die Zinsen im Jahresverlauf ein- bis zweimal weiter anheben wird. Die Fed selbst ging sogar von vier Erhöhun-

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gen zu jeweils 0,25 Prozentpunkten aus. Nach dem holprigen Start der Finanzmärkte ins Jahr wurden diese Zinserhöhungen an den Märkten komplett „ausgepreist". Das bedeutet, dass Mitte Februar die an den Märkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der US-Notenbank im März nun mit genau null Prozent angesetzt wurde. Selbst eine einzige Zinserhöhung im Gesamtjahr 2016 wird von den Marktteilnehmern aktuell lediglich noch mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 30 Prozent erwartet. Ausbleibende Zinserhöhungen der Fed sind somit tendenziell ein Treiber der Goldrally gewesen.

Der zweite Grund für den Anstieg des Goldprei-ses hängt eng damit zusammen: Das Auspreisen der Zinserhöhungsfantasie hat den Dollar geschwächt. Dieser hatte im Verlauf des vergangenen Jahres in der Hoffnung auf bald wieder steigender Zinssät¬ze in den USA kräftig an Wert gewonnen. Mit der nunmehr deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen hat er etwas an Attraktivi¬tät verloren und demzufolge nachgegeben. Der Er¬werb von Gold und anderen Rohstoffen ist dadurch für Investoren aus Nicht-Dollar-Ländern günstiger geworden. Dies sollte besonders die Anhänger von physischen Investments sowie Zertifikaten gefreut haben.

NICHT WIRKLICH EIN SICHERER HAFEN

Der dritte und bei Weitem wichtigste Grund für den starken Anstieg des Goldpreises — insbesondere

in der zweiten Februarwoche — waren jedoch die Tumulte an vielen anderen Märkten, vor allem bei Aktien. Für viele Indizes war schon der Start ins Jahr holprig. Nachdem der chinesische Renminbi zu Jahresbeginn mehrere Tage hintereinander ab-gewertet hatte, beschäftigten sich die Marktteilneh-mer mit der Möglichkeit einer China-Krise. Danach wurden die weiter fallenden Ölpreise als Zeichen einer schwachen Weltkonjunktur gesehen. Und zu guter Letzt kam Anfang Februar noch die Angst vor einer Rezession in den USA hinzu. Ausgelöst wurden die Befürchtungen durch die Schwierigkeiten eines unter dem niedrigen Ölpreis leidenden Gasförderun-ternehmens. Dies alles schickte die Aktienmärkte — und insbesondere die Finanzwerte — erst einmal auf Talfahrt.

Und im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als Gold seinem Ruf als „sicherer Hafen" nicht einmal dann gerecht wurde, als aufgrund der Furcht vor einer China-Krise im August die Aktienmärkte weltweit abstürzten, konnte sich das gelbe Metall diesmal besser schlagen. Anleger, die sich gegen Kursver-luste an den Aktienmärkten absichern wollten bezie-hungsweise einfach nach sicheren Häfen Ausschau hielten, stürmten an die Märkte für Staatsanleihen guter Bonität, sorgten für den größten zweiwöchigen

 

Kursanstieg des Yen gegen den Dollar seit mehr als einer Dekade und ließen die Goldpreise unter an-derem den größten Tagesgewinn seit vier Jahren erzielen. Dabei profitierte der Goldmarkt auch von massiven Anlegerkäufen mittels ETFs — hierzulande zum Beispiel von Xetra-Gold — und ebenso von einer sehr starken Nachfrage nach Goldzertifikaten.

WIE ES 2016 WEITERGEHT

Wendet man sich den Chancen und Risiken für die weitere Entwicklung der Goldpreise in diesem Jahr zu, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die Erwartungen an den Willen der US-Notenbank, die Zinsen zu erhöhen, nun nahezu komplett ausge-preist sind. Mit anderen Worten: Es gibt keine Mög-lichkeiten mehr, dass diese weiter sinken, sondern sie können entweder gleich niedrig bleiben oder aber wieder ansteigen. Viele Analysten erwarten daher einen im Jahresverlauf ansteigenden Kurs des Dollars, was wiederum den Goldpreis an neuen Höhenflügen hindern könnte.

Zudem erholten sich die Aktienmärkte Mitte Februar bereits etwas. Möglich, dass der panikar¬tige Ausverkauf nun sein Ende gefunden hat. Das heißt aber auch, dass Gelder, die mit der Absicht

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