Gold glänzt wieder
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/Zy66SHmi60Y
Unverhofft kommt oft: Nach Monaten, gar Jahren der
Frustration meldete sich das edelste aller Metalle in den ersten Wochen des
Jahres fulminant zurück. X-press geht den Ursachen des Preisanstiegs auf den
Grund und beleuchtet Chancen und Risiken auf den Goldmärkten in den kommenden
Monaten.
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Trotz eines verhaltenen Starts ins neue Jahr in den ersten
beiden Wochen schlich sich Gold in der zweiten Januarhälfte etwas nach oben,
bevor es in der zweiten Februarwoche regelrecht explosiv in die Höhe ging. Der
größte wöchentliche Kursanstieg seit vier Jahren ließ das Edelmetall, das zu
Jahresbeginn noch bei 1060 Dollar je Unze gehandelt wurde, bis auf 1263 Dollar
ansteigen.
Dieser Kursanstieg lässt sich an drei Faktoren festmachen:
Einer der Hauptgründe für die enttäu-schende Entwicklung des Goldpreises im
vergan-genen Jahr war die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).
Nachdem die Fed die Märkte in den Jahren nach der großen Finanzkrise 2008 noch
mit Niedrigstzinsen und dem Ankauf von An¬leihen in Billionenhöhe verwöhnt
hatte, begann sie im Dezember 2015 mit der ersten Zinserhöhung seit fast einer
Dekade sehr behutsam damit, den Geld¬hahn allmählich wieder zuzudrehen. Ein
Investment in Gold wirft keinerlei Zinsen ab. Somit steht Gold in Konkurrenz zu
zinsbringenden Anlagen. Steigen nun die Zinsen in den USA, wird es für
Investo¬ren vorteilhafter, Gelder in als sicher geltende US-Staatsanleihen
anzulegen oder vorübergehend auf Festgeldkonten zu parken. Da gibt es
Zinszahlungen — für Gold nicht.
Nun hatten die Finanzmärkte noch am 31. De-zember
angenommen, dass die Fed im März einen weiteren Zinsschritt folgen lässt und
die Zinsen im Jahresverlauf ein- bis zweimal weiter anheben wird. Die Fed
selbst ging sogar von vier Erhöhun-
ANLAGE & HEBELPRODUKTE AUF GOLD
gen zu jeweils 0,25 Prozentpunkten aus. Nach dem holprigen
Start der Finanzmärkte ins Jahr wurden diese Zinserhöhungen an den Märkten
komplett „ausgepreist". Das bedeutet, dass Mitte Februar die an den
Märkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der US-Notenbank
im März nun mit genau null Prozent angesetzt wurde. Selbst eine einzige
Zinserhöhung im Gesamtjahr 2016 wird von den Marktteilnehmern aktuell lediglich
noch mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 30 Prozent erwartet. Ausbleibende
Zinserhöhungen der Fed sind somit tendenziell ein Treiber der Goldrally
gewesen.
Der zweite Grund für den Anstieg des Goldprei-ses hängt eng
damit zusammen: Das Auspreisen der Zinserhöhungsfantasie hat den Dollar
geschwächt. Dieser hatte im Verlauf des vergangenen Jahres in der Hoffnung auf
bald wieder steigender Zinssät¬ze in den USA kräftig an Wert gewonnen. Mit der
nunmehr deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen hat er
etwas an Attraktivi¬tät verloren und demzufolge nachgegeben. Der Er¬werb von
Gold und anderen Rohstoffen ist dadurch für Investoren aus Nicht-Dollar-Ländern
günstiger geworden. Dies sollte besonders die Anhänger von physischen
Investments sowie Zertifikaten gefreut haben.
NICHT WIRKLICH EIN SICHERER HAFEN
Der dritte und bei Weitem wichtigste Grund für den starken
Anstieg des Goldpreises — insbesondere
in der zweiten Februarwoche — waren jedoch die Tumulte an
vielen anderen Märkten, vor allem bei Aktien. Für viele Indizes war schon der
Start ins Jahr holprig. Nachdem der chinesische Renminbi zu Jahresbeginn
mehrere Tage hintereinander ab-gewertet hatte, beschäftigten sich die
Marktteilneh-mer mit der Möglichkeit einer China-Krise. Danach wurden die
weiter fallenden Ölpreise als Zeichen einer schwachen Weltkonjunktur gesehen.
Und zu guter Letzt kam Anfang Februar noch die Angst vor einer Rezession in den
USA hinzu. Ausgelöst wurden die Befürchtungen durch die Schwierigkeiten eines
unter dem niedrigen Ölpreis leidenden Gasförderun-ternehmens. Dies alles
schickte die Aktienmärkte — und insbesondere die Finanzwerte — erst einmal auf
Talfahrt.
Und im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als Gold seinem Ruf
als „sicherer Hafen" nicht einmal dann gerecht wurde, als aufgrund der
Furcht vor einer China-Krise im August die Aktienmärkte weltweit abstürzten,
konnte sich das gelbe Metall diesmal besser schlagen. Anleger, die sich gegen
Kursver-luste an den Aktienmärkten absichern wollten bezie-hungsweise einfach
nach sicheren Häfen Ausschau hielten, stürmten an die Märkte für Staatsanleihen
guter Bonität, sorgten für den größten zweiwöchigen
Kursanstieg des Yen gegen den Dollar seit mehr als einer
Dekade und ließen die Goldpreise unter an-derem den größten Tagesgewinn seit
vier Jahren erzielen. Dabei profitierte der Goldmarkt auch von massiven
Anlegerkäufen mittels ETFs — hierzulande zum Beispiel von Xetra-Gold — und
ebenso von einer sehr starken Nachfrage nach Goldzertifikaten.
WIE ES 2016 WEITERGEHT
Wendet man sich den Chancen und Risiken für die weitere
Entwicklung der Goldpreise in diesem Jahr zu, sollte nicht außer Acht gelassen
werden, dass die Erwartungen an den Willen der US-Notenbank, die Zinsen zu
erhöhen, nun nahezu komplett ausge-preist sind. Mit anderen Worten: Es gibt
keine Mög-lichkeiten mehr, dass diese weiter sinken, sondern sie können
entweder gleich niedrig bleiben oder aber wieder ansteigen. Viele Analysten
erwarten daher einen im Jahresverlauf ansteigenden Kurs des Dollars, was
wiederum den Goldpreis an neuen Höhenflügen hindern könnte.
Zudem erholten sich die Aktienmärkte Mitte Februar bereits
etwas. Möglich, dass der panikar¬tige Ausverkauf nun sein Ende gefunden hat.
Das heißt aber auch, dass Gelder, die mit der Absicht
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