Freitag, 23. Juli 2010

Gold Trading SelMckenzie Selzer-McKenzie

Gold Trading SelMckenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=3LzzTkOBQiA


Aller grauen Theorie zum Trotz schnellten zuletzt sowohl der Goldpreis als auch die Anleihekurse in die Höhe. Während der Preis des Edelmetalls seit Jahresbeginn um rund 11 Prozent und im vergangenen Jahr um über 26 Prozent kletterte, mach¬ten die Kurse von zehnjährigen Bundes¬anleihen ebenfalls ordentlich Boden gut. Da sich Kurse und Renditen am Renten¬markt systembedingt entgegengesetzt entwickeln, brachen die Renditen dem¬entsprechend ein. Wer jetzt dem deut¬schen Staat zehn Jahre einen Teil seiner Ersparnisse anvertraut, kassiert mit einer jährlichen Rendite von 2,6 Prozent einen so geringen Ertrag wie niemals zuvor. Dass sowohl Gold als auch Anleihen in der Gunst der Anleger ganz weit oben stehen, kommt bei genauerer Betrach¬tung jedoch nicht von ungefähr. Wäh¬rend Bond-Investoren kurzfristig eher deflationäre Tendenzen befürchten, er¬warten Gold-Anleger mittel- und langfris¬tig einen kräftigen Anstieg der Inflation. Für beide Szenarien lassen sich derzeit Argumente finden.
Sicherer deutscher Anleihehafen. Die Nachfrage nach Anleihen — allen voran nach deutschen Staatspapieren — spie¬gelt letztendlich die Sehnsucht der Anle¬ger nach Sicherheit wider. Wie sehr Anle¬ger dem deutschen Staat vertrauen, zeigt ein Blick auf die Renditeunterschiede von heimischen Bonds gegenüber anderen Anleihen aus der Eurozone. So werfen zehnjährige französische Anleihen der¬zeit fast 0,5 Prozentpunkte mehr Rendite ab als deutsche Papiere. Zum Vergleich: Der langjährige Renditeunterschied liegt dem Finanzdienstleister Bloomberg zu¬folge bei 29 Basispunkten. Spread-Aus¬weitungen in ähnlicher Größenordnung weisen auch festverzinsliche Wertpapiere aus Österreich und den Niederlanden auf.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass mittlerweile die gesamte Währungsunion infrage gestellt wird. Lediglich deutsche, US-amerikanische und japanische Anlei¬hen genießen derzeit das Vertrauen der Anleger. Diese Papiere „sind die letzten Mohikaner", die noch gefragt seien, meint Kornelius Purps, Rentenexperte der UniCredit.

Kein kurzfristiger Inflationsanstieg in Sicht. Anleger, die sich jetzt Anleihen ins Depot legen, befürchten kurzfristig sicherlich keine Inflation — und zwar aus gutem Grund: Zum einen verharrt die deut¬sche Inflationsrate im Mai mit 1,2 Prozent nach wie vor unter dem anvisierten Wert der Europä¬ischen Zentralbank in Höhe von „nahe, aber unter 2 Prozent". Auch in den kom-menden Monaten ist ein rasanter Anstieg der Teuerungsrate eher unwahrscheinlich. Denn die enorme Liquidität, die die Noten¬banken im Zuge der Krise in die Märkte pumpten, lässt allein noch keine Preise steigen.
Zu einem Anstieg der Inflation kommt es erst, wenn dieses Geld auch ausge¬geben wird und die konjunkturelle Lage so gut ist, dass der Markt auch höhere Prei¬se akzeptiert. Doch von solch einem Sze¬nario sind wir derzeit noch weit entfernt. Zum einen ist die Stimmung der privaten Haushalte alles andere als euphorisch; von einer ausgelassenen Einkaufslaune kann daher keine Rede sein. Zudem ver¬

harrt die Industrieproduktion in Europa immer noch unter dem Vorkrisenniveau, ist die Arbeitslosigkeit im Euroraum hoch und sind die Kapazitäten bei Weitem nicht ausge¬lastet. Unternehmen kön-nen daher nur schwer die Preise erhöhen, während die Gewerkschaften wohl kaum kräfti¬ge Lohnzuwächse durchsetzen können. Kurzum: Der Nährboden für eine Inflation ist derzeit nicht vorhanden.
Deflationäre Tendenzen. Im Gegenteil: „Die größte Gefahrfür die nahe Zukunft ist eine ganz andere. Sie besteht darin, dass unter dem Schock der Griechenlandkrise in vielen EU-Ländern der Ruf nach einem überstürzten Sparkurs ohne Rücksicht auf Verluste zum Selbstläufer wird. Das vergrößert wiederum das Risiko deflatio¬närer Entwicklungen, weil die Nachfrage wegbricht", meint Gustav A. Horn, Leiter des Instituts für Makroökonomie und Kon-junkturforschung. EU-Haushaltskommis¬sar Janusz Lewandowski ist ähnlicher Ansicht: „Mir macht Sorgen, dass die
Politik der überzogenen Konsolidierung in eine Deflation münden könnte." In Kri¬sen werde leider häufig an der Zukunft ge¬spart, warnt er. „Die Sozialausgaben blei¬ben gleich, aber die Investitionen sinken", erklärt Lewandowski.
In der Tat stellt sich die Frage, wie vor allem die westlichen Industrienationen auf ihren Wachstumspfad zurückkehren wol¬len. Denn angesichts der von zahlreichen Staaten beschlossenen Sparmaßnahmen könnte das Wachstum durchaus auf der Strecke bleiben. Die Gefahr eines „Double Dip" — also ein erneutes Abdriften in die Rezession — ist durchaus vorhanden. Zwar sind die Wachstumsraten diesseits und jenseits des Atlantiks wieder im posi-tiven Bereich, und auch zahlreiche Kon¬junkturindikatoren signalisieren einen Auf¬schwung. Allerdings sollte nicht verges¬sen werden, dass die Konjunktur derzeit auch von den gigantischen staatlichen Rettungspaketen gestützt wird, die 2009 geschnürt wurden — und nun mit zeitlicher Verzögerung ihre Wirkung entfalten.
Über kurz oder lang werden die Sparbemühungen jedoch die Erholung gefährden. Schließlich wirken sich höhere Steuern dämpfend auf den Konsum und die Investitionen aus. Hinzu kommt, dass niedrigere Staatsausgaben mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung einher¬gehen. Schlimmstenfalls zeigen die Spar-maßnahmen überhaupt keine Wirkung für die Staatshaushalte, da in einer Rezes¬sion die Staatseinnahmen schrumpfen.
Mittelfristig droht Inflation. Aus gu¬tem Grund erwarten zahlreiche Investo¬ren mittel- und langfristig einen Anstieg der Inflation. Sie befürchten vor allem, dass es den Staaten nicht gelingt, die Schuldenproblematik durch vernünftiges Haushalten wieder in den Griff zu bekom¬men. Mit einer hohen Inflation könnten die Schuldenberge hingegen zumindest ein Stück weit abgetragen werden, so die allgemeine Vermutung. Nicht nur die ho¬hen Staatsschulden könnten die Teue¬rungsrate in die Höhe treiben, sondern auch die enorme Liquidität, die Noten¬banken zur Bekämpfung der Krise in die Märkte pumpten. Zudem befürchten einige Experten, dass vor allem die EZB
und die US-amerikanische Fed zu lange die Geldschleusen geöffnet lassen, um den gerade in Fahrt gekommenen Wirt¬schaftsmotor nicht abzuwürgen. Die Tat¬sache, dass die EZB zuletzt erstmals in der Geschichte Anleihen aufkaufte und dadurch ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzte, beflügelte die Inflationsängste zusätzlich — und verlieh dem Goldpreis einen erneuten Schub.
Fraglich ist hingegen, ob die Verbind¬lichkeiten tatsächlich so ohne Weiteres mit einer hohen Inflation zu beseitigen sind. Nicht auszuschließen ist, dass genau das Gegenteil eintritt. Grund: Klettert die Teue-rungsrate, verlangen auch Investoren ei¬nen höheren Zins, um einen Wertverfall ihrer Investition auszugleichen. Wahr¬scheinlich reicht allein schon ein Anstieg der Inflationserwartungen aus, um die Renditen in die Höhe zu treiben, weil be¬reits zu diesem Zeitpunkt das Risiko der In¬vestoren, unterm Strich ein Verlustgeschäft zu machen, stark ansteigen würde.
Goldige Aussichten. Unabhängig da¬von, ob eine Inflation letztendlich hilft, die Staatsschulden zu senken, besteht mit¬tel- und langfristig die Gefahr einer Geld¬entwertung. Sollte es tatsächlich zu die-sem Szenario kommen, würde dies dem Goldpreis wohl erneut einen kräftigen Schub verleihen. Schon in den 70erJahren stellte das Edelmetall seine Qualitäten als Krisenwährung unter Beweis. Während die beiden Ölkrisen die Inflation auf rund 8 Pro¬zent katapultierten, versiebenfachte sich parallel dazu der Goldpreis— und erklomm Anfang der 80er Jahre mit rund 850 US- Dollar je Unze einen neuen Höchststand.
In Zeiten, in denen einige Experten das globale Währungssystem infrage stellen, ist nicht auszuschließen, dass sich Anleger mehr und mehr auf eine nicht be¬liebig vermehrbare Währung besinnen. Trotz der jüngsten Rallye scheint der Kurs des begehrten Edelmetalls daher weiter¬hin Luft nach oben zu haben, zumal der Goldpreis unter Berücksichtigung der In¬flationsrate noch deutlich unter seinem Jahresschnitt von 1980 liegt. „Der Gold-preis wird diese Inflationslücke schließen, der Aufwärtstrend wird weiter anhalten. Wir sehen den Goldpreis zum Jahres
ende bei 1.450 US-Dollar", prognosti¬ziert Jochen Hitzfeld, Rohstoffanalyst der UniCredit. Beflügelt wird der Kurs aktuell zudem vom niedrigen Zinsniveau. Denn je niedriger die Zinsen, desto geringer die Opportunitätskosten der Goldhaltung.
Anleger haben nun verschiedene Op¬tionen, auf diese möglichen Szenarien zu reagieren: Wer erwartet, dass die Rendi¬ten aufgrund der konjunkturell nach wie vor fragilen Lage noch weiter sinken werden und Investoren nach wie vor den schein¬bar sicheren Anleihehafen ansteuern, soll¬te sich Mini Long Zertifikate auf den Bund Future etwas genauer anschauen. Mit die¬sen Papieren winken bei steigenden Kur¬sen überproportionale Erträge. Wer indes der Meinung ist, dass die Regierungen und Notenbanker versagen und Inflation zu¬lassen, sollte Mini Short Zertifikate auf den Bund Future oder Mini Long Zertifikate auf Gold in Betracht ziehen.

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