Weltmarkt Sportbekleidung
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/3T0734XxVbY
Zur Fußball-Europameisterschaft werden nicht nur die
Mannschaften im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, sondern auch die
Ausrüster und die Marken. Anleger sollten neben den kurzfristigen Erfolgen vor
allem die langfristigen Ziele von Adidas und Nike unter die Lupe nehmen.
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Wenn am 10. Juni 2016 das Eröffnungsspiel der Endrunde der
Fußball-Europameister¬schaft angepfiffen wird, stehen sich nicht nur die besten
Kicker aus Frankreich und Rumäni¬en gegenüber—dann geht auch der immerwährende
Kampf um Marktanteile zwischen den Sportartikel-herstellern Adidas und Nike in
die nächste Runde.
AUF TITELJAGD
Die Vorentscheidung für das europäische Fußball-Sportevent
konnte Adidas bereits für sich gewin¬nen. Denn mit Deutschland, Belgien,
Spanien, Albanien, Nordirland, Rumänien, Wales, Ungarn, Schweden, Ukraine und
Russland schickt Europas größter Sportartikelhersteller fast doppelt so viele
mit eigener Arbeitskleidung ausgerüstete Teams auf Titeljagd wie Nike. Die
Amerikaner statten immer¬hin die namhaften Teams aus England, Frankreich,
Polen, Portugal, Kroatien und der Türkei aus.
Doch was hilft ein 11:6 in der Vorrunde, wenn die
entscheidende Finalrunde verloren wird oder,
noch schlimmer, kein Sporttrikot mit den drei Strei¬fen den
heiligen Rasen im Endspiel betritt? Für die¬sen Fall ist Adidas auf Nummer
sicher gegangen: Mit „Beau Jeu", was im Französischen „schönes Spiel"
bedeutet, rollt zumindest der offizielle Ball, vom deutschen Sportausstatter
hergestellt, vom ersten bis zum letzten Spiel der Fußball-EM 2016 in Frankreich
übers Feld. Übrigens gab es zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des
Wettbewerbs einen offiziellen Spielball für alle Qualifikationsspiele, den
„Euro Qualifier OMB" — ebenfalls von Adidas.
TAKTIK UND STRATEGIE
Laut den Herzogenaurachern soll das Spielgerät eine extrem
gute Kontrolle und hohe Beschleuni¬gung garantieren. Dies dürfte letztlich auch
Pro¬gramm sein, denn durch Milliardeninvestitionen will Adidas mit seinem
Fünfjahresplan bis 2020 Gas geben und strategisch dort ansetzen, wo Pro¬dukte
künftig entwickelt, produziert und vertrieben werden. So sollen künftig die
Geschäfte in großen Städten nach Kundengruppen eingerichtet werden und sich
unterscheiden. Vor allem durch Digital¬angebote und Apps für Smartphones soll
sich der Online-Umsatz verdreifachen. Denn mithilfe des direkten Kontakts
gewinnt der Konzern zahlreiche Informationen über seine Konsumenten und deren
Wünsche. Und um diese schneller zu bedienen, könnte sogar die derzeit fast
ausschließlich in Asien angesiedelte Produktion zumindest zu einem Teil bis
2020 wieder nach Europa verlagert werden.
Die Möglichkeit, flexibler handeln zu können, soll letztlich
zweistellige Wachstumsraten garantie¬ren und den Konzernumsatz bis 2020 auf
über 20 Milliarden Euro ansteigen lassen. Rund 80 Prozent des Wachstums werden
aus den Schlüsselmärkten Westeuropa, Nordamerika, China und Lateiname¬rika
erwartet. Insbesondere in China will Adidas Marktführer werden und dafür auch
die Zahl der Geschäfte bis 2020 von 9000 auf 11 000 erhöhen. Bei den Investoren
sind diese langfristigen Ziele gut angekommen. Zumindest im Jahr 2015 konnte
die Adidas-Aktie mit einem Plus von mehr als 56 Prozent aufwarten und sich
damit deutlich besser entwickeln als der Dax.
VOLLE OFFENSIVE
Auch auf dem amerikanischen Markt will Adidas den durch Nike
und den stark wachsenden Anbieter Under Armour verlorenen Boden wiedergutmachen.
Doch Nike weiß sich zu wehren. Der Branchenpri¬mus ist seit 1989 weltweit
führend. Ganz im Zeichen der Siegesgöttin Nike gehörten die Amerikaner 2015 zu
den Gewinnern im Dow Jones. Während der US-Leitindex um rund zwei Prozent
nachgab, rannte Nike auf Jahressicht den anderen Werten mit einem Plus von gut
30 Prozent davon.
Das liegt unter anderem daran, dass Nike nicht nur auf
internationaler Ebene agiert, sondern auch regional seine Kunden von morgen
anspricht. Die
Amerikaner fördern viele fußballspezifische, aber auch
allgemein-soziale Projekte an der sportlichen Basis, auf dem Bolzplatz, im
Käfig oder elf gegen elf auf dem grünen Rasen — auch im Heimatmarkt von Adidas.
Die Partnerschaft mit dem Berliner Fußball-Verband zum Beispiel ermöglicht eine
hervorragende Ausstattung der dortigen Auswahlmannschaften und schafft schon
sehr früh eine Identifikation mit der Marke. Mit eigenen Shops und dem Vertrieb
über große Handelsketten beabsichtigt Nike in der Zukunft mehr Produkte über
weniger Partner zu verkaufen.
Doch die Amerikaner gehen noch einen Schritt weiter: Ziel
ist das Trikot der Deutschen National-mannschaft. Bereits 2006 lockte Nike den
Deutschen Fußballbund mit einem unmoralischen Angebot über 500 Millionen Euro
für zehn Jahre — und blitzte ab. Das lag nicht unbedingt an der einhergehenden
Dis-kussion, sondern schlicht und einfach am Zeitpunkt. Die Verlängerung mit
Adidas war da schon unter Dach und Fach. Aktuell liefern neue Gerüchte
zumin-dest der Nike-Aktie zusätzliche Fantasie. Schließlich ergibt sich mit der
Fußball-Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Russland eine neue Chance, im
Heiligtum von Adidas zu wildern, vor allem in dessen traditio-neller Domäne
Fußball in die Offensive zu gehen und eine Ausrüsterablösung herbeizuführen.
Wie auch immer der künftige Ausrüster des DFB heißen mag, er
wird ganz zweifellos deutlich mehr als die derzeitigen 25 Millionen Euro pro
Jahr bezahlen müssen. Dass sich das Investment lohnen könnte, zeigen die
zurückliegenden Verkaufszahlen. Zur Welt¬meisterschaft 2014 verkaufte Adidas
weltweit rund 2,1 Millionen deutsche Trikots. Die meisten davon während des
Turniers und danach, weil dann der vierte Weltmeister-Stern aufgestickt war.
Diese Re¬kordzahl lag immerhin um rund ein Drittel über dem Wert der Weltmeisterschaft
2006 in Deutschland.
EINIGE GEMEINSAMKEITEN
Zunächst werden sich Adidas und Nike jedoch für die
anstehende Fußball-EM ins Zeug legen, denn bisher ist der Abverkauf der
EM-Trikots eher holprig.Das dürfte weniger an den zurückliegenden
Qualifikati-onsergebnissen der einzelnen Mannschaften liegen, sondern vielmehr
daran, dass die Euphorie derzeit noch nicht besonders groß ist und Trikots
erfahrungs¬gemäß erst kurz vor einem Spiel oder Turnier gekauft werden. Die
Pläne, schneller produzierte und mit einer persönlichen Note versehene, ganz
nach den Kundenwünschen gestaltete Produkte zu liefern, vereint die beiden
Sportartikelriesen. So könnten in Zukunft beispielsweise Sportschuhe von
3D-Druckern oder Robotern gefertigt werden.
NACH DEM SPIEL IST VOR DEM SPIEL
Anleger sollten sich nicht nur von ihrer Affinität zu einer
bestimmten Nationalmannschaft leiten lassen, sondern auch auf die globale
Unternehmensstra¬tegie achten. Dennoch steht fest: Wenn der Eu¬ropameister aus
einem Land kommt, in dem die Bevölkerung konsumfreudig ist, hätte dies
garantiert auch deutliche Vorteile für den Ausrüster.
Zahlreiche Alternativen zur Aktie bietet die Deut-sche Asset
Management auf der Internetseite unter www.xmarkets.de, beispielsweise mit
Discount-Zer¬tifikaten auf Adidas und Nike. Zur Ausstattung dieser
Wertpapierklasse gehört die Begrenzung der Laufzeit. Verglichen mit dem
Direktinvestment in die Aktie er¬hält der Anleger einen deutlichen
Preisabschlag, den Discount, dafür nimmt er allerdings im Gegenzug nur bis zu
einer festgelegten Obergrenze, dem Cap, an Kurssteigerungen teil und verzichtet
auf Dividenden sowie Ansprüche aus der Aktie. Entsprechend erhält der Anleger
bei der Einlösung des Zertifikats zum Lauf¬zeitende den Höchstbetrag, wenn die
Aktie auf oder über dem Cap notiert. Liegt der Kurs jedoch darunter, erhält der
Anleger Aktien in der Anzahl, die durch das Bezugsverhältnis bestimmt wurde
bzw. bei Aktien in
Fremdwährungen wie im Falle von Nike erfolgt eine Umrechnung
und anschließend eine Barauszahlung.
Wie lautete noch eine der legendären
Sepp-Herberger-Weisheiten? „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Schließlich
wird das übernächste Sportevent erneut zum Kräftemessen — nicht nur zwischen
den Athleten, sondern auch zwischen den Sportartikel-ausrüstern. Der Ansporn
für die jeweilige Marke bleibt also auch weiterhin bestehen.
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