Gold Trading 2018
Author D. Selzer-McKenzie
Youtube: https://youtu.be/adhoXUUy9hc
Der Goldpreis sollte sich 2018 von seinem vor kurzem
markierten Mehrmonatstic4 deutlich erholen. Begünstigt wird die Erholung durch
niedrige bzw. negative Realzinsen und eine anhaltende politische Unsicherheit
in Europa und den USA. Daneben dürf¬ten geopolitische Risiken den Preis
unterstützen. Wir erwarten, dass der Goldpreis 2018 das dritte Jahr in Folge
auf dann 1.350 US-Dollar je Feinunze zum Jahresende steigen wird.
Gold stieg 2017 in den ersten acht Monaten merklich und
erreichte Anfang September knapp 1.360 US-Dollar je Feinunze. In den
darauffolgenden drei Monaten hat Gold aber mehr als 100 US-Dollar verloren.
Während Gold in US-Dollar Anfang Dezember seit Jahresbeginn 2017 noch 8 Prozent
im Plus lag, hat sich Gold in Euro trotz deutlicher Gewinne in den ersten vier
Monaten sogar um 3 Prozent verbilligt (siehe Grafik 1).
Der Goldpreis dürfte seinen vor zwei Jahren begonnenen
Anstieg 2018 fortsetzen. Die bestimmenden Faktoren bleiben eine bei nahezu
allen wichtigen Zentralbanken außerordentlich lockere Geldpolitik und in der
Folge weiterhin sehr niedrige bis negative Realzinsen. Auch politische
Unsicherheit dürfte 2018 ein ständiger Begleiter sein. Zu nennen ist hier unter
anderem die schwierige Regierungsbildung in Deutschland mit weiterhin offenem
Ausgang. Wahrscheinlich im Frühjahr 2018 finden Parlamentswahlen in Italien
statt, die für neue Unruhe in der Eurozone sorgen könnten. Auch bleibt
abzuwarten, ob die Abspaltungstendenzen in Katalonien nur in den Hintergrund
getreten sind oder wieder hochkochen werden. Das Thema Brexit dürfte im
Jahresverlauf an Brisanz gewinnen, falls ein
ungeordneter EU-Austritt Großbritanniens im Frühjahr 2019
wahrscheinlicher wird. Zudem ist kaum davon auszugehen, dass das zweite Jahr
der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA sowohl innen- als auch
außenpolitisch wesentlich ruhiger verlaufen wird als das erste. Die Umsetzung
der Steuerreform und die möglichen Implikationen für die Geldpolitik dürften
den Markt ebenso in Atem halten wie die fortlaufenden Ermittlungen wegen
Kontakten von Trumps Wahlkampfteam zu Russland. Dazu wird Trump nach der
bereits erfolgten Ernennung von Jerome Powell als neuem Fed-Vorsitzenden 2018
auch mehrere Positionen des Fed-Direktoriums neu besetzen. Dies erschwert die Einschätzung
des weiteren geldpolitischen Vorgehens der US-Notenbank. Im Herbst 2018 finden
zudem Zwischenwahlen zum US-Kongress statt, was den Druck auf Trump und die
Repu¬blikaner erhöhen dürfte, die Steuerreform umzusetzen. Ansons¬ten könnte
eine Korrektur der hochbewerteten US-Aktienmärkte drohen, wovon Gold
profitieren würde. Die zahlreichen geopoli¬tischen Krisenherde dürften
ebenfalls für latente Unsicherheit sorgen. Zu nennen sind hier insbesondere der
Nordkorea-Kon¬flikt, die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten zwischen
Saudi-Arabien und dem Iran und der Konflikt zwischen dem
Westen und Russland hinsichtlich der russischen
Einflussnahme auf die US-Wahlen und in der Ostukraine. Mit der Entscheidung des
US-Präsidenten Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die
US-Botschaft dorthin verlegen zu wollen, ist noch ein weiterer potenzieller
Konfliktherd im Nahen Osten hinzugekommen. Zudem droht eine weitere Zuspitzung
der Krise in Venezuela.
Die Fed hat die Zinsen 2017 dreimal angehoben. Für 2018
erwar¬ten unsere Volkswirte ebenfalls drei Zinsschritte. Wie das Jahr 2017
zeigt, muss das einem steigenden Goldpreis aber nicht entgegenstehen. Denn
neben der Fed haben inzwischen auch andere Zentralbanken wie die Bank von
England und die kanadi¬sche Notenbank die Zinsen erhöht, was den Vorteil des
US-Dollar aus den Zinserhöhungen verringert. Auch die EZB beabsichtigt einen
schrittweisen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik und wird die
Anleihenkäufe 2018 zunächst reduzieren und später einstellen. Da die EZB die
Erlöse aus den auslaufenden Anleihen reinvestiert, wird die EZB-Bilanzsumme
2018 aber weiter steigen. Eine erste Zinserhöhung der EZB wird es
voraussichtlich ohnehin erst 2019 geben. Die Fed dürfte dann ihren
Zinserhöhungszyklus
bereits größtenteils hinter sich haben, was der Markt
teilweise vorwegnehmen dürfte. Von der Geldpolitik ist somit kein nennenswerter
Gegenwind für Gold zu erwarten, zumal das Zinsniveau historisch niedrig bleibt.
In realer Betrachtung, das heißt bei Abzug der Inflationsrate, liegt der Zins
in den USA nur knapp über null (siehe Grafik 2). In Deutschland ist er sogar
deutlich negativ. So überrascht nicht, dass der World Gold Council (WGC)
hierzulande in einer Studie eine stärkere Pro-Kopf-Nachfrage nach Gold
attestierte als in China und Indien.
Etwas mehr Rückenwind sollte 2018 von der physischen
Gold¬nachfrage kommen. Diese war 2017 nur verhalten. Die Goldnach¬frage in
Indien dürfte nach einem starken ersten Halbjahr laut Schätzung des World Gold
Council letztlich mit 650 bis 750 Ton¬nen nur ein ähnlich niedriges Niveau
erreichen wie 2016. Nach der Einführung einer Mehrwertsteuer auf Goldkäufe zum
1. Juli brach die Nachfrage ein. Zudem führte die Regierung im August im Kampf
gegen Geldwäsche strengere Dokumentationspflich¬ten für den Kauf und Verkauf
von Goldschmuck ein. Bereits in den zurückliegenden Jahren war der private
Erwerb von Gold durch regulatorische Beschränkungen seitens der Regierung
erschwert worden. Eine nennenswerte Erholung der Nachfrage dürfte es 2018 nur
dann geben, wenn die indische Regierung die Regulierung wieder lockert.
Etwas optimistischer ist der WGC für die Goldnachfrage im
Jahr 2017 in China mit 850 bis 950 Tonnen. Vor drei Jahren lag sie
aber noch bei 1.000 Tonnen, 2013 sogar bei 1.350 Tonnen. Die
Nachfrage nach Goldschmuck ist seit 2014 rückläufig, während die Nachfrage nach
Münzen und Barren seit 2015 steigt (siehe Grafik 3). Hintergrund ist eine
Änderung der Nachfragepräferen¬zen der chinesischen Haushalte. Statt purem Gold
kaufen die Chinesen lieber Schmuck mit niedrigerem Goldgehalt. Um bes¬sere
Margen zu erzielen, bieten die Schmuckhersteller zudem verstärkt Produkte mit
besserem Design an. Diese enthalten ebenfalls weniger pures Gold als herkömmlicher
Goldschmuck. Die Nachfrage nach Münzen und Barren profitiert hingegen von der
Sorge der chinesischen Konsumenten vor Kaufkraftverlust durch Währungsabwertung
und Inflation. Das behördliche Vorgehen gegen das Schattenbankensystem und
gegen Über¬hitzungstendenzen am Immobilienmarkt dürfte außerdem für eine höhere
Nachfrage der privaten Haushalte nach Gold als sichere Anlage sorgen. Der
Rückgang bei Goldschmuck scheint allerdings auszulaufen, was bei weiter
steigender Nachfrage nach Münzen und Barren für einen Anstieg der gesamten
Konsumen-tennachfrage spricht.
in den USA spürbar. Ob dies auch 2018 so sein wird, hängt
maßgeblich von der US-Steuerreform ab. Kommt diese, bleiben Goldmünzen und
-barren in den USA wahrscheinlich wenig gefragt. Denn dann dürften die
US-Aktienmärkte weiter zulegen. Kommt die Steuerreform hingegen nicht oder nur
in stark abge¬schwächter Form, könnte die dann zu erwartende Korrektur an den
Aktienmärkten die Goldnachfrage anschieben. Eine robuste Goldnachfrage in
Deutschland konnte die Nachfrageschwäche in den USA 2017 nur teilweise
wettmachen. Zumindest Deutsch¬land dürfte auch 2018 wegen der weiterhin
deutlich negativen Realzinsen und der damit einhergehenden Verluste der Sparer
eine hohe Nachfrage nach Münzen und Barren sehen. Die zahl-reichen politischen
Risiken in Europa sprechen auch in anderen europäischen Ländern für eine solide
Goldnachfrage.
Die Gold-ETFs dürften 2017 zwar das zweite Jahr in Folge
Netto-Zuflüsse ver¬zeichnen, bis Ende Novem¬ber 2017 belaufen sich diese auf
knapp 230 Tonnen. Der Großteil davon erfolgte aber in der ersten Jahreshälfte.
Seit Ende Sep¬tember 2017 haben die ETF-Anleger per Saldo kaum noch Gold
gekauft (siehe Grafik 4). Die Netto-Käufe von 470 Tonnen aus dem Vorjahr
dürften somit kaum erreicht werden. Auch bei den
Gold-ETFs lässt sich eine unterschiedliche regionale
Entwicklung feststellen. Die stärksten Netto-Zuflüsse verzeichneten die in
Deutschland gelisteten ETFs. Der in den USA gelistete welt¬größte Gold-ETF,
SPDR Gold Trust, verzeichnete dagegen nur geringe Netto-Zuflüsse. Die
zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und die niedrigen Realzinsen sprechen auch
2018 für Netto-Zuflüsse in die Gold-ETFs. Wie stark diese ausfallen, hängt im
hohen Maße von der Frage ab, ob der Höhenflug der Aktien-märkte anhält oder
eine Korrektur erfolgt. Letztere könnte bei einem Scheitern der
Steuerreformpläne in den USA, einer Eintrübung der globalen
Konjunkturaussichten oder einer Zuspitzung der (geo-)politischen Risiken
einsetzen.
Die Zentralbanken haben 2017 deutlich weniger Gold gekauft.
Das Beratungsunternehmen Metals Focus schätzt, dass die Netto-Käufe 2017 auf
ein 7-Jahres-Tief von 370 Tonnen fallen werden. 2013 waren es noch fast 650
Tonnen (siehe Grafik 5). Auffällig ist, dass die chinesische Zentralbank seit
über einem Jahr keinen Goldkauf mehr gemeldet hat. Die russische Zentral¬bank
ist nach zehn Monaten für mehr als die Hälfte der gesamten Zentralbankkäufe im
Jahr 2017 verantwortlich. Die Staatspleite Venezuelas könnte dazu führen, dass
die von der Zentralbank als Sicherheit für Kredite zur Verfügung gestellten
Goldreserven von den beteiligten Investmentbanken verkauft werden. 2015 und
2016 sind die offiziellen Goldbestände Venezuelas laut WGC um gut 170 Tonnen
geschrumpft, was der für die Swapgeschäfte eingesetzten Menge Gold entsprechen
dürfte. Abgesehen
von diesem Sonderfall spricht allerdings vieles dafür, dass
die Zentralbanken auch 2018 Netto-Käufer bleiben werden. Neben Russland sollte
auch China wieder als Käufer an den Markt zurückkommen. Auch die Zentralbanken
anderer Schwel-lenländer wie die Türkei und Kasachstan dürften ihre
Goldreserven weiter auf-stocken.
Das Umfeld für Gold bleibt auch 2018 konstruktiv. Die
Zentralbanken steigen zwar allmählich aus ihrer ultralockeren Geldpolitik aus,
sind aber noch immer weit davon entfernt, restriktiv zu werden. Eine weitere
moderate Anhebung der Leitzinsen steht lediglich in den USA auf der Agenda. In
Europa ist damit auch 2018 nicht zu rechnen. Dies dürfte die Realzinsen auf
einem niedrigen und teilweise negativen Niveau halten. Die Opportunitätskosten
der Goldhaltung sind somit weiterhin nahe null bis nega¬tiv, was für eine
stärkere Investment¬nachfrage im Westen spricht. Zahlreiche politische
Unsicherheitsfaktoren in Europa und den USA sowie einige potenzielle
geopolitische Krisenherde dürften die Nachfrage nach Gold zusätz¬lich
begünstigen.
Die Goldnachfrage in Asien sollte ihren Boden gefunden haben
und 2018 mode¬rat steigen. All dies spricht für einen steigenden Goldpreis im
Jahresverlauf. Ende 2018 sollte Gold bei 1.350 US-Dol¬lar je Feinunze notieren.
Ein Risikofaktor für die Prognose stellt die Steuerreform in den USA dar.
Sollte diese vollständig umgesetzt werden, könnte sich die Rally an den
US-Aktienmärkten fortsetzen und Gold entsprechend weniger gefragt sein
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