Donnerstag, 4. Januar 2018

Gold Trading 2018 Author D. Selzer-McKenzie Youtube: https://youtu.be/adhoXUUy9hc Der Goldpreis sollte sich 2018 von seinem vor kurzem markierten Mehrmonatstic4 deutlich erholen. Begünstigt wird die Erholung durch niedrige bzw. negative Realzinsen und eine anhaltende politische Unsicherheit in Europa und den USA. Daneben dürf¬ten geopolitische Risiken den Preis unterstützen. Wir erwarten, dass der Goldpreis 2018 das dritte Jahr in Folge auf dann 1.350 US-Dollar je Feinunze zum Jahresende steigen wird. Gold stieg 2017 in den ersten acht Monaten merklich und erreichte Anfang September knapp 1.360 US-Dollar je Feinunze. In den darauffolgenden drei Monaten hat Gold aber mehr als 100 US-Dollar verloren. Während Gold in US-Dollar Anfang Dezember seit Jahresbeginn 2017 noch 8 Prozent im Plus lag, hat sich Gold in Euro trotz deutlicher Gewinne in den ersten vier Monaten sogar um 3 Prozent verbilligt (siehe Grafik 1). Der Goldpreis dürfte seinen vor zwei Jahren begonnenen Anstieg 2018 fortsetzen. Die bestimmenden Faktoren bleiben eine bei nahezu allen wichtigen Zentralbanken außerordentlich lockere Geldpolitik und in der Folge weiterhin sehr niedrige bis negative Realzinsen. Auch politische Unsicherheit dürfte 2018 ein ständiger Begleiter sein. Zu nennen ist hier unter anderem die schwierige Regierungsbildung in Deutschland mit weiterhin offenem Ausgang. Wahrscheinlich im Frühjahr 2018 finden Parlamentswahlen in Italien statt, die für neue Unruhe in der Eurozone sorgen könnten. Auch bleibt abzuwarten, ob die Abspaltungstendenzen in Katalonien nur in den Hintergrund getreten sind oder wieder hochkochen werden. Das Thema Brexit dürfte im Jahresverlauf an Brisanz gewinnen, falls ein ungeordneter EU-Austritt Großbritanniens im Frühjahr 2019 wahrscheinlicher wird. Zudem ist kaum davon auszugehen, dass das zweite Jahr der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA sowohl innen- als auch außenpolitisch wesentlich ruhiger verlaufen wird als das erste. Die Umsetzung der Steuerreform und die möglichen Implikationen für die Geldpolitik dürften den Markt ebenso in Atem halten wie die fortlaufenden Ermittlungen wegen Kontakten von Trumps Wahlkampfteam zu Russland. Dazu wird Trump nach der bereits erfolgten Ernennung von Jerome Powell als neuem Fed-Vorsitzenden 2018 auch mehrere Positionen des Fed-Direktoriums neu besetzen. Dies erschwert die Einschätzung des weiteren geldpolitischen Vorgehens der US-Notenbank. Im Herbst 2018 finden zudem Zwischenwahlen zum US-Kongress statt, was den Druck auf Trump und die Repu¬blikaner erhöhen dürfte, die Steuerreform umzusetzen. Ansons¬ten könnte eine Korrektur der hochbewerteten US-Aktienmärkte drohen, wovon Gold profitieren würde. Die zahlreichen geopoli¬tischen Krisenherde dürften ebenfalls für latente Unsicherheit sorgen. Zu nennen sind hier insbesondere der Nordkorea-Kon¬flikt, die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten zwischen Saudi-Arabien und dem Iran und der Konflikt zwischen dem Westen und Russland hinsichtlich der russischen Einflussnahme auf die US-Wahlen und in der Ostukraine. Mit der Entscheidung des US-Präsidenten Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin verlegen zu wollen, ist noch ein weiterer potenzieller Konfliktherd im Nahen Osten hinzugekommen. Zudem droht eine weitere Zuspitzung der Krise in Venezuela. Die Fed hat die Zinsen 2017 dreimal angehoben. Für 2018 erwar¬ten unsere Volkswirte ebenfalls drei Zinsschritte. Wie das Jahr 2017 zeigt, muss das einem steigenden Goldpreis aber nicht entgegenstehen. Denn neben der Fed haben inzwischen auch andere Zentralbanken wie die Bank von England und die kanadi¬sche Notenbank die Zinsen erhöht, was den Vorteil des US-Dollar aus den Zinserhöhungen verringert. Auch die EZB beabsichtigt einen schrittweisen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik und wird die Anleihenkäufe 2018 zunächst reduzieren und später einstellen. Da die EZB die Erlöse aus den auslaufenden Anleihen reinvestiert, wird die EZB-Bilanzsumme 2018 aber weiter steigen. Eine erste Zinserhöhung der EZB wird es voraussichtlich ohnehin erst 2019 geben. Die Fed dürfte dann ihren Zinserhöhungszyklus bereits größtenteils hinter sich haben, was der Markt teilweise vorwegnehmen dürfte. Von der Geldpolitik ist somit kein nennenswerter Gegenwind für Gold zu erwarten, zumal das Zinsniveau historisch niedrig bleibt. In realer Betrachtung, das heißt bei Abzug der Inflationsrate, liegt der Zins in den USA nur knapp über null (siehe Grafik 2). In Deutschland ist er sogar deutlich negativ. So überrascht nicht, dass der World Gold Council (WGC) hierzulande in einer Studie eine stärkere Pro-Kopf-Nachfrage nach Gold attestierte als in China und Indien. Etwas mehr Rückenwind sollte 2018 von der physischen Gold¬nachfrage kommen. Diese war 2017 nur verhalten. Die Goldnach¬frage in Indien dürfte nach einem starken ersten Halbjahr laut Schätzung des World Gold Council letztlich mit 650 bis 750 Ton¬nen nur ein ähnlich niedriges Niveau erreichen wie 2016. Nach der Einführung einer Mehrwertsteuer auf Goldkäufe zum 1. Juli brach die Nachfrage ein. Zudem führte die Regierung im August im Kampf gegen Geldwäsche strengere Dokumentationspflich¬ten für den Kauf und Verkauf von Goldschmuck ein. Bereits in den zurückliegenden Jahren war der private Erwerb von Gold durch regulatorische Beschränkungen seitens der Regierung erschwert worden. Eine nennenswerte Erholung der Nachfrage dürfte es 2018 nur dann geben, wenn die indische Regierung die Regulierung wieder lockert. Etwas optimistischer ist der WGC für die Goldnachfrage im Jahr 2017 in China mit 850 bis 950 Tonnen. Vor drei Jahren lag sie aber noch bei 1.000 Tonnen, 2013 sogar bei 1.350 Tonnen. Die Nachfrage nach Goldschmuck ist seit 2014 rückläufig, während die Nachfrage nach Münzen und Barren seit 2015 steigt (siehe Grafik 3). Hintergrund ist eine Änderung der Nachfragepräferen¬zen der chinesischen Haushalte. Statt purem Gold kaufen die Chinesen lieber Schmuck mit niedrigerem Goldgehalt. Um bes¬sere Margen zu erzielen, bieten die Schmuckhersteller zudem verstärkt Produkte mit besserem Design an. Diese enthalten ebenfalls weniger pures Gold als herkömmlicher Goldschmuck. Die Nachfrage nach Münzen und Barren profitiert hingegen von der Sorge der chinesischen Konsumenten vor Kaufkraftverlust durch Währungsabwertung und Inflation. Das behördliche Vorgehen gegen das Schattenbankensystem und gegen Über¬hitzungstendenzen am Immobilienmarkt dürfte außerdem für eine höhere Nachfrage der privaten Haushalte nach Gold als sichere Anlage sorgen. Der Rückgang bei Goldschmuck scheint allerdings auszulaufen, was bei weiter steigender Nachfrage nach Münzen und Barren für einen Anstieg der gesamten Konsumen-tennachfrage spricht. in den USA spürbar. Ob dies auch 2018 so sein wird, hängt maßgeblich von der US-Steuerreform ab. Kommt diese, bleiben Goldmünzen und -barren in den USA wahrscheinlich wenig gefragt. Denn dann dürften die US-Aktienmärkte weiter zulegen. Kommt die Steuerreform hingegen nicht oder nur in stark abge¬schwächter Form, könnte die dann zu erwartende Korrektur an den Aktienmärkten die Goldnachfrage anschieben. Eine robuste Goldnachfrage in Deutschland konnte die Nachfrageschwäche in den USA 2017 nur teilweise wettmachen. Zumindest Deutsch¬land dürfte auch 2018 wegen der weiterhin deutlich negativen Realzinsen und der damit einhergehenden Verluste der Sparer eine hohe Nachfrage nach Münzen und Barren sehen. Die zahl-reichen politischen Risiken in Europa sprechen auch in anderen europäischen Ländern für eine solide Goldnachfrage. Die Gold-ETFs dürften 2017 zwar das zweite Jahr in Folge Netto-Zuflüsse ver¬zeichnen, bis Ende Novem¬ber 2017 belaufen sich diese auf knapp 230 Tonnen. Der Großteil davon erfolgte aber in der ersten Jahreshälfte. Seit Ende Sep¬tember 2017 haben die ETF-Anleger per Saldo kaum noch Gold gekauft (siehe Grafik 4). Die Netto-Käufe von 470 Tonnen aus dem Vorjahr dürften somit kaum erreicht werden. Auch bei den Gold-ETFs lässt sich eine unterschiedliche regionale Entwicklung feststellen. Die stärksten Netto-Zuflüsse verzeichneten die in Deutschland gelisteten ETFs. Der in den USA gelistete welt¬größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete dagegen nur geringe Netto-Zuflüsse. Die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und die niedrigen Realzinsen sprechen auch 2018 für Netto-Zuflüsse in die Gold-ETFs. Wie stark diese ausfallen, hängt im hohen Maße von der Frage ab, ob der Höhenflug der Aktien-märkte anhält oder eine Korrektur erfolgt. Letztere könnte bei einem Scheitern der Steuerreformpläne in den USA, einer Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten oder einer Zuspitzung der (geo-)politischen Risiken einsetzen. Die Zentralbanken haben 2017 deutlich weniger Gold gekauft. Das Beratungsunternehmen Metals Focus schätzt, dass die Netto-Käufe 2017 auf ein 7-Jahres-Tief von 370 Tonnen fallen werden. 2013 waren es noch fast 650 Tonnen (siehe Grafik 5). Auffällig ist, dass die chinesische Zentralbank seit über einem Jahr keinen Goldkauf mehr gemeldet hat. Die russische Zentral¬bank ist nach zehn Monaten für mehr als die Hälfte der gesamten Zentralbankkäufe im Jahr 2017 verantwortlich. Die Staatspleite Venezuelas könnte dazu führen, dass die von der Zentralbank als Sicherheit für Kredite zur Verfügung gestellten Goldreserven von den beteiligten Investmentbanken verkauft werden. 2015 und 2016 sind die offiziellen Goldbestände Venezuelas laut WGC um gut 170 Tonnen geschrumpft, was der für die Swapgeschäfte eingesetzten Menge Gold entsprechen dürfte. Abgesehen von diesem Sonderfall spricht allerdings vieles dafür, dass die Zentralbanken auch 2018 Netto-Käufer bleiben werden. Neben Russland sollte auch China wieder als Käufer an den Markt zurückkommen. Auch die Zentralbanken anderer Schwel-lenländer wie die Türkei und Kasachstan dürften ihre Goldreserven weiter auf-stocken. Das Umfeld für Gold bleibt auch 2018 konstruktiv. Die Zentralbanken steigen zwar allmählich aus ihrer ultralockeren Geldpolitik aus, sind aber noch immer weit davon entfernt, restriktiv zu werden. Eine weitere moderate Anhebung der Leitzinsen steht lediglich in den USA auf der Agenda. In Europa ist damit auch 2018 nicht zu rechnen. Dies dürfte die Realzinsen auf einem niedrigen und teilweise negativen Niveau halten. Die Opportunitätskosten der Goldhaltung sind somit weiterhin nahe null bis nega¬tiv, was für eine stärkere Investment¬nachfrage im Westen spricht. Zahlreiche politische Unsicherheitsfaktoren in Europa und den USA sowie einige potenzielle geopolitische Krisenherde dürften die Nachfrage nach Gold zusätz¬lich begünstigen. Die Goldnachfrage in Asien sollte ihren Boden gefunden haben und 2018 mode¬rat steigen. All dies spricht für einen steigenden Goldpreis im Jahresverlauf. Ende 2018 sollte Gold bei 1.350 US-Dol¬lar je Feinunze notieren. Ein Risikofaktor für die Prognose stellt die Steuerreform in den USA dar. Sollte diese vollständig umgesetzt werden, könnte sich die Rally an den US-Aktienmärkten fortsetzen und Gold entsprechend weniger gefragt sein


Gold Trading 2018

Author D. Selzer-McKenzie




Der Goldpreis sollte sich 2018 von seinem vor kurzem markierten Mehrmonatstic4 deutlich erholen. Begünstigt wird die Erholung durch niedrige bzw. negative Realzinsen und eine anhaltende politische Unsicherheit in Europa und den USA. Daneben dürf¬ten geopolitische Risiken den Preis unterstützen. Wir erwarten, dass der Goldpreis 2018 das dritte Jahr in Folge auf dann 1.350 US-Dollar je Feinunze zum Jahresende steigen wird.

Gold stieg 2017 in den ersten acht Monaten merklich und erreichte Anfang September knapp 1.360 US-Dollar je Feinunze. In den darauffolgenden drei Monaten hat Gold aber mehr als 100 US-Dollar verloren. Während Gold in US-Dollar Anfang Dezember seit Jahresbeginn 2017 noch 8 Prozent im Plus lag, hat sich Gold in Euro trotz deutlicher Gewinne in den ersten vier Monaten sogar um 3 Prozent verbilligt (siehe Grafik 1).

Der Goldpreis dürfte seinen vor zwei Jahren begonnenen Anstieg 2018 fortsetzen. Die bestimmenden Faktoren bleiben eine bei nahezu allen wichtigen Zentralbanken außerordentlich lockere Geldpolitik und in der Folge weiterhin sehr niedrige bis negative Realzinsen. Auch politische Unsicherheit dürfte 2018 ein ständiger Begleiter sein. Zu nennen ist hier unter anderem die schwierige Regierungsbildung in Deutschland mit weiterhin offenem Ausgang. Wahrscheinlich im Frühjahr 2018 finden Parlamentswahlen in Italien statt, die für neue Unruhe in der Eurozone sorgen könnten. Auch bleibt abzuwarten, ob die Abspaltungstendenzen in Katalonien nur in den Hintergrund getreten sind oder wieder hochkochen werden. Das Thema Brexit dürfte im Jahresverlauf an Brisanz gewinnen, falls ein

ungeordneter EU-Austritt Großbritanniens im Frühjahr 2019 wahrscheinlicher wird. Zudem ist kaum davon auszugehen, dass das zweite Jahr der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA sowohl innen- als auch außenpolitisch wesentlich ruhiger verlaufen wird als das erste. Die Umsetzung der Steuerreform und die möglichen Implikationen für die Geldpolitik dürften den Markt ebenso in Atem halten wie die fortlaufenden Ermittlungen wegen Kontakten von Trumps Wahlkampfteam zu Russland. Dazu wird Trump nach der bereits erfolgten Ernennung von Jerome Powell als neuem Fed-Vorsitzenden 2018 auch mehrere Positionen des Fed-Direktoriums neu besetzen. Dies erschwert die Einschätzung des weiteren geldpolitischen Vorgehens der US-Notenbank. Im Herbst 2018 finden zudem Zwischenwahlen zum US-Kongress statt, was den Druck auf Trump und die Repu¬blikaner erhöhen dürfte, die Steuerreform umzusetzen. Ansons¬ten könnte eine Korrektur der hochbewerteten US-Aktienmärkte drohen, wovon Gold profitieren würde. Die zahlreichen geopoli¬tischen Krisenherde dürften ebenfalls für latente Unsicherheit sorgen. Zu nennen sind hier insbesondere der Nordkorea-Kon¬flikt, die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten zwischen Saudi-Arabien und dem Iran und der Konflikt zwischen dem



Westen und Russland hinsichtlich der russischen Einflussnahme auf die US-Wahlen und in der Ostukraine. Mit der Entscheidung des US-Präsidenten Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin verlegen zu wollen, ist noch ein weiterer potenzieller Konfliktherd im Nahen Osten hinzugekommen. Zudem droht eine weitere Zuspitzung der Krise in Venezuela.

Die Fed hat die Zinsen 2017 dreimal angehoben. Für 2018 erwar¬ten unsere Volkswirte ebenfalls drei Zinsschritte. Wie das Jahr 2017 zeigt, muss das einem steigenden Goldpreis aber nicht entgegenstehen. Denn neben der Fed haben inzwischen auch andere Zentralbanken wie die Bank von England und die kanadi¬sche Notenbank die Zinsen erhöht, was den Vorteil des US-Dollar aus den Zinserhöhungen verringert. Auch die EZB beabsichtigt einen schrittweisen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik und wird die Anleihenkäufe 2018 zunächst reduzieren und später einstellen. Da die EZB die Erlöse aus den auslaufenden Anleihen reinvestiert, wird die EZB-Bilanzsumme 2018 aber weiter steigen. Eine erste Zinserhöhung der EZB wird es voraussichtlich ohnehin erst 2019 geben. Die Fed dürfte dann ihren Zinserhöhungszyklus



bereits größtenteils hinter sich haben, was der Markt teilweise vorwegnehmen dürfte. Von der Geldpolitik ist somit kein nennenswerter Gegenwind für Gold zu erwarten, zumal das Zinsniveau historisch niedrig bleibt. In realer Betrachtung, das heißt bei Abzug der Inflationsrate, liegt der Zins in den USA nur knapp über null (siehe Grafik 2). In Deutschland ist er sogar deutlich negativ. So überrascht nicht, dass der World Gold Council (WGC) hierzulande in einer Studie eine stärkere Pro-Kopf-Nachfrage nach Gold attestierte als in China und Indien.

Etwas mehr Rückenwind sollte 2018 von der physischen Gold¬nachfrage kommen. Diese war 2017 nur verhalten. Die Goldnach¬frage in Indien dürfte nach einem starken ersten Halbjahr laut Schätzung des World Gold Council letztlich mit 650 bis 750 Ton¬nen nur ein ähnlich niedriges Niveau erreichen wie 2016. Nach der Einführung einer Mehrwertsteuer auf Goldkäufe zum 1. Juli brach die Nachfrage ein. Zudem führte die Regierung im August im Kampf gegen Geldwäsche strengere Dokumentationspflich¬ten für den Kauf und Verkauf von Goldschmuck ein. Bereits in den zurückliegenden Jahren war der private Erwerb von Gold durch regulatorische Beschränkungen seitens der Regierung erschwert worden. Eine nennenswerte Erholung der Nachfrage dürfte es 2018 nur dann geben, wenn die indische Regierung die Regulierung wieder lockert.

Etwas optimistischer ist der WGC für die Goldnachfrage im Jahr 2017 in China mit 850 bis 950 Tonnen. Vor drei Jahren lag sie



aber noch bei 1.000 Tonnen, 2013 sogar bei 1.350 Tonnen. Die Nachfrage nach Goldschmuck ist seit 2014 rückläufig, während die Nachfrage nach Münzen und Barren seit 2015 steigt (siehe Grafik 3). Hintergrund ist eine Änderung der Nachfragepräferen¬zen der chinesischen Haushalte. Statt purem Gold kaufen die Chinesen lieber Schmuck mit niedrigerem Goldgehalt. Um bes¬sere Margen zu erzielen, bieten die Schmuckhersteller zudem verstärkt Produkte mit besserem Design an. Diese enthalten ebenfalls weniger pures Gold als herkömmlicher Goldschmuck. Die Nachfrage nach Münzen und Barren profitiert hingegen von der Sorge der chinesischen Konsumenten vor Kaufkraftverlust durch Währungsabwertung und Inflation. Das behördliche Vorgehen gegen das Schattenbankensystem und gegen Über¬hitzungstendenzen am Immobilienmarkt dürfte außerdem für eine höhere Nachfrage der privaten Haushalte nach Gold als sichere Anlage sorgen. Der Rückgang bei Goldschmuck scheint allerdings auszulaufen, was bei weiter steigender Nachfrage nach Münzen und Barren für einen Anstieg der gesamten Konsumen-tennachfrage spricht.

in den USA spürbar. Ob dies auch 2018 so sein wird, hängt maßgeblich von der US-Steuerreform ab. Kommt diese, bleiben Goldmünzen und -barren in den USA wahrscheinlich wenig gefragt. Denn dann dürften die US-Aktienmärkte weiter zulegen. Kommt die Steuerreform hingegen nicht oder nur in stark abge¬schwächter Form, könnte die dann zu erwartende Korrektur an den Aktienmärkten die Goldnachfrage anschieben. Eine robuste Goldnachfrage in Deutschland konnte die Nachfrageschwäche in den USA 2017 nur teilweise wettmachen. Zumindest Deutsch¬land dürfte auch 2018 wegen der weiterhin deutlich negativen Realzinsen und der damit einhergehenden Verluste der Sparer eine hohe Nachfrage nach Münzen und Barren sehen. Die zahl-reichen politischen Risiken in Europa sprechen auch in anderen europäischen Ländern für eine solide Goldnachfrage.

Die Gold-ETFs dürften 2017 zwar das zweite Jahr in Folge Netto-Zuflüsse ver¬zeichnen, bis Ende Novem¬ber 2017 belaufen sich diese auf knapp 230 Tonnen. Der Großteil davon erfolgte aber in der ersten Jahreshälfte. Seit Ende Sep¬tember 2017 haben die ETF-Anleger per Saldo kaum noch Gold gekauft (siehe Grafik 4). Die Netto-Käufe von 470 Tonnen aus dem Vorjahr dürften somit kaum erreicht werden. Auch bei den



Gold-ETFs lässt sich eine unterschiedliche regionale Entwicklung feststellen. Die stärksten Netto-Zuflüsse verzeichneten die in Deutschland gelisteten ETFs. Der in den USA gelistete welt¬größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete dagegen nur geringe Netto-Zuflüsse. Die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und die niedrigen Realzinsen sprechen auch 2018 für Netto-Zuflüsse in die Gold-ETFs. Wie stark diese ausfallen, hängt im hohen Maße von der Frage ab, ob der Höhenflug der Aktien-märkte anhält oder eine Korrektur erfolgt. Letztere könnte bei einem Scheitern der Steuerreformpläne in den USA, einer Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten oder einer Zuspitzung der (geo-)politischen Risiken einsetzen.

Die Zentralbanken haben 2017 deutlich weniger Gold gekauft. Das Beratungsunternehmen Metals Focus schätzt, dass die Netto-Käufe 2017 auf ein 7-Jahres-Tief von 370 Tonnen fallen werden. 2013 waren es noch fast 650 Tonnen (siehe Grafik 5). Auffällig ist, dass die chinesische Zentralbank seit über einem Jahr keinen Goldkauf mehr gemeldet hat. Die russische Zentral¬bank ist nach zehn Monaten für mehr als die Hälfte der gesamten Zentralbankkäufe im Jahr 2017 verantwortlich. Die Staatspleite Venezuelas könnte dazu führen, dass die von der Zentralbank als Sicherheit für Kredite zur Verfügung gestellten Goldreserven von den beteiligten Investmentbanken verkauft werden. 2015 und 2016 sind die offiziellen Goldbestände Venezuelas laut WGC um gut 170 Tonnen geschrumpft, was der für die Swapgeschäfte eingesetzten Menge Gold entsprechen dürfte. Abgesehen



von diesem Sonderfall spricht allerdings vieles dafür, dass die Zentralbanken auch 2018 Netto-Käufer bleiben werden. Neben Russland sollte auch China wieder als Käufer an den Markt zurückkommen. Auch die Zentralbanken anderer Schwel-lenländer wie die Türkei und Kasachstan dürften ihre Goldreserven weiter auf-stocken.

Das Umfeld für Gold bleibt auch 2018 konstruktiv. Die Zentralbanken steigen zwar allmählich aus ihrer ultralockeren Geldpolitik aus, sind aber noch immer weit davon entfernt, restriktiv zu werden. Eine weitere moderate Anhebung der Leitzinsen steht lediglich in den USA auf der Agenda. In Europa ist damit auch 2018 nicht zu rechnen. Dies dürfte die Realzinsen auf einem niedrigen und teilweise negativen Niveau halten. Die Opportunitätskosten der Goldhaltung sind somit weiterhin nahe null bis nega¬tiv, was für eine stärkere Investment¬nachfrage im Westen spricht. Zahlreiche politische Unsicherheitsfaktoren in Europa und den USA sowie einige potenzielle geopolitische Krisenherde dürften die Nachfrage nach Gold zusätz¬lich begünstigen.

Die Goldnachfrage in Asien sollte ihren Boden gefunden haben und 2018 mode¬rat steigen. All dies spricht für einen steigenden Goldpreis im Jahresverlauf. Ende 2018 sollte Gold bei 1.350 US-Dol¬lar je Feinunze notieren. Ein Risikofaktor für die Prognose stellt die Steuerreform in den USA dar. Sollte diese vollständig umgesetzt werden, könnte sich die Rally an den US-Aktienmärkten fortsetzen und Gold entsprechend weniger gefragt sein



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