Riesenfischotter Fischotter
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=TLm_E4erz-o
Die Filmbilder hat der Author Selzer-McKenzie am Amazonas in Brasilien gedreht
Der Fischotter (Lutra lutra) ist ein an das Wasserleben angepasster Marder und zählt zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren. Er kommt in fast ganz Europa vor und wird einschließlich Schwanz etwa 130 Zentimeter lang. Eine eindeutigere Bezeichnung für diese Art ist Eurasischer Fischotter, da es in der Gruppe der Otter noch weitere Arten gibt, die Fischotter heißen, beispielsweise den Indischen oder die Amerikanischen Fischotter.
Der Fischotter hat eine Größe von bis zu 90 Zentimeter, hinzu kommen 40 Zentimeter Schwanz. Der im Querschnitt rundliche und muskulöse Schwanz ist der längste Schwanz innerhalb der Familie der Marder. Er dient dem Fischotter als Steuer- und Stabilisierungsorgan.
Fischotter haben eine Schulterhöhe von etwa 25 bis 30 Zentimeter. Ausgewachsene Fischotter können ein Körpergewicht bis zu 12 Kilogramm erreichen. Im Schnitt wiegen die Weibchen allerdings etwa 7,4 und Männchen 10,5 Kilogramm. Der Körper ist gestreckt und walzenförmig und die Beine kurz, der Kopf rundlich und stumpfschnauzig, und an der Schnauze befinden sich lange Tasthaare, die für ihn ein wichtiges Sinnesorgan in trüben Wasser darstellen. Die Zehen sind mit Schwimmhäuten verbunden. Das Fell ist hellbraun. Mit zunehmendem Alter färben sich seine Kehle und sein Vorderhals weißlich.
Der Pelz des Fischotters bietet aufgrund der ungewöhnlichen Struktur seiner Haare eine besonders wirkungsvolle Isolation gegen Kälte und Nässe: die Haare sind, wie bei einem Reißverschluss, mittels mikroskopisch kleiner, ineinander greifender Keile und Rillen miteinander verzahnt. Es entsteht ein außerordentlich dichtes Pelzgeflecht, welches isolierende Luftblasen festhält, gleichzeitig aber Wasser abweist. Auf diese Weise bleibt die Haut des Otters trocken und der Körper warm, obwohl dieser im Unterschied zu Delfinen, Walen, Eisbären oder Seelöwen über keine dicke Fettschicht verfügt. Insgesamt schützen 80 bis 100 Millionen Haare den Fischotter vor einem Wärmeverlust; das sind bis zu 50.000 Haare pro Quadratzentimeter. Der Haarwechsel beim Fischotter vollzieht sich nur sehr langsam und etwa zehn Prozent seiner Wachzeit verbringt das Tier damit, sein Fell zu pflegen.
Den Fischotter findet man in fast ganz Europa. Er fehlt lediglich auf Island und auf den Inseln des Mittelmeers. In Asien ist er nördlich bis zum Polarkreis und noch einige Kilometer darüber hinaus verbreitet. Er meidet hier allerdings die zentralasiatischen Steppen und Wüsten. Er kommt außerdem auf Japan und bis zu den Sunda-Inseln und im westlichen Nordafrika (Marokko und Algerien) vor. Im Gebirge kommt er in Höhen bis 2500 Meter vor. Innerhalb des Verbreitungsgebietes ist er jedoch in vielen Regionen bedroht. In Zentraleuropa gibt es noch größere Bestände in Tschechien, im Osten Deutschlands und im Bayerischen Wald sowie noch einige Restpopulationen in Österreich. In der Schweiz ist er seit 1989 ausgestorben.
Innerhalb dieses großen Verbreitungsgebietes werden bis zu 13 Unterarten beschrieben. Die genaue taxonomische Gliederung ist immer noch nicht abschließend geklärt. In Mitteleuropa ist die Nominatform Lutra lutra lutra beheimatet, die 1758 von Carl von Linné beschrieben wurde.
Sein bevorzugter Lebensraum sind flache Flüsse mit zugewachsenen Ufern und Überschwemmungsebenen. Der Rückgang solcher Habitate und die Bejagung haben dazu geführt, dass der Fischotter stellenweise verschwand und an vielen Stellen extrem selten geworden ist. Er kommt aber mit allen Arten von Süßwasser-Lebensräumen zurecht, solange die Gewässer klar und fischreich sind und ihm ausreichend Versteckmöglichkeiten entlang der Ufer bieten.
Fischotter kommen auch im Salzwasser vor. An den deutschen Meeresküsten gibt es zwar keine Otter mehr, wohl aber in Skandinavien und Schottland.
Seine Anwesenheit verrät er durch gut getarnte Ausstiege am Ufer. Entlang der gelegentlich ausgetretenen Otterpfade lassen sich Otterkot (Losung), Markierungssekret sowie Beutereste finden. Auf schlammigem Untergrund oder in Schnee sieht man nicht nur die Trittspuren (Trittsiegel), auch die Schleifspur des Schwanzes ist erkennbar.
Eine einheitliche Lebensweise von Fischottern gibt es nicht: Je nach Umgebung (Landschaft, Störungen) und individuellen Neigungen passen Fischotter ihre Lebensweise an, um möglichst gut überleben zu können. Sie sind nacht- und tagaktiv. Während sie am Ufer ruhen, bewegen sie sich zur Zeit ihrer Aktivität im Wasser. Die Tiere sind gute Schwimmer und Taucher. Sie können bis zu acht Minuten unter Wasser bleiben, wenn sie nicht gestört werden. Beim Schwimmen ragen Kopf und Hals aus dem Wasser heraus, während der restliche Körper unter Wasser bleibt.
Am Ufer gräbt der Fischotter einen Bau, dessen Eingang etwa 50 Zentimeter unter der Wasseroberfläche liegt; die Wohnkammer befindet sich über der Hochwassergrenze und bleibt trocken. Ein Luftschacht verbindet sie mit der Außenwelt.
Der Fischotter frisst das, was er am leichtesten erbeuten kann. Einen großen Teil seines Beutespektrums stellen Fische dar, wobei er überwiegend kleine Fischarten erbeutet und darunter langsame und geschwächte Tiere. Ihm kommt daher eine Rolle bei der Gesunderhaltung der Fischbestände zu. Auch andere Tiere werden vom Fischotter gejagt: Blesshühner, Enten, Bisamratten, Wasserratten, Frösche und Flusskrebse. Kleinere Beutetiere werden im Wasser gefressen, größere erst an Land gebracht.
Die Fischotter paaren sich nicht im Wasser, sondern an Land. Die Hauptpaarungszeit liegt im Februar und März. In dieser Zeit gesellen sich Männchen zu den Weibchen und halten sich stets in ihrer Nähe auf.
Die Tragzeit des Weibchens beträgt zwischen 58 bis 62 Tage. Dann werden die ein bis vier Jungen geboren, die normalerweise einen Wurf ausmachen. Die Jungtiere sind bei ihrer Geburt blind, wiegen etwa 80 bis 100 Gramm und haben eine Körperlänge, die selten 15 Zentimeter überschreitet. Die anfangs hilflosen Tiere krabbeln erstmals in einem Lebensalter von zwei Wochen im Bau umher, die Augen öffnen sie frühestens an ihrem 31. Lebenstag. Die ersten Schwimmversuche unternehmen sie ab der sechsten Lebenswoche. Von der Mutter werden sie zwischen 8 und 14 Wochen gesäugt; sie bleiben jedoch in der Regel vierzehn Monate in der Nähe der Mutter, um von ihr die Jagd zu erlernen.
Männliche Fischotter sind mit zwei Jahren geschlechtsreif, Weibchen pflanzen sich dagegen erst in ihrem dritten Lebensjahr fort
In Gefangenschaft gehaltene Fischotter erreichten ein Lebensalter von bis zu 22 Jahren. In der Natur lebende Fischotter erreichen dieses Alter nicht; nur 15 Prozent der Jungtiere eines Jahres werden älter als drei Jahre. Durchschnittlich leben sie 8 bis 13 Jahre.
Zu den Feinden des Fischotters zählen der Wolf, der Luchs, der Seeadler sowie frei laufende Hunde. Es sind allerdings vor allem weniger erfahrene Jungtiere, die ihnen zum Opfer fallen.
Der gefährlichste Feind des Fischotters ist allerdings der Mensch. Lebensraumzerstörung und die Verschmutzung der Gewässer, Nahrungsverknappung, Straßenverkehr und Fischreusen sind die Hauptursache, warum Fischotter kein hohes Lebensalter erreichen.
Die Familie der Marder, zu denen auch die Fischotter gehören, begann sich vor etwa 38 Millionen Jahren in verschiedene Linien aufzuspalten. Aus einer dieser Linien entwickelten sich die kleinen und extrem wendigen Jäger, zu denen der Fischotter zählt. Fossilien der Gattung der Otter findet man das erste Mal im Mittelpleistozän, die damit etwa eine Million Jahre alt sind. Paläontologen sind allerdings davon überzeugt, dass die bisherigen Funde keine direkten Vorfahren der Fischotter darstellen.
Überreste, die eindeutig dem Eurasischen Fischotter zugeordnet werden, sind etwa 120.000 Jahre alt und stammen aus der Eem-Warmzeit. Weitere Fossilfunde unter anderem aus Österreich sind mit einem Alter zwischen 18.000 und 10.000 Jahren deutlich jünger. Sie zeigen, dass der Otter bereits in vorgeschichtlicher Zeit ein typisches Element der alpinen Fauna war.
Der Fischotter hatte lange Zeit einen schlechten Ruf. Er galt als Mörder von Lämmern und man behauptete, er würde Jagdhunde unter Wasser ziehen und sie dort ertränken. Im Mittelalter galt die Jagd auf den Otter als nützliche und „vergnügliche“ Jagd. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert intensivierte sich die Jagd auf diese Marderart, zumal sein Fell von Kürschnern gerne zu Mützen, Kragen und Mänteln verarbeitet wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurde beispielsweise in der Schweiz die Jagd auf den vermeintlichen Fischräuber sogar mit Prämien der Kantone und vom Bund gefördert. Ähnliches galt für Deutschland.
Heute steht der Fischotter in den meisten Ländern unter Schutz. In Deutschland fällt der Fischotter zwar immer noch unter das Jagdgesetz, allerdings ist die Jagd auf ihn seit 1968 untersagt. Der Schutz des Otters setzte dabei zu einem Zeitpunkt ein, zu dem der Bestand der Tiere bereits nachhaltig dezimiert war. In den meisten Ländern galt er zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung als vom Aussterben bedrohte Tierart. In Deutschland zeigte sich, dass trotz der Unterschutzstellung die Fischotterbestände zurückgingen. Dazu trugen die Verbauung von Gewässern, umfangreiche Trockenlegungen von für ihn wichtigen Lebensräumen und großräumiges Abholzen von Ufervegetation bei. Gleichzeitig bewirkten Schwermetalle, Pestizide und polychlorierte Biphenyle, dass viele Fischotter nicht mehr in der Lage waren, sich fortzupflanzen.
In Deutschland nehmen die Bestände in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und in Sachsen dank guter Schutzmaßnahmen seit etwa 1990 wieder zu. Erfolgreiche Wiederansiedlungen wurden außerdem in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein vorgenommen. In Niedersachsen kommt er wieder in allen geeigneten Lebensräumen vor. In Nordhessen und Baden-Württemberg gibt es Restbestände, die streng geschützt sind. Nach Thüringen sind bereits wieder Tiere aus Nachbarregionen eingewandert. In Nordrhein-Westfalen und in Berlin fand man bisher nur vereinzelt eingewanderte Tiere. Seit einigen Jahren gibt es Nachweise des Fischotters. In Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen fehlt der Fischotter.
In Österreich kommt er hauptsächlich im Wald- und Mühlviertel vor. Einige Ansiedlungen gibt es auch im südlichen Burgenland und der Oststeiermark. Seit etwa zehn Jahren nimmt der Bestand wieder zu.
In vergangenen Jahrhunderten bewohnte der Fischotter auch die Küsten und schwamm regelmäßig zu den Inseln in Nord- und Ostsee. Dies kommt heute in Deutschland nicht mehr vor, allerdings gibt es noch immer Fischotter in den schwedischen Schären.
In der Schweiz fand man eine letzte Spur eines Fischotters 1989 am Neuenburgersee. Projekte zur Wiederansiedlung befinden sich noch in der Abklärungsphase. Priorität hat hingegen die Erhaltung des Bestandes in den Nachbarländern.
In Tschechien breitet sich der Fischotter seit Anfang der 1990er-Jahre wieder aus und besiedelt nun wieder etwa die Hälfte des Landes.
Von der IUCN wird der Fischotter insgesamt als „gering gefährdet“ eingestuft.
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Dienstag, 3. November 2009
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