Comeback der Fonds-Idee
Author D.Selzer-McKenzie
Warum die Fondsindustrie vom Niedrigzinsumfeld profitiert,
welche Chance sich ihr bietet und was sie dieses Mal besser machen muss als
früher.
Die Deutschen sind ein Volk von Sparern. Sie legen etwa zehn
Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens auf die hohe Kante und halten ein
Brutto-Geldvermögen von über fünf Billionen Euro. Betrach¬tet man allerdings
dessen Verteilung, mag einem schwindelig werden ob des darin enthaltenen
Klumpenrisikos. Die Bundesbankstatistik zeigt, dass hiervon knapp 40 Prozent
auf Giro-/ Sparkonten und in Tages-/Festgeldern gehortet werden. Weitere 30
Prozent sind in kapitalgebundenen Renten-und Lebensversicherungen angelegt. Das
bedeutet, dass 70 Prozent des pri¬vaten Geldvermögens in Deutschland vom
aktuellen Niedrigzinsumfeld ex¬trem betroffen sind.
Man kann davon ausgehen, dass sich an dieser Situation auch
längerfristig nichts ändern wird, was den Schluss nahelegt, dass die Chance nie
grö¬ßer war als heute, die Bundesbürger von der Fondsanlage zu überzeugen.
Der Anlagenotstand ist gigantisch hoch. Das trifft nicht nur
den Durch-schnittssparer, dessen Bedarf an Ver-mögensbildung und Vorsorge enorm
ist, sondern gleichermaßen den ver-mögenden Privatkunden, der in der „alten
Welt" einfach Bundesanleihen kaufen konnte und heute ratlos fest-stellt,
dass er als „Selbstentscheider" seine Grenzen aufgezeigt bekommen hat. Die
Deutschen sind mit Blick auf ihre traditionell favorisierten Anla-geformen
mehrheitlich verunsichert und wollen am sogenannten „Point of Sale"
abgeholt werden. Dabei geht es allerdings weniger um „Überredung" als
vielmehr um „Überzeugung", und dies ist eine traditionelle Schwachstel¬le
weiter Teile der deutschen Fonds-vertriebslandschaft. Seit jeher fokus-siert
sie sich mehrheitlich darauf, die Vergangenheitsperformance einzel¬ner Produkte
herauszustellen, anstatt systematisch die Vorteile der Fonds-anlage als solcher
zu vermitteln. Diese Ausrichtung führt früher oder später
leider immer wieder zu enttäuschten Erwartungshaltungen. Im
Ergebnis produziert sie reihenweise Anleger, die es mit der Fondsanlage
versuchen und sich wieder von ihr abwenden.
Was kann man besser machen? „Track-Records" und Charts
sollten eher im Rahmen der Fondsselektion eine Rolle spielen als im
Vertriebsalltag, produ-zieren sie doch bei Laien immer wie¬der den Trend,
Vergangenheitsrendi¬ten auf die Zukunft fortzuschreiben. Der Einsatz
entsprechender Kurshis¬torien sollte auf den letzten Teil des Beratungsgesprächs
beschränkt sein.
DIE VORZÜGE DER FONDSIDEE
Stattdessen sollte mehr Kraft und Energie in die Erklärung
der Fonds-idee und ihrer Vorzüge investiert werden. Wussten Sie z.B., dass der
Publikumsfonds im Sinne des OGAW/ UCITs ein reguliertes Produkt ist, des¬sen
Schutzmechanismen und Transpa¬renz weltweite Anerkennung finden.
Von Rio de Janeiro bis Hongkong vertrauen private und
professionelle Anleger diesem Anlageinstrument Billio-nen Euro an. Die
gesetzlichen Vorschriften sind klar definiert, die Regulierungsmechanismen
engmaschig und basieren auf den Grundpfeilern „Transparenz" und
„Risikostreuung". Welcher Schutz könnte in unsicheren Zeiten größer sein
als der einer Diversifikation.
Darüber hinaus bieten Investmentfonds einen denk¬bar
einfachen Zugang zu den Kapitalmärkten. Im Kollektiv können sich Anleger schon
mit Kleinstbe-trägen die gleichen Expertisen erschließen, die sonst
institutionellen Großinvestoren vorbehalten wären. Die Skaleneffekte der
angesammelten Kapitalstöcke in Publikumsfonds erlauben es diesen Verwaltern,
das Liquiditätsmanagement zu optimieren und gegebe-nenfalls sogar Zusatzerträge
zu erzielen.
Der kundige Einsatz derivativer Instrumente erlaubt es
Profis, volatile Kapitalmarktentwicklungen abzufedern und in der Folge das
Nervenkostüm ihrer Anteilinhaber zu schonen. Im Hinblick auf den höchst
risikobewussten deutschen Anleger sollten Fondsindustrie und Berater insofern
vielleicht mehr auf die Aspekte „Transparenz", „Rechtssicherheit" und
„realer Kapitalerhalt" abzielen und weniger auf zurückliegende
Entwicklungen, an der neue Anleger nicht mehr teilhaben können. Gelingt dies,
lässt sich auch der risikoscheue Deutsche von den Vorteilen der
Investmentfondsanlage überzeugen!
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