Günstig zu Immobilien
Author D.Selzer-McKenzie
Rekordtiefe Zinsen und zahlreiche Übernahmen rücken
Immobilienaktien verstärkt in den Fokus. Eine breit gestreute — und günstige —
Investment¬möglichkeit bieten dabei Immobilien-ETE
Die Meldungen sorgten freilich für reichlich Schlagzeilen,
so¬wohl in Deutschland als auch in Österreich. In den vergangenen Mona¬ten
drehte sich das — grenzüberschrei¬tende — und nicht immer geglückte
Übernahmekarussell immer schneller. Zuletzt scheiterte Deutsche Wohnen mit dem
Übernahmeversuch des öster-reichischen Konkurrenten Conwert. Da war offenbar im
Frühjahr die Deutsche Annington mit dem Kauf von Gagfah ein wenig
erfolgreicher.
Und damit ist vermutlich längst nicht Schluss. Marcus Russ,
Senior Fondsma¬nager bei Veritas Investment, zeigt auf: „Die meisten Analysten
gehen davon aus, dass die Immobilienunternehmen in Deutschland und Österreich
noch weiter zusammenrücken werden." Die Deutsche Annington könne z.B. die
LEG Immobilien oder die Deutsche Wohnen übernehmen. „Es könnte aber auch die
Deutsche Wohnen einen an¬deren Konkurrenten übernehmen, um nicht selbst
geschluckt zu werden."
Doch worin liegt aktuell eigentlich der Reiz an den Deals?
Die Gründe liegen freilich auf der Hand. Die Wirtschaft wächst inzwischen auch
in der Eurozo¬ne. Allein im 1. Quartal 2015 wurde der
schnellste Zuwachs beim BIP (Bruttoin¬landsprodukt)
verzeichnet, das annuali-sierte Plus lag bei ein Prozent. In vielen deutschen
und österreichischen Bal¬lungszentren etwa boomt vor allem der Wohnsektor. Und
die Einkaufszentren erleben einen Zuwachs in zahlreichen europäischen Regionen.
Da hilft freilich das tiefe Zinsniveau (es verbilligt die Fi-nanzierung), auch
wenn zumindest die langfristigen Zinsen zuletzt erstmals wieder zugelegt haben.
Allerdings hat-te das vielmehr die US-amerikanischen Branchenaktien
aufgewirbelt — dort rechnen Anleger noch am ehesten mit einer
Leitzins-Anhebung, dieser Satz ist schließlich für Darlehen maßgeblich. Und
auch in Asien legt der Immobilien¬sektor weiter zu, zumal allein China freilich
ein wenig mit Zinssenkungen nachgeholfen hatte.
GESETZLICHE BESONDERHEITEN
Allerdings sind nicht alle Immobilien-konzerne reguläre
Aktiengesellschaf-ten. Viele sind sogenannte REITs (Real Estate Investment
Trust), sie zahlen keine Körperschaftsteuer. Und dann gibt es noch eine
Besonderheit. REITs sind gesetzlich zu einer hohen Mindest-ausschüttungsquote
verpflichtet. In Australien beträgt diese sogar 100 Pro¬zent. Ähnlich in den
USA, hier muss die
Gesellschaft zumindest 90 Prozent des ausschüttungsfähigen
Einkommens als Dividende auszahlen. Auch müssen z.B. 75 Prozent des
Anlagevermögens in Immobilien veranlagt sein. Immerhin erreichte die
durchschnittliche Dividen¬de von US -REITs zu Jahresbeginn rund 3,4 Prozent, für
viele Anleger damit zu-nehmend ein Anleiheersatz, zumal die Ausschüttungen
aufgrund gesetzlicher Vorgaben ja auch stetig sind.
Allein schon aufgrund der Vielfalt— aber auch der
Schnelllebigkeit des Mark¬tes — wird damit schnell klar, dass ein breit gestreutes
Investment, etwa mit einem Immobilien-ETF, durchaus Sinn machen kann. Bahram
Sadighian, Ver¬triebsleiter für Österreich und CEE bei iShares, über die
Chancen — aber auch die Risiken: „Innerhalb des Immobilien¬segments entwickeln
sich einzelne Bereiche wie etwa Büro- oder Wohnim¬mobilien teils ganz
unterschiedlich, je nach aktuellem Konjunkturzyklus." Mit einer
entsprechenden Streuung gebe es gute Chancen, in diversen Phasen der globalen
Wirtschaftsentwicklung von der Immobilienbranche zu profitieren. Sadighian:
„Allerdings sind diese In-vestments auch nicht ganz ohne Risiko, wie allein das
Platzen der US-Immobi¬lienblase im Jahr 2007 zeigte." BREIT UND GÜNSTIG
GESTREUT
Immerhin, ein guter Grund, sich die weiteren Eigenschaften
anzuschauen, etwa im Vergleich zu anderen Immo-bilienprodukten, wo Immo-ETF mit
einigen Vorteilen punkten können, etwa gegenüber klassischen Immobi-lienfonds.
„Hier wäre allen voran die höhere Liquidität zu nennen. Da hat¬ten in den
vergangenen Jahren viele Immobilienfonds enorme Probleme", resümiert
Günther Stibbe, Analyst bei Avana Invest. Weil Immobilien-ETF in börsennotierte
Gesellschaf¬ten investieren, können auch größere Rückgaben von Anlegern ohne
Proble-me bewältigt werden. Stibbe: „Immo-bilienverkäufe, die dann häufig mit
hohen Preisabschlägen einhergehen, sind bei größeren Rückgaben im
Im-mobilien-ETF nicht notwendig."
Auch gegenüber aktiv verwalteten Fonds gibt es Vorzüge.
„Gerade in sehr spezialisierten Märkten, wie es die Immobilienbranche ist,
gehen vie¬le Anleger davon aus, dass aufgrund von Informationsineffizienzen
aktive Manager gute Chancen auf eine Out-performance gegenüber dem Markt
haben", so Stibbe. In der Realität sei dieser Vorteil aber oftmals nicht
fest-zustellen. Ein Hauptgrund sei die geringere Kostenbelastung der ETF. Dabei
rechnet der Avana-Experte vor: In einem Vergleich von 18 aktiv ver-walteten
Fonds für europäische Immo-
bilienaktien liegt z.B. der beste Fonds in einem
FürAahreszeitraum bei rund 18,6 Prozent.
Ein entsprechender ETF auf europäi-sche Immobilienaktien
brachte es im selben Zeitraum auf knapp 16 Pro¬zent. In der Vergleichsgruppe
läge er damit an vierter Stelle. Stibbes Fazit: „Ein Anleger muss sich auch bei
einem ineffizienten Markt die Frage stellen, ob er es sich zutraut, den Manager
zu finden, der in den kommenden Jah¬ren besser abschneidet als der Markt. Dazu
muss er sich sehr intensiv mit den verschiedenen Investmentkonzep¬ten
auseinandersetzen." Und das kann durchaus seine Zeit in Anspruch neh-men.
Bis dahin kann sich der Markt aber komplett verändert haben. „ETF bieten damit
auch den Vorteil, eine ge-troffene Anlageentscheidung schnell und effizient
umzusetzen."
WÄHRUNG UND DOMIZIL WICHTIG Anleger, die nicht nur „vor der
Haus-türe" investieren möchten, können mit Immo-ETF relativ einfach
gezielt in bestimmte Regionen investieren. Stibbe: „Wer etwa auf den Boom im
Asienraum setzen will, kann beispiels-weise den FTSE EPRA/ NAREIT Asia Property
Yield Fund von iShares im Auge behalten." Wobei gerade aber im asiatischen
Raum der Anleger darauf achten sollte, in welcher Währung der ETF anlegt.
Zudem sollte man nicht übersehen, dass sich regionale
Immo-Indizes aus jenen Titeln zusammensetzen, die in den je¬weiligen Ländern
beheimatet sind. Die Immobilienportfolios der Gesellschaf¬ten können aber
wiederum in ganz un¬terschiedlichen Regionen liegen. Dann würde man eigentlich
von der Entwick¬lung der Immobilienmärkte in anderen Teilen der Welt
partizipieren. Auch gilt es, die „Feinheiten" je nach ETF-Anbie-ter zu
beachten. So kommen beispiels¬weise bei jenen Immo-ETFs von iSha-res, die mit
dem Zusatz „Dividend +" versehen sind, nur jene REITs infrage, bei denen
eine Dividendenrendite von zumindest zwei Prozent bezahlt wird.
Russ von Veritas Investment zeigt wei-ters auf: „Immo-ETF
weisen zumindest kurz- und mittelfristig eine sehr aktien¬marktnahe Volatilität
auf." Wer also in die Anlageklasse Immobilien mittels Immo-ETFs
investieren möchte, dem sollte klar sein, dass Immo-ETFs nur in der
langfristigen Betrachtung „den Wert von Immobilien und die ent-sprechenden
Immobilienmarktzylden abbilden". Was aber lange noch nicht heißt, dass man
bei Veritas Invest¬ment auf diese Anlageldasse verzichtet. Schließlich trage der
Baustein „Liquide Immobilien" gerade bei Multi-Asset-Fonds zur
Diversifikation bei, so Russ. In welchem Ausmaß andere Anleger dies ebenfalls
umsetzen wollen, muss freilich jeder selbst entscheiden.
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