Zukunft des Portfolios
Author D.Selzer-McKenzie
Klima, Wasser, Erneuerbare Energien —mit „grünen"
Themenfonds holen sich Anleger nachhaltiges Ertragspotenzial ins Portfolio.
Manche Anlagen leisten auch einen Beitrag zur Risikodiversifizierung. Dies
sollte Anlegerdepots ebenso wie dem gesamten Segment nachhaltige
Wachstumschancen eröffnen.
Im November 2015 ist es wieder so-
weit: in Paris steht der nächste Klimagipfel an. Wieder geht
es um die notwendige Senkung von Treibhaus-gasen, um die schleichende
Erderwär-mung aufzuhalten. Einen wichtigen Beitrag leisten hierbei Erneuerbare
Energien. Denn insbesondere durch die Nutzung von Sonnenenergie, Wind- und
Wasserkraft soll die Ver-stromung der klimaschädlichen Kohle verringert werden.
Stichwort Wasser-versorgung. Nach Angaben der Unesco sterben jedes Jahr über
drei Millionen Menschen an verschmutztem Wasser. In jüngster Zeit berichten Medien
über Versorgungsmängel und Wasser-rationierungen auch aus Staaten wie der
Türkei, Brasilien und Spanien.
Schon dieser kurze Abriss zeigt: Anle-ger profitieren nicht
direkt von diesen Problemen, wohl aber von politischen und betrieblichen
Lösungsstrategien. Nachhaltige Investmentfonds ganz unterschiedlicher und teils
überschnei-dender Fokussierungen investieren in Unternehmen, die bspw. Wasser
spa-
rende Bewässerungstechniken für die Landwirtschaft
entwickeln oder den Wirkungsgrad von Solaranlagen erhö-hen. So nutzen die
Fondsmanager im besten Sinne das nachhaltige Ertrags-potenzial - und manche
unter ihnen erzielen dabei überzeugende Wertzu-wächse, wie ein Blick auf die
aktuellen Performancesieger verschiedener The-menfondsgruppen zeigt (siehe Tabelle
auf der nächsten Seite).
Anleger, die solche Lösungsanbieter zumindest indirekt
unterstützen und davon profitieren wollen, stehen dabei vor einer Entscheidung:
Sind globale Fonds die bessere Wahl, die von Haus aus auf mehrere Themen setzen
und diese je nach Potenzial entsprechend über- bzw. untergewichten oder
inhalt-lich enger fokussierte Themenfonds? Die Frage lässt sich nicht pauschal
und nur auf zwei Ebenen beantworten. Zu-nächst ist dabei entscheidend, ob man
von dem Wachstumspotenzial eines bestimmten Anlagethemas überzeugt ist.
„Momentan sehen wir entspre-
chend unserer Positionierung größeres Potenzial in den
Bereichen Erneuer¬bare Energien, Mobilität, gesunder Lebensstil,
Energieeffizienz und Was-ser", sagt Christian Zimmermann, Fondsmanager des
„Pioneer Funds -Global Ecology" (siehe Interview Seite 17). Walter Liebe,
Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management, erwartet die größten
Wachstumschan-cen bei den Themen Timber, also Holz, sowie saubere Energien,
während sich die Anlagestory beim Thema Wasser unverändert fortsetzt.
„Lediglich beim Thema Agraraktien sehen wir zwar eine Stabilisierung, aber noch
keine eindeutige Tendenz nach oben", er¬gänzt Liebe. Die Schnittmenge
umfasst also die Zukunftsthemen Erneuerbare Energien und Wasser.
Bekanntermaßen hat die Solar- und Windenergiebranche eine
massive Konsolidierung hinter sich, die eine Reihe von Unternehmen nicht
über¬lebt hat. Doch inzwischen schreiben Gesellschaften, die kostengünstig
produzieren können, wieder Gewinne. „Für die kommenden Jahre erwarten wir durch
die weit fortgeschrittene Branchenkonsolidierung sowie die anziehende globale
Konjunktur einen Anstieg der Investitionsbereitschaft”, sagt der Pictet-Experte
und verweist auch auf die steigende Bereitschaft asiatischer Länder wie China
und Ja¬pan, in die Transformation ihrer Ener-gieerzeugung zu investieren.
„Wind-und Sonnenenergie werden auch ohne staatliche Förderungen zunehmend
wettbewerbsfähiger", ergänzt der Pioneer-Fondsmanager. Eine aktuelle
Studie des Fraunhofer Institutes für Solare Energiesysteme bestätigt diese
Einschätzung. Demnach werden sich die Erzeugungskosten von Solarstrom in
Mittel- und Südeuropa bis 2025 auf vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde
verringern, bis 2050 sogar auf zwei bis vier Cent. „ Solarenergieanlagen werden
in wenigen Jahren in vielen Teilen der
Welt den günstigsten Strom liefern", resümieren die
Studienverfasser.
Ebenso positiv, aber aufgrund gerin¬ger schwankender Umsätze
nicht so zyklisch, bewertet Liebe den Wasser-sektor. Nach seiner Einschätzung
liegt die Herausforderung weniger in neuen Innovationen, da die Technologien
zur Wasseraufbereitung mehr oder we¬niger erforscht und ausgereift seien.
Vielmehr ginge es darum, diese Tech¬nologien weltweit in Versorgungssys¬teme
einzubauen. „Somit handelt es sich um ein riesiges, Jahrzehnte um¬fassendes
Investitionsthema, bei dem Innovationszyklen wie bei Technolo-giesektoren
üblich, praktisch keine Rolle spielen", betont der Pictet-Ex-perte.
Deshalb verfügen Unternehmen aus dem Wasserbereich tendenziell über ein
defensiveres Performance-verhalten als beispielsweise solche aus
„sauberen Energien". Bezogen auf das Portfolio bedeutet
dies: Leichtes Zu-rückbleiben der Kurse bei stark stei-genden Aktienmärkten,
dafür aber geringere Kursschwankungen.
„Meistens sind es die kleinkapitali-sierten Unternehmen, die
die wichtige Diversifikation und eine entsprechen¬de Risikobegrenzung für das
Portfolio bringen", sagt Gerhard Wagner, Leiter Nachhaltige Anlagen bei
Swisscanto. Da es sich häufig um Aktien von we-niger bekannten Unternehmen
han¬delt, sind die Titel noch nicht in den anderen Portfolios der Investoren
vor-handen. „Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltige Anlageprodukte ein
überdurchschnittliches Kurspotenzial haben, wenn sie sich auf die Entkopp-lung
des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch konzentrieren", betont
Wagner und fügt hinzu: „Daher sehen wir die Themen Wasser und Kli-maschutz sehr
positiv. Denn sie zielen explizit auf diese Entwicklung ab."
Einen positiven Effekt zur Portfoliodi-versifizierung wird
auch den Mikrofi-nanzfonds zugesprochen, wenngleich die Fokussierung eine
völlig andere ist. Sie investieren vorwiegend in Schuldtitel und Eigenkapital
von Mi-krofinanzinstitutionen. Darunter sind lokale Banken in Schwellen- und
Ent-wicklungsländern zu verstehen, die be-sonders kapitalschwachen Haushalten
über die Vergabe von Mikrokrediten eine Job- und Einkommensperspekti-ve
eröffnen wollen. Anleger gehen bei einem Einstieg zwar nur ein geringes Verlustrisiko
ein. Im Gegenzug sind dafür aber auch die Ertragsperspekti-ven klar gedeckelt.
Niff Ni')EXPONDS D1VERSIFIZTREN Für Exchange Traded Funds,
kurz ETF, gilt dies nicht per se. Je nach Gestaltung der börsengehandelten
Indexfonds lassen sich mit ihnen kostengünstig und durchaus perfor-mancestark
nachhaltige Anlagethe¬men wie z. B. Wasserinvestments abbilden. Oder sie werden
gezielt zur Portfoliodiversifizierung eingesetzt. Zwei aktuelle Beispiele: Mit
dem „Ly-xor UCITS ETF Finvex Sustainability Low Volatility Europe" hat
Lyxor As-set Management einen Indexfonds
herausgebracht, der die Stabilität ei¬nes europäischen
Aktienportfolios verbessern soll (mehr dazu im Inter¬view auf Seite 22.)
Anfang Mai dieses Jahres ist State Street Global Advisors
mit dem „State Street Global Green Bond Indexfonds" an den Start gegangen.
Der Indexfonds bildet den „Barclays MSCI Green Bond Index" ab. Nach
Angaben des Emitten-ten sind Green Bonds Schuldtitel, die ähnliche Merkmale wie
herkömmliche Anleihen aufweisen. Nur unterliegen sie der Bedingung, dass ihr
Erlös aus-schließlich für Projekte und Aktivitä¬ten eingesetzt wird, die einem
nachhal¬tigen Umweltschutz dienen. Konkret kann hierzu bspw. die Entwicklung
von Effizienzprojekten für erneuerbare Energien gehören, die Verhinderung und
Kontrolle von Umweltverschmut-zung, eine nachhaltige Wasserver-sorgung oder
„green buildings". „Im vergangenen Jahr wurden über 36 Milliarden
US-Dollar an Green Bonds ausgegeben, da Investoren weiterhin
nachhaltige Investitionsstrategien
und eine Diversifizierung ihrer Ren-tenallokationen
nachfragen", sagt Axel Riedel, Head of Intermediary Business für
Deutschland und Österreich bei der Investmentgesellschaft.
Der Blick auf die nachhaltigen In-vestments im vergangenen
Jahr zeigt
zwar, dass Aktien sowie Staats- und Unternehmensanleihen in
Deutsch¬land mit einem Anteil von jeweils 29 Prozent nach wie vor tonangebend
sind. Aber die Themenbereiche „grü¬ne Immobilien" und Venture-Capital-bzw.
Direktbeteiligungen haben mit Anteilen von 13 bzw. zehn Prozent längst
bedeutsame Größen erreicht. Dabei gilt es, zwei unterschiedliche Effekte zu
berücksichtigen.
Aufgrund des oftmals fehlenden oder nur mittelbaren Bezugs
zu Anlei¬hen- und Aktienmärkten ist der Di-versifikationseffekt wegen geringer
Korrelationen vergleichsweise hoch. Entsprechend gut lassen sich
Verlust-risiken im Portfolio begrenzen. Dieser Effekt wird jedoch dann
konterkariert, wenn mit dem Investment ein erhöh¬tes Emittentenrisiko
einhergeht. Die jüngste Vergangenheit hat einmal mehr bewiesen, dass auch
„grüne Pro¬jekte" Pleite gehen können.
Gerade in diesen Zeiten anhaltender Niedrigzinsen sollten
nachhaltige An-lagen aber von ihren Einsatzmöglich-keiten zur
Portfoliooptimierung pro-fitieren. Viele Anleger sind in diesem Bereich noch überhaupt
nicht inves¬tiert. Gäben sie ihrem Portfolio nur ei¬nen leichten „grünen
Anstrich", wür¬de dies dem Segment sicherlich einen nachhaltig kräftigen
Impuls geben.
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