Von Leadern profitieren
Author D.Selzer-McKenzie
Nachhaltige Gelaählagen gewinnen weiter an Bedeutung Studien
zeigen: Unternehmen, die ethischen, ökologischen und sozialen Anforderungen
gerecht werden, erzielen eine bessere Performance - auch für ihre
Anteilseigner. Mit global ausgerichteten Anlagen und Themenfonds können Anleger
hiervon in doppelter Weise profitieren.
Der er Zuwachs bei nachhaltigen
Geldanlagen geht Hand in
Hand mit einer Ausbreitung von einzelnen Anlagestrategien
und -kriterien in den Mainstream des Fi¬nanzmarktes", betonte Volker
Weber. Dabei verwies der Vorstandsvorsitzen¬de des Fachverbandes Forum
Nach¬haltige Geldanlagen (FNG) im Zuge der Vorstellung der Marktzahlen für das
zurückliegende Jahr auf einen Be-reich, der im „grünen Sinne" keine
Er-messensspielräume zulässt: der Han¬del und die Produktion von Waffen.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind bei
Vermögensanlagen von Asset Managern bzw. Kapitaleig¬nern in Höhe von 4,1
Billionen Euro Investitionen in Streumunition und Antipersonenminen tabu.
Darüber hinaus gilt das Ausschlusskriterium ABC-Waffen bei diesen sogenannten
Asset Overlays bei einem Volumen im dreistelligen Milliardenbereich.
„Dieses Marktsegment, das wir als verantwortliche
Investments bezeich¬nen, gewinnt zunehmend an Bedeutung und erfüllt zugleich
eine zentrale Funktion", bewertete der FNG-Vorsit-zende die Entwicklung
und stellte fest: „Es bereitet den Weg dafür, nach und nach weitere und
strengere Kriterien in die Breite des Finanzmarktes zu tragen." In diesem
Zusammenhang sei auch die Einbeziehung von ethischen, sozialen und
Governance-Kriterien (ESG) in die klassische Finanzanaly¬se der Deutschen
Vereinigung für Fi¬nanzanalyse und Asset Management (DVFA) in Frankfurt zu
sehen, ergänz¬te Weber auf Nachfrage.
Im Kernsegment der Investmentfonds, Mandate und
strukturierten Produkte stellen nachhaltige Anlagen nach wie vor nur einen
kleinen Teil des Gesamt-marktes dar. Allerdings hat sich die¬ser weiter erhöht,
in Deutschland um 0,7 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent. Begründet liegt dies in
dem starken Wachstum, das sich unvermindert fortsetzt. So stieg das Volumen im
Vergleich zum Vorjahr länderübergrei-fend um 44 Prozent auf 120,9 Milliar-den
Euro. In Deutschland betrug das Wachstum sogar 70 Prozent. Während hier
Anleiheninvestments nur noch mit 40 Prozent vorne liegen, domi¬niert die
Assetklasse in Österreich mit einem Anteil von 83 Prozent unange¬fochten. „Zwar
spielt der nachhaltige Anlagemarkt quantitativ immer noch eine vergleichsweise
untergeordnete Rolle", sagte Weber, betonte aber, dass der anhaltende
Aufwärtstrend auch hier einen allmählichen Eintritt in den Mainstream erkennen
lasse.
Die ertragsseitige und inhaltliche
Vor-teilhaftigkeitnachhaltigerinvestments belegen zwei unterschiedliche
Studien, die in jüngster Zeit veröffentlicht wur-den. So hat die Deutsche
Performance-messungs-Gesellschaft für Wertpapier-portfolios (DPG) über einen
Zeitraum von zehn Jahren, konkret von Anfang 2005 bis Ende 2014, die
Wertentwick-lung zweier Portfolios verglichen: das „oekom Prime Portfolio Large
Caps",
das die global nachhaltigsten Großun-ternehmen aus einem
Anlageuniver¬sum von 3.500 Gesellschaften nach Marktkapitalisierung gewichtet,
und den „MSCI World Total Return Index", also den (Performance-)Weltindex.
Das Ergebnis: Das „Prime Portfolio" der auf nachhaltige Investments
spe¬zialisierten Rating-Agentur Oekom research erzielte eine jährliche Ren¬dite
von acht Prozent, während der konventionelle Weltindex eine Rendi¬te von 7,9
Prozent pro Jahr erreichte. Die nachhaltige Portfolio-Ausrichtung hatte also
keine negativen Auswirkun¬gen. Ganz im Gegenteil. „Bei Gleichge¬wichtung der
Titel im Prime Portfolio hätte die Rendite sogar bei jährlich 10,9 Prozent
gelegen", heißt es von¬seiten der Rating-Agentur und: „In fünf der
insgesamt zehn analysierten Jahre war das nachhaltige Portfolio besser als der
Weltindex."
Dass sich die Fokussierung und Im-plementierung von
Nachhaltigkeits-kriterien positiv auf die langfristige Wertentwicklung von
Unternehmen auswirkt, bestätigt die Meta-Studie „From the Stockholder to the
Stake-holder" der renommierten Universität Oxford in Kooperation mit
Arabesque Asset Management. In einem Zeit¬raum von einem Jahr wurden hierfür
mehr als 190 einzelne, voneinander
unabhängige universitäre Studien bzw. andere Quellen ausgewertet.
Nach Einschätzung des Wiener Bankhau¬ses Schelhammer & Schattera zeigt das
Ergebnis, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität nicht unvereinbar sind,
sondern einander im Gegenteil hoch-gradig ergänzen. „Unternehmen, die
verantwortungsvoller mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen, erwirtschaf¬ten über
einen mittel- bis längerfris¬tigen Zeitraum höhere Gewinne und haben dabei
durchschnittlich weniger Risiko", so die Bewertung von Ernst Krehan,
Geschäftsführer der bankeige¬nen Investmentgesellschaft.
AUSSCHLUSSE UND iNTEGRAUON Für Anleger gibt es damit
schlagende Gründe, „grüne Fakten" stärker bei den eigenen
Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Als Hemmschwelle erweist sich dabei
immer noch, dass dies eine Auseinandersetzung mit den Anlagealternativen voraussetzt.
Denn die Erwartungen von Anlegern an eine nachhaltige Unternehmenspolitik sind
unterschiedlich hoch ausgeprägt und damit Enttäuschungspotenzial pro¬grammiert.
Am besten zeigt sich dies an den Nachhaltigkeitsstrategien der jeweiligen
Investmentgesellschaften. Nach FNG-Angaben sind Ausschluss¬kriterien in
Deutschland, Österreich und der Schweiz am weitesten verbreitet. Hier wissen
Anleger recht schnell, woran sie bei ihren Invest-ments sind, zumindest was das
jewei-lige Unternehmen betrifft. Bei dessen Zulieferketten erweist sich dies
oft als deutlich schwieriger. Die bedeutends¬ten Ausschlüsse sind hierzulande
der Handel und die Produktion von Waf-fen, Arbeitsrechts- und
Menschen-rechtsverletzungen, Pornografie und Glücksspiel.
Mit einem Plus von 93 Prozent sticht der Integrationsansatz
bei den An-lagestrategien am deutlichsten her¬vor. „Die explizite Einbeziehung
von ESG-Kriterien sowie Risiken in die traditionelle Finanzanalyse ist
mitt-lerweile auf Platz 2 der beliebtesten Anlagestrategien vorgerückt",
betonte die FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober bei der jüngsten Vorstellung
der Marktzahlen. Auch alle anderen Strategien legten demnach mit zwei-stelligen
Wachstumsraten zu — aus-genommen der Best-in-Class-Ansatz, der auch in der
Branche kontrovers diskutiert wird: Während die Befür-worter dieser Strategie
betonen, in die nachhaltigsten Gesellschaften jeder Branche zu investieren,
formulieren die Gegner genau dies zum Vorwurf. Denn hierzu können z. B. auch
Öl-Unternehmen und Kernkraftwerks-betreiber gehören, obwohl beide
Tä-tigkeitsfelder per se nicht nachhaltig sein können.
Beispielhaft lassen sich die Unter-schiede an den beiden
derzeit per-formancestärksten Investmentfonds im Bereich Ökologie/Ethik
darstel¬len, die der Bereich Finance & Ethics Research der Österreichischen
soft-
ware-systems.at per Ende April dieses Jahres ermittelt hat
(siehe Fonds-tabelle). Auf 3-Jahres-Basis hat der „terrAssisi Aktien" von
Ampega In-vestment ein Plus von 86,4 Prozent erzielt. Die Titelauswahl dieses
„grü-nen" Fonds folgt einem Best-in-Class-Ansatz: Hierfür sucht oekom
research aus rund 1000 großen sowie 100 klei-nen Unternehmen die nachhaltigsten
heraus. Außerdem wurde ein Ethik-Filter installiert, der den Grundsät¬zen des
Franziskanerordens folgt. „Dies führt zum Beispiel dazu, dass viele Pharmaunternehmen
aufgrund ihrer Aktivitäten bei der Embryonen-forschung ausgeschlossen
sind", sagt Stefan Riefe, der den Fonds seit 2008 managt.
Eine dreistufige Nachhaltigkeits-strategie verfolgt hingegen
die Erste Sparinvest mit ihrem „WWF Stock Umwelt", der mit einem Plus von
82 Prozent nur knapp dahinter liegt. Erstens wird ein Mix aus Positiv- und
Ausschlusskriterien wie Kinderar¬beit, Waffen, Tabak und
Atomkraft angewandt. Zweitens wird ein Best-in-Class-Ansatz umgesetzt und
drit¬tens eine aktive Einflussnahme durch Gespräche mit dem Mangement und
Aktivitäten bei Hauptversammlungen gesucht. Aufgrund einer Kooperation des
Fondsanbieters mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) prüft zudem ein Beirat
der Umweltorgani-sation die Titelauswahl. Außerdem fließt ein Teil der
Management-Ge-bühren in Klima- und teils heimische Wasserschutzprojekte.
In der Kategorie „Nachhaltiges Inves-tieren" wurde der
Fonds im März die¬ses Jahres mit dem „Österreichischen Fondspreis"
ausgezeichnet. Mit Blick auf die künftigen Ertragschancen be-tonte Fondsmanager
Clemens Klein: „Erneuerbare Energien und Clean Tech sind Wachstumsbranchen und
bieten ein immer größer werdendes Investmentpotenzial."
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