Sonntag, 12. Juli 2009

Strangle an der Börse

Strangle an der Börse
Author D.Selzer-McKenzie

letztens zeigte ich Ihnen, wie ein Long-Straddle funk­tioniert. Bei dieser Strategie erwerben In­vestoren gleichzeitig eine Call- und eine Put-Option mit gleicher Laufzeit und iden­tischem Basispreis. Der Long-Straddle kann in zweierlei Hinsicht profitabel sein.
Wenn Anleger erwarten, dass eine Aktie oder ein anderer Basiswert sich heftig nach oben oder nach unten bewegt, ist der Long-Straddle ein geeignetes Instrument. Gleiches gilt bei Erwartung eines Volatili­tätsanstiegs.
Bei einem Long-Strangle handelt es sich um eine ähnliche Strategie. Der entschei­dende Unterschied: Während der Anleger beim Long-Straddle eine Call- und Put-Op­tion mit gleichen Basispreisen erwirbt, unter­scheiden sich die Basispreise beim Strangle. Wie wir später anhand eines Beispiels zei­gen werden, ist der Kapitaleinsatz beim Strangle niedriger. Unterm Strich profitiert der Investor aber auch hier von einem Vo­latilitätsanstieg bzw. von deutlichen Bewe­gungen des Basiswerts.

Preiswertere Alternative
Um die Funktionsweise zu verdeutlichen, legen wir erneut das Beispiel der fiktiven KnowHow-Aktie zugrunde. Die Aktie soll wiederum bei 100 Euro notieren. Ein An­leger, der in den kommenden Wochen mit einer deutlichen Bewegung oder mit einem Volatilitätsanstieg rechnet, entscheidet sich diesmal allerdings für einen Long-Strangle. Die Laufzeit der Optionen soll drei Mo­nate betragen, die implizite Volatilität 25% und die Zinsen 5%. Es wird erwartet, dass die KnowHow AG keine Dividende zahlt.
Während der Anleger bei einem Long­Straddle einen Call und einen Put „am Geld", also mit Basispreisen von jeweils 100 Euro, erwirbt, kann er bei einem Long-Strangle die Basispreise variieren. Nehmen wir an, der Investor positioniert sich bei einem Call mit einem Basispreis von 110 Euro und einem Put mit einem Basispreis von 90 Euro. Beide Optionen beziehen sich auf die KnowHow-Aktie und haben jeweils eine Laufzeit von drei Mo­naten und ein Ratio von eins. Unter diesen Voraussetzungen hätte der Call einen Preis von 1,98 Euro, während der Put 1,09 Euro kosten würde. Insgesamt wären für den Long-Strangle also 3,07 Euro nötig. Zum Vergleich: Für einen Long-Straddle hätte der Investor 9,96 Euro aufwenden müssen. Da hatte der Call einen Preis von 5,60
Euro, während der Put 4,36 Euro kostete (Ausgabe 6/2009, Seite 17).
Aufwärts oder abwärts
Abbildung 1 zeigt die Auszahlungsprofile eines Long-Straddles und eines Long­Strangles im Vergleich. Der Chart ver­deutlicht, wann der Investor in die Ge­winnzone kommt, wenn er die Optionen bis zum Laufzeitende hält. Es fällt auf, dass der Long-Strangle zwar die billigere Alter­native ist. Per Laufzeitende gelangt der In­vestor mit einem Long-Straddle jedoch frü­her in die Gewinnzone. Am Laufzeitende steht ihm der innere Wert zu. Beim Straddle hat immer eine der beiden Optio­nen einen inneren Wert. Dagegen baut der Long-Strangle nur bei Kursen unter 90 Euro oder über 110 Euro einen inneren Wert auf.
Zum Verlust des eingesetzten Kapitals kommt es bei einem Long-Straddle nur bei einem Kurs von exakt 100 Euro. Bei einem Long-Strangle geschieht das bei Notierun­gen zwischen 90 und 110 Euro. Nehmen wir an, die KnowHow-Aktie steht am Laufzeitende bei 120 Euro, dann würde der Investor mit einem Long-Straddle ei­nen Gewinn von 10,04 Euro bzw. 100,8% erzielen. Mit einem Long-Strangle würde der Gewinn indes nur 6,93 Euro ((120 — 110) — 3,07) bzw. 125,7% betragen. Ab‑
bildung 2 zeigt die entsprechenden Gegen­positionen, einen Short-Straddle im Ver­gleich zum Short-Strangle. Hier verkauft der Investor jeweils einen Call und einen Put. Er geht Stillhalterpositionen ein.
Rolle der Volatilität
Ähnlich wie beim Long-Straddle in der ver­gangenen Ausgabe werfen wir auch hier einen Blick auf den Sekundärmarkt. Dabei zeigt Abbildung 3 zunächst das Szenario eines fallenden Kurses der KnowHow-Ak­tie. Sie verliert in drei Monaten 30%, wäh­rend die Volatilität im gleichen Zeitraum von 25% auf 45% steigt. Da der Anleger die Optionen bis zum Laufzeitende hält, ist der Vola-Anstieg allerdings unerheblich. Denn der Zeitwert sinkt bis zum Laufzeit­ende auf null. Bei Fälligkeit ist der Call wertlos. Der Put hat einen Wert von 20 Euro (90 — 70).
Interessanter wird der Blick auf den Se­kundärmarkt bei einem Seitwärtstrend mit steigender Volatilität. Die KnowHow-Ak­tie notiert bei Fälligkeit der Optionen bei 100 Euro. Ein Long-Strangle mit drei Mo­naten Laufzeit würde dann zum Totalver­lust führen, da weder Call noch Put einen inneren Wert hätten. Es wäre alternativ aber auch eine Strategie denkbar, bei der der Investor einen Call (Basispreis 110 Euro) und einen Put (Basispreis 90 Euro

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