Dienstag, 2. Juli 2013

Dollywood Tennesee Freizeitpark von SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Dollywood Tennesee Freizeitpark von SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Schwarze Rauchwolken kräuseln sich bedroh-lich über den Wipfeln der Laubbäume. Sie tür-men sich auf, immer höher und höher. Dann: lautes und schrilles Pfeifen. Das Szenario er-scheint umso gespenstischer und irrealer, da wir uns ja am Rand des Nationalparks Great Smoky Mountains in Tennessee befinden - ein über 2000 Quadratkilometer großes Stück Weltkultur-erbe, das einige der ältesten Wälder und die grö߬te Schwarzbären-Population der Erde beher-bergt. Ein Ort, der für Natur und Ruhe steht.
Überbleibsel früherer Tage
Verantwortlich für den Rauch und das Pfeifen ist eine „alte Dame": Klondike Katie, eine 110 Ton¬nen schwere Dampflok aus dem Jahr 1943. Sie dreht in der Nähe des Städtchens Pigeon Forge ihre Runden - als eine von vielen Attraktionen des Freizeitparks „Dollywood". Klondike Katie ist aber auch ein Überbleibsel der frühen Tage. Denn bei ihrer Gründung im Jahr 1961 hieß die Touristenattraktion noch „Rebel Railroad".
1986 stieg dann Country-Ikone Dolly Parton ein. Die Dampflok ist geblieben. Ansonsten hat die blonde Legende und Schauspielerin den Kurs des Freizeitparks völlig verändert. Sie hat die Weichen neu gestellt: „Dollywood ist ein lebendi-


Da staunt das Publikum, wenn die Dixie Trick Riders Akrobatik auf ihren Cowboy-Pferden vorführen.
ges Stück Geschichte", sagt Trish McGee, Presse¬sprecherin von Dollywood, „Dolly Parton möch¬te zum einen den Kindern von heute zeigen, wie das Leben früher in den Appalachen war. Zum anderen zeigt sie hier in einem Museum auch ihre eigene, sehr ärmliche Vergangenheit und den späteren Aufstieg zum Star."
Dollywood klingt niedlich. Doch in Wahrheit ist der gigantische 600.000 Quadratmeter große Park ein (Tourismus-)Industrie-Unternehmen

und der wichtigste Arbeitgeber der Region. Über 3000 Angestellte arbeiten in und für Dollywood. Sie kümmern sich in zehn verschiedenen The-menbereichen beispielsweise um 27 Fahrgeschäf¬te mit sechs zum Teil spektakulären Achter¬bahnen, Shops, Restaurants, Stände, Handwerks¬betriebe, einen kleinen Tierpark und - wir sind ja in Tennessee - gleich mehrere Musikbühnen.
Erinnerung an große Zeiten
Auch Dwight Puckett verdient in Dollywood sein täglich Brot. Er ist Schlagzeuger der Mull Family Band. Mehrmals täglich präsentiert die aus routi¬nierten Musikern bestehende Gruppe auf der Open-Air-Bühne traditionelle Countrv- und Gospel-Songs. Puckett hat als Musiker schon weitaus glanzvollere Tage erlebt. Der Cousin von Dolly Parton war auch ihr Schlagzeuger: „Bis 1976 habe ich in ihrer Band gespielt. Wir waren in der ganzen Welt auf Tour, das war schon was", sagt er und schüttelt bei der Erinnerung an die großen Zeiten schmunzelnd den grau melierten Kopf. Der schnauzbärtige Drummer kann endlos erzählen: von den Shows, den Galas, den Fern¬sehauftritten. Sogar in einem Hollywood-Film durfte er - neben Dolly und Hauptdarsteller Sil¬vester Stallone - mitspielen. Was blieb, ist die
Liebe zur Musik: „Mir macht es einfach Spaß, hier in Dollywood jeden Tag auf der Bühne zu stehen und die Touristen zu unterhalten", sagt er zufrieden. Die Auftritte und das Umfeld hier mögen ihn vielleicht künstlerisch nicht erfüllen -doch sie machen ihm Freude und geben ihm tag-täglich Anerkennung.
Traditionen leben weiter
Diese friedvolle Abgeklärtheit strahlen viele der Dollywood-Mitarbeiter aus: der Schmied, der über offenem Feuer wie anno dazumal das glü-hende Eisen bearbeitet; die nette Oma, die einen Stuhl flicht; die Dame, die mit ihrem Schürzchen knallbunte Süßigkeiten kunstvoll zubereitet und anbietet; der weißbärtige Oldtimer, der mit sei-nem lustig-roten Outfit virtuos Holz bearbeitet. Wer durch Dollywood schlendert, fühlt sich in die Zeit um das Jahr 1900 zurückversetzt. Es ist ein Museum, das aber lebt und atmet und damit keinerlei museale Strenge aufweist. „Das ist auch unser Ziel", sagt Trish McGee, „wir wollen mit Dollywood einerseits mit den Fahrgeschäften unterhalten. Aber wir wollen hier auch die Tra¬ditionen fortleben lassen: das Handwerk und die Musik der Appalachen."
Natürlich ist der Blick der Dollywood-Macher auf die Vergangenheit verklärt. Ähnlich wie bei anderen Themenparks wird auch hier ein makel-loses Heile-Welt-Bild gezeichnet. Dass die Zeiten in dieser traditionell armen Gegend einst hart waren, wird ausgerechnet im Dolly-Parton-

Museum deutlich. Die Sängerin, die im Verlauf ihrer Karriere über 100 Millionen Schallplatten verkaufte, wuchs in bescheidensten Verhält-nissen auf. Als viertes von zwölf Kindern wurde sie im höchsten Teil des Appalachgebirges groß, wo damals noch gehungert wurde. In dem Mu-seum ist ihr winziges Zimmerchen mit ihren we-nigen Habseligkeiten nachgebaut. „Dieser Raum hinterlässt bei den Besuchern nicht selten die größte Wirkung", sagt McGee, „hier wird deut-lich, wie weit Dolly Parton es gebracht hat." Neben ihrem Talent fürs Singen und Song-schreiben - auf ihr Konto gehen über 3000 Lie-der, darunter der Whitney-Houston-Klassiker
„I Will Always Love You" - verdankt Parton ihre Karriere offenbar auch einem eisernen Willen. Eine Tafel erinnert an die schon früh gelebte Disziplin der Künstlerin. In kindlicher Hand¬schrift stehen da Slogans, wie sie heute Motiva-tions-Trainer propagieren: „Werde besser!". „Arbeite härter!". „Der Erfolg wird kommen!" Dieses Nicht-Lockerlassen hat die gewiefte Geschäftsfrau auch für Dollywood ausgerufen. So vergeht kaum ein Jahr, ohne dass der Park nicht eine neuewar es der sechs Millionen Dollar teure „The Adventure Mountain", 2011 die ähnlich teure Riesenschaukel „Barnstormer". Im vergangenen Jahr hob erstmals die Flug-Achterbahn „Wild Eagle" ab und erst kürzlich knallte der Start-schuss für den fünf Millionen Dollar teuren „River Rush", die erste Wasserachterbahn Ten-nessees. Zudem hat sich Dollywood auch als Schauplatz für Festivals und Konzerte einen Namen gemacht. Zu den Glanzlichtern gehören „Barbeque & Bluegrass", die „National Southern Gospel & Harvest Celebration" und die Konzert-reihe „Great American Summer".
Kühnste Träume übertroffen
Rund zweieinhalb Millionen Besucher strömen jährlich nach Pigeon Forge, um Dollywood zu er¬leben. 2010 erhielt der Park vom Weltverband der Themenparks den „Applause Award" für den „besten Park der Welt". 2012 gab es den „Golden Ticket Award". Kein Wunder, dass Dolly Parton mit der Entwicklung von Dollywood vollauf zu¬frieden ist. „Als wir 1986 anfingen, habe ich ge¬hofft, dass Dollywood etwas Großes, etwas Be¬sonderes werden würde", sagte die Gründerin kürzlich in einem Interview, „und wenn ich mir heute den Park ansehe, bin ich nahezu fassungs¬los: Dollywood hat unsere allerkühnsten Träume weit übertroffen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.