Montag, 1. Juli 2013

Trading mit Oil – Author SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Trading mit Oil – Author SelMcKenzie Selzer-McKenzie




Author D.Selzer-McKenzie
Die aktuelle Rohstoffschwäche beschäftigt die Börsianer — ob Industrie¬metalle, Edelmetalle oder der Energiesektor, seit Jahresbeginn hat das Gros der Rohstoffpreise nachgegeben. So stehen beispielsweise die Industriemetalle Kupfer und Aluminium gute 10 Prozent im Minus. Bei den Edelmetallen büßte Gold im ersten Halbjahr 2013 rund 17 Prozent seines Werts ein. Auch der Preis für Silber sank kontinuierlich und steht aktuell sogar mit knapp 28 Prozent in der Kreide.
Im Energiesektor wiesen die Rohölpreise der beiden wichtigsten Referenz-sorten Brent und WTI unterschiedliche Tendenzen auf. Während der Brent-ölpreis, ähnlich wie der Großteil vieler anderer Rohstoffe, gefallen ist, konnte sich der Preis für WTI gegen den allgemeinen Trend fallender Preise durchsetzen und seit Jahresbeginn um 4 Prozent zulegen. Zum Vergleich: Der Preis für Brent gab im gleichen Zeitraum rund 7 Prozent nach.
Die Folge: Die Preisdifferenz zwischen den beiden Rohölsorten Brent und WTI ist im Mai 2013 auf das niedrigste Niveau seit 2011 gesunken. Anfang März betrug der Preisabstand noch mehr als 20 US-Dollar je Barrel. Mittler¬weile ist die Differenz jedoch auf 8 US-Dollar zusammengeschrumpft.
Doch wie geht es weiter? Wird die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weiter abnehmen? Fundamentale Hintergründe zu den Entwicklungen der vergangenen Monate sowie einen Überblick über die aktuellen Tendenzen am internationalen Rohölmarkt geben Ihnen die Experten aus der Rohstoff¬analyse im Folgenden. Des Weiteren geben Ihnen unsere Produktexperten interessante Investitionsmöglichkeiten an die Hand, mit denen Sie an der Entwicklung des schwarzen Goldes partizipieren können.
Eine der bemerkenswertesten und überraschendsten Entwicklungen am Ölmarkt in diesem Jahr ist die schnelle Verringerung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI in den vergangenen Monaten. Anfang März betrug der Preisabstand zwischen den beiden wichtigsten Ölsorten noch mehr als 20 US-Dollar je Barrel. Mitte Mai schrumpfte die Differenz auf weni¬ger als 8 US-Dollar zusammen, was zuletzt im Januar 2011 der Fall war. Seither verharrt sie auf diesem Niveau (Grafik 1). Der größere Teil der Abnahme der Preisdifferenz war auf die Preisschwäche bei Brent zurückzuführen. Der Brentpreis hat zwischen Anfang März und Mitte Mai 7 Prozent verloren. Neben einer allgemeinen Schwäche bei den Industrierohstoffen — der LME-Industriemetallindex verlor im selben Zeitraum ebenfalls 5 Prozent — gibt es dafür auch brentspezifische Gründe. So hat sich das Nordsee-angebot in den vergangenen Monaten normalisiert. Nachdem es bei Brent-Öl monatelang zu produkti-onsbedingten Lieferverzögerungen gekommen war, gab es im Frühjahr zeitweilig sogar ein Überangebot
von Brent. Mit dazu beigetragen hat auch die Tatsa-che, dass die Nachfrage nach Nordseeöl geringer geworden ist, nachdem Südkorea Anfang April ein Steuerschlupfloch geschlossen hat. Dieses hatte den Kauf von Nordseeöl seitens südkoreanischer Abneh-mer nach dem Abschluss eines Freihandelsabkom-mens mit der EU ab Juli 2011 begünstigt. Hinzu kommt die zunehmende Konkurrenz für Brent-Öl durch qualitativ vergleichbares Rohöl aus Westafrika
um Abnehmer aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Denn die USA importieren aufgrund ihrer steigenden heimischen (Schiefer-)Ölproduktion deutlich weniger Rohöl aus Westafrika.
Die Abnahme der Preisdifferenz ging aber auch vom WTI-Preis aus. Dieser konnte gegen den allgemeinen Trend fallender Rohstoffpreise im besagten Zeitraum um 5 Prozent zulegen. Dies ist insofern bemerkens-wert, als die US-Rohöllagerbestände im Mai auf ein 32-Jahres-Hoch gestiegen sind und die US-Ölproduk-tion ein 21-Jahres-Hoch erreichte (Grafik 2). Dank neu geschaffener Transportkapazitäten ist es aller-dings möglich, das Überange-
bot im Mittleren Westen der

Zugang zum leichten Schieferöl aus dem Landesinne-ren erhalten, sinkt ihr Bedarf an Einfuhren aus dem atlantischen Becken, das heißt aus Westeuropa oder Westafrika. Dies wiederum drückt gleichzeitig auch den Brentölpreis.
Ohne neue US-Pipelinekapazitäten ist eine weitere Verringerung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI nur schwer zu rechtfertigen. Die Transportkos¬ten von (Schiefer-)Öl im Mittleren Westen der USA über die Schiene betragen mehr als 12 US-Dollar je Barrel an die US-Golfküste und 15 US-Dollar je Barrel an die US-Ostküste. Wenn man die derzeitige Preis-
differenz zwischen Light
Louisiana Sweet (LLS) als



gegangen. Hier kommt vor
allem der Ausbau der Schie-
nentransportkapazitäten zum Tragen. Laut US-Eisen¬bahnverband wurden zwischen Jahresbeginn und Mitte Mai gut 50 Prozent mehr Rohöl und Ölprodukte über die Schiene transportiert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (Grafik 3). Der gesamte Güter¬transport über die Schiene ist im selben Zeitraum nur um knapp 1 Prozent gestiegen. Über die Schiene ist es möglich, das überschüssige Schieferöl vom Mittle¬ren Westen der USA nicht nur zu den Raffinerien an der US-Golfküste, sondern auch an die US-Ostküste und in den Osten Kanadas zu transportieren. Insbe¬sondere die Raffinerien an der US-Ostküste und im Osten Kanadas bevorzugen bei der Verarbeitung leichtes Öl. In dem Maße, wie diese Raffinerien

Dies gilt angesichts der
aktuellen Preisdifferenz zwischen LLS und WTI erst recht für den Transport von Cushing an die US-Golfküste und in Anbetracht der gegenwärtigen Preisdifferenz zwischen Brent-und Bakken-Öl auch für den Transport von Schieferöl an die US-Ostküste. Die Arbitragemöglichkeiten wa¬ren in den vergangenen Monaten ein treibender Fak¬tor für die Abnahme der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI. Der Rückgang des Transports über die Schiene seit Anfang Mai kann bereits ein Indiz dafür sein, dass die Arbitrage zurückgeht. Wir gehen daher nicht davon aus, dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI vor der Inbetriebnahme neuer Pipelinekapazitäten noch weiter verringern wird.

Die US-Pipelinekapazitäten werden in den kommen-den Monaten kontinuierlich steigen und damit mittel-fristig für hinreichend Entlastung sorgen. Zu nennen ist die umgekehrte Longhorn-Pipeline, durch welche seit Mitte April Rohöl vom Permian Basin in Texas an die Golfküste abfließen kann und nicht mehr wie bislang nach Cushing. Die Kapazität dieser Pipeline soll in den Sommermonaten um 150.000 Barrel pro Tag steigen, was ausreichen dürfte, um den Anstieg der Ölproduktion im Mittleren Westen auszugleichen und einen Anstieg der Cushing-Bestände zu verhin-dern. Mit der erwarteten Inbe-
triebnahme der südlichen Key

Krisenherde gibt: So ist die Sicherheitslage in Libyen nach wie vor sehr angespannt. Auch in Nigeria, wo die Sicherheitskräfte im Norden mit Islamisten und zunehmender Gewalt im Süden zu kämpfen haben, besteht weiterhin das latente Risiko von Angebots-ausfällen. Nicht zu vergessen sind auch der anhalten-de Bürgerkrieg in Syrien, welcher durch die Ankün-digung der USA, Waffen an die Rebellen zu liefern, nochmals an Schärfe gewonnen hat, die Proteste in der Türkei und der weiterhin schwelende Streit um das iranische Atomprogramm. Jederzeit kann es in
diesen Konfliktregionen zu
         einer erneuten Eskalation



im vierten Quartal wieder voll
ausgelastet werden kann. Eine wichtige Rolle hierbei spielt die inzwischen erfolgte Umkehrung der Ho-Ho-Pipeline. Durch diese können täglich bis zu 300.000 Barrel Rohöl von Houston nach Houma in Louisiana transportiert werden. Ab Herbst ist somit ein spürba¬rer Rückgang der Cushing-Vorräte zu erwarten. Die Preisdifferenz sollte daher bis zum Jahresende auf 5 US-Dollar je Barrel schrumpfen. Die Transportkos¬ten via Pipeline betragen 2 bis 4 US-Dollar je Barrel. Auf dieses Niveau dürfte die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI im kommenden Jahr fallen.
Die Einengung wird allerdings nicht durch einen fallenden Brentölpreis erfolgen, sondern durch einen steigenden WTI-Preis. Wir sind der Ansicht, dass die Lage am Ölmarkt von den meisten Marktbeobach-tern derzeit als zu entspannt eingeschätzt wird. Die Angebotsrisiken sind mittlerweile weitgehend aus-gepreist worden, obwohl es weiterhin zahlreiche

Abwärtstrend, weil die großen Felder ihr Fördermaximum überschritten haben (Gra-fik 5). Nach dem massiven Rückgang um 9 Prozent bzw. 310.000 Barrel pro Tag im vergangenen Jahr rechnet die IEA auch im laufenden Jahr mit einem Minus von knapp 7 Prozent. Die IEA erwartet in die-sem Sommer überdurchschnittliche Produktionsaus-fälle aufgrund von Wartungsarbeiten in den größeren Ölfeldern der Nordsee, welche das Brentangebot zumindest vorübergehend zusätzlich spürbar verrin-gern werden. Hinzu kommt, dass Südkorea die Ein-fuhr von Nordseeöl durch die teilweise Rückerstat-tung der Transportkosten wieder attraktiver machen will, um die Abhängigkeit von Öl aus dem Nahen Osten zu reduzieren. Die sowohl saison- als auch konjunkturell bedingte Belebung der Ölnachfrage wird im zweiten Halbjahr zu einer Einengung der Marktbilanz führen. Der Brentölpreis dürfte daher im Jahresverlauf steigen und im Jahresschlussquartal bei 110 US-Dollar je Barrel notieren.



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