Dienstag, 2. Juli 2013

Platin und Palladium Trading von Selzer-McKenzie SelMcKenzie


Platin und Palladium Trading von Selzer-McKenzie SelMcKenzie


Author D.Selzer-McKenzie
Im letzten Jahr sind sowohl der globale Platin- als auch der globale Palladiummarkt in ein Angebotsdefizit gerutscht. Verantwortlich hierfür war ein geringeres Angebot aus Südafrika und Russland. Palladium profitierte darüber hinaus von einer starken Nach¬frage aus der Automobilindustrie, bei Platin stach die Schmucknachfrage positiv hervor. Für 2013 sehe ich keine grundlegenden Änderungen, sodass die Preise mittelfristig betrachtet steigen dürften.
Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, hatte Mitte Mai seinen aktuellen Halbjah¬resbericht zur Lage an den globalen Pla¬tin- und Palladiummärkten veröffentlicht. Wir fassen im Fol-
genden die wesentli-
chen Aussagen von Johnson Matthey zusammen.
Der globale Platin¬markt wies im letzten
Jahr ein Angebotsde-
fizit von 375.000 Unzen auf, nachdem das Angebot die Nachfrage im Vorjahr noch um 450.000 Unzen überstieg. Das Defizit kam in erster Linie durch einen beispiello¬sen Rückgang der südafrikanischen Pla¬tinproduktion zustande. Durch lang an¬dauernde Streiks, sicherheitsbedingte Produktionsausfälle und Minenschließun¬gen haben die südafrikanischen Platinher¬steller 2012 mindestens 750.000 Unzen an Produktion »verloren«. Im Vergleich zum Vorjahr ging die lokale Produktion um 15,7 Prozent auf 4,10 Millionen Unzen zurück. Dadurch fiel die globale Platin¬produktion auf ein 12-Jahres-Tief von 5,64 Millionen Unzen (Grafik 1). Trotz der hohen Verluste blieb der Marktanteil Süd¬afrikas bei über 70 Prozent, was die Ab¬hängigkeit der Verbraucher von Südafrika unterstreicht. Das Angebot an wiederge-wonnenem Platin lag mit 2,03 Millionen Unzen fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Ein Minus bei Autokatalysato-ren wurde durch die vermehrte Verfüg-barkeit von Altschmuck ausgeglichen.

Die Platinnachfrage zeigte sich auf Brutto¬basis (ohne Recycling) mit 8,05 Millionen Unzen im Vorjahresvergleich weitgehend unverändert. In den einzelnen Nachfrage¬komponenten waren allerdings große
Unterschiede zu
          beobachten (Gra-
fik 2). Bei den Auto¬katalysatoren wurde ein deutlicher Rück¬gang der Nachfrage in Europa durch eine höhere Fahrzeugpro-
duktion in Japan und anderen asiatischen Ländern sowie durch eine vermehrte Lkw-Herstellung in Nord¬amerika wettgemacht. Insgesamt stieg die Platinnachfrage aus der Automobilindus¬trie moderat um 1,7 Prozent auf 3,24 Millionen Unzen. Mit einem Anteil von 40 Prozent stellte sie nach wie vor die wich¬tigste Determinante dar. Einen mit 12,3 Prozent besonders starken Zuwachs ver¬zeichnete die Schmucknachfrage. Haupt¬sächlich getrieben durch China erreichte diese mit 2,78 Millionen Unzen den zweit¬höchsten Wert überhaupt. Im Reich der Mitte wurden im vergangenen Jahr viele neue Schmuckläden eröffnet und die Schmuckhersteller haben die niedrigen Preise zum Lageraufbau genutzt. Der teilweise hohe Preisabschlag von Platin zu Gold, der fast das gesamte Jahr über zu beobachten war, trug ebenfalls zur höhe-ren Schmucknachfrage bei. Dagegen gab die industrielle Nachfrage außerhalb des Automobilsektors deutlich um 20,5 Pro-zent auf 1,57 Millionen Unzen nach. Dies war hauptsächlich der Schwäche in der

Glas- und Elektronikindustrie geschuldet. Die Investmentnachfrage blieb mit 455.000 Unzen nahezu konstant.
Für das laufende Jahr geht Johnson Matthey nicht davon aus, dass die südafri¬kanischen Platinproduzenten ihre Produk¬tionsverluste aus dem Vorjahr aufholen können. Durch den gravierenden Kosten¬druck — vor allem stark steigende Lohn-und Energiekosten — könnte es in diesem Jahr zu umfangreichen Kapazitätsstillle¬gungen kommen. Aufgrund einer modera¬ten Ausweitung des Angebots in anderen Regionen dürfte das globale Platinange¬bot 2013 dennoch etwas über dem Niveau von 2012 liegen. Nachfrageseitig erwartet Johnson Matthey unter dem Strich keine Erholung seitens der Automobilindustrie und die Schmucknachfrage könnte nach dem starken letzten Jahr nun etwas schwächer ausfallen. Dagegen soll sich die industrielle Nachfrage außerhalb des Automobilsektors merklich erholen, so-dass sich insgesamt betrachtet aus funda-mentaler Sicht das Angebot und die soge-nannte Fabrikationsnachfrage in etwa die Waage halten dürften. Johnson Matthey erwartet dennoch ein moderates Ange-botsdefizit am globalen Platinmarkt, falls die Investmentnachfrage auch in diesem Jahr zulegen sollte. Stark beeinflusst durch die Einführung des ersten physisch hinterlegten Platin-ETF in Südafrika Ende April haben die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs zusammengenommen seit Jahresbeginn Zuflüsse von rund 515.000 Unzen verzeichnet (Grafik 3). Sollte es hier im weiteren Jahresverlauf nicht zu
merklichen Abflüssen kommen, dürfte das Angebotsdefizit unseres Erachtens sogar höher als im letzten Jahr ausfallen.
Angebots- und nachfrageseitig bedingt rutschte der globale Palladiummarkt 2012 in ein Angebotsdefizit von 1,07 Millionen Unzen, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Überschuss von 1,19 Millionen Unzen registriert wurde (Grafik 4). Das glo¬bale Palladiumange-bot fiel im Vergleich zum Vorjahr um 11,1 Prozent auf 6,55 Millionen Un¬zen, den tiefsten Wert seit dem Jahr
2003. Hauptverantwortlich hierfür waren deutlich geringere Verkäufe russischer Staatsreserven, die auf nur noch 250.000 Unzen beziffert wurden. Dies waren 525.000 Unzen weniger als im Vorjahr. Johnson Matthey geht davon aus, dass die russischen Staatsreserven, welche in den letzten Jahren mehr als 10 Prozent des globalen Palladiumangebots stellten, nahezu erschöpft sind. Auch die Minen-produktion in Russland, dem mit einem Marktanteil von 44 Prozent größten Palla-diumanbieter, ging im letzten Jahr zurück. In Südafrika, dem weltweit zweitgrößten Palladiumproduzenten, wurde aufgrund der Streiks in der lokalen Minenindustrie 9,0 Prozent weniger Palladium produziert. Zusammen standen Russland und Südafri¬ka 2012 für fast 80 Prozent des globalen Palladiumangebots. Mit 2,28 Millionen Unzen lag das Angebot an wiedergewon-
Grafik 4: Palladiummarkt 2012 mit hohem Angebotsdefizit

nenem Palladium leicht unter dem Niveau des Vorjahres.
Angetrieben durch die Automobilindustrie ist die gesamte Palladiumnachfrage auf Bruttobasis (ohne Recycling) im Vorjah¬resvergleich um 15,6 Prozent auf ein Re¬kordhoch von 9,90 Millionen Unzen ge¬stiegen. Zur Produktion von Autokatalysa-
toren wurde im letzten
          Jahr eine Rekordmenge
von 6,62 Millionen Unzen Palladium nach¬gefragt, was einem Anstieg um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser wur-
de gleich durch mehre¬re Aspekte getragen: 1. eine Ausweitung der Produktion in China, 2. eine Erholung der Produktion in Japan nach dem Tsuna-mi im Jahr 2011, 3. das Ersetzen der al¬ternden Fahrzeugflotte in den USA, 4. die verstärkte Nutzung von
Palladium in Dieselkata
lysatoren in Europa. Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent blieb der Automobilsektor damit die bestimmende Nach¬fragedeterminante (Grafik 5). Die industri-
elle Nachfrage außerhalb der Automobil-industrie ging um 4,1 Prozent auf 2,37 Millionen Unzen zurück, was in erster Linie der Elektronikindustrie geschuldet war. Die Schmucknachfrage war ebenfalls weiter rückläufig und lag mit 445.000 Unzen nicht einmal mehr halb so hoch
Grafik 5: Palladium — Automobilindustrie bleibt bestimmende Nachfragekomponente
Anteil an Gesamtnachfrage
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

wie noch vor vier Jahren. Dagegen kehrte die Investmentnachfrage dank hoher ETF-Zuflüsse mit 470.000 Unzen wieder klar in den positiven Bereich zurück. 2011 wurden durch die Anleger per saldo noch 565.000 Unzen dem Markt zugeführt. Der Großteil des Angebotsdefizits lässt sich somit durch den Swing bei der Invest-mentnachfrage erklären.
Für das laufende Jahr erwartet Johnson Matthey insbesondere aufgrund weiter abebbender Reserveverkäufe Russlands einen abermaligen Rückgang des glo¬balen Palladiumangebots. 2013 sollen weniger als die Hälfte der letztjährigen Volumina aus russischen Staatsbeständen veräußert werden. Dieser Rückgang kön¬ne auch nicht durch die Minenproduktion zum Beispiel in Russland, Südafrika oder Simbabwe aufgefangen werden, die stabil bleiben soll. Angeführt von der nach wie vor robusten Nachfrage aus der Automo-
bilindustrie soll die
          Gesamtnachfrage
auch in diesem Jahr weiter zulegen, aller-dings nicht mehr in dem Maße wie 2012. Denn die industrielle Nachfrage außerhalb
des Automobilsek-tors dürfte moderat und die Schmuck-nachfrage sogar weiter deutlich zurück-gehen. Aus fundamentaler Sicht erwartet Johnson Matthey für 2013 ein weiteres Jahr mit Angebotsdefizit. Dieses dürfte umso größer ausfallen, je höher die In-vestmentnachfrage ist. Die von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs verzeichneten seit Jahresbeginn bislang Zuflüsse von rund 356.000 Unzen.
Wir sehen bei Platin und vor allem bei Palladium teilweise deutliches Aufwärts-potenzial für die Preise. Während bei Platin vieles von der Investmentnachfrage abhängt, scheint das Angebotsdefizit bei Palladium struktureller Natur zu sein. Die bislang in diesem Jahr zu beobachtende robuste Investmentnachfrage dürfte die ohnehin schon angespannte Marktlage noch verschärfen. Ende des Jahres erwar-ten wir einen Platinpreis von 1.700 US-Dollar je Feinunze. Palladium sollte dann bei 800 US-Dollar je Feinunze notieren.


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