Bei Aktien braucht es globale Perspektive
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/t6CBKppFhC4
Nach sieben Jahren Bullenmarkt könnte sich die Dynamik an
den Aktienmärkten 2016 insgesamt etwas abschwächen. Einzelne Regionen und
Branchen bieten aber weiterhin interessante Rendite-aussichten. Für Anleger
wird es dadurch zunehmend wichtiger, ihren Anlagehorizont zu erweitern.
S
eit dem Jahr 2009 kannten die meisten Aktienmärkte
tendenziell nur eine Rich¬tung: aufwärts. Mit den Kurskorrekturen vom
vergangenen Sommer wurde dieser Trend durchbrochen. Für eine nachhaltige
Trendwende nach unten gibt es derzeit jedoch kaum Argumente: Klassischerweise
„drehen" Aktienmärkte sechs bis neun Monate vor einer Rezession. Von einer
solchen ist derzeit aber weder für 2016 noch für 2017 auszugehen. Aktien
dürften daher im kommenden Jahr ein interessantes Ba-sisinvestment bleiben.
Insgesamt könnte sich die Dynamik da-bei etwas abschwä¬chen.
Grund dafür
sind zum einen die
moderaten Gewinnerwartungen der Unterneh-men: In den meisten
Märkten liegen sie für 2016 im einstelligen Bereich (siehe Grafik). Für den
globalen Aktienindex MSCI World rechnen die Analysten mit einem Gewinnplus von
7,6 Prozent. Zum anderen dürfte es im Unter¬schied zu den vergangenen Jahren
nicht zu ei¬ner größeren Ausweitung der Bewertungen kommen. Die Deutsche Bank
erwartet stabile
Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) mit leichtem
Aufwärtspotenzial in den USA und China. Das alles spricht für ein interessantes
Performance-
potenzial bei Aktien, wozu Ausschüttungen ei-
nen relevanten Teil beitragen dürften. Entspre-
chend sollten Anleger die Dividendenpolitik
der Unternehmen bei ihren Investmentent-
scheidungen berücksichtigen.
2016 dürften sich statt einzelner klarer Favo-riten eine
Reihe von Regionen und Branchen anbieten. Dabei betrachten wir entwickelte
Länder insgesamt aussichtsreicher als Schwel¬lenländer und erwarten nach
starkem Jahres¬beginn für zyklische Werte — IT, Finanzen, zyklischer Konsum —
im weiteren Jahresverlauf eine Trendumkehr und damit verbunden die Stärkung defensiver
Titel aus den Bereichen Gesundheit und Basiskonsum.
Europas Vielfalt birgt interessante Investmentmöglichkeiten
In der Eurozone liegen die real erzielten
Unter-nehmensgewinne je Aktie 2015 bereits im drit-
ten Jahr in Folge unter ihrem 30-Jahres-Trend. Derzeit
rechnen die Analysten der Deutschen Bank im europaweit breit aufgestellten
Stoxx 600 mit einem Gewinnplus von 9 Prozent für 2016. Insbesondere bei den
Unternehmen aus der Eurozone scheint Aufhol- und positives
Überraschungspotenzial zu bestehen — unter anderem aufgrund ihrer
Absatzperspektiven. Das gilt auch für den DAX, dessen Gewinnpo¬tenzial derzeit
durch den Sonderfall VW allerdings stark ver¬zerrt ist (siehe Grafik). Bei
Geschäften au-ßerhalb der Eurozone dürften die Unter¬nehmen weiter vom
schwachen Euro pro¬fitieren, im innereuro-päischen Handel von einem starken
Binnenkonsum und einem An¬ziehen der Ausrüstungsinvestitionen, etwa für Fuhr-
und Maschinenparks. Letztere wurden in den vergangenen Jahren vernachlässigt
und lassen sich nun oft nicht weiter aufschieben.
Weniger aussichtsreich erscheint wegen
seiner starken Rohstoffgewichtung zunächst der britische
Aktienmarkt. Bei näherer Betrach-
tung erweist er sich jedoch als interessante Er-
gänzungsmöglichkeit: Der britische Leitindex
FTSE 100 gilt aufgrund seiner internationalen Verflechtungen
als der globalste aller Länder-
leitindizes. Anleger können mit ihm alternative
Sektoren und Einflussfaktoren sowie eine an¬dere Währung in
ihr Depot integrieren.
Ähnliches gilt für den Schweizer Aktien¬markt: Hier sind es
die defensiven Titel aus den
Branchen Pharma und Basiskonsum, die insbe-sondere im
zweiten Halbjahr 2016 für Anleger interessant werden könnten. Möglicherweise
wird der Franken noch leicht nachgeben, seine Verluste sollten sich jedoch in
Grenzen halten.
Japans Unternehmensreformen stützen Gewinnerwartungen
Der einzige bedeutende Aktienmarkt weltweit, für den die
Analysten mit zweistelligen Gewinn-steigerungen rechnen, ist Japan — hier wird
ein Plus von gut 10 Prozent erwartet. Verantwort¬lich für die auch
längerfristig guten Perspekti¬ven sind insbesondere die von der Regierung Abe
lancierten Reformen: Sie sollen die Unter-
Top-Übernahmen des Jahres 2015 gab es so viele
Großübernahmen wie nie: Mehr als 125 Zukäufe hatten jeweils ein Volumen von
mind. 5 Mrd. US-Dollar. Die größten Deals:
1. Pfizer 160 Mrd. $
„Viagra kauft Botox": Der US-Pharmariese Pfi-zer wird
durch den Kauf seines Konkurrenten Allergen zum größten Pharmakonzern der Welt.
Neben steuerlichen Erwägungen (Firmensitz wird Irland, wo Allergan seine
Zentrale hat) ist vor allem die Zusammenlegung der Forschungs¬abteilungen von
synergetischer Bedeutung.
2. AB InBev 107 Mrd. $
Anheuser-Busch InBev aus Belgien versorgt die Welt ab sofort
mit noch mehr Bier: Zu Bud-weiser, Corona oder Becks kommen jetzt noch Miller,
Pilsener Urquell oder Grolsch von SAB-Miller dazu. 2016 könnte damit jedes
dritte Bier weltweit aus den Braukesseln des mit Abstand größten globalen
Braukonzerns kommen.
3. Charter Com. 55 Mrd. $
Die Konsolidierung in der Branche setzt sich fort: Das
US-Medienunternehmen Charter Communications (Kabelnetze, Internet, Tele-fon)
wird durch den Kauf von Time Warner Ga¬ble zum zweitgrößten Kabelnetzbetreiber
der USA und reagiert damit auf die wachsende Kon¬kurrenz von Streaming-Diensten
wie Netflix.
Quelle: Deutsche Bank, Stand: 15. Dezember 2015
nehmensführung (Corporate Governance) ver-bessern und die
Konzerne dazu ermutigen, ihre enormen Bargeld-Bestände aktiv einzusetzen etwa
für Dividendenerhöhungen, Aktienrüc<-k abh="" beachten="" bedarf="" bei="" bereit.="" bernahmen.="" chinas="" d="" dass="" der="" die="" drohen:="" einen="" entwicklung="" es="" gegenwind="" geldpolitischen="" gilt="" handelt="" hrungs="" im="" ist.="" jahr="" japan="" japanische="" kaum="" kommenden="" konjunktur="" markt="" nahmen="" ngig="" nippons="" o:p="" oder="" rfte="" schaft="" scheint="" seite="" sich="" st="" stark="" tzungsma="" ufe="" um="" und="" unternehmen="" von="" w="" weiteren="" weltwirt="" zentralbank="" zu="" zyklischen="">-k>
China: Nicht unumstritten, aber mit guten Aussichten
Bereits 2015 von starken Schwankungen ge¬prägt war der
chinesische Aktienmarkt. Wenn-gleich er nicht zuletzt wegen dieser Volatilität
.inter Investoren umstritten ist, sieht die Deutsche Bank vor allem bei den in
Hongkong zehandelten H-Aktien mögliche Chancen. Ein -auptgrund dafür sind deren
interessante Be-...ertungen: Aktuell liegt das KGV bei 9,2 - und »mit
signifikant unter denen aller anderen be-7.e.J-tenden Aktienmärkte. Hier sehen
wir ent-::-.achendes Aufholpotenzial. Hinzu kommt e zum Jahresbeginn 2016 von
uns erwartete = -setzung der konjunkturellen Stabilisierung - Reich der Mitte,
die die Entwicklung der _ -7emehmensgewinne stützen sollte.
Rohstoffländer unter Druck, Indien mit langfristiger
Perspektive
- -E--.offländern
wie Brasilien oder Russland
e erwartete Stabilisierung der Rohstoff-
- m
Jahresverlauf 2016 eigentlich zu
:-.enzial an den dortigen Aktienmärkten - eventuelle Gewinne
dürften jedoch Kurzer Dauer sein. Denn mittel- und g scheinen die
innenpolitischen giceiten - etwa Korruption und man¬- 7:e- 3eformeifer - alle
positiven Marktent-_- :en aufzuzehren. Die hohen Rohstoff¬: e zer vergangenen
Jahre haben viele e Defizite einfach nur überdeckt. - -en nun immer deutlicher
zutage. - e- sieht sich derzeit mit bremseri-e _ _ . schen Konflikten
konfrontiert - 7.: aber einer der interessantes-
ten Aktienmärkte weltweit. Die Gründe dafür sind eine sehr
stabile Geldpolitik, mit der die In¬flation erfolgreich bekämpft wurde, das
deut¬lich verringerte Leistungsbilanzdefizit und ein vergleichsweise starker
Reformwille seitens der Regierungsparteien. Für Investoren mit et¬was Geduld
könnte Indien auch schon 2016 ein lohnenswertes Anlageziel sein.
US-Aktienmarkt: Keine großen Sprünge, aber relative
Stabilität
Der US-Aktienmarkt dürfte auch 2016 seinem Ruf als
vergleichsweise stabiles Basisinvest¬ment gerecht werden. Zum einen verfügen
viele US-Unternehmen über eine entspre¬chende Größe und Marktmacht, um hohe
Mar-
Japan bei Gewinnerwartungen vorn
Erwartetes Gewinnwachstum der Analysten (Konsensus) im Jahr
2016 für ausgewählte Indizes.
MSCI S&P Stoxx DAX Topix MSCI
World 500
600 EM
Quelle:
Deu*.sce BerK. Deze-- e• 2015
gen zu realisieren. Zum anderen sollte Corpo-rate America
von einer vergleichsweise guten konjunkturellen Lage und einem starken
Bin¬nenkonsum profitieren. Als Belastung für einige US-Unternehmen könnte sich
dagegen eine zu-nehmende US-Dollar-Stärke erweisen. Gleich¬zeitig macht diese
US-Papiere für ausländische Investoren aber auch interessanter.
toren, die eine breite Diversifizien2-:.- Portfolios
anstreben, ist der US-Akf e--z--•: zudem eine Möglichkeit, sich vielversprec-e-
de Sektoren wie Technologie oder Gesur
ins Portfolio zu holen - diese sind zum Be
im US-Leitindex S&P 500 deutlich stärker treten als in
anderen bedeutenden Märkten.
Aktienanleger sollten breit gestreut und flexibel
investieren
Insgesamt dürften die Aktienmärkte 2016 eini¬ge
Herausforderungen für Anleger bereithal¬ten: Ein Aufwärtstrend auf breiter
Front wie in vergangenen Jahren ist nicht zu erwarten. Gleichzeitig ist mit anhaltend
hohen Volatili-täten zu rechnen. Daher wird es noch stärker darauf ankommen,
chancenreiche Regionen und Sektoren zu identifizieren. Dafür ist es not¬wendig,
die Entwicklungen an den globalen Märkten früh zu erkennen und richtig
einzuord¬nen - gegebenenfalls gemeinsam mit einem ausgewiesenen
Kapitalmarktexperten. Dann kann auch 2016 für Aktienanleger ein erfolg-reiches
Jahr werden.
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