Montag, 21. Dezember 2015

Bei Aktien braucht es globale Perspektive


Bei Aktien braucht es globale Perspektive

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/t6CBKppFhC4

Nach sieben Jahren Bullenmarkt könnte sich die Dynamik an den Aktienmärkten 2016 insgesamt etwas abschwächen. Einzelne Regionen und Branchen bieten aber weiterhin interessante Rendite-aussichten. Für Anleger wird es dadurch zunehmend wichtiger, ihren Anlagehorizont zu erweitern.

 

S

eit dem Jahr 2009 kannten die meisten Aktienmärkte tendenziell nur eine Rich¬tung: aufwärts. Mit den Kurskorrekturen vom vergangenen Sommer wurde dieser Trend durchbrochen. Für eine nachhaltige Trendwende nach unten gibt es derzeit jedoch kaum Argumente: Klassischerweise „drehen" Aktienmärkte sechs bis neun Monate vor einer Rezession. Von einer solchen ist derzeit aber weder für 2016 noch für 2017 auszugehen. Aktien dürften daher im kommenden Jahr ein interessantes Ba-sisinvestment bleiben.

Insgesamt könnte sich die Dynamik da-bei etwas abschwä¬chen. Grund dafür

sind zum einen die

moderaten Gewinnerwartungen der Unterneh-men: In den meisten Märkten liegen sie für 2016 im einstelligen Bereich (siehe Grafik). Für den globalen Aktienindex MSCI World rechnen die Analysten mit einem Gewinnplus von 7,6 Prozent. Zum anderen dürfte es im Unter¬schied zu den vergangenen Jahren nicht zu ei¬ner größeren Ausweitung der Bewertungen kommen. Die Deutsche Bank erwartet stabile

Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) mit leichtem Aufwärtspotenzial in den USA und China. Das alles spricht für ein interessantes Performance-

potenzial bei Aktien, wozu Ausschüttungen ei-

nen relevanten Teil beitragen dürften. Entspre-

chend sollten Anleger die Dividendenpolitik

der Unternehmen bei ihren Investmentent-

scheidungen berücksichtigen.

2016 dürften sich statt einzelner klarer Favo-riten eine Reihe von Regionen und Branchen anbieten. Dabei betrachten wir entwickelte Länder insgesamt aussichtsreicher als Schwel¬lenländer und erwarten nach starkem Jahres¬beginn für zyklische Werte — IT, Finanzen, zyklischer Konsum — im weiteren Jahresverlauf eine Trendumkehr und damit verbunden die Stärkung defensiver Titel aus den Bereichen Gesundheit und Basiskonsum.

Europas Vielfalt birgt interessante Investmentmöglichkeiten

In der Eurozone liegen die real erzielten Unter-nehmensgewinne je Aktie 2015 bereits im drit-

 

ten Jahr in Folge unter ihrem 30-Jahres-Trend. Derzeit rechnen die Analysten der Deutschen Bank im europaweit breit aufgestellten Stoxx 600 mit einem Gewinnplus von 9 Prozent für 2016. Insbesondere bei den Unternehmen aus der Eurozone scheint Aufhol- und positives Überraschungspotenzial zu bestehen — unter anderem aufgrund ihrer Absatzperspektiven. Das gilt auch für den DAX, dessen Gewinnpo¬tenzial derzeit durch den Sonderfall VW allerdings stark ver¬zerrt ist (siehe Grafik). Bei Geschäften au-ßerhalb der Eurozone dürften die Unter¬nehmen weiter vom schwachen Euro pro¬fitieren, im innereuro-päischen Handel von einem starken Binnenkonsum und einem An¬ziehen der Ausrüstungsinvestitionen, etwa für Fuhr- und Maschinenparks. Letztere wurden in den vergangenen Jahren vernachlässigt und lassen sich nun oft nicht weiter aufschieben.

Weniger aussichtsreich erscheint wegen

seiner starken Rohstoffgewichtung zunächst der britische Aktienmarkt. Bei näherer Betrach-

tung erweist er sich jedoch als interessante Er-

gänzungsmöglichkeit: Der britische Leitindex

FTSE 100 gilt aufgrund seiner internationalen Verflechtungen als der globalste aller Länder-

leitindizes. Anleger können mit ihm alternative

Sektoren und Einflussfaktoren sowie eine an¬dere Währung in ihr Depot integrieren.

Ähnliches gilt für den Schweizer Aktien¬markt: Hier sind es die defensiven Titel aus den

Branchen Pharma und Basiskonsum, die insbe-sondere im zweiten Halbjahr 2016 für Anleger interessant werden könnten. Möglicherweise wird der Franken noch leicht nachgeben, seine Verluste sollten sich jedoch in Grenzen halten.

Japans Unternehmensreformen stützen Gewinnerwartungen

Der einzige bedeutende Aktienmarkt weltweit, für den die Analysten mit zweistelligen Gewinn-steigerungen rechnen, ist Japan — hier wird ein Plus von gut 10 Prozent erwartet. Verantwort¬lich für die auch längerfristig guten Perspekti¬ven sind insbesondere die von der Regierung Abe lancierten Reformen: Sie sollen die Unter-

 

Top-Übernahmen des Jahres 2015 gab es so viele Großübernahmen wie nie: Mehr als 125 Zukäufe hatten jeweils ein Volumen von mind. 5 Mrd. US-Dollar. Die größten Deals:

1.        Pfizer 160 Mrd. $

„Viagra kauft Botox": Der US-Pharmariese Pfi-zer wird durch den Kauf seines Konkurrenten Allergen zum größten Pharmakonzern der Welt. Neben steuerlichen Erwägungen (Firmensitz wird Irland, wo Allergan seine Zentrale hat) ist vor allem die Zusammenlegung der Forschungs¬abteilungen von synergetischer Bedeutung.

2.        AB InBev      107 Mrd. $

Anheuser-Busch InBev aus Belgien versorgt die Welt ab sofort mit noch mehr Bier: Zu Bud-weiser, Corona oder Becks kommen jetzt noch Miller, Pilsener Urquell oder Grolsch von SAB-Miller dazu. 2016 könnte damit jedes dritte Bier weltweit aus den Braukesseln des mit Abstand größten globalen Braukonzerns kommen.

3.        Charter Com.         55 Mrd. $

Die Konsolidierung in der Branche setzt sich fort: Das US-Medienunternehmen Charter Communications (Kabelnetze, Internet, Tele-fon) wird durch den Kauf von Time Warner Ga¬ble zum zweitgrößten Kabelnetzbetreiber der USA und reagiert damit auf die wachsende Kon¬kurrenz von Streaming-Diensten wie Netflix.

Quelle: Deutsche Bank, Stand: 15. Dezember 2015

nehmensführung (Corporate Governance) ver-bessern und die Konzerne dazu ermutigen, ihre enormen Bargeld-Bestände aktiv einzusetzen etwa für Dividendenerhöhungen, Aktienrüc<-k abh="" beachten="" bedarf="" bei="" bereit.="" bernahmen.="" chinas="" d="" dass="" der="" die="" drohen:="" einen="" entwicklung="" es="" gegenwind="" geldpolitischen="" gilt="" handelt="" hrungs="" im="" ist.="" jahr="" japan="" japanische="" kaum="" kommenden="" konjunktur="" markt="" nahmen="" ngig="" nippons="" o:p="" oder="" rfte="" schaft="" scheint="" seite="" sich="" st="" stark="" tzungsma="" ufe="" um="" und="" unternehmen="" von="" w="" weiteren="" weltwirt="" zentralbank="" zu="" zyklischen="">

China: Nicht unumstritten, aber mit guten Aussichten

Bereits 2015 von starken Schwankungen ge¬prägt war der chinesische Aktienmarkt. Wenn-gleich er nicht zuletzt wegen dieser Volatilität .inter Investoren umstritten ist, sieht die Deutsche Bank vor allem bei den in Hongkong zehandelten H-Aktien mögliche Chancen. Ein -auptgrund dafür sind deren interessante Be-...ertungen: Aktuell liegt das KGV bei 9,2 - und »mit signifikant unter denen aller anderen be-7.e.J-tenden Aktienmärkte. Hier sehen wir ent-::-.achendes Aufholpotenzial. Hinzu kommt e zum Jahresbeginn 2016 von uns erwartete = -setzung der konjunkturellen Stabilisierung - Reich der Mitte, die die Entwicklung der _ -7emehmensgewinne stützen sollte.

Rohstoffländer unter Druck, Indien mit langfristiger Perspektive

-          -E--.offländern wie Brasilien oder Russland

e erwartete Stabilisierung der Rohstoff-

-          m Jahresverlauf 2016 eigentlich zu

:-.enzial an den dortigen Aktienmärkten - eventuelle Gewinne dürften jedoch Kurzer Dauer sein. Denn mittel- und g scheinen die innenpolitischen giceiten - etwa Korruption und man¬- 7:e- 3eformeifer - alle positiven Marktent-_- :en aufzuzehren. Die hohen Rohstoff¬: e zer vergangenen Jahre haben viele e Defizite einfach nur überdeckt. - -en nun immer deutlicher zutage. - e- sieht sich derzeit mit bremseri-e _ _ . schen Konflikten konfrontiert - 7.: aber einer der interessantes-

 

ten Aktienmärkte weltweit. Die Gründe dafür sind eine sehr stabile Geldpolitik, mit der die In¬flation erfolgreich bekämpft wurde, das deut¬lich verringerte Leistungsbilanzdefizit und ein vergleichsweise starker Reformwille seitens der Regierungsparteien. Für Investoren mit et¬was Geduld könnte Indien auch schon 2016 ein lohnenswertes Anlageziel sein.

US-Aktienmarkt: Keine großen Sprünge, aber relative Stabilität

Der US-Aktienmarkt dürfte auch 2016 seinem Ruf als vergleichsweise stabiles Basisinvest¬ment gerecht werden. Zum einen verfügen viele US-Unternehmen über eine entspre¬chende Größe und Marktmacht, um hohe Mar-

Japan bei Gewinnerwartungen vorn

Erwartetes Gewinnwachstum der Analysten (Konsensus) im Jahr 2016 für ausgewählte Indizes.

 

MSCI S&P Stoxx DAX Topix MSCI

            World 500 600      EM

            Quelle: Deu*.sce BerK.  Deze-- e• 2015

 

gen zu realisieren. Zum anderen sollte Corpo-rate America von einer vergleichsweise guten konjunkturellen Lage und einem starken Bin¬nenkonsum profitieren. Als Belastung für einige US-Unternehmen könnte sich dagegen eine zu-nehmende US-Dollar-Stärke erweisen. Gleich¬zeitig macht diese US-Papiere für ausländische Investoren aber auch interessanter.

toren, die eine breite Diversifizien2-:.- Portfolios anstreben, ist der US-Akf e--z--•: zudem eine Möglichkeit, sich vielversprec-e- de Sektoren wie Technologie oder Gesur

ins Portfolio zu holen - diese sind zum Be

im US-Leitindex S&P 500 deutlich stärker treten als in anderen bedeutenden Märkten.

Aktienanleger sollten breit gestreut und flexibel investieren

Insgesamt dürften die Aktienmärkte 2016 eini¬ge Herausforderungen für Anleger bereithal¬ten: Ein Aufwärtstrend auf breiter Front wie in vergangenen Jahren ist nicht zu erwarten. Gleichzeitig ist mit anhaltend hohen Volatili-täten zu rechnen. Daher wird es noch stärker darauf ankommen, chancenreiche Regionen und Sektoren zu identifizieren. Dafür ist es not¬wendig, die Entwicklungen an den globalen Märkten früh zu erkennen und richtig einzuord¬nen - gegebenenfalls gemeinsam mit einem ausgewiesenen Kapitalmarktexperten. Dann kann auch 2016 für Aktienanleger ein erfolg-reiches Jahr werden.

 

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