Sell On Good News
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/4jBLggy3I-4
Manchmal reagieren die Kurse auf positive Nachrichten
anders, als man denkt— indem sie fallen. Dieser Artikel stellt eine Methode
vor, wie sich der Effekt im Trading ausnutzen lässt.
Es las sich eigentlich alles wunderbar, als Daimler am 23.
Juli 2015 die Zahlen fürs zweite Quartal (und damit für das erste Halbjahr)
bekanntgab. „Daimler setzt profitablen Wachstumskurs fort. [...] In allen
anderen automobilen Geschäftsfeldern stehen wir kurz vor Erreichung unserer
Renditeansprüche." Das waren Teile der zusammenfas¬senden Titelzeilen, die
auch heute noch über die Unter¬nehmens-Webseite nachgelesen werden können.
Darunter dann die Auflistung der wichtigsten Zahlen:
• Konzernabsatz
im zweiten Quartal mit 714.800 Ein¬heiten (plus 14 Prozent) deutlich über
Vorjahresniveau
• Umsatzanstieg
auf 37,5 Milliarden Euro (plus 19 Prozent)
• Konzern-EBIT
in Höhe von 3,7 Milliarden Euro (plus 20 Prozent)
• Für
Gesamtjahr 2015 deutlicher Anstieg bei Absatz und Umsatz erwartet.
• Konzern-EBIT
aus dem laufenden Geschäft deutlich über dem Niveau des Vorjahres erwartet.
Wie kaum anders zu erwarten, waren die Börsianer zur
Eröffnung des Handels am 23. Juli begeistert. Der Markt hatte sicherlich ein
gutes Ergebnis eingepreist, aber scheinbar wurden die Erwartungen nochmals
übertroffen. Die Aktie eröffnete den Handel mit einer
Auf¬wärts-Kurslücke (Gap) von rund 2,5 Prozent gegenüber dem
Vortages-Schlusskurs.
Das war allerdings gleichzeitig der höchste Kurs, den die
Aktie bis heute erreicht hat. Nach der Eröffnung ging es für drei Tage abwärts,
bevor es zu einer moderaten Erho¬lung kam. Anschließend gab die Aktie im Zuge
der allge¬meinen Marktturbulenzen im August deutlich nach.
Interessant für Trader war insbesondere die Reaktion auf die
Quartalszahlen. Eine klar positive Überraschung, erkennbar am deutlich höheren
Eröffnungskurs, wurde anschließend massiv abverkauft. Dieser Effekt ist kein
Ein¬zelfall und wird in der Händlersprache als „Sell On Good News" bezeichnet
—Verkaufen bei guten Nachrichten.
Ursachen des Effekts
Bevor man als Trader darüber nachdenkt, ob es möglich ist,
von diesem Effekt zu profitieren, sollte man zunächst nach Erklärungen suchen.
Denn nur dann, wenn es gute Gründe für eine große Gruppe an Marktteilnehmern
gibt, systematisch bei guten Nachrichten zu verkaufen, lässt sich auch ein
Handelsansatz entwickeln, der reprodu¬zierbar ist. Das soll heißen, dass das
Trading Setup keineEintagsfliege sein soll, bei der man
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zufällig Glück hat, sondern eine wie-
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derholbare Strategie, die sich immer -1$3i
wieder anwenden lässt und die auf 4-
lange Sicht einen positiven Erwar¬tungswert besitzt.
Die schlüssigste Erklärung für den Sell-On-Good-News-Effekt
sind institutionelle Marktteilnehmer, die sich von größeren Aktienpaketen
trennen möchten. An „normalen" Handelstagen ist das mitunter gar nicht so
einfach, da eventuell kein
ausreichendes Handelsvolumen
gegeben ist, um in überschaubarer Zeit zu verkaufen, ohne
dabei den Kurs durch das eigene Angebot an Aktien in den Keller zu treiben.
Daher muss oft scheibchenweise über län¬gere Zeit verkauft werden. Je nach¬dem,
wie sich die Märkte in dieser Zeit entwickeln, sind dann die entsprechenden
Ausführungskurse mal besser, mal schlechter.
Veröffentlicht ein Unternehmen nun gute Zahlen, las¬sen sich
gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schla¬gen. Es sind sowohl hervorragende
Verkaufskurse als auch ein überdurchschnittlich hohes Handelsvolumen zu
erwarten. So kann die Gelegenheit genutzt werden, schnell Teile des Portfolios
umzustrukturieren. Selbst dann, wenn der Portfoliomanager weiterhin von der
Aktie überzeugt ist, möchte er vielleicht einen Teil der Position zu guten
Kursen abbauen, um seine Gewich¬tungen anzupassen.
Keine Garantie
Es kann natürlich keine Garantie dafür geben, dass infolge
guter Nachrichten tatsächlich eine Verkaufswelle beginnt. erden extrem viel
besser als erwartete Zahlen veröf-e-:licht, kann es im Gegenteil sogar zu einem
mehrtä-:en Kursanstieg kommen, der zu einer Neubewertung '
-e mögliche Handelsstrategie stellt sich daher
• donde Frage:
Wie kann man erkennen, ob Sell s.a...s im Einzelfall in ausreichendem Umfang
H:76.07 L:75.96 -
86,00
85,00
18f
79,00
*23 12:00 24 12:00
27 12:00 28 12:00
stattfinden wird, damit es profitabel gehandelt werden kann?
Auch hier die ernüchternde Antwort: Sicher erken¬nen lässt sich das nicht.
Aber das muss nicht das Aus für die Strategie bedeuten. Wie
bei jedem Handelsansatz kann der Trader zusätzliche Kriterien definieren, die
ihm einen kleinen Wahrschein¬lichkeitsvorteil bringen. Setzt er diesen
konsequent über viele Trades um, sollte sich daraus eine attraktive Rendite
ergeben.
Zusätzliche Kriterien
Einfach Short-Hebelprodukte auf alle Aktien zu handeln, die
bessere Zahlen als erwartet veröffentlichen, ist keine besonders sinnvolle
Strategie. Nicht nur, dass es hier zu viele Fehl-Trades gäbe. Auch
dieTransaktionskosten wären insgesamt viel zu hoch.
Es müssen zusätzliche Kriterien definiert werden, um die
Qualität der Signale zu verbessern und die Anzahl an Trades zu verringern. Am
Ende muss es das Ziel sein, nur die besten Setups zu handeln. Nur so können
Trader es schaffen, eine Strategie erfolgreich umzusetzen.
Für die Sell-On-Good-News-Strategie werden folgende
Kriterien vorgeschlagen:
1. Anwendung nur bei Aktien, die sich in einem Abwärts¬trend
befinden: Es sollten im Chart zumindest ein klares, tieferes Hoch und tieferes
Tief erkennbar sein. Ein
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