Montag, 21. Dezember 2015

Sell On Good News


Sell On Good News

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/4jBLggy3I-4

Manchmal reagieren die Kurse auf positive Nachrichten anders, als man denkt— indem sie fallen. Dieser Artikel stellt eine Methode vor, wie sich der Effekt im Trading ausnutzen lässt.

 

Es las sich eigentlich alles wunderbar, als Daimler am 23. Juli 2015 die Zahlen fürs zweite Quartal (und damit für das erste Halbjahr) bekanntgab. „Daimler setzt profitablen Wachstumskurs fort. [...] In allen anderen automobilen Geschäftsfeldern stehen wir kurz vor Erreichung unserer Renditeansprüche." Das waren Teile der zusammenfas¬senden Titelzeilen, die auch heute noch über die Unter¬nehmens-Webseite nachgelesen werden können. Darunter dann die Auflistung der wichtigsten Zahlen:

         Konzernabsatz im zweiten Quartal mit 714.800 Ein¬heiten (plus 14 Prozent) deutlich über Vorjahresniveau

         Umsatzanstieg auf 37,5 Milliarden Euro (plus 19 Prozent)

         Konzern-EBIT in Höhe von 3,7 Milliarden Euro (plus 20 Prozent)

         Für Gesamtjahr 2015 deutlicher Anstieg bei Absatz und Umsatz erwartet.

         Konzern-EBIT aus dem laufenden Geschäft deutlich über dem Niveau des Vorjahres erwartet.

Wie kaum anders zu erwarten, waren die Börsianer zur Eröffnung des Handels am 23. Juli begeistert. Der Markt hatte sicherlich ein gutes Ergebnis eingepreist, aber scheinbar wurden die Erwartungen nochmals

 

übertroffen. Die Aktie eröffnete den Handel mit einer Auf¬wärts-Kurslücke (Gap) von rund 2,5 Prozent gegenüber dem Vortages-Schlusskurs.

Das war allerdings gleichzeitig der höchste Kurs, den die Aktie bis heute erreicht hat. Nach der Eröffnung ging es für drei Tage abwärts, bevor es zu einer moderaten Erho¬lung kam. Anschließend gab die Aktie im Zuge der allge¬meinen Marktturbulenzen im August deutlich nach.

Interessant für Trader war insbesondere die Reaktion auf die Quartalszahlen. Eine klar positive Überraschung, erkennbar am deutlich höheren Eröffnungskurs, wurde anschließend massiv abverkauft. Dieser Effekt ist kein Ein¬zelfall und wird in der Händlersprache als „Sell On Good News" bezeichnet —Verkaufen bei guten Nachrichten.

Ursachen des Effekts

Bevor man als Trader darüber nachdenkt, ob es möglich ist, von diesem Effekt zu profitieren, sollte man zunächst nach Erklärungen suchen. Denn nur dann, wenn es gute Gründe für eine große Gruppe an Marktteilnehmern gibt, systematisch bei guten Nachrichten zu verkaufen, lässt sich auch ein Handelsansatz entwickeln, der reprodu¬zierbar ist. Das soll heißen, dass das Trading Setup keineEintagsfliege sein soll, bei der man

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zufällig Glück hat, sondern eine wie-

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derholbare Strategie, die sich immer          -1$3i

wieder anwenden lässt und die auf  4-

lange Sicht einen positiven Erwar¬tungswert besitzt.

Die schlüssigste Erklärung für den Sell-On-Good-News-Effekt sind institutionelle Marktteilnehmer, die sich von größeren Aktienpaketen trennen möchten. An „normalen" Handelstagen ist das mitunter gar nicht so einfach, da eventuell kein

ausreichendes       Handelsvolumen

gegeben ist, um in überschaubarer Zeit zu verkaufen, ohne dabei den Kurs durch das eigene Angebot an Aktien in den Keller zu treiben. Daher muss oft scheibchenweise über län¬gere Zeit verkauft werden. Je nach¬dem, wie sich die Märkte in dieser Zeit entwickeln, sind dann die entsprechenden Ausführungskurse mal besser, mal schlechter.

Veröffentlicht ein Unternehmen nun gute Zahlen, las¬sen sich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schla¬gen. Es sind sowohl hervorragende Verkaufskurse als auch ein überdurchschnittlich hohes Handelsvolumen zu erwarten. So kann die Gelegenheit genutzt werden, schnell Teile des Portfolios umzustrukturieren. Selbst dann, wenn der Portfoliomanager weiterhin von der Aktie überzeugt ist, möchte er vielleicht einen Teil der Position zu guten Kursen abbauen, um seine Gewich¬tungen anzupassen.

Keine Garantie

Es kann natürlich keine Garantie dafür geben, dass infolge guter Nachrichten tatsächlich eine Verkaufswelle beginnt. erden extrem viel besser als erwartete Zahlen veröf-e-:licht, kann es im Gegenteil sogar zu einem mehrtä-:en Kursanstieg kommen, der zu einer Neubewertung '

-e mögliche Handelsstrategie stellt sich daher

         donde Frage: Wie kann man erkennen, ob Sell s.a...s im Einzelfall in ausreichendem Umfang

 

H:76.07 L:75.96    -

86,00

85,00

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79,00

*23 12:00    24 12:00 27 12:00            28 12:00

stattfinden wird, damit es profitabel gehandelt werden kann? Auch hier die ernüchternde Antwort: Sicher erken¬nen lässt sich das nicht.

Aber das muss nicht das Aus für die Strategie bedeuten. Wie bei jedem Handelsansatz kann der Trader zusätzliche Kriterien definieren, die ihm einen kleinen Wahrschein¬lichkeitsvorteil bringen. Setzt er diesen konsequent über viele Trades um, sollte sich daraus eine attraktive Rendite ergeben.

Zusätzliche Kriterien

Einfach Short-Hebelprodukte auf alle Aktien zu handeln, die bessere Zahlen als erwartet veröffentlichen, ist keine besonders sinnvolle Strategie. Nicht nur, dass es hier zu viele Fehl-Trades gäbe. Auch dieTransaktionskosten wären insgesamt viel zu hoch.

Es müssen zusätzliche Kriterien definiert werden, um die Qualität der Signale zu verbessern und die Anzahl an Trades zu verringern. Am Ende muss es das Ziel sein, nur die besten Setups zu handeln. Nur so können Trader es schaffen, eine Strategie erfolgreich umzusetzen.

Für die Sell-On-Good-News-Strategie werden folgende Kriterien vorgeschlagen:

1. Anwendung nur bei Aktien, die sich in einem Abwärts¬trend befinden: Es sollten im Chart zumindest ein klares, tieferes Hoch und tieferes Tief erkennbar sein. Ein

 

 

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