Montag, 28. Dezember 2015

Digitale Wirtschaft


Digitale Wirtschaft

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/RuegpQH3P-Q

Sony Pictures entwendet. Cyber-Attacken legen den französischen Sender TV5 Monde lahm. So oder ähnlich lauten immer häufiger die Schlagzeilen. In den vergangenen Jahren hat die Cyber-Kriminalität deutlich zugenommen. Allein im Jahr 2013 gab es pro Tag 117 330 Angriffe auf die IT-Sicherheit von Un¬ternehmen. Damit verdoppelte sich die Anzahl der Attacken im Vergleich zum Vorjahr auf 42,8 Millionen. Dies ergab die Untersuchung »Global State of Information Security Survey 2015« der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers.

Die Schäden der luK-Kriminalität sind immens. Im Jahr 2013 betrug der finanzielle Verlust weltweit bis zu 575 Milliarden Dollar (etwa 460 Mrd. Euro) —so die gemeinsame Studie des Center for Strategic and International Studies, des Sicherheitsanbieters McAfee und Intel Security. Besonders betroffen von der steigenden Internetkriminalität sind Firmen in hochindustrialisierten Ländern wie den USA, China und Deutschland. Allein in diesen Staaten summierte sich im Jahr 2013 der Schaden auf 200 Milliarden Dollar.

Welche Ausmaße die IT-Kriminalität in Deutschland mittler-

         .'elle hat, zeigt eine Studie des Bundesverbands Informa-

 

tionswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) aus dem Jahr 2015. Danach war etwa die Hälfte der befragten Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Opfer von digitaler Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Da¬tendiebstahl. Nach konservativen Berechnungen des Bitkom beläuft sich der entstandene Schaden für die gesamte deut¬sche Wirtschaft auf etwa 51 Milliarden Euro pro Jahr. Aber nicht nur die finanziellen Verluste belasten die betroffenen Unternehmen. Die Firmen erleiden auch Imageschäden und verlieren das Vertrauen ihrer Kunden.

Keine Frage: Mit dem zunehmenden Grad der Digitalisie-rung sind die Unternehmen mehr denn je auf zuverlässige Informations- und Kommunikationssysteme angewiesen. Cloud Computing, die vierte industrielle Revolution, Smart Data, das Internet der Dinge und Dienste verändern nicht nur klassische Geschäftsmodelle, die steigende Vernetzung eröffnet auch neue Einfallstore für Cyber-Kriminelle. Zu dieser Einschätzung kommen auch immer mehr Unterneh¬men in Deutschland. Über alle Branchen hinweg sehen 59 Prozent der Betriebe die IT-Sicherheit als größtes Hemmnis für die Digitalisierung in ihren Firmen an. Das hat das IHK-Unternehmensbarometer »Wirtschaft 4.0: Große Chancen, viel zu tun« gezeigt.

Datensicherheit, Datenschutz und Privatsphäre sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren für Digitalisierung. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Untersuchung des »Münchner Kreis«. In seiner Zukunftsstudie »Digitalisierung — Achillesferse der deutschen Wirtschaft« gaben 87 Prozent der Befragten an, dass sie diese Themen für das Jahr 2020 als äußerst oder sehr wichtig einschätzen.

Souveränität über Daten behalten

»In einer zunehmend digitalisierten Welt sind Datensicherheit und Datensouveränität für Unternehmen von existentieller Bedeutung«, sagt Professor Reimund Neugebauer, Präsi¬dent der Fraunhofer-Gesellschaft. Fraunhofer will deshalb gemeinsam mit der Wirtschaft und in Kooperation mit der Bundesregierung einen international offenen und zugleich sicheren Datenraum schaffen, den Industrial Data Space. »Firmen benötigen einen solchen geschützten Raum, in dem sie nach selbst festgelegten Regeln Daten miteinander teilen oder austauschen können, ohne dabei die Kontrolle über ihre Informationen abzugeben«, erläutert Professor Boris Otto, der das Projekt koordiniert, an dem zwölf Fraunhofer-Institute beteiligt sind. Der Industrial Data Space soll auf Basis eines föderalen Datenhaltungskonzepts den sicheren Aus¬tausch der Daten entlang der gesamten »Data Supply Chain« sowie die einfache Kombination eigener Daten mit öffentli¬chen Informationen ermöglichen — beispielsweise Wetter-,

 

Verkehrs- oder Geo-Daten. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Vertrauensschutz, der durch die Zertifizierung der Teilnehme-. Datenquellen und -dienste sichergestellt wird.

In einer digitalen Wirtschaft sind Daten künftig genauso wichtig wie Kapital, Arbeitskräfte oder Rohstoffe. Sie ermög¬lichen es innovative Produkte, Dienstleistungen, Prozesse .ung Formen der Arbeitsorganisation zu entwickeln. So könner zum Beispiel Informationen von Krankenkassen, Patienter und Anbietern von pharmazeutischen Produkten helfen. wirksamere, individuellere Medikamente und Behandhu-gE-konzepte auf den Markt zu bringen. Dabei müssen jeco:-die beteiligten Firmen und Patienten zu jeder Zeit der Sc_.:=-_-rän über ihre Daten bleiben. »Der Industrial Data Space - diese Innovationspotenziale zu nutzen und stellt grurc ezen-de Dienste für den vertrauensvollen Umgang mit den Da-ie.-¬bereit, zum Beispiel die Anonymisierung von Informatc-e-Integrationsdienste und das Einstellen von »Verfallsdate-das Verwenden der Daten«, erläutert Otto.

In dem Projekt arbeitet Fraunhofer eng mit Politik und          -,-

schaft zusammen. Das Bundesministerium für Bildung Forschung BMBF fördert ein Forschungsprojekt zum Inc-37-nal Data Space mit etwa fünf Millionen Euro. Zudem ist c Gründung eines von Fraunhofer und Unternehmen getrage-nen gemeinnützigen Vereins Industrial Data Space für Jan ua-2016 geplant. Das Memorandum of Understanding dar.,

Dass dies keine düsteren Zukunftsvisionen sind, sondern bereits Realität, zeigte der Computerwurm Stuxnet, der speziell entwickelt wurde, um Industrieanlagen zu befallen. Und auch im Sicherheitsbericht des Bundesamts für Sicher¬heit in der Informationstechnik (BSI) sind Beispiele zu finden, wie gefährlich Attacken auf Produktionsstätten sein können. So gelang es Hackern, die Kontrolle über einen Hochofen in einem Stahlwerk zu übernehmen. Die Folge: Der Hochofen ließ sich nicht mehr herunterfahren und die gesamte Anlage wurde beschädigt.

Schon jetzt verursachen Cyberattacken Produktionsausfälle. Und mit der zunehmenden Vernetzung steigt die Gefahr. Um Sicherheitslücken aufdecken und zuverlässig schließen zu können, bedarf es ausgefeilter Netztechnik und effektiver Prüfmethoden. Mit einem speziell für Produktions- und Auto-matisierungstechnik ausgestatteten IT-Sicherheitslabor bietet das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bild¬auswertung IOSB in Karlsruhe eine gesicherte Testumgebung, um potenzielle Angriffe auf Produktionsnetze nachzustellen,

 

 

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