Digitale Wirtschaft
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/RuegpQH3P-Q
Sony Pictures entwendet. Cyber-Attacken legen den
französischen Sender TV5 Monde lahm. So oder ähnlich lauten immer häufiger die
Schlagzeilen. In den vergangenen Jahren hat die Cyber-Kriminalität deutlich
zugenommen. Allein im Jahr 2013 gab es pro Tag 117 330 Angriffe auf die
IT-Sicherheit von Un¬ternehmen. Damit verdoppelte sich die Anzahl der Attacken
im Vergleich zum Vorjahr auf 42,8 Millionen. Dies ergab die Untersuchung
»Global State of Information Security Survey 2015« der Beratungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers.
Die Schäden der luK-Kriminalität sind immens. Im Jahr 2013
betrug der finanzielle Verlust weltweit bis zu 575 Milliarden Dollar (etwa 460
Mrd. Euro) —so die gemeinsame Studie des Center for Strategic and International
Studies, des Sicherheitsanbieters McAfee und Intel Security. Besonders
betroffen von der steigenden Internetkriminalität sind Firmen in
hochindustrialisierten Ländern wie den USA, China und Deutschland. Allein in
diesen Staaten summierte sich im Jahr 2013 der Schaden auf 200 Milliarden
Dollar.
Welche Ausmaße die IT-Kriminalität in Deutschland mittler-
• .'elle hat,
zeigt eine Studie des Bundesverbands Informa-
tionswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.
(Bitkom) aus dem Jahr 2015. Danach war etwa die Hälfte der befragten
Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Opfer von digitaler
Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Da¬tendiebstahl. Nach konservativen
Berechnungen des Bitkom beläuft sich der entstandene Schaden für die gesamte
deut¬sche Wirtschaft auf etwa 51 Milliarden Euro pro Jahr. Aber nicht nur die
finanziellen Verluste belasten die betroffenen Unternehmen. Die Firmen erleiden
auch Imageschäden und verlieren das Vertrauen ihrer Kunden.
Keine Frage: Mit dem zunehmenden Grad der Digitalisie-rung
sind die Unternehmen mehr denn je auf zuverlässige Informations- und
Kommunikationssysteme angewiesen. Cloud Computing, die vierte industrielle
Revolution, Smart Data, das Internet der Dinge und Dienste verändern nicht nur
klassische Geschäftsmodelle, die steigende Vernetzung eröffnet auch neue
Einfallstore für Cyber-Kriminelle. Zu dieser Einschätzung kommen auch immer
mehr Unterneh¬men in Deutschland. Über alle Branchen hinweg sehen 59 Prozent
der Betriebe die IT-Sicherheit als größtes Hemmnis für die Digitalisierung in ihren
Firmen an. Das hat das IHK-Unternehmensbarometer »Wirtschaft 4.0: Große
Chancen, viel zu tun« gezeigt.
Datensicherheit, Datenschutz und Privatsphäre sind die
entscheidenden Erfolgsfaktoren für Digitalisierung. Zu diesem Ergebnis kommt
auch eine Untersuchung des »Münchner Kreis«. In seiner Zukunftsstudie
»Digitalisierung — Achillesferse der deutschen Wirtschaft« gaben 87 Prozent der
Befragten an, dass sie diese Themen für das Jahr 2020 als äußerst oder sehr
wichtig einschätzen.
Souveränität über Daten behalten
»In einer zunehmend digitalisierten Welt sind
Datensicherheit und Datensouveränität für Unternehmen von existentieller
Bedeutung«, sagt Professor Reimund Neugebauer, Präsi¬dent der
Fraunhofer-Gesellschaft. Fraunhofer will deshalb gemeinsam mit der Wirtschaft
und in Kooperation mit der Bundesregierung einen international offenen und
zugleich sicheren Datenraum schaffen, den Industrial Data Space. »Firmen
benötigen einen solchen geschützten Raum, in dem sie nach selbst festgelegten
Regeln Daten miteinander teilen oder austauschen können, ohne dabei die
Kontrolle über ihre Informationen abzugeben«, erläutert Professor Boris Otto,
der das Projekt koordiniert, an dem zwölf Fraunhofer-Institute beteiligt sind.
Der Industrial Data Space soll auf Basis eines föderalen Datenhaltungskonzepts
den sicheren Aus¬tausch der Daten entlang der gesamten »Data Supply Chain«
sowie die einfache Kombination eigener Daten mit öffentli¬chen Informationen
ermöglichen — beispielsweise Wetter-,
Verkehrs- oder Geo-Daten. Ein weiterer Schwerpunkt ist der
Vertrauensschutz, der durch die Zertifizierung der Teilnehme-. Datenquellen und
-dienste sichergestellt wird.
In einer digitalen Wirtschaft sind Daten künftig genauso
wichtig wie Kapital, Arbeitskräfte oder Rohstoffe. Sie ermög¬lichen es
innovative Produkte, Dienstleistungen, Prozesse .ung Formen der
Arbeitsorganisation zu entwickeln. So könner zum Beispiel Informationen von
Krankenkassen, Patienter und Anbietern von pharmazeutischen Produkten helfen.
wirksamere, individuellere Medikamente und Behandhu-gE-konzepte auf den Markt
zu bringen. Dabei müssen jeco:-die beteiligten Firmen und Patienten zu jeder
Zeit der Sc_.:=-_-rän über ihre Daten bleiben. »Der Industrial Data Space -
diese Innovationspotenziale zu nutzen und stellt grurc ezen-de Dienste für den
vertrauensvollen Umgang mit den Da-ie.-¬bereit, zum Beispiel die Anonymisierung
von Informatc-e-Integrationsdienste und das Einstellen von »Verfallsdate-das
Verwenden der Daten«, erläutert Otto.
In dem Projekt arbeitet Fraunhofer eng mit Politik und -,-
schaft zusammen. Das Bundesministerium für Bildung Forschung
BMBF fördert ein Forschungsprojekt zum Inc-37-nal Data Space mit etwa fünf
Millionen Euro. Zudem ist c Gründung eines von Fraunhofer und Unternehmen
getrage-nen gemeinnützigen Vereins Industrial Data Space für Jan ua-2016
geplant. Das Memorandum of Understanding dar.,
Dass dies keine düsteren Zukunftsvisionen sind, sondern
bereits Realität, zeigte der Computerwurm Stuxnet, der speziell entwickelt
wurde, um Industrieanlagen zu befallen. Und auch im Sicherheitsbericht des
Bundesamts für Sicher¬heit in der Informationstechnik (BSI) sind Beispiele zu
finden, wie gefährlich Attacken auf Produktionsstätten sein können. So gelang
es Hackern, die Kontrolle über einen Hochofen in einem Stahlwerk zu übernehmen.
Die Folge: Der Hochofen ließ sich nicht mehr herunterfahren und die gesamte
Anlage wurde beschädigt.
Schon jetzt verursachen Cyberattacken Produktionsausfälle.
Und mit der zunehmenden Vernetzung steigt die Gefahr. Um Sicherheitslücken
aufdecken und zuverlässig schließen zu können, bedarf es ausgefeilter
Netztechnik und effektiver Prüfmethoden. Mit einem speziell für Produktions-
und Auto-matisierungstechnik ausgestatteten IT-Sicherheitslabor bietet das
Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bild¬auswertung IOSB in
Karlsruhe eine gesicherte Testumgebung, um potenzielle Angriffe auf
Produktionsnetze nachzustellen,
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