Rohstoffe: Stabilisierung, keine Trendwende
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/8NJsw0TPW98
Nach langen Verlustphasen dürften die Preise für Erdöl und
einige Industriemetalle ihren Boden gefunden haben - 2016 könnte sich hier
sogar leichtes Aufwärtspotenzial bieten. Die Aussichten für Gold ningegen
verlieren im Zuge eines wahrscheinlichen Zinsanstiegs in den USA weiter an
Glanz.
D
as Jahr 2015 wird den meisten Rohstoff¬anlegern in keiner
guten Erinnerung bleiben: Die Preise für Öl, Gold, Kupfer oder Co. fielen auf
breiter Front und setzten damit ihren Abwärtstrend fort. Der Hauptgrund für den
Preisverfall war auf der An-gebotsseite zu finden: Die erheblichen
Investiti-onen von Minen- und Ölunternehmen in den Boomjahren bis 2011/2012
führten in vergange¬ner Zeit zu großen Angebotsüberhängen. Hinzu kam die
zunehmende Stärke des US-Dollar, die ebenfalls preisdämpfend wirkte. Beide
Fak¬toren — Überangebot und Dollarstärke — sollten auch am Jahresbeginn 2016
die Rohstoffmärk¬te prägen. Erst im weiteren Jahresverlauf scheint eine
Stabilisierung auf moderaten Ni¬veaus möglich, wobei konkrete Preisprognosen
mit großen Unsicherheiten behaftet bleiben.
Vorsichtiger Optimismus bei Öl
Beim Ölpreis sieht die Deutsche Bank mittler¬weile die
Tiefststände erreicht. Zwar ist weiter¬hin mit kurzfristigen Ausreißern nach
unten zu rechnen, der Abwärtstrend der vergangenen 15 Monate scheint aber
gestoppt. Im Jahresver¬lauf 2016 sollte sich dieser Stabilisierungstrend
fortsetzen. Grund dafür ist die sukzessive Annä¬herung von Angebot und
Nachfrage weltweit.
Auf der Angebotsseite dürfte sich der er-wartete Rückgang
der Förderquoten in den
Öl: Tiefststände scheinen erreicht Begrenztes Potenzial:
Preistrends und -prognosen für wichtige Rohstoffe in US-Dollar.
• Angebotsüberhänge
und US-Dollar-Stärke belasten die Märkte.
• Ölpreis
dürfte Boden gefunden haben - steigende Notierungen möglich.
• Gold steht
weiter unter Druck-Besserung nicht in Sicht.
USA auf die Preise durchschlagen. Schon heu¬te sind von den
einst rund 1.600 US-Ölförder-anlagen nur noch etwas mehr als 555 in Be¬trieb.
Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die Organisation der erdölexportierenden Länder
(OPEC). Zwar haben die 12 Mitgliedsstaaten Anfang Dezember 2015 erneut
beschlossen, ihre Förderung nicht zu drosseln. Wie sie sich auf ihrer kommenden
Sitzung im Juni 2016 ent¬scheiden, ist jedoch völlig offen. Zumal mit dem
Auslaufen der Sanktionen gegen das OPEC-Mitglied Iran in diesen Monaten ein
alter Player neu an den Markt drängt. Nachfrage¬seitig könnte insbesondere
Chinas florierender Konsum die Ölpreise stützen.
Trotz erheblicher Marktunsicherheiten und globaler
Lagerbestände auf Rekordniveau er¬wartet die Deutsche Bank für das Jahr 2016
ei¬nen leicht steigenden Ölpreis.
Kaum Aufwärtspotenzial bei Gold
Bei Gold sollte der Preisdruck weiter hoch blei¬ben.
Hauptgrund dafür ist ein Zinsanstieg in den USA: Da ein Goldinvestment weder
Zinsen abwirft noch Dividenden zahlt, werden Zinsan¬lagen wie US-Staatsanleihen
im Vergleich inte¬ressanter. Hinzu kommt, dass Gold seinen Sta¬tus als
Krisenwährung seit einiger Zeit eingebüßt zu haben scheint: Von der
Verunsi¬cherung an den Kapitalmärkten konnte der Goldpreis im Jahr 2015 nicht
profitieren — im Gegenteil, er verlor. Eine Umkehr dieser Ent¬wicklung ist
derzeit nicht in Sicht.
Auch bei den Industriemetallen sieht die Deutsche Bank auf
breiter Front kaum Preis-potenzial. Und das, obwohl 2016 mit einem An-ziehen
der globalen Konjunktur zu rechnen ist —theoretisch ein starkes Argument für
steigende Nachfrage und Preise. Ein solcher Anstieg dürf¬te aufgrund der
Angebotsüberhänge jedoch be-grenzt bleiben. Einzelne Metalle wie Aluminium
könnten ihr Preisniveau zumindest stabilisieren.
Insgesamt könnten die Rohstoffmärkte für Anleger im
Jahresverlauf wieder etwas stärker in den Fokus rücken. Insbesondere dort, wo
das Überangebot abgebaut werden kann, sind moderate Preissteigerungen möglich.
Auf¬grund der erwarteten Schwankungsintensität erscheinen Investments in
einzelne Rohstoffe aber nach wie vor sehr risikobehaftet.
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