Währungsmärkte im Wandel
Author D.Selzer-McKenzie
Video:https://youtu.be/nBGftMEnfOc
Wie werde und womit können Anleger Anfang
2016 rechnen? Dies alles sind Fragen, die die Finanzwelt beschäftigen. Analysten geben Tipps, in welche Richtung sich Währungen zukünftig bewegen könnten.
Zwar finden die Währungsmärkte meist in der Presse und den Medien nicht die ihnen zustehende Bedeutung, dabei handelt es sich hier jedoch erstens um die größten Märkte der Welt, zweitens sind wir alle in irgendeiner Form von Bewegungen an den Währungsmärkten betroffen. Auch und gerade für Investitionen in Aktien und Rohstoffe ist es von großer Bedeutung, sich eine Meinung zu zukünf¬tigen Austauschverhältnissen von Währungen zu bilden und diese in die Anlageentscheidungen mit einfließen zu lassen.
So hat zum Beispiel beim Schreiben dieser Zeilen der Deutsche Aktienindex im Jahre 2015 um zirka 15 Prozent zugelegt. Dies entspricht nahezu exakt der Abwertung, die der Euro in diesem Jahre gegen den US-Dollar erleiden musste. Das kurbelt natürlich in der Theorie die Geschäfte vieler deutscher Exportunternehmen an, sodass deren Akti¬enkurse steigen. Umgekehrt sind die US-amerikanischen Leitindizes in den ersten elf Monaten des Jahres 2015 nicht vom Fleck gekommen und notieren nicht weit entfernt von ihren Jahresanfangskursen. Hier ist es genau umgekehrt. Der— nicht nur gegen den Euro —feste US-Dollar drückt auf das Exportgeschäft US-amerikanischer Unternehmen und hindert deren Aktien an Höhenflügen.
Unsichere Märkte
Das zentraleThema, das uns durch das gesamte Jahr 2015 hindurch verfolgt hat, war die Geldpolitik der Notenbanken. Zwar hat die Federal Reserve Bank mehr oder weniger das
Jahr damit verbracht, die Märkte auf die erste Zinserhö¬hung seit fast zehn Jahren einzustimmen, sodass man das Jahr 2015 schon wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel hätte verbringen müssen, um von dem Vorhaben der Fed nichts mitzubekommen, dennoch ist dadurch die Unsi¬cherheit an den Märkten nicht geringer geworden. Dabei ist hier die Frage doch eigentlich viel interessanter, in wel¬chem Tempo die US-Notenbank die weiteren Zinsschritte vornehmen wird und zu welchem Leitzins das Ganze dann final hinführen wird. Die Schätzungen liegen grob gesagt zwischen 2,0 und 4,0 Prozent.
Schlussendlich bedeutet ein Einstieg der US-Noten¬bank in den Zinserhöhungszyklus natürlich weiteres Aufwertungspotenzial für den Greenback. Gerade für Anleger, die Geld kurzfristig „parken" wollen, könnte es nunmehr wieder attraktiver werden, dies in US-Dollar denominierten Anlagen zu tun. Und während Renditen zehnjähriger Bundesanleihen aktuell bei zirka 0,5 Prozent herumdümpeln, rentieren zehnjährige US-Treasuries über 2,20 Prozent. Naheliegend, dass Anleger da die US-Anlei¬hen bevorzugen.
Der Euro fällt
Gerade das Austauschverhältnis des Euro gegen den US-Dollar wird uns sicherlich auch im Jahr 2016 in Bann halten. Schließlich lädt die EZB ja aktuell die „Geldkanone" mal wieder auf, und versucht, gegen die ihrer Ansicht nach zu geringen Inflationsraten in der Eurozone durch ein Bündel
verschiedener Maßnahmen gegenzusteuern. Dies kann natürlich nicht ohne Folgen für den Wechselkurs bleiben.
So gab der Euro seit der EZB-Sitzung am 22. Oktober, nach der Mario Draghi wieder einmal versprach, alles zu tun, um eine seiner Ansicht nach drohende „Deflation" zu vermeiden, wie schon zu Beginn des Jahres deutlich nach. Die Mehrheit der Währungsanalysten erwartet, dass unsere Gemeinschaftswährung in absehbarer Zukunft unter die Parität rutschen wird. Also zu Kursen von weniger als 1,00 notiert werden wird. Das Währungsresearch-Team der Deut¬schen Bank in London erwartet aktuell, dass der Euro bis Ende 2016 auf 0,90 rutschen könnte, und eventuell im Jahre 2017 gar bis auf 0,85. Grund hierfür die gerade erwähnten divergierenden geldpolitischen Maßnahmen der Zentral¬banken: Hier die Fed kontraktiv, dort die EZB expansiv. Beim Verfassen dieser Zeilen preisen die Märkte eine erste Zinser¬höhung der EZB erst fast drei Jahre nach der ersten Erhö¬hung der Fed ein — an schnelllebigen Märkten eine gefühlte Ewigkeit. Interessant für kurzfristig orientierte Anleger sind hier insbesondere dieTage der Notenbanksitzungen mit den anschließend fast garantierten heftigen Bewegungen. Auch wichtig bleiben die US-Arbeitsmarktdaten und natürlich die Inflationsdaten, die für beide Notenbanken das weitere Vor¬gehen determinieren werden.
Das Britische Pfund im Abwärtstrend
Auch das Britische Pfund war lange ein Kandidat für eine baldige Zinserhöhung gewesen. Seitdem die Bank of England allerdings rhetorisch umsteuert, rutscht das Pfund Sterling immer weiter ab und wird momentan vom Währungsresearch-Team als eine der wenigen Wäh¬rungen betrachtet, die noch schwächer als der Euro han¬deln könnten. Ähnliches gilt für die Norwegische Krone, die noch leichtes Abwertungspotenzial hat, wenn unsere
Hier sind großeTagesschwankungen keine Seltenheit. Bei-spielhaft sei hier der Südafrikanische Rand genannt. Dieser ist innerhalb eines Jahres von Kursen um die elf Rand pro US-Dollar auf Preise in der Nähe von 14,50 Rand pro US-Dollar gefallen — eine Abwertung um 30 Prozent. Getroffen wird der Rand besonders durch den starken Preisverfall an den Rohstoffmärkten. Südafrika ist unter anderem mit Abstand der größte Produzent von Platin. Dieses hat im Jahresverlauf ebenfalls um knapp ein Drittel nachgege¬ben. Nicht ganz so schlimm aber ähnlich war es bei Palla¬dium und Gold — zwei weiteren bedeutenden Exportgüter für Südafrika. So war es beinahe zwangsläufig, dass der Rand deutlich abwertete.
Und dabei befindet er sich in guter Gesellschaft, denn auch Australischer, Kanadischer und Neuseeländischer Dollar, Türkische Lira, Brasilianischer Real, Mexikanischer Peso und viele weitere Währungen mussten gegen den US-Dollar deutlich Federn lassen. Die weitere Entwick¬lung wird nun davon abhängen, wie sich zum einen die Rohstoffpreise entwickeln werden — hier erwarten einige Marktbeobachter, dass eventuell nun endlich in 2016 eine Bodenbildung stattfinden könnte — und zum anderen, wie die Märkte den Einstieg in die Zinserhöhungsrunde in den USA verdauen werden. Es gibt durchaus eine beträcht¬liche Anzahl an Marktteilnehmern, die der Ansicht sind, dass das schlimmste für die Währungen der Rohstoff- und Schwellenländer mittlerweile vorüber sein könnte. Die Zeit wird es wie immer zeigen...
Montag, 21. Dezember 2015
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