Montag, 21. Dezember 2015

Zinsen


Zinsen

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/3UTPBvI8dB8

 

Schwe Geschenkt gab es auch an den Renten¬märkten noch nie etwas: Wer höhere Renditen will, muss seit jeher höhere Ri¬siken in Kauf nehmen. Daran wird sich auch im kommenden Jahr nichts ändern. Was sich je¬doch beobachten lässt, ist eine Verschiebung beim Rendite-Risiko-Verhältnis: Einerseits gibt es heute für ein geringes Risiko kaum noch po¬sitive Renditen, andererseits müssen Anleger für etwas mehr Renditepotenzial ein überpro¬portional hohes Risiko eingehen. Grund dafür ist die Verzinsung von Staatsanleihen, an der sich alle anderen Anleiheklassen orientieren: So zahlen zum Beispiel Bundesanleihen derzeit 3 bis 4 Prozent weniger Zinsen als noch vor zehn Jahren, woraufhin sich die Rendltenj-veaus der riskanteren Papiere ebenfalls nach

unten angepasst haben. Anleger werden 2016

also schauen müssen, in welchen Anleiheseg¬

 

menten überhaupt noch interessante Renditen zu akzeptablen Risiken geboten werden.

Zinsen in der Eurozone weiter auf sehr niedrigen Niveaus

Etwas vereinfacht lässt sich sagen: Alle Pa¬piere mit guter Bonität dürften im kommenden Jahr ihre extrem niedrigen Renditeniveaus halten. Das betrifft Pfandbriefe ebenso wie eu¬ropäische Unternehmensanleihen mit Invest¬ment Grade und Euro-Staatsanleihen. Bei Letz¬teren wird die Europäische Zentralbank durch ihr Anleiheankaufprogramm die Nachfrage weiter hoch halten - und die Zinsen dadurch niedrig. Wir rechnen für 10-jährige Bundesan¬leihen zum Jahresende 2016 bei stabilen Kursen mit einer nur leicht steigenden Verzin¬sung auf 1,1 Prozent, tendenziell sogar eher et-

 

was darunter. Kurzlaufende deutsche Anleiher rentieren, wie auch Papiere zum Beispiel aus Österreich oder Belgien, weiter im negativen, Bereich. Etwas mehr gibt es für Staatsanleiher aus Frankreich und Italien sowie den Euro-Peri-pheriestaaten. Selbst in Portugal oder Irland hat sich die Zinsdifferenz zu Bundesanleihe seit 2011 jedoch stark verringert und dürfte auch aufgrund der vergleichsweise positive-Konjunkturaussichten weiter abnehmen.

Der Blick über den Großen Teich scheint lohnenswert

In den USA dürften die Kapitalmarktzinse-ebenfalls kaum signifikant anziehen - trotz da-relativ stabilen Wachstumsprognosen und de-Anhebung der Leitzinsen durch die Fed. Einzig öle kurzlaufenden 2-jährigen US-Staatsanle-hen sollten aufgrund ihrer engen Korrelation mit dem Leitzins leicht zulegen. Das Zinspoten¬zial bei 10-jährigen Papieren dagegen scheint begrenzt, da vermehrt Anleger aus Niedrig-zinsregionen wie der Eurozone oder Japan auf den US-Rentenmarkt drängen dürften. Auf der Suche nach liquiden Anlagen mit überschau¬baren Risiken könnten sie den Anlagedruck in den USA weiter hoch und die Zinsen niedrig halten. Gleichzeitig würden diese Kapitalströ¬me zu einer Stützung des US-Dollar führen, die eine Anlage in den USA für Europäer und Japa¬ner zusätzlich interessant macht.

Besonders interessant erscheinen uns aus Rendite-Risiko-Gesichtspunkten US-amerikani-

sche Unternehmens¬anleihen mit Invest-

ment Grade. Während

es ihre europäischen Pendants im Durch-

schnitt derzeit auf

1,7 Prozent bringen, könnten sie 2016 rund

3,5 Prozent erzielen. Unter den Anleihen mit überschaubarem Risiko scheint diese Anleiheklasse derzeit das interessanteste Zins-Risiko-Verhältnis zu bieten.

Hochzins-Anleihen bieten ver-gleichsweise niedrige Renditen

Wer eine höhere Anleiherendite wünscht, landet weltweit im High-Yield- oder Hochzins-Bereich. Hier dürften die Zinsen zumindest zum Jahres-beginn 2016 das überproportional hohe Anlage-risiko jedoch nicht kompensieren. Für Rendite-jäger könnte sich daher eher ein Investment in Aktien anbieten. Hinzu kommt, dass der High-Yield-Markt wenig liquide ist. Dadurch kann es passieren, dass Anleger in schlechteren Markt-phasen auf ihren Papieren sitzen bleiben, weil sie schlichtweg keinen Käufer finden. Ein US-spezifisches Problem des High-Yield-Marktes

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ist die starke Konzentration von Energieunter-nehmen, deren Ausfallraten nach unserer Einschätzung im Jahresverlauf 2016 steigen dürften. Hier sehen wir konkrete Ansteckungs-gefahren auch für Unternehmen außerhalb des Energiesektors. Insgesamt könnten die Ausfall-raten in den kommenden zwölf Monaten im US-High-Yield-Bereich auf 3 bis 4 Prozent, da¬nach auf 5 Prozent und mehr steigen.

Leichte Erholung in den Schwellenländern möglich

In den Schwellenländern scheinen Hochzins-anleihen ihrem Namen auf den ersten Blick noch alle Ehre zu machen. Im Schnitt rund 7 Prozent Ver¬zinsung sehen zu¬nächst attraktiv aus. Bezieht man die Wäh¬rungskomponente al¬lerdings mit ein, rela¬tiviert sich das Bild sehr schnell. Auf¬grund der Abwer-tungstendenzen ihrer Währungen verbuchten Schwellenländer-Anleihen im Jahr 2015 aus Euro-Sicht eine Gesamtperformance von -4,2 Prozent. Aus US-Dollar-Sicht verloren sie sogar 13,2 Prozent.

Für das Jahr 2016 ist zu beachten, dass zwar ein Großteil der Währungsanpassungen bereits erfolgt zu sein scheint, ein Restrisiko insbesondere im Zusammenhang mit der re¬striktiveren Geldpolitik der US-Notenbank aber bestehen bleibt. Unter günstigen Bedingungen könnten Schwellenländer-Anleihen im zweiten Halbjahr 2016 wieder in den Fokus von Anle¬gern rücken.

Die Deutsche Bank hat dieses Marktseg¬ment daher unter sehr genauer Beobachtung, schätzt es aktuell aber für Neuengagements noch als zu riskant ein.

 

Geldpolitik driftet auseinander

Die großen Notenbanken dürften 2016 teilweise unterschiedliche Richtungen einschlagen.

1 . EZB

Die Eurozone befindet sich im Konjunkturzyklus hinter den USA — eine Straffung der Geldpolitik ist daher nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die EZB hat An¬fang Dezember beschlossen, die Einlagenverzin-sung weiter zu senken und ihr Anleiheankaufpro-gramm bis mindestens März 2017 zu verlängern.

2. Fed

Als erste der großen Notenbanken weltweit dürfte sich die US-amerikanische Federal Reserve auf¬grund positiver wirtschaftlicher Rahmenbedin¬gungen auf den Pfad der Zinserhöhung noch im Jahr 2015 begeben und damit ihre jahrelange Null-zinspolitik beenden.

3. PBoC

Die chinesische Zentralbank (People's Bank of Chi¬na) war bereits 2015 sehr aktiv und hat sowohl den Mindestreservesatz als auch den Leitzins mehr¬fach gesenkt. Einiges spricht dafür, dass weitere Lockerungen der Geldpolitik folgen könnten, um die wirtschaftliche Erholung zu stützen.

Quelle: Deutsche Bank, Stand: 15. Dezember 2015

An den Rentenmärkten bleibt professionelle Übersicht gefragt

Das Beispiel der Schwellenländer-Anleihen zeigt anschaulich: Am Rentenmarkt gibt es auf absehbare Zeit keine Rendite ohne Risiko - und manchmal sogar nur Risiko, ganz ohne Rendi¬te. So wurde der hohe Zinskupon der Papiere durch andere Belastungsfaktoren - in diesem Falle die Währungskomponente - aufgezehrt. Entscheidend für Anleger dürfte es daher auch im kommenden Jahr sein, bei der Wahl der An-

leihesegmente, -laufzeiten und -rec-c-       -

selektiv vorzugehen, um im Gesamtpc-:': ein angemessenes Chance-Risiko-Profi 1_ :—reichen. Dazu können - trotz der geringe-

zinsung - auch defensive Staatsanl&he-     -

tragen, ebenso wie US-Papiere aus CE--Unternehmenssektor. Hinzu kommt, dass man den globalen Anleihemarkt ständig und sehr genau beobachten sollte, um auf mögliche po¬litische und wirtschaftliche Entwicklunger schnell und adäquat reagieren zu können. Ir dem für das Jahr 2016 erwarteten volat!e-Marktumfeld könnte sich für PrivatarHece- da¬her auch ein aktives Management zum Be sc e in Form eines Rentenfonds anbieten.

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