Montag, 21. Dezember 2015

Konsum als globaler Wachstumstreiber


Konsum als globaler Wachstumstreiber

Author D.Selzer-McKenzie

Video https://youtu.be/83edsb6lNKw

 

Im kommenden Jahr könnte das Weltwirtschaftswachstum wieder leicht anziehen - vor allem die USA und Deutschland, aber auch China dürften sich stabil entwickeln. Maßgeblich dazu beitragen sollten der Konsum sowie der Dienstleistungssektor. Vor Herausforderungen stehen die traditionellen Industrien.

 

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uch wenn die Welt immer schneller zu werden scheint - im Hinblick auf ihr Wirtschaftswachstum hat sie in den ver¬gangenen Jahren an Dynamik verloren. Eine Entwicklung, die sich im Trend fortsetzen dürf¬te: Statt 4 bis 5 Prozent wie vor der Finanzkrise dürfte es langfristig nur noch 3 bis 4 Prozent Wachstum geben. Für das Jahr 2015 geht die Deutsche Bank von 3,1 Prozent aus, für 2016 von einem globalen Wachstum von rund 3,3 Prozent. Dass die globale Konjunktur 2016 wie¬der etwas zulegen könnte, liegt nach unserer Ansicht an einer Stabilisierung der chine¬sischen Wirtschaft sowie einer zyklischen Er¬holung in den Industrieländern. Haupttreiber dieser Entwicklungen dürften ein starker Dienstleistungssektor sowie der Konsum sein.

Die Weltwirtschaft im Wandel

=EKloren, ole scn seit der Finanzkrise E..-2-stumshemmend auswirken, werden uns -E....,ssichtlich aber auch im Jahr 2016 beglei-

 

ten. So dürfte etwa das Investitionsvolumen vieler Unternehmen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau verharren. Insbesondere im normalerweise sehr investitionsintensiven Energie- und Rohstoffsektor sind infolge der gesunkenen Rohstoffpreise kaum neue Im¬pulse zu erwarten. Vielmehr dürften hier Inves¬titionen weiter aufgeschoben oder ganz einge¬stellt werden - mit entsprechend negativen Folgen für die Zulieferer. Ein weiterer Wachs-tumshemmer für die Weltwirtschaft ist die sinkende bzw. weniger stark wachsende Be¬völkerung in den Industrienationen.

Leidtragender dieser strukturellen Trends ist vor allem das Verarbeitende Gewerbe, das zu-nehmend mit Produktivitäts- und Wachstums-problemen zu kämpfen hat. Zumal seitens der politisch Verantwortlichen nach wie vor zu we¬nig unternommen wird, um diesen Herausfor-derungen zu begegnen - etwa durch wachs-tumsfördernde Maßnahmen oder Reformen wie der Liberalisierung des Arbeitsmarkts so¬wie der Verbesserung des Investitionsklimas.

 

Entsprechend schwach fallen weltwei-_ Stimmungsindikatoren der Industrie irr gleich zu denen des Dienstleistungssekto-7,i - ein Trend, der sich 2016 fortsetzen dürfte stark sich die Gewichtung bereits weg vc- -_¬„alten" Industrien entwickelt hat, zeigt spiel USA: Dort hängen schon 80 Prozerr Jobs am Dienstleistungssektor. Und in Z_• _-dürften Internetwirtschaft sowie Konsur noch größere Rolle spielen-nicht nur in de- - dustrie-, sondern auch in den Schwe e-dem. Ob die Weltwirtschaft daraus eine Dynamik entwickeln kann, bleibt abzu,,%E.--:er". Denkbar ist, dass gerade aus dem Be-e 7 - ternet der Dinge" (siehe Seite 9) In—hervorgehen, die zu mehr WachstL. den „traditionellen" Industrien führer

China auf Reformkurs, Rohsto" länder vor Herausforderunge-

Exemplarisch lässt sich dieser

Wandel derzeit in China beobacdie Regierung der Wirtschaft einen Reformpro¬zess verordnet, der sie weg von einem industri¬ell getriebenen, hin zu einem nachhaltigeren, auf Binnenkonsum und Dienstleistungen ba¬sierenden Wachstum führen soll. Die zweit¬größte Volkswirtschaft der Welt scheint diesen Weg konsequent zu verfolgen, auch unter In¬kaufnahme einer abnehmenden Wachstums¬dynamik: Staatspräsident Xi Jinping hat für die kommenden Jahre bereits ein Ziel von „min¬destens" 6,5 Prozent ausgegeben - deutlich weniger als zu Boomzeiten, aber ein nach wie vor starker Wert für eine bereits relativ weit entwickelte Volkswirtschaft.

So ist China auf der Wertschöpfungsleiter in den vergangenen Jahren deutlich nach oben

 

geklettert und produziert nun vieles selbst, was vorher importiert werden musste. Für den innerasiatischen Handel ist das keine gute Nachricht: Die Exporte Südkoreas ins Reich der Mitte zum Beispiel dürften weiter abneh¬men. Insgesamt sollte Asien im kommenden Jahr jedoch weiter stabil wachsen können: Die Deutsche Bank erwartet für den asiatischen Raum ohne Japan ein Plus von 6,1 Prozent.

Weit weniger positiv sind die Perspektiven für die Rohstoffländer Brasilien und Russland. Beide dürften auch 2016 nicht aus der Rezessi¬on herauskommen. Zwar scheint in der zwei¬ten Jahreshälfte eine leichte Entspannung möglich, wodurch die negative Wachs¬tumsdynamik etwas gebremst werden könnte. Eine nach¬haltige Erholung ist jedoch nicht in Sicht. Denn während Brasi¬lien weiter unter Pro¬blemen wie Korruption und Reformstau leidet, belasten Russland die Sanktionen sowie seine hohe Abhängigkeit vom Rohstoffmarkt.

Deutschland treibt Wachstum in der Eurozone

Die Eurozone scheint ihren wirtschaftlichen Schwung mit ins Jahr 2016 zu nehmen und dürfte aufgrund der zyklischen Impulse stärker wachsen als in den Jahren zuvor. Die größte Volkswirtschaft Europas ist hier gleichzeitig der wichtigste Wachstumstreiber: Deutsch¬land kann mit einem hohen Binnenkonsum, einem starken Arbeitsmarkt und einer ordent¬lichen Entwicklung der Reallöhne punkten. Der ausgeglichene Haushalt gewährt der Regie¬rung Handlungsspielraum und die Ausgaben im Rahmen des Flüchtlingszustroms wirken wie ein Konjunkturprogramm: Sie könnten 2016 rund 0,25 Prozentpunkte zum von der Deutschen Bank prognostizierten Wachstum von 1,9 Prozent beitragen.

 

Auch außerhalb der Bundesrepublik scheint die Lage in der Eurozone vergleichsweise soli¬de: Aus Italien ist derzeit wenig zu hören - ein tendenziell gutes Zeichen nach den Verunsi-cherungen der vergangenen Jahre. Das Land scheint auf dem richtigen Weg und Regie-rungspräsident Matteo Renzi bei seinen Re-formbemühungen voranzukommen - etwa beim Kündigungsschutz. Die iberischen Staa¬ten befinden sich ebenfalls weiter im Aufwind: Vor allem Spanien, aber auch Portugal haben sinnvolle Reformen lanciert und sich konjunk¬turell stabilisiert. Beide Staaten stehen aktuell jedoch großen politischen Herausforderungen gegenüber: Während in Portugal Neu-

wahlen         notwendig

sein könnten, stellt für Spanien die mögliche Abspaltung Kataloni-ens - der wirtschaft¬lich stärksten Region des Landes - einen Risikofaktor dar, der das Land längerfristig be¬gleiten könnte. Weniger positiv zeigt sich die Entwicklung in Frankreich, das zwar über gute demografische Voraussetzungen verfügt, aber unter strukturellen Problemen und mangeln¬dem Reformwillen leidet, Insgesamt erwartet die Deutsche Bank für die Eurozone im Jahr 2016 ein Wachstum von 1,6 Prozent. Das wäre das größte Jahresplus seit fünf Jahren,

USA profitieren insbesondere von guter Kauflaune

Trotz der guten Aussichten c,

im kommenden Jahr hinter de.- ._. r'L

bleiben - dort erwarten wir ein WachstJ— 2,1 Prozent. Wirtschaftlich scheinen c e LISA solide aufgestellt: Der Arbeitsmarkt zeigt s-ch guter Verfassung, der Binnenkonsum - de• rund 70 Prozent zum Wirtschaftswachstum beiträgt-wächst stabil und die Löhne könnten nach unserer Einschätzung in naher Zukunft        -» positiv auf die Konsumlaune der US-Amerikaner auswirken sollte. Hinzu kommt, dass auch von politischer Seite kaum Gegen¬wind zu drohen scheint, da die wichtigste in-nerpolitische Streitfrage bereits geklärt ist: Re¬publikaner und Demokraten haben sich zu einem fiskalischen Kompromiss durchge¬rungen und bereits im Oktober 2015 den Haus¬halt für die kommenden beiden Jahre verab¬schiedet. Mögliche Sparzwänge oder Ausgabenkürzungen sollten damit erst einmal vom Tisch sein.

Geldpolitik: Federal Reserve am Wendepunkt

Geldpolitisch wird es 2016 darauf ankommen, nach Jahren der Niedrigzinspolitik einen behut-samen Weg für Zinserhöhungen zu finden. Auch aufgrund der positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA dürfte es die Federal Reserve sein, die als erste bedeutende Notenbank ihren Leitzins graduell anhebt. Zu¬mal auch vonseiten der Inflation nichts gegen eine Erhöhung zu sprechen scheint: Die aktuell niedrige Inflationsrate sollte in erster Linie öl-preisbedingt sein und sich im Jahresverlauf 2016 nach oben anpassen. Ein von uns erwar¬teter Anstieg der Reallöhne dürfte zu einer sta¬bilen Inflation beitragen. Bei aller Vorsicht ist eine Zinserhöhung aber auch mit Risiken ver¬bunden - zumal nach einer sowohl in ihrer Län¬ge als auch Intensität beispiellosen Niedrigzins-phase. Die Fed begibt sich damit auf für Notenbanken relativ unbekanntes Terrain ¬auch wenn die Marktteilnehmer vorbereitet s'rd: Unsicherheiten bleiben.

Europa: EZB weiter expansiv, BoE restriktiver

Die Europäische Zentralbank hingegen dürfte sich weiterhin auf einem entgegengesetzten

 

2014  2015  2016

Pfad bewegen - auch weil sich die Eurozone im Konjunkturzyklus hinter den USA befindet. Bereits Anfang Dezember 2015 beschloss die EZB, ihre Einlagenverzinsung weiter zu senken und ihr Anleiheankaufprogramm statt bis Sep¬tember 2016 noch mindestens bis März 2017 laufen zu lassen.

Langfristig könnte das zu einer weiteren Abwertung des Euro führen - die auch not¬wendig sein dürfte, um die exportorientierte Industrie in der Eurozone weiter zu stützen. Denn wie es scheint, ist die Krise in Europa längst nicht vollständig überstanden. Auch in den USA sollte man mit einem schwächeren Euro leben können: Zwar sind dadurch Wettbe¬werbsnachteile für US-Unternehmen zu be¬fürchten. Gleichzeitig ist die Eurozone aber ei¬ner der wichtigsten Absatzmärkte für Corporate America - weshalb die USA an einer positiven wirtschaftlichen Lage auf dem Konti¬nent starkes Interesse haben sollten.

Die Bank of England wandelt in Sachen Geldpolitik hingegen auf eigenen Wegen und folgt eher der Fed als der EZB. Nach der US-Notenbank wird sie vermutlich die zweite Zen¬tralbank sein, die einen ersten Zinsschritt wagt. Und das aus gutem Grund: Großbritanniens In-flations- und Wachstumsraten sind eher mit denen in den USA als in der Eurozone ver¬gleichbar. Das britische Pfund sollte gegen-

 

über dem US-Dollar entsprechend schwach und gegenüber dem Euro stabil bleiben.

Überraschungspotenzial in Japan, Handlungsspielraum in China

Schwieriger gestalten sich konkrete Progno¬sen für die japanische Geldpolitik: Die Bank of Japan könnte auch 2016 für die eine oder ande¬re Überraschung gut sein. Wenn sie die Not-wendigkeit sieht, dürfte sie stützend eingreifen - vor allem, weil die japanische Wirtschaft jüngst weniger dynamisch wuchs. Sicher scheint, dass die Bank of Japan ihre Geldpolitik auf absehbare Zeit kaum straffen dürfte. Der Yen sollte gegenüber dem Dollar schwach blei¬ben, wovon Japans exportlastige Unterneh¬men weiterhin profitieren könnten.

Die chinesische Zentralbank (People's Bank of China - PBoC) war bereits im Jahr 2015 sehr aktiv und hat beispielsweise sowohl den Min-destreservesatz als auch den Leitzins mehr¬mals gesenkt. Das spricht dafür, dass weitere Lockerungen folgen könnten, sofern das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirt¬schaft der Erde unter Druck geraten sollte. Die Möglichkeiten dazu sollte die PBoC haben: Die Inflation bewegt sich auf einem sehr niedrigen Niveau und sowohl beim Leitzins als auch beim Mindestreservesatz ist noch deutlich Luft nach unten.

Konjunkturelle Stabilisierung -interessantes Anlageumfeld

Insgesamt scheint die Weltkonjunktur na einem eher schwächeren Jahr 2015 in ae.-kommenden Monaten wieder stabiler wac--sen zu können. Zwar zeigt das langfristice Wachstum nach wie vor eine nachlassence Dynamik, die zyklischen Impulse sollten diese-Trend 2016 jedoch überkompensieren - E,-7 dürfte insbesondere für die Industrieländer ten. Aus Sicht der Deutschen Bank ergib-. : - daraus, unter Berücksichtigung der poft., - und wirtschaftlichen Herausforderunge— _ Anleger ein interessantes Investitionsumfe in dem jedoch ein sehr selektives Vorgeher = ¬geraten

 

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