Samstag, 23. Januar 2010

Indian Summer on New England USA Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Indian Summer on New England USA
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Viedo:
http://www.youtube.com/watch?v=iRuBNZtnJxM

Die Filmbilder hat der Author Selzer-McKenzie selbst in New England gedreht.
Ich bin auf der Suche nach dem rich tigen Weg. Hinter mir liegen schon einig Kilometer buckliger, mit Schlaglöchern Kurven und Kehren versehener Seiten
straßen. Amerikaner nennen sie „baclupads und versuchen sie immer dann zu meiden, wenn si schnell ans Ziel kommen wollen.
Für Leute wie mich, die Neu-England entdecke]
wollen, sind die „backroads" ideal. Sie schwinge]
sich durch sanfte Täler, ziehen sich gemächlici
durch Felder und Hügel hinauf und werde
vom Farbenmeer der Wälder verschlunger
Sie führen durch Dörfer, deren Bewol
ner stolz darauf sind, keine Ampel z
brauchen. Orte, deren Häuser m
weißen Brettern verschalt sind, ai
deren Kirchturm sich die Wetterfahr dreht. Mit gepflegten Gärten, auf deren Rase Kürbisse liegen, die bald von Müttern und derr Kindern zu Fratzen verarbeitet werden. Ende Okt( ber an Halloween flackern darin die Kerzen.
Frei und friedlich leben
Neu-England — das sind sechs Staaten im nordö5 lichen Zipfel des amerikanischen Kontinents. Will rend mehrerer Einwanderungswellen haben sie tai senden von Menschen eine neue Heimat gegeben. I Connecticut, Rhode Island, Massachusetts, NE Hampshire, Vermont und Maine, von Südost na( Nord gesehen, wurden die Vereinigten Staaten ma geblich geprägt. Die „United Society of Believers Christ's Second Appearing", wie die Shaker si( auch nennen, war eine der vielen religiösen Gru pen, die ab dem 17. Jahrhundert Europa und sein( oft blind ausgetragenen Kämpfen entkommen wo ten, um frei und friedlich ihren Glauben zu leben
Kreuzung ohne Schilder
Ich bin nach Canterbury, New Hampshire, unte wegs. Genau genommen ins Shakerdorf Canterbu] Laut Karte sollte ich längst dort sein. Und nun stel ich an dieser Kreuzung ohne Schilder und mu mich zwischen drei Möglichkeiten entscheide Mein Bauch sagt geradeaus. Und schon nach de nächsten Hügel erreiche ich eine Siedlung.
Der Countrystore verspricht Rettung. Diese Gesch te, oft auch Generalstore genannt, sind eine arm kanische Institution. Sie sind Marktplatz für all vom Angelhaken bis zum edlen Virginia-Schinke Und Post, Internetcaf, Bistro, Tankstelle. Hier wi Klatsch und Tratsch gehandelt. Und manchmal,
in meinem Fall, auch handfeste Information. E Frau, stilecht mit rotem Flanellhemd und Jeans g kleidet, deutet mir mit dem Zeigefinger, ihr zu fc

gen. Kurz darauf weiß ich, wo es langgeht. Doch auch, dass ich im Shakerdorf für heute vor ver-schlossenen Toren stehen werde. Sie legt mir Enfield nahe. Wenn mich die Kultur der Shaker interessiere, sei das genau das Richtige. Dort könne man „sha¬kerstyle" übernachten. Hab' ich erwähnt, dass ein Countrystore auch Reisebüro ist? Denn als ich den Deckel auf meinen Kaffeebecher drücke, ist mein Zimmer reserviert und die Wegskizze angefertigt.
Museum und Werkstatt
Ein paar Kilometer weiter trage ich meine Tasche in den dritten Stock des Great Stone Dwelling House. Abends Hotel findet tagsüber auf dem Gelände Mu¬seum statt. Für Hotelgäste umsonst, inklusive der Führung. Ich erfahre, dass mein Hotel über 50 Jahre lang als Wohn- und Wirtschaftsgebäude für etwa 100 Shaker gedient hat. Viele Räume sind heute noch so erhalten, wie sie 1918 aufgegeben wurden. Die zierlichen Geländerstäbe im Treppenhaus sind aus Holz gedrechselt, und an den Wänden sind ab¬schließend mit der Oberkante der Türen Haken
nehmen sollten. Allerdings kam es nicht in Frage, dass eine Frau in einem Beruf arbeitete, der es not-wendig gemacht hätte, ihren Arbeitsplatz mit einem Mann zu teilen — ausgenommen die Ernte. Alleine aber durfte sich eine Frau nicht länger als 15 Minu¬ten unter Männern aufhalten. Und umgekehrt. Über die Jahrzehnte haben die Shaker Hilfesuchenden ein neues Zuhause gegeben, wurden Waisen aus zerrüt¬teten Familienverhältnissen aufgenommen und er-zogen. Manche blieben. Die meisten gingen.
Am nächsten Mittag erreiche ich Canterbury, eines der schönsten Dörfer Neu-Englands. Erst 1992 hat sich die Shakergemeinde mangels Mitgliedern auf¬gelöst. Seither ist der Ort Museum und Werkstatt für die weltweit teuer gehandelten Möbel. Die Land¬schaft in der Umgebung gibt sich verschwenderisch. Wälder, grell in ein herbstliches Farbenkleid gehüllt, säumen Wiesen, auf denen schwarz-weiß gescheckte Kühe grasen. Altweibersommer würden wir diese Tage nach dem ersten Nachtfrost und Tagestem¬peraturen von mehr als 20 Grad nennen. Wenn die Sonne vom blank geputzten Himmel strahlt und das Laub der Bäume für ein paar Tage zu leuchten be
der Shaker. Bertha Lindsy, eine der letzten Bewohne¬rinnen von Canterbury, sagte, dass „man zum Beten nicht hinknien muss, sondern auch durch Arbeit mit Gott sprechen kann". Diese Einstellung, gepaart mit stetem Erfindungsgeist, machte die Shaker sehr erfolgreich. Für die Waschküche in Canterbury ent¬wickelten sie eine Waschmaschine, das einzige Pa¬tent der Shaker, sowie Lüftungssysteme, damit die Wäsche auch bei Regen schnell trocknet. In Han¬cock bei Pittsfield, Massachusetts, gibt es einen run¬den Stall, in dem es möglich war, 50 Kühe gleich¬zeitig zu füttern. Shaker verkauften Sämereien als Erste in Tüten. Ihre Pullover waren bei Studenten in den nahe gelegenen Universitäten beliebt. Ihr Käse wurde in den Feinkostläden New Yorks angeboten.
Hoffnung stirbt zum Schluss
Trotz der Fortschritte, die die Shaker sowohl für sich, als auch für die gesamte amerikanische Gesellschaft erzielten, sind heute nur noch vier Menschen übrig geblieben. Sie leben in Sabbathday Lake im südöst¬lichen Maine. Bruder Arnold ist der jüngste von ih-


Wohnhaus in Canterbury, einem Es ist harte Arbeit, diesem Boden das tägliche Brot Idyllisches Landleben komplettiert Neu-England mit seinen
der schönsten Dörfer Neu-Englands. abzutrotzen. Die Schicht fruchtbarer Erde ist dünn. sanften Tälern und Hügeln und dem Farbenmeer der Wälder.

leisten. Die dienten der Ordnung. Hier hatten alle Gegenstände, die gerade nicht in Gebrauch waren, zu hängen. So waren sie für jedermann leicht auf¬findbar. Jeder Gegenstand ist einem Nutzen unterge¬ordnet und seine Gestaltung dem Gebrauch. Nichts ist übermäßig verziert und verschnörkelt. Die Farben sind nüchtern, die Aufteilung wirkt streng. Die Shaker lebten im Zölibat. Zwar waren sie über¬zeugt, dass Männer und Frauen gleich sind in ihren Fähigkeiten und in der Verantwortung, die sie über

ginnt, als gäbe es kein Morgen. „Indian summer" sagt man hier zu diesem alljährlichen Naturschau¬spiel, das so viele Besucher in seinen Bann zieht. Und weil es in Nordamerika mehr Arten von Laub¬bäumen gibt als in Europa, ist diese Jahreszeit hier besonders schön.
Kaum zu glauben, dass Gletscher nur eine dünne Schicht aus fruchtbarer Erde hinterlassen haben. Diesem Boden das tägliche Brot abzutrotzen, war und ist harte Arbeit. Die gehörte zum obersten Credo

nen. Für ihn jedoch stirbt die Hoffnung zum Schluss. Wenn er die Nachrichten der „Welt" — also alles außerhalb seiner Kommune — hört, sieht er sich in seinen Überzeugungen bestätigt. Dass Ma߬losigkeit und Gier das hässliche Gesicht im Geld hervorbringt. Shaker beanspruchen für sich, die Erfindungen der Menschheit zu verbessern — verab¬scheuen jedoch, den Erfolg für sich zu missbrau¬chen

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