Donnerstag, 21. Januar 2010

Tasmania Australia Travel Reise Natur SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Eine Reise nach Tasmania
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=hj2Nl8rpVrg

Mutter Natur ist immer für eine Überraschung gut. Aber wenn man es am wenigsten erwartet, wun¬dert man sich trotzdem am meisten über sie. Gestern waren die Berge nur als Schatten im Nebel zu erkennen. Es nieselte ununterbrochen, und viele Besucher des Cradle Mountain Lake St. Clair Natio¬nal Parks sammelten sich am Abend in der Lodge und saßen fröstelnd und niedergeschlagen ums knisternde Feuer im Kamin. „Tasmanien eben", hieß es brummelnd.
Launische Diva: das Wetter
Meteorologen haben hier einen schweren Stand, weil sie das Wetter selbst im Sommer kaum voraus¬sagen können. Doch das Klima hat auch Vorteile. Selbst dickste Wolken halten sich nicht zwangsläu¬fig lange: Am nächsten Morgen steht die Sonne ohne Konkurrenz am blauen Himmel, Schleier¬wölkchen zieren die Bergspitzen wie ein schweben¬der Zuckerguss.
Wanderschuhe an, Schnürsenkel festgezogen und schnell hinaus in die Natur. Wer eine Herausfor¬derung meistern will, marschiert einige Tage bis zum Lake St. Clair auf dem Overland Track. Doch auch entspannte Spaziergänge sind möglich. Rund

Die tagelange Wanderung zum Lake St. Clair über den Overland Track ist eine echte Herausforderung.
um den Dove Lake zum Beispiel, wo knallrote Bee-ren den Herbst ankündigen und sich neben dem historischen Bootshaus Cradle Mountain im glas¬klaren Wasser spiegeln. Weit und breit kein Haus, kein Auto, kein Boot. Selbst die Vögel legen eine Pause ein, um den magischen Augenblick nicht zu stören. Vermutlich hat Gustav Weindorfer im Jahr 1910 einen ähnlich bewegenden Moment erlebt, als er diesen schroffen Berg bestieg und danach erklär¬te: „Wir müssen diese Landschaft für immer und für
alle Menschen schützen und einen Nationalpark ausweisen." Ziemlich visionär, dieser Einwanderer aus Österreich — noch heute wird sein alpines Chalet mit Namen „Waldheim" von Naturschützern in Ehren gehalten.
Ob Cradle Mountain oder die berühmte Wineglass Bay, einer der schönsten Strände der Welt: Tasma-niens Reize liegen oft im Verborgenen. Sie sind ge-rade deshalb faszinierend, weil sie nicht immer direkt am Straßenrand auf Besucher warten, weil sie zu Fuß, im Kanu oder per Fahrrad entdeckt werden wollen. Durch eine Laune der Natur lassen sich ver¬mutlich nirgendwo sonst auf der Welt derart viele Landschaftstypen auf so kleinem Raum erleben wie in Tasmanien: Ohne ein Flugzeug zu besteigen, reist man in ein paar Wochen um den Globus. Dabei ist die Insel im Süden des australischen Kontinents für dortige Maßstäbe geradezu winzig. Doch die Karten täuschen: Tasmanien ist immerhin ungefähr so groß wie Bayern.
1001 Bucht hat Tasmanien zu bieten, spielt mal Südsee-Traum, mal wildes Schottland, mal Namib¬Wüste mit leuchtend roten Dünen. Im Inneren der Insel sprudeln Wasserfälle in alpinen Mooren. Farne hoch wie Christbäume spenden Schatten im kühl gemäßigten Regenwald, der nur einen Herrscher

kennt. „Die Huon-Kiefer, oft 1000 und mehr Jahre alt, war einst wegen ihrer Wasser abweisenden Eigenschaften begehrt für den Schiffsbau und ist heute eine bedrohte Art, die nirgendwo sonst wächst", erzählt Troy Grining, Kapitän der World Heritage Cruises, bei einer Fahrt den Gordon River hinauf. Mild nach Harz und ätherischen Ölen duf¬tende Souvenirs aus dem Holz der seltenen Kiefer gibt es im Küstenort Strahan trotzdem zu kaufen, weil vor Jahrzehnten liegen gelassene Baumstümpfe aus Stauseen nun aufwendig geborgen werden.
Weltnaturerbe
Vielerorts hat der Tourismus in Tasmanien dafür ge-sorgt, dass die wilden Wälder inzwischen vor Kahlschlag geschützt sind — ein Drittel des Landes ist Weltnaturerbe. So auch am Gordon River, einst von einem lange umstrittenen und heftig bekämpf¬ten Damm in seiner Ursprünglichkeit bedroht und heute eines der beliebtesten Ausflugsziele der Insel. „Wer auf dem Fluss unterwegs ist, der reist in eine andere Welt", sinniert Kapitän Troy Grining. „Viele Bäume und Pflanzen wachsen hier viel langsamer als anderswo auf der Welt — man bekommt ganz automatisch Respekt vor dem scheinbar endlos lan-gen Zeitraum, in dem dieses faszinierende Ökosys-tem entstanden ist."
Wer ins Grün der Insel eintaucht, kann hier viele
den Wiesen am Gordon River nisten Orangen¬bauchsittiche: Wer sich ruhig verhält und die Tiere nicht aufscheucht, kann stundenlang zusehen, wie sich Männchen und Weibchen bezirzen. Die Papa¬geien sind extrem selten. Vermutlich gibt es nur noch weniger als 200 Tiere. Häufiger dagegen sind die Wombats, drollige Beutelbären, die im Hochland unbeschwert über die Wiesen tollen. Wer hier bei einer geführten Tour mit einem Nationalpark¬Ranger unterwegs ist, weiß am Ende ganz genau, welche der bunten Beeren essbar sind und welche nicht.
Eine zweifelhafte Berühmtheit unter den Tieren hat der tasmanische Teufel erlangt, der seinen unchrist-lichen Namen dem wilden Aussehen mit schwarzem Fell verdankt und den Ohren, die sich bei Erregung feuerrot färben. Als Haustier ist das Beuteltier weni¬ger geeignet, denn der Jäger hat einen extrem star¬ken Biss. Den ausgestorbenen tasmanischen Tiger findet man dagegen nur noch in der Kneipe: auf den Etiketten des Cascade-Biers, hergestellt in Aus¬traliens ältester Brauerei, und in den Geschichten der Männer an der Bar, die das Phantom angeblich erst vor kurzer Zeit wieder gesehen haben wollen. Passender kann man die Exkursion in die Wildnis nicht beschließen.
Selbst von Hobart aus, Tasmaniens entspannter
Hauptstadt, ist die Natur nicht weit. Mount Welling
ton überragt die 150.000-Einwohner-Stadt, und die
und an den vielen Ständen entdecken, was Tas¬manien an kreativen Geistern hervorgebracht oder angelockt hat. Fotografen beschäftigen sich mit Lichtreflexionen im Wasser und stellen unter freiem Himmel ihre Bilder aus, überall gibt es moderne Kunst aus Holz und Stahl.
Blick auf den Derwent River
Nicht weniger spannend ist es zu kosten, was das wechselhafte Klima Tasmaniens alles gedeihen lässt: Fisch aus Meer und Bach, fangfrisch auf den Grill gepackt oder zu köstlichen Brotaufstrichen ver¬arbeitet. Honig von ihren Wiesen und aus dem dich¬ten Nadelwald bietet eine Frau an, dazu Obstbrände und natürlich Wein — im Glas so klar wie die Luft, in der die Reben gedeihen. Nur zwölf Kilometer vom Zentrum Hobarts entfernt beginnen schon die Reben — das Moorilla Estate mit seiner Bier- und Wein¬produktion überrascht nicht nur mit einer exquisi¬ten Antiquitätensammlung, sondern auch mit ei¬nem schicken Restaurant. Wer sich mit dem Ab-schied schwer tut, kann in schicken Chalets über-nachten und den Blick auf den Derwent River ge-nießen. Auch in Hobart selbst hat man das Hinter-wäldler-Image längst abgelegt und ist stolz auf das, was man Besuchern bieten kann: eine muntere Stadt und einen lebendigen Hafen.
Kein Wunder also, dass Tasmanien mehr und mehr

Der Koala, eines der Symbole Australiens, lebt in den Eukalyptuswäldern Tasmaniens.
Tiere besser beobachten als in anderen Regionen Australiens. Denn nicht nur im Outback mümmeln die berühmten Kängurus, auch in Tasmanien füh¬len sich die Beuteltiere heimisch. Früh am Morgen, wenn der Nebel noch über den Flüssen hängt und man im Kajak das Paddel leise ins Wasser taucht, sieht man an abgeschiedenen Stellen manchmal das scheue Schnabeltier plantschen. Mit seinem platten Schwanz ähnelt es einem Biber, nur dass die tasmanische Variante des Säugetiers Eier legt. In
Wombat: Der Pflanzenfresser sieht aus wie ein klei¬ner Bär und lebt in Höhlen.
1270 Meter vom Meer bis an die Spitze mit einem fantastischen Panoramablick sind bergauf eher et-was für bereits gut trainierte Waden. Ein findiger Tourveranstalter bietet die Lösung für alle anderen, die eine etwas bequemere Berg- und Talfahrt wün-schen: Im Minibus geht es hinauf auf den Berg, dann mit dem Fahrrad 20 Kilometer in vielen Ser¬pentinen wieder hinunter.
Zurück in der Stadt sollte man, vorausgesetzt es ist
Samstag, über den Salamanca Market schlendern
Im Cradle Mountain Lake St. Clair Nationalpark bietet sich eine Kajak-Tour auf dem Dove Lake an.
Liebhaber findet. Schon früher wussten die Erfah-renen unter den Reisenden, was sie an der Insel hatten. Vom britischen Entdecker Charles Darwin, eigentlich seriöser Wissenschaftler und ansonsten anders als manche Kollegen nicht als überschwäng¬licher Zitate-Lieferant bekannt, ist folgende Aussage überliefert: „Wenn ich irgendwann einmal auswan¬dern müsste, dann würde ich diesen Platz bevorzu¬gen." Tasmanien-Kenner stimmen 175 Jahre später immer noch enthusiastisch zu

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