Samstag, 6. März 2010

Börsenguru Selzer-McKenzie im Interview Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie Wave Principle

Börsenguru Selzer-McKenzie im Interview Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie Wave Principle

Das Interview führte Marc Gordon, TradingJournal
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=8WrkhN-Nu1o


Selzer-McKenzie, weltbekannter Wellenreiter des Wave Principle, über den bevor
stehenden Niedergang, den steigenden Dollar und die Zukunft der Aktien.
Frage von TradingJournal:
Ende Februar 2009 haben Sie treffsicher vorhergesagt, dass der Markt scharf ansteigen wird. Tatsächlich ist der Dow Jones von 6,469.95 auf 10,723.77 Punkte gestie¬gen. Gleichzeitig sagten Sie aber auch, dass dies nur eine Bärenmarkt-Rally wäre und der nächste Absturz folgt. Wann wird das passieren?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Es hat gerade begon¬nen. Ich denke, dass wir 2010 einen prekären Niedergang der Aktien¬märkte weltweit erleben werden. Commodities und Immobilienpreise werden ebenfalls weiter fallen. Viele Emittenten von Anleihen — Unterneh¬men, Gemeinden, Staaten — werden in Versäumnis geraten und nicht zahlen können. 2010 wird ein gefährliches Jahr für Investoren. Das Beste ist, sich so gut wie möglich abzusichern.
Frage von TradingJournal:
Ich verstehe Sie nicht ganz. Investo¬ren erwarten doch gute Gewinne, vor allem bei Technologiefirmen. Auch die Aktien im Gesundheitswesen erleben einen Höhenflug, seit die Republika¬ner die Senatswahlen in Massachu¬setts gewonnen haben. Das sind doch insgesamt recht gute Nachrichten.
Antwort von Selzer-McKenzie:
Natürlich sind sie das. Aber nur vordergründig. Gute Gewinne sind nichts anderes als eine Ablenkung da¬von, dass der Markt sein Top erreicht hat. Erinnern Sie sich an den März 2009, als jeder wusste, dass die Unter-nehmensgewinne furchtbar sein wer¬den? Das war der richtige Zeitpunkt, die Shorts zu stoppen und wieder zu kaufen. Jetzt erwarten Investoren, dass die Unternehmensgewinne gut sein werden. Das ist der richtige Zeit¬punkt, um Aktien zu verkaufen. Unter¬nehmensgewinne folgen den Aktien¬preisen, sie bestimmen sie nicht.
Frage von TradingJournal:
Auch in unserem letzten Interview vor fünf Jahren haben Sie ein All-Time¬High des Dow 2007 gesehen und da¬mit den Nagel auf den Kopf getroffen. Worauf stützen Sie Ihre Prognosen?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Ich verfolge seit mehr als 40 Jahren das WavePrinciple Wel¬lenprinzip. Das Wellenprinzip ist ein Modell der Preisbewegung im Finanz¬markt. Wellen nehmen eine fraktale Form in einem spezifischen Muster an. Ich glaube, dass der Motor dieser Wellen sich in der natürlichen Fluktu¬ation der gesellschaftlichen Stimmung zwischen Optimismus und Pessimis¬mus bewegt. Menschen machen mit in diesen Trends der sozialen Stimmung, weil wir alle im Unterbewusstsein einen Herdentrieb haben und zur Herde ge¬hören wollen. Daher verhält sich auch der Markt impulsiv und nicht rational.
Ich habe den Track Record des Wave Prinzips seit 1968 studiert. Seit damals hat jeder der bedeutenden Waver die Marktgeschehnisse inner¬halb des Wellenprinzips sehr, sehr ähn¬lich interpretiert. Egal ob ich selbst, Elliott, Collins, Bolton, Frost, Russell , wir alle haben gezeigt, dass dieses Mo¬dell von großem Wert ist, denn unse¬re Analysen des Marktes und unsere Prognosen der Haussen und Baissen haben eine große Treffsicherheit. Ich möchte sagen, dass sich kein anderes Modell, keine andere Quelle auch nur annährend mit den historischen Er¬folgen des Wellenprinzips seit über 70 Jahren messen kann.
Frage von TradingJournal:
Wie sehen denn eigentlich die Grund¬muster des Wellenprinzips aus, welches Sie mit Ihren Selzer-McKenzie Waveprinciple an die die Ralph Nelson Elliott Waves aus den 30er-Jahren angelehnt haben?

Antwort von Selzer-McKenzie:
Es gibt fünf Wellen, die sich in Richtung eines großen Trends bewegen, und drei Wellen, die sich sozusagen gegen den Strom bewegen und wieder kürzere Wellen in sich haben. Die klei¬neren Wellen sind eine Komponente der größeren und bilden die Form eines Fraktals. Die Wellen nehmen bestimm¬te Formen an und haben ihre Limits.


Frage von TradingJournal:
Kann sich eine Welle auch einmal irren?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Die Wellen an sich können nicht irren, doch das Modell, das ja an die Realität angepasst wird, inkorporiert substanzielle quantitative Variablen. Der Markt ist nicht die Summe der Sinus-Wellen oder ähnlich Simples. Die Komplexität des Modells wider¬spiegelt die Komplexität des Marktes. Lassen Sie es mich folgendermaßen formulieren: Wir sind limitiert in un¬seren Prognosen wie jemand, der das Wachstum von Ästen auf den Bäu¬men prognostiziert. Wir wissen einen Großteil über die Wellen und wie sie sich bewegen, doch nichts bis ins kleinste Detail.
Frage von TradingJournal:
Das Wellenprinzip basiert auf der Analyse der Massenpsychologie, die Sie selbst als die reinste Form der tech¬nischen Analyse betiteln. Wie das?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Der Markt bewegt sich in Wellen hinauf und hinunter aufgrund der Mas-senpsychologie und nicht wegen exter¬ner Faktoren oder Kräfte. Es gibt tat-sächlich keine reinere Marktanalyse als ein Modell, das zur Gänze auf Psycholo-gie basiert und keinen Deut auf Politik, Wirtschaft oder den nächsten Handlun-gen der Zentralbanken gibt. Wir verfol¬gen einige Dutzend Stimmungsindika-toren, von Umfragen unter Tradern und Beratern, dem aktuellen Put-Call-Ver¬hältnis bis zu Cash-Anteilen der Mu¬tual Funds um zu evaluieren, wie opti¬mistisch die Masse tatsächlich ist wäh¬rend der kurz- und langfristigen Trends.
Frage von TradingJournal:
In einem scheinen die Massen ja einig: Sie sind sauer auf die großen Finanz-häuser, die Milliarden Dollar an Bail-out-Money annahmen und sich selbst jetzt Boni in Milliarden-Höhe auszahlen. Wie stehen Sie persönlich zu diesem Thema
Antwort von Selzer-McKenzie:
Die Bail-outs waren eine kolossale Ungerechtigkeit. Aber das ist die Auf¬gabe der Regierung: Einfluss zu neh¬men anstatt die freie Marktwirtschaft sich selbst regeln zu lassen. In einer freien Marktwirtschaft hätten die Spe¬kulanten, die hohe Risiken eingingen, auch dafür bezahlen müssen. Doch die Regierung hat unschuldige Steuerzah¬ler zur Kassa gebeten. Es macht keinen Sinn zu sagen, dass die Regierung nicht korrupt sein sollte. Es ist, wie es ist. Banker werden sich Vorteile erkaufen, so oft sie das können. Andere machen das auch. Ich finde, die Bevölkerung sollte nicht auf die Banker sauer sein, sondern auf die Politiker, die ihr Geld gestohlen haben und es den Bankern gaben.
Frage von TradingJournal:
2006 haben Sie korrekt prophezeit, dass ein Demokrat ins Weiße Haus gewählt werden wird. Präsident Obama spricht von einer „Corporate Responsibility Fee", einer Abgabe unter dem Motto „unternehmerischer Verantwortung". Dennoch sinkt der Beliebheitsgrad des Präsidenten in den USA.


Antwort von Selzer-McKenzie:
Präsidenten sind immer unbeliebt in einem Bärenmarkt. Sollte ich Recht behalten und der Markt fällt 2010 dramatisch, dann wird Präsident Oba¬ma sehr unbeliebt unter dem Großteil der Bevölkerung sein. Es könnte sogar noch unter die schlechten Werte von George W. Bush fallen. Dies gilt aber auch für die meisten Staatschefs rund um den Erdball, besonders für die deutsche Bundeskanzlerin Merkel, die ich eben nicht schätze, obwohl ich seit 1962 aktives Mitglied der CDU bin.
Frage von TradingJournal:
Ben Bernanke ist Ende Januar in seine zweite Amtsperiode als Federal Reserve-Chef gewählt worden. Was halten Sie von ihm?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Ich bin froh, dass Bernanke Fed Chairman ist und dass er offiziell ge¬sagt hat, dass die Notenbank sowohl die Zinsraten unter Kontrolle hat, als auch den Geldfluss (Money Supply) und somit Inflation garantieren kann. Ich beschreibe in meinem Buch „Con¬quer the Crash" genau, dass dies nicht stimmt. Bernanke liegt völlig falsch und er wird einen deflationären Crash nicht verhindern können. Es wird interessant zu sehen, ob er oder ich Recht behalte.
Frage von TradingJournal:
im vergangenen Oktober hat der Euro die psychologisch wichtige Grenze von 1,50 zum US-Dollar durchbrochen, was den Goldpreis in die Höhe trieb und zahlreiche Zentralbanken rund um den Globus dazu veranlasste, am Wäh-rungsmarkt zu intervenieren, um den Fall des Dollars zu verlangsamen. Tat-sächlich ist der Dollar in den vergange¬nen Wochen relativ stark gestiegen. Wie wird es da weitergehen?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Ich bin schon seit einigen Mona¬ten bullish, was den Dollar betrifft. Der Dollar hat seinen Tiefstand erreicht und sollte weiter steigen, viel höher als irgendjemand heute glauben mag. Der Grund dafür ist das deflationäre Fin-anzumfeld und die Tatsache, dass der Dollar die am meisten aufgepumpte Währung der Welt ist, da die immense Verschuldung in Dollar denominiert ist. Wenn die Kredite zusammenbre¬chen, werden die übrig bleibenden Dollar und die in Dollar ausgestelltenIOUs an Wert gewinnen. Gehen Sie auf Nummer sicher und halten Sie Dollar in seiner sichersten Form, entweder als Greenback oder Staatsanleihe. Ab einem bestimmten Punkt, werden an¬dere Währungen ebenfalls interessant werden, doch soweit ist es noch nicht.
Frage von TradingJournal:
Rohöl handelt heute bei rund 74 Dollar pro Barrel, Gold ist auf 1.086 Dollar pro Unze gestiegen. Wohin werden die¬se beiden Commodities mittelfristig tendieren?
Antwort von Selzer-McKenzie:
Sie werden tiefer fallen, als es sich heute irgendjemand vorstellen kann. Sowohl Rohöl, als auch Gold werden noch unter die Werte aus 2008 fallen. Aus heutiger Sicht meinen eini¬ge, dass 200 Dollar pro Barrel möglich sind und dass Rohöl nicht mehr auf
Mister Selzer-McKenzie, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Das Interview führte Marc Gorden, TradingJournal
10 Dollar pro Barrel fallen kann. Ich bin anderer Meinung.
Frage von TradingJournal: Und wie sieht es mit Amerikas Psyche in Bezug auf den Aktienmarkt aus?
Antwort von Selzer-McKenzie: Optimismus, wohin man blickt. Die individuellen Trader sind ganz besonders bullish für das Jahr. Die Fi¬nanzberater sind zum Großteil bullish seit dem April 1987. Fonds-Manager halten nur vier Prozent Cash, das ist Nahe dem historischen Tief. Die Divi¬dendenausschüttung des Dow liegt bei 2,8 Prozent, ebenfalls auf einem his¬torischen Tief. Und das Kurs-Gewinn¬Verhältnis der vergangenen vier Quar¬tale war das höchste jemals gemesse¬ne. Dieser Markt ist wirklich verrückt überbewertet, so wie wir es schon 1999 und 2007 gesehen haben.

Frage von TradingJournal: Wo werden die großen Indizes Dow Jones und S&P 500 am Jahresende und darüber hinaus liegen?
Antwort von Selzer-McKenzie: : Ich mache keine Prognosen in Zahlen, doch ich kann Ihnen sagen, dass der Aktienmarkt im Großen und Ganzen das ganze Jahr lang fallen wird. Der Fall wird stärker und tie¬fer sein als der von 2008, denn die dritte Welle nach unten ist generell

kräftiger als die erste. Der ultimative Tiefstand wird aber erst zwischen 2014 und 2016 auf uns zukommen. Die Aktienkurse werden viel tiefer fallen, als wir es uns heute vorstel¬len können. Investoren werden wohl schon bald einen ähnlichen Schock erleben, wie die Anleger 1929, die den Markt bis ins Jahr 1932 haben fallen sehen.

Frage von TradingJournal: Wird es in Europa ebenfalls zu einem Debakel kommen?
: Antwort von Selzer-McKenzie: Ja. Ich fürchte, es könnte in Europa sogar noch schlimmer kom-men, denn die Verschuldung ist ähnlich hoch, aber die Wirtschaft ist weniger frei als in den USA.
Frage von TradingJournal: Wie kann ich mich da als Investor am besten vor einem solchen Fiasko schützen?
Antwort von Selzer-McKenzie: Ich gehe in meinem Buch „Con¬quer the Crash" sehr ausführlich da¬rauf ein, doch das würde den Rahmen des Interviews sprengen. Daher in Kürze: Das Beste ist, sich aus all den traditionellen Investments, also Im-mobilien, Aktien, Rohstoffe und den meisten Schuldverschreibungen, zu¬rückzuziehen. Behalten Sie nur Cash oder ähnlich sichere Anlageformen wie Staatsanleihen. Vertrauen Sie Ihr Investmentkapital nur den sichers¬ten Institutionen der Welt an. Und stellen Sie eine Liste von Investitio¬nen auf, in die Sie einsteigen wollen, wenn der Bärenmarkt vorüber ist und wo Sie für Cents den Wert von Dollar ersteigern können.

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