Samstag, 4. Mai 2013

Genussmittel Rohstoffe Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Genussmittel Rohstoffe Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


 
 
 


Author D.Selzer-McKenzie

Zucker und Kaffee Arabica sind derzeit so billig wie zuletzt vor knapp drei Jahren. Eine als entspannt empfundene Angebotslage drückt auch auf die Notierungen für Kakao. Wir rechnen mit einer Erholung der Preise. Die Zuckerproduktion in Brasilien dürfte aufgrund einer höheren Ethanolproduktion weni¬ger stark steigen als erwartet. Bei Kaffee Arabica könnte es zu Stützungskäufen der brasilianischen Regierung kommen. Zudem kommt es zu Ernteausfällen in Mittelamerika. Das Angebot von Kaffee Robusta ist hingegen knapper, was die Preise weiter unterstützen sollte. Bei Kakao könnten die Ernteerwartungen in der Elfenbeinküste enttäuscht werden.

Zucker: Die Zuckerpreise stehen unter dem Eindruck eines hohen Marktüber-schusses von 8,5 Millionen Tonnen in der laufenden Saison 2012/13 und der Erwar-tung einer rekordhohen brasilianischen Zuckerrohrernte 2013/14. Der meistge-handelte Terminkontrakt für Rohzucker an der ICE in New York ist auf das niedrigste Niveau seit Sommer 2010 gesunken (Grafik 1). Die Überschusserwartungen werden insbesondere durch das weltgrößte Produzentenland Brasi¬lien genährt: In der zu Ende gegangenen Verar¬beitungssaison wurden nach Angaben der brasi¬lianischen Zuckerindus-trievereinigung Unica in der Hauptanbauregion Center-South 532 Millionen Tonnen Zuckerrohr verarbeitet, ein Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stieg die Zuckerproduktion überproportional um fast 9 Prozent auf 34,1 Millionen Tonnen. Noch schwerer wiegt die Aussicht auf eine rekordhohe Zuckerrohrernte in der ab April laufenden Saison 2013/14. Die Schätzungen für das Hauptanbaugebiet Center-South belaufen sich derzeit auf 580 bis 600 Millionen Tonnen. Dies wäre ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

 

Der Zuwachs bei der Zuckerproduktion sollte allerdings geringer ausfallen, da die Zuckermühlen in Brasilien aus Rentabili-tätsgründen im kommenden Erntejahr verstärkt Ethanol herstellen dürften. Wenn der Anteil der Ethanolproduktion an der Zuckerrohrverarbeitung merklich steigt, kann dies die Zuckerproduktion empfind-lich treffen. Ein Anstieg des Ethanolanteils in Brasilien von derzeit 51 Prozent auf noch nicht einmal 56 Prozent würde dazu führen, dass der Anstieg der Zuckerrohrernte vollständig durch die Ethanolherstellung auf¬gezehrt wird und sich die der Zuckerprodukti¬on zugeführte Menge an Zuckerrohr nicht erhöht. Unter der An¬nahme eines unveränderten Zuckergehalts bliebe die Zuckerproduktion dann stabil. Dabei wurde bereits die optimistische An¬nahme einer Zuckerrohrernte von 600 Millionen Tonnen für Center-South und 65 Millionen Tonnen für North-Northeast unterstellt. Es ist daher keineswegs sicher, dass eine höhere Zuckerrohrernte in Bra-silien auch zu einer Ausweitung der dor-tigen Zuckerproduktion führt. Der Markt scheint dies derzeit noch nicht hinreichend zu berücksichtigen.

Auch wenn in Brasilien eine rekordhohe Menge Zuckerrohr geerntet wird und die Zuckerproduktion in Thailand möglicher-weise wieder über die Marke von 10 Milli-onen Tonnen ansteigen kann, sind wir für das globale Angebot in der Saison 2013/ 14 nicht so optimistisch wie viele andere Beobachter. Kritische Einschätzungen gibt es aus Indien, wonach in der Saison 2013/14 mit einem Rückgang der dortigen Zuckerproduktion auf 22 Millionen Ton-nen gerechnet werden muss, da es in den Bundesstaaten Maharashtra und Karnata¬ka zu trocken ist. Die offizielle Schätzung der Regierung liegt derzeit noch bei 24 Millionen Tonnen. Auch in anderen Ländern wie China — wo die letzte Ernte sehr gut war — und Pakistan könnte die Produktion 2013/14 niedriger ausfallen.

Weltweit dürfte in der kommenden Sai-son das Angebot sinken, da die Zucker-preise auf ein Niveau abgesunken sind, das in vielen Ländern kaum mehr die Produktionskosten deckt. Die Nachfrage dürfte angesichts niedriger Preise und einer Stabilisierung der Weltkonjunktur leicht steigen. Dies schließt einen wei-teren Überschuss in 2013/14 nicht aus (Grafik 2). Ob dieser allerdings so hoch ausfallen wird wie die derzeit vom Zuckerhändler Kingsman geschätzten

5,6 Millionen Tonnen, bleibt abzuwarten. Dieser Schätzung dürfte die Annahme zugrunde liegen, dass die Zuckerproduktion in Brasilien weiter wächst, nachdem sie im Vorjahr mit 40,3 Millionen Tonnen bereits einen Rekordwert erzielte. Die ISO spricht bisher vorsichtig davon, dass sie in 2013/14 einem Defizit nur eine »geringe Wahrscheinlichkeit« bei¬misst.

Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben bis Anfang April bei Zucker rekordhohe Netto-Short-Positionen aufgebaut. Sie gehen also von einer sehr reichlichen Versorgung und weiter fallenden Preisen aus. Dies erhöht das Aufwärtspotenzial für die Prei¬se, falls negative Angebotsmeldungen die Marktmei¬nung skeptischer werden lassen. Insgesamt erwarten wir, dass die Zuckerpreise von der steigenden Kon¬kurrenz durch die Ethanolproduktion in Brasilien und der Aussicht auf einen deutlich geringeren Ange-botsüberschuss profitieren werden. Der Preisanstieg sollte sich angesichts der weiterhin reichlichen Ver-sorgung des Weltmarkts mit Zucker aber in recht engen Grenzen halten. Für das vierte Quartal 2013 erwarten wir einen Rohzuckerpreis von 20 US-Cents je Pfund.

Kaffee: Die Notierungen für Arabica-Kaffee sind im März auf den tiefsten Stand seit Juni 2010 gefallen (Grafik 3). Auch hier lastet das reichliche Angebot auf den Preisen. Die Internationale Kaffeeorganisation (ICO) erwartet in der laufenden Saison 2012/13 eine rekordhohe globale Produktion um die 145 Millionen Sack. Die von der ICE zertifizierten Kaffeelagerbe-stände sind im März auf ein 3-Jahres-Hoch von 2,75 Millionen Sack gestiegen. Zudem fokussiert sich der Markt auf die Aussicht auf eine erneut gute Kaffee-ernte im wichtigsten Produzentenland Brasilien und die Aussicht auf eine Rückkehr Kolumbiens zu »normalen« Erntemengen. Die diesjährige Ernte in Brasilien wird zwar etwas niedriger ausfallen als die Rekordernte im Vorjahr, welche die eines Hocher-tragsjahres im zweijährigen Erntezyklus war. Für ein Niedrigertragsjahr wird aber eine rekordhohe Ernte-menge erwartet. Die Prognoseabteilung des brasilia-nischen Landwirtschaftsministeriums Conab rechnet mit einer Ernte von 47 bis 50,2 Millionen Sack nach 50,8 Millionen Sack im Vorjahr. In der letzten Niedrig-ertragssaison vor zwei Jahren wurden nur 43,1 Mil¬lionen Sack erreicht. Damit würde sich bestätigen, dass sich die Fluktuation der Erntemengen zwischen Hoch- und Niedrigertragsjahren zunehmend ein¬ebnet. Früher hatte sie oft bei 20 Prozent oder gar 40 Prozent gelegen.

Im zweitwichtigsten Arabica-Produzen-tenland Kolumbien soll die Ernte laut der Vereinigung der kolumbianischen Kaffee-anbauer 2013 auf fast 10 Millionen Sack steigen. Das wäre ein Anstieg um gut 2 Millionen Sack gegenüber dem Vorjahr und die höchste Erntemenge seit sechs Jahren. Als Grund für die Produktions-steigerung werden bessere Witterungs-bedingungen und Düngung genannt. Zu-dem scheint die Erneuerung der Kaffee-plantagen erste positive Wirkung zu zeigen. Allerdings war Kolumbien auch in den letzten Jahren häufig sehr zuver-sichtlich gewesen. Möglicherweise ver-sucht man auch, als bedeutender Anbieter von Arabica-Bohnen im Gespräch zu bleiben, um eine weitere strukturelle Ver-schiebung der Nachfrage hin zu Robusta-Kaffee zu vermeiden, die nur schwer rückgängig zu machen wäre. Negative Nachrichten kommen dagegen aus Mittel-amerika, wo sich die Pflanzenkrankheit Roya stark verbreitet hat und die dortigen Ernten der nächsten zwei bis drei Jahre empfindlich zu treffen droht. Die ICO befürchtet, dass die Ernte 2013/14 in Mittelamerika und Mexiko — woher mehr als 20 Prozent der weltweiten Arabica-Produktion stammen — von den 2012/13 erreichten knapp 20 Millionen Sack um 5 bis 7 Millionen Sack fallen könnte.

Die Kaffeeproduzenten in Brasilien halten inzwischen bereits Angebot zurück, um die Preise zu unterstützen. Bislang hatte

 

diese Maßnahme allerdings wenig Erfolg. Daher wird in der Regierung Brasiliens über Stützungsmaßnahmen diskutiert, da das derzeitige Preisniveau für viele brasi-lianische Kaffeeproduzenten nicht mehr kostendeckend ist. Zuletzt wurde vor drei Jahren durch staatliche Aufkäufe Kaffee vom Markt genommen, was damals den Arabica-Preisen einen Boden bereitete. Angesichts der aktuell rekordhohen Netto-Short-Positionen bei Arabica unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern könnte eine derartige Maßnahme auch diesmal zum Erfolg führen. Schon eine glaubhafte Ankündigung der brasiliani-schen Regierung, mittels Stützungskäufen keinen weiteren Preisrückgang mehr zu-zulassen, könnte zu Short-Eindeckungen führen und die Preise steigen lassen.

Während sich Arabica seit Jahresbeginn um bis zu 10 Prozent verbilligte, hat sich Robusta im selben Zeitraum um 10 Pro-zent verteuert (Grafik 3). Dies ist das Ergebnis einer geringeren Verfügbarkeit. Nach Erwartung der vietnamesischen Kaffee- und Kakaovereinigung Vicofa soll die Ernte im weltgrößten Robusta-Produ-zentenland Vietnam 2013/14 trockenheits¬bedingt um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, nachdem bereits 2012/13 ein Minus von 25 Prozent zu Buche stehen soll. 2011/12 war noch eine Rekordernte von 1,65 Millionen Tonnen (27,5 Millionen Sack) eingebracht worden. Vietnamesische Quellen hatten sich in

 

den vergangenen Jahren aber nicht selten zu pessimistisch geäußert. Die ICO er-wartet für die seit Oktober laufende Ernte 2012/13 Einbußen von knapp 10 Prozent. Zudem entwickelte sich die Nachfrage nach Robusta-Kaffee zuletzt dynamischer als die Nachfrage nach Arabica-Kaffee. Die Nachfrage profitiert dabei vom stark zunehmenden Kaffeekonsum in den Pro-duzentenländern. Der Anteil von Robusta am gesamten Kaffeekonsum in den Pro-duzentenländern und in der sich damit überschneidenden Gruppe der Emerging Markets ist mit etwa 50 Prozent deutlich höher als in den Industriestaaten. Aus diesem Grund ist auch zu erwarten, dass der nach Vietnam und Brasilien dritt-größte Robusta-Anbauer Indonesien trotz einer Rekordernte in der ab April laufen¬den Saison weniger Robusta-Bohnen exportieren dürfte.

Bei Arabica scheint der Markt derzeit zu einseitig auf die positiven Nachrichten zum Angebot fokussiert und die bestehen-den Risiken auszublenden. Zu nennen sind hier die Ernteausfälle in Mittelame-rika, das Risiko einer erneuten Enttäu-schung in Kolumbien und die Bereitschaft der Regierung in Brasilien, dem Preis-verfall Einhalt zu gebieten. Zudem sind die Lagerbestände in den Exportländern rekordniedrig (Grafik 4), der Puffer bei Missernten also entsprechend gering. Wir rechnen daher mit einer Preiserholung auf 160 US-Cents je Pfund bis zum Jahres-ende. Im kommenden Jahr dürfte der Preis aufgrund eines dann anstehenden Hochertragsjahres in Brasilien auf 145 US-Cents je Pfund nachgeben. Aufgrund der knapperen Verfügbarkeit sollte der Robusta-Preis unterstützt bleiben und bis zum Jahresende auf 2.200 US-Dollar je Tonne steigen. Im kommenden Jahr rech-nen wir mit einer leichten Entspannung des Angebots und einem Rückgang auf 2.000 US-Dollar je Tonne.

Kakao: Seit dem Spätsommer 2012 sind die Kakaopreise um ca. 20 Prozent gesun-ken. Die Schwelle von 2.000 US-Dollar je Tonne wurde aber in New York nicht nach unten durchbrochen (Grafik 5). Viele Wo-chen lang war die Informationslage zur Produktion im weltgrößten Anbieterland Elfenbeinküste sehr undurchsichtig: In-offiziellen Meldungen zufolge sollten die Anlieferungen in die ivorischen Häfen deutlich über dem Vorjahresniveau liegen. Dies stand in Widerspruch zu der Erwar-tung der ivorischen Regierung, dass die diesjährige Ernte niedriger als die der Vorsaison ausfallen soll. Die Internatio-nale Kakaoorganisation ICCO hatte dann »Agenturen« zitiert, wonach die Gesamt-anlieferungen in der Elfenbeinküste seit Saisonbeginn im Oktober 2012 bis Anfang März 2013 um 6,5 Prozent geringer als in der gleichen Periode der Vorsaison gewesen sein sollen. Ivorische Ministerien haben nun offizielle Zahlen geliefert. Die-se beziehen sich zwar nur auf die drei

 

Monate biS Jahresende 2012, weisen aber ein Minus in den Anlieferungen von 7,5 Prozent aus. Erst daraufhin haben auch inoffizielle Quellen, deren Schätzungen auf Zählungen anliefernder LKW beruhen, ihre bisherige Schätzung eines deutlichen Zuwachses ebenfalls nach unten korrigiert. Für Ghana sollen die Anlieferungen sogar um 16 Prozent zurückgegangen sein.

In ihrem jüngsten Quartalsbericht hat die ICCO erstmals eine offizielle Schätzung für die laufende Saison 2012/13 bekannt gegeben. Demnach soll es auf dem globa-len Kakaomarkt zu einem Angebotsdefizit in Höhe von 45.000 Tonnen kommen (Grafik 6). Weltweit rechnet die ICCO mit einem Rückgang der Kakaoproduktion um 1,8 Prozent auf gut 4 Millionen Tonnen, die Verarbeitung soll erstmals die Marke von 4 Millionen Tonnen über-schreiten und die Lager¬bestände zum Ende der Saison bei knapp 1,8 Millionen Tonnen liegen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Prognosen der ICCO allerdings immer noch mit erheblicher Unsicherheit behaf¬tet. Dies zeigt der Blick in die Vorsaison, als man in der ersten Schätzung zunächst von einem Marktdefizit in Höhe von 71.000 Tonnen ausging, woraus schließlich nach mehrfachen Revisionen ein Überschuss von 86.000 Tonnen wurde. Diesmal kann es sein, dass die ICCO das Defizit zu nied-

 

rig einschätzt. Die ICCO erwartet bislang einen Rückgang der Produktion in der Elfenbeinküste um lediglich 1,1 Prozent. Das setzt nach den oben genannten Daten eine deutlich anziehende Dynamik voraus. Allerdings war es in der gerade zu Ende gegangenen Trockenzeit lange Zeit zu heiß und zu trocken, was sich negativ auf die zu erwartenden Erträge auswirken könnte.

Wir gehen daher davon aus, dass sich die Versorgungslage in den kommenden Mo-naten etwas anspannen dürfte. Dazu sollte auch beitragen, dass sich die Kakaonach¬frage in diesem Jahr beleben dürfte. Im vergangenen Jahr war die Kakaoverarbei¬tung in Europa noch um 10 Prozent ge¬genüber dem Vorjahr gesunken. In Nord¬amerika wurden 2012 knapp 4 Prozent weniger Kakaobohnen vermahlen als im Vor¬jahr. Ende letzten Jahres gab es bereits erste Anzeichen einer Erho¬lung der Nachfrage. So ist die Kakaoverarbei¬tung in Nordamerika im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. In Europa hatte sich der Rückgang deut¬lich verringert. Die jüngst zu beobachten¬de Preiserholung sollte sich unserer Mei¬nung nach fortsetzen. Für das vierte Quar¬tal 2013 erwarten wir einen Kakaopreis in New York von 2.400 US-Dollar je Tonne. Die Notierungen in London dürften auf 1.600 britische Pfund je Tonne anziehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.