Donnerstag, 17. März 2016

MIDI bei der Musikproduktion

MIDI bei der Musikproduktion
Author D.Selzer-McKenzie
https://youtu.be/zTz2IJM-vMU
Das MIDI-Prinzip
Mit der Verbreitung der Software-Instrumente nimmt, so könnte man meinen, die Bedeutung des MIDI-Standards ab.
Das ist aber nicht richtig, denn die interne Datenverarbeitung folgt auch bei Software-Instrumenten genau dem MIDI-Stan-dard, etwa bei der Auflösung der Anschlagsdynamik in 127 Stufen oder der Notennummern in 127 Tasten (zum Vergleich: 88 Tasten beim Konzertflügel). MIDI bleibt auch ohne MIDI-Kabel aktuell. Auch Software-Instrumente sind MIDI-Instrumente.
„MIDI" ist die Abkürzung für „Musical Instrument Digital Interface", was soviel heißt wie „digitale Schnittstelle für Musikins-
trumente". In der Welt der Computer und anderer Geräte ist die
MIDI-Schnittstelle eine Ausnahmeerscheinung. Wie kein anderer Standard für die digitale Verbindung von Geräten unter-
schiedlicher Hersteller hat MIDI für eine Industrie und eine Kultur eine so große Bedeutung entwickelt. Die Perspektiven, die durch MIDI seit 1983 für Musiker eröffnet wurden, haben Musikstile geprägt.
Der MIDI-Standard wurde von Anfang an als zu wenig leistungsfähig und vor allem als zu langsam kritisiert. Tatsächliche Engpässe gab es allerdings nur bei heute veralteten Instrumen-
ten, denen man zuviele Sounds und Fernsteuerungen gleichzeitig abverlangt hat. Solche das Instrument überfordernden An-
wendungen sind heute gar kein Thema mehr, da es gar nicht
mehr interessant erscheint, ganze Orchester-Arrangements mit einem nur über MIDI angeschlossenen Soundmodul abzuspie-
len. Aktuelle Hardware-Instrumente verfügen zumeist über eine
MIDI-via-USB-Funktion, was nicht nur bedeutet, dass das Instrument als zusätzliches MIDI-Interface für den Computer
dient, sondern auch, dass das MIDI-Tempolimit überwunden ist — ohne nennenswerten Kostenaufwand. Alle alten MIDI-Geräte aus der Zeit seit 1983 sind, ihren damals definierten Fähigkeiten entsprechend, mit den neuesten MIDI-Instrumenten kompatibel.
8.2 Eigenschaften der MIDI-Schnittstelle
MIDI überträgt keine Audiodaten, sondern digital codierte Informationen über Ereignisse wie das Herunterdrücken (Note On) oder das Loslassen (Note Off) von Tasten, Pedalen und so weiter. Es werden also sehr wenige Informationen übertragen,
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8. Der MIDI-Standard
ereignisorientierte serielle Schnittstelle. Das heißt: Alle Ereignisse („Events") wie der vom Drücken einer Taste ausgelöste „Note-On"-Befehl werden nacheinander übertragen, wann immer sie gerade erzeugt werden, und ohne dass sie einem bestimmten Zeitraster untergeordnet wären. Es handelt sich also nicht etwa um eine parallele Schnittstelle, die einen kontinuierlichen Datenstrom überträgt, der auf verschiedene Leitungen verteilt wäre. Die MIDI-Übertragung erfolgt mit Hilfe von 180°-DIN-Fünfpolkabeln, von denen nur zwei Pole belegt sind. Ein dritter Pol ist ausgangsseitig geerdet. Die Übertragungsrate beträgt nur 31,25 Kilobit/s. Alles ist also auf der Basis der Technologie des Jahres 1982 sehr kostengünstig konzipiert worden. Die Events (die einzelnen Befehle) werden als 10-Bit-Worte übertragen, wobei das erste und das letzte Bit jeweils lediglich der Synchronisation von Sender und Empfänger dienen. Der Empfänger verarbeitet dann 8-Bit-Worte, die die gesamte Information enthalten.
Jedes MIDI-Gerät sollte einen Eingang („MIDI In"), einen Ausgang („MIDI Out") und einen weiteren Ausgang, an dem eine exakte Kopie des über MIDI In eingehenden Signals anliegt, besitzen. Dieser Ausgang heißt „MIDI Thru". Es gibt Geräte (zum Beispiel manche Hallgeräte), die keine MIDI-Daten zu senden haben. Deshalb fehlt zuweilen der „MIDI Out", manchmal fehlt auch der „MIDI In" oder der „MIDI Thru" —je nach Funktion des Geräts.
8.3 MIDI-Thru-Ketten
Damit ein MIDI-Instrument ein anderes steuern kann, muss dessen Ausgang (MIDI Out) mit dem MIDI-Eingang (MIDI In) des anzusteuernden Instruments verbunden sein. Wenn ein Instrument mehrere andere Instrumente steuern soll, werden diese Instrumente zu einer MIDI-Thru-Kette zusammengefasst. Dabei wird der MIDI Out des steuernden Instruments mit dem MIDI In des ersten Empfängers verbunden. Dessen MIDI Thru wird mit dem MIDI In des nächsten Empfängers verbunden, dessen MIDI Thru wiederum an den MIDI In des nächsten Empfängers angeschlossen wird und so weiter.
Allzu lange M I DI-Thru-Ketten verursachen jedoch Verzögerungen. Deshalb besitzen Masterkeyboards und Sequenzer, deren Hauptaufgabe eben in der Steuerung einer größeren Anzahl von Empfängern liegt, teilweise mehrere MIDI-Ausgänge. So können viele Instrument direkt angesprochen und MIDI-Thru-Ketten verkürzt werden.
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8. Der MIDI-Standard
1.
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ROM-Sample.Player Multietleklprozessor
Das Weiterreichen von Daten in einer MIDI-Thru-Kette erfolgt nicht verzögerungsfrei. Die Geräte sind per MIDI nicht galvanisch verbunden — MIDI ist an Brummstörungen also niemals schuld.
8.4 Die MIDI-Befehle und das MIDI-Datenformat
Im Folgenden sollen aber die wesentlichen Eigenschaften der wichtigsten Datentypen und Betriebsarten des MIDI-Datenfor-mats dargestellt werden, die einem beim Musikproduzieren begegnen. Es gibt fünf verschiedene Gruppen von MIDI-Befehlen (MIDI Commands):
1. Channel Commands,
2. System Common Commands,
3. System Realtime Commands,
4. System Exclusive Commands und
5. Reset Commands.
Sie haben die folgenden Bedeutungen und Eigenschaften:
1. Channel Commands sind praktisch alle Noten- und Kontrollbefehle. Sie sind in jeder MIDI-Leitung sechzehn so genannten Channels (Kanälen) zugeordnet, damit unterschiedliche Instrumente individuell auf unterschiedliche Kanäle reagieren können. Die Kanäle bestehen freilich nicht in der Form von Hardware, denn es gibt in einem MIDI-Kabel eben nur zwei datenführende Adern. Vielmehr definieren im Falle von Channel Commands die letzten vier Bits des jedem Event vorausgehenden Status-Bytes die Kanalnummer. Dadurch können bestimmte Empfänger auf einen bestimmten Empfangskanal („Receive Channel") eingestellt werden, auf den sie ausschließlich reagieren — obwohl verschiedene Instrumente über eine MIDI-Thru-Kette miteinander verbunden sind und jedes Instrument dort die gleichen Daten erhält. Aber jedes Instrument reagiert eben nur auf die für es bestimmten Daten mit der betreffenden MIDI-Kanalkennung —die Events mit anderen Kanalkennungen werden einfach ignoriert und unverändert an den MIDI Thru weitergeleitet. Die verschiedenen Typen von MIDI Channel Commands sind im nächsten Abschnitt dargestellt.
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8. Der MIDI-Standard

2. System Common Commands (Allgemeine Systembefehle) sind Befehle, die zur Steuerung von Sequenzern dienen, die ihrerseits MIDI-Befehle aufzeichnen und senden können. Diese Befehle sind nicht sehr gebräuchlich, da man im Allgemeinen versucht, mit einem einzigen zentralen Sequenzer auszukommen. Die Synchronisation zweier Geräte, etwa von Rhythmusgerät und Sequenzer, ist heute ein recht seltener Sonderfall.
3. Mit System Realtime Commands (Echtzeit-Systembefehle) ist die „MIDI Clock" gemeint, die ebenfalls nur dann aktiv sein muss, wenn mehrere Geräte synchronisiert werden sollen. Die MIDI Clock ist ein Taktgeber, der regelmäßig nicht näher codierte Impulse sendet (96 Impulse pro 4/4-Takt). Die MIDI Clock wird auch bei manchen Echoeffekt-Algorithmen bestimmter Signalprozessoren benutzt, um ein getaktetes Echo zu erzeugen, das unabhängig vom Tempo beispielsweise immer die Länge einer halben Note beibehält. Der „MIDI Song Position Pointer" ist eine heute überholte Methode, einem Gerät zusätzlich zur MIDI Clock mitzuteilen, wieviel Taktimpulse seit Anfang des Songs vergangen sind. Dadurch können zwei Geräte synchron an beliebigen Taktpositionen starten. Auch der leistungsfähigere MIDI-Time-code MIDI Timecode („MTC"), die MIDI-Spielart des SMPTE-Timecodes, wird kaum noch benötigt, da man keine Tonbandgeräte mehr zu Sequenzern synchronisieren muss.
4. System Exclusive Commands (Systemexklusive Daten) sind in erster Linie hersteller- beziehungsweise gerätespezifische Daten, die den Zugriff auf spezifische Parameter der Klangerzeugung einzelner Instrumente erlauben. Events systemexklusiver Daten können beliebig lang sein, also beliebig viele Informationen enthalten, und ihr Inhalt bleibt allein dem jeweiligen Hersteller überlassen. Jeder Hersteller hat einen bestimmten Code, auf den die Instrumente des Herstellers reagieren. Systemexklusive Daten sind die Voraussetzungen für Editorprogramme, also Software, mit deren Hilfe Musikinstrumente vom Computer aus programmiert werden können. Als systemexklusive Daten können die Sound-Daten jedes MIDI-Instruments, das diese Daten senden kann, mit guten Sequenzern aufgezeichnet und wiedergegeben werden.
5. Reset: Der Reset-Befehl versetzt alle Geräte in den Zustand, den sie nach dem Einschalten einnehmen. Der Reset-Befehl ist eine Alternative zum zuverlässigeren Netzschalter bei den so genannten Systemabstürzen. Viele Sequenzer, aber auch Masterkeyboards, besitzen eine „Panic"-Funktion. Das Drücken der Panic-Taste sendet auf allen Kanälen „All-Note-Off"-und für alle MIDI-Noten einzeln nacheinander „Note-Off"-
8. Der MIDI-Standard
Befehle sowie Standardwerte für alle MIDI-Controller. Bei durch Übertragungsfehlern verursachten Notenhängern geben nach dieser Flut von Befehlen zum „Stillsein" auch hartnäckigere Instrumente Ruhe.
8.5 Die Struktur der MIDI-Events
Jedes MIDI-Event beginnt, wenn man von den Start- und Stopp-Bits absieht, mit einem Status-Byte, dem mehrere Datenbytes folgen können. Manche Events bestehen ausschließlich aus einem Status-Byte. Aus dem Status-Byte geht der Kommandotyp hervor, also auch, welche Anzahl Bytes für das Event zu erwarten ist. Das erste Bit („Most Significant Bit", „MSB") ist bei einem Statusbyte eine 1, bei allen Datenbytes eine 0. Die nächsten drei Bits eines Statusbytes definieren den Kommandotyp. Sie heißen „Command ID", weil sie der Kommando-Identifikation dienen. Die letzten vier Bits geben im Falle von Channel Commands den MIDI-Kanal an. Sie gestatten die Unterscheidung von sechzehn M I DI-Kanälen, denn 24=16. Handelt es sich bei dem Statusbyte nicht um ein Channel Command, stehen alle sieben Bits zur Spezifikation des Kommandotyps zur Verfügung.
MIDI-Noten-Befehle
Die wichtigsten Channel Commands sind die Notenbefehle „Note On" und „Note Off". Jede Note, die ein MIDI-Instrument spielt, wird durch einen Note-On-Befehl ausgelöst und durch einen Note-Off-Befehl beendet. Wenn auf einen Note-On-Be-fehl, etwa wegen eines Wackelkontakts in einem defekten MIDI-Kabel, kein Note-Off-Befehl folgt, spielt die durch den Note-On-Befehl ausgelöste Note endlos. Diese so genannten „Notenhänger" sind ein gefürchteter Fehler in Live-Situationen (siehe auch Abschnitt Active Sensing ab Seite 123).
Anschlagsdynamik
Note-On-Befehle sind die eigentlichen Befehle, die Noten aulö-sen. Ein Note-On-Befehl besteht aus einem Statusbyte, aus dem die Information „Note On" hervorgeht, und aus zwei Bytes, deren jeweils erstes Bit eine Null ist, um anzuzeigen, dass es sich bei dem Byte um kein Statusbyte handelt, und deren letzte sieben Bits im Fall des ersten Bytes die Notennummer und im Falle des zweiten Bits die Anschlagsgeschwindigkeit repräsentieren. MIDI definiert 128 verschiedene Noten und 127 verschiedene Anschlagsgeschwindigkeiten. Zum Vergleich: Konzertpianisten
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8. Der MIDI-Standard
können gezielt etwa sieben Anschlagsintensitäten zuverlässig differenzieren.
Note-Off-Befehle und MIDI Running Status
Zu jeder Note gehören also ein Note-On- und ein Note-Off-Befehl. Die Übertragungsrate von MIDI-Daten wird in der Praxis durch den so genannten „MIDI Running Status" fast verdoppelt. Im Running Status, den alle heutigen MIDI-Klangerzeuger unterstützen, können mehrere Daten-Bytes aufeinanderfolgen. Für sie gilt das letzte vorausgegangene Status-Byte. Es genügt also ein Status-Byte mit der Angabe des MIDI-Kanals und des Datentyps (etwa „Note-On-Befehl"), und alle weiteren Noten oder Controllerdaten bedürfen nur mehr eines Daten-Bytes.
Für Note-On-Befehle gilt: Eine Anschlagsgeschwindigkeit „0" ist gleichbedeutend mit einem Note-Off-Befehl für das Ende einer Note. Dadurch entfällt im Running Status für die Note-Off-Befehle das Status-Byte. Es gibt jedoch auch andere Note-Off-Befehle, die auch die Geschwindigkeit des Loslassens der Taste mitteilen. Dadurch lässt sich bei manchen Klangerzeugern beispielsweise die Ausschwingzeit (Release Time) modulieren. Das ist bei Streicherklängen sehr interessant: Wenn man die Tasten langsam loslässt, klingen die Noten länger aus! Die Übertragung der Release Velocity erfordert jedoch für jeden Note-Off-Befehl, der auf ein Note-On-Befehl folgt, ein eigenes Status-Byte. Dadurch wird die Übertragungsrate ungefähr halbiert.
MIDI-Controller
Keyboards sind mit verschiedenen Spielhilfen ausgestattet. Links neben der Tastatur befinden sich üblicherweise zwei Räder: Der Pitch Bender und rechts davon das Modulationsrad. Das Modulationsrad ist häufig so programmiert, dass es ein Vibrato, also eine Modulation der Frequenz der Oszillatoren, steuert. Auf MIDI-Ebene sendet das Modulationsrad den MIDI-Con-troller mit der Nummer 1. Wenn es ganz nach unten gezogen wird, sendet der Controller 1 den Wert „0", am äußersten oberen Anschlag den Wert „127". Beim Durchfahren der Zwischenpositionen werden nacheinander alle dazwischen liegenden Werte gesendet. Nur während das Rad bewegt wird, werden Controller-Daten gesendet. Wenn das Rad auf einer beliebigen Position verharrt, wird auch nichts gesendet. Der MIDI-Control-ler 1 kann zu beliebigen Modulationszwecken herangezogen werden, dabei kommt es nur auf die Flexibilität der Klangerzeugung an. Insgesamt sind in MIDI 128 verschiedene MIDI-Con-troller definiert, die mit sieben Bit aufgelöst sind. Sieben Bit entsprechen 128 möglichen Werten, beziehungsweise 64 Werte
bei mit Vorzeichen behafteten Controllern wie etwa „Pano- 119
8. Der MIDI-Standard
rama". Der Pitch Bender zählt übrigens nicht zu den MIDI-Con-trollern. Er besitzt einen eigenen Datentyp.
Andere MIDI-Controller
Die Tabelle zeigt eine Auflistung aller MIDI-Controller. Nicht alle der 128 Nummern sind tatsächlich bereits mit bestimmten Namen und Bedeutungen belegt. Viele MIDI-Instrumente ermöglichen den Einsatz beliebiger Controller als Modulationsquelle für beliebige Ziele in der Klangerzeugung. So lassen sich mit den verschiedenen Controllern unterschiedlichste Modulationen und andere Parameter des Klangs steuern. Andere Controller nehmen trotz ihrer 128 möglichen Werte keine kontinuierlichen Regelfunktionen ein, sondern nur einfache Schaltfunktionen, wie zum Beispiel Controller 64, der in der Regel das Dämp-ferpedal („Sustain-Pedal", „Hold") repräsentiert. MIDI-Control-ler 7 regelt den Pegel („M I DI Volume") und Controller 10 das Panorama. Mit Hilfe dieser beiden Controller können mit einem Sequenzer Mischungen auf M I DI-Ebene automatisiert werden!
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8. Der MIDI-Standard
MIDI-Controller
Contr.-Nr. Befehlstyp
0 Bank Select (MSB)
1 Modulationsrad
2 Blaswandler (Breath)
4 Pedal (Foot Control)
5 Portamento-Zeit
6 Data MSB
7 MIDI Volume (Lautstärkeregelung)
8 Balance
10 Panorama
11 Expression
16 General MIDI Bank #1
17 General MIDI Bank #2
18 General MIDI Bank #3
19 General MIDI Bank #4
32 Bank Select (LSB)
33-63 (#00 LSB bis #31 LSB)
64 Dämpferpedal („Sustain", „Hold")
65 Portamento
66 Sostenuto
67 Soft Pedal
69 Hold 2
80 General MIDI Bank #5
81 General MIDI Bank #6
82 General MIDI Bank #7
83 General MIDI Bank #8
91 Effektintensität
92 Tremolo
93 Chorusintensität
94 Verstimmung („Detune")
95 Phaser
96 Data Increment („+"-Taste)
97 Data Decrement („-"-Taste)
98 Non-Registered LSB
99 Non-Registered MSB
100 Registered Parameter LSB
101 Registered Parameter MSB
121 Reset Controllers (Controller zurücksetzen)
122 Local Control (Tastaturtrennung)
123 All Notes Off („Alle Noten aus!")
124 Omni Mode Off
125 Omni Mode On
126 Mono Mode On
127 Poly Mode On
Die nicht erwähnten Controller-Nummern sind nicht auf bestimmte Funktionen festgelegt.
moneemell"
8. Der MIDI-Standard
Andere MIDI-Steuerbefehle
Pitch Bender
Der Pitch Bender ist das linke der beiden — zumeist links neben der Tastatur angeordneten — Räder eines Keyboards. Der Pitch Bender wird fast ausschließlich dazu benutzt, die Tonhöhe nach oben oder unten zu beugen. Die meisten Pitch Bender sind mit-tig zentriert und besitzen einen Federmechanismus, der das Rad immer wieder in die mittlere Position zurückzieht. Die Auflösung des Pitch Benders ist mit 14 Bit wesentlich höher als die der MIDI-Controller— zumindest im MIDI-Protokoll. Die erhältlichen Instrumente nutzen diese Auflösung nicht voll aus. Im MIDI-Mono-Mode, der jeder einzelnen Stimme einen separaten MIDI-Kanal zuweist, besitzt jede Stimme auf MIDI-Ebene einen eigenen Pitch Bender. Deshalb ist der MIDI-Mono Mode für Gitarrensynthesizer so interessant (siehe unter Die MIDI-Emp-fangs-Betriebsarten (MIDI Modes).
Druckdynamik (Channel Pressure, Poly Pressure)
Auch die Druckdynamik ist immer auf einen bestimmten MIDI-Kanal bezogen — es handelt sich dabei also ebenfalls um „Chan-nel Messages". Viele Keyboards besitzen eine Leiste unterhalb der Tastatur, die den auf sie ausgeübten Druck misst und in Steuerbefehle umwandelt. Die Messung des Drucks, den der Keyboarder auf die Tastatur ausübt, hat nichts mit der Messung der Geschwindigkeit zu tun, mit der jede Taste angeschlagen wird — das ist die Anschlagsdynamik (Velocity). Die Druckdynamik, auch „Pressure" oder „Aftertouch" genannt, wird zumeist über die Breite der gesamten Tastatur, also für alle Tasten gemeinsam, gemessen. In diesem Fall spricht man von „Channel Pressure" oder „kanalbezogener Druckdynamik". Channel Pressure kann für beliebige Beeinflussungen des Klangs herangezogen werden, also etwa für die Steuerung der Geschwindigkeit oder der Intensität eines Vibratos oder für die Modulation eines Filters. Wegen des erhöhten Bauaufwandes und der größeren Datenmenge ist die so genannte „polyphone Druckdynamik" („Poly Pressure") weniger gebräuchlich. Hier wird der Druck, der auf jede einzelne Taste ausgeübt wird, individuell gemessen
und gesendet. Diese selten ausgenutzte Funktion eignet sich für sehr subtile und ausdrucksstarke Phrasierungen mehrstimmiger Harmonien. Viele Keyboards, die keine polyphone Druckdyna-
mik senden können, besitzen dennoch Klangerzeugungen, die diese MIDI-Daten (und wahlweise auch Channel Pressure) auswerten können.
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8. Der MIDI-Standard
Programmwechselbefehle („Program Change Messages")
In MIDI sind 128 verschiedene Programmnummern definiert, die die verschiedenen Sounds einer Klangerzeugung umschalten können. 128 Klangprogramme hatte im Jahre 1983, als die MIDI-Schnittstelle eingeführt wurde, noch kein Instrument geboten. Heute gibt es Instrumente mit einem Vielfachen an Speicherplätzen. Bei vielen Instrumenten werden deshalb die Sound-Bänke mit Hilfe bestimmter MIDI-Controller angewählt. Dabei handelt es sich um Controller 0 als „Most Significant Byte" (MSB), der eine Gruppe von Bänken anwählt, und um Controller 32 als „Least Significant Byte" (LSB), der die einzelnen Bänke anwählt. Innerhalb dieser Bänke kann man mit den normalen Program-Change-Befehlen umschalten.
Active Sensing
Beim Active Sensing handelt es sich um einen M I DI-Datentyp, den ein MIDI-Instrument ca. alle 250 Millisekunden sendet. Beim Empfänger löst dieses Event zunächst gar nichts aus. Bleibt das Signal aber wesentlich länger als 250 Millisekunden aus und werden auch keine anderen MIDI-Signale empfangen, geht der Empfänger davon aus, dass mit der MIDI-Leitung etwas nicht stimmt. Er bricht dann alle empfangenen Noten ab und setzt alle Controller auf einen Null- beziehungsweise Mittelwert. Die Funktion dient dem Vermeiden von Notenhängern.
Das regelmäßige Blinken der LEDs von MIDI-Interfaces signalisiert den Empfang des Active-Sensing-Befehls.
Die MIDI-Empfangs-Betriebsarten (MIDI Modes)
MIDI-Empfänger können in bis zu sechs verschiedenen Betriebsarten („Modes") arbeiten:
1. Omni On, Poly (Omni Mode): Das Gerät verarbeitet alle Channel Commands, unabhängig von ihrer Kanalkennung. Der Omni Mode entbindet den Anwender von der Aufgabe, den MIDI-Kanal korrekt einzustellen, wenn es nur darum geht, zwei Instrumente miteinander zu verbinden. Der Omni Mode spielt in Anbetracht der Größe der meisten Anlagen und des damit verbundenen Anspruchs, verschiedene Spuren mit verschiedenen Sounds abzuspielen, heute keine Rolle mehr.
2. Omni On, Mono: Dieser Modus wurde bei der MIDI-Pla-nung zwar definiert, ist heute aber ebenfalls vollkommen be-
deutungslos. Das Gerät verarbeitet alle Daten unabhängig 123
8. Der MIDI-Standard
von ihrer Kanalnummer. Der Empfänger spielt die Noten monophon, das heißt, er kann nur einen Ton zur Zeit spielen. Selbst monophone MIDI-Synthesizer verwenden diese Betriebsart nie.
3. Omni Off, Poly (Poly Mode). Ein Instrument mit einer polyphonen Klangerzeugung verarbeitet alle Befehle eines bestimmten, einstellbaren Empfangskanals, und zwar mit einem einzigen, beliebigen Sound.
4. Omni Off, Mono (Mono Mode): In dieser Betriebsart ist jedem MIDI-Kanal nur eine Stimme zugeordnet, damit bei-
spielsweise der im Gegensatz zu anderen Controllern mit 14
Bit besonders hoch aufgelöste Pitch Bender jeder Stimme in-
dividuell zur Verfügung steht. Der Mono Mode ist besonders
für Gitarrensynthesizer interessant, deren spezifisches Aus-
druckspotential in der Fähigkeit der Gitarre liegt, einzelne
Saiten unabhängig von den anderen ziehen zu können, so
dass jede Saite unabhängige Tonhöhenbeugungen vollführen kann. Diese Tonhöhenbeugungen werden mit dem Pitch Bender als Controller gesteuert.
5. Multi Mode (auch: Mono Mode 3B). Im Multi Mode verhält sich ein einzelnes Instrument wie mehrere Instrumente, die
jeweils im Poly Mode arbeiten. Dies ist die heute üblicher-
weise verwendete Betriebsart. Die Klangerzeugung eines
Multi-Mode-Instruments lässt sich flexibel auf mehrere
Sounds, die ihrerseits polyphon auf individuelle MIDI-
Kanäle reagieren, aufteilen. Die meisten modernen MIDI-
Instrumente arbeiten wahlweise im Poly Mode oder im Multi
Mode mit automatischer Stimmenzuordnung zu den einzel-
nen Sounds. Bei den ersten Multi-Mode-Instrumenten muss-
ten jedem MIDI-Kanal und mithin jedem Sound eine be-
stimmte Anzahl von Stimmen zugewiesen werden. Die Stim-
menzuordnung erfolgt automatisch. Instrumente, die im
MIDI-Multi Mode arbeiten können, werden auch „multitim-
bral" genannt. Die Anzahl der verschiedenen Kanäle und Sounds, die individuell angesprochen werden können, kann von Instrument zu Instrument abweichen. Daher spricht man auch von „achtfach multitimbralen" Instrumenten oder von einem „sechzehnfachen Multi Mode".
6. General MIDI. Dieser besonderen Spielart des Multi Modes ist der folgende Abschnitt gewidmet.
8.6 General MIDI, GS-Standard und Standard MIDI Files
„General MIDI" nennt sich eine Spezifikation für MIDI-Instru-mente mit einer bestimmten Mindestausstattung. General MIDI

8. Der MIDI-Standard
vereinheitlicht darüberhinaus die Belegung der Sound-Speicherplätze mit bestimmten Sounds. Dadurch soll erreicht werden, dass Sequenzer-Songs, die auf dem General-MIDI-Instru-ment eines Herstellers arrangiert wurden, auch auf einem Gene-ral-MIDI-Instrument eines anderen Herstellers ungefähr mit den gleichen Sounds wiedergegeben werden. Der Sequenzer-Song enthält dann die Programmwechselbefehle, die den einzelnen Spuren die richtigen Sounds zuweisen. Solche Sequen-zerdateien mit populären Titeln der Hitparaden kann man kaufen - eine Option, derer sich vor allem viele Tanzmusiker bedienen. Das für Sequenzer und so genannte MIDI-File-Player (MIDI-File-Wiedergabegeräte) verschiedener Hersteller übergreifende Datenformat heißt „Standard MIDI File" (SM F, „Standardisierte MIDI-Datei").
Anforderungen an Instrumente mit dem
General-M I DI-Emblem
Verschiedene Hersteller haben sich auf eine Spezifikation geeinigt, der alle Instrumente mit dem General-MIDI-Logo genügen sollen. Der nur von Roland benutzte „GS-Standard" oder der „XG-Standard" von Yamaha genügen der General-MIDI-Spezifikation in jeder Hinsicht, gehen in manchen Punkten aber noch darüber hinaus. Dies sind die Voraussetzungen, unter denen ein Instrument das General-MIDI-Emblem tragen darf:
Ein General-MIDI-Instrument ist wenigstens 24-stimmig polyphon und kann simultan auf alle sechzehn MIDI-Kanäle reagieren. Die Stimmenzuordnung zu den MIDI-Kanälen erfolgt dynamisch. Es ist anschlagsdynamisch spielbar, und es erkennt die MIDI-Daten vom Pitch Bender, vom Modulationsrad, vom Halte- und „Expression"-Pedal sowie Lautstärke-, Panorama-, alle Controller- und die „All Notes Off"- und „Reset"-Befehle. Dank dieser Standardisierung klingt eine Komposition, die als Standard MIDI File vorliegt, auf allen General-MIDI-Instrumen-ten korrekt.
128 verschiedene Klänge sind dabei bestimmten Speicherplätzen zugeordnet. Beispielsweise ruft der MIDI-Programmwech-selbefehl # 1 bei einem General-MIDI-Instrument immer einen Flügelklang auf. Der Programmwechselbefehl # 63 ruft immer einen Bläser-Sound auf - und so weiter. Obwohl die einzelnen Klänge von Produkt zu Produkt anders klingen, schon weil die Klangqualität nicht bei allen Instrumenten gleich ist, wird doch immer der gleiche Klangtyp aufgerufen. General-MIDI-Sequen-zen werden also immer mit der richtigen Instrumentation wiedergegeben.
General MIDI definiert auch die Zuordnung der Tasten zu bestimmten Perkussions- und Schlagzeugklängen. In General
MIDI befindet sich das Schlagzeug immer auf Kanal 10. In der 125

8. Der MIDI-Standard
Vergangenheit war immer wieder das Problem aufgetreten,
dass jeder Anwender und jeder Hersteller sich seine eigenen Zuordnungen von Schlagzeug- und Perkussionsklängen auf der
MIDI-Tastatur zurechtgelegt hat. Wenn man dann einen Song
mit einem anderen Drumcomputer oder dergleichen wiedergeben wollte, war eine sehr aufwendige Neuorganisation der
Sounds zu den einzelnen Tasten fällig. Dieses Problem entfällt bei General-MIDI-Instrumentenzunächst. Im Einzelfall ist aber durchaus das Austauschen und Optimieren der einzelnen Instrumentalklänge geboten.
General MIDI scheint dem Ideal eines hinsichtlich seiner Klangästhetik völlig unvorbelasteten Synthesizers zu widersprechen.
Viele hochwertige Synthesizer bieten so spezielle Klänge, dass
die General-MIDI-typische Auswahl an Standard-Sounds am Sinn des Instruments vorbeigehen würde. General MIDI
schreibt vor allem Klänge vor, die konventionelle Instrumente
imitieren sollen: Klavier, E-Piano, diverse Orgeln, alle möglichen Bläser und Streicher sowie Bässe und Gitarren. Der Gebrauch
elektronischer Musikinstrumente als Ersatz für akustische oder
elektrische Instrumente, die im Original noch nicht einmal Tasteninstrumente sind, führt immer wieder zu künstlerisch unbe-
friedigenden Resultaten. Ganz anders der Einsatz von Synthesi-
zern und Sambiern in Bereichen, in denen sie glänzen können, also bei Sounds, die ihre elektronische Herkunft nicht verleug-
nen wollen. Hier ergibt eine Festlegung der Sound-Programme
keinen Sinn. Vorteilhaft ist nichtsdestotrotz eine gewisse Ordnung bei den Tastaturbelegungen der Schlagzeugklänge. Die
24 Stimmen und der sechzehnfache MIDI Multi Mode erweisen sich als nützlich, die integrierten Effektprozessoren der meisten General-MIDI-Instrumente sowieso. Die Qualität eines Musikinstruments bemisst sich ohnehin nur zu einem kleinen Teil nach dem Umfang seiner MIDI-Implementation.
Viele Instrumente lassen sich zwischen einer General-MIDI- und einer anderen Multi-Mode- oder auch Poly-Mode-Betriebsart umschalten. In der General-MIDI-Betriebsart bleibt dem Anwender oft der Zugriff auf verschiedene Funktionen und Klangprogramme verwehrt. Beispielsweise lassen sich Sounds nicht programmieren, nur die 128 General MIDI Sounds benutzen,
oder die Begleitautomatik kann nicht eingeschaltet und Effekte können nicht verändert werden. General MIDI gilt heute als
eine für seriöse Musikproduktionen wenig interessante Be-
triebsart zum Abspielen von General MIDI Files. Die Files sind aber für Entertainer, die mit Arranger Keyboards auftreten, so-
wie für Karaoke, Mobiltelefon-Klingeltöne und den Vertrieb von Songs und Playbacks für Interpreten aller Art interessant —schließlich kann man diese beliebig weiter bearbeiten und an-
126 passen.
8. Der MIDI-Standard

Bedienungskomfort im Multi Mode und bei General-M I DI-Instrumenten
Fast alle modernen Keyboards und anderen Klangerzeuger in Form so genannter Expander besitzen integrierte Multieffekt-Prozessoren. Ausnahmen findet man allenfalls bei ganz speziellen, insbesondere analogen Profi-Synthesizern, deren Hersteller davon ausgehen, dass der Kunde bereits ein ganzes Arsenal hochwertiger Effektprozessoren besitzt. Typisch für MIDI-Instrumente sind zwei Effektprozessoren, die unterschiedliche Algorithmen etwa für Hall, Raumsimulation, Echo, Chorus und Flanger bereitstellen.
Werden die Instrumente im Poly Mode betrieben, kommen beide Effektprozessoren in aller Regel dem einen erklingenden Sound gemeinsam zugute. Die Werkssounds der meisten Instrumente machen von diesen Effektprozessoren reichlichen Gebrauch. Im Multi Mode müssen sich meistens alle Sounds, die auf den verschiedenen MIDI-Kanälen empfangen, die beiden Effektprozessoren teilen. Angenommen, ein Effektprozessor soll einen Choruseffekt bereitstellen, und der andere einen Halleffekt, weil die Kombination von Chorus und Hall für mehrere der verwendeten Sounds typisch ist. Wenn man jetzt einen Sound verwenden möchte, der als Werksprogramm vom Phaser-Effekt lebt, fehlt bei diesem Sound das Wesentliche.
Schwerer als die Notwendigkeit, bei den Effekten im Multi Mode (beziehungsweise in General M I DI) Kompromisse eingehen zu müssen, wiegt oft, dass die Bedienung der Geräte in dieser Situation nicht übersichtlich und schon gar nicht einheitlich ist. Zwar bieten viele Instrumente die Möglichkeit, den einzelnen Sounds oder sogar den einzelnen an einem Sound beteiligten Stimmen individuell für jeden Effektprozessor einen beliebigen Effektanteil zuzuweisen.
Wenn man statt eines Multi-Mode-Instruments mit mehreren Poly-Mode-Instrumenten und einem Mischpult arbeitet, ist der Bedienungskomfort wesentlich größer — aber selbstverständlich ist so ein Instrumentarium auch teurer. Dieses Verfahren ist in der professionellen Produktion noch aus anderen Gründen vorzuziehen.
Jedes Instrument wird mit seinem Stereoausgang an das Mischpult angeschlossen, wo der linke und der rechte Kanal eines jeden Instruments unabhängig von den anderen im Klang geregelt und mit externen Effekten versehen werden kann. Multi-Mode-Klangerzeuger (also auch General-MIDI-Instrumente) besitzen oft nur einen Stereoausgang, den sich alle Sounds teilen müssen. Die Möglichkeit, einzelne Klänge individuell im Klang regeln oder mit externen Effektprozessoren bearbeiten zu können, besteht nicht.
8. Der MIDI-Standard
General MIDI und der MIDI Multi Mode sind also sehr leistungsfähige Merkmale von MIDI-Instrumenten, da man mit wenigen, preiswerten Instrumenten komplette Arrangements produzieren und abspielen kann. Eine größere Anzahl von MIDI-Instrumenten, die nur im Poly Mode operieren, ist aber einzelnen Multi-Mode-Instrumenten in der Regel überlegen.
General-MIDI-Klangerzeuger mit mehreren
Effektprozessoren
Jüngere General-MIDI-Klangerzeuger sind über die oben genannten Beschränkungen hinausgewachsen, sind voll programmierbar, verfügen über bis zu 128-stimmige Klangerzeugungen und mehrere Effektprozessoren. Ihre Ausstattung mit zwei MIDI-Eingängen (32 „Parts") verlangt ein integriertes Mischpult, das mehrere Effektprozessoren über separate Ausspiel-wege steuert. Oft lassen sich auch mehrere „Insert-Effekte" einschleifen, die dann nur auf einen Part angewendet werden. Auch werden die Parts mit teils aufwendigen vollparametri-schen Equalizern im Klang geregelt. Solche Instrumente eignen sich vorzüglich, um wesentliche Teile des Arrangements zu übernehmen (einschließlich Drums und Bass). Gelegentlich sind sogar Analog/Digitalwandler integriert, die es erlauben, externe Audiosignale (u. a. Mikrofone) ins integrierte Mischpult einzubinden und mit Effekten zu bearbeiten.
Hinter kompakten Klangerzeugern wie dem Roland SoundCanvas SC 8850 verbergen sich außerordentlich leistungsfähige Synthesizer mit mehreren Effektprozessoren. Diese können wesentliche Teile des MIDI-Arrangements allein abdecken.
128

9. MIDI-Sequencing
9. MIDI-Sequencing
Die Hardware-MIDI-Sequencer früherer Tage haben ausgedient. Sequencing-Funktionen finden sich in vielen Keyboards („Workstations") und auch in Kompaktstudios. Der MIDI-Se-quenzer ist aber insbesondere Bestandteil, genauer, ein Spuren-Typus einer Digital Audio Workstation (DAW). Ein guter Sequenzer kann alle denkbaren MIDI-Befehle aufzeichnen und selbst erzeugen. Dieses Kapitel will die grundlegenden Arbeitsverfahren mit dem Sequenzer darstellen.
9.1 MIDI- versus Audioaufnahme
MIDI-Sequenzer haben gegenüber Audio-Recordern prinzipielle Vorteile, aber auch einige Nachteile. MIDI-Sequenzer kommen naturgemäß nur für MIDI-Instrumente und die in die DAW integrierten Software-Instrumente in Betracht. Der Sequenzer „spielt" diese Instrumente per MIDI gewissermaßen live. Der Sequenzer zeichnet im Gegensatz zu Harddiskrecordern oder Tonbandgeräten keine Audiosignale auf.
Daraus resultieren ein einziger Nachteil und eine ganze Reihe von unschätzbaren Vorteilen gegenüber der Aufzeichnung von Audiosignalen.
9.2 Was ein MIDI-Sequenzer nicht leisten kann
Ein Mehrspur-Tonbandgerät oder eine DAW kann auf mehreren Spuren immer wieder das gleiche Instrument aufzeichnen. Eine einzige Gesangs-Stimme und ein einziger Synthesizer können theoretisch einen vielstimmigen Chor und einen großen Orchester-Apparat bilden. Jede Spur kann unterschiedliche Effekte eines einzigen Multieffektprozessors aufzeichnen.
Beim M I DI-Recording spielen alle Instrumente live und können nur eine Aufgabe zur Zeit übernehmen. Darum benötigt man für das MIDI-Recording eine größere Anzahl an Instrumentalstimmen und Signalprozessoren, denn alle Instrumente werden gleichzeitig benötigt.
Deshalb gelten M I DI-Multi-Mode-Instrumente mit vielen Stimmen als attraktiv. Diese „multitimbralen" Instrumente können verschiedene Sounds simultan mehrstimmig spielen. Zu diesen Instrumenten zählen auch die General-MIDI-Soundmodule.
Multi-Mode-Instrumente verhalten sich wie mehrere Poly-
Mode-Instrumente mit mehreren Effektprozessoren, die über 129
9. MIDI-Sequencing
interne Effektwege oder als „Insert-Effekt" speziell nur für den einzelnen Sound beziehungsweise Kanalzug im Instrument angesteuert werden.
9.3 Die Vorzüge des MIDI-Recording
Flexibilität des Tempos
Das Tempo der Wiedergabe und das Tempo bei der Aufnahme können beim Sequenzer jederzeit verändert werden. Das Tempo hat keinen Einfluss auf die Tonhöhe — eine Totaltranspo-sition findet nicht statt. Bei der Aufnahme kann das Tempo also verringert werden, damit schwierige Passagen leichter und präziser von der Hand gehen. In jedem Stadium der Produktion kann der Produzent das Tempo dem entstehenden Arrangement anpassen — beim Audio-Recorder steht es nach der ersten Aufnahme fest. Jedenfalls lässt es sich nicht ohne Inkaufnahme die Qualität verschlechternder, aufwendiger Prozesse verändern.
Das Wiedergabe-Tempo kann beliebig langsam oder schnell sein. Es kann so schnell sein, dass das Tempo von Hand unspielbar wäre. Das Tempo kann so genau dosiert werden, dass eine Musik auf die Millisekunde genau eine bestimmte Länge erhält — ein unschätzbarer Vorteil bei der Produktion von Film- und Werbemusik.
Flexibilität der Sounds
Auch nach der Aufnahme der MIDI-Noten können die Sounds, mit denen diese Noten abgespielt werden, jederzeit umgeschaltet werden. Wenn bei der Aufnahme ein Bläser-Sound verwendet worden war, kann bei der Wiedergabe jederzeit auf einen Streicher-Sound umgeschaltet werden. Das Umschalten der Sound-Programme kann über MIDI, also vom Sequenzer aus, jederzeit erfolgen. Dazu werden Program-Change-Befehle verwendet, die man einfach mit den Noten aufzeichnen oder zwischen den Noten einfügen kann.
Veränderungen der Parameter der Klangprogramme erfolgen über MIDI-Controller (oder über systemexklusive Daten) automatisch vom Sequenzer aus. Diese Befehle lassen sich völlig unabhängig von den Notenbefehlen verwalten. Das Löschen dieser Befehle muss die Noten also nicht ebenfalls löschen.
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Korrektur- und Eingabe-Möglichkeiten
Bei der Produktion mit dem Sequenzer hat man immer die Ruhe, sich für die musikalischste Einspielung zu entscheiden, auch wenn sie falsche Noten enthält. Falsche Noten können nämlich leicht einzeln oder in Gruppen gelöscht oder korrigiert werden, auch wenn sie gleichzeitig mit Noten erklingen, die nicht gelöscht werden sollen. Der Anfang und das Ende jeder Note kann frei bestimmt werden, ebenso die Tonhöhe und die Stärke des Anschlags. Auch das Hinzufügen neuer Noten ist in beliebigem Umfange möglich. Schnitte erfolgen naturgemäß knackfrei und ohne jeglichen Verlust an Klangqualität.
Flexibilität der Form
Die Reihenfolge der einzelnen Bestandteile einer Komposition kann jederzeit beliebig verändert werden, indem identische Passagen wiederholt, Passagen gelöscht oder umgestellt werden. Auch die Transposition beispielsweise eines Refrains geht mit Hilfe eines einfachen Befehls vonstatten. Eine Neuaufnahme ist nicht erforderlich.
Die Spurenanzahl ist zumeist nur durch die Größe des Speichers begrenzt. Deshalb kann man es sich jederzeit leisten, Spuren probehalber aufzunehmen und stumm im Speicher zu bewahren. Es bereitet keinerlei Schwierigkeiten, Dutzende Versionen eines Solos aufzuzeichnen und sich hernach für das gelungenste Exemplar zu entscheiden. Verschiedene Spuren können auf ein und demselben MIDI-Kanal senden und den gleichen Sound ansprechen.
Andere prinzipbedingte Vorzüge
MIDI-Sequenzer erzeugen und verwalten (im Vergleich zu Audiorecordern) im Allgemeinen nur sehr geringe Datenmengen.
Gute Sequenzer können auch systemexklusive M I DI-Daten mit Soundprogrammen der MIDI-Instrumente aufzeichnen. Sie fungieren deshalb immer auch als einfache Datenbank für Synthesizer-Programme.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass MIDI-Recording der Aufzeichnung von Audiosignalen weit überlegen ist, nur dass die Anwendung auf MIDI-Instrumente beschränkt ist. Auch die Automation des Mischpults kann durch den MIDI-Sequenzer erfolgen.
Digital Audio Workstations kombinieren die Vorteile beider Welten. Mit ihren Audio-Spuren, MIDI-Spuren und Software-Instrument-Spuren gewährleisten sie die totale Integration aller Vorzüge.
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Sofern die Musik es erlaubt, empfiehlt es sich, die Produktion auf MIDI-Ebene mit dem Sequenzer möglichst weit zu führen, damit noch möglichst spät Entscheidungen über Ablauf und Tempo des Songs gefällt werden können. Bei Aufnahmen von Gästen im Studio (Gesangsaufnahmen) ist allerdings zu empfehlen, die gesamte Begleitung komplett auf Audio-Spuren vorliegen zu haben, damit mögliche technische Probleme mit MIDI nicht die Aufnahmen verzögern können.
9.4 Notendarstellung
Der Bildschirm kann die Sequenzer-Daten sehr übersichtlich als Noten, aber auch als Balkengraphik anzeigen. Gute Sequenzer verfügen über eine interaktive Noten-Darstellung, die auch für den Ausdruck druckreifer Vorlagen taugt.
Die Noten auf dem Bildschirm können mit der Computer-Maus einzeln oder in Gruppen „angefasst" und verschoben, transponiert oder gelöscht werden. Auf die gleiche Art und Weise kann man auch Noten einfügen, die man nicht mit der Tastatur eingespielt hat. Prinzipiell kann jeder Nicht-Keyboarder mit dem Sequenzer Noten setzen und abspielen, die den Schwierigkeitsgrad der virtuosesten Pianisten übertreffen.
9.5 Die Werkzeuge des Sequenzers
Mit dem Sequenzer kann man jede beliebige Abfolge von Noten herstellen. Damit dieser Vorgang auch übersichtlich zu handhaben ist, bieten Sequenzer eine logische Struktur und diverse „Werkzeuge", wie man sie etwa auch von Textverarbeitungsprogrammen kennt:
Damit kann man Passagen markieren, ausschneiden, löschen, verschieben, einfügen und kopieren.
Spuren
Die Bedienungskonzepte der meisten Sequenzer sind an Tonbandgeräte angelehnt. Deshalb besitzen Sequenzer verschiedene Spuren, die parallel laufen. Die Spuren sind beliebig lang. Auf jeder Spur können verschiedene Aufnahmefragmente („Re-gions") abgelegt werden, die sich auch gegenseitig überlappen können.
Jede Spur spielt ein so genanntes „Instrument". Das Instrument besitzt einen bestimmten M I DI-Kanal. Es kann aber auch mehrere MIDI-Kanäle schichten, so dass verschiedene MIDI-Instru-mente auf diese Spur reagieren.
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Abspielparameter
Jede Spur besitzt einen Satz so genannter „Abspielparameter", mit dem man bei der Wiedergabe bestimmte Eigenschaften der Spur bestimmen kann, die von den in der in der Spur befindlichen Daten abweichen. So lässt sich zum Beispiel ein beliebiger Algorithmus für die Timing-Korrektur (Quantisierung) wählen (siehe unten). „Loop" definiert ein Zeitintervall, in dem die Wiedergabe der Spur wiederholt wird. Damit lässt sich beispielsweise aus wenigen Schlägen einer Hihat eine Metronomspur gestalten, die durch den ganzen Song geht.
Transposition und Anschlagsdynamik
„Transpose" transponiert die Spur bei der Wiedergabe um ein beliebiges Intervall in Halbtonschritten. Oft wird die Transposi-tion '2m eine Oktave (zwölf Halbtonschritte) aufwärts oder abwärts benötigt. „Velocity" erhöht den Anschlagsdynamikwert jeder Note bei der Wiedergabe. Dadurch lässt sich ein durchgehend härterer Anschlag sämtlicher Noten realisieren. „Dyna-mics" erhöht die eigentliche Dynamik der Anschlagsdynamik, also den Kontrast zwischen sanfteren und härteren Anschlägen. Oft empfiehlt sich eine Reduktion der von Hand eingespielten Dynamik in Kombination mit der Erhöhung der „Velocity", so dass eine kontinuierliche Intonation gewährleistet ist. Einzelne zu sanfte oder zu harte Anschläge können auf der Ebene der einzelnen Events in der Spur korrigiert werden.
Notenlängen global verändern
„Gate Time" verkürzt oder verlängert alle Noten um einen beliebigen Betrag. Wenn man den Sound wechselt und der neue Sound eine andere andere Release Time (Ausklingzeit) oder einen längeren Nachhall hat, bietet sich diese Funktion für die Anpassung an die neue Akustik an. Aber auch harte Staccato-Impulse lassen sich damit realisieren - so wird auch ein Piano-Sound zum xylophonähnlichen Instrument.
Spuren verzögern und vorziehen
„Delay" verzögert die Wiedergabe der Spur - oder zieht sie auch vor. Die Kopie einzelner Spuren und die Verzögerung der einzelnen Kopien kann man für Echoeffekte benutzen. Diese Echos können auch mit anderen Sounds und transponiert erklingen, so dass sich beispielsweise ausgefallene Arpeggio-Effekte realisieren lassen. Das Vorziehen einzelner Spuren um wenige Millisekunden bietet sich oft bei Spuren an, die von
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Sounds mit einer längeren Attack Time (Einschwingzeit) wiedergegeben werden.
Quantisierung und zeitliche Auflösung
Die Quantisierung ist eine Korrektur der zeitlichen Position von Noten auf ein vorgegebenes zeitliches Raster. In der Regel bezieht sich die Korrektur auf den Anfang der Note, und ihre Länge bleibt unverändert - das bedeutet, dass das Note-Off-Event um das gleiche Maß verschoben wird wie der Anfang der Note. Es gibt aber auch andere Algorithmen.
Als zeitliches Raster wählt man zumeist musikalische Zählzeiten, etwa Sechzehntelnoten. Jede Note, die in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu einer „geraden" Sechzehntel-Zeitposition beginnt, wird exakt auf diese Position verschoben. Dadurch werden Unregelmäßigkeiten des Timings des Keyboarders ausgeglichen - in diesem Fall muss der Keyboarder nur auf eine Sech-zehntelnote genau spielen. Möglich ist auch die Quantisierung auf Viertel, Achtel, Zweiundreißigstel und so weiter, aber auch auf Triolen und andere beliebige „N-Tolen".
„Groove"
Die Quantisierung führt eine andere rhythmische Atmosphäre, einen anderen „Groove" herbei. Die musikalische Phrasierung, der Ausdruck und der Personalstil eines Musikers hängen in hohem Maße von dessen Abweichen vom exakten, quarzgenauen Timing ab, das mit der einfachen Quantisierung erzwungen wird. Quantisierte Rhythmen besitzen ebenfalls einen bestimmten Groove, nämlich den typischen „Maschinen-Groove". Diese Rhythmik überwiegt in den aktuellen Dancefloor-Stilen.
Die Quantisierungsfunktionen der MIDI-Sequenzer haben das musikalische Empfinden und die Ästhetik der Popularmusik des ausklingenden zwanzigsten Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Schlagzeuger müssen sich hinsichtlich ihrer Präzision heute am Quarz-Timing der Maschine messen lassen.
Viele Musikstile vertragen allerdings keine Quantisierung auf bestimmte zeitliche Raster, etwa Swing, die meisten anderen Jazz-Spielarten, Blues, Reggae und praktisch die gesamte europäische Kunstmusik. Diese Musik- Genres leben von der Abweichung der Intonation von dem, was in den Noten steht. Gute Sequenzer gestatten die Definition beliebiger rhythmischer Raster, nach denen andere Spuren quantisiert werden können. Dabei kann es sich um bestimmte zeitliche Verhältnisse zwischen benachbarten Achtelnoten handeln, die einen Swing bewirken. Denkbar sind aber auch komplizierte Spuren mit vielen
134 Noten, etwa eine mit Hilfe von MIDI-Schlagflächen (Pads) von



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einem Schlagzeuger in Echtzeit eingespielte Drum-Spur, die etwa der Bass-Spur eine bestimmte Rhythmik aufzwingt. Gute Sequenzer gestatten begrenzte Toleranzbereiche, innerhalb derer Noten noch von der Quantisierung erfasst werden. Fernab der Quantisierungszählzeiten liegende Noten bleiben dann da, wo sie sind. Außerdem sollte sich eine Quantisierung auf einen bestimmten Prozentsatz reduzieren lassen, so dass Noten nur ein wenig in die „richtige" Richtung verschoben werden. So lässt sich ein menschliches „Feeling" erhalten, das dennoch eine gewisse Timing-Präzision aufweist.
Bei Soli verzichtet man zumeist ganz auf eine Quantisierung. Die Quantisierung eines guten Sequenzers ist jederzeit reversibel (umkehrbar) und muss nicht bereits vor der Aufnahme festgelegt werden.
Arbeten ohne Metronom - der Sequenzer als Bandmaschine
In besonderen Fällen kann man auch auf die Beachtung des vom Sequenzer-Metronom vorgegebenen Taktmaßes ganz verzichten und das Gerät wie ein Tonbandgerät verwenden. Dann entfällt allerdings jegliche vernünftige Notendarstellung und Quantisierung. Wenn man sich durch die Einhaltung einer Taktvorgabe behindert fühlt, etwa bei der Interpretation europäischer Kunstmusik oder Jazz, kann man es schließlich einfach lassen! Gute Sequenzer gestatten beliebige Takt- und Tempowechsel, aber die korrekte Eingabe bedeutet freilich einen erhöhten Arbeitsaufwand. Gute Sequenzer bieten zudem eine „Reclock"-Funktion, die ein neues Einklopfen des Tempos erlaubt. Die vorhandene Aufnahme wird dann, ohne dass sich das tatsächliche Tempo ändert, auf neue Zählzeiten umgerechnet. Eine solche Maßnahme kann allerdings einige Mühe bereiten und mit Fehlversuchen einhergehen. In der Regel ist man gut beraten, die Aufnahmen von vornherein mit dem Metronom zu beginnen.
Notendarstellung (Score)
Mit Programmen wie Logic Studio kann man druckreife Partituren mit allen satztechnischen Finessen herstellen. Die Silben von Songtexten lassen sich mit bestimmten Noten verknüpfen, und die Darstellung von diversen nichtklingenden grafischen Elementen, Zeichen oder sogar Gitarrengriffen ist möglich. Dennoch ist die Notendarstellung mit der MIDI-Ebene stets interaktiv: Was man sieht, kann man auch hören — und umgekehrt. Die Verknüpfung von Noteneditor zur Korrektur und Eingabe von Noten auf der einen Seite und Notendruckprogramm auf der anderen Seite ist besonders vorteilhaft. Wenn es um reinen

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Notensatz für den Druck von Notenheften und -büchern geht, kann sich ein separates Notenprogramm als flexibler erweisen. Jedenfalls sollte beim M I DI-Recording eine gute Notendarstellung stets mit dem Sequenzer in einem einzigen Programm zusammenhängen.
Noch deutlicher sind Anfang und Ende jeder Note in einer Balkengraphik zu erkennen. Wie auf der Walze eines Pianolas werden die Noten als nebeneinander liegende Streifen dargestellt. Jede Zeile entspricht einer bestimmten Tonhöhe. Die Darstellung nimmt recht viel Platz in Anspruch. Die Balkengrafik ist am besten für die Bearbeitung geeignet, wenn es beispielsweise darum geht, die zeitliche Position eines Note-Off-Events („Note loslassen") so zu positionieren, dass alle Töne eines Akkords gleichzeitig enden. In Logic heißt diese Funktion „Piano Roll Editor", in Cubase des Herstellers Steinberg nennt sich diese Funktion „Grid Edit".
Darstellung als Text-Tabelle „Event List"
Die einfachste Variante der Darstellung ist die Darstellung der einzelnen MIDI-Events als Text. Dabei werden die einzelnen Events untereinander dargestellt. Die Event List ist am übersichtlichsten, wenn es darum geht, andere als Notenbefehle aufzuspüren und zu edieren.
Grafische Dateneingabe
Mit Logic lässt sich eine Folge von MIDI-Daten auch grafisch eingeben, indem man sie mit der Maus auf den Bildschirm zeichnet („Hyper Edit"). Handelt es sich bei der Folge der eingegebenen MIDI-Befehle um den Controller 7, also MIDI-Vol-ume, kann man den Verlauf der Lautstärke dieses M I DI-Kanals grafisch modellieren. Alternativ stehen dazu auch Schieberegler zur Verfügung, die auf dem Bildschirm dargestellt werden und die ebenfalls mit der Maus angefasst und bewegt werden können.
Daten transformieren und skalieren
Manche Sequenzer verfügen über Funktionen, mit denen die Werte beispielsweise von Controller-Daten, aber auch andere M I DI-Befehle skaliert werden können. Dadurch lassen sich beispielsweise die Wirkung des Modulationsrades umkehren, eine besondere Kurve für die Anschlagsdynamik eingeben oder eingehende Notennummern in andere Noten verwandeln.
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9.6 MIDI-File-Player
Wenn es darum geht, live auf der Bühne Sequenzen abzuspielen, bieten sich so genannte MIDI-File-Player an. Sie geben Standard MIDI Files wieder, also MIDI-Sequenzen eines herstellerübergreifenden Datenformats. Solche Geräte sind nur selten mit nennenswerten Bearbeitungsfunktionen ausgestattet. Manche MIDI-File-Player besitzen überdies eine integrierte Klangerzeugung oder sind Bestandteil eines Keyboards. MIDI-File-Player sind insbesondere bei Tanzmusikern populär. Viele Entertainer und Tanzmusik-Bands lassen ihre Darbietungen auf der Wiedergabe von MIDI Files basieren. Songtexte, die mit den MIDI Files abgespeichert werden können, dienen dann oft als Gedächtnisstütze im Sinne eines Teleprompters oder Karaoke-Displays. Im Studio sind MIDI-File-Player ebensowenig wie die in so genannten Workstation-Keyboards integrierten Hardware-Sequenzer erforderlich.

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