Hautrötungen
Author Dr. D. Selzer-McKenzie
Sonnenbrand oder
phototoxische Reaktion?
Hautsymptome wie bei einem starken Sonnenbrand, häufig mit Ödem und Blasenbildung, können Zeichen einer phototoxischen Reaktion sein. Als Auslöser kommen zahlreiche Medikamente infrage. In Deutschland gibt es fast 300 Wirkstoffe, darunter sehr häufig eingesetzte, mit photosensibilisierendem Potenzial
Extrem verstärkte Sonnenbrände mit Brennen oder auch Blasen und lang anhaltende Pigmentierungen können Zeichen einer phototoxischen Reaktion sein. Diese läuft ohne immu¬nologische Grundlage ab und kann deshalb bereits nach der ersten Exposi-tion mit einem möglichen Photosensi¬
bilisator auftreten. Voraussetzung ist eine entsprechende Menge des Wirk¬stoffs und eine Strahlung mit dem ent-sprechenden Aktionsspektrum, meist UVA (320-400 nm), seltener UVB (280-320 nm) oder sichtbares Licht (400-780 nm). Photoallergische Reak¬tionen basieren dagegen auf einer Pho
tosensibilisierung und treten deshalb nicht schon nach Erstkontakt auf.
Spitzenreiter:
Thiazide und Amiodaron
Eine große Zahl häufig eingesetzter Arzneimittel kann photosensibilisie¬ren, berichtete Prof. Dr. Silvia Schau¬der, Göttingen. Das Gängigste dürfte Hydrochlorothiazid sein, das zwar nur eine mittlere Photosensibilisierungs¬potenz hat, aber sehr häufig verordnet wird (2001: 1260 Mio. Tagesdosen). Wesentlich stärker photosensibilisie¬rend wirkt Amiodaron, aufgrund der geringeren Verordnungshäufigkeit tritt
die Photosensibilisierung durch das Antiarrhythmikum absolut aber nicht so häufig auf wie bei Thiaziden. Dabei entwickeln 40% aller mit Amiodaron behandelten Patienten an sonnenex¬ponierten Stellen Erytheme, 7% der Patienten zeigen auch eine anhaltende Pigmentierung — kein seltenes Phäno¬men also.
Hypericin dagegen wird laut Schau¬der als photosensibilisierendes Agens überschätzt. Bei den normalerweise angewendeten Dosierungen ist mit phototoxischen oder photoaller¬gischen Reaktionen kaum zu rechnen. Nur bei extrem hohen Strahlendosen von künstlichen Strahlern (Laserthera¬pie oder UVA1) und z.B. bei HIV-Pati¬enten, wenn eine hohe Dosis als anti¬virale Therapie mit Laser und UVA1 kombiniert wird, treten gelegentlich phototoxische Reaktionen auf.
„Sonnenterrassen" besonders betroffen
An eine phototoxische Reaktion ist zu denken, wenn ein Sonnenbrand be¬sonders stark und möglicherweise schon bei mäßiger Exposition auftritt. Von Erythem, Brennen und teilweise Blasenbildung besonders betroffen sind die „Sonnenterrassen" Nase, Stirn, Schultern oder auch Fußrücken, wenn Sandalen getragen wurden. Im Unter
schied zu Kontaktallergien etwa blei¬ben bei Sonnenbrand wie phototo¬xischer Reaktion die Fingerzwischen¬räume, Falten und von lichtdichter Kleidung bedeckten Stellen ausge¬spart.
Eine violette bis graubraune Pig¬mentierung
mentierung findet sich bei Amiodaron¬einnahme häufig (s. Abb. unten). Ur¬sache ist eine Komplexbildung mit einem Metaboliten. Die Pigmentierung ist auch hier oft an Sonnenterrassen (z. B. Nasenrücken oder Nasenspitze) besonders ausgeprägt, Falten bleiben ausgespart. Ganz typisch ist laut Schauder die Beschwerdefreiheit der Oberlider. Die Pigmentierung bleibt teilweise monatelang bestehen und kann bei einem hellen Hauttyp auch mal einer Urlaubsbräune ähneln.
Auch andere Substanzen können ei¬ne anhaltende Pigmentierung auslö¬sen, so z. B. Psoralene und Tetrazykline wie Minocyclin, die bei Akne oder Ro¬sacea über längere Zeit eingenommen werden.
Vorsicht auch vor Topika
Nicht nur systemisch angewandte Arz¬neimittel können im Zusammenhang mit Licht Überraschungen bescheren. Auch topische Zubereitungen kom¬men als Photosensibilisierer infrage. Psoralen zur PUVA-Therapie kann ver
zögert ein Erythem auslösen, weshalb eine Dosiserhöhung immer erst nach zwei Tagen erfolgen sollte, um eine Blasenbildung durch Überdosierung oder eine lang anhaltende uner-wünschte Pigmentierung zu vermei¬den.
Chlorpromazin — systemisch ange¬wendet häufig phototoxisch wirkend — kann in topischer Form eine Photo¬allergie auslösen. Eigentlich ein Neu¬roleptikum wird es auch schon mal in Hämorrhoidensalbe in topischer Form rezeptiert, da es als entsprechendes
Fertigprodukt nicht auf dem deutschen Markt zu finden ist — darauf muss man bei einer photoallergischen Reaktion erst einmal kommen! In Ländern Süd¬europas ist das photoallergene Prome¬thazin als Antihistaminikum-Fertig¬produkt frei verkäuflich zu erhalten. Dadurch können im Urlaub unerwar¬tete Kreuzphotoallergien mit Chlor¬promazin auftreten.
Auch geläufige topische nicht ste¬roidale antiinflammatorische Medika¬mente (NSAR) wie Ketoprofen, Diclo¬fenac, Ibuprofen oder Piroxicam sind in Spanien, Portugal, Frankreich und Italien bereits häufige Photoallergene. Bei uns sind bisher glücklicherweise noch wenige Fälle einer Photosensibi¬lisierung durch so weit verbreitete Sub¬stanzen beschrieben.
Auch abgesetzte
Medikamente erfragen
Derzeit ist von 288 in Deutschland er¬hältlichen Medikamenten eine photo¬sensibilisierende Potenz bekannt. Da häufig eingesetzte Substanzen dazuge¬hören, kann die Spurensuche schon mal aufwendig sein. Neben der ge¬nauen Inspektion der Haut ist eine gründliche Anamnese der aktuellen, aber auch der zuvor abgesetzten Medi¬kamente wichtig. Wichtig: Vor der ei-gentlichen Diagnostik in einer spezia¬lisierten Einrichtung sollte das ver¬dächtigte Arzneimittel nicht abgesetzt werden.
Im abgestuften Belichtungstest (Lichttreppen im UVB- und UVA-Be¬reich) zeigt sich bei einer systemischen Photosensibilisierung eine herabge¬setzte minimale Erythemdosis. Auch Blasen, Papeln, Pusteln und Einblu¬tungen werden bei der Untersuchung registriert. Bei Auffälligkeiten wird an¬schließend das fragliche Medikament abgesetzt, die Lichttreppen werden nach vier Wochen wiederholt. Norma¬lisiert oder bessert sich der Befund, war das Medikament Ursache der Photo¬sensibilisierung. In der Praxis ist das allerdings nicht immer so einfach, et¬wa wenn Patienten mehrere potenziell photosensibilisierende Medikamente einnehmen oder die fraglichen Medi¬kamente schon abgesetzt wurden
Wenn die Therapie nicht
umgestellt werden kann
Nicht immer kann die Therapie mit dem photosensibilisierenden Agens einfach abgesetzt werden. Schauder empfiehlt Maßnahmen, die auch sonst einen konsequenten Lichtschutz aus¬machen (Tab. 1). Da UVA auch durch Scheiben dringt, müssen bei erforder¬licher Langzeiteinnahme gegebenen¬falls UV-undurchlässige Folien an Fens
tern von Wohnung, Arbeitsplatz und Auto angebracht werden. Medikamen¬te mit kurzer Halbwertszeit sollten abends eingenommen werden. Auch eine Dosisverringerung, soweit mög¬lich, kann eine phototoxische Reak¬tion abschwächen
Hautrötungen Hautbläschen – von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Montag, 21. September 2009
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