Donnerstag, 26. März 2009

Arndt von Bohlen und Halbach 24.1.1938-8.5.1986



Arndt von Bohlen und Halbach
Author Selzer-McKenzie
Werte Leser, im Fernsehen wurde ja dieser tage das Leben der Krupp-Dynastie verfilmt und ich will zu Arndt von Bohlen und Halbach etwas sagen, da ich ihn
relativ gut persönlich kannte. Natürlich waren wir keine Freunde, aber ich hatte ihn durch einen alten Freund kennengelelernt und war mehrfach auf
Partys, die Arndt von Bohlen und Halbach in München in seinem Anwesen und auch in Österreich auf seinem Gut gegeben hatte. Ich habe mich mit Arndt von Bohlen und Halbach relativ gut verstanden und bin der Meinung, dass der in der Presse und auch jetzt in dem ZDF-Film nicht ganz korrekt dargestellt wurde.
Natürlich war das ein etwas ungewöhnlich aussehender und denkender mensch, und ob der schwul war, das weiss ich garnicht und bin mir auch garnicht so sicher.
Arndt von Bohlen und Halbach hatte mich öfters auf seinen Partys eingeladen, auf denen auch Frauen anwensend waren. Natürlich hatte der so seine besondere Art, aber das war wohl auch nur die Langweile. Mir kam das so vor, als ob der sich - arbeiten brauchte der ja nicht - langweilte und nur deshalb und auch wegen seinem vielen Geld nur diese Extravagancen geleistet hat. Ich bin der Meinung, dass der sogar sehr weitsichtig und klug gewesen ist, aber ihm fehlte eben die Aufgabe einer sinnvollen Beschäftigung und deshalb war der wohl nur aus Langeweile etwas komisch. Ich erinnere mich, wir sind mal einen tag später in Österreich, nur wir beide allein, weil wir auch irgendwie im gleichen Alte und auf gleicher Wellenlänge sendeten, stundenlang in der Natur spazieren gegangen und haben über alles gesprochen und er hat mir da Dinge aus seiner Sicht dargelegt, die nicht dem entsprechen, was da in der Presse usw. behauptet wurde.
Ich will nur sagen, als einer der Kenner, auch wenn ich in dem Sinne kein guter Freund von Arndt von Bohlen und Halbach war, das war alles ein bischen anders. Probleme hatte der mit der Langeweile und dem vielen Geld.
Dr. D. Selzer-McKenzie


Arndt von Bohlen und Halbach (* 24. Januar 1938 in Berlin-Charlottenburg; † 8. Mai 1986 in München) war ein deutscher Unternehmersohn und der letzte Spross der Krupp-Dynastie.

Bis zu seinem 28. Lebensjahr ist Arndt von Bohlen und Halbach als künftiger Erbe der väterlichen Firma Krupp in Erscheinung getreten und gehörte zu den Stahlbaronen des Ruhrgebietes. Er wuchs im Zweiten Weltkrieg als einziges Kind unter der Obhut seiner Mutter Anneliese von Bohlen und Halbach geb. Bahr gesch. Lampert (1909–1998) auf und besuchte zu seiner schulischen Ausbildung verschiedene Internate in Bayern und der Schweiz, anschließend studierte er in Freiburg im Breisgau und München Volks- und Betriebswirtschaft sowie Jura, begleitet durch verschiedene Praktika in unterschiedlichen Bereichen der väterlichen Firma Krupp. Dies sollte die Grundlage dafür sein, sein Erbe als Unternehmer und Alleininhaber gut vorbereitet antreten zu können.[1]

Mitte der 1960er Jahre befanden sich Deutschland und die Welt in einer Phase wirtschaftlicher Rezession, die auch und vor allem vor der Montanindustrie nicht Halt machte und seinen Vater Alfried Krupp von Bohlen und Halbach in große Schwierigkeiten brachte. Dazu kamen bei Fried. Krupp noch ganz spezielle Unwägbarkeiten finanzieller Art durch den von Berthold Beitz begonnenen Osthandel, der die Firma in finanzielle Probleme steuerte, weil Zahlungen für erbrachte Leistungen ausblieben oder erheblich verzögert geleistet wurden. Die Zukunft der Firma stand auf dem Spiel, und Alfried Krupp, unterstützt durch seinen Generalbevollmächtigten Berthold Beitz, begann sich Gedanken um die künftige Form und Gestaltung der Firma Krupp zu machen. Ein Bankenkonsortium unter Leitung des Sprechers der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs, verweigerte Kredite, es kam unter der Voraussetzung, dass Krupp in eine Aktiengesellschaft umgewandelt würde (statt bisher als ein Einzelunternehmen), zu einer Landesbürgschaft, welche in der Folgezeit jedoch nicht in Anspruch genommen werden musste. Bedingung war eine Änderung der Firmenrechtsform in z.B. eine KG, AG. Als Folge davon blieb, dass Alfried Krupp von Bohlen und Halbach aus der Unternehmensführung ausschied, für ihn persönlich dazu noch unter unwürdigen Umständen. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach war allerdings bis zu seinem Tod Alleininhaber der Firma, die erst nach seinem Ableben in eine Stiftung eingebracht wurde. Dies schien für Alfried Krupp die Möglichkeit zu sein, den Weiterbestand der Firma am sichersten festzulegen.

Alfried Krupps Sohn Arndt von Bohlen und Halbach kam nun eine entscheidende Rolle zu. Bislang war er, der Unternehmenstradition folgend, als Nachfolger und Alleinerbe vorgesehen, dies ist auch durch verschiedene Testamente und Urkunden belegt. Zwischen 1962 und 1966 ist es offenbar aber zu einer Veränderung des väterliches Willens gekommen, auch in Zusammenhang mit der Entwicklung der Firma Krupp. In mehreren Anläufen versuchte Beitz, den künftigen Erben zum Verzicht zu bewegen, was erst am 16. September 1966 gelang. Durch seinen Erbverzicht im September 1966 wurde Arndt von Bohlen und Halbach selbst nicht mehr Inhaber der Firma Friedrich Krupp. Daher war es auch bis zu seinem Tode umstritten, ob er den Familiennamen „Krupp“, welcher dem jeweiligen Alleinunternehmer vorbehalten war, seinem Namen voranstellen konnte. Dieses Vorrecht stammte von Wilhelm II. in seiner Eigenschaft als König von Preußen durch den sog. „Namens-Vermehrungs-Brief“ aus dem Jahre 1906 und wurde 1943 von der Reichsregierung anlässlich der Rückumwandlung der Krupp AG in ein Einzelunternehmen erneuert (Lex Krupp).

Dies bedeutete in Zahlen, dass Arndt von Bohlen auf ein Erbe von – je nach Erbform – 2,5 Milliarden bzw. 3,5 Milliarden DM verzichtete, zugunsten einer garantierten jährlichen Zahlung von mindestens 2 Millionen DM, welche sich aus einer Förderrente der ehemaligen Krupp-Zechen Rossenray, Rheinberg und Padberg einerseits sowie einer garantierten jeweiligen Million aus dem Krupp-Konzern selber zusammensetzte, um welche aber in einem komplizierten Steuerverfahren ob ihres reduzierten Steuersatzes langwierig prozessiert wurde. Die Steuerfreiheit einer 2,5-prozentigen Ertragsbeteiligung der jährlichen Kohleverkaufsgewinne war Alfried Krupp 1953 im sog. Mehlemer Vertrag als Gegenleistung für die Entflechtung seines Konzerns von den drei Westalliierten vertraglich zugesichert worden. Dieses Recht wurde damit faktisch an seinen Sohn übertragen. Steuerrechtlich begann aber genau an diesem Punkt ein großes Problem für seinen Erben an den Tag zu treten, als das Finanzamt Essen davon Kenntnis bekam und eben diese Steuerfreiheit bestritt.

Arndt von Bohlen hat seinen Erbverzicht teuer bezahlt, denn sowohl der Erlös, welchen er aus seinem Verzicht erzielte, als auch die ungeklärte Steuerfrage, dazu die Tatsache, dass die Zahlungen ausschließlich an seine Person gebunden waren, haben es ihm nach eigener Aussage sein Leben lang nicht ermöglicht, langfristig zu planen und auch Vorsorge zu treffen. Auch haben die außerordentlich kostspieligen Liegenschaften in Tirol, Marrakesch oder Palm Beach dazu geführt, dass er in eine finanzielle Lage kam, die einer Zahlungsunfähigkeit immer nahe war. Im Herbst 1986 musste ein Konkursverfahren eröffnet werden, denn bis zu seinem Tod konnten sich Finanzbehörden und verschiedene Gerichte nicht einigen, ob und wenn ja wie hoch der zu zahlende Steuersatz auf Arndts Einkünfte sein sollte. Interessant dabei ist die Tatsache, dass beide Auffassungen parallel existierten, aber immer der ungünstigere Part angewendet wurde. Den Steuerrechtsstreit beendete letztlich der Verfassungsrichter Roman Herzog 1989 in einem Vergleichsvorschlag zur eingereichten Verfassungsbeschwerde, welchen Arndts Witwe Henriette von Bohlen und Halbach sowie das Düsseldorfer Finanzministerium akzeptierten.

Am 14. Februar 1969 heiratete Arndt von Bohlen und Halbach auf seinem Schloss Blühnbach bei Werfen im Salzburger Land Henriette („Hetti“) von Auersperg, die Tochter von Alois von Auersperg und Henriette Larisch von Möennich. Die Ehe blieb kinderlos.

Die gemeinnützige „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ ist das Vermächtnis von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Durch Arndt Krupps großzügigen Erbverzicht ging das gesamte Firmenvermögen auf die von Arndt Krupp, Berthold Beitz und Dedo von Schenk errichtete Stiftung über, die ihre Tätigkeit am 1. Januar 1968 aufnahm und philanthropischen Aspekten gewidmet ist.

Arndt Krupp von Bohlen und Halbach lebte von seiner Abfindung und der jährlichen Apanage ein Party- und Jetset-Leben zwischen Palm Beach und Marrakesch. Er war ein feinsinniger, jedoch zutiefst einsamer Mensch, dessen öffentliche Auftritte mit all den Verrissen in den Zeitschriften nicht dem entsprachen, was er oft im Stillen war, ein großzügiger Spender für die Armen in Thailand und auf den Philippinen und im späteren Leben ein tiefgläubiger konvertierter Katholik.[2] Im Alter von 48 Jahren starb Arndt Krupp von Bohlen und Halbach am 8. Mai 1986 in München-Großhadern an Mundbodenkrebs.[3] Er wurde danach in der Gruft der Schlosskapelle von Schloss Blühnbach, seinem liebsten Refugium, beigesetzt.

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