Mittwoch, 11. März 2009

Seelöwen

Seelöwen
Author Selzer-McKenzie
Die Filmbulder wurden in Patagonien gedreht


Seelöwen
Author Selzer-McKenzie
Die Filmbulder wurden in Patagonien gedreht
Die Ohrenrobben (Otariidae) sind eine Familie meist großer Robben, zu der man die Seebären (Arctocephalinae) und Seelöwen (Otarriinae) zählt, die an zahlreichen Felsenküsten der Weltmeere große Kolonien bilden. Sie sind im Gegensatz zu den Hundsrobben noch verhältnismäßig gut an das Leben an Land angepasst.

Die Familie erhielt 1825 durch den britischen Zoologen John Edward Gray ihren wissenschaftlichen Namen, der sich von der Typgattung der Mähnenrobben (Otaria) ableitet.
Ohrenrobbenmännchen der Neuseeländischen Seelöwen (Phocarctos hookeri) können bis zu 3,50 Meter groß werden, während Weibchen der Galápagos-Seebären (Arctocephalus galapagoensis) manchmal nur eine Körperlänge von einem Meter erreichen. Das Gewicht schwankt nach Art und Geschlecht zwischen 25 Kilogramm bei manchen Seebären-Weibchen und mehr als 500 Kilogramm bei Männchen der Stellerschen Seelöwen (Eumetopias jubatus). Auffällig ist ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus, bei den Nördlichen Seebären (Callorhinus ursinus) sind die Männchen zum Beispiel ungefähr viereinhalb mal so schwer wie die Weibchen. Größen- und Gewichtsunterschiede sind eine Folge der speziellen Fortpflanzungsweise der Tiere.
Der schlanke, spindelförmige Körper wird von einem gleichförmig braunen Fell bedeckt, das bei den Seebären durch ein dichtes Unterfell ergänzt wird. Es trägt durch darin enthaltene Luftbläschen im Wasser zur Wärmeisolierung bei und wird in regelmäßigen Abständen erneuert. Dabei werden zunächst die Haare des Unterfells und dann die vorstehenden Grannenhaare ersetzt; anders als bei der anderen Robbenfamilie, den Hundsrobben, läuft dieser Vorgang weitgehend kontinuierlich ab, so dass nie alle Haare auf einmal abgestoßen werden. Die unter der Haut gelegene Fettschicht ist bei Ohrenrobben meist dünner als bei Hundsrobben.
Der Schädel der Ohrenrobben ähnelt stark dem Bärenschädel. Wie dort ist jeweils der große Flügel des Flügelbeins (Os sphenoidale) von einem Kanal durchzogen, durch den die interne Kopfschlagader (Arteria carotis interna) verläuft, die das Gehirn versorgt. Auch der Warzenfortsatz (Processus mastoideus) des Schläfenbeins (Os temporale), an dem eine kräftige Muskulatur ansetzt, ist wie bei Bären deutlich ausgeprägt, aber von der verknöcherten Kapsel des Mittelohrs (Bulla tympanica) klar getrennt. Der Gelenkkopf für das obere Kopfgelenk (Articulatio atlanto-occipitalis), der Condylus occipitalis, ist weit nach oben versetzt. Die Augenhöhlen (Orbita) sind nur unvollständig voneinander getrennt; an ihrem hinteren und oberen Rand besitzt das Stirnbein (Os frontale) je zwei gut entwickelte Fortsätze, die als Processus postorbitalis und Processus supraorbitalis bezeichnet werden. Die beiden Unterkieferhälften sind bei Ohrenrobben nicht fest an der Symphyse (Symphysis mandibulae) verwachsen. Bei den Männchen ist der Schädel etwas anders proportioniert als bei den Weibchen und weist in vielen Fällen einen auffälligen Scheitelkamm auf.

Das Ohrenrobben-Gebiss verfügt auf jeder Seite über drei obere und zwei untere Schneidezähne; bis auf den äußersten oberen Schneidezahn sind sie alle zweihöckrig. Dahinter liegt je ein gut ausgebildeter Eckzahn, dem je vier obere und untere kegelförmige Vormahlzähne folgen. Während sich im Unterkiefer pro Seite je ein Backenzahn befindet, schwankt die Anzahl im Oberkiefer artabhängig zwischen eins und drei; alle Vormahl- und Backenzähne sind homodont, also gleichgeformt. Zusammenfassen lässt sich der Gebissaufbau in der Zahnformel 3/2 1/1 4/4 1-3/1.
Ohrenrobben sind in polaren, gemäßigten und subtropischen Meeren verbreitet; den größten Individuenreichtum erreichen sie aber in den Meeren der Arktis und Antarktis. Sie finden sich in arktischen Gewässern an den Nordküste Sibiriens und Nordamerikas, im Pazifik an der Westküste Nord- und Südamerikas von Alaska bis Mexiko und von Nordperu bis Kap Hoorn sowie an der Ostküste Nordasiens von Japan bis Nordostrussland, bei der Südinsel Neuseelands sowie auf den Galápagos-Inseln. Im Atlantik kommen sie an der südamerikanischen Ostküste von Feuerland bis Südbrasilien sowie an der Süd- und Südwestküste Südafrikas vor. Wichtige Kolonien im Indischen Ozean liegen an der Südküste Australiens. Dazu kommen zahlreiche isolierte Inseln in den Gewässern um Antarktika.

Wie alle Robben verbringen Ohrenrobben eine große Zeit ihres Lebens in küstennahen Meeresgewässern, seltener findet man sie auch im Brackwasser der Mündungssysteme großer Flüsse oder gar im Süßwasser dieser Flüsse selbst. Paarung und Jungenaufzucht finden an Land, insbesondere auf Felseninseln sowie an isoliert gelegenen Stränden statt, wo es keine landlebenden Fressfeinde gibt. Eisbewohnende Arten sind, anders als bei den Hundsrobben, nicht bekannt; Ohrenrobben bevorzugen auch allgemein etwas wärmere Wassertemperaturen.
Ohrenrobben nutzen zum Vortrieb im Wasser ausschließlich ihre kräftigen Vorderflossen, mit denen sie gleichsam rudern; die Hinterflossen werden dagegen beim Schwimmen passiv nach hinten ausgestreckt. Die auf diese Weise erreichten Geschwindigkeiten liegen bei bis zu 27 Kilometern pro Stunde.

Anders als Hundsrobben können sich Ohrenrobben auch an Land gut fortbewegen. In unebenem Gelände sind sie in der Lage, einem laufenden Menschen zu entkommen; dressierte Tiere sind sogar in der Lage, Leitern hochzuklettern.

Bei der Fortbewegung ruht das Hauptgewicht auf den seitlich ausgestreckten Vorderflossen, die am „Handgelenk“ um 90 Grad abgeknickt sind, so dass die der Hand entsprechenden Flossenteile flach auf dem Untergrund aufliegen. Selbiges gilt auch für die Hinterflossen, die an Land unter den Körper gebracht werden und so ausgerichtet sind, dass die Zehen nach vorne zeigen.
Alle Ohrenrobben sind sehr soziale Tiere und halten sich häufig in Gruppen auf; zur Kommunikation haben sie ein großes Lautrepertoire entwickelt. Besonders auffällig ist dies in der Paarungszeit, in der sich die Tiere in großen Kolonien sammeln. Dies hängt nicht zuletzt mit der vergleichsweise geringen Zahl geeigneter Aufzuchtstätten für die Jungtiere zusammen, so dass sich die Robben an jenen Stätten, die zur Verfügung stehen, konzentrieren. Zumindest die Weibchen sind in vielen Fällen philopatrisch, kehren also immer wieder in ihre Geburtskolonie zurück.
Bei allen Ohrenrobben wachen die Männchen, Bullen genannt, in den Kolonien über einen Harem von Weibchen (Kühe). An den Paarungsstätten treffen stets zuerst die Bullen ein. Hier streiten sie um die Plätze, was oft in blutigen Kämpfen geschieht, die manchmal auch zum Tod einzelner Tiere führen. Schwächere Bullen werden dabei an unattraktive Plätze am Rand der Kolonie oder im Landesinneren gedrängt, während die stärksten Männchen die besten Plätze am Ufer ergattern. Wenn die Weibchen eintreffen, sind die Territorien festgelegt, die stärksten Bullen können nun über bis zu 80 Kühe wachen. Dennoch müssen sie ihr beanspruchtes Gebiet permanent aktiv verteidigen und Nachbarn durch Drohgebärden von der Ausdehnung ihres Territoriums abhalten; bei gelegentlichen Kämpfen werden regelmäßig Jungtiere zu Tode getrampelt. Da ein vorübergehendes Verlassen ihres Territoriums einer vollständigen Aufgabe gleichkäme, müssen die Männchen für bis zu zehn Wochen ganz auf Nahrung verzichten und leben in dieser Zeit von ihren Fettreserven. Dieser Faktor hat vermutlich wesentlich zu den deutlichen Unterschieden in Gewicht und Größe zwischen den Geschlechtern beigetragen. Wegen der extremen Anforderungen, welche die Eroberung und Verteidigung eines Territoriums mit sich bringt, sind die meisten Bullen allenfalls für zwei oder drei Jahre in der Lage, ihren Status zu wahren und werden danach von jüngeren Tieren verdrängt.

Zunächst bringen die Kühe jedoch zwei bis drei Tage nach ihrer Ankunft die im Vorjahr gezeugten Jungen zur Welt. Ihre Tragzeit beträgt gewöhnlich etwa 11 bis 12 Monate, kann aber bei Australischen Seelöwen (Neophoca cinerea) bis zu 18 Monate andauern; fast immer wird nur ein Junges geboren. Es trägt bei seiner Geburt ein besonders dichtes Fell, das gegen Auskühlung schützt und als Lanugo bezeichnet wird. Erst nach zwei bis drei Monaten wird es durch das Erwachsenenfell ersetzt. Neugeborene sind sofort in der Lage zu schwimmen und können sich innerhalb einer halben Stunde auch an Land holprig fortbewegen.
Antarktischer Seebär, Jungtier

Etwa eine Woche später paaren sich die Kühe dann mit dem Bullen ihres Territoriums, dessen Aggression nun auf dem Höhepunkt ist. Kühe, die ein Territorium verlassen wollen, werden in dieser Zeit oft mit Gewalt daran gehindert. Erst nach der Paarung können sie die Kolonie verlassen und auf Nahrungssuche gehen. In regelmäßigen Abständen kehren sie an Land zurück, um ihren Nachwuchs zu versorgen.

Über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten wird das Junge nun von seiner Mutter gesäugt. Die Kommunikation zwischen ihr und ihrem Kind findet vor allem durch Laute statt: Jedes Jungtier hat seinen eigenen charakteristischen Ruf, mit dem es auf Lautäußerungen der Mutter antwortet und den die Mutter aus dem Lärm einer größeren Gruppe von Tieren heraushören kann. Anhand des Geruchs wird die Identität des Nachwuchses bestätigt.

Anders als bei den Hundsrobben wird die Mutter-Kind-Beziehung über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten. Manche Jungtiere erhalten sogar noch unregelmäßig Milch, nachdem ihre Mutter das nächste Junge geboren hat. Von Stellerschen Seelöwen (Eumetopias jubatus) ist sogar bekannt, dass Kühe gleichzeitig drei Jungtiere aus drei aufeinander folgenden Jahren säugen können. Das jüngste Tier ist in diesen Fällen aber immer in der schlechtesten Ausgangsposition und stirbt oft wegen Nahrungsmangel.

Ohrenrobben können ein Alter von mehr als 20 Jahren erreichen.

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