Montag, 22. April 2013

Kuala Lumpur Malysia Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Kuala Lumpur Malysia Reise Travel SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie


 
 
 


4          Die Roben sind rosarot. Sie werden den Fremden und Ungläubigen beim Betreten der zentralen Putra-Moschee übergeworfen. Ihre Farben passen exakt zum Altrosa der Kuppel. Der Marmor ist poliert, auch im indischen Sri-Mahamariamman Tempel, dem ältesten und reichsten Hindutempel in ganz Malaysia. Über den ganzen Raum verteilt sitzen immer wieder Frauen zu zweit oder zu dritt auf dem Boden, ihre Gucci-Taschen oder Prada-Doubles zärtlich auf dem Schoß. Sie lachen und schlagen sich gegen¬seitig auf die Schenkel, während die ruppigen in¬dischen Götter in ihren Nischen und hinter Glas fast vergessen scheinen. Kuala Lumpur hat viele Facetten.

Die Insider sagen nur KL. Das klingt beinahe ähnlich weltläufig wie LA, denn Kuala Lumpur bedeutet eigentlich so viel wie „sumpfige Fluss¬mündung". Es hat rund 1,5 Millionen Einwohner und wurde vor 135 Jahren von Chinesen gegrün¬det, die im Dschungel nach Zinnvorkommen suchten. Heute stehen die himmelhohen Glas¬fassaden der Büro- und Hoteltürme neben nie¬drigen, denkmalgeschützten Kolonialbauten. Der Hauptbahnhof mit Zinnen, Türmchen und Bögen sieht aus wie der Palast eines Maha¬radschas. Die moderne Architektur der National¬moschee in seiner Nähe hat die Form eines 18-strahligen Sterns, entsprechend der 13 Staaten der Föderation und der fünf Säulen des Islam.

Die Durian riecht sonderbar

„No Durians", steht an den Eingängen der besse¬ren Hotels überall in KL. Dabei ist die Durian ei¬ne einheimische Frucht, die vielen sehr gut schmeckt. Erst wer Durian isst, denkt asiatisch, heißt es in Malaysia. Dass dieses Obst, das aus¬sieht wie eine dickstachelige grüne Melone, einen schlechten Ruf hat, liegt am Geruch. Das teigflüs-sige, weiße Fleisch um die dicken Kerne riecht unverwechselbar. Viele sagen, es stinkt.

Ziehe dich zurück, lautet das erste malaysische Geheimnis. Zurück ”aus einer Welt voller west¬licher Sorgen ins Paradies tropischer Strände, lu¬xuriöser Hotels und die zeitlose Eleganz 100 Jahre alter Regenbäume". Geheimnis Nummer

zwei: Lasse dich fallen! „In den grünen Gärten spürst du die Ruhe, so alt wie das Meer." Num¬mer drei: Mache alles. „Der Aufenthaltsort bietet, was einem in den Sinn kommen könnte: Schwimmen, Tauchen, Segeln, Radfahren, Vögel schauen." Nummer vier: Gebe dich himmlischen Genüssen hin. „Abwechslung ist ein Lebens-

elixier. Wähle das exotische Aroma Asiens, aus malaysischer, chinesischer und indischer Küche." Kuala Lumpur passt perfekt in das Bild anderer ostasiatischer Großstädte: ein Gewirr aus westli¬chem Wollen und östlichem Können, Karren ne¬ben Straßenkreuzern, gigantische Hochhäuser wie die längst als höchste Gebäude der Welt ent¬thronten Petronas Twin Towers neben Bruch-

 

nicht immer ungetrübtes Glück bedeutete, strate¬gisch günstig zwischen den Seehandelszentren Indien und China. Wer die einstmals berüchtigte Straße von Malakka beherrschte, konnte gut von den erpressten Zöllen leben. Das Land besitzt vie¬le Bodenschätze und heute ein für die Region un¬gewöhnlich erfolgreiches Wirtschaftsleben, was viele Arbeiter aus Thailand, Indonesien und von den Philippinen anlockt. Das Durchschnitts-einkommen Malaysias liegt doppelt so hoch wie jenes von Thailand oder Indonesien und ist das dritthöchste in Asien hinter Japan und Singapur. Das Zauberwort heißt Toleranz. Neben der für die Muslime wichtigen Rechtsgrundlage der Scharia gibt es eine zivile Gerichtsbarkeit. Als be¬sonderes Zeichen der Toleranz wird auch das po¬litische System des parlamentarischen Wahl-königtums angeführt, wonach jede von einem Sultan regierte Provinz abwechselnd für fünf Jahre den König stellt, der dann in einem frühe¬ren Palast eines steinreichen Privatmannes re¬sidiert. „Balance of Power" nennen das die Politiker. Und das bedeutet in diesem Land: Die

 

schlendernden exotisch-europäischen Touristen machen wollen, wirkt ungemein beruhigend und kündet von einer überall spürbaren großen Warmherzigkeit.

Und wo schlägt die Seele der Stadt? Einheimische empfehlen das Shopping Center KLCC in den Petronas Towers. Hier vereinigen sich islamische Schriftkunst und Kommerz. Die Petronas sind nach wie vor der Stolz des modernen islamischen Malaysia: 452 Meter hoch, 88 Stockwerke. Es geht darum, Allah und Alu zu ehren. Ganz oben auf den über 60 Meter hohen Masten, an den Spitzen der Towers, prangen zwei Minarette aus garantiert rostfreiem Stahl.

Arabische Gäste

Auffallend im Bild von KL: die reichen Öl-scheichs, die mal eben mit Anhang zum Shopping vom arabischen Golf herübergejettet kommen. Nicht nur die Preise und das Angebot locken. Die zahlungskräftigen Gäste aus Arabien können sich in Malaysia auch weitgehend hei-

 

 

Malaysierin in Festtagstracht:   Exotik auf den Straßenmärkten in Kuala Lumpur: Dank des Völkergemischs     Ein Erbe der Kolonialzeit: Das

Musik und Tanz sind Lebenselixier.    hat sich eine Essenskultur entwickelt, die sehr vielseitig ist.      Rathaus ähnelt einem Sultanspalast.

 

buden, aus denen verführerische Düfte von Gar¬küchen entweichen. Das Stadtzentrum wirkt nicht ganz so klinisch sauber wie im Einkaufs¬stadtstaat Singapur im Süden der Halbinsel, die Außenbezirke und Vergnügungsmeilen sind nicht ganz so irritierend chaotisch und kunter¬bunt wie in Bangkok im Norden.

Zwischen Indien und China

Aber ein Völkergemisch herrscht hier wie in kei¬nem anderen ostasiatischen Staat - nicht nur als Resultat der langen portugiesisch-niederlän¬disch-britischen Kolonialzeit, in der viele Chine¬sen und andere Volksgruppen eingewandert sind, um in den Zinnminen, Kautschuk-, Tee-und Ölpalmenplantagen zu arbeiten. Malaysia liegt, was für das Land und seine Geschichte

 

politische Macht liegt in den Händen der musli¬mischen Malaysier, wirtschaftliche Dominanz aber wird von den Chinesen ausgeübt.

Davon erfährt man recht wenig bei Streifzügen durch Kuala Lumpur mit seiner vielfältigen Architektur zwischen englischem Tudor-Stil rund um das ehemalige Cricket-Feld am Unab-hängigkeitsplatz. Gleich gegenüber liegt das Sultan-Abdul-Samad-Gebäude, früher Sitz der britischen Kolonialverwaltung und heute der Oberste Gerichtshof. Unweit davon dann die Art-deco-Markthalle, der abenteuerlich arabesk-maurische Hauptbahnhof und schließlich die geduckt sich aneinander schmiegenden, witte¬rungszerfressenen Häuser der Chinesenviertel. Dass junge muslimische Frauen mit Kopftuch und westlichen Jeans ganz ungeniert und fröh¬lich-offen Fotos von sich mit dem zufällig vorbei-

 

misch fühlen, weil ihnen immer wieder der Islam begegnet: Moscheen, verschleierte Frauen und Mädchen, in vielen Restaurants Alkoholverbot und an den Decken in den Hotelzimmern grüne oder schwarze Pfeile, die den frommen Betern zuverlässig die Richtung nach Mekka zeigen. Wer meint, in KL werden die Gehsteige vor Mitternacht hochgeklappt, irrt gewaltig. Die Imame rümpfen immer wieder ihre Nasen, wenn sich die Schönen der Stadt in atemberaubenden Blusen mit aufregenden Schnitten ins Nacht¬leben werfen. Und so lange die Bars offen haben, ist auch die namenlose Imbissbude unterhalb des Thean-Hou-Tempels in Betrieb. Sie ist im ganzen Viertel für ihren Ikan Bakar, knusprig gegrillten Fisch, bekannt.

 

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