Max Born 1882-1970
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/X4J8OvHSdTY
Max Born (* 11. Dezember 1882 in Breslau; † 5. Januar 1970
in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker und Physiker.[1] Für grundlegende
Beiträge zur Quantenmechanik wurde er 1954 mit dem Nobelpreis für Physik
ausgezeichnet.
Max Born wurde in Breslau in Schlesien geboren. Er stammte
aus einer großbürgerlichen assimilierten deutsch-jüdischen Familie.
Sein Vater Gustav Born (1851–1900) war Professor für
Anatomie und Embryologie an der Universität Breslau. Nach Besuch des
humanistischen König-Wilhelm-Gymnasiums studierte Max Born ab 1901 in Breslau,
Heidelberg, Zürich, Cambridge (bei Joseph Larmor und J. J. Thomson) und
Göttingen zuerst Rechtswissenschaften und Moralphilosophie, später Mathematik,
Physik und Astronomie. Er promovierte 1906 bei David Hilbert in Göttingen
(Beiträge zur Bestimmung der Lichtbrechungsverhältnisse doppeltbrechender
Krystalle durch Prismenbeobachtungen), dessen physikalischer Assistent er war.
1908/09 studierte er bei Otto Lummer und Ernst Pringsheim senior in Breslau
Experimentalphysik, befasste sich aber auch mit Relativitätstheorie (und
speziell der Theorie starrer Körper in der Relativitätstheorie und Theorie des
Elektrons), was ihm 1909 eine Einladung von Hermann Minkowski nach Göttingen
brachte, wo er sich 1909 habilitierte (Untersuchungen über die Stabilität der
elastischen Linie in Ebene und Raum, unter verschiedenen Grenzbedingungen).
Bald darauf starb Minkowski und Born gab dessen physikalische Arbeiten aus dem
Nachlass heraus. Ein weiteres Forschungsfeld war die Theorie atomarer
Kristallgitter. Hierüber veröffentlichte er 1915 das Buch Dynamik der
Kristallgitter.
Bei Beginn des Ersten Weltkrieges teilte er die allgemeine
Kriegsbegeisterung, aber wegen seines Asthmas war er nicht
fronteinsatzfähig.[2] Daher meldete er sich bei den Funkern zum Heeresdienst
und wurde Mitglied einer Gruppe von Technikern und Physikern unter der Leitung
von Max Wien. In dieser Zeit war er bei der Artillerie-Prüfungs-Kommission in
einer Gruppe unter der Leitung von Rudolf Ladenburg mit Schallortungs-Versuchen
für die Artillerie befasst. Er bemühte sich in dieser Zeit, auch andere
Physiker und Mathematiker vom Fronteinsatz abzuziehen und so über den Krieg zu
retten. Zu seinen Mitarbeitern zählten z.B. Alfred Landé, Erwin Madelung, Fritz
Reiche.[3]
Born war nach der Habilitation zunächst Privatdozent in
Göttingen, war 1914/1915 außerordentlicher Professor an der Universität
Frankfurt[4] und wurde 1915 dann außerordentlicher Professor für theoretische
Physik an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, wo er mit Max Planck,
Albert Einstein und Walther Nernst zusammenarbeitete. 1919 erhielt er seinen
ersten Lehrstuhl (ordentlicher Professor) in Frankfurt am Main (wobei er seinen
Lehrstuhl mit dem von Max von Laue tauschte, der nach Berlin ging).
Franckfeier 1923 in Göttingen – Die „Bonzen“:
Max Reich, Max Born, James Franck und Robert Wichard Pohl
Born war von 1921 bis 1933 Professor in Göttingen. Hier
entwickelte er unter anderem mit Wolfgang Pauli, Werner Heisenberg, Pascual
Jordan und Friedrich Hund große Teile der modernen Quantenmechanik. Nach ihm
benannte Verfahren wie die Born-Oppenheimer-Näherung in der Molekülphysik
(1928) und die Bornsche Näherung in der Streutheorie erinnern an seine Pionierleistungen.
Er entwickelte die statistische Interpretation der Wellenfunktion, die später
als Kopenhagener Deutung bekannt wurde und für die er 1954 den Nobelpreis für
Physik erhielt. Bereits 1948 wurde ihm die Max-Planck-Medaille verliehen, 1950
die Hughes-Medaille.
Max Born beschäftigte sich auch mit theoretischer Optik,
über die er mit Emil Wolf ein heute noch bedeutendes Lehrbuch geschrieben hat.
Im Jahr 1933, nach der Machterlangung der
Nationalsozialisten, wurde Max Born wegen seiner jüdischen Vorfahren und seiner
pazifistischen Einstellung zwangsbeurlaubt, aufgrund des Berufsbeamtengesetzes
der Hitler-Regierung. 1936 wurde ihm auch die deutsche Staatsbürgerschaft
entzogen. Er emigrierte nach England (1939 wurde er britischer Staatsbürger)
und hatte zunächst ab 1933 eine Dozentur in Cambridge, dann ab 1936 eine
Professur an der Universität von Edinburgh, wo er bis zu seiner Rückkehr nach
Deutschland 1953 blieb. Zudem engagierte sich Born für die Notgemeinschaft
deutscher Wissenschaftler im Ausland, um anderen verfolgten Akademikern Stellen
zu vermitteln. Am 28. Juni 1953 wurde er zum Ehrenbürger von Göttingen ernannt,
wo man später auch eine Straße nach ihm benannte. Sein Grab befindet sich auf
dem Göttinger Stadtfriedhof, obwohl er zuletzt nicht in Göttingen selbst,
sondern in dem nicht weit entfernten Bad Pyrmont lebte.
Neben seinen physikalischen Untersuchungen hat sich Max Born
immer wieder mit Reden zu philosophischen und gesellschaftspolitischen Themen
Gehör zu verschaffen versucht. So war er 1957 Mitunterzeichner des Göttinger
Manifests, das sich gegen die atomare Aufrüstung der Bundeswehr wandte.
In diesem Zusammenhang hat er wiederholt auf die wichtige
Rolle hingewiesen, die seine Frau Hedwig für die Herausbildung und Überprüfung
seiner eigenen Standpunkte spielte. Mit ihr zusammen verfasste er unter anderem
das Buch Der Luxus des Gewissens – Erlebnisse und Einsichten im Atomzeitalter
(1958).
Friedrich Hund und Max Born, 1966
Mit Albert Einstein verband Born eine lebenslange enge
Freundschaft, auch wenn Einstein die Arbeiten Borns zur Quantentheorie
skeptisch betrachtete. Sein Briefwechsel mit Einstein, der unter anderem für
die Geschichte der Interpretation der Quantenmechanik interessant ist, wurde in
Buchform veröffentlicht.
Vor allem Born ist Anfang des 20. Jahrhunderts die
Herausbildung einer fruchtbaren Schule theoretischer Physiker in Göttingen zu
verdanken, zu der auch viele durchreisende ausländische Physiker kamen. Zu
seinen Doktoranden zählen Maria Goeppert-Mayer, Victor Weisskopf, Robert
Oppenheimer, Siegfried Flügge, Friedrich Hund, Pascual Jordan, Maurice Pryce
(in Cambridge), Herbert S. Green (in Edinburgh).
Sein Sohn Gustav Victor Rudolf Born ist ein bekannter
britischer Pharmakologe.
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