Samstag, 15. August 2009

Kia Soul Autotest

Kia Soul 1,6 CVVT Sprint Autotest
Author D.Selzer-McKenzie
Der Hersteller hat in Koreao Herrn Selzer-McKenzie den neuen Kia Soul zur Verfügung gestellt und hier seine Eindrücke:
Die Koreaner von Kia sind dem Zeitgeist be¬sonders nahe, seit sie sich einen Design-Chef aus Deutschland geleis¬tet haben. Der Soul ist ein erster Beweis dafür
uf Peter Schreyer ruhen viele Erwartungen. Nicht nur von Kia — schließlich haben sie ihn engagiert, um sich mit ih¬ren Produkten aus der Menge
herauszuheben. Aber auch von der gan¬zen Autokäufergemeinde, denn jemand wie er setzt Maßstäbe, wo immer er arbei¬tet. Bricht der Schöpfer des Golf IV und des Audi A2 endlich mit den unsäglichen Design-Torheiten unserer Tage, und schafft er es, Form und Funktion wieder in ein vernünftiges Verhältnis zueinander zu bringen? Oder schwimmt er doch
im großen Strom, mit Autos, die allen an¬deren ähneln und wie sie von den Anfor¬derungen der Praxis ärgerlich weit ent¬fernt sind?
Dass der Soul, Kias jüngstes Produkt, ein Hingucker ist, kann niemand bestrei¬ten. Und ein bisschen eine Mogelpa¬ckung: Denn er ahmt ebenso ein SUV nach, wie ein SUV einen Geländewagen nachahmt — ein doppeltes Imitat also. Und während einige SUV wahlweise schon als Fronttriebler daherkommen, war beim Soul umgekehrt von Allradan¬trieb nie die Rede. Die Design-Studien, die ihm vorausgingen und Appetit auf ihn machen sollten, zeigten deutlich, dass hier ein Fun-Auto geplant war, und weckten mit manchen Details schlimme Befürchtungen. Die Realität war dann, wie immer, deutlich nüchterner, und so waren an unserem Testwagen an Kiki¬Kram nur das Hahnentritt-Muster auf den Sitzbezügen und die — auf Wunsch so¬gar
so¬gar im Takt der Musik — zu illuminieren¬den Lautsprecher im Fußraum übrig ge¬blieben, die man aber auch unbeleuchtet lassen kann.
Der Soul ist zehn Zentimeter kürzer als ein VW Golf, aber er wirkt deutlich massi¬ger durch seine Höhe und seine eckige Grundform, die immerhin einige Erwar¬tungen an Funktionalität und Nutzvolu¬men weckt. Der Innenraum hat in der Tat angenehme Dimensionen. Wenn man erst einmal über die Schweller hinwegge¬klettert ist, die mit 42 Zentimeter zu hoch sind, um den Einstieg wirklich bequem zu machen, und sich dann wieder in die et¬was zu tief angeordneten Sitze hat fallen lassen, fühlt man sich prima unterge¬bracht. Tiefe und Breite der Sessel sind üp¬pig, die Kopfhöhe genügt auch langen Fahrern. Die steil stehende Frontscheibe ermöglicht einen Türausschnitt, der fast so günstig ist wie der hintere. Im Fond gibt es sehr reichliche Kniefreiheit selbst bei voll zurückgeschobenen Vordersitzen, und fast ein Meter Luft nach oben taugt auch für Zweimeter-Leute. Sogar in der Mitte könnte ein Erwachsener sitzen: Die Breite der Bank reicht dafür, der Mittel¬tunnel stört kaum, nur die Kopfstütze ist etwas zu kurz geraten.
Da auch in Korea niemand zaubern kann, gibt es einen Leidtragenden dieser Üppigkeit — den Kofferraum. Er ist mit rund 220 Liter plus etwa 40 in einem Ge¬lass unter seinem Boden beschämend karg ausgefallen. Natürlich kann man ihn in der üblichen Weise — hier durch Klap¬pen der geteilten Lehne — für größere Auf¬gaben wappnen, doch selbst dann stehen nicht mehr als 1140 Liter bereit, und eine ganz ebene Ladefläche kommt auch nicht zustande. Die Heckklappe ist anständig groß, aber fast 80 Zentimeter Bordwand müssen beim Einladen überwunden wer¬den. Zudem hat die Gepäckraumabde¬ckung einen fest stehenden Teil, der nur äußerst umständlich zu entfernen ist, wenn etwas Größeres eingeladen werden soll. An die anderswo gebotene Option, die Rückbank längs zu verschieben und damit Laderaum zu gewinnen, hat man bei Kia auch nicht gedacht. Kurz: Die Hoffnungen auf praktische Seiten des Soul werden eher enttäuscht
Fröhlicher stimmt schon, was den Fah- rerplatz umgibt. Ablesbarkeit und Be¬leuchtung der Instrumente könnten gar nicht besser sein, allenfalls kann man den Drehzahlmesser zu klein finden
Auch die Bedienungselemente sind tadel¬los plaziert; das herausnehmbare Naviga¬tionsgerät von Clarion ist ganz oben auf dem Armaturenbrett bestens im Blick, aber seine krächzende Stimme hat es uns nicht sehr sympathisch gemacht. Die Sichtverhältnisse für den Fahrer sind nicht übel, solange es nicht rückwärts geht. Die für 1440 Euro Aufpreis — im Pa¬ket mit Glasschiebedach und Subwoofer¬Soundsystem — erhältliche Rückfahrka¬mera ist eher Luxus, denn ein Park-Pie¬per hinten ist bei der Topversion serien¬mäßig. An einem asphärischen Außen¬spiegel hat Kia allerdings gespart. Die manuell zu regelnde Klimaanlage kühlt brachial, aber nicht zugfrei. Wenig her macht das Licht aus den H4-Scheinwer¬fern. Ablagen findet man vorn reichlich, hinten weniger. Und für Sicherheit sor¬gen sechs Airbags, aktive Kopfstützen vorn und zwei Isofix-Kindersitzhaltet im Fond.
Beim Motor gibt es keine Qual der Wahl: ein Diesel, ein Benziner, aus. Seit
wir den Benziner kennen, plädieren wir
eindringlich für den Diesel. Der hat wie jener auch nur 1,6 Liter Hubraum, aber 260 statt 156 Newtonmeter Drehmoment. Unser Soul war zwar mit 1260 Kilo¬gramm Leergewicht nicht übertrieben schwer, doch wirkte der Benzinmotor — zusätzlich gehandikapt durch lange Ge-triebeübersetzungen — in ihm arg schwachbrüstig. Unterhalb von 3000 Um¬drehungen je Minute ist wenig los: So braucht der Kia selbst im vierten der fünf Gänge mehr als 17 Sekunden von 50 auf 100 km/h. Jenseits von 4000/min dreht der Vierzylinder dann fröhlich hoch, bis ihn der Begrenzer bei 6400/min stoppt, doch tönt er dabei zunehmend laut und scharf, so dass man diese Regionen nur ungern aufsucht. Das Getriebe schaltet sich leicht und bisweilen hakelig, gewöh¬nungsbedürftig ist das übersensible Gas¬pedal, das den Motor bei der leisesten Be¬rührung aufheulen lässt. Als Höchstge¬schwindigkeit erreicht der Kia 181 km/h, und knapp zwölf Sekunden benötigt er
für den Spurt von 0 auf 100 km/h. Nur 48 Liter passen in den Tank, doch trotz der aerodynamisch wenig günstigen Form war der Soul bei uns im Schnitt mit 8,6 Li¬ter Super je 100 Kilometer zufrieden. Au¬tobahnfahrt treibt den Verbrauch aller¬dings steil hoch, zehn Liter sind dann ganz normal.
Spaß beim Fahren macht der Kia aber durchaus dank seinem Fahrwerk. Sein ho¬her Schwerpunkt bewirkt zwar kräftige Seitenneigung in Kurven, doch durcheilt er sie sicher und mit nicht zu deftiger Untersteuertendenz. Das (abschaltbare) ESP verhält sich recht großzügig und greift erst spät ein. Exakter dürfte die Lenkung sein, ohne jeden Tadel arbeitet die Bremsanlage. Kritik fängt sich der Fahrkomfort ein: Starke Karosseriebewe¬gungen auf welligem Terrain stören eben¬so wie das harte Anfedern auf Uneben¬heiten sowie der Mangel an Schluckbe¬reitschaft und einiges Poltern schon bei mittleren Stößen. Hier sollte Kia nachbes-sern, wenn man sich bei der Zielgruppe — junge Familien und jung denkende ältere Paare — Freunde machen will. Wohl we¬
we¬nig zu tun ist gegen die Windgeräusche, die bei schneller Fahrt lästig werden.
Den Benziner gibt es in allen vier Aus¬stattungsstufen Basis, Attract, Vision und Spirit (den Diesel nur in den zwei obe¬ren), beginnend bei 14 980 Euro. Der Spi¬rit kostet 18 950 Euro, ist dafür aber mit überdurchschnittlicher Serien-Mitgift ge¬segnet. Mit dem Vision muss man nicht viel entbehren (allerdings die Sitzheizung vorn und die Parksensoren hinten, beides auch gegen Aufpreis nicht zu haben), spart jedoch 1500 Euro. Die Entschei¬dung für oder gegen den Soul hängt indes wohl kaum von der Ausstattung ab, son¬dern ist grundsätzlicher: Man mag ihn oder nicht. Funktionell ist er leider kein Vorbild geworden, doch Aufsehen erregt er reichlich. Und zu Schreyers Ehrenret¬tung sei gesagt, dass er die Grundkonzep¬tiön schon fertig vorgefunden hatte. In vielen Details konnte er sich aber verwirk¬lichen

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