Sonntag, 23. August 2009

Osterinsel Easter Island

Die Oster-Inseln
Author D.Selzer-McKenzie
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=-jW5uoyAqcI#

Easter Island Osterinsel Isla de Pascua Travel Reise SelMcKenzie Selzer-McKenzie

Der Author Selzer-McKenzie war kürzlich selbst auf den Osterinseln und hat die Filmaufnahmen auch serlbst gedreht, denn hundertfach stehen sie auf Rapa Nui. Statuen, aus Stein gehauen, über die ganze Insel ver¬teilt. Die geheimnisvollen Moais verkörpern Vorfahren, soviel ist bekannt. Doch seine wahren Geheimnisse gibt das 3100 Kilometer von Chile entfernte Eiland im Südostpazifik nicht preis.
 Dann eben noch einmal, ganz langsam. Jeden Vokal einzeln aussprechen, Silbe für Silbe! „Iorana koe! Pe he ra koe? Maruaki a au!" Na also — geht doch, oder, Uri? Uri presst die Lippen aufeinander, um zu verhindern, dass sie gleich losprustet. Dieses „Guten Tag! Wie geht's? Ich habe Hunger!" in der Inselsprache war offensichtlich immer noch nicht korrekt betont.
Die Exkursionsleiterin des „Posada de Mike Rapu"- Hotels ist mit uns über das halbe Eiland gewandert. Jetzt wird's Zeit für den Lunch hier am Anakena Beach. Der Sand ist hell wie Mehl und ebenso fein, der Wind lässt die Blätter der Palmen trocken ra¬scheln. Draußen über den Wellen spielt ein Schwarm Vögel Fangen. Es gibt Süßkartoffelsalat, rohen Thunfisch und kühlen Weißwein. Und ein neues Wort: kaora te kai — guten Appetit!
Hier ist man weiter fort als irgendwo sonst. Die Osterinsel ist das abgelegenste und isolierteste Stück Land auf dem Planeten, auf dem Menschen leben. Die Insel gehört zu Chile, aber Chile liegt gut 3700 Kilometer oder fünf lange Flugstunden weiter öst¬lich. Ein bisschen näher dran sind die Pitcairn¬Inseln im Westen mit den Nachfahren der „Boun¬ty"-Meuterer. Bis dahin sind es nur schlappe 2100 Kilometer. Aber eigentlich sind auch die Pitcairns nur winzige Landkleckse in der nassen Weite des
Ozeans. Genau wie das dreieckige, kleine Rapa Nui. So heißt die Osterinsel in der Sprache der einheimi¬
einheimi¬schen Bewohner, die sich wiederum ebenfalls Rapa Nui nennen — und ihre Sprache heißt auch so.
Wenn man von Santiago in Chile anreist, steht auf den Anzeigetafeln am Airport „Isla de Pascua". Das ist wiederum spanisch für Osterinsel. Und Osterinsel hat man sie genannt, weil sie am Ostersonntag 1722 vom holländischen Seefahrer Jacob Roggeveen ent¬deckt wurde.
Sie stehen überall herum
Und woran denkt man, wenn man an die Osterinsel denkt? Genau. Die stehen tatsächlich überall he¬rum, die Moais, diese Steinstatuen mit ihren ernsten Gesichtern, wie gewaltige Schachfiguren einer abge-brochenen Partie göttlicher Spieler. Nicht nur zehn oder zwanzig, sondern Hunderte. Überall. Forscher haben sich die Mühe gemacht und sie durchnum¬meriert. Sie sind auf 887 gekommen. Etwa die Hälfte befindet sich noch im Tuffsteinbruch am Krater des Ranu Raraku, fast fertig oder halb fertig oder gera¬de erst mit groben Schlägen skizziert. Die restlichen stehen oder liegen über die Insel verteilt.
Wahrscheinlich hat jede Sippe auf der Insel solche Moais aus Stein geschlagen. Und wenn die Nach-
bam eine größere aufstellten, musste die nächste ei¬gene eben noch pompöser sein. Die Statuen verkör¬pern übrigens keine Gottheiten, sondern Vorfahren
Zum Beispiel jene sieben Kundschafter, die irgend¬wann kurz vor dem Jahr 900 vermutlich von den Marquesas angesegelt kamen und die Insel entdeck¬ten. Sie kehrten zurück in ihre Heimat, und als sie wiederkamen, brachten sie Siedler mit.
Aber jetzt kommen wir erst einmal an, mit dem Flieger aus Santiago auf einer Landebahn, die gera¬dewegs ins Meer zu führen scheint, so kurz sieht sie aus. Die Amerikaner haben sie gebaut, weil sie eine Notfallpiste für ihr Space Shuttle brauchten, falls da oben mal was schiefgehen sollte. Anschließend überließen sie die Teerbahn den Insulanem, zusam¬men mit einer Generation Kinder, deren Haut ein bisschen anders aussah als sonst auf Rapa Nui üb¬lich. Ein paar blieben auch gleich hier, betört von Wind und Wellen, der Liebe vielleicht und dem Ge¬fühl, die eigene Insel gefunden zu haben.
Heute leben knapp 4000 Menschen auf den 163 Quadratkilometern, die allermeisten in Hanga Roa, dem einzigen Ort. Knapp die Hälfte sind Rapa Nui, Nachfahren der ersten Siedler. Es sind schlanke, gro¬ße Menschen mit langen, schwarzen Haaren, poly¬nesischen Gesichtszügen und einem umwerfenden Lachen. Aus Gründen, die im Dunkel der Geschichte
verloren gegangen sind, besitzen sie über 6000 Pfer¬de, die überall auf der Insel grasen — ohne Zaum¬zeug, ohne Zäune. Möglicherweise sind die Pferde die neuen Statuen: Wenn der Nachbar schönere oder größere hat, ist das Ansporn genug, sich bei der ei¬genen Zucht mehr anzustrengen.
Sattgrün und gewellt
Und wie sieht es aus auf der Osterinsel? Wie auf Hawaii. Wie in Irland. Oder Schottland. Oder Neu¬seeland. Rapa Nui ist sattgrün und gewellt, eine In¬sel der Schwünge und Hügel, als sei sie mühelos mit ein paar Strichen auf dem Zeichenblock der Schöp¬fung skizziert worden. In der geologischen Realität war die Geburt allerdings eher eine schwere: Rapa Nui besteht aus drei Vulkanen, deswegen liegen überall fußballgroße Lavabrocken herum, anthra¬zitfarbene Punkte im flächendeckenden Grün.
An vielen Tagen scheint die Insel die Wolken anzu¬ziehen, denen man das Verweilen nicht verdenken kann, gibt ja sonst nichts hier draußen. Und fast im¬mer weht ein Wind. Wind, der die Wellen an die Südküste peitscht, dass man das Salz in der Luft noch 100 Meter vom Meer entfernt schmecken
kann. Wind, der die anderen Geräusche auf der Insel zu verschlucken und mit-
zunehmen scheint an einen geheimen Ort
wo sie dann vielleicht zu hören sind. Wind, der einem in den Haaren zaust, wenn man auf dem perfekt ge¬hügelten Vulkan im Osten der Insel steht, dem Puakatiki, und Blick und Gedanken schweifen lässt. Von hier oben ist das Meer auf allen Seiten zu sehen, und der Horizont ist so lang und so weit, dass man ganz deutlich die Erdkrümmung erkennt. Die Rapa Nui dachten irgendwann, der Rest der Welt sei vom endlosen Ozean verschluckt worden und nur ihre Insel sei übrig geblieben. Also gaben sie ihrer Hei¬mat einen neuen Beinamen: Te Pito o te Henua. Das bedeutet „Nabel der Welt".
Vielleicht ist es dieses Bewusstsein der absoluten Isolation, vielleicht die Allgegenwart der schweigen¬den Moais, vielleicht auch das Wissen, überall auf Rapa Nui auf einem Vulkan herumzulaufen und damit über köchelnder, brodelnder Erdmasse — je¬denfalls bringt diese Insel etwas in einem zum Schwingen. Setzt etwas in Bewegung. Berührt etwas. Als ob eine bislang verborgene Ecke des Bewusstseins von einem unsichtbaren Zeigefinger angetippt wür¬de: So fühlt sich das an. Nach zwei oder drei Tagen auf Rapa Nui kann man dieses Gefühl für einen kurzen Augenblick festhalten und etwas näher in¬spizieren und versteht, was Menschen meinen, wenn sie von der Magie dieses Ortes sprechen.
Die Schönheit des Orongo-Kraters saugt einem die Luft aus den Lungen und kickt von hinten sanft in
die Kniekehlen. Man steht auf seinem Rand und blickt hinunter in den kreisrunden, matt schim¬mernden See. Für einen Moment ist einem, als bli¬cke man in den Spiegel der Welt. Man will sich los¬reißen und kann nicht, will sich zum Meer hinwen¬den und schafft es nicht, will sprechen und bleibt stumm. Es ist, als übe der Krater einen Magnetismus aus, als wolle er den Besucher hinabziehen oder zu¬mindest dort oben festhalten an seinem schwindel¬erregenden Klippenrand, für eine weitere Minute oder für immer.
Da fehlen einfach die Worte
Abends an der Hotelbar wird man mit anderen Gästen darüber reden und feststellen, dass auch sie dieses Gefühl verspürten und dass auch sie es nicht wirklich benennen können. Es gibt Orte, die vermag die menschliche Sprache nicht zu beschreiben. Weil sie keine Worte dafür hat. Weil sie noch zu jung ist für die Macht dieser alten Plätze.
Rapa Nui gibt seine Geheimnisse nicht leicht preis.
Es hütet sie gut, wie seine Vergangenheit. Die Insel
ist ein einziges Freilicht
museum. Bei den Ex

kursionen, die das „Posada de Mike
Rapu"-Hotel täglich anbietet, stößt
man immer wieder auf verwitter
te Statuen und Hausgrund
risse, auf
Trotzdem weiß man bis heute nicht wirklich viel über das, was hier geschah. Es gibt unzählige Vermutungen, aber nur wenige Fakten: Dass die Insel den Menschen wie ein Paradies vorgekommen sein muss, dicht bewaldet, fruchtbarer Boden, reich¬lich Fische im Meer, keine Feinde, nirgends. Dass es Nahrung im Überfluss gab und die Rapa Nui ihre Arbeitskraft ganz dem Bau immer neuer Moais wid¬men konnten. Und dass ihre Welt aus den ökologi¬schen Fugen geriet, als die Menschen immer. mehr Bäume abholzten. Die Stämme brauchte man als Rollen beim Transport der Statuen im inselweiten „Wer hat den Größten?"-Wettbewerb. Ohne Bäume aber konnte man keine Kanus mehr bauen und nicht mehr hinaus zum Fischen. Und wo bislang das Wurzelwerk den Boden stabilisierte, fegte jetzt
Wirklich? Manchmal zieht etwas den Blick auf di(
Gesichter der Moais. Der Wind treibt die Wolken vo
die Sonne und wieder fort von ihr. Für einen Mo
ment scheint es, als käme Bewegung in die steiner
nen Antlitze. Ein Zucken um die Mundwinkel, ein(
Andeutung von Stirnrunzeln, beinahe ein Augen
zwinkern. Vielleicht haben die Statuen der Osterinse
ja doch eine Botschaft. Vielleicht erzählen sie 4
doch etwas. Leise. Ganz leise. So leise, dass man e
wirklich nur wahrnehmen kann
wenn man ganz still ist. Raps
Nui ist gar nicht so schwel
Man muss nur ganz ge

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