Samstag, 18. Juli 2015

Der US-Bankensektor


Der US-Bankensektor

Author D.Selzer-McKenzie

Video: ttp://youtu.be/0ojT9iConPg

Der amerikanische Bankensektor kann auf ein erfolgreiches erstes Quartal zurückblicken. Die Zeichen für die weitere Entwicklung könnten gut stehen, wofür es gleich mehrere Gründe geben könnte. Bestimmte Titel von globalen und regionalen US-Banken gelten zurzeit als besonders günstig.

 

Nach den Anlaufschwierigkeiten des ersten Quartals 2015 hat die amerikanische Kon-junkturlokomotive zuletzt wieder ordentlich Fahrt aufgenommen. Und so scheint auch die vorübergehende Schwäche der größten Volkswirtschaft der Welt überwunden. Um die US-Konjunktur anzukurbeln, betreibt die US-Notenbank ihre Nullzinspolitik nun schon seit fast sieben Jahren. Amerikanische Investoren verharren seither in einem angespannten Anlegerumfeld, dessen Ende lange als nicht prognostizierbar schien.

US-Zinsschere weitet sich

Der Mangel an Renditequellen stellte nicht nur Investoren vor eine harte Geduldsprobe. So befanden sich auch die Banken auf einer nicht enden wollenden Durststrecke. Sie litten zum Beispiel unter schwindenden Zinsmargen: Wegen des allgemein gesunkenen Zinsniveaus wurden die Kredite immer billiger und entsprechende Einnahmen schmolzen dahin. Über das Absenken des Guthabenzinses wirken Banken dieser Entwicklung normalerweise zügig entgegen, doch in den letzten Jahren stießen sie auf einen natürlichen Widerstand, nämlich »null«. Zwar hat es — in beispielsweise Deutschland oder der Schweiz — zum Jahresanfang einige Fälle gegeben, jedoch verhalten sich Banken zögerlich, wenn es darum geht, die Einlagenzinsen ihrer Kunden (zu sehr) ins Minus zu ziehen.

Grafik 1: US-Teuerungsrate normalisiert sich

Quellen: Thomson Reuters Datastream, Bureau of Labour Statistics, Vontobel Asset Management; Juni 2015.

 

Für amerikanische Banken könnte sich das Blatt nun wenden. Die Vorlaufindikatoren für ein weiteres Wachstum der US-Wirtschaft — dazu gehören steigende Inflationserwartungen (Grafik 1) — haben dafür gesorgt, dass die Zinsschere nun wieder auseinander gedriftet ist. Während die kurzfristigen Zinsen unverändert tief geblieben sind, haben die Renditen der langfristigen Anleihen angezogen —die der zehnjährigen US-Staatsanleihen sogar von 1,7 % auf 2,4 % (Thomson Reuters Data-stream; Anfang Februar — Anfang Juni 2015). Infolgedessen stiegen auch die Zinsen für langfristige Kredite. Und so orientiert sich der Marktzins für Immobilienkredite an den Renditen von Anleihen mit langfristiger Laufzeit.

Wesentlich steiler gewordene Zinskurve

Finanzexperten sprechen zurzeit von einer wesentlich steiler gewordenen Zinskurve (Grafik 2), welche die Gewinnmarge — und den Aktienkurs — einer Bank beflügeln könnte. Der Grund: Banken heben Kreditzinsen schneller an als Guthabenzinsen. Gemäß dem Vontobel Asset Management ist ohnehin denkbar, dass die langfristigen Zinsen weiter steigen, denn reale Renditen von praktisch null bei einer gleichzeitig wachsenden US-Wirtschaft um 2,5 % bis 3 % lassen sich nur durch eine »extrem expansive« Geldpolitik erklären (Juni 2015). Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Zinskurve für die Banken zu stark verflacht

Grafik 2: US-Zinskurve nun wesentlich steiler

3,00 - -

2,50

E, 2,00 ro 1,50 1,00 0,50

0,00

Fristen

US-Dollar-Zinsen per 25.06.2015 — U5-Dollar-Zinsen per 25.04.2015

Quelle: Bloomberg; Stand am 25.06.2015.

 

— sollte es im September 2015 zur vielerorts erwarteten Anhebung des kurzfristigen Zinses kommen — ist damit eher gering, obwohl die Leitzinsen die Zinskurve am vorderen Ende nach oben schieben werden. Doch gerade die steigenden kurzfristigen Zinsen könnten den Banken in einem ersten Moment helfen, ihre Liquidität mit einer besseren Rendite zu platzieren und bereits damit mehr Gewinn zu erzielen.

Gesundender Häusermarkt —

ein wichtiger Treiber

Die anhaltende Erholung des US-Immobilien-marktes (Grafik 3) wirkt wie ein zusätzlicher Stützpfeiler für das gesamte amerikanische Kreditgeschäft. Im Jahr 2008 hatte die »Subprime«-Krise eine schwere Finanzkrise ausgelöst. Seit Längerem verzeichnet die Branche eine erfreuliche Entwicklung. Im April 2015 sind die neu begonnenen Wohnbauten in Amerika um 22,1 % nach oben geschnellt und im Mai legten die Wohnbaugenehmigungen nochmals um 11,8 % zu — die Bau-genehmigungen waren diesen Mai um 25,4 % höher als im Mai des letzten Jahres (Vontobel Asset Management; 23.06.2015).

Eine gute Konjunkturentwicklung wirkt grundsätzlich positiv auf alle Branchen einer Volkswirtschaft und wegen wirtschaftlicher Verflechtungen und häufigerer Interaktionen kann sie auch lukrative Geschäftsfelder der Finanzindustrie vorantreiben. Besonders stark wachsen könnte möglicherweise das gewerbliche Kreditgeschäft der USA. Befürchtungen, dass im Zuge der wachsenden Wirtschaft die Bankengewinne von einer möglichen Aufwertung des US-Dollar aufgezehrt werden könnten, können als eher gering eingestuft werden, denn die Gewinnmargen verhalten sich auffallend resistent gegenüber Wechsel-kursschwankungen. Was für US-Regionalbanken einleuchtend erscheint, gilt ebenfalls für den größten Teil der Global Player: Der Anteil der Einnahmen, die nicht aus dem US-Heimmarkt kommen, ist im Vergleich zu anderen Branchen gering.

Erfreuliches erstes Quartal,

geringeres Branchenrisiko

Beeindruckende Erfolge hatten die Banken schon im ersten Quartal. Veröffentlicht wurden sie zum Beispiel am 27.05.2015 in einer Pressemitteilung der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) — ein durch den Glass-Steagall Act von 1933 gegründeter US-Einlagensicherungsfonds. Laut des darin enthaltenen Zitates von Martin J. Gruenberg, Chairman der FDIC, sind die Nettoeinkommen während des ersten Quartales um insgesamt 7 % gestiegen, wobei die regionalen Institute sogar ein Plus von 16 % vorweisen können. Auch das Wachstum des Kreditgeschäftes sei bei den Regionalbanken im Vergleich zur Gesamtbranche signifikant höher ausgefallen. Fast zwei Drittel aller US-Banken verzeichneten Gewinnsteigerungen gegenüber dem Vorjahr und die Zahl der Kandidaten auf der sogenannten »Problemliste« befinde sich nun auf einem Sechsjahrestief.

Begriffe wie »Problembank« oder »Banken-rettung« waren inmitten der grassierenden Finanzkrise in den Vordergrund getreten. Um das Finanzsystem zu stabilisieren, wurde in den letzten Jahren zum Beispiel das Sicherheitsnetz gestärkt. Eine wichtige Rolle spielte auch die »too big to fail«-Thematik (zu groß, um zu scheitern). Es ging um systemrelevante Banken, deren theoretische Insolvenz wegen bedeutender wirtschaftlicher Verflechtungen nicht akzeptiert werden darf. In der Vergangenheit handelte es sich um global agierende Großbanken und viele von ihnen waren in langwierige Rechtstreitigkeiten verwickelt.

Grafik 3: US-Wohnbauten und Genehmigungen per Mitte Mai 2015

110 100 90 80 70 60 50 40 30 20

07 08 09 10 11 12 13 14 15 US-Wohnbaugenehmigungen

Neu begonnene US-Wohnbauten

Quelle: Thomson Datastream; Stand am 15.05.2015.1

 

Deren Länge und wirtschaftliches Ausmaß waren meist nicht abschätzbar. Wie bei der systemrelevanten JP Morgan, die ihre gericht-liche Auseinandersetzung kürzlich mit der Zahlung einer Rekordbuße beglichen hat. Was rechtliche Auseinandersetzungen betrifft, könnte die amerikanische Bankenbranche nun das Gröbste hinter sich gelassen haben.

Gute Kapitalausstattungen

Doch auch die (amerikanischen) Banken haben wesentlich zu einem stabileren Finanzsystem beigetragen. Die Stresstest-Ergebnisse, welche die Fed am 11. März 2015 veröffentlichte, brachten in dem Zusammenhang Erfreuliches zutage: Nicht nur, dass dieses Jahr alle 31 getesteten US-Banken bestanden haben, auch befinden sich die meisten von ihnen in einer besonders starken Position. Wie Stresstest-Ergebnisse zudem die Kursentwicklung von Bankentiteln beeinflussen können, enthüllt eine Experten-Analyse von BMO Capital (12.03.2015). Demnach übertrafen die Kursentwicklungen der »Gewinner« aus 2014 die der »Verlierer« innerhalb eines Jahres um ungefähr 8 %. Eine gut kapitalisierte Bilanz (bei gleichzeitigem Ausräumen von Rechtsstreitigkeiten) ist für den »Shareholder Value« sehr wichtig. Denn gute Cash-Polster schaffen Potenzial für Aktienrückkäufe — dies kann den Kurs des Titels stützen. Am besten abgeschnitten haben dieses Mal die Großbanken Citi-group und Morgan Stanley sowie die Regionalbanken KeyCorp und Zions Bancorporation.

Allerdings sind die Titel der meisten US-Banken zurzeit recht attraktiv bewertet. Anhand von JP Morgan wird dies deutlich, denn in Bezug auf ihren Preis-zu-Buchwert hätte die Aktie des amerikanischen Global Players im Juni eigentlich 123,65 statt 67 Dollar kosten sollen (seekingalpha). Die Konkurrentin Wells Fargo ist ein weiteres gutes Beispiel: Ihre Bilanz ist in Bezug auf Netto-Zins- und Nicht-Zinseinkommen nahezu ausgeglichen und gilt deshalb als robust. Gemäß Berechnungen, die auf veröffentlichten Aussagen von Wells Fargo beruhen, wird der US-Bankenriese seine Kapitalkosten zudem automatisch mindern, wenn die Fed im Zuge einer strikteren Geldpolitik auch den Zins für die gehaltenen Überschussreserven anhebt. Ein Plus von 0,25 % würde demnach zusätzliche 200 Millionen Dollar Netto-Einkommen pro Quartal in die Kassen spülen und bei einem Plus von

 

 

US-Banken im Fokus.

1,25 % wäre es sogar eine weitere Milliarde (Juni 2015).

Zukunftsträchtige Geschäftsmodelle

Die gestärkte Marktposition der US-Banken ist oft auf eine in die Zukunft gerichtete Strategie und/oder tiefgreifende und zugleich abgeschlossene Strukturreformen zurückzu-führen. Insbesondere ehemalige »Problem-banken« wie JP Morgan oder Citigroup gelten aus Investorensicht heute als vergleichsweise günstig bewertet. Strukturell haben sie zwar ihre »Hausaufgaben« gemacht, jedoch scheint der Aktienkurs dies noch nicht zu reflektieren. Wells Fargo gehört beispielsweise zu den US-Banken, deren Titel zwar als attraktiv gilt, im Vergleich zu den beiden anderen aber etwas teurer zu sein scheint. Denn schon lange vor der Krise hatte Wells Fargo auf eine starke Diversifizierung hinsichtlich seiner geografischen Präsenz sowie seiner Produktlinien gesetzt, das Privatkundengeschäft war daher auch defensiv ausgerichtet und »dem schnellen Geschäft« hat das Management zuletzt widerstanden.

Dass Größe nicht zwingend ein Kriterium für Erfolg sein muss, beweisen eine Reihe weiterer US-Banken mit regionalem Fokus. Zions Bancorp, PNC Financial oder KeyCorp zum Beispiel — sie verfügen bereits über relativ gut kapitalisierte Bilanzen sowie ein vielversprechendes Geschäftsmodell und haben dafür teils tiefgreifende Strukturmaßnahmen ergriffen. Zum Beispiel Zions Bancorporation: Die aussichtsreiche Regionalbank ist in elf west-und südwestamerikanischen Bundesstaaten aktiv. Kürzlich hat sie ihr Vorhaben einer grundlegenden Reorganisation angekündigt und sich unter anderem die Steigerung der Effizienzquote, Vorsteuereinsparungen und den massiven Ausbau aussichtsreicher Geschäftsfelder zum Ziel gesetzt (seeking-alpha; Juni 2015).

Auf aussichtsreiche US-Banken setzen

Mit dem Partizipations-Zertifikat auf einen US-Banken Basket können Investoren an der Kursentwicklung von US-Banken teilhaben. Das auf zwei Jahre Laufzeit begrenzte Tracker-Zertifikat reflektiert die Wertentwicklung des gleich gewichteten Korbes (Tabelle). In ihm enthalten sind zum einen global agierende amerikanische Großbanken. Bei den meisten Basket-Mitgliedern handelt es sich aller-

 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.