Freitag, 31. Juli 2015

Rohstoff Wasser


Rohstoff Wasser

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/tgoXRSHQycM

Die Macher der James-Bond-Filme bewiesen von Beginn an ein feines Gespür für ebenso aktuelle wie brisante Themen. Bereits im Erstlingswerk „James Bond - 007 jagt Dr. No" aus dem Jahr 1962 beschworen sie die Gefahren der Atomener-gie, wenn diese in die falschen Hände gerät. In späteren Filmen wie „Im Angesicht des Todes" oder „Golden Eye" verhandelten sie Themen wie Gentechnologie oder die Kriegführung im Weltall.

Fiktion trifft Realität. In „Ein Quantum Trost", dem 22. Teil der Reihe aus dem Jahr 2008, schickt sich die Verbrecher-organisation „Quantum" an, zunächst die Herrschaft über das südamerikanische Land Bolivien und schließlich über die ganze Welt zu übernehmen. Dabei bedient sie sich eines unkonventionellen Mittels: Wasser. Durch Staudämme haben die Verbrecher für eine künstliche Dürre in Bolivien gesorgt. Gleichzeitig haben sie heimlich riesige unterirdische Wasserreservoire angelegt. Quantum unterstützt das Mili¬tär bei der Machtübernahme. Der Preis dafür: unbegrenzte Verträge zur Versorgung des Landes mit Wasser - und damit die eigentliche Herrschaft über Bolivien.

 

So fantastisch die Abenteuer von James Bond auch anmuten mögen - wie nahe an der Realität die Themen häufig an-gesiedelt sind, zeigte sich knapp zwei Jahre später. Am 28. Juli 2010 erkannte die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht an. Zwar sind die Resolutionen der UN

für die Mitgliedsstaaten nicht bindend, doch die Ver¬ankerung des Menschen¬rechts auf Wasser hat einen hohen politischen Stellen¬wert. An der Spitze der An¬tragsteller stand ein Land, das in den vergangenen Jahren immer wieder unter ausgedehnten Dürreperioden litt: Bolivien.

Keine Selbstverständlichkeit. Der Stellenwert von Wasser bei privaten Anlegern ist indes deutlich weniger ausgeprägt. Das mag nicht zuletzt an der Tatsache liegen, dass das lebenspendende Nass speziell in den westlichen Industrie-nationen als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Denn während die wenigsten Privatinvestoren eine Ölquelle oder eine Goldmine ihr Eigen nennen dürften, reicht es aus, denEXKURS: WASSER — DER UNTERSCHÄTZTE ROHSTOFF

Unter Rohstoffen verstehen Investoren vor allem Öl, Gold, Silber und Industriemetalle. Wasser wird als Investment¬ziel hingegen weniger geschätzt. Dabei ist Wasser nicht nur die Grundlage allen Lebens auf der Erde, sondern ein wichtiger Faktor in ökonomischen Prozessen. Ohne Was¬ser gäbe es keine Industrie, denn für die Produktion vieler Waren ist das nasse Element genauso unverzichtbar wie für die Herstellung von Energie in Wasserkraftwerken oder die Kühlung von Reaktoren. In der Landwirtschaft wird Wasser zur Bewässerung und in der Viehzucht ein¬gesetzt. Das Wasser in Flüssen dient als Transportweg und nicht zuletzt ist die Aufbereitung von Wasser zu Trinkwasser und die Versorgung der Verbraucher ein Milliardengeschäft für die involvierten Unternehmen.

heimischen Hahn aufzudrehen, um Wasser in scheinbar unbegrenzter Menge zu erhalten.

Dabei belegen einige einfache Zahlen, dass die Versorgung mit Wasser alles andere als selbstverständlich ist. Zwar besteht die Erdoberfläche zu rund 71 Prozent aus Wasser, der Anteil an Süßwasser liegt aber nur bei mageren 3,5 Prozent. Von diesem Süßwasser sind jedoch für den Men-schen nur rund 0,3 Prozent nutzbar, da der größte Teil in Gletschern, ewigem Eis oder Bodenwasser gebunden ist. Dass diese Vorkommen re¬gional sehr ungleich verteilt und erschlossen sind, ist ein Grund dafür, dass nach An¬gaben der UNESCO weltweit immer noch rund eine Mil¬liarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trink¬wasser haben. Dies gilt ins-besondere für die Sub-Sa-hara-Region, in der bislang nicht einmal 5 Prozent der vorhandenen Wasserres¬sourcen erschlossen sind.

Geringes Angebot, Nachfra¬ge steigt. Diesem ver-gleichsweise niedrigen An-

 

MÄRKTE & ZERTIFIKATE i AUGUST/SEPTEMBER 2015

gebot steht eine Nachfrage gegenüber, die in den kommen-den Jahren und Jahrzehnten sprunghaft ansteigen wird. Wie aus einem im Frühjahr 2015 erschienenen Report der Ver-einten Nationen (UN) zur weltweiten Wasserentwicklung hervorgeht, wächst die Weltbevölkerung um 80 Millionen Menschen pro Jahr. Bis 2050 soll sie die Zahl von 9,1 Mil-liarden Menschen erreicht haben, davon werden rund 2,4 Milliarden Menschen in der wasserarmen beziehungsweise schlecht versorgten Sub-Sahara-Region

All diese Menschen brauchen aber nicht nur Trinkwasser, sondern müssen auch mit Energie und Lebensmitteln ver-sorgt werden. Auch hierfür wird Wasser benötigt, zum Beispiel zum Betrieb von Wasserkraftwerken oder für die Land- und Viehwirtschaft. Der UN-Bericht geht davon aus, dass bis 2050 weltweit rund 60 Prozent mehr Lebensmittel hergestellt werden müssen als heute. Schon deutlich früher, nämlich 2030, rechnen die Experten mit einem globalen Wasserdefizit von 40 Prozent.

Langfristig aussichtsreich. Diese perspektivischen Zahlen legen nahe, dass Wasser vor allem unter langfristigen Gesichtspunkten ein lohnendes Investment sein könnte. Da es für Privatanleger wenig sinnvoll erscheint, große Mengen Wasser über lange Zeit in Tanks zu bunkern, sind Alterna¬tiven gefragt. Die finden sich in Unternehmen, die im Bereich Wasser Geschäfte tätigen, zum Beispiel beim Aufbau von Infrastruktur oder der Aufbereitung von oder der Versorgung mit Wasser.

Zu den Größten der Branche gehört der Versorger Veolia Environnement. Die Franzosen steigerten ihren Umsatz im

 

ROHSTOFFMONITOR

vergangenen Jahr um 7 Pro¬zent auf rund 23,8 Milliar¬den Euro. Mit einem Anteil von rund 47 Prozent mach¬te dabei das Wassergeschäft fast die Hälfte des Gesamt¬umsatzes aus. Veolia ver¬sorgt Menschen und Indus¬triekunden in 67 Ländern mit Trinkwasser und berei¬tet deren Abwasser auf. Der Fokus liegt auf Europa, wo Veolia 72 Prozent seiner Er-löse erzielte, aber auch in den kommenden Wachs-tumsmärkten ist es bereits vertreten. So entfielen mehr als 9 Prozent der Umsätze auf Afrika und den Mittleren Osten, 6,6 Prozent der Um¬sätze wurden im asiatisch-pazifischen Raum eingefahren. Die Wachstumsraten sind ordentlich: Vom Research-Unter¬nehmen FactSet befragte Analysten gehen davon aus, dass Veolia seine Umsätze bis 2018 im Durchschnitt um rund 3,7 Prozent pro Jahr steigern wird.

Noch etwas stärker, nämlich um durchschnittlich rund 4,9 Prozent, soll laut Analysten der Konkurrent Suez Environ-nement beim Umsatz in den kommenden drei Jahren zule-gen. Im vergangenen Jahr gingen bei dem französischen Konzern, der wie Veolia seinen Hauptsitz in der französischen Metropole Paris hat, rund 14,3 Milliarden Euro durch die Bücher. Ähnlich wie der Wettbewerber setzt Suez vor allem auf die Versorgung mit Wasser und auf die Aufbereitung. Allerdings ist das Unternehmen geografisch nicht ganz so breit aufgestellt wie Veolia. Auch wenn es in den USA, Aus¬tralien und Asien engagiert ist, stammen drei Viertel der Erlöse aus Geschäften innerhalb Europas.

Der Branchenindex. Andere „Wasserkonzerne", wie etwa die britische United Utilities oder die US-amerikanische Aqua America, fokussieren sich auf bestimmte Regionen in ihren Heimatmärkten. Weitere Firmen wie die schweizerische Geberit oder die amerikanische Xylem sind zwar weltweit aufgestellt, konzentrieren sich aber auf andere wasser-affine Bereiche wie Sanitärtechnik oder Infrastruktur. Zusammengefasst werden diese Unternehmen im Water Total Return (USD) Index, der von BNP Paribas berechnet wird. Das Branchenbarometer bildet die Wertentwicklung von zehn Aktien von Firmen ab, die im Bereich der Wasser¬versorgung, der Aufbereitung, der Infrastruktur oder Ähnli¬chem aktiv sind. Weitere Voraussetzungen für eine Aufnah¬me in den Index sind eine Marktkapitalisierung, die höher ist als 500 Millionen US-Dollar, und ein tägliches Handels¬volumen der Aktien von mehr als fünf Millionen US-Dollar. Gemessen an den Gesamtinvestitionen muss ein Unternehmen mindes¬tens 20 Prozent in den Be¬reich der Wasserwirt-schaftsindustrie investieren, um in den Index aufgenom¬men werden zu können. Geografisch liegt der Schwerpunkt des Indexes aktuell zwar auf Unterneh¬men aus Europa und den USA, viele enthaltene Fir¬men agieren aber längst als Global Player. Derzeit sind die beiden französischen Unternehmen Veolia und Suez die am höchsten ge-

 

wichteten Positionen, auf Platz drei folgt United Utilites aus Großbritannien. Allerdings ist die Gewichtung im Index insgesamt recht ausgeglichen. Anpassungen erfolgen einmal pro Jahr im Rahmen der jährlichen Auswahlkontrolle. An¬leger, die sich für Investments in Wasser und den Water TR (USD) Index interessieren, können sich unter www.bnp.de über entsprechende Möglichkeiten informieren.

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