Börsen-Trends für 2016
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/HRU99W3GPx0
Ein ereignisreiches Börsenjahr ist vergangen - ein weiteres
Jahr ganz im Zeichen geldpolitischer Maßnahmen der Notenbanken dies- und
jenseits des Atlantiks. Nachdem die Politik der EZB in 2014 dem DAX zum
Durchbrechen der 10.000-Punkte-Marke verholfen hatte, verschaffte sie dem
Leitindex im ersten Quartal 2015 so viel Aufwind, dass er schließlich am 10.
April 2015 sein Allzeithoch von 12.390,75 Punkten markierte.
Doch die positive Tendenz an den Aktienmärkten stoppte kurze
Zeit später und der DAX musste aufgrund diverser Faktoren seine in 2015
gewonnene Performance wieder abgeben. So drückten das griechische
Schuldendrama, die anhaltenden Wachstumssorgen in China und der Skandal rund um
den Auto-mobilkonzern VW das deutsche Börsenbarometer wieder deut¬lich unter
die Marke von 10.000 Punkten. Doch die EZB konnte mit ihrer extrem expansiven
Geldpolitik wieder für Entspannung sorgen und so gelang es dem DAX, sich bis
zum Jahresende wieder etwas unter der Marke von 11.000 Indexpunkten zu
etablieren.
Mit Blick auf das kommende Börsenjahr deuten die weiterhin
sehr expansive Geldpolitik der EZB und eine tendenziell anhal¬tende Schwäche
des Euro auf ein moderates Wachstum im Euro¬raum hin. Daher wird auch nur ein
kleiner Anstieg der Rendite für zehnjährige Bundesanleihen erwartet, was
wiederum im Vergleich die aktuelle DAX-Dividendenrendite von 2,9 Prozent
weiterhin sehr attraktiv aussehen lässt. Ähnlich wie der DAX
sollte aber auch der EURO STOXX 50 in 2016 von der Suche
nach attraktiven Dividendenrenditen profitieren. Die erwartete
Dividendenrendite für den EURO STOXX 50 liegt aktuell mit 3,5 Prozent sogar 60
Basispunkte über der des DAX.
Das robuste Wachstum im Euroraum und den USA, die erwartete
Stabilisie¬rung des Konsums in China und der eher anhaltend schwache Euro sind
wich¬tige Gründe, warum für den deutschen Aktien¬markt ein gutes Börsenjahr
2016 mit Kursgewinnen von mehr als 10 Prozent erwartet wird. Der größte
Risikofaktor bleibt aber die Unsicherheit für die chinesische Wirtschaft, denn
eine ungebremste Talfahrt der Wirtschaftsaktivität in China würde den
exportlastigen DAX sehr belasten. Aber auch geo¬politische Risikofaktoren wie
die latente IS-Terrorgefahr könnten die Aktienmärkte in 2016 regelmäßig
zurückwerfen.
Der Blick über den Atlantik zeigt für 2015 ein relativ
enttäu-schendes Börsenjahr in den USA. Der starke US-Dollar, die
Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank und das Ende des Schieferölbooms haben
dem S&P 500 keine attraktive Per-formance beschert. Für 2016 sind die
Prognosen aber wieder optimistischer. Einem Anstieg auf 2.250 Punkte sollte
aktuell nichts im Weg stehen, da der Großteil der für den S&P 500 negativen
US-Dollaraufwertung nun hinter uns liegen sollte.
Trend 1: Die robuste US-Wirtschaft stützt 2016 den DAX mit
einem Wachstum von 2,5 Prozent
Der stärkere US-Dollar und das Ende des Schieferölbooms
wer-den die US-Wirtschaft auch 2016 bremsen. Doch die Konsumen-ten in den USA
profitieren weiterhin von den niedrigen Zinsen und den gedrückten
Benzinpreisen. Wir prognostizieren daher für die USA für 2016 ein
Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent bei einer Inflation von 2,0 Prozent. Dank
dieses nominalen Wachstums von 4,5 Prozent sollten viele DAX-Unternehmen 2016
von guten Geschäften in den USA berichten (siehe Tabelle 1).
Trend 2: Der Euroraum wächst 2016 moderat um 1,3 Prozent Das
robuste Wachstum im Euroraum war eine der Überraschun¬gen des Börsenjahres
2015. Dank der sehr expansiven Geldpolitik der EZB und der anhaltenden Schwäche
des Euro erwarten wir auch für 2016 ein moderates Wachstum des Euroraums von
1,3 Prozent. Für Deutschland liegen wir mit unserer Wachstums¬prognose von
ebenfalls 1,3 Prozent jedoch unter den Markter¬wartungen - die deutsche
Wirtschaft könnte unter der anhaltend schwachen Entwicklung in den Emerging
Markets leiden.
Trend 3: Das Wachstum in China wird sich 2016 weiter auf 6,3
Prozent abschwächen
Die Wachstumsabschwächung der chinesischen Wirtschaft wird
sich 2016 fortsetzen. Doch dank der sechs Zinssenkungen der Bank of China
verliert die Abwärtsdynamik deutlich an Fahrt, da sich der Konsum in China
zunehmend stabilisieren sollte (unter
anderem steigende Hauspreise, stabile Autoverkäufe). Da der
DAX von internationalen Investoren als Investment in die Kon-junktur in China
gesehen wird, würde der DAX von chinesischen Stabilisierungssignalen
überdurchschnittlich profitieren.
Trend 4: Dank der expansiven EZB-Politik verharrt die
Rendite für zehnjährige Bundesanleihen 2016 unter 1 Prozent Im Euroraum wird
das moderate Wirtschaftswachstum (1,3 Pro¬zent) bei niedriger Inflation (1,2
Prozent) dazu führen, dass die EZB 2016 weiterhin im großen Stil Staatsanleihen
kaufen wird. Zudem könnte die EZB im Frühjahr nochmals ihren Diskontsatz von
-0,3 Prozent auf -0,4 Prozent senken. Wir erwarten daher 2016 nur einen kleinen
Anstieg der Rendite für zehnjährige Bun¬desanleihen auf 0,9 Prozent. Die
aktuelle DAX-Dividendenrendite von 2,9 Prozent bleibt damit weiterhin sehr
attraktiv im Vergleich zu den Renditen an den Anleihenmärkten (siehe Tabelle
2).
Trend 5: Die US-Notenbank erhöht 2016 ihren Leitzins auf
1,25 Prozent
2016 wird ein Jahr mit stetig steigenden Leitzinsen in den
USA. In unserem Szenario erhöht die US-Notenbank ihren Leitzins bis Ende 2016
auf 1,25 Prozent, da sich der Arbeitsmarkt in den USA weiter erholen wird. Die
Rendite für zehnjährige US-Staatsanlei-hen wird 2016 mit den Leitzinsen nach
oben gehen und Ende 2016 bei 3,0 Prozent notieren. Einen starken Renditeanstieg
halten wir jedoch für unwahrscheinlich, da die Inflation in den USA mit 2,0
Prozent gemäßigt bleiben wird.
Trend 6: Der Euro wird 2016 relativ schwach bleiben Nach der
deutlichen Abwertung des Euro im Jahr 2015 wird er auch 2016 relativ schwach
bleiben. Während die EZB-Politik im Jahresverlauf nochmals expansiver werden
könnte, wird die US-Notenbank dreimal ihren Leitzins anheben. Die Rendite für
zehnjährige US-Anleihen liegt Ende 2016 210 Basispunkte über der Rendite für
entsprechende Bundesanleihen - dieser Rendite-vorteil sollte den US-Dollar
gegenüber dem Euro Ende 2016 Richtung 1,03 US-Dollar treiben.
Trend 7: Ifo-Index tendiert leicht schwächer, ISM-Index
erholt sich Der sehr starke US-Dollar war 2015 ein wichtiger Grund, warum sich
der Ifo-Index relativ robust entwickelt hat, während der ISM-Index für die
US-Wirtschaft unter 50 gefallen ist. 2016 könnte der Ufo-Index leicht fallen,
da die deutsche Wirtschaft
weiterhin unter der Abschwächung der Emerging Markets
leidet. Der ISM-Index könnte sich dagegen leicht erholen, da der größte
Anpassungsdruck durch den stärkeren US-Dollar für die US-Wirt-schaft
überstanden sein sollte.
Trend 8: Der DAX überrascht 2016 positiv und steigt auf
12.600 Punkte
Das robuste Wachstum im Euroraum und den USA, die
Stabilisie-rung des Konsums in China und der anhaltend schwache Euro sind
wichtige Gründe, warum wir für den deutschen Aktienmarkt ein gutes Börsenjahr
2016 mit Kursgewinnen von mehr als 10 Prozent erwarten. In unserem DAX-Szenario
gehen wir davon aus, dass ein Großteil der Kursgewinne bis zum Hochpunkt der DAX-Dividendensaison
im April und Mai erzielt wird (siehe Tabelle 3).
Trend 9: Implizite Volatilitäten VDAX und VIX senden auch
2016 antizyklische Kaufsignale
Risikofaktoren wie die stetigen Leitzinserhöhungen in den
USA und die unstetige Wirtschaftsentwicklung in China könnten den DAX auch 2016
zwischenzeitlich unter Druck setzen. Wir emp-fehlen Investoren, vor allem in
nervösen Marktphasen, in denen die impliziten Volatilitäten VDAX und VIX
jeweils über 20 notie-ren, antizyklisch Aktienpositionen aufzustocken.
Trend 10: Der Trend der DAX-Gewinnerwartungen wird 2016 um 7
Prozent auf 900 Indexpunkte zulegen
Wir erwarten 2016 relativ robuste Gewinnerwartungen für den
DAX, da nun auf der Gewinnseite die positiven Auswirkungen des schwachen Euro
voll zum Tragen kommen sollten - im Geschäftsjahr 2015 waren noch viele
Unternehmen zu deutlich höheren Wechselkursen abgesichert. In unserem Szenario
werden daher die DAX-Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate bis Ende
2016 um 7 Prozent auf 900 Indexpunkte steigen - ein neues Allzeithoch für den
deutschen Aktienmarkt.
Trend 11: Der DAX-Buchwert steigt 2016 um 6 Prozent auf
7.200 Indexpunkte
Auch 2016 wird das Eigenkapital in den Bilanzen der
DAX-Unter-nehmen durch Gewinnrücklagen der Unternehmen stetig wachsen,
sodass der Rekordlauf des DAX fundamental solide untermauert
ist. Das Eigenkapital der DAX-Unternehmen könnte insgesamt auf 790 Milliarden
Euro steigen, was 7.200 Indexpunkten entspre¬chen würde - ein Wachstum von 6
Prozent (siehe Grafik 1).
Trend 12: Das DAX-KGV steigt 2016 von 13 auf 14
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des DAX hat 2015 eine
Ach-terbahnfahrt erlebt. Im ersten Halbjahr stieg das KGV dank der Abwertung
des Euro von 13 auf 15, um dann im dritten Quartal aufgrund der Sorgen um das
Wachstum der chinesischen Wirt-schaft von 15 auf 11 einzubrechen. Zuletzt hat
sich das KGV wieder auf 13 erholt. Wir erwarten für 2016 eine leichte
Aus-weitung der KGV-Bewertung von 13 auf 14, getrieben von dem anhaltend
schwachen Euro, der starken DAX-Dividendensaison und der Stabilisierung des
Konsums in China.
Trend 13: 24 DAX-Unternehmen heben 2016 ihre Dividende an
Viele DAX-Unternehmen haben 2015 von dem schwächeren Euro und dem robusten
Wachstum im Euroraum und in den USA pro¬fitiert. Daher erwarten wir 2016 für 24
der 30 DAX-Unternehmen eine höhere Dividendenzahlung, während nur 3 Unternehmen
ihre Dividende senken werden. Zum Vergleich: 2015 haben nur 19 DAX-Unternehmen
eine höhere Dividende gezahlt (siehe Tabelle 4).
Trend 14: Die DAX-Dividendensumme steigt 2016 um 3 Prozent
auf ein neues Allzeithoch
Die DAX-Sorgenkinder Deutsche Bank, RWE und Volkswagen
werden ihre Dividendenzahlungen insgesamt um 2,6 Milliarden Euro reduzieren.
Dennoch wird die DAX-Dividendensumme um 3 Prozent auf ein neues Allzeithoch von
30,4 Milliarden Euro
steigen, da einige Schwergewichte wie Daimler, BMW, Allianz
und Deutsche Telekom ihre Dividendenausschüttung deutlich ausweiten werden
(siehe Grafik 2). Zudem hat Vonovia als star¬ker Dividendenzahler - die
erwartete Dividendenausschüttung liegt bei über 400 Millionen Euro - im DAX
Lanxess ersetzt. 2015 hatte Lanxess nur knapp 50 Millionen Euro ausgeschüttet.
Trend 15: Aktienrückkäufe sollten 2016 zunehmen
Drei DAX-Unternehmen kaufen derzeit einen Teil ihrer Aktien
wieder zurück: adidas, die Münchener Rück und Siemens. Insge-samt ist das
Aktienrückkaufvolumen der DAX-Unternehmen mit 2,5 Milliarden Euro relativ
gering im Vergleich zu den 30,4 Milliar¬den Euro Dividendenausschüttungen. In
den USA liegt das Aktienrückkaufvolumen dagegen deutlich über den
Dividenden-zahlungen. Wir erwarten, dass infolge des anhaltenden
Niedrig-zinsumfelds im Euroraum auch am deutschen Aktienmarkt die
Aktienrückkäufe zunehmen werden. So halten wir bei dem Versi-cherer Allianz die
Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms für wahrscheinlich.
Trend 16: 2016 auf Aktien mit steigenden Dividenden und
attraktiven Dividendenrenditen setzen
Bei der Einzeltitelauswahl im DAX sollten Investoren auf
jene DAX-Aktien setzen, die zum einen ihre Dividende anheben wer-den und die
zum anderen eine Dividendenrendite von mehr als 2,5 Prozent bieten. Vor allem
die DAX-Sektoren Versicherungen und Telekom und ausgewählte Auto-Aktien sollten
daher in das Blickfeld der Investoren rücken.
Trend 17: Positive Mittelzuflüsse für Aktien-Publikumsfonds
werden 2016 anhalten
Die DAX-Dividendenrendite liegt mit 2,9 Prozent weiterhin
110 Basispunkte über der Rendite von BBB-Unternehmensanleihen und 220
Basispunkte über der Rendite der zehnjährigen Bundes-anleihe. Dieser
Renditevorteil hat bereits 2015 zu Mittelzuflüssen Richtung Aktien geführt:
Laut BVI-Statistik sind von Januar bis September 11 Milliarden Euro in deutsche
Aktien-Publikums¬fonds geflossen. Wir erwarten, dass dieser vielversprechende
Trend Richtung Aktienanlage 2016 anhalten wird.
Trend 18: Nach einem enttäuschenden Börsenjahr 2015 steigt
der S&P 500 2016 auf 2.250 Punkte
Der starke US-Dollar, die erfolgte Leitzinserhöhung durch
die US-Notenbank und das Ende des Schieferölbooms haben in den USA zu einem
relativ enttäuschenden Börsenjahr 2015 geführt. Für 2016 sind wir wieder
optimistischer für den S&P 500 und prognostizieren einen Anstieg auf 2.250
Punkte, da der Großteil der für den S&P 500 negativen US-Dollaraufwertung
nun hinter uns liegen sollte.
Trend 19: Der EURO STOXX 50 profitiert von der expansiven
EZB-Politik und steigt auf 3.700 Punkte
Ähnlich wie der DAX wird auch der EURO STOXX 50 2016 von der
Suche nach attraktiven Dividendenrenditen profitieren. Die erwar-tete
Dividendenrendite für den EURO STOXX 50 liegt aktuell mit 3,5 Prozent sogar 60
Basispunkte über der DAX-Dividendenren-dite. Zudem ist das Gewicht der
Rohstoffunternehmen im EURO STOXX 50 mittlerweile deutlich gefallen, sodass der
Index die anhal¬tenden Probleme im Rohstoffsektor robuster wegstecken wird.
Trend 20: Unsicherheit für chinesische Wirtschaft bleibt
2016 der größte Risikofaktor
In unserem optimistischen DAX-Szenario gehen wir 2016 von
einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft aus - insbeson¬dere der Konsum
sollte sich dank der Zinssenkungen der chinesi¬schen Notenbank wieder beleben.
Eine ungebremste Talfahrt der Wirtschaftsaktivität in China würde den
exportlastigen DAX sehr belasten. Geopolitische Risikofaktoren wie die latente
IS-Terror-gefahr könnten die Aktienmärkte regelmäßig zurückwerfen. Und
weiterhin belastet das Zurückdrehen der Reformen in Deutsch¬land mit steigenden
Löhnen und höheren Lohnstückkosten die mittelfristigen Aussichten für den
deutschen Aktienmarkt. Und auch der mögliche Austritt Großbritanniens aus der
Europäi¬schen Union, der sogenannte Brexit, könnte die Aktienmärkte
zwischenzeitlich belasten.
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