Mittwoch, 6. Januar 2016

Börsen-Trends für 2016


Börsen-Trends für 2016

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/HRU99W3GPx0

Ein ereignisreiches Börsenjahr ist vergangen - ein weiteres Jahr ganz im Zeichen geldpolitischer Maßnahmen der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks. Nachdem die Politik der EZB in 2014 dem DAX zum Durchbrechen der 10.000-Punkte-Marke verholfen hatte, verschaffte sie dem Leitindex im ersten Quartal 2015 so viel Aufwind, dass er schließlich am 10. April 2015 sein Allzeithoch von 12.390,75 Punkten markierte.

Doch die positive Tendenz an den Aktienmärkten stoppte kurze Zeit später und der DAX musste aufgrund diverser Faktoren seine in 2015 gewonnene Performance wieder abgeben. So drückten das griechische Schuldendrama, die anhaltenden Wachstumssorgen in China und der Skandal rund um den Auto-mobilkonzern VW das deutsche Börsenbarometer wieder deut¬lich unter die Marke von 10.000 Punkten. Doch die EZB konnte mit ihrer extrem expansiven Geldpolitik wieder für Entspannung sorgen und so gelang es dem DAX, sich bis zum Jahresende wieder etwas unter der Marke von 11.000 Indexpunkten zu etablieren.

Mit Blick auf das kommende Börsenjahr deuten die weiterhin sehr expansive Geldpolitik der EZB und eine tendenziell anhal¬tende Schwäche des Euro auf ein moderates Wachstum im Euro¬raum hin. Daher wird auch nur ein kleiner Anstieg der Rendite für zehnjährige Bundesanleihen erwartet, was wiederum im Vergleich die aktuelle DAX-Dividendenrendite von 2,9 Prozent weiterhin sehr attraktiv aussehen lässt. Ähnlich wie der DAX

 

sollte aber auch der EURO STOXX 50 in 2016 von der Suche nach attraktiven Dividendenrenditen profitieren. Die erwartete Dividendenrendite für den EURO STOXX 50 liegt aktuell mit 3,5 Prozent sogar 60 Basispunkte über der des DAX.

Das robuste Wachstum im Euroraum und den USA, die erwartete Stabilisie¬rung des Konsums in China und der eher anhaltend schwache Euro sind wich¬tige Gründe, warum für den deutschen Aktien¬markt ein gutes Börsenjahr 2016 mit Kursgewinnen von mehr als 10 Prozent erwartet wird. Der größte Risikofaktor bleibt aber die Unsicherheit für die chinesische Wirtschaft, denn eine ungebremste Talfahrt der Wirtschaftsaktivität in China würde den exportlastigen DAX sehr belasten. Aber auch geo¬politische Risikofaktoren wie die latente IS-Terrorgefahr könnten die Aktienmärkte in 2016 regelmäßig zurückwerfen.

Der Blick über den Atlantik zeigt für 2015 ein relativ enttäu-schendes Börsenjahr in den USA. Der starke US-Dollar, die Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank und das Ende des Schieferölbooms haben dem S&P 500 keine attraktive Per-formance beschert. Für 2016 sind die Prognosen aber wieder optimistischer. Einem Anstieg auf 2.250 Punkte sollte aktuell nichts im Weg stehen, da der Großteil der für den S&P 500 negativen US-Dollaraufwertung nun hinter uns liegen sollte.

Trend 1: Die robuste US-Wirtschaft stützt 2016 den DAX mit einem Wachstum von 2,5 Prozent

Der stärkere US-Dollar und das Ende des Schieferölbooms wer-den die US-Wirtschaft auch 2016 bremsen. Doch die Konsumen-ten in den USA profitieren weiterhin von den niedrigen Zinsen und den gedrückten Benzinpreisen. Wir prognostizieren daher für die USA für 2016 ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent bei einer Inflation von 2,0 Prozent. Dank dieses nominalen Wachstums von 4,5 Prozent sollten viele DAX-Unternehmen 2016 von guten Geschäften in den USA berichten (siehe Tabelle 1).

Trend 2: Der Euroraum wächst 2016 moderat um 1,3 Prozent Das robuste Wachstum im Euroraum war eine der Überraschun¬gen des Börsenjahres 2015. Dank der sehr expansiven Geldpolitik der EZB und der anhaltenden Schwäche des Euro erwarten wir auch für 2016 ein moderates Wachstum des Euroraums von 1,3 Prozent. Für Deutschland liegen wir mit unserer Wachstums¬prognose von ebenfalls 1,3 Prozent jedoch unter den Markter¬wartungen - die deutsche Wirtschaft könnte unter der anhaltend schwachen Entwicklung in den Emerging Markets leiden.

Trend 3: Das Wachstum in China wird sich 2016 weiter auf 6,3 Prozent abschwächen

Die Wachstumsabschwächung der chinesischen Wirtschaft wird sich 2016 fortsetzen. Doch dank der sechs Zinssenkungen der Bank of China verliert die Abwärtsdynamik deutlich an Fahrt, da sich der Konsum in China zunehmend stabilisieren sollte (unter

 

anderem steigende Hauspreise, stabile Autoverkäufe). Da der DAX von internationalen Investoren als Investment in die Kon-junktur in China gesehen wird, würde der DAX von chinesischen Stabilisierungssignalen überdurchschnittlich profitieren.

Trend 4: Dank der expansiven EZB-Politik verharrt die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen 2016 unter 1 Prozent Im Euroraum wird das moderate Wirtschaftswachstum (1,3 Pro¬zent) bei niedriger Inflation (1,2 Prozent) dazu führen, dass die EZB 2016 weiterhin im großen Stil Staatsanleihen kaufen wird. Zudem könnte die EZB im Frühjahr nochmals ihren Diskontsatz von -0,3 Prozent auf -0,4 Prozent senken. Wir erwarten daher 2016 nur einen kleinen Anstieg der Rendite für zehnjährige Bun¬desanleihen auf 0,9 Prozent. Die aktuelle DAX-Dividendenrendite von 2,9 Prozent bleibt damit weiterhin sehr attraktiv im Vergleich zu den Renditen an den Anleihenmärkten (siehe Tabelle 2).

Trend 5: Die US-Notenbank erhöht 2016 ihren Leitzins auf 1,25 Prozent

2016 wird ein Jahr mit stetig steigenden Leitzinsen in den USA. In unserem Szenario erhöht die US-Notenbank ihren Leitzins bis Ende 2016 auf 1,25 Prozent, da sich der Arbeitsmarkt in den USA weiter erholen wird. Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanlei-hen wird 2016 mit den Leitzinsen nach oben gehen und Ende 2016 bei 3,0 Prozent notieren. Einen starken Renditeanstieg halten wir jedoch für unwahrscheinlich, da die Inflation in den USA mit 2,0 Prozent gemäßigt bleiben wird.

Trend 6: Der Euro wird 2016 relativ schwach bleiben Nach der deutlichen Abwertung des Euro im Jahr 2015 wird er auch 2016 relativ schwach bleiben. Während die EZB-Politik im Jahresverlauf nochmals expansiver werden könnte, wird die US-Notenbank dreimal ihren Leitzins anheben. Die Rendite für zehnjährige US-Anleihen liegt Ende 2016 210 Basispunkte über der Rendite für entsprechende Bundesanleihen - dieser Rendite-vorteil sollte den US-Dollar gegenüber dem Euro Ende 2016 Richtung 1,03 US-Dollar treiben.

Trend 7: Ifo-Index tendiert leicht schwächer, ISM-Index erholt sich Der sehr starke US-Dollar war 2015 ein wichtiger Grund, warum sich der Ifo-Index relativ robust entwickelt hat, während der ISM-Index für die US-Wirtschaft unter 50 gefallen ist. 2016 könnte der Ufo-Index leicht fallen, da die deutsche Wirtschaft

 

weiterhin unter der Abschwächung der Emerging Markets leidet. Der ISM-Index könnte sich dagegen leicht erholen, da der größte Anpassungsdruck durch den stärkeren US-Dollar für die US-Wirt-schaft überstanden sein sollte.

Trend 8: Der DAX überrascht 2016 positiv und steigt auf 12.600 Punkte

Das robuste Wachstum im Euroraum und den USA, die Stabilisie-rung des Konsums in China und der anhaltend schwache Euro sind wichtige Gründe, warum wir für den deutschen Aktienmarkt ein gutes Börsenjahr 2016 mit Kursgewinnen von mehr als 10 Prozent erwarten. In unserem DAX-Szenario gehen wir davon aus, dass ein Großteil der Kursgewinne bis zum Hochpunkt der DAX-Dividendensaison im April und Mai erzielt wird (siehe Tabelle 3).

Trend 9: Implizite Volatilitäten VDAX und VIX senden auch 2016 antizyklische Kaufsignale

Risikofaktoren wie die stetigen Leitzinserhöhungen in den USA und die unstetige Wirtschaftsentwicklung in China könnten den DAX auch 2016 zwischenzeitlich unter Druck setzen. Wir emp-fehlen Investoren, vor allem in nervösen Marktphasen, in denen die impliziten Volatilitäten VDAX und VIX jeweils über 20 notie-ren, antizyklisch Aktienpositionen aufzustocken.

Trend 10: Der Trend der DAX-Gewinnerwartungen wird 2016 um 7 Prozent auf 900 Indexpunkte zulegen

Wir erwarten 2016 relativ robuste Gewinnerwartungen für den DAX, da nun auf der Gewinnseite die positiven Auswirkungen des schwachen Euro voll zum Tragen kommen sollten - im Geschäftsjahr 2015 waren noch viele Unternehmen zu deutlich höheren Wechselkursen abgesichert. In unserem Szenario werden daher die DAX-Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate bis Ende 2016 um 7 Prozent auf 900 Indexpunkte steigen - ein neues Allzeithoch für den deutschen Aktienmarkt.

Trend 11: Der DAX-Buchwert steigt 2016 um 6 Prozent auf 7.200 Indexpunkte

Auch 2016 wird das Eigenkapital in den Bilanzen der DAX-Unter-nehmen durch Gewinnrücklagen der Unternehmen stetig wachsen,

 

sodass der Rekordlauf des DAX fundamental solide untermauert ist. Das Eigenkapital der DAX-Unternehmen könnte insgesamt auf 790 Milliarden Euro steigen, was 7.200 Indexpunkten entspre¬chen würde - ein Wachstum von 6 Prozent (siehe Grafik 1).

Trend 12: Das DAX-KGV steigt 2016 von 13 auf 14

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des DAX hat 2015 eine Ach-terbahnfahrt erlebt. Im ersten Halbjahr stieg das KGV dank der Abwertung des Euro von 13 auf 15, um dann im dritten Quartal aufgrund der Sorgen um das Wachstum der chinesischen Wirt-schaft von 15 auf 11 einzubrechen. Zuletzt hat sich das KGV wieder auf 13 erholt. Wir erwarten für 2016 eine leichte Aus-weitung der KGV-Bewertung von 13 auf 14, getrieben von dem anhaltend schwachen Euro, der starken DAX-Dividendensaison und der Stabilisierung des Konsums in China.

Trend 13: 24 DAX-Unternehmen heben 2016 ihre Dividende an Viele DAX-Unternehmen haben 2015 von dem schwächeren Euro und dem robusten Wachstum im Euroraum und in den USA pro¬fitiert. Daher erwarten wir 2016 für 24 der 30 DAX-Unternehmen eine höhere Dividendenzahlung, während nur 3 Unternehmen ihre Dividende senken werden. Zum Vergleich: 2015 haben nur 19 DAX-Unternehmen eine höhere Dividende gezahlt (siehe Tabelle 4).

Trend 14: Die DAX-Dividendensumme steigt 2016 um 3 Prozent auf ein neues Allzeithoch

Die DAX-Sorgenkinder Deutsche Bank, RWE und Volkswagen werden ihre Dividendenzahlungen insgesamt um 2,6 Milliarden Euro reduzieren. Dennoch wird die DAX-Dividendensumme um 3 Prozent auf ein neues Allzeithoch von 30,4 Milliarden Euro

 

steigen, da einige Schwergewichte wie Daimler, BMW, Allianz und Deutsche Telekom ihre Dividendenausschüttung deutlich ausweiten werden (siehe Grafik 2). Zudem hat Vonovia als star¬ker Dividendenzahler - die erwartete Dividendenausschüttung liegt bei über 400 Millionen Euro - im DAX Lanxess ersetzt. 2015 hatte Lanxess nur knapp 50 Millionen Euro ausgeschüttet.

Trend 15: Aktienrückkäufe sollten 2016 zunehmen

Drei DAX-Unternehmen kaufen derzeit einen Teil ihrer Aktien wieder zurück: adidas, die Münchener Rück und Siemens. Insge-samt ist das Aktienrückkaufvolumen der DAX-Unternehmen mit 2,5 Milliarden Euro relativ gering im Vergleich zu den 30,4 Milliar¬den Euro Dividendenausschüttungen. In den USA liegt das Aktienrückkaufvolumen dagegen deutlich über den Dividenden-zahlungen. Wir erwarten, dass infolge des anhaltenden Niedrig-zinsumfelds im Euroraum auch am deutschen Aktienmarkt die Aktienrückkäufe zunehmen werden. So halten wir bei dem Versi-cherer Allianz die Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms für wahrscheinlich.

Trend 16: 2016 auf Aktien mit steigenden Dividenden und attraktiven Dividendenrenditen setzen

Bei der Einzeltitelauswahl im DAX sollten Investoren auf jene DAX-Aktien setzen, die zum einen ihre Dividende anheben wer-den und die zum anderen eine Dividendenrendite von mehr als 2,5 Prozent bieten. Vor allem die DAX-Sektoren Versicherungen und Telekom und ausgewählte Auto-Aktien sollten daher in das Blickfeld der Investoren rücken.

Trend 17: Positive Mittelzuflüsse für Aktien-Publikumsfonds werden 2016 anhalten

Die DAX-Dividendenrendite liegt mit 2,9 Prozent weiterhin 110 Basispunkte über der Rendite von BBB-Unternehmensanleihen und 220 Basispunkte über der Rendite der zehnjährigen Bundes-anleihe. Dieser Renditevorteil hat bereits 2015 zu Mittelzuflüssen Richtung Aktien geführt: Laut BVI-Statistik sind von Januar bis September 11 Milliarden Euro in deutsche Aktien-Publikums¬fonds geflossen. Wir erwarten, dass dieser vielversprechende Trend Richtung Aktienanlage 2016 anhalten wird.

Trend 18: Nach einem enttäuschenden Börsenjahr 2015 steigt der S&P 500 2016 auf 2.250 Punkte

Der starke US-Dollar, die erfolgte Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank und das Ende des Schieferölbooms haben in den USA zu einem relativ enttäuschenden Börsenjahr 2015 geführt. Für 2016 sind wir wieder optimistischer für den S&P 500 und prognostizieren einen Anstieg auf 2.250 Punkte, da der Großteil der für den S&P 500 negativen US-Dollaraufwertung nun hinter uns liegen sollte.

 

Trend 19: Der EURO STOXX 50 profitiert von der expansiven EZB-Politik und steigt auf 3.700 Punkte

Ähnlich wie der DAX wird auch der EURO STOXX 50 2016 von der Suche nach attraktiven Dividendenrenditen profitieren. Die erwar-tete Dividendenrendite für den EURO STOXX 50 liegt aktuell mit 3,5 Prozent sogar 60 Basispunkte über der DAX-Dividendenren-dite. Zudem ist das Gewicht der Rohstoffunternehmen im EURO STOXX 50 mittlerweile deutlich gefallen, sodass der Index die anhal¬tenden Probleme im Rohstoffsektor robuster wegstecken wird.

Trend 20: Unsicherheit für chinesische Wirtschaft bleibt 2016 der größte Risikofaktor

In unserem optimistischen DAX-Szenario gehen wir 2016 von einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft aus - insbeson¬dere der Konsum sollte sich dank der Zinssenkungen der chinesi¬schen Notenbank wieder beleben. Eine ungebremste Talfahrt der Wirtschaftsaktivität in China würde den exportlastigen DAX sehr belasten. Geopolitische Risikofaktoren wie die latente IS-Terror-gefahr könnten die Aktienmärkte regelmäßig zurückwerfen. Und weiterhin belastet das Zurückdrehen der Reformen in Deutsch¬land mit steigenden Löhnen und höheren Lohnstückkosten die mittelfristigen Aussichten für den deutschen Aktienmarkt. Und auch der mögliche Austritt Großbritanniens aus der Europäi¬schen Union, der sogenannte Brexit, könnte die Aktienmärkte zwischenzeitlich belasten.

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