Chinas Währung Renminbi
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/IiK4RD7ZA04
Ende November hat das Direktorium des Internationalen
Währungsfonds (IWF) entschieden, den chinesischen Renminbi in den Währungskorb
der Sonderziehungsrechte (SZR) aufzu¬nehmen. Diese Entscheidung dürfte
allerdings weder einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaft noch auf den
Renminbi-Wechselkurs haben.
Die Entscheidung des Internationalen Währungsfonds (IWF),
den chinesischen Renminbi in den Korb seiner Sonderziehungs-rechte (SZR)
aufzunehmen, war keine Überraschung. Am 13. November hatte der IWF bereits
einen Bericht veröffentlicht, laut dem der chinesische Renminbi die formellen
Voraussetzun¬gen für die Aufnahme in den SZR-Korb erfüllt. Wichtige IWF-
Interessenvertreter hatten zuvor bereits angedeutet, dass
sie unter diesen Umständen einer Aufnahme des Renminbi zustim-men würden. Aus
Sicht der chinesischen Führung könnte man die Entscheidung sogar als eine
gewisse Enttäuschung werten. Denn das Gewicht des Renminbi im Währungkorb
(10,92 Pro-zent, gültig ab dem 1. Oktober 2016) fällt geringer aus, als
erwartet wurde. Daher ist es wenig überraschend, dass die Pressemitteilung des
IWF keinen nennenswerten unmittelbaren Effekt auf die
Offshore-Renminbi-Wechselkurse hatte.
Der Renminbi mag nun die formellen Kriterien für die
Aufnahme in die SZR (»hohe Exportvolumen«, »wird häufig am Devisen¬markt
gehandelt und für Transaktionen genutzt«) erfüllen. Nichtsdestoweniger war die
Aufnahme keine Folge eines Automatismus, sondern viel¬mehr eine bewusste
Entschei¬dung des IWF-Direktoriums. Es gibt zwei Gründe, wes¬wegen dies keine
einfache Entscheidung war:
Der IWF möchte die Nutzung des SZR als Reservewährung
fördern. Seine jüngste Entscheidung dürfte diesem Vorhaben aber kaum helfen. Eine
Notenbank kann über die Allokation seiner Reserven selber bestimmen - ohne
hierfür SZR von anderen Notenbanken kaufen zu müssen. Die Notenbanken, die dem
IWF die Aufteilung ihrer Reserven mitteilen, halten weniger als 2 Prozent ihrer
Devisenreserven in Renminbi. Woll¬ten sie stattdessen SZR halten, würde ihr
Renminbi-Anteil 11 Prozent betragen. Aufgrund der Entscheidung des IWF weicht
die vom SZR implizierte Reservenallokation von der von den Notenbanken
tatsächlich gewünschten Reservenallokation nun stärker ab. SZR dürften aus
diesem Grund weniger attraktiv für Notenbanken sein.
Einige Notenbanken sind gewillt, einen SZR-Markt für die
Notenbanken zu kreieren, die SZR kaufen oder verkaufen wollen. Sollte eine
Notenbank aber keinen Käufer für sein eigenes SZR-Angebot finden, kann der IWF
eine Notenbank bestimmen, die diese überschüssigen SZR kauft. Je stärker der
SZR-Korb von der von der Notenbank gewünschten Reservenallokation abweicht,
desto schmerzhafter ist eine solche Verpflichtung. Und das ist seit Ende
November der Fall.
Interpretation ist: Der Beschluss war ein politisches
Zugeständnis an die chinesische Regierung, das darauf abzielt, sie wieder
stärker an den Fonds zu binden. Denn aktuell ist die chinesische Führung an
Initiativen beteiligt, die »in Konkurrenz« mit dem IWF stehen: dem Contingent
Reserve Arrangement (mit den anderen BRICS-Län-dern) und der Asian
Infra-structure Investment Bank (mit anderen europäischen und asiatischen
Ländern). Dabei sollte es nicht ver¬wundern, dass sich die Regierung in Peking
nach Alternativen umschaut. Schließlich wird ihr ein angemessener Anteil an den
Stimmrech¬ten im IWF aufgrund des Widerstands des US-Kongresses vor¬enthalten.
Die Aufnahme in den SZR-Korb könnte man daher als Entschädigung für diese
Ungerechtigkeit interpretieren.
Die Entscheidung hat allerdings vorwiegend einen
symbolischen Charakter. Der wirtschaftliche Nutzen ist verschwindend gering.
Wie oben beschrieben, waren Notenbanken bislang nicht darin beschränkt, ihre
Reserven in Renminbi zu halten. Die Entschei¬dung des IWF hat ihnen also keine
neuen Möglichkeiten eröffnet. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sich das
Verhalten der Noten¬banken in irgendeiner Weise verändern wird.
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