Mittwoch, 6. Januar 2016

Im Bann niedriger Energiepreise


Im Bann niedriger Energiepreise

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/0jrq3awimVA

Im Bann der niedrigen Energiepreise

Wie nur wenige Länder leidet Russland unter der anhaltenden Talfahrt bei Rohöl, Erdgas und anderen Rohstoffen. Die Wirtschaftsleistung schrumpft in diesem Jahr. Die Inflation ist hoch. Der russische Rubel hat auf Sicht von zwei Jahren gegenüber Euro und Dollar massiv an Wert verloren. Moskaus Aktienmarkt befindet sich in einem mehrjährigen Abwärtstrend. Eine Bestandsaufnahme.

Vieles hängt am Öl. Der wertvolle Rohstoff beeinflusst nicht nur die Gewinn- und Verlustrechnungen von Unternehmen, sondern auch die Portemonnaies der privaten Verbraucher. Der Preisrück¬gang des „schwarzen Goldes" dauert nun schon etwa eineinhalb Jahre an. Seither freuen sich Firmen über rückläufige Kosten. Pri¬vate Haushalte ebenso. Ausgaben für Benzin oder Diesel und auch Heizkosten, die jahrelang scheinbar nur den Weg nach oben kannten, gestalten sich seit geraumer Zeit deutlich moderater.

Was Unternehmen und Verbraucher mit Freude registrieren, wird für Öl- und Gasförderländer zunehmend zum Problem. Die roh-stoffreichen Nationen, die jahrelang von der Hausse der Energie¬träger profitierten, leiden nun unter dem Preisverfall.

DEM ÖLPREIS FOLGEND

Zum Beispiel Russland. In diesem Jahr wird die Wirtschaftsleistung im ehemaligen Zarenreich schrumpfen. Nach einem leichten Plus von 0,6 Prozent im Jahr 2014 wird nach der Prognose des Inter¬nationalen Währungsfonds (IWF) das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 3,8 Prozent fallen. 2016 wird das BIP dem IWF zufolge nochmals 0,6 Prozent kleiner ausfallen. Hinzu kommt, dass die Inflationsrate nach IWF-Schätzungen in diesem Jahr auf mehr als 15 Prozent steigen wird.

Einer Rezession sah sich Russland schon lange nicht mehr gegen¬über. Seit 1998, dem Jahr der Russland-Krise, stieg die Wirtschafts¬leistung abgesehen von einer Ausnahme jedes Jahr an. Lediglich 2009, im Jahr nach dem Höhepunkt der Finanzkrise, sank das russische BIP. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf hatte sich von 1999 bis 2013 von rund 1.300 Dollar auf etwa 14.500 Dollar mehr als verzehnfacht. Seither war es auf Dollarbasis klar rückläufig, wegen der Rezession und des schwächer werdenden Rubels.

Die von großen Rohstoffunternehmen wie Gazprom, Lukoil, Rosneft oder Norilsk Nickel geprägte Wirtschaft hatte jahrelang von den höheren Preisen für Energieträger und Industriemetalle profitiert. Entsprechend leiden die Unternehmen nun unter den fallenden Grundstoffpreisen. Der Kursverlauf des Russian Traded Index (RTX®) ist fast ein Spiegelbild der Charts bedeutender Roh-stoffindizes.

 

In den vergangenen beiden Jahren zeigte der Euro/Rubel-Kurs eine regelrechte Berg-und-Tal-Fahrt. Anfang Dezember pendelte sich der Kurs bei etwa 71 Rubel ein.

Bisher hat sich die Wirtschaftsflaute erst leicht in steigender Arbeits-losigkeit niedergeschlagen. Doch: „Zahlreiche Unternehmen haben aufgrund des Abschwungs die Belegschaft reduziert, Löhne ge¬kürzt oder Kurzarbeit bzw. unbezahlten Urlaub angeordnet", berichtet etwa das Auswärtige Amt. Neben den niedrigen Energie¬preisen spielen bei dieser Entwicklung auch die Sanktionen der Europäischen Union im Zuge des Ukraine-Konflikts eine Rolle.

AKTIENMARKT UND WÄHRUNG

Sowohl Moskaus Aktienmarkt als auch der Rubel haben in den vergangenen Jahren massiv an Wert eingebüßt. Der Abschwung begann schon vor dem Ölpreisverfall, beschleunigte sich durch diesen aber zusätzlich. Nun stellt sich die Frage, inwieweit Aktien¬markt und Währung die niedrigen Ölpreise schon eingepreist hatten. Droht in den kommenden Monaten weiteres Ungemach —oder kann sich Russlands Wirtschaft gerade durch den schwachen Rubel erholen?

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