Robert Hooke 1635-1702 Scientific
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/Mg0-Gj1rllA
Robert Hooke (* 18. Julijul./ 28. Juli 1635greg. in
Freshwater, Isle of Wight; † 3. März 1702jul./ 14. März 1703greg. in London)
[... huːk] war ein englischer Universalgelehrter, der hauptsächlich durch das
nach ihm benannte Elastizitätsgesetz bekannt ist. Hookes Wirken ist eng mit den
ersten Jahrzehnten des Bestehens der Royal Society verbunden. Am Gresham
College lehrte er als Professor für Geometrie und hielt die Cutler-Vorlesungen.
Nach dem Londoner Großbrand von 1666 war Hooke als Vermesser und Architekt
maßgeblich am Wiederaufbau Londons beteiligt. Das an den Brand erinnernde
Monument wurde von ihm entworfen.
Aufgewachsen in einem royalistisch und anglikanisch
geprägten Elternhaus, wurde Hooke nach dem Tod seines Vaters an der Westminster
School in London ausgebildet. Bald zeigte sich Hookes praktische Begabung,
insbesondere als Zeichner und Konstrukteur. Auf Vermittlung seines Lehrers
Richard Busby erhielt er eine Anstellung an der Christ Church in Oxford. In
Oxford stand Hooke in den Diensten einer Gruppe von Naturforschern um John
Wilkins, die sich der experimentellen Naturbeobachtung verschrieben hatte und
deren Mitglieder 1660 zum Personenkreis gehörten, der die Royal Society
gründete. 1662 ernannte die Royal Society Hooke zu ihrem Kurator für
Experimente.
Mit Hilfe optischer Instrumente, an deren Verbesserung er
fortwährend arbeitete, beobachtete er sowohl die Erscheinungen am Nachthimmel
als auch die nur mit dem Mikroskop zugängliche Welt. So entdeckte er zum einen
den Großen Roten Fleck auf dem Jupiter, zum anderen prägte er den Begriff
„Zelle“. Mit den für sein Hauptwerk Micrographia angefertigten Zeichnungen
eröffnete er Einblicke in den bis dahin weitgehend unbekannten Mikrokosmos. Im Auftrag
der Royal Society begann Hooke mit regelmäßigen Wetterbeobachtungen. Er
entwickelte die für die Beobachtung notwendigen meteorologischen Messgeräte
weiter und konstruierte den ersten Vorläufer einer automatischen Wetterstation.
Anders als seine Zeitgenossen betrachtete Hooke Fossilien nicht als bloße Laune
der Natur, sondern sah in ihnen Zeugnisse ausgestorbener Lebewesen.
Hookes Beitrag für die Herausbildung der modernen
Naturwissenschaft war lange Zeit von Kontroversen über die Priorität einiger seiner
Erfindungen und Entdeckungen überschattet. Mit Christiaan Huygens stritt er,
wer von ihnen die erste federgetriebene Uhr baute. Isaac Newton verweigerte
Hooke jegliche Anerkennung für die Ideen, die ihn zur mathematischen
Formulierung seines Gravitationsgesetzes führten.
Von Hooke ist kein zeitgenössisches Porträt bekannt. Seine
sterblichen Überreste befinden sich seit 1891 in einem Massengrab auf dem
Friedhof der Stadt London in Manor Park.
Robert Hooke wurde am 18. Juli 1635[1] im Küstenort Freshwater
auf der Isle of Wight geboren. Er war das vierte und letzte Kind von Reverend
John Hooke († 1648) und Cecily Gyles († 1665). Sein Vater studierte vermutlich
an der University of Oxford und wurde dort ordiniert.[2] Um 1615 trat er in die
Dienste von Sir John Oglander (1585–1655), dem Gouverneur der Isle of Wight, um
in Brading dessen Sohn George zu unterrichten. Dort heiratete John Hooke 1622
in zweiter Ehe Cecily Gyles. Neben Robert hatte er mit ihr noch drei weitere
Kinder: Anne († 1661), Katherine (* 1628) und John (1630–1678). Um 1625 wurde
sein Vater Kurat der anglikanischen All-Saints-Kirche in Freshwater.
Das wenige Bekannte über Hookes Kindheit entstammt seiner am
10. April 1697 begonnenen fragmentarischen Autobiografie, die seinem ersten
Biografen Richard Waller vorlag. Hooke erinnerte sich darin an eine
unbeschwerte Kindheit, die durch gelegentliche Anfälle von Magenbeschwerden und
Kopfschmerzen getrübt war. Er bastelte mechanisches Spielzeug, zerlegte eine
alte Kupferuhr in ihre Bestandteile und bildete die Einzelteile aus Holz nach.
Außerdem fertigte er ein knapp ein Meter langes, schwimmfähiges
Segelschiffmodell an, dessen Kanonen sogar in der Lage gewesen sein sollen, zu
schießen. Bei einem Besuch des Miniaturmalers John Hoskins (um 1590–1664/5)
offenbarte sich Hookes zeichnerisches Talent.[3][4]
Bis November 1647 hatte der 1642 begonnene Englische
Bürgerkrieg kaum Auswirkungen auf das Leben der meist royalistisch
eingestellten Einwohner der Isle of Wight. Am 11. November 1647 entkam König
Karl I. seinen Bewachern in London und floh auf die Insel, wo er zwei Tage
später anlangte. In Newport begannen bald darauf die Kapitulationsverhandlungen
zwischen den Royalisten und Parlamentsvertretern.
Am 23. September 1648 setzte Hookes Vater sein Testament auf
und bestimmte seine Freunde Nicholas Hockley, Robert Urrey und Cardell Goodman
(um 1608–1654) zu seinen Nachlassverwaltern. Kurz nach Karls Kapitulation am 8.
Oktober 1648 starb Hookes Vater. Seine Beerdigung fand am 17. Oktober 1648
statt. Er hinterließ seinem Sohn Robert 40 Pfund, seine beste Truhe und alle
seine Bücher. Hinzu kamen noch 10 Pfund aus dem Nachlass von Robert Hookes
Großmutter Ann Giles.[5]
Ausbildung in London und Oxford
Robert Boyles „Pneumatic engine“ wurde von Robert Hooke entworfen,
der damit auch die Experimente durchführte, die zur Entdeckung des Boyleschen
Gesetzes führten.
Im Alter von 13 Jahren kam Robert Hooke nach London. Wie er
dorthin gelangte, ist nicht bekannt. Möglicherweise reiste er in Begleitung von
Cardell Goodman oder in der des Miniaturmalers John Hoskins.[6] In London war
er zunächst für kurze Zeit Schüler des Malers Peter Lely.[7] Ebenso soll ihn
Samuel Cowper unterrichtet haben, ein Neffe Hoskins.[8] Ende Januar 1649 befand
sich Hooke in der Obhut von Richard Busby (1606–1695), in dessen Haushalt er
lebte und der ihn unterrichtete. Busby war seit 1638 Leiter (Headmaster) der
Westminster School. Während seiner Zeit in Westminster erlernte Hooke fließend
Latein, erwarb gute Griechischkenntnisse und konnte sich etwas Hebräisch
aneignen. Er zeigte Talent für Mathematik und besondere Fähigkeiten als
Zeichner. Ebenso erlernte er den Umgang mit der Drehbank und das Spielen der
Orgel.[8]
1653 verließ Hooke die Westminster School in London, um
seine Ausbildung an der Christ Church in Oxford fortzusetzen. Die Westminster
School hatte eine enge Beziehung zur Christ Church, und so traf er dort einige
seiner Mitschüler wieder. Richard Lower studierte seit 1649 dort, und John
Locke hatte sich ein Jahr zuvor eingeschrieben. In Oxford war Hooke zunächst
Stipendiat (Servitor) eines „Mr. Goodman“[7] und sollte als Chorschüler Orgel
spielen. Vermittelt durch Busby, lebte er ab 1654 im Haushalt von Thomas Willis
und assistierte ihm bei dessen chemischen Experimenten in der Beam Hall in der
Oxforder St. John’s Street. Willis war Mitglied einer Gruppe von Naturforschern
um den Leiter (Warden) des Wadham College, John Wilkins. Diese Gruppe hatte
sich der experimentellen Naturbeobachtung verschrieben, wie sie 1620 durch
Francis Bacon in Novum Organum angeregt worden war. Zu dieser Gruppe gehörten
unter anderem Jonathan Goddard, John Wallis, William Petty, Christopher Wren
und Seth Ward. Wilkins hatte 1648 mit Mathematical Magick ein weit beachtetes
Werk geschrieben, das sich mit den Prinzipien von Hebeln, Rollen, Zahnrädern
und Schnecken beschäftigte und in dem er über fliegende Automaten und eine
mögliche Reise zum Mond spekulierte. In dieser Zeit konstruierte Hooke einen
Flugapparat und verbesserte für Seth Ward die Ganggenauigkeit der Pendeluhren,
die dieser bei seinen astronomischen Beobachtungen einsetzte.[9]
Bereits 1653 hatte Wilkins Robert Boyle nach Oxford
eingeladen, der in Dublin mit seinen chemischen Experimenten nicht vorankam.
Boyle ließ sich im Herbst 1655 schließlich in Oxford nieder, und ab dem
folgenden Jahr gehörte Hooke als Assistent zu Boyles Haushalt. Boyle wollte,
angeregt durch Otto von Guerickes Arbeit, eine eigene verbesserte „Luftpumpe“
konstruieren. Unter Hookes maßgeblicher Beteiligung gelang das schwierige
Unterfangen um 1659 schließlich. Gemeinsam führten Boyle und Hooke
Untersuchungen der Eigenschaften der Luft durch. Die Ergebnisse dieser im
Dezember 1659 abgeschlossenen Experimente veröffentlichte Boyle in dem 1660
erschienenen Werk The Spring of the Air, in dem er 43 Experimente über die
Konstruktion und Anwendung der neuen Luftpumpe beschrieb und in dessen Vorwort
er Hookes Verdienst ausdrücklich würdigte.[10][11][12]
Am 31. Juli 1658 wurde Hooke an der Universität Oxford
immatrikuliert. Er erwarb jedoch während seiner Zeit in Oxford keinen
akademischen Grad. Nach 1659 siedelten die Mitglieder der Oxford-Gruppe um
Wilkins allmählich nach London über.
Kurator der Royal Society
Das Gresham College war Treffpunkt der Mitglieder der Royal
Society und ab September 1664 Robert Hookes Wohnort.
Als am 28. November 1660 die Royal Society gegründet wurde,
befanden sich unter den zwölf Gründungsmitgliedern mit Robert Boyle, William
Petty, John Wilkins und Christopher Wren vier Mitglieder der Oxford-Gruppe.
Boyles in Oxford konstruierte neuartige „Pneumatic Engine“ wurde in der
Anfangszeit der Royal Society bei etlichen Experimenten eingesetzt. Als
Assistent von Boyle war Hooke für die Durchführung dieser Experimente
verantwortlich. In den Akten der Royal Society wird sein Name erstmals am 10.
April 1661[13] im Zusammenhang mit seiner 1661 entstandenen, ersten
wissenschaftlichen Arbeit An Attempt for the Explication of the Phaenomena,
observable in an Experiment published by the Honourable Robert Boyle erwähnt.
Hooke versuchte darin, die in Boyles The Spring of the Air als 35. Experiment
beschriebenen Phänomene zur Kapillarwirkung von Wasser in dünnen Röhren zu
erklären. Mit seinen praktischen Fähigkeiten verschaffte sich Hooke schnell die
Anerkennung der Mitglieder der Royal Society. Am 12. November 1662[14] schlug
Robert Moray vor, Hooke als „Curator of Experiments“ der Royal Society zu
beschäftigen. Hooke wurde einmütig von den Mitgliedern der Gesellschaft in
diese Position gewählt. Seine Aufgabe als Kurator bestand darin, für die
wöchentlichen Treffen der Gesellschaft drei bis vier Experimente vorzubereiten
und durchzuführen sowie andere Mitglieder bei der Durchführung von Experimenten
zu unterstützen. Am 3. Juni 1663 wurde Hooke in die Royal Society aufgenommen
und vom Beitrag befreit, den ein Mitglied der Gesellschaft normalerweise
entrichten musste.[15]
Die Mitglieder der Royal Society waren bestrebt, Hooke ein
gesichertes Einkommen zu verschaffen. In Betracht zogen sie dafür eine
Professur am Gresham College. Hinderlich war, dass Hooke keinen akademischen
Abschluss erworben hatte. Durch die Vermittlung des Kanzlers der Universität
Oxford Edward Hyde wurde ihm im September 1663 der Titel eines Magister Artium
zugesprochen. Bei zwei Professuren am Gresham College deutete sich zu dieser
Zeit die Notwendigkeit der Neubesetzung an. Als der Astronomieprofessor Walter
Pope (um 1627–1714) im April 1663 für zwei Jahre ins Ausland ging, übernahm der
Professor für Geometrie Isaac Barrow zunächst Popes Lehraufgaben. Barrow wurde
schließlich Ende 1663 auf den neu gestifteten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik
berufen. Bei der Neubesetzung von Barrows Lehrstuhls am 20. Mai 1664 unterlag
Hooke trotz der Unterstützung durch die Royal Society dem Arzt Arthur Dacres
(1624–1678). Nach dieser Niederlage traten John Graunt und William Petty an
John Cutler mit der Bitte heran, für Hooke eine Vorlesung zu stiften. Im Juni
1664[16] kam Cutler dieser Bitte nach und stiftete für Hooke auf Lebenszeit die
mit 50 Pfund pro Jahr dotierte Cutler-Vorlesung. Am 27. Juli 1664[17] regelte
die Royal Society offiziell Hookes finanzielle Bezüge als Kurator und sicherte
ihm zusätzlich Unterkunft im oder in der Nähe des Gresham College zu. Im
September zog Hooke aus dem Haus von Boyles Schwester Lady Ranelagh (1614–1691)
aus und bezog seine Zimmer am Gresham College, die er bis zu seinem Tod
bewohnte. Im Sommer 1664 erfuhr die Royal Society, dass die Wahl Dacres zum
Geometrieprofessor durch den Londoner Bürgermeister Anthony Bateman manipuliert
worden war. Die Royal Society drängte Dacres zum Rücktritt. Am 20. März 1665
wurde Hooke schließlich Professor für Geometrie am Gresham College. Zuvor hatte
er im Semester 1664/1665 in Vertretung von Walter Pope dort bereits die
astronomischen Vorlesungen abgehalten. Mit seinen drei Tätigkeiten als Kurator
der Royal Society sowie als Professor für Geometrie und Cutler-Professor am
Gresham College war Hooke finanziell abgesichert.[10]
Nach dem Tod von Henry Oldenburg wurde Hooke am 25. Oktober
1677[18] zu einem der beiden Sekretäre der Royal Society gewählt. Diese
Funktion übte er zusätzlich zu seinen Verpflichtungen als Kurator bis 1682 aus.
Beobachter, Experimentator und Erfinder
Micrographia
Die Facettenaugen einer Fliege aus Hookes Micrographia von
1665.
Am 1. April 1663[19] erhielt Hooke von der Royal Society die
Aufforderung, zu jedem ihrer wöchentlichen Treffen eine mit seinem
zusammengesetzten Auflichtmikroskop angefertigte Beobachtung beizusteuern. Im
Laufe des Jahres präsentierte er den Mitgliedern zahlreiche Zeichnungen von
Objekten der belebten und unbelebten Welt. Unter den beobachteten Objekten
befanden sich unter anderem eine Nadelspitze, die Schneide einer Klinge,
venezianisches Papier, versteinertes Holz, ein Schimmelpilz und die Eier des
Seidenspinners. Als besonders außergewöhnlich empfanden seine Zeitgenossen die
Darstellungen des Facettenauges einer Fliege, einer Spinne und einer Milbe.
Unter den von Hooke untersuchten Materialien befand sich auch Kork. Für die von
ihm unter dem Mikroskop in Kork beobachteten Hohlräume prägte er den Begriff
cell für „Zelle“.
Im Sommer des nächsten Jahres[20] beschloss die Royal
Society, Hookes Beobachtungen in ihrem Auftrag drucken zu lassen. Sein Werk
erhielt den Titel Micrographia und war nach John Evelyns Sylva, or Discourse on
Forest Trees das zweite Werk mit der Druckerlaubnis der Royal Society. Unter
den sechzig von Hookes „Beobachtungen“ befanden sich einige Spekulationen, von
denen sich die Royal Society distanzierte und Hooke aufforderte, dies in einem
Vorwort klarzustellen.[21]
Zu diesen Spekulationen gehörte unter anderem Hookes Theorie
der Materie. Er mutmaßte, dass die Materie aus unsichtbar kleinen, schwingenden
Teilchen aufgebaut sei. Seine These beruhte auf einer Analogie zu dem von Marin
Mersenne gefunden Zusammenhang zwischen der Frequenz und der Tonhöhe einer
schwingenden Saite. Wie die von einer Saite erzeugte Frequenz von ihrer Länge,
Dicke und Spannung abhängig sei, hinge die Schwingungsfrequenz der
Materieteilchen in gleicher Weise von Material, Form und Menge ab. Die
unterschiedliche Erscheinungsform fester, flüssiger und gasförmiger Körper
erkläre sich aus den unterschiedlichen Schwingungsfrequenzen ihrer
Teilchen.[22]
Astronomie
Tafel 38 aus Hookes Micrographia mit der Darstellung des
Mondes und der Plejaden.
Hooke war ein aktiver beobachtender Astronom, der zugleich
an der Verbesserung der ihm zur Verfügung stehenden Beobachtungsinstrumente,
insbesondere der Fernrohre und Geräte zur Winkelmessung, interessiert war.
Bereits eine seiner mutmaßlich ersten Schriften, der Discourse of a new
Instrument to make more accurate Observations in Astronomy, than ever were yet
made aus dem Jahr 1661, die bisher nicht wieder aufgefunden werden konnte,
beschäftigte sich mit dieser Thematik.
Im April 1663 beschloss die Royal Society, die Positionen
der Sterne des Zodiak genauer zu bestimmen. Hooke war gemeinsam mit Wren für
die Vermessung der Sterne im Sternbild Stier verantwortlich. Eine dabei
entstandene Zeichnung der Plejaden fand Eingang in sein Werk Micrographia. Er
entdeckte einen fünften Trapezstern im Sternbild Orion[23][24] und untersuchte
mit dem Stern Mesarthim im Sternbild Widder einen der ersten je beobachteten
Doppelsterne. Am 9. Mai 1664[25] entdeckte Hooke den Großen Roten Fleck auf dem
Jupiter. Er beobachtete dessen Bewegung und schloss, dass der Jupiter wie die
Erde um seine Achse rotieren müsse. Giovanni Domenico Cassini konnte kurz
darauf die Rotationsdauer des Jupiters abschätzen.[26] Gemeinsam mit Wren
untersuchte Hooke in dieser Zeit auch die Bahn des im Dezember 1664
erschienenen Kometen C/1664 W1. Im März 1666[27] stellte er fest, dass sich die
Position einiger Objekte auf dem Mars etwas verschoben hatte. Ihm gelang es
damit, bei einem zweiten Planeten dessen Eigenrotation nachzuweisen. Erneut war
es Cassini, der kurz darauf die Rotationsperiode abschätzte.[28] Die von Hooke
angefertigten Zeichnungen und seine Beobachtungsdaten nutzte Richard Anthony
Proctor mehr als zweihundert Jahre später bei seiner neuen Ermittlung der Dauer
des Marstages.[29]
In der sechzigsten und letzten „Beobachtung“ der
Micrographia mit dem Titel Of the Moon (Über den Mond) schrieb Hooke seine
Gedanken zur Entstehung der mit Kratern bedeckten Mondoberfläche nieder. Er
entwickelte dazu zwei Thesen und versuchte, diese mit Laborexperimenten zu
bestätigen. Seine erste These führte die beobachtbare Gestalt der
Mondoberfläche auf vulkanische Aktivität zurück, die zweite erklärte sie mit
Einschlägen von Objekten auf dem Mond. Die von Hooke durchgeführten Experimente
ließen beide Erklärungen gleichermaßen zu. Da er sich jedoch nicht erklären
konnte, woher auf den Mond einschlagende Objekte stammen könnten, verwarf er
die zweite These. Er spekulierte in diesem Zusammenhang ebenfalls darüber, ob
die Erdoberfläche ähnlich geformt sein könnte.
Hookes Bemühungen, die Sternparallaxe nachzuweisen und damit
einen experimentellen Beweis für die Bewegung der Erde um die Sonne zu liefern,
reichen bis in den Sommer 1666[30] zurück. Am 22. Oktober 1668[31] berichtete
er der Royal Society, dass er im Gresham College zu diesem Zweck ein
Zenitteleskop errichtet habe. Hooke bezeichnete dieses Teleskop in Anspielung
auf Archimedes’ Ausspruch, dass er mit einem Hebel die Erde bewegen könne, als
„Archimedean Engine“. Für seine Beobachtungen wählte er den in London im Zenit
stehenden Stern γ Draconis aus. Aus vier vom Juli 1669[32] bis Oktober 1670
vorgenommenen Messungen leitete er in seinem An attempt to prove the motion of
the earth from observations eine Parallaxe von 30 Bogensekunden ab – ein Wert,
der, wie sich viele Jahre später herausstellte, viel zu groß war, aber lange
Zeit als Nachweis der Sternparallaxe anerkannt wurde.[33][34]
Hooke konstruierte ein Helioskop, ein Teleskop zur
Sonnenbeobachtung, in welchem Glasscheiben und -prismen das Sonnenlicht dämpfen.
Eine seiner nicht umgesetzten Ideen sah vor, ein äquatorial montiertes Teleskop
durch eine Pendeluhr steuern zu lassen, um so bei Beobachtungen die Rotation
der Erde auszugleichen.
Wetterkunde
Von Robert Hooke um 1663 für seine meteorologischen Messungen
konstruierte Instrumente: ein Radbarometer, ein Hygrometer und ein Windmesser.
Am 2. September 1663[35] beauftragte die Royal Society
Hooke, täglich Wetteraufzeichnungen vorzunehmen. Die Mitglieder der Royal
Society erhofften sich, auf deren Grundlage Methoden für eine Wettervorhersage
entwickeln zu können. Bereits einen Monat später[36] stellte Hooke seine
Methode zur Wetterbeobachtung vor,[37] die alle Grundzüge der modernen
Meteorologie beinhaltet.
Hooke verbesserte oder erfand zahlreiche meteorologische
Instrumente. In seinem Werk Micrographia hatte er ein Verfahren für eine
Temperaturskala vorgeschlagen, bei dem der Nullpunkt auf den Gefrierpunkt von
Wasser festgelegt wurde. Nach einer erfolgreichen Demonstration des Verfahrens
Anfang 1665, legte die Royal Society Hookes Verfahren als Standard bei ihren
Temperaturmessungen zugrunde.[38] Das von Hooke entwickelte Radbarometer
übertrug Luftdruckänderungen mit Hilfe eines auf einer Quecksilbersäule
schwimmenden Gewichtes auf einen Zeiger und ermöglichte so ein leichtes Ablesen
des Wertes. In seiner Micrographia beschrieb er außerdem ein Hygrometer, das
gleichfalls ein Zeigerinstrument war und zur Messung die hygroskopisch bedingte
Längenänderung der Grannen des Wilden Hafers verwendete. Es funktionierte damit
ähnlich wie die später verbreiteten Haarhygrometer. Ein durch Hooke
verbesserter Windmesser, der die Auslenkung einer Windplatte nutzte, war fast
200 Jahre lang das am weitesten verbreitete Gerät zur Bestimmung der
Windgeschwindigkeit.[39]
Seit Ende 1663 arbeiteten Wren und Hooke gemeinsam an einer
„Wetteruhr“, die von einer Pendeluhr gesteuert meteorologische Daten
aufzeichnen sollte und deren Entwicklung sich über viele Jahre hinzog. Erst am
29. Mai 1679[40] konnte Hooke der Royal Society ein von ihm konstruiertes
Exemplar vorstellen. Diese erste automatische Wetterstation zeichnete
Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Niederschlagsmenge, Temperatur,
Luftfeuchtigkeit und Luftdruck auf Papierstreifen auf.[41]
Geologie
Bereits in seiner Kindheit war Hooke an der durch Erosion
geprägten Küste der Isle of Wight herumgestreift und hatte sich für die in die
Kalksteinfelsen eingelagerten Fossilien interessiert. Um nach dem Tod seiner
Mutter im Juni 1665 einige Familienangelegenheiten zu klären, hielt er sich von
Anfang Oktober 1665 bis Januar 1666 nach längerer Abwesenheit wieder auf der
Insel auf. Diese Zeit nutzte er, um die geologische Beschaffenheit der Insel zu
studieren und Fossilien zu sammeln. 1667 begann er vor der Royal Society mit
einer Vortragsreihe über Geologie, die sich mit Unterbrechungen über mehr als
dreißig Jahre erstreckte und die als Discourses of Earthquakes (Reden über
Erdbeben) 1705 in seinen nachgelassenen Schriften veröffentlicht wurden.
Anders als für fast alle seine Zeitgenossen waren für Hooke
Fossilien keine Laune der Natur, sondern versteinerte Lebewesen. Da einige der
von ihm untersuchten Fossilien keinem der existierenden Lebewesen ähnelten, zog
er es in Betracht, dass es sich um ausgestorbene Lebewesen handeln müsse. Er spekulierte
darüber, ob Veränderungen von Klima, Erdreich und Ernährung zur Bildung neuer
Arten führen könnten. Hooke wurde durch seine Beobachtungen klar, dass die Erde
älter sein müsse als das vom Theologen James Ussher abgeleitete Alter von etwa
6000 Jahren und dass die Dauer der biblischen Sintflut viel zu kurz war, um die
geologische Gestalt der Erde zu erklären. Da Fossilien nach seinem Verständnis
durch Sedimentationsprozesse im Meer entstanden, suchte er nach Prozessen, die
das Anheben dieser Schichten erklären könnten, und hielt Erdbeben für eine
mögliche Erklärung. Hooke mutmaßte weiterhin, dass es einen zyklischen
Austausch von Land und Meergebieten gäbe. Er nahm an, dass die mit Polwanderung
der Erdachse verbundene Änderung der Polfluchtkraft für diesen Gebietsaustausch
sorgen würde.[42][43]
Ellen T. Drake, die Hookes geologische Vorstellungen
untersuchte, geht davon aus, dass seine Überlegungen Einfluss auf Nicolaus
Steno und James Hutton hatten, die beide als „Vater der Geologie“ bezeichnet
werden. Arthur Percival Rossiter nannte ihn 1935 gar den „ersten englischen
Geologen“.[44]
Stadtvermesser und Architekt
Das an den Großbrand von London erinnernde Monument wurde
von Hooke entworfen.
Die Willen Parish Church ist eines der wenigen von Hooke
entworfenen Gebäude, die überdauert haben.
Anfang September 1666 wurden bei einem dreitägigen Großbrand
80 Prozent der City of London zerstört. Bereits am 19. September 1666[45]
stellte Hooke ein „Modell“ für den Wiederaufbau der Stadt vor. Sein Plan wurde
wie fünf weitere jedoch aus Kosten- und Zeitgründen verworfen. Die Stadt London
berief ihn am 4. Oktober 1666 in eine sechsköpfige Kommission für den
Wiederaufbau. Deren erste Aufgabe war es, Empfehlungen für die schon seit 1662
diskutierte Verbreiterung der Straßen und die Beseitigung von Gassen
auszusprechen. Ab dem 31. Oktober 1666 begann die Kommission, Bauvorschriften
zu erarbeiten, und widmete sich den mit dem Wiederaufbau verbundenen
Regularien. Es folgten zahlreiche Beratungen der Kommission mit der City und
dem Privy Council. Hooke untersuchte in dieser Zeit im Auftrag der Royal
Society die Belastbarkeit der aus verschiedenen Lehmerden angefertigten Ziegel,
aus denen die neuen Häuser errichtet werden sollten. Am 8. Februar 1667 gab
König Karl II. seine Zustimmung zum ersten Wiederaufbaugesetz (Rebuilding Act)
und bestätigte die auch von Hooke ausgearbeiteten neuen Bauvorschriften,
behielt sich aber seine Zustimmung zu den geplanten Straßenverbreiterungen vor.
Die entsprechenden Gesetze über die Straßenverbreiterungen legte der Court of
Common Council am 13. März 1667 vor und beschloss am gleichen Tag mit Peter
Mills (1598–1670), Edward Jerman (um 1605–1668), Hooke und John Oliver
(1616/1617–1701) vier Landvermesser zu bestellen. Am nächsten Tag wurden Hooke
und Mills vor dem Court of Aldermen vereidigt. Jerman übte die Tätigkeit des
Landvermessers nie aus. Die Vereidigung von Oliver fand erst am 28. Januar 1668
statt.[46]
Hooke und Mills begannen am 27. März 1667 in der Fleet
Street mit dem Abstecken neuer Straßen. Mit dieser Arbeit wurden sie innerhalb
der folgenden neun Wochen größtenteils fertig. Ein am 29. April 1667
verabschiedetes Gesetz des Common Council legte schließlich die Pflichten aller
Bewohner fest, die ihre Häuser wiedererrichten wollten. Hooke und Mills waren
für die Vermessung des Baugrundes verantwortlich und nahmen die vom Common
Council auferlegten, für den Wiederaufbau fälligen Gebühren entgegen. Diese
Gebühren wurden in Tagesbüchern (day books) verzeichnet, deren Einträge sich
über den Zeitraum vom 13. Mai 1667 bis zum 28. Juli 1696 erstrecken und 8394
Neugründungen dokumentieren. Der Großteil der Vermessungstätigkeit war Ende
1671 abgeschlossen, als 95 Prozent des Baugrunds vermessen waren. Eine weitere
Verpflichtung Hookes und der anderen Vermesser bestand darin, einen
angemessenen Geldbetrag für durch Straßenverbreiterungen oder andere
Wiederaufbaumaßnahmen erlittene Landverluste der Eigentümer festzulegen und zu
beurkunden. Ab dem 31. März 1669 mussten Hooke und Mills daher an den wöchentlichen
Treffen des in Streitfragen zuständigen City Lands Committee teilnehmen.[46]
1670 wurde der City Churches Rebuilding Act verabschiedet,
in dem die Wiedererrichtung von 51 Parish-Kirchen festgelegt wurde. Christopher
Wren, der für die Durchführung verantwortlich war, beschäftigte Hooke daher
zusätzlich zu dessen bereits bestehenden Verpflichtungen als „First Officer“
seines Architekturbüros. Hooke überwachte gemeinsam mit Wren den Baufortschritt
und begann selbst erste Bauten zu entwerfen. Dazu zählen unter anderem das
Monument to the Great Fire of London,[47] das Royal College of Physicians, das
Bethlem Royal Hospital[48] sowie zahlreiche Privathäuser.
Kontroversen
Über die Ursache der Farben
Anfang 1672 lenkte Isaac Barrow die Aufmerksamkeit der Royal
Society auf seinen Schützling Isaac Newton und stellte dessen neuartiges
Spiegelteleskop vor.[49] Einen knappen Monat später erhielt Henry Oldenburg
einen Brief von Newton, in dem dieser seine Ideen über die Natur des Lichtes,
die Brechung und die Farben darstellte.[50] Newton führte darin aus, dass
weißes Licht eine Mischung aus allen Regenbogenfarben ist, das beim Durchgang
durch ein optisches Prisma infolge der unterschiedlich starken Brechung der
einzelnen Anteile in Farben aufgespalten wird. Außerdem war Newton der
Auffassung, dass Licht aus kleinen Teilchen bestünde und sich nicht als Welle
ausbreitete. Hooke und andere wurden aufgefordert, ihren Kommentar zu Newtons
Brief abzugeben, allerdings kam nur Hooke eine Woche später dieser Aufforderung
nach.[51]
In seinem Werk Micrographia beschrieb Hooke
Farberscheinungen und farbige Ringe, die er beim Mineral Muskovit, an
Austernschalen und weiteren dünnen Schichten beobachtete hatte, und die
ebenfalls entstanden, wenn er zwei Glasstücke aneinanderpresste. Er führte dort
auch aus, wie die dabei beobachteten Farben entstehen.[52] In seiner Kritik
wiederholte Hooke die schon in der Micrographia angeführte These, dass „Licht
nichts anderes als eine Stoßwelle ist, die sich durch ein homogenes, gleichförmiges
und transparentes Medium fortpflanzt, und dass Farbe nichts als die Störung
dieses Lichtes […] durch Brechung ist.“[53] Newtons Brief wurde in den
Philosophical Transactions veröffentlicht,[54] Hookes Kommentar jedoch nicht.
Der von der harschen Kritik überraschte und erregte Newton schickte nach
mehreren Entwürfen und auf Drängen Oldenburgs seine Entgegnung, in der er Hooke
scharf zurechtwies und ihm mangelndes Verständnis vorwarf, schließlich drei
Monate später an die Royal Society. Der am 12. Juni 1672 vor der Royal Society
verlesene und anschließend in den Philosophical Transactions veröffentlichte
Brief Newtons war der Ausgangspunkt einer viele Jahre anhaltenden Spannung
zwischen Hooke und Newton.[55]
1675 erbat sich Newton bei der Durchführung eines kritischen
Experimentes, dessen Ergebnis einer seiner weiteren Kritiker, der Jesuit
Francis Linus (1595–1675), in Frage stellte, die Unterstützung der Royal
Society. Falls gewünscht würde er der Gesellschaft eine weitere Arbeit über
seine Farbentheorie übersenden. Anfang Dezember 1675 schickte Newton eine
Abhandlungen mit dem Titel Eine Hypothese zur Erklärung der Eigenschaften des
Lichtes, wie sie in meinen verschieden Aufsätzen diskutiert wurde an Oldenburg.
Diese wurde am 9. und 16. Dezember 1675[56][57] verlesen. Gegen Ende der
Abhandlung nahm Newton auf ein von Hooke im Frühjahr beobachtetes neuartiges
Lichtphänomen[58] Bezug, das Hooke als „Inflexion“ – also Beugung –
bezeichnete. Newton sah darin nur eine andere Form der Brechung und zweifelte überdies
die Neuigkeit der Beobachtung an, da das Phänomen schon zehn Jahre früher von
Francesco Maria Grimaldi beschrieben worden sei. Hooke, der sich erneut von
Newton angegriffen fühlte, tat der versammelten Gesellschaft kund, dass alles
Wichtige bereits in seiner Micrographia stünde und Newton nur ein paar
Einzelheiten weiter ausgearbeitet habe. Oldenburg berichtete umgehend Newton
davon und verlas dessen Reaktion auf Hookes Bemerkung am 20. Januar 1676[59]
vor der Royal Society. Hooke, so Newton, habe nur René Descartes’ Lichttheorie
etwas ausgeschmückt. Seine Theorie sei hingegen völlig eigenständig und er
„möge deshalb nachweisen, dass die von mir verfasste Hypothese nicht nur im
Ergebnis – wie er unterstellt –, sondern in allen Teilen seiner Micrographia
ist. Dann solle er aber auch bitte nachweisen, was von ihm selbst stammt.“[60]
Der von Newtons scharfem Ton überraschte Hooke vermutete, dass Oldenburg seine
Reaktion falsch dargestellt hatte, und wandte sich noch am gleichen Tag in
einem Brief an Newton. Er würdigte darin ausdrücklich Newtons Verdienste und
bat ihn um einen direkten, privaten Austausch ihrer naturphilosophischen
Gedanken. Newton antwortete höflich, würdigte seinerseits Hookes Beiträge zur
Optik, betonte jedoch seine eigene Leistung: „Wenn ich weiter geblickt habe, so
deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.“[61]
Über die Erfindung der federgetriebenen Uhr
Am 18. Februar 1675[62] verlas Oldenburg vor der Royal
Society einen Ausschnitt aus einem Brief von Christiaan Huygens, der sogleich
für die Veröffentlichung in den Philosophical Transactions[63] bestimmt wurde.
Huygens kündigte darin an, dass er eine neuartige, kompakte Uhr mit einer
Federunruh erfunden habe, die eine bisher unerreichte Ganggenauigkeit aufweise.
Hooke, der bereits am Vortag von diesem Brief erfahren hatte, reagierte heftig
und reklamierte die Priorität dieser Erfindung für sich. Er habe bereits in den
1660er Jahren den Mitgliedern der Gesellschaft einige von einer Spiralfeder
angetriebene Uhren vorgestellt.
Die Entwicklung genauer, gegen äußere Einflüsse
unempfindlicher Uhren war ein wichtiger Schritt, um das Problem der Bestimmung
der geografischen Länge von Schiffen auf den Ozeanen zu lösen. Hooke hatte nach
eigenen Angaben bereits 1658 eine verbesserte Pendeluhr entwickelt, von der er
der Meinung war, dass sie zur Lösung dieses Problems beitragen würde. Ende 1663
oder Anfang 1664 kam es zu einem von Boyle arrangierten Treffen mit Moray und
Brouncker, bei dem die Konditionen für ein Patent für Hookes Pendeluhr
ausgehandelt werden sollte. Hooke sagten jedoch die vorgeschlagenen Bedingungen
nicht zu, da nicht das von ihm entwickelte Grundprinzip geschützt werden
sollte, sondern jede weitere Verbesserung gleichfalls Patentanspruch genießen
würde. Huygens ließ sich 1657 eine Pendeluhr patentieren, die gegenüber
herkömmlichen Uhren eine deutlich verbesserte Ganggenauigkeit aufwies. Als
Huygens 1661 in London weilte, interessierte sich die Royal Navy für seine
Erfindung und experimentierte vier Jahre lang mit dessen Pendeluhr. Einer
verbesserten Version von Huygens Pendeluhr wurde 1665 ein durch Robert Moray
ausgehandeltes Patent zugesprochen. Die daraus erwachsenen Einkünfte teilte
sich Huygens mit der Royal Society.
Henry Oldenburg, Sekretär der Royal Society und langjähriger
Korrespondent Huygens, setzte sich vehement dafür ein, dass Huygens ein
englisches Patent für seine neuartige Uhr erteilt würde. Hooke hatte,
unmittelbar nachdem ihm Huygens Brief bekannt war, gemeinsam mit dem Londoner
Uhrmacher Thomas Tompion begonnen, eine nach seinen Ideen arbeitende Uhr mit
Federunruh herzustellen. Im April 1675 vermittelte Jonas Moore (1617–1679), der
als Surveyor-General of the Ordnance die Verantwortung für die englische
Militärforschung und -entwicklung trug, Hooke und Tompion eine Audienz beim
englischen König, bei der sie ihm den Prototyp der Uhr vorstellten. Die dem
König vorgestellte Uhr trug die Inschrift „R. Hooke invenit 1658. T. Tompion
fecit 1675.“, erfunden durch R. Hooke 1658 und hergestellt durch T. Tompion
1675. Oldenburg drängte Huygens daraufhin, eine funktionsfähige Musteruhr nach
England zu entsenden. Das von Huygens im Juni an Brounker geschickte Exemplar
erwies sich als unzuverlässig, aber auch Hooke und Tompion mussten immer wieder
Korrekturen an der vom König getesteten Uhr vornehmen.
Um seinen Prioritätsanspruch nachzuweisen, nahm Hooke
Einsicht in die Akten der Royal Society, konnte aber darin die von ihm
durchgeführten Demonstrationen seiner federgetriebenen Uhr nicht finden. Er
verdächtigte Oldenburg der Manipulation und des Verrats und tat dies in seinen
Cutler-Vorlesungen Helioscopes und Lampas öffentlich kund. Der Council der
Royal Society, der durch die Patentstreitigkeit ihren Ruf gefährdet sah,
unterstützte Oldenburg und rügte sowohl Hooke als auch John Martyn,[64] den
Drucker der Royal Society. Als Hooke nach Oldenburgs Tod im Herbst 1677 zum
Sekretär der Royal Society gewählt wurde, konnte er Einsicht in Oldenburgs
Korrespondenz nehmen. Er fand darin zwei Briefe aus dem Jahr 1665, einen von
Huygens an Oldenburg sowie einen von Moray an Huygens, aus denen hervorging,
dass Huygens von beiden wichtige Informationen über Hookes Uhrenexperimente
erhielt.[65][66]
Über die Beschreibung der Planetenbewegung
Für Hooke verkörperte die Schwerkraft eines der
universellsten Prinzipien.[67] Bereits bei einem seiner ersten als Kurator der
Royal Society Ende 1662 durchgeführten Experimente untersuchte er, ob bei einem
in unterschiedlichen Höhen befindlichen Körper ein Gewichtsunterschied messbar
sei, konnte jedoch keinen nachweisen. Etwas mehr als drei Jahre später
wiederholte er ähnliche Experimente in einem tiefen Brunnen bei Banstead in der
Grafschaft Sussex, erneut ergebnislos. Eine ebenfalls 1666 entstandene Idee
Hookes, mit Hilfe der Schwingungsdauer eines Pendels eine Höhenabhängigkeit der
Schwerkraft nachzuweisen, führte zu keinem messbaren Resultat.
Als Astronom interessierte Hooke, wie sich die beobachtbaren
Bewegungen der Himmelskörper erklären lassen. Am 23. Mai 1666[68] schlug er den
versammelten Mitgliedern eine Deutung für die von Johannes Kepler beschriebenen
Planetenbahnen vor. Die Bewegung der Planeten könne man sich als Überlagerung
einer trägen geradlinigen Bewegung mit einer zum Zentrum der Sonne gerichteten
Krümmung infolge der Anziehungskraft der Sonne vorstellen. In seiner
Cutler-Vorlesung von 1674 konkretisierte Hooke seine Vorstellung über das
Wirken der Gravitation weiter. Die Wirkung zwischen den Himmelskörpern erfolge
unmittelbar und sie sei umso stärker, je näher sie einander seien.[69]
Ende November 1679 nahm Hooke in seiner Eigenschaft als
neuer Sekretär der Royal Society erneut Kontakt mit Newton auf und ersuchte
ihn, die frühere Korrespondenz mit der Gesellschaft wiederaufzunehmen.
Beiläufig fragte Hooke Newton, was dieser von seiner These, der Zusammensetzung
der Planetenbewegung aus einer Tangentialbewegung und Anziehungsbewegung zum
Zentralkörper, halte. Newton antwortete, er hätte von Hookes These keinerlei
Kenntnis und sei momentan an keinem naturphilosophischen Gedankenaustausch
interessiert. Trotz Newtons anfänglich ablehnender Haltung entwickelte sich
zwischen dem 24. November 1679 und dem 3. Dezember 1680 ein sieben
Briefe[70][71][72] umfassender Gedankenaustausch, der zu einem der
einflussreichsten in der Geschichte der Physik zählt und in dessen Verlauf
Hooke Newton am 6. Januar 1680 mitteilte „Meine Annahme ist jedoch, daß sich
die Anziehung reziprok quadratisch zur Entfernung vom Zentrum verhält […]“.[73]
Im Januar 1684 trafen sich Hooke, Wren und Halley im Anschluss
an ein Treffen der Royal Society in einem Londoner Kaffeehaus und diskutierten
die Frage, ob die elliptische Form der Planetenbahnen durch eine Kraft bewirkt
werden könne, die mit dem Quadrat des Abstands von der Sonne abnimmt. Hooke
behauptete beiden gegenüber, dass er dies beweisen könne. Als Halley ein halbes
Jahr später bei Newton in Cambridge zu Gast war, stellte er ihm die Frage,
welche Form die Planetenbahnen unter der Wirkung einer solchen Kraft habe.
Newton antwortete unverzüglich „eine Ellipse“ und teilte Halley mit, dass er
eine diesbezügliche Berechnung durchgeführt habe. Er versprach Halley, ihm
diese zuzusenden. Im November erhielt Halley Newtons neunseitige Abhandlung De
motu corporum in gyrum (Über die Bewegung von Körpern auf einer Bahn), die ein
Vorläufer von Newtons im Sommer 1687 erschienenem Hauptwerk Principia
Mathematica ist. Halley, der den Druck von Newtons Principia finanzierte und
die Drucklegung überwachte, teilte ihm im Mai 1686 mit, dass Hooke eine
angemessene Erwähnung für seine Entdeckung erwarte.[74] In seinen Briefen an
Halley nannte Newton mehrere Argumente, um zu begründen, warum er Hooke die
gewünschte Anerkennung versage, und aus seinem Manuskript tilgte er alle
Stellen, in denen er noch mit Hochachtung auf Hooke Bezug genommen hatte.[75]
Über die Genauigkeit teleskopischer Beobachtungen
Ende 1685 kulminierte mit dem Rücktritt der für die
Philosophical Transactions verantwortlichen ehrenamtliche Sekretäre Francis
William Aston (1644–1715) und Tancred Robinson (um 1657–1748) der seit Jahren
schwelende Streit zwischen Hooke und Johannes Hevelius um den Nutzen
freiäugiger astronomischer Beobachtungen. Nachdem Hooke 1668 ein Exemplar von
Hevelius’ Cometographia erhalten hatte, standen beide miteinander in Kontakt.
Im Gegenzug schickte ihm Hooke eine Beschreibung seines Fernrohres. Er
versuchte Hevelius, der ausschließlich mit dem bloßen Auge beobachtete, davon
zu überzeugen, dass die Genauigkeit teleskopischer Beobachtungen um ein
Vielfaches höher ist. 1673 veröffentlichte Hevelius sein Werk Machina Celestis,
in welchem er seine Beobachtungsinstrumente beschrieb und das einen Teil seiner
jahrzehntelangen Beobachtungsergebnisse enthielt. Sein Werk wurde von vielen
Mitgliedern der Royal Society, darunter Edmond Halley, mit Bewunderung
aufgenommen. Hooke hingegen übte in seiner Cutler-Vorlesung Animadversions on
the First Part of the Machina Coelestis des folgenden Jahres scharfe Kritik an
Hevelius’ Werk. Am 17. Januar 1674[76] demonstrierte er den Mitgliedern der
Royal Society, dass das menschliche Auge nur Winkelabstände von etwa einer
Winkelminute auflösen kann. Hevelius hingegen behauptete, seine mit bloßen
Augen gemachten Beobachtungen würden eine Genauigkeit von einigen
Winkelsekunden aufweisen. Im Herbst 1685[77] erschien in den Philosophical
Transactions eine anonyme, wahrscheinlich von John Wallis verfasste,
Besprechung von Hevelius letztem Werk Annus Climactericus. Die Besprechung
enthielt Auszüge aus zahlreichen Briefen Hevelius, in denen dieser Hookes
Kompetenz als Astronom offen in Frage stellte. Die persönlichen Angriffe auf
Hooke und deren Veröffentlichungen in den Philosophical Transactions führten
schließlich zum Eklat, in dessen Folge Edmond Halley als bezahlter Clerk der
Royal Society angestellt und mit der Herausgabe der Philosophical Transactions
betraut wurde.[78][79]
Letzte Jahre
Die Prioritätsstreitigkeiten ließen Hooke vorsichtiger
werden. So verschlüsselte er beispielsweise die einzige heute noch mit seinem
Namen verbundene Entdeckung 1676 am Ende seiner Abhandlung A Description of
Helioscopes als folgendes Anagramm „ceiiinosssttuu“.[80] Erst zwei Jahre später
legte er in Lectures de Potentia Restitutiva den Wortlaut des hookeschen
Gesetzes offen: „ut tensio sic uis“ – wie die Dehnung, so die Kraft.[81][82]
Ende 1682 ließ sich Hooke von seinen Pflichten als Sekretär der Royal Society
entbinden, war aber bis 1699 noch mehrfach Mitglied des Councils. 1681 erfand
er die Irisblende[83] und erdachte 1684 ein System zur optischen Übermittlung
von Nachrichten.[84]
1687 starb Hookes Nichte Grace, die ihm seit fast 15 Jahren
den Haushalt geführt hatte und seine Geliebte war. Ihr Tod bewirkte einen
tiefgreifenden Wandel seiner Persönlichkeit. Der gepflegte, umgängliche und
weltoffene Hooke wurde melancholisch und zynisch. Nach der Glorious Revolution
von 1688/1689 musste er außerdem mit ansehen, wie seine Widersacher Newton und
Huygens immer mehr an Einfluss gewannen. Für seine Mitwirkung an der Errichtung
des Almshouses Aske’s Hospital in Hoxton wurde Hooke vom Erzbischof von
Canterbury John Tillotson (1630–1694) der Titel eines Doktors der Medizin
zuerkannt. Den dafür notwendigen Eid legte er am 7. Dezember 1691 vor Charles
Hedges (1650–1714) in Doctors’ Commons ab. Bis zuletzt setzte er seine
Vorlesungstätigkeit sporadisch fort.[85] Die Inhalte seiner Diskurse wurden
jedoch zunehmend metaphysischer. 1692 referierte Hooke über den Turmbau zu
Babel und im darauf folgenden Jahr über Ovids Metamorphosen. 1693 beendete er
schließlich seine Tätigkeit für Wren, da er die Baugerüste nicht mehr
erklettern konnte.
In den letzten Monaten vor seinem Tod verschlechterte sich
der Zustand von Hookes Gesundheit, die in den vergangenen Jahren durch seine
lediglich aus Milch und Gemüse bestehende Ernährung und die fortlaufende
Selbstmedikation ohnehin gelitten hatte, zusehends. Er verstarb am 3. März 1703
in seinen Räumen im Gresham College. Sein Freund Robert Knox und sein Assistent
Harry Hunt (1635–1713) bahrten den Leichnam auf und versiegelten seine Räume,
um Diebstahl zu verhindern. Hooke wurde in der St. Helens Church in der
Bishopsgate Street beerdigt. Seine Überreste wurden 1891 gemeinsam mit denen
von etwa 300 weiteren Personen in ein Massengrab auf dem Friedhof der Stadt
London in Manor Park umgebettet, als der Fußboden der Kirche erneuert
wurde.[86]
Rezeption und Nachwirkung
Rehabilitation
Hooke-Denkmal in der St Paul’s Cathedral
Hooke-Denkmal in der Westminster Abbey
1705 veröffentlichte Richard Waller, ein enger Freund
Hookes, dessen wichtigste nachgelassene Schriften. Ihnen stellte er eine kurze
Biografie voran, die teilweise auf Hookes fragmentarischer Autobiografie
beruhte. William Derham versammelte 1726 zahlreiche kleine Beiträge von Hooke
in einem weiteren Nachlassband. Die von John Aubrey, ebenfalls ein guter Freund
Hookes, für den Antiquar Anthony Wood (1632–1695) zusammengetragenen biografischen
Daten wurden in der ersten Auflage von Woods Athenae Oxonienses (1691–1694)
nicht verwendet. Erst in der posthum erschienenen zweiten Auflage von 1721 gibt
es einen kurzen Eintrag zu Hookes Leben.[87] Eine vollständige Edition der in
der Bodleian Library aufbewahrten Manuskripte Aubreys gab Andrew Clark 1898
unter dem Titel Brief Lives heraus.
Bis in die 1930er Jahre geriet Hooke weitestgehend in
Vergessenheit. Erst im Vorfeld des 300. Jahrestages seiner Geburt kam es zu
einer ersten Aufarbeitung seiner Beiträge für die moderne Wissenschaft. Robert
Gunther machte von 1930 bis 1938 in mehreren Bänden seiner Early Science in
Oxford die schwer zugänglichen Schriften Hookes wieder für die Forschung
verfügbar. Henry William Robinson und Walter Adams publizierten 1935 große
Teile des 1891 in Harlow aufgefundenen und von der Corporation of the City of
London angekauften Tagebuchs Hookes. Diese Tagebucheinträge umfassten den
Zeitraum von 1672 bis 1680. Gunther ergänzte im gleichen Jahr diese Edition um
die Veröffentlichung weiterer Einträge aus den Jahren 1688 bis 1690 und 1692
bis 1693.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch Edward Andrades
eindringliche Wilkins-Vorlesung vom 15. Dezember 1949 vor der Royal Society das
Interesse an Hooke neu belebt. Eine erste ausführliche, von Margaret Espinasse
verfasste Biografie erschien 1956. Der Zugriff auf seine umfassende Arbeit für
die Royal Society wurde 1968 durch den Nachdruck von Thomas Birchs vierbändigen
Werk The history of the Royal Society of London for improving of natural
knowledge, das detailliert die ersten Jahrzehnte der Arbeit der Royal Society
protokolliert, erleichtert. In den 1960er und 1970er Jahren untersuchten
Historiker die Frühgeschichte der Royal Society unter neuen, breiter
gefächerten Gesichtspunkten. Michael Hunters verfasste ein Buch über die ersten
Mitglieder der Royal Society, R. E. W. Maddison, Jim Bennett und Richard S.
Westfall schrieben umfassende Biografien über Boyle, Wren und Newton, in denen
auch Hookes Briefe an Boyle, Newton, Oldenburg, Flamsteed, Huygens und andere
veröffentlicht wurden. Zahlreiche Einzelstudien untersuchten in diesen Jahren
Hookes Beiträge zur Entwicklung wissenschaftlicher Instrumente (Barometer,
Mikroskop, Teleskop, Zeitmesser), seine Leistungen als Architekt und Kartograph
sowie als Forscher auf den Gebieten der Optik, des Magnetismus, der Mechanik,
Chemie, Geologie und seinem naturphilosophischen Interesse an einer
universellen Sprache, einer „Philosophischen Algebra“.
Die British Society for the History of Science organisierte
eine erste, ausschließlich Hooke gewidmete wissenschaftliche Konferenz, die vom
19. bis 21. Juli 1987 an der Royal Society in London abgehalten wurde. In den
1990er Jahren wuchs das Interesse an Hooke weiter. In einem 1996 erschienenen Buch
untersuchte Ellen Tan Drake beispielsweise dessen Rolle bei der Begründung der
Geologie. Michael Cooper beleuchtete in seiner 1999 beendeten Dissertation
seine umfassende Tätigkeit als Landvermesser und Architekt beim Wiederaufbau
Londons.
Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit den Leistungen Hookes und seine Würdigung als
bedeutender Naturforscher seiner Zeit zu seinem 300. Todestag im Jahr 2003. Es
erschienen zwei von Stephen Inwood und Lisa Jardine verfasste Biografien über
ihn. Am Nachmittag des 3. März 2003 fand im einzigen vollständig erhaltenen,
von Hooke konzipierten Gebäude, der Willen Parish Church in Milton Keynes, ein
Gedenkgottesdienst statt. Vom 6. bis 9. Juli 2003 waren die Royal Society und das
Gresham College Gastgeber einer Internationalen Konferenz mit dem Titel
Restoring The Reputation Of Robert Hooke, die mit Unterstützung durch die Royal
Academy of Engineering ausgerichtet wurde.[88] Unter der Schirmherrschaft der
Christ Church wurde am 2. Oktober 2003 ein Symposium Robert Hooke and the
English Renaissance abgehalten, das sich ebenfalls mit neuen Erkenntnissen zu
Hookes Wirken beschäftigte.[89][90]
Bildnis
Ein 1939 vom US-Magazin Time fälschlicherweise mit Scientist
Hooke betiteltes Porträt
Dieses Bildnis wurde 2003 von Lisa Jardine als „Robert
Hooke“ identifiziert. Wie sich kurz darauf herausstellte, zeigt es jedoch Johan
Baptista van Helmont
Bisher ist kein zeitgenössisches Bildnis von Robert Hooke
aufgefunden worden. Am 5. Juli 1710 besuchte der Frankfurter Ratsherr und
Jurist Zacharias Konrad von Uffenbach (1683–1734) im Gresham College die
Räumlichkeiten der dort noch tagenden Royal Society und vermerkte in seinem
Reisebericht: „Zuletzt wiese man uns das Zimmer, darinnen die Societät zusammen
zu kommen pfleget. Es ist sehr klein und schlecht, und das beste darinnen die
viele Portraits von denen Mitgliedern, darunter wohl die merkwürdigste sind,
das von Boyle und Hoock.“[91] Dies ist einer der wenigen Hinweise darauf, dass
es ein solches Bildnis tatsächlich gegeben haben muss. Es ging vermutlich beim
von Newton überwachten Umzug der Royal Society nach Crane Court verloren.[92]
In ihrer Ausgabe vom 3. Juli 1939 druckte das
US-amerikanische Magazin Time ein Porträt mit der Bildunterschrift Scientist
Hooke ab.[93] Nachforschungen durch Ashley Montagu zeigten jedoch, dass es sich
hierbei nicht um ein Bildnis Hookes handelt.[94]
Die britische Historikerin Lisa Jardine stieß während ihrer
Recherchen für ihr Buch The curious life of Robert Hooke im Bestand des Natural
History Museum auf ein mit „John Ray“ betiteltes und der Malerin Mary Beale
(1632/3–1699) zugeschriebenes Porträt, von dem sich herausstellte, dass es
nicht den englischen Naturforscher darstellt.[95] Aufgrund weiterer Indizien, beispielsweise
gibt es in Hookes Tagebuch Hinweise darauf, dass sich Robert Boyle von Mary
Beale porträtieren ließ, schloss Lisa Jardine, dass es sich um das verschollene
Bildnis von Robert Hooke handeln müsse. Kurz nach Erscheinen ihres Buches, für
das dieses Porträt als Bucheinband verwendet wurde, konnte William B. Jensen
von der University of Cincinnati anhand zweier Kupferstiche das Bildnis dem
Flamen Johan Baptista van Helmont zuordnen.[96]
Etwa 2003 wurde im County Record Office der Isle of Wight
ein auf den 2. Februar 1684/5 datiertes Dokument Hookes entdeckt, das neben
seiner Unterschrift auch einen Abdruck eines Siegels trägt, das einen Mann im
Profil darstellt. Ob es sich hierbei um ein Porträt Hookes handeln könnte, ist
ungeklärt.[97]
Anlässlich der Aktivitäten zum 300. Todestag von Robert
Hooke wurde unter dem Titel Portraying Robert Hooke – Recreating the Hidden
Genius ein Wettbewerb veranstaltet, bei dem ein neues, modernes Porträt Robert
Hookes geschaffen werden sollte. Die Royal Institution of Chartered Surveyors
und die Royal Society hatten zu diesem Zwecke ein Preisgeld in Höhe von 500
Pfund gestiftet. Sieger war das Hooke-Porträt[98] von Guy Heyden.[99]
Nachlass
Robert Hooke starb ohne ein unterzeichnetes Testament. In
einem später aufgefundenen Testamentsentwurf plante er sein Vermögen unter vier
Freunden aufzuteilen, setzte jedoch noch keine Namen ein. Der Antiquar und
Topograf Thomas Kirke (1650–1706) mutmaßte in einem Brief an Godfrey Copley,
dass dies Christopher Wren, John Hoskyns (1634–1705), Robert Knox und der
Instrumentenbauer Reeve Williams (?–1703) seien. Hooke hinterließ ein
beachtliches Vermögen von 9580 Pfund, davon 8000 Pfund, die er in bar in einer
einfachen Holztruhe aufbewahrte. Sein Besitz ging an Verwandte von der Isle of
Wight: seine Cousine Elizabeth Stephens, eine Tochter des Bruders von Hookes
Vater, und deren Tochter Mary Dillon sowie Anne Hollis, eine Tochter des
Bruders von Hookes Mutter. 1707 kam es zu Streitigkeiten um Hookes Erbe, als
Anne Hollis Bruder, der nach Virginia ausgewanderte Thomas Gyles, von Hookes
Nachlass erfuhr und vor Gericht klagte.[100][101]
Hookes Bibliothek[102] bestand aus über 500 Foliobänden,
1310 Quartbänden, 845 Bänden im Oktavformat und 393 Bänden im Duodezformat. Sie
gelangte am 29. April 1703 zur Versteigerung und erzielte einen Erlös von 250
Pfund.[103]
Hookes unveröffentlichte Schriften gingen in den Besitz von
Richard Waller über, der im Dezember 1708 von Elizabeth Stephens auch dessen
Tagebuch erhielt. William Derham erhielt nach Wallers Tod Papiere aus Hookes
Nachlass von Wallers Schwager Jonas Blackwell (?-1754). Hookes Tagebuch wurde
1891 in Harlow aufgefunden und befindet sich heute in der Guildhall Library von
London.
Bei einer routinemäßigen Wertermittlung in einem Landhaus in
Hampshire wurden im Januar 2006 Papiere entdeckt, die sich bald als verloren
geglaubte Papiere aus dem Besitz von Robert Hooke herausstellten. Der
sogenannte „Hooke Folio“ sollte am 28. März in der New Bond Street in London
versteigert werden.[104] Der Präsident der Royal Society, Martin Rees, bat
öffentlich um Spenden, damit die Royal Society die Papiere für ihr Archiv
erwerben könnte. Über 150 Spender, darunter eine Großspende des Wellcome Trust,
ermöglichten kurz vor Auktionsbeginn den Ankauf des „Hooke Folio“ für 937.074
Pfund.[105] Dem „Hooke Folio“ ist ein von William Derham angefertigter Index
beigefügt. Er besteht aus zwei Teilen. Die ersten einhundert Seiten bestehen
aus Notizen Hookes, die er nach dem Tode von Henry Oldenburg aus den Berichten
der Royal Society exzerpierte, um seine Prioritätsansprüche beweisen zu können.
Bei den übrigen etwa 400 Seiten handelt es sich um von Hooke von Januar 1678
bis November 1683 in seiner Tätigkeit als Sekretär während der wöchentlichen
Treffen der Royal Society angefertigten Notizen. Der „Hooke Folio“ gilt als der
bedeutendste Manuskriptfund der letzten 50 Jahre, der mit der Frühgeschichte
der Royal Society in Verbindung steht.[106]
Eine 1996 von der Kunstsammlung Tate Britain erworbene und
mit „R:Hook“ signierte Zeichnung Three Heads and Two Figure Studies[107] wurde
2010 von Matthew C. Hunter Robert Hooke zugeschrieben
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