Börse Trading Seitwärtsphasen SelMckenzie Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Der Handel einer Trendbewegung kann sehr profitabel sein, aber
nicht
immer ist eine solche Marktphase gegeben. Wenn die Märkte
längere
Zeit seitwärts laufen, können Trader diesen Kanal daher
ebenfalls als
Trend definieren und entsprechend antizyklisch agieren.
In der Regel versteht die Technische Analyse unter einem
Trend eine nachhaltige Aufwärts- oder Abwärtsbewegung
im Zeitablauf. Dabei liegt eine klare Bewegungsstruktur
mit höheren Hochs und höheren Tiefs (Aufwärtstrend)
oder tieferen Hochs und tieferen Tiefs (Abwärtstrend) vor.
Das Trendkonzept können Trader auch auf Seitwärtsphasen
(sogenannte Ranges) übertragen, indem sie
diese ebenfalls als klar definiertes Bewegungsmuster im
Zeitablauf definieren. Zwar entspricht es nicht der
klassischen
Technischen Analyse, eine solche Range als Trend
zu betrachten, aber für das praktische Trading ist dies ein
gutes Konzept zum besseren Marktverständnis. Mit anderen
Worten: Bewegt sich ein Markt oder eine Aktie strukturiert
seitwärts, lässt sich dies als Trend interpretieren – nur
eben mit dem Unterschied, dass dieser zur Seite statt nach
oben oder unten verläuft. Die Range selbst stellt in diesem
Fall also den Trend dar.
Fading
Wenn Trader die Seitwärtsphase als übergeordneten Trend
definieren, sollten sie für ihre Handelsentscheidungen
eine Fortsetzung dieser Marktphase annehmen. Dies entspricht
dem klassischen Verständnis der Trendfolge in Aufwärts-
und Abwärtstrends. Dort setzen Trader ebenfalls auf
ein Anhalten der Bewegung und handeln mit der Trendrichtung.
Antizyklisches Trading in Auf- und Abwärtstrends
kann für erfahrene Trader ebenfalls funktionieren, stellt
aber ein erhöhtes Risiko dar und geht in der Regel mit
niedrigen Trefferquoten einher.
Da der Seitwärtstrend eine besondere Art des Trends
ist, kehren sich die Bezeichnungen hier um. Trendfolge
bedeutet folglich, an der oberen Begrenzung einer
Handelsspanne
auf fallende Kurse zu setzen und an der
unteren Begrenzung auf steigende. Im Fachjargon heißt
es, die Bewegung wird gefadet, man positioniert sich also
entgegen der kurzfristigen Bewegung. Wenn der Trend zur
Seite tatsächlich wie erwartet anhält, sollten die Kurse im
Anschluss wieder in Richtung der anderen Begrenzung der
Range tendieren. Mit anderen Worten: Neue Hochs und
neue Tiefs werden nicht prozyklisch als Ausbruch gehandelt,
sondern antizyklisch gefadet.
Würden Trader dagegen den Ausbruch aus einer Range
prozyklisch traden, käme dies per Definition einem
antizyklischen
Trade in einem klassischen Aufwärts- oder Abwärtstrend
gleich. Denn ist die Range als Trend etabliert, ist es
wahrscheinlicher, dass ein Ausbruch fehlschlägt – ebenso
wie es wahrscheinlicher ist, dass sich ein etablierter
Aufwärts-
oder Abwärtstrend fortsetzt, statt sich umzukehren
Nützliche Indikatoren
Wenn beim beobachteten Basiswert Kurse nahe den
Hochs oder Tiefs der Range auftreten, die der Trader faden
möchte, erhöhen sich die Erfolgschancen, wenn gleichzeitig
ein nur niedriges oder moderates Handelsvolumen auftritt.
Sollte das Volumen dagegen sehr hoch sein, steigt
die Gefahr eines echten Ausbruchs. Wie jeder Trend endet
auch eine Seitwärtsphase früher oder später; Trader sollten
sich dieses Risikos stets bewusst sein.
Ein weiterer Vorteil für das Fading in einer Range ist
es, wenn der beobachtete Basiswert nicht zu den stärksten
oder schwächsten Aktien eines Index gehört und
der jeweilige Sektor oder Gesamtmarktindex selbst auch
eher seitwärts tendiert. Falls es sich beim beobachteten
Basiswert um einen Index handelt, sollte sich dieser beim
Performance-Vergleich mit anderen Benchmarks im Mittelfeld
bewegen. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit
einer Momentum-getriebenen Ausbruchsbewegung, die
häufiger bei besonders starken oder schwachen Basiswerten
auftritt. In Sachen Performance eher mittelmäßige
Titel eignen sich also grundsätzlich besser für das
Trading in einer Range.
Das Setup
Innerhalb eines Seitwärtstrends erfolgen die Long-Einstiege
nahe den Tiefs und die Short-Einstiege nahe den
Hochs der Range. Hierbei sind verschiedene
Agressivitätsstufen
möglich. So können Trader bereits einige Prozentpunkte
vor Erreichen eines neuen Hochs auf fallende Kurse
setzen (aggressive Variante, viele Signale mit höherem
Risiko) oder erst die tatsächliche Ausbildung eines neuen
Hochs abwarten (defensive Variante, wenige Signale mit
niedrigerem Risiko). Es ist ratsam, zunächst mit der
konservativen
Strategie zu beginnen und eventuell später
mit ausreichender Handelserfahrung zur aggressiveren
Methode zu wechseln.
Der Einstieg in einen Long Trade erfolgt demnach bei
Ausbildung eines neuen Tiefs innerhalb eines etablierten
Seitwärtstrends. Dabei sollten Trader insbesondere darauf
achten, dass das Handelsvolumen wie beschrieben keine
besonderen Auffälligkeiten zeigt. Direkt nach Ausführung
der Einstiegsorder platziert der Trader eine Stopp-Loss-
Order in geeignetem Abstand unter dem Einstiegskurs
beziehungsweise bei Short Trades darüber. Bleibt der
Seitwärtstrend
intakt und dreht der Kurs wieder zurück in die
Range, können Trader die Hälfte der Position in der Mitte
des Seitwärtskanals glattstellen. Die verbleibende Position
kann unter Verwendung eines Trailing-Stopp bis zum oder
kurz vor Erreichen des vorherigen Hochs im Kanal gehalten
werden. Eine Glattstellung ist dann manuell oder per
Kursziel
möglich. In der Regel ist es von Vorteil, bereits wenige
Prozentpunkte vor Erreichen der gegenüberliegenden
Seite der Range aus dem verbleibenden Teil der Position
auszusteigen. Dies verringert zwar den möglichen Gewinn,
sichert diesen Profit aber zugleich für den Fall ab, dass
der
Kurs bereits vor Erreichen der Kanalbegrenzung wieder in
die andere Richtung dreht.
Trendlänge
Wie auch Aufwärts- und Abwärtstrends enden Seitwärtsphasen
früher oder später. Aus diesem Grund sollten
Trader bei bereits lange anhaltenden Seitwärtsphasen
vorsichtiger
werden und nur noch sehr selektiv handeln. Allein
eine gewisse Trendlänge wirkt sich positiv auf die
Wahrscheinlichkeit
aus, dass das Bewegungsmuster weiterhin
anhält. Dauert die Seitwärtsphase zu lang an, steigt dagegen
die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Ausbruchs
wieder. Erfahrungsgemäß sind diese finalen
Ausbruchsbewegungen
umso dynamischer, je länger der vorherige
Seitwärtstrend anhielt. Daher sollten Trader ihr Risiko-
Management dementsprechend ausrichten.
Kanal-Wiedereintritt
Es kommt gelegentlich vor, dass eine Aktie kurzfristig
erfolgreich aus einem Seitwärtstrend ausbricht, dann aber
an Dynamik verliert und wieder in die Range zurückfällt.
Oft geschieht dies an Tagen, an denen der Gesamtmarkt
sehr stark oder schwach tendiert und so die meisten Aktien
nach oben oder unten mitzieht. Lässt die Bewegung des
Gesamtmarktes an den Folgetagen nach, fallen die passiv
mitgestiegenen beziehungsweise mitgefallenen Aktien oft
in ihre zuvor etablierten Bewegungsmuster
zurück – in diesem
Fall in den Seitwärtskanal.
Für Trader ist ein solcher Kanal-Wiedereintritt besonders
interessant, da sowohl die obere als auch die untere
Begrenzung bereits zum Zeitpunkt des Wiedereintritts
bekannt sind. Der Kanal muss sich also nicht erst
etablieren.
Trader können davon ausgehen, dass die alten
Begrenzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut von
Bedeutung sind.
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